Rhein
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Rhein | |
---|---|
Daten | |
Lage | Europa |
Länge | 1324 km |
Quelle | Alpen |
Quellhöhe | 2344 m (Vorderrhein, Tomasee) |
Mündung | Nordsee |
Mündungshöhe | 0 m |
Flusssystem | Rhein |
Einzugsgebiet | 198.735 km² |
Abflussmenge | 2.330 m³/s |
Einwohner im Einzugsgebiet | ca. 50 Millionen |
Großstädte | siehe Kapitel Siedlungen |
Rechte Nebenflüsse | siehe Kapitel Nebenflüsse |
Linke Nebenflüsse | siehe Kapitel Nebenflüsse |
Durchflossene Seen | Bodensee |
Schiffbar | 883 km (Großes Rheinschiff) |
Der Rhein ist ein Strom im Übergangsbereich von Mittel- und Westeuropa. Sein Einzugsgebiet bedeckt weite Teile der Schweiz, Deutschlands und der Niederlande, daneben vor allem Gebiete im Osten Frankreichs und im Westen Österreichs. Die größten zum rheinischen Fluss-System gehörenden Flüsse sind Aare, Mosel und Main, bis 1904 auch die Maas. Der Rhein ist der größte Nordseezufluss und eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Allgemeines
[Bearbeiten] Grunddaten
Der Rhein hat eine Gesamtlänge von ungefähr 1324 km, 883 davon sind für die Großschifffahrt nutzbar. Die mittlere Abflussmenge kurz vor dem Delta beträgt 2.330 m³/s. Die höchste dort je gemessene Abflussmenge beträgt 12.000 m³/s (Hochwasser 1926), die niedrigste 600 m³/s (Sommer 1947). Seine Gewässerkennzahl ist 2.
[Bearbeiten] Lage, Einzugsgebiet
Das Quellgebiet des Rheins liegt im Übergangsbereich von den West- zu den Ostalpen. Die hauptsächlichen naturräumlichen Einheiten, die er durchfließt, sind nördliches Alpenvorland, Oberrheingraben, Mittelgebirgsschwelle und Niederrheinisches Tiefland. Der Rhein ist der größte Zufluss in die Nordsee, weitere wichtige Nordsee-Zuflüsse sind von West nach Ost Maas, Ems, Weser und Elbe. Die Fließrichtung des Rheins orientiert sich insgesamt gesehen vor allem nach Norden und Nordwesten.
Das Einzugsgebiet des Rheins umfasst 198.735 km² in neun Staaten und vermittelt zwischen den europäischen Großregionen Westeuropa und Mitteleuropa. Der Rhein durchfließt die Staaten Schweiz, Österreich, Deutschland und Niederlande. Für Liechtenstein und Frankreich stellt er einen Grenzfluss dar. Schließlich umfasst sein Einzugsgebiet auch nahezu ganz Luxemburg und kleine Teile Belgiens und Italiens. Das Einzugsgebiet des Rheins grenzt an jene folgender Meereszuflüsse: Maas, Ems, Weser und Elbe (alle Nordsee), Po und Rhône (beide Mittelmeer) sowie Donau (Schwarzes Meer).
[Bearbeiten] Name
Der Name „Rhein“ geht möglicherweise (wie auch der Name der Rhône oder die antike Bezeichnung Rhaina für die Wolga) auf die indogermanische Wurzel H1reiH- für „fließen“ zurück. Aus dieser Wurzel entstanden u. a. auch das deutsche Verb „rinnen“, das spanische „rio“ (Fluss) oder das altgriechische rhëin für „fließen“, das auch in deutsche Fremdworte (wie etwa Diarrhöe, Rheologie etc.) Eingang gefunden hat. Die Kelten nannten den Fluss Rhenos, die Römer Rhenus; in der Antike wurde der Fluss zudem als Rhenus Pater verehrt. Möglicherweise wurde der Name zuerst von der vorrömischen (rätischen?) Bevölkerung im Quellgebiet des Rheines benutzt und dann von Kelten und Römern übernommen. Der Name könnte aber auch von den Kelten selbst eingeführt worden sein, bedeutet keltisch ro-ean doch „fließendes Gewässer“ oder auch „großes Wasser“.
Der Name des Rheins in Dialekten und anderen Sprachen des Einzugsgebiets: rätoromanisch Rein, schweizerdeutsch Rhy, französisch Rhin, lëtzebuergesch (luxemburgisch) Rhäin, ripuarisch Rhing, niederländisch Rijn, friesisch Ryn.
Der Name des Rheins in sonstigen Sprachen: englisch Rhine, dänisch und norwegisch Rhinen, schwedisch Rhen, keltisch Rhenos, griechisch Ρήνος Rinos, lateinisch Rhenus, italienisch Reno, spanisch Río Rin, portugiesisch Rio Reno, rumänisch Rin, russisch Рейн (река), tschechisch Rýn, polnisch und slowenisch Ren, ungarisch und kroatisch Rajna, türkisch Ren Nehri, arabisch نهر الراين, japanisch ライン川, koreanisch 라인 강, chinesisch 莱茵河.
[Bearbeiten] Abschnitte
Die wichtigsten Abschnitte des Rheinwassers sind das Gebiet der Quellflüsse, der Alpenrhein, der aus Obersee, Seerhein und Untersee bestehende Bodensee, der Hochrhein, der Oberrhein, der Mittelrhein, der Niederrhein und das Rhein-Maas-Delta.
[Bearbeiten] Quellflüsse
Oberhalb des Zusammenflusses von Vorder- und Hinterrhein zum Alpenrhein bei Tamins befindet sich das umfangreiche und weitverzweigte Einzugsgebiet der Quellflüsse des Rheins. Es liegt überwiegend im schweizerischen Kanton Graubünden und reicht vom Gotthardmassiv im Westen über das italienische Valle di Lei im Süden bis Davos im Osten. Die fünf größten Quellflüsse sind Vorderrhein, Hinterrhein, Albula, Landwasser und Gelgia (Julia).
Der Vorderrhein entsteht aus zahlreichen Quellbächen in der obersten Surselva und fließt etwa in West-Ost-Richtung. Von Tamins bis zum Tomasee (gerne als Quelle des Vorderrheins und auch des Rheins selbst angesehen) mit dem Rein da Tuma sind es etwa 70 km, von Tamins bis zum Val Maighels sind es allerdings etwa 74 km (Rein da Maighels). Am Tomasee hingegen weist eine Orientierungstafel auf die Gesamtlänge des Stroms hin: 1320 km bis zur Mündung. Das vom Reno di Medel entwässerte Val Cadlimo ist das einzige südlich des geomorphologischen Alpenhauptkamms gelegene Hochtal, das nach Norden in den Rhein entwässert. In seinem Unterlauf durchströmt der Vorderrhein die Ruinaulta (Rheinschlucht).
Der Hinterrhein fließt oberhalb seines Zusammenflusses mit dem Vorderrhein überwiegend in Süd-Nord-Richtung entlang der Talschaften Domleschg, Heinzenberg und Val Schons, nur im Oberlauf in West-Ost-Richtung (Talschaft Rheinwald). Seine Quellbäche liegen im Adulamassiv, vor allem an Rheinwaldhorn und Güferhorn. Von Tamins bis zur Adula lässt sich eine Fließstrecke von etwa 64 km messen. In seinem Mittellauf fließt der Hinterhein durch die Via Mala.
In den Hinterrhein mündet bei Sils aus Osten die Albula, ein dem Oberlauf des Hinterrheins mindestens ebenbürtiger Wasserlauf. Die Albula selbst hat mit der Gelgia (Julia) und dem Landwasser Zuflüsse mit großen Einzugsgebieten und entspringt oberhalb von Bergün/Bravuogn. Die Quellbäche des Landwassers liegen in einem weiträumigen Talsystem um Davos, die größten Quellbäche sind Dischmabach, Flüelabach und Totalpbach. Von Tamins bis zu den Quellbächen des Dischmabaches am Scalettapass und über dem Furggasee beträgt die Fließstrecke etwa 72 km. Das ist weiter als bis zu den Hinterrheinquellen (64 km), weiter als bis zum Tomasee (70 km) und beinahe ebenso weit wie zur Quelle des Rein da Maighels (74 km).
Insgesamt sind 13 Quellflüsse nach dem Rhein benannt. Im Einzugsgebiet des Hinterrheins befinden sich Reno di Lei, Averser und Jufer Rhein. Im Bereich des Vorderrheins (Rein Anteriur) befinden sich Rein da Tuma, Rein da Curnera, Rein da Cristallina, Maighelser Rhein (Rein da Maighels), Medelser Rhein, Nalpser Rhein (Rein da Nalps), Rein da Plattas und Valser Rhein. Im Dischmatal bei Davos, weit weg vom Hinterrhein, befindet sich der Ort „Am Rin“ („Am Rhein“). In der Nähe, über dem Sertigtal, liegt das Rinerhorn. Die Quellen des südlichsten Zuflusses Reno di Lei befinden sich bereits in Italien, um den Lago di Lei.
[Bearbeiten] Alpenrhein
Zwischen Tamins und seiner Einmündung in den Bodensee heißt der Rhein auch Alpenrhein. Der knapp 100 km lange Alpenrhein liegt zwischen 599 und 396 m und orientiert sich überwiegend nach Norden. Er strömt durch ein glaziales, breit ausgeräumtes, alpines Kastental, das Rheintal. Anfangs befindet sich der Alpenrhein noch ganz im Kanton Graubünden und in der Schweiz. Bei Sargans verhindert eine nur wenige Meter hohe Landstufe, dass er nicht durch Seeztal, Walensee und Zürichsee Richtung Aare fließt. In den unteren Talbereichen bildet der Alpenrhein die Grenze zwischen der Schweiz im Westen und Österreich und Liechtenstein im Osten.
Im Mündungsbereich des Rheins in den Bodensee ist ein Binnendelta ausgebildet. Es umfasst den Bereich zwischen dem Alten Rhein im Westen und dem unteren Rheindurchstich im Osten. Diese Rheindelta genannte Gegend ist in weiten Teilen Natur- und Vogelschutzgebiet und umfasst die österreichischen Ortschaften Gaißau, Höchst und Fußach. Der natürliche Rhein verzweigte sich in mindestens zwei Arme. Durch das Geschiebe entstanden kleine Inseln. In der örtlichen alemanischen Mundart wird eine Insel als «Isel» ausgesprochen. Ein Wortspiel entstand, indem «Isel» als Esel verstanden wurde. Deshalb existiert dort «Esel» als offizieller Flurname.
Die Rheinregulierung mit dem oberen Rheindurchstich bei Diepoldsau und dem unteren Rheindurchstich bei Fußach wurde durchgeführt, um die fortwährenden Überschwemmungen in Kombination mit starken Sedimentationen im westlichen Rheindelta zu verringern. In der Folge musste auch die Dornbirner Ach umgeleitet werden und fließt heute parallel zum kanalisierten Rhein in den Bodensee. Sie weist eine dunklere Farbe als der Rhein auf, da dieser Material aus dem Hochgebirge mit sich schwemmt. Daher wird prophezeit, dass der Bodensee in einigen Jahrhunderten nicht mehr existieren wird – ähnlich wie der ehemalige Tuggenersee.
Der Alte Rhein hinterließ vorerst eine Sumpflandschaft. Er wurde in der Folge in einen künstlichen Graben eingepfercht. So wurde er flussaufwärts schiffbar bis Rheineck SG (etwa zwei Kilometer).
[Bearbeiten] Bodensee
Hauptartikel: Bodensee
[Bearbeiten] Obersee
Hauptartikel: Obersee
Die Strömung des kalten, grauen Gebirgswassers setzt sich noch ein Stück an der Oberfläche des Sees fort und mischt sich zunächst nur wenig mit dem eher warmen, grünlichen Wasser des Obersees. Erst am so genannten Rheinbrech fällt die Strömung auf Grund der größeren Dichte von kaltem Wasser abrupt in die Tiefe ab. Die Strömung drängt erst wieder auf der anderen Seite am nördlichen deutschen Ufer vor der Insel Lindau an die Oberfläche und folgt diesem bis etwa Hagnau am Bodensee. Ein kleiner Teil der Strömung zweigt vor der Insel Mainau in den Überlinger See ab. Die Hauptströmung wird im Konstanzer Trichter von der Rheinrinne aufgenommen und zum Abfluss geleitet. Je nach Wasserstand ist diese Strömung auf der ganzen Länge deutlich wahrzunehmen.
Der Rhein trägt sehr große Mengen an Ablagerungen in den Bodensee ein. Daher ist im Mündungsbereich ein permanenter Kiesabbau mit Schwimmbaggern nötig. Die großen Sedimentfrachten sind auch Folge der umfangreichen Meliorationen flussaufwärts.
Über den Obersee haben drei Staaten direkten Zugang zum Rheinweg, nämlich die Schweiz im Süden, Österreich im Südosten sowie Deutschland mit Bayern im Nordosten, Württemberg im Norden und Baden im Nordwesten.
[Bearbeiten] Seerhein und Untersee
Hauptartikel: Seerhein, Untersee
Vom Obersee führt der vier Kilometer lange Seerhein in den 30 cm tiefer gelegenen Untersee. Am Beginn des Seerheins, in der Mitte der alten Konstanzer Rheinbrücke, beginnt die Kilometrierung des Rheins (vgl. Kapitel Kilometrierung).
Auch im Untersee lässt sich die Strömung des vom Seerhein kommenden Wassers verfolgen und feststellen, dass es sich nur wenig mit dem Wasser des Untersees vermischt. Die nördlichen Teile des Untersees (Zeller See und Gnadensee) bleiben von dieser Durchströmung nahezu unberührt.
Seerhein und Untersee bilden auf weite Strecken die Grenze zwischen der Schweiz und Baden. Nur das Stadtzentrum Konstanz’ bildet mit seiner Lage südlich des Seerheins hier eine Ausnahme.
[Bearbeiten] Hochrhein
Hauptartikel: Hochrhein
Bei Stein am Rhein, das am Westende des Untersees liegt, beginnt der Hochrhein. Er fließt im Gegensatz zu Alpenrhein und Oberrhein vor allem nach Westen und liegt zwischen 396 und 252 m.
Unterhalb von Schaffhausen befindet sich der Rheinfall, der aufgrund seiner mittleren Wasserführung von 373 m³/s (mittlerer Sommerabfluss ca. 700 m³/s) neben dem Dettifoss in Island als einer der größten Wasserfälle Europas gilt. Der größte Teil des Hochrheins wird durch die zahlreichen Staustufen bestimmt. Auf den wenigen verbliebenen natürlichen Abschnitten gibt es immer noch mehrere, Laufen genannte Stromschnellen. Beim aargauischen Koblenz mündet die Aare, die mit einem durchschnittlichen Abfluss von 557 m³/s deutlich wasserreicher als der Rhein (439 m³/s) ist. Dieser hingegen hat den bis hierhin längeren Flusslauf.
Der Hochrhein bildet fast auf seiner gesamten Strecke die Grenze zwischen der Schweiz im Süden und Baden im Norden. Bei Stein am Rhein, Schaffhausen und Basel greift Schweizer Gebiet auf das nördliche Ufer über.
[Bearbeiten] Oberrhein
Hauptartikel: Oberrhein
Im Zentrum von Basel, der ersten Großstadt am Rhein, markiert das „Rheinknie“ den Übergang vom Hochrhein zum Oberrhein und den Eintritt des Rheins in die etwa 300 km lange und bis zu 40 km breite Oberrheinische Tiefebene. Der Oberrhein liegt zwischen 252 und 76 m. Die wichtigsten Zuflüsse des Oberrheins sind die Ill unterhalb von Straßburg, der Neckar in Mannheim und der Main gegenüber von Mainz.
Die Südhälfte des Oberrheins bildet die Grenze zwischen Frankreich (Elsass) und Deutschland (Baden), die Nordhälfte verbindet Rheinland-Pfalz im Westen mit Baden und Hessen im Osten und Norden. Eine Kuriosität dieses Grenzverlaufs sind die in Hessen liegenden sogenannten rechtsrheinischen Stadtteile von Mainz, die bis 1945 zu Mainz gehörten.
Das Oberrheintal war bereits in der Antike und im Mittelalter eine der zentralen Landschaften Europas. Heute ist der Oberrhein Standort zahlreicher wichtiger Industrie- und Dienstleistungsbetriebe mit den Zentren Basel, Straßburg und Mannheim-Ludwigshafen. Die Oberrheinlandschaft hat sich durch die Rheinbegradigung im 19. Jahrhundert stark verändert, was die Trockenlegungen von Seitenarmen und den Rückgang des Auen-Urwaldes zur Folge hatte. In Frankreich wurde der Rheinseitenkanal angelegt, der für die Rheinschifffahrt von großer Bedeutung ist. Ein beträchtlicher Teil des Flusswassers wird umgeleitet.
[Bearbeiten] Mittelrhein
Hauptartikel: Mittelrhein
Bei Bingen verlässt der Rhein den Oberrheingraben und wird mit dem Eintritt in das Rheinische Schiefergebirge zum Mittelrhein. Der Mittelrhein liegt zwischen 76 und 50 m. Linksrheinisch liegen Hunsrück und Eifel, rechtsrheinisch Taunus und Westerwald. Die charakteristische Mittelrheinlandschaft der engen Täler ist durch die Einschneidung des Flusses in die sich hebende Landschaft entstanden. Wichtige Zuflüsse des Mittelrheins sind Mosel und Lahn, die bei Koblenz einmünden. Im nahezu gesamten Bereich des Mittelrheins greift Rheinland-Pfalz auf rechtsrheinisches Gebiet über.
Am Mittelrhein spielen Weinbau und Touristik eine wichtige Rolle. Der Talbereich zwischen Rüdesheim und Koblenz ist zum Weltkulturerbe erklärt worden. Bei St. Goarshausen umfließt der Rhein den berühmten Loreleyfelsen.
[Bearbeiten] Niederrhein
Hauptartikel: Region Niederrhein
In Bonn geht der Mittelrhein mit der Mündung der Sieg und dem Eintritt in das Norddeutsche Tiefland in den Niederrhein über. Der Niederrhein liegt zwischen 50 und 12 m. Wichtigste Zuflüsse sind Ruhr und Lippe. Wie dem Oberrhein wurde dem mäandrierenden Niederrhein durch wasserbauliche Maßnahmen ein festes Flussbett geschaffen. Allerdings steht dem Niederrhein dank weit zurückliegenden Deichen bei Hochwasser mehr Ausdehnungsfläche als dem Oberrhein zur Verfügung.
Der Niederrhein liegt komplett in Nordrhein-Westfalen. Die Ufer des Niederrheins sind meist stark besiedelt und industrialisiert, besonders in den Agglomerationen Köln, Düsseldorf und Ruhrgebiet. Wichtigste Hafenstadt ist Duisburg mit dem größten Binnenhafen Europas. Stromabwärts von Duisburg ist die Region eher agrarisch geprägt. In Emmerich spannt sich die längste Hängebrücke Deutschlands über den an dieser Stelle mehr als 400 Meter breiten Strom. Bei Düsseldorf-Benrath quert die Benrather Linie den Rhein, die niederdeutsche von hochdeutscher Sprache trennt.
[Bearbeiten] Delta
Hauptartikel: Rhein-Maas-Delta
Das an der niederländisch-deutschen Staatsgrenze beginnende Rhein-Maas-Delta stellt die zentrale Landschaft der Niederlande dar. Da das rheinische Fluss-System überwiegt, wird es oft auch einfach Rheindelta genannt, muss dann aber vom Rheindelta am Bodensee unterschieden werden. In gewisser Weise ist auch das Delta der Schelde miteinbezogen, daher der seltene Ausdruck Rhein-Maas-Schelde-Delta.
Für das Rheindelta sind folgende beiden Flussteilungen (Bifurkationen) ausschlaggebend: zum Einen die Rheinteilung bei Millingen in Waal und Nederrijn, zum Anderen der Abzweig der (Gelderschen) Issel (niederländisch: IJssel) vom Nederrijn bei Arnheim. So werden drei Hauptstromverläufe gebildet, die jedoch keine durchgehende Benennung aufweisen: der größte und südliche Hauptarm wird durch den Stromverlauf Waal – Merwede – Noord – Neue Maas – Neuer Wasserweg gebildet, der mittlere durch Nederrijn und Lek, der nördliche durch die (Geldersche) Issel. Daneben sind weitere drei Stromverläufe aufgrund ihrer hohen Abflussmenge von Bedeutung. Die Neue Merwede, ein Abzweig des südlichen Hauptarms, die Alte Maas, ein Seitenfluss des südlichen Hauptarms sowie das Dordtse Kil, ein Abzweig der Alten Maas.
Das Delta des Rheins ist in besonderer Weise mit dem der Maas liiert. Die Maas mündete bis 1904 für etwa vier Jahrhunderte bei Gorinchem in die Waal. Aus Hochwasserschutzgründen wurde die Maas vom Rhein durch eine Schleuse getrennt (Abgedammte Maas) und eine neue Verbindung für das fließende Maaswasser gegraben (Bergse Maas). Seitdem ist das Maaswasser nicht mehr direkt mehr mit dem Rhein durchgehend verbunden und fließt jetzt über Bergse Maas und Amer in die ehemalige Meeresbucht Hollands Diep. Bis zur Elisabethenflut 1421 floss die Maas etwas südlich der heutigen Linie Merwede-Oude Maas Richtung Nordsee und bildete mit Waal und Lek einen gemeinsamen, archipelhaften Mündungsbereich, dessen Zustand durch zahlreiche Meeresbuchten, ästuarartig erweiterte Flussläufe und Inseln sowie laufende Küstenveränderungen schwer fassbar ist. Der nordwestlichste Mündungsbereich, auf Höhe der hier unterbrochenen Dünenketten, hieß bereits spätestens in der Antike und heißt auch heute noch Maasmündung (Maasmond). Dadurch lässt sich vielleicht die Verwendung des Namens Maas für Delta-Unterläufe des rheinischen Systems sowohl vor als auch nach der Flutkatastrophe von 1421 bis in die neueste Zeit erklären.
Die Hydrographie des heutigen Deltas ist geprägt von den Delta-Hauptarmen, weiteren Stromarmen (Holländische Issel, Linge, Vecht u.a.) sowie kleineren Flüssen und Bächen. Viele Fließgewässer wurden „stillgelegt“ („abgedämmt“) und dienen wie die zahlreich angelegten Kanäle zur Entwässerung von Poldern. Mit den sogenannten Deltawerken erfuhr das Delta in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer seiner größten Umgestaltungen.
Das Rhein-Maas-Delta gehört zum Typ des Gezeitendeltas. Nicht nur die Sedimentation der Flüsse, sondern auch die der Gezeitenströme bauten das Delta auf. Andererseits sorgte dieser Umstand insbesondere bei Sturmfluten für eine zusätzliche Hochwassergefahr - im Extremfall auch für einen besonders hohen Landverlust, wenn durch die Gezeitenströme das Land ins Meer abgespült wurde. Auch nach den Regulierungsmaßnahmen der Deltawerke machen sich Ebbe und Flut teilweise noch bis weit ins Landesinnere bemerkbar. An der Waal beispielsweise pendelt die Grenzlinie des Gezeiteneinflusses zwischen Brakel und Zaltbommel. Diese Grenzlinie war ausschlaggebend für die Unterscheidung in einen oberen (außerhalb des Gezeiteneinflusses) und einen unteren Flussabschnitt, beispielsweise Beneden Merwede (Untere Merwede) und Boven Mervede (Obere Merwede).
Gegenwärtig mündet noch an fünf Stellen Rheinwasser ins Meer (bzw. zuerst in vorgeschaltete ehemalige Meeresbuchten), und zwar an den Mündungen von Neuer Merwede, Neuem Wasserweg, Dordtse Kil, Spui und Issel.
[Bearbeiten] Geologie
Die ersten Anfänge des Rheins lassen sich bis ins Miozän vor ca. 12 Millionen Jahren zurückverfolgen. Das Quellgebiet des Urrheins wird im Bereich des Kaiserstuhlmassivs vermutet. Der Urrhein hatte ein teilweise anderes Flussbett als heute. Er strömte ab dem Raum Worms quer durch Rheinhessen und floss auf die Binger Pforte zu. Die Gegend von Oppenheim und Mainz berührte er nicht.
Die Täler des Rheins sind geprägt durch geologische und geomorphologische Vorgänge. So floss der Rhein in frühen Erdzeitaltern in Mäandern in einem breiten und flachen Talgrund, der heute noch auf den Rheinhöhen zu erahnen und durch Rheinschotter auch nachzuweisen ist. Senkungen (Kölner Bucht) und Hebungen bewirkten, dass der Rhein ins Mittelgebirgsvorland Sand und Schotter ablagerte und sich ins Rheinische Schiefergebirge bei dessen Hebung in Zwangsmäandern einschnitt. Da die Hebung in Phasen erfolgte, wurde bei Stillstand wieder ein breiter Talboden ausgebildet, in den bei der nächsten Hebung wieder eingeschnitten wurde. Die verschiedenen Hebungsphasen sind in den gleich hohen Flussterrassen beiderseits des Flusses erkennbar. Die jüngste und niedrigste Terrasse ist die Inselterrasse im Flusslauf selbst. Im Schotterfächer des Rheins ab der Kölner Bucht unterscheidet man Niederterrasse, Mittelterrasse und Rheinische Hauptterrasse. Hier wirkte neben der Tektonik vor allem auch der unterschiedliche Wasserabfluss in den Kalt- und Warmzeiten während der Eiszeit.
[Bearbeiten] Inseln
Hauptartikel: Liste der Rheininseln
Die Rheininseln werden je nach geographischer Lage oder Sprachgebrauch als Wörth, Werth, Aue oder einfach als Insel bezeichnet. Einige Inseln sind, bedingt durch Strombaumaßnahmen, keine Inseln im wörtlichen Sinne mehr, werden aber immer noch so bezeichnet. In den meisten von der Großschifffahrt nicht mehr befahrbaren Stromarmen sind Marinas entstanden. Im Ober- und Niederrhein sind wegen der Rheinbegradigung keine Inseln im Sinne des Wortes mehr vorhanden, d.h. sie liegen nicht im Rhein, sondern im Uferbereich.
[Bearbeiten] Klima
[Bearbeiten] Hochwasser
- Rheinhochwasser 2007, August 2007 (Hochrhein/Oberrhein)
- Rheinhochwasser 1999, Mai 1999 (Hochrhein/Oberrhein)
- Rheinhochwasser 1995, Januar 1995 (Mittelrhein/Niederrhein)
- Rheinhochwasser 1994, Mai 1994 (Hochrhein/Oberrhein)
- Rheinhochwasser 1993, Dezember 1993 (Mittelrhein/Niederrhein), Pegelstand in Köln: 10,63 m (HSW: 8,30m)
- Rheinhochwasser 1991, Dezember 1991 (Oberrhein)
- Rheinhochwasser 1990, Februar 1990 (Oberrhein)
- Rheinhochwasser 1988, März 1988 (Rhein gesamt), Pegelstand in Köln: 9,95 m
- Rheinhochwasser 1987, Juni 1987
- Rheinhochwasser 1983, Mai 1983, Pegelstand in Köln: 9,96 m
- Rheinhochwasser 1983, April 1983, Pegelstand in Köln: 9,84 m
- Rheinhochwasser 1980, Februar 1980 (Oberrhein)
- Rheinhochwasser 1978, Mai 1978 (Oberrhein)
- Rheinhochwasser 1970, Februar 1970, Pegelstand in Köln: 9,86 m
- Rheinhochwasser 1926, Januar 1926, Pegelstand in Köln: 10,69 m
- Rheinhochwasser 1882, Dezember 1882, Pegelstand in Köln: 10,52 m
- Rheinhochwasser 1784, 27. Dezember 1784, mit Eisstau, Pegelstand in Köln: 13,84 m
- Rheinhochwasser 1374, Pegelstand in Köln: 10,35 m
[Bearbeiten] Eisbildung
In der Vergangenheit fror der Rhein immer wieder ganz oder teilweise zu. Im 20. Jahrhundert nahmen diese Ereignisse durch die zunehmende Einleitung von Abwässern ab. Im Jahr 1929 war der Fluss fast auf seiner gesamten Länge zugefroren. 1947 zerstörte Treibeis in Neuwied die hölzerne Behelfsbrücke. 1956 staute sich das Eis bei Bingen auf einer Strecke von 40 km. Im Winter 1962/63 war der Rhein das letzte Mal streckenweise zugefroren. An der Loreley staute sich das Eis so stark, dass keine Eisbrecher mehr durchkamen, es wurde gesprengt. Auf der Waal waren oberhalb Zaltbommel mehrere Schiffe mitten im Strom festgefahren. Da die Niederländer fürchteten, dass beim Losbrechen des Eisstaus die Schiffe die Brücke von Zaltbommel zum Einsturz bringen könnten, sollten die Schiffe gesprengt werden. Sozusagen im letzten Moment konnten Eisbrecher die Schiffe befreien. In kalten Wintern kommt es wegen der geringeren Strömungsgeschwindkeit im niederländischen Fahrgebiet manchmal zur Eisbildung.
Da es früher noch keine Kühlschränke gab, wurde das Eis aus dem Rhein in Felsenkellern gelagert, in Stroh verpackt und im Sommer verkauft. Es fanden auch Kirmesfeste auf dem Rhein statt, und man nutzte die Eisdecke, um mit Fuhrwerken zum anderen Ufer zu gelangen.
Gefährlich werden Eisstaus, wenn die oberhalb liegenden Orte durch Hochwasser gefährdet werden, oder wenn das Eis sich in Bewegung setzt. Dann können Uferbereiche größere Zerstörungen erfahren.
[Bearbeiten] Nebenflüsse
Die Maas war bis 1904 mit 400 m³/s Abflussmenge und 920 km Länge einer der wichtigsten Zuflüsse im Rheinsystem. Seitdem mündet der Hauptteil des Maaswassers nicht mehr in die Waal, den Hauptarm des Rheindeltas, sondern in die ehemalige Meeresbucht Hollands Diep. Davon unabhängig existiert weiterhin die Benennung wichtiger Abschnitte von Armen des Rheindeltas nach der Maas (vor allem Nieuwe Maas und Oude Maas).
Der wasserreichste und zugleich viertlängste Nebenfluss des Rheins ist die Aare. Diese entwässert große Gebiete der Schweiz und bringt mit einem mittleren Jahresabfluss von 590 m³/s deutlich mehr Wasser ein, als der Rhein am Zusammenfluss selbst mitführt (470 m³/s). Jedoch hat der Rhein genannte Flusslauf bis hierhin eine leicht längere Fließstrecke zurückgelegt. Zudem ist der kurz vorher erfolgende Zufluss der zwei großen Alpenflüsse Limmat und Reuss in die Aare zu berücksichtigen. In der Reihe der wasserreichsten Rheinzuflüsse folgen Mosel (290 m³/s), Main (190 m³/s) und Neckar (140 m³/s).
Wassermengen der Zuflüsse über 200 km:
Die beiden längsten heutigen Rheinzuflüsse sind die Mosel mit 544 km und der Main mit 524 km. Eine Fließlänge über 200 Kilometer weisen ferner Neckar, Aare, Lippe, Lahn, Ruhr und die elsässische Ill auf.
Fließlängen der Zuflüsse über 200 km:
In der Tabelle sind alle Zuflüsse mit mindestens 60 Kilometer Fließlänge aufgeführt. Zusätzlich zu erwähnen ist die 32 Kilometer lange, in den Untersee mündende Radolfzeller Aach, da sie Wasser aus der Donauversickerung aufnimmt.
Rhein-Km | R/L | Nebenfluss | Länge in km | Abfluss in m³/s | Flussabschnitt |
---|---|---|---|---|---|
R | Ill (Vorarlberg) | 72 | Alpenrhein | ||
R | Bregenzer Ach | 80 | Obersee | ||
R | Argen | 78 | Obersee | ||
R | Schussen | 62 | Obersee | ||
L | Thur | 130 | Hochrhein | ||
R | Wutach | 90 | Hochrhein | ||
L | Aare | 291 | 590 | Hochrhein | |
164,4 | L | Birs | 73 | Hochrhein | |
R | Elz | 90 | Oberrhein | ||
289,1 | R | Kinzig | 90 | Oberrhein | |
311,3 | L | Ill (Elsass) | 208 | 58 | Oberrhein |
334,3 | L | Moder | 93 | Oberrhein | |
344,0 | L | Sauer | 70 | Oberrhein | |
344,5 | R | Murg | 79 | Oberrhein | |
370 | R | Pfinz | 60 | Oberrhein | |
400,2 | L | Speyerbach | 60 | Oberrhein | |
428,2 | R | Neckar | 367 | 140 | Oberrhein |
496,6 | R | Main | 524 | 190 | Oberrhein |
518,7 | L | Selz | 63 | 0,77 | Oberrhein |
529,1 | L | Nahe | 116 | Oberrhein | |
585,7 | R | Lahn | 242 | Mittelrhein | |
592,3 | L | Mosel | 544 | 290 | Mittelrhein |
610,2 | R | Wied | 102 | Mittelrhein | |
639 | L | Ahr | 89 | Mittelrhein | |
659,3 | R | Sieg | 155 | 52 | Niederrhein |
703,3 | R | Wupper | 113 | 15 | Niederrhein |
735,6 | L | Erft | 103 | Niederrhein | |
780,1 | R | Ruhr | 221 | 79 | Niederrhein |
797,7 | R | Emscher | 84 | Niederrhein | |
814,4 | R | Lippe | 255 | 46 | Niederrhein |
925,5 | L | Maas (bis 1904) | 920 | 400 | Delta (Waal) |
1012,7 | L | Oude Maas | Delta (Nieuwe Maas) | ||
R | Alte Issel | 80 | Delta (IJssel) | ||
R | Berkel | 110 | Delta (IJssel) | ||
R | Schipbeek | 86 | Delta (IJssel) |
[Bearbeiten] Siedlungen
[Bearbeiten] Großstadtgemeinden
An den Ufern des Rheinwassers finden sich 20 Gemeinden mit 100.000 und mehr Einwohnern. Nicht wenige gingen aus römischen Siedlungen hervor, wie Basel, Straßburg, Mainz, Koblenz, Bonn, Köln, Neuss, Nimwegen, Utrecht und Leiden. Sie gehören zu den wichtigsten Rheinstädten und liegen alle am linken Rheinufer, da der Rhein Grenze des Römischen Reiches war. Die drei größten Rheinstädte mit mehr als 500.000 Einwohnern sind Köln, Rotterdam und Düsseldorf. Über 300.000 Bewohner weisen mit Duisburg, Bonn und Mannheim weitere drei Städte auf. Karlsruhe, Utrecht, Wiesbaden, Straßburg und Krefeld haben noch über 200.000 Einwohner. Rheinstädte mit staatlichen Hauptstadtfunktionen sind Basel, Straßburg, Wiesbaden, Mainz und Düsseldorf, früher gehörten auch Karlsruhe und Bonn in diese Liste. Die Hauptorte dreier Bundesländer Deutschlands liegen also am Rhein. Die Rheingroßstädte sind zumeist Zentren von weitaus größeren unmittelbar zusammenhängenden Siedlungsgebieten (Agglomerationen).
Rhein-km | Großstadtgemeinde | Ewz. | Rheinabschnitt | Ufer des Stadtkerns |
---|---|---|---|---|
167 | Basel | 166.000 | Hochrhein | L |
294 | Straßburg | 273.000 | Oberrhein | L |
359 | Karlsruhe | 286.000 | Oberrhein | R |
425 | Mannheim | 308.000 | Oberrhein | R |
425 | Ludwigshafen | 164.000 | Oberrhein | L |
499 | Mainz | 196.000 | Oberrhein | L |
503 | Wiesbaden | 275.000 | Oberrhein | R |
591 | Koblenz | 116.000 | Mittelrhein | L |
655 | Bonn | 315.000 | Niederrhein | L |
688 | Köln | 991.000 | Niederrhein | L |
699 | Leverkusen | 161.000 | Niederrhein | R |
740 | Neuss | 153.000 | Niederrhein | L |
743 | Düsseldorf | 578.000 | Niederrhein | R |
762 | Krefeld | 241.000 | Niederrhein | L |
777 | Duisburg | 497.000 | Niederrhein | R |
884 | Nimwegen | 161.000 | Delta | L (Waal) |
1000 | Rotterdam | 586.000 | Delta | R (Nieuwe Maas) |
Arnheim | 143.000 | Delta | R (Nederrijn) | |
Utrecht | 283.000 | Delta | R (Oude Rijn) | |
Leiden | 118.000 | Delta | R (Oude Rijn) |
[Bearbeiten] Agglomerationen
Am Rhein liegen 17 Agglomerationen (hier im Sinne von zusammenhängendem Siedlungsgebiet) mit mehr als 100.000 Einwohnern. Neben der polyzentrischen Agglomeration des Ruhrgebiets haben die vier monozentrischen Agglomerationen von Köln, Düsseldorf, Rotterdam und Basel mehr als 700.000 Bewohner.
Rhein-km | Agglomeration | Ewz. | Rheinabschnitt | Größte Gemeinden der Agglomeration |
---|---|---|---|---|
0 | Konstanz | 111.000 | Seerhein | Konstanz, Kreuzlingen |
165 | Basel | 731.000 | Hochrhein | Basel, St. Louis, Huningue, Weil am Rhein, Lörrach, Birsfelden, Allschwil, Binningen, Reinach, Münchenstein, Muttenz, Dornach |
287 | Straßburg | 390.000 | Oberrhein | Straßburg, Kehl, Schiltigheim |
362 | Karlsruhe | 600.161 | Oberrhein | Karlsruhe |
425 | Mannheim | 1.579.252 | Oberrhein | Mannheim, Ludwigshafen |
500 | Mainz-Wiesbaden | 795.725 | Oberrhein | Mainz, Wiesbaden |
591 | Koblenz | 250.000 | Mittelrhein | Koblenz, Neuwied, Andernach |
655 | Bonn | 899.753 | Niederrhein | Bonn |
688 | Köln | 1.846.241 | Niederrhein | Köln, Leverkusen, Frechen |
743 | Düsseldorf | 824.000 | Niederrhein | Düsseldorf, Neuss, Ratingen |
775 | Ruhrgebiet | 5.300.000 | Niederrhein | Duisburg, Krefeld, Essen, Bochum, Dortmund (polyzentrische Agglomeration) |
884 | Nimwegen | 161.000 | Delta | Nimwegen |
975 | Dordrecht | 195.000 | Delta | Dordrecht, Papendrecht, Zwijndrecht |
1000 | Rotterdam | 820.000 | Delta | Rotterdam, Schiedam, Vlaardingen, Spijkenisse, Rozenburg |
Arnheim | 143.000 | Delta | Arnheim | |
Utrecht | 365.000 | Delta | Utrecht, De Bilt, Maarssen | |
Leiden | 189.000 | Delta | Leiden, Leiderdorp, Voorschoten, Oegstgeest |
[Bearbeiten] Mittelstädte
Zu den bedeutendsten Mittelstädten (20.000 – 100.000 Einwohner) gehören oberhalb Basels Chur, Konstanz und Schaffhausen, am Oberrhein Kehl, Speyer, Worms und Bingen, am Mittelrhein Andernach und Neuwied, am Niederrhein Wesseling, Dormagen, Wesel und Emmerich sowie im Delta Dordrecht, Deventer und Zwolle.
[Bearbeiten] Umwelt und Wirtschaft
[Bearbeiten] Fauna
Einen Gesamtüberblick über die Fauna des Rheins und seine Veränderungen im Verlaufe der Zeit gibt es nicht. Im Vergleich zu heute kann man für die Zeit vor den großen Begradigungen und Uferverbauungen und vor den starken anorganisch- und organisch-chemischen Belastungen infolge Industrie und verstärktem Bevölkerungsanstieg, d.h. bis etwa in die Mitte des 19. Jahrhundert, von einer deutlich reichhaltigeren einheimischen Fauna ausgehen, der praktisch keine durch den Menschen verursachten Einschleppungen (Neozoen) beigemischt waren. Diese letzteren sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und vor allem ab Beginn der 1990er Jahre besonders augenfällig geworden[1] und haben dazu geführt, dass heute die Mehrzahl der Steine besiedelnden größeren Wirbellosenarten eingeschleppte Formen darstellen. Darunter fallen zum Beispiel die zahlreichen bei Niedrigwasser beobachtbaren Vertreter der Asiatischen Körbchenmuschel.
[Bearbeiten] Wirbellose
Die Arten größerer Wirbellosen (das tierische Makrobenthos) sind von größenordnungsmäßig rund 160 Arten im Niederrhein um das Jahr 1900 auf rund 25 Arten im Jahre 1971 zurück gegangen und haben sich erst ab den 1980er Jahren wieder deutlich erholt. Sie erreichten gegen 2000 wieder um die 130 Arten. Hinzu kamen während des 20. Jahrhunderts zunehmend mehr eingeschleppte Arten, die um 1998 bereits rund 20 zusätzliche, teilweise massenhaft vorkommende Arten darstellen. Von der Biomasse her dominieren sie heute die Fauna des tierischen Makrobenthos im Rhein.
[Bearbeiten] Fische
Zur Zeit beherbergt der Rhein wieder 63 Fischarten, lediglich der Stör fehlt. Alle auffindbaren Fische sind essbar. Durch den Bau von Fischtreppen an den Wehren können heute auch wieder Wanderfische wie Lachs und Meerforelle bis zum Oberrhein und in die Nebenflüsse aufsteigen und dort laichen. Auch die Artenvielfalt von Muscheln, Schnecken und Insekten hat zugenommen, es sind auch Neueinwanderer darunter.
Den Hauptanteil an den Fischarten haben: Rotauge, Stint, Hecht, Wels, Neunauge, Äsche, Barbe, Döbel, Aal, Ukelei, Flussbarsch und Brachse. Neu eingewanderte Arten sind: Sonnenbarsch und Zander, sowie die aus der Donau stammende Marmorgrundel (Grundeln) und der Weißflossengründling. Der Schneider am Oberrhein und Flunder und Quappe am Niederrhein haben ihre Bestände vergrößert. Der Lachs vermehrt sich seit 1994 in einigen Nebenflüssen zunehmend natürlich. Die Anzahl der Kleintiere lag im Jahr 2000 fast so hoch wie vor 100 Jahren.
Im Niederrhein wurden seit etwa 1800 immer ca. 33–39 einheimische Fischarten gefunden, wobei die unterste Zahl in der Zeit um 1910 bis 1950 auftrat. Der Anteil der eingeführten gebietsfremden Fischarten vergrößerte sich dabei von ursprünglich 1 bis 2 Arten im 19. Jahrhundert auf etwa 11 Arten in den 1990er Jahren (nach Angaben in [2]).
[Bearbeiten] Wasservögel
Der Rhein ist vom Bodensee bis zu seiner Mündung ein wichtiges Rast- und Überwinterungsgebiet. Er dient auch anderen Vogelarten als Leitlinie beim Vogelzug.
Der Winterbestand an Wasservögeln betrug im Jahr 2000 etwa 2 Millionen Exemplare, verteilt auf 42 Arten. Die wichtigsten Arten sind:
- Pflanzenfresser: Blässhuhn, Blässgans und Stockente
- Muschelfresser: Reiher- und Tafelente
- Fischfresser: Haubentaucher und Kormoran, weniger als 5 % des Gesamtbestandes
[Bearbeiten] Biotoptypen
- Aquatischer und amphibischer Bereich der Fließgewässer
- Natürliche Auengewässer
- Sümpfe, Röhrichte und Uferstaudenfluren
- Grünland
- Trockenbiotope
- Auwälder in aktuellen Überschwemmungsbereichen
[Bearbeiten] Umweltbelastungen
Schadstoff | 1985 | 1992 | 2000 |
---|---|---|---|
Ammonium-N2 | 37.000 | 16.800 | 6.800 |
AOX | 4.675 | 890 | 1.100 |
Blei | 550 | 330 | 250 |
Cadmium | 9 | 5,9 | 5,1 |
Chrom | 500 | 220 | 150 |
Phosphor (total) | 32.000 | 13.000 | 13.000 |
Quecksilber | 6 | 3,2 | 1,6 |
Zink | 3.600 | 1.900 | 1.400 |
Nach den Angaben des Umweltbundesamtes, das für Deutschland ökologische Aufgaben wahrnimmt, nimmt die Schadstoffbelastung des Rheins seit 1960 kontinuierlich ab. Dies ist einerseits auf die systematische Abwasserreinigung durch den Bau von Kläranlagen zurückzuführen und andererseits auf die Tatsache, dass die Industrie immer weniger mit Chemikalien und Schwermetallen belastete Abwässer in den Rhein einleitet. Die oberelsässischen Kaligruben leiten aber immer noch einen großen Teil nicht brauchbarer Salze in den Rhein ab, obwohl diese Einleitungen nach einem Schadensersatzprozess der Stadt Amsterdam vor dem Gericht in Straßburg reduziert sein sollen. Heute leben wieder etwa 63 Fischarten im Rhein. Trotz der deutlichen Reduzierung der Gewässerbelastung durch Haushalts- und Industrieabwässer transportiert der Rhein jährlich noch immer Schwermetalle und Chemikalien wie Pestizide in Richtung Nordsee und belastet damit die Trinkwasserversorgung der Rheinanlieger. Die in der Tabelle angegebenen Werte beziehen sich auf die Messstelle Bimmen am Niederrhein. Diese Daten werden von der Internationalen Kommission zum Schutze des Rheins veröffentlicht. Diese Kommission besteht seit 1950. Einfluss und Bedeutung bekam sie aber erst nach 1986.
Am 1. November 1986 brannte eine Lagerhalle der Firma Sandoz in Schweizerhalle bei Basel am Rhein. Die mit dem Löschwasser in den Rhein gelangten Chemikalien (insbesondere Phosphorsäureester und Quecksilberverbindungen) vernichteten dort einen großen Teil des tierischen und pflanzlichen Lebens. Nach dem Brand bei Sandoz schien der Rhein auf weiten Strecken tot zu sein, doch erholte er sich in den folgenden Monaten und Jahren durch Hochwasser und Wiederbesiedlung. Durch verstärkten Aus- und Neubau von Kläranlagen und weitere Maßnahmen zum Gewässerschutz, hat sich die Rheinbiozönose daher wieder erholt, war danach aber stärker von Neozoen besiedelt als zuvor. Nicht zuletzt als Folge dieses Unfalls wurde die Löschwasserrückhalterichtlinie erlassen.
Andere den Rhein belastende Giftstoffe, zum Beispiel Pestizide und Rückstände von Medikamenten, sind in der Tabelle noch nicht berücksichtigt.
[Bearbeiten] Trinkwasser
Viele Städte entnehmen Wasser aus dem Rhein zur Trinkwassergewinnung, dabei handelt es sich meist um Uferfiltrat. Die Niederlande sind darauf besonders angewiesen. Um bei Unfällen mit wassergefährdenden Stoffen schnell reagieren zu können, wurde eine Alarmzentrale eingerichtet.
[Bearbeiten] Wirtschaftsfaktoren
Der Rhein ist auf weite Strecken Schifffahrtsstraße und dazu beidseitig von Eisenbahnlinien und Autobahnen begleitet. Vor allem an Schnittstellen mit anderen Handelsachsen bildeten sich bedeutende Wirtschaftsstandorte aus (so Köln, Koblenz, Mainz, Ludwigshafen, Basel).
Für die Chemie mit Kohle/Teerfarben, die Petrochemie, die Kunststoffindustrie und die Ölraffinerien werden Kohle und Erdölprodukte billig herangeschafft und weiterverarbeitet; die Chlorchemie (Polyvinylchlorid) bekommt ihr Salz durch die Massentransportschifffahrt. Das Transportaufkommen 2005 betrug 236,765 mio.To. Bedeutendster Wirtschaftsfaktor nach Handel und Industrie ist der Tourismus.
[Bearbeiten] Weinanbau und Weinkultur
Wein prägt wie nichts anderes den Natur- und Kulturraum des Rheins. Landschaftsnamen wie Rheingau, Rheinhessen oder Kaiserstuhl (Baden) sind gleichzeitig Weinbaugebiete. Besonders schwer ist der Weinanbau in den Steillagen des Mittelrheintales. An vielen Stellen war die Umwandlung in großflächigere mit Maschinen bebaubare Parzellen nicht möglich. Da aber der Wein in den Steillagen der schiefrigen Hänge besonders gut wird, lohnt sich hier doch manche Mühe. Der Wein ist ein Wirtschaftsfaktor für die Region.
Siehe auch Mittelrhein (Weinbaugebiet)
[Bearbeiten] Verkehr
[Bearbeiten] Brücken
Siehe auch: Liste der Rheinbrücken
Brücken prägen das Erscheinungsbild des Rheins wesentlich mit. Zu den ersten festen Brücken gehören vermutlich die Brücken der Römer, die ebenso wie die Brücken des Mittelalters und der Frühneuzeit aus Stein oder Holz gebaut waren. Eine einschneidende Veränderung erfolgte durch die Verwendung neuer Materialien und Techniken im Rahmen der Industrialisierung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren es vor allem Eisenbahnbrücken, die durch Größe und Material (Stahl) einen neuen Akzent setzten (vgl. Hohenzollernbrücke in Köln). In der Hochzeit der Moderne und des Automobilverkehrs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde diese Rolle von zahlreichen neuen Straßenbrücken, darunter große Autobahnbrücken, eingenommen. Dominierend für das Erscheinungsbild wurde neben Stahl der Werkstoff Beton und neue Brückenbautechniken (vgl. Südbrücke Koblenz). Einen relativ neuen Akzent setzen die seit Ende des 20. Jahrhunderts verstärkt, aber gleichwohl spärlich hinzukommenden Fußgänger- und Radfahrerbrücken (vgl. Mimram-Brücke bei Straßburg).
[Bearbeiten] Häfen
Die wichtigsten kommerziellen Rheinhäfen befinden sich am Ober- und am Niederrhein: Rheinhäfen beider Basel, Straßburg, Kehl, Karlsruhe, Wörth am Rhein, Germersheim, Speyer, Ludwigshafen, Mannheim, Worms, Gernsheim, Mainz, Lahnstein, Koblenz, Bendorf, Andernach, Bonn, Godorf / Wesseling, Köln-Niehl, Leverkusen, Dormagen, Neuss, Düsseldorf, Krefeld, Duisburg-Ruhrort, Orsoy, Walsum, Rheinberg, Wesel, Emmerich am Rhein, Nimwegen, Dordrecht und Rotterdam.
[Bearbeiten] Kilometrierung
Die bestehende Kilometrierung für Deutschland bzw. die Niederlande rechnet von Konstanz ab, ist seit dem 1. April 1939 gültig und ersetzt alle vorherigen Einteilungen. Ihr Nullpunkt liegt in der Mitte der alten Konstanzer Rheinbrücke und endet mit Kilometer 1036,20 westlich von Hoek van Holland (Einmündung in die Nordsee bei Kilometer 1032,80). Nach ihr richten sich die Schifffahrt und alle Behörden. Diese Kilometrierung misst für Seerhein, Untersee und Hochrhein 145 km (Konstanz bis Basel, km 0–145), für den Oberrhein 283 km, (Basel bis Mannheim, km 145–428), für den Mittelrhein 232 km (Mannheim bis Bonn, km 428–660) und für den deutschen Niederrhein 205 km (Bonn bis Grenze, 660-865). Geologisch gesehen beginnt der Mittelrhein jedoch erst in der Nähe von Mainz, dort wo der Rhein in das Mainzer Becken einfließt.
Ab dem Pannerdense Kop, unterhalb von Millingen am Rhein in den Niederlanden, läuft die Kilometrierung in den drei Rheinarmen Waal, Nederrijn und Issel gleichlautend weiter. In der Schifffahrt ist es deshalb wichtig, bei einer Kilometerangabe immer auch das jeweilige Fahrwasser zu nennen. Auf niederländischen Strecken ist die Kilometerbezeichnung durch Tafeln mit weißen Ziffern auf schwarzem Grund an jeweils nur einem der Ufer angebracht. Hier werden nur die vollen Kilometer angezeigt.
Die vollen Rheinstrom-Kilometer werden durch große Tafeln rechtwinklig zur Stromachse an beiden Ufern angezeigt. Die 500-Meter-Marken bestehen aus einem schwarzen Kreuz auf weißem Grund. Die übrigen 100-Meter-Marken – etwa 100 cm × 50 cm große Rechtecke auf etwa 2 m hohen Eisenstangen – werden durch die Zahlen 1 bis 4 und 6 bis 9 dargestellt.
Auf der deutsch-schweizerischen Rheinstrecke zwischen Basel und Stein am Rhein (Hochrhein) bezieht sich die Zählung nur auf das deutsche Rheinufer. Die gleiche Zählung findet auf der deutsch-französischen Rheinstrecke zwischen Basel und Lauterburg Anwendung, auf der übrigen Strecke in Bezug auf die Strommitte.
Bereits im Jahre 1806 begann Johann Gottfried Tulla, der Leiter des Flussbauwesens in Baden mit der Herstellung einer zusammenhängenden Karte des Rheins. Eine zusammenhängende Längenvermessung wurde aber erst 1839 beendet und im Jahresbericht der „Central-Commission für die Rheinschifffahrt“ von 1844 veröffentlicht. Das bedeutete aber nicht, dass damit auch eine einheitliche Kilometereinteilung eingeführt worden wäre. Vor 1939 hatten die selbständigen Rheinuferstaaten Baden, Bayern, Hessen und Preußen ebenso wie die Niederlande für ihre Rheinabschnitte eine eigene Kilometrierung, die jeweils an der Landesgrenze mit Null anfing und stromabwärts anstieg. So lag z. B. Königswinter am preußischen Kilometer 143 (heute km 645).
Das 1863 beschlossene Gesamt-Nivellement (Höhenvermessung) des Rheines erforderte auch eine erneute Längenvermessung, die 1890 abgeschlossen wurde aber wegen mangelnder Genauigkeit wiederholt werden musste. 1904 machte Hessen der Zentral-Kommission Mitteilung über den erfolgreichen Abschluss und die Ergebnisse der Längen- und Höhenvermessung auf der hessischen Stromstrecke. Die anderen Länder schlossen ihre Messungen in den darauffolgenden Jahren ab.
Die einzelnen Länder hatten den Sichtzeichen (Kilometertafeln und Einhundertmetersteine) größte Aufmerksamkeit gewidmet und sie teilweise, wie z. B. Hessen, für ihr Stromnivellement mit Höhenbolzen versehen. Da man bei der Gesamtvermessung ab Konstanz an den fest eingemessenen Kilometerpunkten festhielt, kam es zwischen km 22 und km 23 bei Stein zu einer Verkürzung um rund 400 m, zwischen km 436 und km 437 bei Roxheim zu einer Verkürzung um rund 365 m und zwischen km 529 und km 530 bei Bingen zu einer Verkürzung um rund 475 m. Daraus resultiert, dass der Rhein rund 1,2 Kilometer kürzer ist als die ausgewiesene Kilometerzahl an der Mündung.
Siehe auch: Rheinkilometrierung zwischen Rheinfelden und Lobith
[Bearbeiten] Rheinschifffahrt
Siehe Hauptartikel Rheinschifffahrt
Aufgrund seiner verkehrsstrategisch günstigen Lage an und zwischen wichtigen Wirtschafts- und Industriegebieten Europas nicht nur in der Neuzeit hat die Schifffahrt auf dem Rhein und seinen Zuflüssen eine lange Tradition. Heute gehört der Rhein zu den am stärksten befahrenen Wasserstraßen der Welt.
Mit der Rheinschifffahrtsakte vom 31. März 1831 (Mainzer Akte) wurde die Schifffahrt vereinfacht und beispielsweise das Stapelrecht in Köln und Mainz abgeschafft. Um den Rhein überhaupt vernünftig schiffbar zu machen wurde er begradigt. Mit der Revidierten Rheinschifffahrtsakte vom 17. Oktober 1868 Mannheimer Akte wurde die Schifffahrt unter anderem von bestimmten Gebühren und Abgaben befreit. Rheinschifffahrtsgerichte wurden eingerichtet. Die Zentralkommission für die Rheinschifffahrt ist seit 1920 im Palais du Rhin in Straßburg untergebracht.
Der Rhein ist heute auf Grund der baulichen Maßnahmen und der ziemlich regelmäßigen Niederschläge in seinem Einzugsgebiet bis Rheinfelden problemlos ganzjährig schiffbar. Oberhalb des Rheinfalls ist der Rhein bis zur Brücke bei Neuhausen am Rheinfall für jeden Schiffsverkehr gesperrt. Oberhalb der Rheinbrücke in Schaffhausen besteht in den Sommermonaten eine durchgehende Schiffsverbindung bis Konstanz. Das Stauwehr in Schaffhausen sorgt für einen gleichbleibenden Pegelstand bis Diessenhofen. Die Brücke bei Diessenhofen ist sehr niedrig und gewisse Schiffe „versenken“ für die Durchfahrt die Führerkabine. Bis Stein am Rhein ist der Rhein nicht reguliert, daher je nach Wasserstand schiffbar. Der Alpenrhein ist für Schifffahrt gesperrt, der „Alte Rhein“ aber auf zwei Kilometern von der Mündung bis Rheineck SG schiffbar.
[Bearbeiten] Schiffsverbindungen zu anderen Wasserwegen
Der Rhein hat über Kanäle Verbindungen zu anderen Flüssen:
- Der Rhein-Main-Donau-Kanal ist für größere Schiffe geeignet
- Der Rhein-Marne-Kanal (Canal de la Marne au Rhin) verbindet mit zwei Kanaltunneln über zwei Wasserscheiden Straßburg über Mosel und Marne mit der Seine bei Paris, nur noch für Sportboote und kleinere Schiffe geeignet
- Der Rhein-Rhône-Kanal (Canal du Rhône au Rhin) zweigt zwischen Basel und Mülhausen vom Rheinseitenkanal ab, ist aber nur noch für den Tourismus interessant
- Ab Duisburg verbindet ein Kanalsystem den Rhein mit den norddeutschen Flusssystemen, Ruhr und Rhein-Herne-Kanal
- Bei Wesel beginnt der Wesel-Datteln-Kanal
- Die Maas bei Venlo sollte 1626 mit der Fossa Eugeniana ab Rheinberg und 1809 nach dem Willen Napoleons durch den Nordkanal ab Neuss angeschlossen werden. Beide Projekte wurden angefangen aber nicht fertiggestellt.
- Ab Tiel verbindet der Amsterdam-Rhein-Kanal die Waal mit Amsterdam.km 913,5
- In Nijmegen zweigt der Maas-Waalkanal ab. km887,1
- Unterhalb Nijmegen besteht über den Kanaal van St.Andries eine Verbindung zur Maas.km 926,1
- Bei Woudrichem ist die Zufahrt zur Afgedammte Maas. km 952,5
- In Gorinchem zweigt der Merwede-Kanal zum Amsterdam-Rhein-Kanal ab. km 955,5
[Bearbeiten] Pegel
An den Rheinpegeln werden regelmäßig die aktuellen Wasserstände angezeigt. Folgende 31 Pegel existieren am Rhein: Konstanz, Rheinfelden, Iffezheim, Maxau, Speyer, Mannheim, Worms, Mainz, Oestrich, Bingen, Kaub, Koblenz, Andernach, Oberwinter, Bonn, Köln, Düsseldorf, Duisburg-Ruhrort, Wesel, Rees, Emmerich am Rhein, Lobith, Pannerdense Kop, IJsselkop, Nijmegen Hafen, Tiel, Zaltbommel, Vuren, Krimpen, Dordrecht und Rotterdam.
Die für die Schifffahrt wichtigsten Pegel sind Duisburg-Ruhrort und Kaub. Duisburg ist relevant für die Strecke bis Koblenz, Kaub für südliche Bestimmungsorte. Die Pegelstände sind wichtig für die Ladetiefe und damit die Tauchtiefe bei Niedrigwasser. Man lädt so beispielsweise 80 bis 120 cm auf den Pegel Kaub je nach Risikobereitschaft. Gegebenenfalls muss ein Hafen oder eine Reede angelaufen werden, um das Schiff zu leichtern. Für die Bergfahrt auf dem Mittelrhein war dies zum Beispiel bis in die 1970er Jahre in Bad Salzig für Tankschiffe und in St. Goarshausen für sonstige Ladungen möglich, heute hat dies an Bedeutung verloren. Da die Schiffe nicht mehr volle Ladung transportieren können, verteuert sich die Fracht. Deshalb wird bei bestimmten Wasserständen an den Pegeln Duisburg, Köln und Kaub in der Frachtschifffahrt ein Kleinwasserzuschlag (Kwz) erhoben.
Alle Rheinpegel weisen eine Hochwassermarke I und eine Hochwassermarke II aus. Bei Hochwassermarke I soll nur noch im mittleren Drittel des Fahrwassers gefahren werden, zu Tal maximal mit 20 km/h (Ausnahme Gebirgsstrecke 24 km/h). Dies wird von der Wasserschutzpolizei überwacht. Bei Erreichen der Hochwassermarke II wird im betreffenden Bereich die Schifffahrt total gesperrt. Die entsprechenden Hochwassermarken sind bei „Pegel Köln“ beschrieben.
[Bearbeiten] Rheinromantik
Hauptartikel: Rheinromantik
Bestandteile von Rheinsagen sind Ritter, Drachen, einsame Jungfrauen auf hohen Felsen (Loreley), unachtsame Schiffer im verunglückenden Kahn oder fleißige Zwerge, die Heinzelmännchen. Der Rheinromantik sind abgesehen von einigen Liedern auch wiederaufgebaute Burgen wie Schloss Stolzenfels bei Koblenz oder die Hochkönigsburg im Elsass zu verdanken.
[Bearbeiten] Trivia
- 1966 erregte ein Weißwal Aufsehen, der während eines Monats rheinaufwärts bis nach Bonn und wieder zurück ins offene Meer schwamm (siehe Moby Dick (Rhein)).
- Der Rhein entwässert auch einen kleinen Teil Italiens: Der Reno di Lei leitet Wasser aus dem Lago di Lei in der italienischen Provinz Sondrio in den Hinterrhein.
- Der Rhein führt auch einen Teil des Wassers der oberen Donau ab; an mehreren Stellen wird die Europäische Wasserscheide unterirdisch umgangen, siehe Donauversickerung.
- Eigentlich könnte der Rhein auch Aare heißen, denn die Aare ist beim Zusammenfluss mit dem Rhein derjenige Fluss mit der größeren Wassermenge (s. oben), und gewöhnlich ist die Größe eines Flusses namensbestimmend.
- Etwa 1 % des Alpenrheinwassers umgeht Basel bzw. den Hochrhein, indem es von der Bodensee-Wasserversorgung dem Bodensee bei Sipplingen entnommen und als Trinkwasser in viele Städte in Baden-Württemberg bis hinauf nach Bad Mergentheim und Tauberbischofsheim geführt wird. Von Stuttgart aus zum Beispiel fließt das Wasser via Neckar wieder in den Rhein.
[Bearbeiten] Zitate
„Der Rhein ist der Fluss, von dem alle Welt redet und den niemand studiert, den alle Welt besucht und niemand kennt. Dennoch beschäftigen seine Ruinen die geistigen Höhenflüge, und diesen bewundernswerten Fluss lässt das Auge des Poeten wie das Auge des Publizisten unter der Durchsichtigkeit seiner Fluten Vergangenheit und Zukunft Europas ahnen.“
– Victor Hugo 1845
[Bearbeiten] Listen und verwandte Themen
- Liste der Rheinfähren
- Liste der Rheinbrücken
- Liste der Burgen und Schlösser
- Liste der Flüsse in Deutschland
- Liste europäischer Flüsse
- Liste der längsten Flüsse der Erde
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Bruno Streit (1992): Zur Ökologie der Tierwelt im Rhein. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft Basel. Band 102: 323-342
- ↑ Stefan Nehring (2003): Gebietsfremde Arten in den deutschen Gewässern – ein Risiko für die Biodiversität. S. 40–52 in: Angewandte Wissenschaft Heft 498 (Schriftenreihe des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft)
[Bearbeiten] Literatur
- Keune, Karsten (Hrsg.): „Sehnsucht Rhein: Rheinlandschaften in der Malerei“. Mit Beiträgen von Irene Haberland und Elmar Scheuren. Bonn 2007, Bouvier Verlag Bonn, ISBN 3-416-03096-6.
- Klaus Honnef, Klaus Weschenfelder, Irene Haberland (Hrsg.): Vom Zauber des Rheins ergriffen …: Zur Entdeckung der Rheinlandschaft. Klinkhardt & Biermann, München 1992, ISBN 3-7814-0334-3 (Mit zahlreichen Abbildungen der deutschen Burgen und Städte am Rhein in Kunstwerken englischer und niederländischer Künstler der vergangenen Jahrhunderte).
- Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Brücken über den Rhein. Köln 1996.
- Josef Smets, Der Rhein. Deutschlands Strom, aber Frankreichs Grenze. Zur Rheinmythologie in Frankreich und in Deutschland vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert. In: Jahrbuch für Westdeutsche Landesgeschichte (1998), S. 7-50
- Ingo Runde: Zur Bedeutung und Entwicklung des Rheinhandels im Früh- und Hochmittelalter. In: Schutz des Kulturerbes unter Wasser. Veränderungen europäischer Lebenskultur durch Fluss- und Seehandel. Beiträge zum Internationalen Kongress für Unterwasserarchäologie (IKUWA '99), 18.-21. Februar 1999 in Sassnitz auf Rügen. Lübstorf 2000 (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns 35), S. 297–309.
- Gertrude Cepl-Kaufmann, Antje Johanning (Hrsg.): Mythos Rhein. Kulturgeschichte eines Stromes. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-89678-465-X
- Gertrude Cepl-Kaufmann, Hella-Sabrina Lange (Hrsg.): Der Rhein. Ein literarischer Reiseführer. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-18919-1
- Hans Chr. Hoffmann, Dietmar Keller, Karin Thomas (Hrsg.): Der Rhein – Unser Weltkulturerbe. Dumont, Köln 2003, ISBN 3-8321-7323-4
- Manfred Fenzl: Der Rhein. Schaffhausen – Nordsee und zum IJsselmeer. Führer für Binnengewässer. 4. Auflage, Delius Klasing, Bielefeld 2005, ISBN 3-89225-466-4
- Martin Stankowski, Links + Rechts, der andere Rheinreiseführer, vom Kölner Dom bis zur Loreley. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2005, ISBN 3-462-03573-8
- Sabine Brenner (Sabine Brenner-Wilczek): „Das Rheinland aus dem Dornröschenschlaf wecken!“ Zum Profil der Kulturzeitschrift »Die Rheinlande« (1900–1922). Bd. 10 der Schriftenreihe »Archiv – Bibliothek –Museum« des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf 2004, ISBN 3-89978-022-1
[Bearbeiten] Weblinks
- Eine multimediale Reise entlang dem Rhein, von den Quellen bis nach Basel.
- Internationale Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR)
- Wasserstände der Rheinpegel
- Planfeststellungsbeschluss Raum für den Fluss. Investition in die Sicherheit und Lebenskraft des Ufergebietes, dec 2006
- IKSR (Internationale Kommission zum Schutz des Rheins): Tabellen zur Ökologie des Rheins
- Rheinausbau im Bereich Binger Loch
- Die Wasserschutzpolizei Hessen
Geschichte
- Livius.org: Römischer Rhein (engl.)
Aller | Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal | Britzer Verbindungskanal | Charlottenburger Verbindungskanal | Dahme | Datteln-Hamm-Kanal | Donau | Dortmund-Ems-Kanal | Eider | Elbe | Elbe-Havel-Kanal | Elbe-Lübeck-Kanal | Elbe-Seitenkanal | Ems | Fulda | Havelkanal | Havel-Oder-Wasserstraße | Hunte | Ihme | Küstenkanal | Lahn | Leine | Lesum | Main | Main-Donau-Kanal | Mittellandkanal | Mosel | Müritz-Elde-Wasserstraße | Müritz-Havel-Wasserstraße | Neckar | Nord-Ostsee-Kanal | Obere Havel-Wasserstraße | Oder | Oder-Spree-Kanal | Oste | Peene | Rhein | Rhein-Herne-Kanal | Ruhr | Ruhrschifffahrtskanal | Saale | Saar | Sacrow-Paretzer Kanal | Silokanal | Stör | Teltowkanal | Untere Havel-Wasserstraße | Werra | Wesel-Datteln-Kanal | Westhafenkanal | Weser