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Marburg – Wikipedia

Marburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Stadt Marburg an der Lahn, weitere Bedeutungen unter Marburg (Begriffsklärung).
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Marburg
Markierung
Deutschlandkarte, Position von Marburg hervorgehoben
Koordinaten: 50° 49′ N, 8° 46′ O
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Marburg-Biedenkopf
Höhe: 173–412 m ü. NN
Fläche: 124,5 km²
Einwohner: 79.240 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 636 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 35001–35043 (alt: 3550)
Vorwahl: 06421
Kfz-Kennzeichen: MR
Gemeindeschlüssel: 06 5 34 014
Stadtgliederung: 14 Stadtteilgemeinden in der Kernstadt, 18 äußere Stadtteile
Adresse der Stadtverwaltung: Markt 1
35037 Marburg
Webpräsenz:
Oberbürgermeister: Egon Vaupel (SPD)
Lage der Stadt Marburg im Landkreis Marburg-Biedenkopf
Karte

Die Universitätsstadt Marburg ist die Kreisstadt des Landkreises Marburg-Biedenkopf in Hessen. Sie liegt am Ufer des Flusses Lahn. Seit dem 12. Jahrhundert hat Marburg Stadtrechte. Heute erfüllt es die Funktion eines Oberzentrums in der Region Mittelhessen. Sie hat als größere Mittelstadt (wie noch sechs andere Mittelstädte in Hessen) einen Sonderstatus (Sonderstatusstadt) im Vergleich zu den anderen kreisangehörigen Gemeinden, das heißt sie übernimmt Aufgaben des Landkreises, so dass sie in vielen Dingen einer kreisfreien Stadt gleicht.

Marburg besitzt mit der Philipps-Universität Marburg die älteste noch existierende protestantisch gegründete Universität der Welt, welche auch heute noch durch ihre Bauwerke und die Studenten das Stadtbild prägt. Das Stadtgebiet erstreckt sich beidseits der Lahn westlich ins Gladenbacher Bergland hinein und östlich über die Lahnberge hinweg bis an den Rand des Amöneburger Beckens.

Den Namen „Marburg“ verdankt die Stadt dem Umstand, dass hier früher die Grenze („mar(c)“) zwischen den Territorien der Landgrafen von Thüringen und der Erzbischöfe von Mainz verlief.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

[Bearbeiten] Geografische Lage

Schloss, Elisabethkirche und Oberstadt
Schloss, Elisabethkirche und Oberstadt

Marburg liegt in den Mittelgebirgen im nördlichen Marburg-Gießener Lahntal, etwa in der Mitte zwischen Frankfurt am Main und Kassel, von beiden Städten jeweils rund 77 Kilometer Luftlinie entfernt. Die benachbarte Universitätsstadt Gießen liegt etwa 27 Kilometer südlich von Marburg.

Die größte Ausdehnung des Kernstadtgebietes beträgt in Nord-Süd-Richtung etwa neun Kilometer, in Ost-West-Richtung etwa sechs Kilometer Luftlinie vom Universitätsklinikum bis Ockershausen. Marburg wird von der Lahn durchflossen; diese verlässt vor Marburg das Rheinische Schiefergebirge, durchbricht im Raum Marburg eine Buntsandstein-Tafel und trennt sie in die Lahnberge im Osten und den Marburger Rücken im Westen. Der höchste Berg innerhalb des zu Marburg gehörenden Stadtgebiets ist mit 412 m ü. NN der Störner, der sich westlich der eigentlichen Stadt, nordwestlich des kleinen Stadtteils Dilschhausen befindet. Die niedrigste Stelle befindet sich im Süden der Stadt an der Lahn (173 m ü. NN).

Blick auf Marburg
Blick auf Marburg

Der historische Altstadtkern liegt westlich vom heutigen Stadtzentrum, unterhalb des Landgrafenschlosses, aber auch das ehemalige Gerberdorf Weidenhausen auf der anderen Lahnseite hat Altstadtcharakter. Marburg hat sich im Laufe der letzten zwei Jahrhunderte vom Altstadtkern des Schlosses in das Lahntal ausgedehnt. Südlich des Schlosses befindet sich das Jugendstil- und Biedermeierviertel Südviertel, westlich davon Ockershausen. Im Osten liegt der durch die Bahnlinie von der Innenstadt getrennte Ortenberg, sowie die 1974 eingemeindeten Stadtteile Wehrda im Norden und Cappel im Süden.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Marburg grenzt an folgende Städte und Gemeinden (im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden): Lahntal, Cölbe, Kirchhain, Ebsdorfergrund, Weimar (Lahn), Gladenbach und Dautphetal.

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Lage der Stadtteile im Stadtgebiet, ohne Lahnberge
Lage der Stadtteile im Stadtgebiet, ohne Lahnberge

Die Stadt Marburg setzt sich aus der Kernstadt und achtzehn Stadtteilen zusammen. Innerhalb der Kernstadt verfügen Ockershausen und der Richtsberg über einen Orstbeirat, im Übrigen besitzen alle in den 1970er Jahren eingemeindeten, ehemals selbstständigen Dörfer über einen Ortsbeirat.

Die Stadtteile mit Ortsbeirat sind:

Die Zahl der Mitglieder des Ortsbeirats richtet sich nach der Einwohnerzahl des Stadtteils, wobei die größten Stadtteile 9 Mitglieder haben, die kleinsten Stadtteile hingegen nur 3. Für statistische Zwecke sind die meisten Stadtbezirke weiter in Stadtteile unterteilt. Dabei handelt es sich meist um früher selbständige Gemeinden, die im Laufe der Geschichte nach Marburg eingemeindet wurden. In Cappel, Marbach und Wehrda gibt es zur besseren Erreichbarkeit der Verwaltung jeweils eine Verwaltungsaußenstelle.

Daneben hat die Stadt 17 sogenannte Stadtteilgemeinden, die als (Heimat-)Vereine ehrenamtlich auf die Entwicklung der Stadtteile einwirken. So werden von diesen Vereinen Veranstaltungen in den verschiedensten Bereichen organisiert, an Planungen teilnehmen oder Eigenleistungen wie dem Bau von Kinderspielplätzen oder Kleingärten vornehmen (Afföller, Badestube, Bauerbach, Gisselberg, Glaskopf, Hansenhaus, Ketzerbach, Marbach, Oberstadt, Ockershausen, Ortenberg, Richtsberg, Südviertel, Stadtwald (das Gebiet um die ehemalige Tannenbergkaserne, früher Tannenberg genannt), Waldtal, Weidenhausen, Zahlbach).

[Bearbeiten] Geschichte

Blick auf das winterliche Marburg von Süden
Blick auf das winterliche Marburg von Süden
Hirschberg 13, erbaut 1321, das älteste Fachwerkgebäude der Stadt
Hirschberg 13, erbaut 1321, das älteste Fachwerkgebäude der Stadt
St. Marien, innen, Blick zum Chor
St. Marien, innen, Blick zum Chor
Universitätskirche, innen, das einzige noch bestehende Gebäude des ehemaligen Dominikanerklosters
Universitätskirche, innen, das einzige noch bestehende Gebäude des ehemaligen Dominikanerklosters
Alter Friedhof am Barfüßertor
Alter Friedhof am Barfüßertor

„Die alte, von jeher durch den letzten Aufenthalt, Tod und Begräbnis der heiligen Landgräfin Elisabeth von Hessen berühmte Stadt, liegt krumm, schief und buckelig unter einer alten Burg, den Berg hinab“. So urteilte vor mehr als 200 Jahren der Marburger Professor Johann Heinrich Jung-Stilling über die Stadt an der Lahn und rühmte gleichzeitig, dass die Umgebung der Stadt „schön und sehr angenehm“ sei.

Durch Jahrhunderte hindurch nahezu unverändert in ihren wesentlichen Bestandteilen erhebt sich die Häuserkulisse der Altstadt mit dem Marburger Schloss und der Elisabethkirche über dem Lahntal. Diese Altstadt gibt Marburg das charakteristische Aussehen und ist Marburgs Touristenattraktion.

[Bearbeiten] Stadtgründung und Mittelalter

Nach jüngsten Forschungen reichen die ersten Anfänge der Burganlage sogar bis ins 9./10. Jahrhundert zurück. Große Bedeutung erhielt die Stadt aber erst, als Landgräfin Elisabeth von Thüringen Marburg 1228 als Witwensitz wählte. Sie baute ein Hospital, in dem sie sich bei der Pflege von Kranken und Gebrechlichen aufopferte. Obwohl sie bereits mit 24 Jahren starb (1231), gilt sie bis heute als die bedeutendste Persönlichkeit, die je in Marburg wirkte. Über sie werden viele Legenden erzählt. Schon 1235 wurde sie heilig gesprochen und der Deutsche Orden begann noch im selben Jahr, über ihrem Grab die Elisabethkirche zu erbauen, die zu den schönsten gotischen Bauten in Deutschland gehört. Pilger aus ganz Europa kamen zum Grab der Heiligen und trugen dazu bei, dass Marburg als Stadt aufblühte.

[Bearbeiten] Spätmittelalter

Zwischen 1248 und 1604 war Marburg – mit einigen Unterbrechungen – Residenz der Landgrafen von Hessen-Marburg. Schon 1248 ließ Sophie von Brabant, die Tochter der Heiligen Elisabeth, die Marburger Bürger sich und ihrem dreijährigen Sohn Heinrich huldigen, nachdem sie Heinrich ein Jahr vorher auf der Mader Heide bei Fritzlar zum Landgrafen hatte ausrufen lassen.

Am 1. Mai 1297 wurde der gotische Chor der St. Marienkirche eingeweiht.

1527, in der Zeit der Reformation, gründete Landgraf Philipp der Großmütige in Marburg die erste protestantische Universität, die seitdem für die Stadt der wichtigste Wirtschaftsfaktor war und bis heute geblieben ist.

1529 fanden auf dem Marburger Schloss auf Einladung Philipps des Großmütigen die Marburger Religionsgespräche statt, um eine gemeinsame Vorgehensweise nach der erneuten Bestätigung des Wormser Ediktes festzulegen. Bei den Gesprächen ging es unter anderem um die unterschiedlichen Auffassungen Luthers und Zwinglis von der Rolle des Abendmahls (siehe Abendmahlsstreit).

[Bearbeiten] Neuzeit

Der Universität verdankt Marburg seine Bedeutung, besonders durch die vielen bekannten Persönlichkeiten, die in Marburg lernten und lehrten. Zu den Professoren gehörten beispielsweise der Erfinder des Überdruckventils und Dampfmaschinenpionier Denis Papin (1647–1714) (von 1688 bis 1695), der Jurist Friedrich Karl von Savigny (um 1800), der Chemiker Robert Bunsen (um 1850), der Mediziner Emil von Behring (1854–1917) um 1900 und der Politologe Wolfgang Abendroth (1906–1985) Gründer der sogenannten Marburger Schule. Zu Marburgs Studenten zählt man unter Anderen den russischen Naturwissenschaftler und Schriftsteller Michail Lomonossow (1711–1765) (von 1736 bis 1739), Jacob Grimm (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) (von 1802/1803 bis 1805/1806), den russischen Dichter Boris Pasternak (1890–1960) (von 1912 bis 1914), Luise Berthold (1893–1983) (im Jahre 1912) erste habilitierte Frau und erste Professorin, die Dichterin und Philosophin Gertrud von Le Fort (von 1913 bis 1914), den spanischen Philosophen und Soziologen José Ortega y Gasset (von 1906 bis 1907), die Philosophin, Soziologin und Politologin Hannah Arendt (von 1924 bis 1926) sowie Gustav Heinemann (im Jahre 1920), der 3. Bundespräsident Deutschlands (1969–1974).

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erlebte die Universität einen Aufschwung, der ein schnelles Anwachsen der Stadt zur Folge hatte. Innerhalb weniger Jahrzehnte verdreifachte sich die Zahl der Einwohner, und die Zahl der Studenten verzehnfachte sich.

Nicht wenige Marburger Bürger verdienten sich durch die Vermietung von Zimmern an Studenten ein Zubrot. Es hieß: Die Marburger leben von einem Studenten unterm Dach und zwei Ziegen im Keller.

[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg

Den Zweiten Weltkrieg überstand Marburg fast unversehrt. Lediglich der Hauptbahnhof war Ziel der Angriffe der alliierten Luftstreitkräfte, wie bis heute zahlreiche Bombenkrater auf den Lahnbergen zeigen (weiterhin wurden rings um Marburg Minengürtel verlegt, die bis zum heutigen Tag noch nicht völlig geräumt sind). Der Hauptbahnhof wurde als wichtiger Bahnknotenpunkt gezielt angegriffen und bei einem Angriff 1945 schwer beschädigt, daher ist auch das Bahnhofsviertel nicht mehr nur durch Altbauten, sondern durch neu entstandene Häuser geprägt. Wenige Tage zuvor hatten amerikanische Aufklärer Zettel abgeworfen mit etwa folgendem Aufdruck: Marburg und Bad Nauheim wollen wir schonen, bei Euch wollen wir später wohnen.

Am späten Nachmittag des 28. März 1945 erreichte die Spitze der 6. Panzerdivision der 3. US-Armee des Generals Patton Marburg und nahm es am folgenden Tag vollkommen ein. Die US Panzerdivision war von Remagen aus über den Westerwald kommend vorgestoßen.

Marburg musste, wie nahezu alle mittelgroßen deutschen Städte, eine große Zahl von Flüchtlingen aufnehmen. Erst seit dieser Zeit gibt es in der Stadt eine größere Zahl kleinerer und mittlerer Industriebetriebe.

[Bearbeiten] Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach wie vor ist die Universität (einschließlich Klinikum) wichtigster Wirtschaftsfaktor in der Stadt mit über 3.200 Beschäftigten und mehr als 19.500 Studierenden. Das inzwischen privatisierte und mit seinem Gießener Pendant fusionierte Universitätsklinikum beschäftigt in Marburg etwa 4.300 Mitarbeiter.

Zu den wichtigsten Aufgaben der Gegenwart gehören die Stärkung der Stadt als Einkaufszentrum und Wirtschaftsstandort, insbesondere für Zukunftstechnologie-Unternehmen. Hier wird die fruchtbare Symbiose von Universität und Stadt deutlich. So deckt das Forschungs- und Technologiepotential der Philipps-Universität bis auf wenige Ausnahmen alle wichtigen Technologiefelder ab.

Die 1972 mit der förmlichen Festlegung des ersten Abschnittes begonnene Marburger Altstadtsanierung wird seitdem verwirklicht. Historische Bausubstanz der Altstadt wird sorgfältig renoviert. Im Stadtbild ist dies durch die immer noch wachsende Zahl wiederhergestellter Fachwerkgebäude deutlich erkennbar.

Im Juni 2008 wurde eine bundesweit einzigartige Solarsatzung beschlossen. Als erste Stadt in Deutschland schreibt Marburg damit Bauherren verbindlich und flächendeckend die Nutzung von Sonnenenergie vor. Bei einem Neubau müssen mindestens 20 Prozent des Wärmebedarfs über Solarkollektoren gedeckt werden. Der Beschluss erging mit den Stimmen der rot-grünen Koalition und der Linken. Mit der Initiative will die Stadt einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und die Bürger vor der erwarteten Energiepreisexplosion schützen.[1] Wer sich allerdings gegen den Einbau von Sonnenkollektoren wehrt, soll ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro zahlen.[2] Sowohl das Regierungspräsidium Gießen als auch der Verband für Energiehandel Südwest-Mitte kündigten an, rechtliche Schritte gegen die neue Solarsatzung prüfen zu lassen.

[Bearbeiten] Die jüdische Gemeinde

alte Synagoge
alte Synagoge

In Marburg gab es erstmals im Mittelalter eine jüdische Gemeinde. Eine größere Anzahl jüdischer Familien lebte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Judengasse (heute: Schlosssteig). Die 1317 erstmals genannte und beim Stadtbrand 1319 zerstörte Synagoge wurde vermutlich um 1280 an Stelle eines älteren Gebäudes erbaut. Ein Neubau erfolgte nach 1320 an derselben Stelle (Reste 1993 bei Ausgrabungen wiederentdeckt). Bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurde die jüdische Gemeinde vernichtet. Nach 1364 konnten wieder einige Juden zuziehen. Sie lebten auf Grund der beruflichen Einschränkungen vor allem vom Geldverleih, doch werden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts unter anderem auch zwei jüdische Ärzte in der Stadt genannt. 1524 wurden die Juden auf Grund einer landgräflichen Austreibungsverordnung aus Marburg vertrieben.

Seit Anfang des 17. Jahrhundert konnten wieder einzelne jüdische Familien zuziehen. Sie lebten wieder im Bereich der Judengasse und der benachbarten Wettergasse. Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner durch Zuwanderung aus umliegenden Landgemeinden zu, sodass gegen Ende des 19. Jahrhunderts über 500 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (etwa 3 % der Gesamtbevölkerung). Seit 1823 war Marburg Sitz eines Provinzialrabbinates (u. a. Rabbiner Dr. Leo Munk, 1876–1918). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten jüdische Gewerbetreibende zahlreiche Geschäfte (besondere Bedeutung hatten die Lederhandlungen), Kaufhäuser, Banken. Jüdische Ärzte und Rechtsanwälte eröffneten Praxen und Kanzleien.

An der Universität lehrte von 1876 bis 1912 der Philosoph Hermann Cohen. Im August 1818 war eine erste größere Synagoge eingeweiht worden. Im September 1897 erfolgte die Einweihung einer Synagoge an der Universitätsstraße. Diese Synagoge wurde beim Novemberpogrom 1938 von Marburger SA-Leuten geschändet und niedergebrannt. 1933 lebten noch 341 jüdische Personen in Marburg. Ein Teil von ihnen konnte in den folgenden Jahren auswandern oder in andere Städte verziehen. Diejenigen, die in Marburg blieben, wurden 1941 nach Riga (23 Personen) beziehungsweise 1942 nach Theresienstadt und in Vernichtungslager des Ostens deportiert (54 Personen) und ermordet.

Nach 1945 gründeten Überlebende von Konzentrationslagern eine neue jüdische Gemeinde in der Stadt, doch ging insbesondere durch Auswanderung nach Israel die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bis 1961 auf 15 Personen zurück. Eine neue jüdische Gemeinde wurde Mitte der 1980er-Jahre durch den aus Israel zugezogenen Amnon Orbach gegründet. 2006 gehören der Gemeinde etwa 350 Personen an. Am 26. November 2005 konnte eine neue Synagoge in der Liebigstraße eingeweiht werden.

Synagogen in Marburg

Einweihung/Errichtung Straße/Lage Anmerkung
Spätestens 1280 Ecke Mainzer Gasse / Schlosssteig 1452 Abriss der ersten Synagoge in der Judengasse
1640 Schlosssteig 6 Privatsynagoge in der Judengasse
1720 Langgasse 7 heute Wohnhaus
14. August 1818 Ritterstraße 2 heute Wohnhaus
15. September 1897 Universitätsstraße 11 am 10. November 1938 niedergebrannt (Pogromnacht)
Ab Mai (28. März?) 1945 Lutherstraße 2 1/2 heute Verein deutscher Studenten
3. Februar 1946 Landgraf-Philipp-Straße 2 heute Turnerschaft Schaumburgia
Ab Mai 1950 Schulstraße 7 Nutzungsende unbekannt, abgerissen, heute Parkhaus
1. September 1989 Pilgrimstein 25
26. November 2005 Liebigstraße 21a

[Bearbeiten] Eingemeindungen

Am 1. Januar 1931 wurde die Gemeinde Ockershausen nach Marburg eingemeindet. Mit der Gebietsreform von 1. Juli 1974 wurde die Stadt Marburg mit den Kreisen Marburg und Biedenkopf zum neuen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Gleichzeitig wurden der Stadt Marburg die Gemeinden Bauerbach, Cappel, Cyriaxweimar, Dilschhausen, Elnhausen, Ginseldorf, Gisselberg, Haddamshausen, Hermershausen, Schröck und Wehrshausen sowie Michelbach, Marbach und Wehrda als Ortsteile zugeschlagen.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Marburg hatte im Mittelalter und der frühen Neuzeit nur wenige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So starben beim Ausbruch der Pest 1348/49 und während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) zahlreiche Bewohner. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1800 erst 6.000 Menschen in der Stadt, so waren es 1905 bereits 20.000. Mit der Einwohnerzahl stieg auch die Zahl der Studenten. 1866 studierten erst 264 Personen in Marburg, 1907 bereits 1.954 (darunter erstmals 28 Studentinnen) und 1929 waren schon über 4.000 Studenten in der Stadt gemeldet.

Bis 1939 stieg die Bevölkerungszahl von Marburg auf 28.000. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg führten die vielen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten zu einem Anstieg der Einwohnerzahl um 11.000 Personen auf 39.000 bis Ende 1946. Im Jahre 1964 hatte Marburg mit 25,2 Prozent das höchste Wohnungsdefizit in der Bundesrepublik Deutschland. Durch zahlreiche Eingemeindungen wuchs die Stadt am 1. Juli 1974 auf 70.922 Einwohner an. Auch die Zahl der Studenten stieg weiter. Im Wintersemester 1945/46 studierten 2.543 Personen in Marburg, im Sommersemester 1963 schon 7.423 und im Wintersemester 2002/03 waren es 18.540 (nur zur Hälfte in Marburg mit Erstwohnsitz gemeldet). Am 31. Dezember 2006 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ nach Fortschreibung des Hessischen Statistischen Landesamtes 79.375 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1845 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1787 5.150
1800 6.000
1825 7.512
1830 7.791
1845 6.850
3. Dezember 1864 ¹ 7.718
1. Dezember 1871 ¹ 8.950
1. Dezember 1875 ¹ 9.600
1. Dezember 1880 ¹ 11.200
1. Dezember 1885 ¹ 12.668
1. Dezember 1890 ¹ 14.520
2. Dezember 1895 ¹ 16.037
1. Dezember 1900 ¹ 17.531
Jahr Einwohner
1. Dezember 1905 ¹ 20.136
1. Dezember 1910 ¹ 21.860
1. Dezember 1916 ¹ 17.747
5. Dezember 1917 ¹ 17.291
8. Oktober 1919 ¹ 23.009
16. Juni 1925 ¹ 23.140
16. Juni 1933 ¹ 28.439
17. Mai 1939 ¹ 27.920
31. Dezember 1945 34.860
29. Oktober 1946 ¹ 37.382
13. September 1950 ¹ 39.530
25. September 1956 ¹ 39.566
6. Juni 1961 ¹ 44.853
Jahr Einwohner
31. Dezember 1965 48.672
27. Mai 1970 ¹ 46.968
31. Dezember 1975 72.458
31. Dezember 1980 76.419
31. Dezember 1985 75.092
25. Mai 1987 ¹ 68.624
31. Dezember 1990 74.146
31. Dezember 1995 76.834
31. Dezember 2000 77.390
31. Dezember 2005 79.139
31. Dezember 2006 79.375 ²

¹ Volkszählungsergebnis
² damit Platz 103 der größten Städte Deutschlands (siehe Liste der größten Städte Deutschlands)

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften  %
2006
Sitze
2006
 %
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 33,0 20 34,1 20
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 32,0 19 28,4 17
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 17,6 10 16,2 10
Marburger Linke Marburger Linke 8,8 5 - -
FDP Freie Demokratische Partei 4,9 3 5,1 3
M-B-L Marburger-Bürger-Liste 3,2 2 3,9 2
APPD Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands 0,6 0
PDS/ML Partei des Demokratischen Sozialismus/Marburger Linke 6,4 4
BfM Bürger für Marburg 5,7 3
Gesamt 100,1 59 100,0 59
Wahlbeteiligung in % 43,9 52,5

Die Mehrheit in der 59-köpfigen Stadtverordnetenversammlung und damit die Etathoheit hat nach der Kommunalwahl 2006 eine Koalition aus SPD (20 Sitze) und Grünen (10 Sitze). Im kommunalen Parlament vertreten sind außerdem die Fraktionen von CDU (19 Sitze), Marburger Linke (5 Sitze), FDP (3 Sitze) sowie einer CDU-Abspaltung MBL (Marburger Bürgerliste – 2 Sitze).

Stadtverordnetenvorsteher ist seit dem 24. Januar 2001 Heinrich Löwer (SPD). Die Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung finden in der Regel einmal monatlich statt (normalerweise der letzte Freitag im Monat ab 17:00 Uhr). Sitzungsort ist der Sitzungssaal in der Barfüßerstraße 50. Die Sitzungen der STVV und der Ausschüsse sind öffentlich.

[Bearbeiten] Oberbürgermeister

Der im Januar 2005 direkt gewählte und seit dem 1. Juli 2005 im Amt tätige Oberbürgermeister Egon Vaupel gehört der SPD an, sein Stellvertreter, der Bau- und Jugenddezernent Bürgermeister Dr. Franz Kahle wird von Bündnis 90/Die Grünen gestellt.

Siehe auch: Liste der Stadtoberhäupter von Marburg

[Bearbeiten] Wappen

Das Wappen der Stadt Marburg zeigt den auf einem weißen Pferd reitenden hessischen Landgrafen mit einer Fahne und seinem Schild vor rotem Grund. Der Schild zeigt den Hessenlöwen, auf der Fahne ist das Wappenbild durch das traditionelle Marburger „M“, blau auf gold (gelb), dem eigentlichen Stadtzeichen (Gemerke), ersetzt. Aus diesem Logo leitet sich wiederum die Stadtfahne ab: Das Rot des Hintergrundes, das Weiß des Pferdes und das Blau des Schildes ergeben horizontal von oben nach unten die Stadtfarben.

Das Ende des neunzehnten Jahrhunderts entworfene Wappen basiert auf einem Reitersiegel des Landgrafen an einer städtischen Urkunde, und ist ein Beispiel für die damals gängige Praxis, nicht mehr bekannte, oder als zu wenig repräsentativ empfundene Stadtwappen durch Motive aus Siegeln zu ersetzen. In den heutigen Gemeindeordnungen ist der Gebrauch der Stadt- und Gemeindewappen in den Dienstsiegeln häufig vorgeschrieben.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Poitiers (Frankreich), seit 1961
Maribor (Slowenien), seit 1969
Sfax (Tunesien), seit 1971
Eisenach (Deutschland, Thüringen), seit 1988
Northampton (England), seit 1992
Sibiu (Rumänien), seit 2005

[Bearbeiten] Kultur

[Bearbeiten] Theater

Stadthalle, seit 1969: Erwin-Piscator-Haus
Stadthalle, seit 1969: Erwin-Piscator-Haus

Neben gelegentlichen Gastvorstellungen von Boulevardbühnen oder Musicalensembles in der Stadthalle sowie studentischen Theatergruppen und Produktionen der Waldorfschule besitzt Marburg drei freie Theater (kommunal unterstützt) sowie das Hessische Landestheater.

  • Theater Gegenstand, Waggonhalle (eigene Produktionen, „Marburg Hope“ Live Soap und Improtheatershow)
  • Marburger Theaterwerkstatt „german stage service“ (Produktionen auf internationalen Festivals)
  • Hessisches Landestheater Marburg (fünf örtliche Spielstätten plus Freiluftaufführungen)
  • Schnaps & Poesie Theater (eigene Ladenlokal-Spielstätte plus Gastauftritte, Lesetheater)

Mit jährlich rund einer halben Million verkauften Kinotickets (bei einem Einzugsgebiet von rund 253.000 Einwohnern im Landkreis) nimmt das Kino einen hohen Stellenwert in der Freizeitgestaltung der Marburger ein. Das Angebot umfasst ein unabhängiges, nicht-kommerzielles Kino (im Kulturzentrum G-Werk) und 14 kommerziell betriebene Kinosäle an drei Standorten, darunter sieben im Marburger Cineplex. Im Sommer finden Großleinwandvorführungen auf der Freiluftbühne im Schlosspark statt.

[Bearbeiten] Literaturszene

Durch die geisteswissenschaftlichen Fachgebiete der Universität wie beispielsweise der Fachbereich „Neuere deutsche Literatur und Medien“ gibt es in Marburg auch im Literaturbereich viele Angebote. Neben mehreren literarischen Vereinen mit unterschiedlichen Schwerpunkten finden im Café Vetter jeden Sonntag Veranstaltungen der Vortragsreihe „Literatur um 11“ statt, unregelmäßig findet im kfz ein Poetry Slam statt, einmal monatlich findet das Late-Night-Lesen in der Jazzkneipe Cavete statt.

Der Marburger Literaturpreis der Universitätsstadt Marburg und des Landkreises Marburg-Biedenkopf wurde zwischen 1980 und 2005 alle zwei Jahre vergeben. Im Jahre 2006 entschieden der Landrat des Kreises Marburg-Biedenkopf und der Oberbürgermeister der Stadt Marburg, den Preis nicht mehr zu vergeben. Stattdessen wolle die Stadt Marburg zukünftig stärker als bisher Kinder- und Jugendliteratur fördern [3].

[Bearbeiten] Musik

Das musikalische Angebot ist reichhaltig. Insbesondere die drei Kulturzentren sorgen für eine weite Bandbreite von nicht nur für Jüngere attraktiven Konzerten der Bereiche Rock, Pop, Hip Hop, A cappella, Tango, Ska, Punk, Reggae, Weltmusik. Vereine wie die Jazz-Initiative JIM sowie der Folkclub Marburg ergänzen weitere Klangfarben. Im Bereich der Klassischen Musik gibt es einen aktiven Konzertverein, zwei junge Sinfonieorchester und viele Chöre im Stadtgebiet.

  • Big Band des VfL 1860 Marburg
  • Kulturladen KFZ seit 1977 („Kommunikations- und Freizeit-Zentrum“)
  • g-werk (ehemals Cafe Trauma, german stage service)
  • Waggonhalle (Kulturveranstalter und Theaterzentrum)
  • Jazzinitiative Marburg (seit 1980)
  • Folkclub Marburg (akustische Folk- und Weltmusik, zur Hälfte Folktanz-Veranstalter, seit 1974)
  • Marburger Bachchor
  • Marburger Konzertchor
  • Kurhessische Kantorei Marburg
  • Vokalensemble Canticum Antiquum
  • Polizeichor Marburg
  • UniChor Marburg
  • Konzertverein Marburg (Klassikmusik-Veranstalter)
  • Marburger MusikerInnen Verein (Interessenverband der Rockmusik-Bands)
  • OnStage (Musicalverein)
  • Sinfonisches Orchester des VfL 1860 Marburg
  • Studenten-Sinfonie-Orchester Marburg
  • Junge Marburger Philharmonie

Neben sechs kommerziellen Diskotheken gibt es zahlreiche After-Work-Partys sowie sogenannte Soli-Partys.

[Bearbeiten] Museen

Marburg bietet neben zwei privaten Galerien, mehreren zugänglichen Künstlerateliers und vielen weiteren Ausstellungsorten, sechs Museen, wovon fünf zur Universität gehören.

[Bearbeiten] Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

Hülsenhaus
Hülsenhaus

Das Marburger Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte unterhält an zwei Standorten Einrichtungen.

Das Universitätsmuseum für Bildende Kunst im Ernst-von-Hülsen-Haus in der Biegenstr. 11 zeigt neben wechselnden Ausstellungen Expressiver Realismus Werke des Marburger Künstlers Franz Frank, Pointillismus, Kunst des 17. bis 19. Jahrhunderts, Kunst des 20. Jahrhunderts, Kunst der Gegenwart, Werke Carl Bantzers und Otto Ubbelohdes sowie die Willingshäuser Schule und eine ständige Abgußsammlung von antiken Statuen.

Das Universitätsmuseum für Kulturgeschichte im Landgrafenschloss zeigt eine Keramiksammlung mit Marburger Irdenware und Steinzeug aus Hessen und dem Westerwald. Im Wilhelmsbau sind die Kulturgeschichtlichen Sammlungen auf 5 Stockwerken untergebracht. Zudem finden wechselnde Sonderausstellungen statt.

[Bearbeiten] Museum Anatomicum

Im Dachgeschoss des Instituts für Cytobiologie in der Robert-Koch-Straße 8 befindet sich das Museum Anatomicum. Gezeigt werden etwa 2000 Präparate aus der Zeit von 1650 bis 1920, unter anderem in Formalin-gefüllten Glasbehältern aufbewahrte Präparate aus dem Gebiet der systematischen und topographischen Anatomie, der Embryologie und der Missbildungslehre. Ein weiterer Schwerpunkt bietet eine Sammlung von Knochen und Skeletten. Gezeigt werden darin zum Beispiel Schädel von Hingerichteten, Präparate zur Schädel- und Zahnentwicklung oder die Rassenschädelsammlung. Anatomische Geräte, chirurgisches Instrumentarium und alte Mikroskope sind außerdem ausgestellt.

[Bearbeiten] Mineralogisches Museum

Das Mineralogische Museum Marburg besitzt mit etwa 45.000 Mineralien, 50.000 Gesteinsproben, mehrere tausend Edelsteinrohproben und 150 Meteoriten. Die größte mineralogischen Sammlung Hessens gilt unter Fachleuten als eines der wichtigsten in Deutschlands. Entstanden ist sie als Lehr- und Forschungssammlung des Instituts für Mineralogie der Universität Marburg.

[Bearbeiten] Religionskundliche Sammlung

Der Theologe und Religionsphilosoph Rudolf Otto gründete 1927 die Religionskundliche Sammlung. Nach mehreren Umzügen befindet sich das Museum in der „Neuen Kanzlei“ in der Landgraf-Philipp-Straße 4. Es werden Kultfiguren, Bilder und Ikonen, Rollbilder, Ritualgegenstände, Hausaltare und verschiedene Modelle und Nachbildungen ausgestellt, sortiert nach den Themengebieten Altamerika, Altägypten, Religionen Afrikas und Ozeaniens, Religionen Süd- und Ostasiens (Hinduismus, Shinto und Tenrikyo), Monotheistische Religionen (Judentum, Christentum, Islam). Auch hier werden Sonderausstellungen zu wechselnden Themen angeboten.

[Bearbeiten] Völkerkundliche Sammlung

Die Marburger Völkerkundliche Sammlung befindet sich im Institut der Völkerkunde der Universität Marburg in der Kugelgasse 10. Sie beherbergt dauerhaft mehr als 5.000 Objekte und setzt sich aus vielen verschiedenen (privaten)Teilsammlungen zusammen. Attraktiv ist für Studenten die oft genutzte Möglichkeit, selber aktiv Ausstellungen zu organisieren und direkt an den Objekten zu arbeiten. Die ausgestellten Gegenstände decken zwar ein weites Feld ab, jedoch liegt der Fokus deutlich auf (Alltags)gegenständen indigener Gruppen im Amazonasgebiet.

[Bearbeiten] Weitere Museen

Die neue Marburger Kunsthalle des dortigen Kunstvereins wurde auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofes am Gerhard-Jahn-Platz 5 im Jahr 2000 eröffnet. Auf über 500 Quadratmetern bietet sie ständig wechselnde Ausstellungen zur Kunst der Gegenwart.

Im 1. Deutschen Polizeioldtimer Museum in der Herrmannstraße 200 können über 60 historische Polizeifahrzeuge besichtigt werden. Mit weiteren Exponaten wie technischem Material und Fotos mit Bezug zur Motorisierung der deutschen Polizei stellt das Museum die größte Sammlung von Polizeifahrzeugen in Deutschland dar.

Im Kindheits- und Schulmuseum am Barfüßertor 5 wird ein Einblick in die Kindheit des vorigen Jahrhunderts gegeben. Zu bestaunen sind Spielzeuge aus den Jahren 1850 bis 1950, ein Spiel-Zoo mit 600 Spielzeugtieren und Miniaturgebäuden, historische Kinder- und Schulbücher, ein Einblick in die „Marburger Puppenklinik“, ein historisches Klassenzimmer aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und weitere Exponate.

[Bearbeiten] Archive

Marburg beherbergt mehrere bundesweit bedeutende Archive:

[Bearbeiten] Sport

Das Georg-Gaßmann-Stadion ist das größte Stadion Marburgs
Das Georg-Gaßmann-Stadion ist das größte Stadion Marburgs

Aushängeschilder in sportlicher Hinsicht sind die die Basketball-Damen des BC Marburg, die seit 1992 einen festen Bestandteil in der 1. Damen-Basketball-Bundesliga bilden und im Jahr 2003 Deutscher Meister und Pokalsieger wurden, sowie die Footballer der 1991 gegründeten Marburg Mercenaries, die ihre Spiele im 12.000 Zuschauer fassenden Georg-Gaßmann-Stadion austragen, 2005 den europäischen EFAF-Cup gewannen und 2006 Deutscher Vizemeister wurden. Nach dem Rückzug im Jahr 2006 nicht mehr in der Bundesliga vertreten sind die Skwosch-Frösche Marburg.

Der sportlich bislang erfolgreichste Verein im Bereich Fußball ist der VfB Marburg, der viele Jahr in der Oberliga spielte und derzeit ebenso wie der Stadtteilverein FSV Schröck und die Sportfreunde Blau-Gelb Marburg in der Landesliga vertreten ist.

Im Bereich Tennis sind die Damen- und Herrenmannschaften des TC Marburg in der Hessenliga am Start und somit gegenüber dem TV Marburg sportlich erfolgreicher unterwegs.

Die Rhönradabteilung des TSV Marburg-Ockershausen ist mit über einem dutzend Deutschen Meistertiteln und neun Weltmeisterschaften, die durch die Turnerinnen des Teams erreicht wurden, eine der erfolgreichsten Rhönrad-Mannschaften Deutschlands.

Die Softballmannschaft der Universität erreichten 1999 und 2004 jeweils den zweiten Platz der deutschlandweit ausgetragenen College-Series.

Der Kurhessische Verein für Luftfahrt (KVfL) ist einer der ältesten Luftsportvereine Deutschlands. Mit heute etwa 300 Mitgliedern und den vier Sparten Modellflug, Motorflug, Segelflug und Ballonfahren ist der Verein auch überregional aktiv. Zu seinen sportlich erfolgreichsten Mitgliedern zählt der zweifache Weltmeister im Segelflug, Werner Meuser.

Golf bietet in Marburg der Oberhessischen Golf-Club Marburg an. Dieser hat seit 2003 in Bernsdorf, einem Ortsteil der Gemeinde Cölbe, einen eigenen 18-Loch-Golfplatz.

Der Schwimmsport hat in Marburg eine große Tradition. Der Marburger Schwimmverein und der VfL 1860 Marburg sind die beiden ältesten Vereine, der FV Wehrda ist erst später hinzugekommen.

Der Marburger Ruderverein besteht seit 1911. Das Bootshaus liegt im Ortsteil Gisselberg. Der Bootspark hat alle Bootsgattungen vom Skiff bis zum Achter. Seit 2004 ist er auch im Besitz eines Drachenbootes. Der Schwerpunkt des Vereins liegt in der Jugendarbeit und im Breitensport.

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

Artisten auf dem Marburger Marktplatz
Artisten auf dem Marburger Marktplatz
  • letzter Freitag im Januar: Großleinwandkino „Die Feuerzangenbowle“ auf dem Rathausplatz
  • Ende Februar / Anfang März: „Marburg Northampton Poitiers Festival“ (3 Tage, 60 Bands) organisiert vom Musiker(innen)verein Marburg (seit 1995)
  • März: „Marburger Kameragespräche“ (Verleihung des Preises, Werkschau der Preisträger)
  • März: Kinder- und Jugendtheaterwoche (organisiert vom Hessischen Landestheater Marburg)
  • ab letztem Aprilwochenende: Frühjahrsmesse auf dem Marburger Messeplatz (9 Tage)
  • 30. April, nachts: traditionelles Maieinsingen
  • 1. Mai, vormittags: Demo und Kundgebung der Gewerkschaften, nachmittags Fest
  • Fronleichnamstag: A-cappella-Festival „Nacht der Stimmen“ auf der Freilichtbühne im Schlosspark (kfz e. V.)
  • erstes Juniwoche: Kinderfestival „Ramba Zamba“ (organisiert vom Kulturamt Marburg)
  • letzter Freitag im Juni: Uni-Sommerfest auf abgesperrtem Innenstadtgelände (5 Bühnen)
  • erstes Wochenende im Juli: Marburger Marktfrühschoppen
  • zweites Wochenende im Juli: Stadtfest „3 Tage Marburg“ (10 Bühnen, Drachenboot-Cup, Feuerwerk)
  • OpenEyes Kurzfilmfestival im Juli
  • Juli–August: Marburger Sommerakademie (Kurse zu Kunst, Theater, Musik)
  • Anfang August: „Summer in the City“ Straßenfest des Kulturzentrums kfz e. V. (Live-Musik u.v.a.)
  • September: Weidenhäuser Entenrennen und Höfefest
  • zweites Wochenende im Oktober: Elisabeth-Jahrmarkt mit Rahmenprogramm und verkaufsoffenem Sonntag
  • erstes Wochenende im November: Kunsthandwerkermarkt in der Marburger Stadthalle
  • ab Samstag vor 1. Advent: Weihnachtsmarkt rund um die Elisabethkirche, Adventsmarkt am Rathaus
  • in der ersten Vorlesungswoche eines Semesters: Erstsemesterfest des AStA-Kulturreferats
  • Mitte August / Mitte September: „Marburger Varieté-Sommer“ organisiert vom Kulturzentrum Waggonhalle

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten und Tourismus

[Bearbeiten] Allgemeines

Marburg und seine Umgebung bieten zahlreiche Sehenswürdigkeiten [4] [5]. Der Tourismus stellt in der Universitätsstadt einen nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor dar. Hauptanziehungspunkte sind die Elisabethkirche, das Schloss sowie die historische Altstadt. Für Übernachtungen bietet Marburg außer dem Campingplatz und einer ganzen Reihe Hotels und Pensionen in allen Preisklassen die Jugendherberge in der Jahnstraße, die 167 Betten bietet und in unmittelbarer Nähe zur Lahn und zum Universitätsstadion liegt. 2004 konnte die Stadt 239.261 Übernachtungen vorweisen bei einem Angebot von 1571 Betten. [6]. Stadtführungen von 1,5 bis 2 Stunden (auch zu Sonderthemen wie Märchen, Romantikepoche etc.) lassen sich bei der Touristen-Information buchen. Von April bis Oktober gibt es zudem jeden Samstag Kasematten-Führungen durch die unterirdischen Festungsanlagen des Schlosses.

[Bearbeiten] Elisabethkirche

Hauptartikel: Elisabethkirche (Marburg)

Die Elisabethkirche, vom Volksmund gewöhnlich „E-Kirche“ genannt, ist der früheste rein gotische Kirchenbau auf deutschem Boden und wahrscheinlich das bekannteste Gebäude Marburgs. Sie wurde vom Deutschen Orden zu Ehren der Heiligen Elisabeth von Thüringen gebaut, deren Grabmal sich in der Kirche befand. Der Bau wurde im Jahr ihrer Heiligsprechung (1235) begonnen und 1283 vollendet. Marburg wurde dadurch im Spätmittelalter zu einem bedeutenden Wallfahrtsort.

Die Kirche gilt als Meisterwerk der deutschen Frühgotik. Sie zählt zu den ersten rein gotischen Hallenkirchen im deutschen Kulturgebiet. Mit der Liebfrauenkirche in Trier ist sie die erste rein gotische Kirche im deutschen Sprachraum. Für den Kölner Dom galt sie als Vorbild.

[Bearbeiten] Landgrafenschloss

Marburger Schloss (Übersicht)
Marburger Schloss (Übersicht)

Hauptartikel: Marburger Schloss

Das Landgrafenschloss erhebt sich weithin sichtbar westlich über der Stadt und dem in nord-südlicher Richtung verlaufenden Lahntal. Der Schlossberg hat eine Höhe von 287 m. ü. NN. und bildet einen Ausläufer des Marburger Rückens – einem Buntsandstein-Hochland. Durch die relativ steilen Talflanken bestand hier eine sehr gute fortifikatorische Ausgangslage für die Errichtung einer mittelalterlichen Burg, die in der Folgezeit und bis in die Gegenwart zahlreiche bauliche Veränderungen erfuhr.

Neben seiner historischen Bedeutung als erste Residenz der Landgrafschaft Hessen ist das Schloss von großem kunst- bzw. bauhistorischem Interesse. Dies betrifft neben den Bauteilen aus dem 11./12. Jahrhundert vor allem das Schloss aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, welches noch heute den Gesamteindruck der Anlage wesentlich bestimmt. Die Schlosskapelle und der Saalbau mit dem Grossen Saal bzw. Fürstensaal, der zu den größten und qualitätvollsten profanen gotischen Sälen in Mitteleuropa gehört, sind herausragende Leistungen der europäischen Burgenarchitektur.

Heute wird das Schloss in Teilen vom Marburger Universitätsmuseum für Kulturgeschichte im Wilhelmsbau genutzt, welches eine große Sammlung von Exponaten zur Geschichte der Region seit der Steinzeit beherbergt. Außerdem finden hier auch Theateraufführungen, Konzerte sowie weitere kulturelle Veranstaltungen wie zum Beispiel mittelalterliche Märkte usw. statt. Sehr beliebt ist auch das zwischen Mai und September stattfindende Open-Air-Kino auf der Freiluftbühne im Schlosspark.

[Bearbeiten] Spiegelslust

Spiegelslustturm(alias Kaiser-Wilhelm-Turm)
Spiegelslustturm
(alias Kaiser-Wilhelm-Turm)

Hauptartikel: Spiegelslustturm

Der Name „Spiegelslust“ geht auf Werner Freiherr von Spiegel zum Desenberg zurück, der im 19. Jahrhundert in Marburg studierte und diesen Platz, der früher „Köhlers Ruhe“ hieß, zu einem Ausflugsziel ausbaute. Zunächst wurde dort ein Pavillon errichtet, später folgte der Aufbau eines Gasthauses. Dieses blieb bis 1989 Eigentum der Stadt und wurde dann vom damaligen Pächter der Stadt abgekauft und bis heute durch diesen bewirtschaftet. „Spiegelslust“ liegt 200 Meter entfernt vom Kaiser-Wilhelm-Turm (nach Wilhelm I. (Deutsches Reich)). Der Turm, der auch als Spiegelslustturm bekannt ist, ist ein Aussichtsturm auf den Lahnbergen. Der Ort ist seit der Zeit der Romantik ein beliebtes Ausflugsziel und wird bewirtschaftet. 1872 hatte ein Verein Geld gesammelt, um den Turm als Erinnerung an die Reichsgründung und den deutsch-französischen Krieg (1870/71) zu finanzieren. In der Nacht vom 12. auf den 13. März 1876 brachte ein Sturm den fast fertigen Turm zum Einsturz. Erst 14 Jahre später wurde das 36 Meter hohe Bauwerk fertiggestellt; die feierliche Einweihung fand am 2. September 1890 statt.

[Bearbeiten] Gebäude der Kugelherren

In der Oberstadt zwischen der Barfüßer- und der Ritterstraße befinden sich in der Kugelgasse zwei Gebäude, die im 15. Jahrhundert im Auftrag des Ordens „Brüder zum gemeinsamen Leben“ erbaut wurden. Die so genannten Kugelherren, die wegen ihrer Kopfbedeckung, der Gugel, so genannt wurden, waren ab 1477 in Marburg ansässig. Möglich wurde der Bau der Gebäude durch eine Schenkung eines reichen Marburgers, dem Patrizier Heinrich Imhofen.

Das Kugelhaus ist ein im spätgotischen Stil erbautes Stift, das 1491 fertig gestellt wurde. Heute ist dort die Völkerkundliche Sammlung des Institut für Vergleichende Kulturforschung: Religionswissenschaft und Völkerkunde untergebracht. 1527 ging das Haus, in dem auch eine Lateinschule untergebracht war, an die Universität über, nachdem Landgraf Philipp den Orden und die Schule, in der er selbst Schüler war, aufgelöst hatte.

Die Kugelkirche, die 1485 von Johannes Bonemilch von Laasphe geweiht wurde, ist das zweite Gebäude des Ordens. Sie wurde zwischen 1478 und 1520 erbaut. Die Kirche besitzt Spitzbogenfenster und einen Dachreiter. Im Innern befindet sich ein Netzgewölbe mit spätgotischen Rankenmalereien. Orgel, Kanzel und Hochaltar stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

[Bearbeiten] Bauwerke

Das historische Rathaus
Das historische Rathaus
  • In der Marburger Oberstadt ist eine große Zahl von Fachwerk-Bauten rund um das historische Rathaus von 1527 durch ein langjähriges, planmäßiges Restaurierungskonzept erhalten geblieben.
  • Oberhalb des Marktplatzes sind Reste der mittelalterlichen Synagoge unter einem Glaskubus von außen einsehbar.
  • Die ehemalige Kilianskapelle (heute Kilian) wurde zwischen 1180 und 1200 im romanischen Stil erbaut.
  • Grüner Mühle

[Bearbeiten] Parks

[Bearbeiten] Alter Botanischer Garten

Hauptartikel: Alter Botanischer Garten (Marburg)

Wenige hundert Meter südlich der Elisabethkirche liegt am Pilgrimstein der 3,6 ha große Alte Botanische Garten der Universität Marburg. 1811 gegründet, beruht bis heute die Einmaligkeit dieses Gartendenkmals auf der gelungenen Verknüpfung eines „Wissenschaftsgartens“ mit der „englischen Gartenkunst“. Noch heute zeigt er wichtige Spuren seiner Geschichte. Diese betrifft sowohl die Geschichte der Gartenkunst als auch die Geschichte der Naturwissenschaften von den Zeiten der 'nur' beschreibenden „Naturgeschichtler“ nach Carl von Linné, dann der „PflanzengeographieAlexander von Humboldts über die Zeit der evolutorischen Erklärungsversuche Charles Darwins oder Ernst Haeckels bis zur Labor-Botanik.

[Bearbeiten] Neuer Botanischer Garten

Hauptartikel: Neuer Botanischer Garten (Marburg)

Der Neue Botanische Garten Marburg liegt auf den Lahnbergen. Gegen Ende der 1960er Jahre wurden die naturwissenschaftlichen Fächer der Philipps-Universität Marburg dorthin verlegt, da in der Innenstadt kein Platz für umfangreiche Neubauten vorhanden war. In der räumlichen Nähe zum Botanischen und Zoologischen Institut des Fachbereichs Biologie wurde dort ein neuer botanischer Garten angelegt und im Jahr 1977 eröffnet. Mit 20 ha ist er einer der größeren Botanischen Gärten Deutschlands. Neben einer großen Baumsammlung (Arboretum) hat er eine systematische Abteilung, eine Abteilung mit Heil- und Nutzpflanzen, die Farmschlucht, den Frühlingswald, ein Alpinum und einen Heide- und Rhododendrongarten. In Schaugewächshäusern mit einer Grundfläche von 1.700 m² sind zahlreiche Pflanzen der Tropen und Subtropen zu sehen, darunter die Riesenseerose Victoria amazonica.

[Bearbeiten] Natur und Freizeit

Marburgs Kernstadtgebiet wird im Osten durch die bewaldeten Lahnberge begrenzt. Die Berge im Westen sind durch das Schloss und die Altstadt bebaut und bewohnt; dahinter befinden sich der Stadtwald und der Wehrdaer Wald. Im Norden und im Süden sind die ebenen Lahntalflächen vorwiegend landwirtschaftlich genutzt. Durch Marburg fließt die Lahn, in Marburg ist diese nicht schiffbar. Durch die Innenstadt führt ein Lahnnebenarm, welcher am Wehrdaer Wehr beginnt und in der Mitte der Uferstraße wieder in den Hauptlauf mündet.

Im Bereich des Südviertels teilt sich die Lahn ein zweites mal und bildet hier eine kleine Insel (Auf der Weide). Im Stadtbereich wurden ebenfalls durch umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen in den letzten Jahren die Lahnwiesen teilweise in Lahnauen zurückverwandelt. In die Lahn münden zahlreiche kleinere Bäche; die bekanntesten sind der Ketzerbach und der Gefällebach. Über die Lahnberge zieht sich ein gut ausgebautes Netz von Wanderwegen. Im Norden und Süden befinden sich in Lahnnähe Baggerseen, welche überwiegend der Öffentlichkeit zum Schwimmen offen stehen.

Auf einer Strecke von sechs Kilometern verläuft entlang des Radwegs an der Lahn der Marburger Planetenlehrpfad für Blinde und Sehende.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Universität Marburg

Alte Universität
Alte Universität

Hauptartikel: Philipps-Universität Marburg

Größter Arbeitgeber der Stadt ist die Philipps-Universität, welche 1527 durch Landgraf Philipp den Großmütigen als erste evangelische Universität gegründet wurde. Durch den auf die Einwohnerzahl gerechnet hohen Anteil an Studenten und Mitarbeiten (17.500 Studierende, 7.500 Angestellte) entwickelte sich der Spruch: Andere Städte haben eine Universität, Marburg ist eine. Dies bringt zum Ausdruck, wie eng verknüpft die Geschichte der Universität mit der der Stadt ist. Die Universität bietet ein überdurchschnittlich breit gefächertes Studienangebot mit vielen außergewöhnlichen Studiengängen.

[Bearbeiten] Wirtschaft

Klinikum Marburg
Klinikum Marburg

Die drei größten Arbeitgeber der Stadt sind die Philipps-Universität Marburg, das privatisierte Universitätsklinikum Gießen und Marburg – Standort Marburg und die teilweise zu den internationalen Konzernen CSL Behring und Novartis Vaccines (ehem. Chiron Behring) gehörenden ehemaligen Behringwerke (Pharma- und Medizintechnikbranche). Dicht darauf folgt auf Platz vier die Deutsche Blindenstudienanstalt (Blista).

Rund 81,7 Prozent der versicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer Marburgs arbeiteten 1998 im Dienstleistungsbereich, 18,1 Prozent im produzierenden Gewerbe. Die höchsten Beschäftigungsanteile in Marburg hatten die Bereiche Gesundheit (Universitätskliniken) und Wissenschaft (Universität, Blista) aufzuweisen. Insgesamt arbeiteten in diesen beiden Wirtschaftszweigen über 10.000 Menschen.

Die für eine Stadt dieser Größe recht beeindruckende Zahl von über 300 Restaurants, Gaststätten, Cafés und Kneipen machen die Ausrichtung der Gastronomie auf die Zielgruppe Studenten deutlich.

[Bearbeiten] Verkehr

[Bearbeiten] Eisenbahn

Bahnhof Marburg Lahn
Bahnhof Marburg Lahn

Der Bahnhof Marburg ist IC-Station und Teil der IC-Linie 26 (Stralsund) – Hamburg – Hannover – Frankfurt – Karlsruhe – Konstanz. Weiterhin lässt sich Marburg mit Zügen des Nahverkehrs über die Main-Weser-Bahn mit der Relation KasselFrankfurt am Main erreichen. Außerdem beginnen hier die Nebenstrecken der Kurhessenbahn nach Frankenberg (Burgwaldbahn) und die Obere Lahntalbahn über Biedenkopf nach Erndtebrück. Durch den Mittelhessen-Express, der zwischen Treysa und Frankfurt eingesetzt wird erhielt Marburg 2007 einen besseren Anschluss ins Rhein-Main-Gebiet.

Weiterhin ist im Zusammenhang mit dem „MittelhessenExpress“ der Neubau eines Regionalhaltepunktes Marburg-Mitte geplant, der auf Höhe der Universitätsbibliothek entstehen soll.

Am ehemaligen Südbahnhof wurde die Marburger Kreisbahn nach Ebsdorfergrund an das Schienennetz angeschlossen. Nach der Stilllegung und der Demontage der Gleise wurde der Bahnhof zum einfachen Haltepunkt Marburg-Süd.

[Bearbeiten] Bundesstraßen

Die Marburger Stadtautobahn (B3a) auf Höhe der Ausfahrt „Marburg Mitte“
Die Marburger Stadtautobahn (B3a) auf Höhe der Ausfahrt „Marburg Mitte“
Untergasse: die Straße folgt der historischen Ost-West-Fernverkehrs- verbindung, die von Gladenbach ins Amöneburger Becken führte
Untergasse: die Straße folgt der historischen Ost-West-Fernverkehrs- verbindung, die von Gladenbach ins Amöneburger Becken führte

Mit dem Auto ist Marburg über die Bundesstraßen B3, B62, B252 und B255 zu erreichen.

Die B3 verläuft quer durch das Stadtgebiet (Stadtautobahn B3a). Dadurch wird einerseits das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt verringert. Andererseits ist die Lärmbelastung nicht unwesentlich und in gewisser Weise charakteristisch für Marburg.

Die B3a, die zwischen Niederweimar und Roth wieder zur zweispurigen B3 wird, wird im Moment auch dort zur Schnellstraße ausgebaut. Sie dient als Verbindung zum Gießener Ring (A485) und ins Rhein-Main-Gebiet.

[Bearbeiten] Busverkehr

Hauptartikel: Nahverkehr in Marburg

Der öffentliche Nahverkehr in Marburg wird von den Stadtwerken mit etwa 10 Hauptbuslinien geführt. Tagsüber besteht ein dichter Takt innerhalb der Kernstadt und den näheren Stadtteilen. Abends sorgen vier Abendlinien für Fortkommen, zusätzlich gibt es Anrufsammeltaxis in Form von Kleinbussen und eine 2004 eingeführte Nachtbuslinie (N8Express), die am Wochenende bis 4 Uhr die Marburger Kernstadt bedient. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts gab es hier eine Städtische Straßenbahn, die durch einen Oberleitungsbus-Betrieb (O-Bus) abgelöst wurde, bevor dieses System ganz stillgelegt wurde. Heute verkehren Diesel- und seit Anfang 2005 auch moderne Erdgasbusse. Marburg und der Landkreis sind seit 1995 Mitglied im Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2006 wurde eine komplette Neuordnung des Busnetzes vorgenommen, wobei sich auf die Einführung von drei Hauptlinien bezogen wurde, welche vom Hauptbahnhof über die Innenstadt zum Südbahnhof im 5-Minuten-Takt verkehren. Die anderen Stadtbuslinien sollen sinnvoll an die Hauptachse anknüpfen und nicht zentral durch die Innenstadt verkehren. Es wurde eine erhebliche Entlastung der Marburger Innenstadt durch dieses Vorhaben erwartet.

[Bearbeiten] Brücken

Der Autoverkehr überquert die Lahn über folgende Brücken:

Zudem verläuft die Bunsenstraße über die Lahn.

Die Kurt-Schumacher-Brücke dient der Überquerung der Stadtautobahn.

Des Weiteren gibt es eine Reihe von Brücken, die lediglich für Fußgänger und Radfahrer geöffnet sind. Dazu gehören die:

  • Wolfgang-Abendroth-Brücke
  • Luisa-Haeuser-Brücke
  • Unisport-Fußgängerbrücke (am Wehrdaer Weg)
  • Fußgängebrücke Am Krekel
  • Hirsefeldbrücke
  • Ortenbergsteg

[Bearbeiten] Aufzüge

Durch seine enge Lage im Tal ist Marburg eine der wenigen deutschen Städte, in der Stadtteile durch Aufzüge miteinander verbunden sind. Im Einzelnen gibt es folgende öffentliche Aufzüge:

  • Oberstadtaufzug Rudolphsplatz – verkehrt durchgehend vom Anfang des Pilgrimsteins, nahe dem Rudolphsplatz, zur Reitgasse (geschlossener Schacht, keine Aussicht, nur zwischen 6:30 Uhr bis 1:30 Uhr in Betrieb).
  • Aufzüge Parkhaus Oberstadt – eine Folge von zwei verglasten Aufzügen, die durch einen gleichfalls verglasten Steg verbunden sind, verbindet den hinteren Pilgrimstein mit der Wettergasse und erschließt gleichzeitig das Oberstadtparkhaus
  • Aufzug im Neuen Ortenbergsteg – verbindet den Hauptbahnhof mit dem Ortenbergplatz

Zudem verbindet eine Folge von zwei sehr kleinen Aufzügen (max. Zuladung 2 Personen) die beiden Filialen der Universitätsbuchhandlung Elwert im Pilgrimstein und in der Reitgasse. Diese Aufzüge sind nur für Mitarbeiter und Kunden gedacht und werden auch hauptsächlich von diesen verwendet, da der durchgehende Oberstadtaufzug nur wenige Schritte entfernt ist.

[Bearbeiten] Medien

Neben der Oberhessischen Presse als größte regionale Tageszeitung gibt es die Marburger Neue Zeitung, eine Regionalausgabe der Zeitungsgruppe Lahn-Dill mit eigener Lokalredaktion. Der kostenlose Marburger Express ist ein Stadtmagazin mit Veranstaltungskalender und erscheint im Marbuch-Verlag des „Marbuchs“ für Neubürger.

Weiterhin existieren freie Medien, unter anderem der freie Radiosender Radio Unerhört Marburg (RUM) und Kirche in Marburg (KIM), ein monatliches Programm der evangelischen und katholischen Gemeinden.

[Bearbeiten] Bildung

[Bearbeiten] Bildungseinrichtungen

Neben der Universität befindet sich in Marburg die Blindenstudienanstalt Marburg, das Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie und Forschungsabteilungen diverser Pharmafirmen, die aus den ehemaligen Behringwerken hervorgegangen sind.

Medizinern ist Marburg durch das Universitätsklinikum, das Marburg-Virus, die Gewerkschaft der klinikangestellten Ärzte und besonders durch den Marburger Bund bekannt.

In Marburg gibt es diverse Schulen jeder Art, darunter mit der Elisabethschule, der Martin-Luther-Schule und dem Gymnasium Philippinum drei reine Gymnasien sowie das berufliche Gymnasium an der Adolf-Reichwein-Schule. Hinzu kommt die integrierte Gesamtschule am Richtsberg sowie einige Grundschulen, Haupt- und Realschulen sowie Berufliche Schulen. Mit der Otto-Ubbelohde-Schule verfügt Marburg über die einzige 6-jährige Grundschule Hessens.

Stark ausgeprägt ist in Marburg die Schullandschaft in freier Trägerschaft. Abgesehen von der Blindenstudienanstalt Marburg gibt es sieben solcher Schulen mit besonderem pädagogischen Profil, die nicht von Staat und Stadt veranstaltet werden. Neben Förderschulen sind darunter eine Freie Waldorfschule, die sechsjährige Grundschule mit Kindergarten Freie Schule Marburg und das Gymnasium und Internat Landschulheim Steinmühle.

In Planung ist die Gründung einer Montessori-Schule.

Die Archivschule Marburg ist deutschlandweit eine anerkannte Ausbildungsstätte von Archivaren.

Zudem hat eines der wichtigsten Zentren für historische Ostmitteleuropa-Forschung, das Herder-Institut, seinen Sitz in Marburg. Unter den Landesbehörden sind das Hessische Staatsarchiv Marburg sowie das Hessische Landesamt für geschichtliche Landeskunde zu nennen.

[Bearbeiten] Bedeutende Marburger

[Bearbeiten] Literatur

  • Erhart Dettmering, Rudolf Grenz (Hrsg.): Marburger Geschichte, Rückblick auf die Stadtgeschichte in Einzelbeiträgen. (im Auftr. des Magistrats), Marburg 1982, ISBN 3-9800490-0-0
  • Marbuch. 7. Auflage. Marbuch-Vlg., Marburg 2003, 280 S. (umfassend, mit Stadtplan), ISBN 3-9806487-1-0
  • Nils Folckers, Ambros Waibel (Hrsg.): Marburganderlahnbuch. Verbrecher-Vlg., Berlin 2003, 170 S., ISBN 3-935843-33-X
  • Wilmfried Brand: Wanderführer Marburg. 2. Auflage. Hitzeroth-Vlg., Marburg 2005, ISBN 3-89616-195-4
  • Hermann Bauer: Alt-Marburger Geschichten und Gestalten. Rathaus-Vlg., Marburg 1986, ISBN 3-923820-16-X
  • Walter Bernsdorff, Jutta Buchner-Fuhs, Gabriele Clement: Marburg in den Nachkriegsjahren. Rathaus-Vlg., Marburg 1998, ISBN 3-923820-65-8
  • Carsten Beckmann: Marburg und das Marburger Land in den 50er Jahren. Historische Aufnahmen. Wartberg-Vlg., Gudensberg 2002, ISBN 3-8313-1033-5
  • Ursula Braasch-Schwersmann: Das Deutschordenshaus Marburg, Wirtschaft und Verwaltung einer spätmittelalterlichen Grundherrschaft. Elwert-Vlg., Marburg 1989, ISBN 3-7708-0907-6
  • Winfried Wolf: „Die autofreie Stadt: der Autowahn am Beispiel der Stadt Marburg an der Lahn; Geschichte, Perspektive und Alternative“. Köln 1993, 223 S., ISBN 3-929008-41-6
  • Christiane David: Buntsandstein – Bausandstein. Marburger Bausandstein unter der Lupe. Marburger Geowissenschaftliche Vereinigung e.V., Marburg 2006 (=Marburger Geowissenschaften, Bd. 3), ISBN 3-934546-02-1

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Solarzellen werden zur Pflicht hr-online, 21. Juni 2008
  2. Tagesschau vom 21. Juni 2008 hr-Nachrichtenarchiv vom 31.1.2008
  3. Webseite des Landkreises Marburg-Biedenkopf
  4. Lutz Münzer: Marburg an der Lahn: ein Stadtführer. Druckhaus Marburg, Marburg 2005, ISBN 3-00-013807-2
  5. Ulrich Grossmann: Marburg an der Lahn. Führer durch die Stadt und ihre Geschichte. Verlag Trautvetter u. Fischer, Marburg 1976, ISBN 3878220944
  6. Statistik-Hessen.de: Startseite

[Bearbeiten] Weblinks

Wikinews
 Wikinews: Marburg – Nachrichten
Commons
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