Wupper
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Wupper (im Oberlauf Wipper) | |
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Übersichtskarte des Flusslaufs |
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Daten | |
Lage | Nordrhein-Westfalen, Deutschland |
Länge | 116,504 km |
Quelle | Bei Börlinghausen in Marienheide |
Quellhöhe | 441 m ü. NN |
Mündung | Bei Leverkusen-Rheindorf in den RheinKoordinaten: 51° 2′ 46″ N, 6° 56′ 57″ O 51° 2′ 46″ N, 6° 56′ 57″ O |
Mündungshöhe | 34 m ü. NN |
Höhenunterschied | 407 m |
Flusssystem | Rhein |
Einzugsgebiet | 827 km² |
Abflussmenge | 15,4 m³/s |
Einwohner im Einzugsgebiet | etwa 900.000 |
Großstädte | Wuppertal, Solingen, Remscheid, Leverkusen |
Mittelstädte | Wipperfürth, Radevormwald, Schwelm, Ennepetal, Leichlingen |
Kleinstädte | Marienheide, Hückeswagen |
"Offizielle" Quelle der Wupper im Börlinghausen | |
Eine der 37 eigentlichen Quellen im Naturschutzgebiet Wupperquellen nördlich von Börlinghausen | |
Mündung der Wupper in den Rhein (Stromkilometer 703) | |
Die Wupper unter der Schwebebahntrasse | |
Wupper bei Radevormwald-Vogelsmühle |
Nebenflüsse und Wasserbauwerke
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Die Wupper ist ein Fluss in Nordrhein-Westfalen, Deutschland, der als Wipper bei der Marienheider Ortschaft Börlinghausen an der Grenze zu Meinerzhagen im Bergischen Land entspringt und in der Stadt Leverkusen zwischen den Stadtteilen Wiesdorf und Rheindorf nach 116,5 Kilometer Flussstrecke und gut 400 Höhenmetern in den Rhein mündet. Der mittlere Abfluss beträgt 15,4 m³/s am Pegel Opladen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verlauf und Etymologie
Die Wupper verläuft mit einem ausgedehnten nördlichen Bogen von Ost nach West. Sie durchfließt die Städte und Gemeinden Marienheide, Wipperfürth, Hückeswagen, Radevormwald, Wuppertal, Remscheid, Solingen und Leichlingen, bis sie in Leverkusen in den Rhein mündet. Kierspe, Ennepetal und Schwelm berühren mit ihrem Stadtgebiet ebenfalls kurz den Fluss.
Längster Nebenfluss ist die Dhünn, die in Leverkusen linksseitig in die Wupper mündet.
Das wassertechnische Einzugsgebiet umfasst 827 km². In diesem Einzugsgebiet leben ca. 900.000 Menschen.
Als Wipper gab der Fluss der Stadt Wipperfürth ihren Namen (dort befand sich an der Gemarkung "Leiersmühle", als es noch keine Brücken gab, eine Furt zum Durchqueren des Flusses) wie auch den Wipperfürther Ortsteilen Wipperfeld und Wipperhof. Ebenso namengebend war die Wipper auch bei den flussaufwärts gelegenen Ortschaften Nieder-, Bös-, Klas- und Schmitzwipper. Trotzdem wird der Fluss (heute) bereits ab der Einmündung der Kerspe Wupper genannt. Als solche verlieh das Gewässer außer Wuppertal lediglich einer einzigen weiteren Ansiedlung ihren Namen, nämlich dem Solinger bzw. Leichlinger Ortsteil Wupperhof.
Der Name Wipper/Wupper leitet sich vermutlich vom Wippen des Wassers über die Steine im Bach bzw. Flussbett her, bedeutet also sich schnell bewegendes Wasser. Eine weitere mögliche Deutung wäre wogendes, reißendes Wasser, was auch dem vorherrschenden Charakter als Gebirgsfluss entsprechen würde. Diese Ableitung gab auch den Ortschaften Wippe, Wipperaue und Wipperkotten (alle Solingen) ihren Namen, jedoch hat dies nichts mit der Wupper zu tun, sondern mit dem Nebenfluss Weinsberger Bach, der am Wipperkotten in die Wupper mündet.
[Bearbeiten] Das Flusssystem
Zuständig für die Staugewässer im Einzugsbereich der Wupper ist der Wupperverband.
Der Fluss wird an drei Stellen aufgestaut: Die 1987 eröffnete und 1989 vollendete großflächige Wuppertalsperre befindet sich genau im Städtedreieck Remscheid/Hückeswagen/Radevormwald und dient dem Hochwasserschutz und der Niedrigwassererhöhung.
Die gleiche Funktion erfüllt der kleinere Beyenburger Stausee, eine Aufstauung der Wupper in Wuppertal-Beyenburg. Der Stromgewinnung dient die Staustufe Radevormwald-Dahlhausen, die kleinste der drei Wupper-Talsperren. Ein historisches Modell einer alten Stauklappe wird an zentraler Stelle des Ortes mit einer Informationstafel erläutert.
Im Einzugsgebiet der Wupper befinden sich 14 weitere Talsperren, die direkt oder indirekt den Fluss speisen. Diese Dichte an Talsperren ist für einen Fluss dieser Länge ungewöhnlich.
- Brucher Talsperre
- Lingesetalsperre
- Kerspetalsperre
- Schevelinger Talsperre
- Neyetalsperre
- Bevertalsperre
- Panzertalsperre
- Untere Herbringhauser Talsperre
- Herbringhauser Talsperre
- Ronsdorfer Talsperre
- Eschbachtalsperre
- Sengbachtalsperre
- Diepentaler Talsperre
- Große Dhünntalsperre
[Bearbeiten] Geschichte
Für die wirtschaftliche Entwicklung des Bergischen Landes ist die Wupper seit der Neuzeit grundlegend gewesen, da entweder ihr Wasser zum Bleichen von Garnen und Tuchen (Barmen und Elberfeld) oder ihre Antriebskraft über Turbinen und ober- bzw. unterschlächtige Wasserräder z.B. in Schleifkotten zur Metallbearbeitung in Solingen genutzt wurde. Seit dem 19. Jahrhundert wurde sie zudem als Kühlwasserreservoir für die sich entfaltende chemische Industrie eingesetzt (Bayer-Werke in Wuppertal-Sonnborn).
[Bearbeiten] Umwelt
[Bearbeiten] Fauna
Ursprünglich war die Wupper mit ihren überschatteten Ufern und dem reinen, weichen Wasser der ideale Ort für Bachforellen, Aale und Lachse, sodass sie bis über das Mittelalter hinaus bedeutsam für den ortsansässigen Fischfang war. Doch die Artenvielfalt bei den Fischen ist insgesamt noch größer. Allein Remscheid, das über eine ganze Reihe von Nebengewässern und Zuläufen der Wupper verfügt, weist 27 verschiedene Fischarten auf. Im Raum Radevormwald lassen sich Schwäne beobachten, gelegentlich ist auch ein schwarzer Schwan unter ihnen. Nicht nur unter der Wuppertaler Schwebebahn fischen Graureiher.
[Bearbeiten] Flora
Schon im eigentlichen Quellgebiet, ein ganzes Stück entfernt von der "offiziellen" Wipperquelle, ist die Pflanzenwelt vielschichtig. Dort, wo etwa 30 Quelltöpfe ein Sumpfgebiet bilden, aus dem sich der Oberlauf des Flusses formt, gibt es Vorkommen von Orchideen.
Der gesamte Flusslauf wird in großen Teilen von Balsaminen, wie dem Drüsigen Springkraut, gesäumt, wegen Form und Farbe im Volksmund "Wupperorchideen" genannt.
[Bearbeiten] Wasserqualität
Weil der Fluss von der anliegenden chemischen Industrie zur Abwasserableitung genutzt wurde, war die Wupper neben Elbe und Rhein Anfang der 1970er Jahre einer der am stärksten verschmutzten Flüsse Europas (in Westdeutschland "Platz 2" hinter der Emscher), was im Sommer auch deutlich zu riechen war. (Anekdote: In den 1960ern lernten bergische Kinder in der Grundschule, die Wupper sei der "fleißigste" Fluss Europas, weil er – im Verhältnis zu seiner Größe – am meisten Schmutzfracht abtransportiere.) Ein umfangreiches Wasserschutzprogramm mittels zahlreicher Klärwerke und das Umdenken in der Industrie förderte die Wasserqualität nachhaltig, so dass nun wieder in der Wupper gefischt werden kann. Bemerkenswert ist ebenso, dass sich in der Industriestadt Wuppertal mehrere Fischreiherpärchen angesiedelt haben – und das gerade dort, wo die Wupper unter der Schwebebahn direkt neben den Bayer-Werken fließt.
Gewässergüte: II–III (kritisch belastet); zuständige Behörde: Staatliches Umweltamt Düsseldorf, Stand: 2003.[1]
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten und Bauwerke
- Die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands, die Müngstener Brücke, überspannt die Wupper zwischen Solingen und Remscheid.
- Die Wuppertaler Schwebebahn, die im Wuppertaler Stadtgebiet auf einer Länge von knapp zehn Kilometern zwölf Meter über dem Fluss verkehrt.
- Im Wuppertaler Ortsteil Kohlfurth wurde in der Nähe des Flusses das Straßenbahnmuseum des Bergische Museumsbahnen e. V. Wuppertal eingerichtet. Die nostalgischen elektrischen Bahnen verkehren an Wochenenden im Museumsbetrieb zwischen Kohlfurth und Wuppertal-Cronenberg.
- Im Solinger Stadtteil Burg befindet sich die Burganlage Schloss Burg, nach Burg Berge der zweite Stammsitz der Grafen und Herzöge von Berg.
- Am 21. Mai 2005 wurde vom Sauerländischen Gebirgsverein und vom Wupperverband der Wupperweg, ein Wanderweg von der Quelle in Marienheide-Börlinghausen bis zu der Mündung nach Leverkusen-Rheindorf eröffnet. Er hat eine Länge von 125 Kilometern.
- siehe auch: Liste der Wupperbrücken
[Bearbeiten] Sprichwort: „Über die Wupper gehen“
Das Sprichwort Er geht über die Wupper – es bedeutet: jemand verschwindet – hat dem Volksmund nach folgenden Hintergrund: In einem Wuppertaler Gefängnis gab es früher einen Todestrakt. Dieser lag auf der anderen Seite der Wupper als das Gefängnis selbst. Um ihn zu erreichen, musste man über eine Brücke gehen. Wenn ein Schwerverbrecher hingerichtet werden sollte, musste er daher über die Wupper gehen.
Eine weitere Bedeutung des Sprichworts ist der Bankrott: Das Wuppertaler Amtsgericht befindet sich auf einer Insel inmitten der Wupper (Eiland). Wer also Insolvenz anmeldet, muss – auf welcher Wupperseite er auch immer wohnt – über die Wupper gehen, um zum zuständigen Gericht zu kommen.
Die wahrscheinlichste Deutung ist aber folgende: In der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert bildete der östliche Wupperverlauf die Grenze zwischen der an Preußen übergegangenen Grafschaft Mark und dem Herzogtum Berg. Der preußische Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. schickte seine Zwangsrekrutierer auch in diese entlegene Provinz. Um den Werbern zu entkommen, flüchteten die jungen Männer über den Fluss nach Berg – sie "gingen über die Wupper" ins nahe Exil. Diese Abwanderung hinterließ deutliche Spuren in der Demographie und Ökonomie beiderseits des Flusses. Während im bergischen Barmen durch den Zuwachs an leistungsfähigen Arbeitskräften die Industrie spürbar prosperierte, folgte im märkischen Schwelm ein wirtschaftlicher Niedergang.
[Bearbeiten] Literatur
- Alfred Lauer: Die Wupper – Von der Quelle bis zur Mündung. J.F. Ziegler KG, Remscheid 1988, ISBN 3-923495-13-7
- Günter Hammermann: Wanderungen im Bergischen Land. Droste Verlag, Düsseldorf 1995, ISBN 3-7700-1038-8