Mittelgebirge
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Ein Mittelgebirge ist ein Gebirge, das im Gegensatz zum Hochgebirge eine bestimmte Höhe nicht überschreitet, jedoch auch eine gewisse Mindesthöhe (Höhendifferenz zwischen höchster Erhebung und Umland) haben muss, um sich vom Umland abzuheben. Diese Höhen sind nicht genau festgelegt, die Grenze zum Hochgebirge liegt bei den deutschen Mittelgebirgen bei etwa 1.500 m ü. NN.
Mittelgebirge sind oft alte Rumpfgebirge oder Tafelbergländer und weisen bis auf wenige Ausnahmen wegen der geringen Höhe keine glazialen Formen auf, so dass flachwellige Oberflächenformen vorherrschen. Im Unterschied zu den Hochgebirgen gibt es wegen der geringen Höhe der Mittelgebirge nur wenige oder gar keine unterschiedlichen Höhenstufen der Vegetation.
Bei einer entsprechenden Exposition der Mittelgebirge zur Hauptwindrichtung sind häufig stark ausgeprägte Steigungsregen zu beobachten.
Das Riesengebirge kann man als Grenzfall zwischen Hoch- und Mittelgebirge einordnen, es überschreitet in mehreren Bereichen die 1.500-m-Marke und weist dort auch eine typische Hochgebirgsvegetation auf, seine Oberflächenformen sind jedoch überwiegend denen von Mittelgebirgen vergleichbar. Hochgebirgsvegetation findet sich auch im Gipfelbereich des Brocken, dem höchsten Berg des Harzes. Schwarzwald, Bayerischer Wald und Harz besaßen eine Eigenvergletscherung und weisen daher glaziale Formen auf.
Alle Gebirge in Deutschland mit Ausnahme der Alpen sind Mittelgebirge und gehören zur geographischen Großregion Deutsches Mittelgebirge.
In Österreich zählen das Böhmische Massiv mit dem Mühlviertel und die teilweise breite Flyschregion in den nördlichen Voralpen zu den Mittelgebirgen. Auch die eiszeitlich geformten Terrassen des Tiroler Inntales südwestlich und südöstlich von Innsbruck, die den Talboden um etwa 100–500 m überragen, werden im Volksmund fälschlich als Mittelgebirge bezeichnet.
In der Schweiz befinden sich die Erhebungen des Juragebirges und die höheren Lagen des Mittellandes auf Mittelgebirgsniveau.
Das höchste deutsche Mittelgebirge ist der Schwarzwald, das nördlichste und kleinste ist der Stemweder Berg.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Entstehung der deutschen Mittelgebirge
Die deutschen Mittelgebirge gehören nach den skandinavischen und britischen Gebirgen sowie dem Uralgebirge zu den ältesten Gebirgen Europas, auch wenn sich ihr heutiges Aussehen erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit so entwickelt hat. Im Karbon, also vor rund 350 Millionen Jahren bildete sich in Mitteleuropa das Variskische Gebirge. Direkt nach der Entstehung begann die Abtragung des Gebirges als exogener Einfluss während der Zeit des Perms. In der Zeit der Trias, welche vor ca. 225 Millionen Jahren begann, befand sich das heutige Mitteleuropa zeitweise über, zeitweise unter dem Meeresspiegel. Daher finden sich in den deutschen Mittelgebirgen heute verschiedene Sedimentschichten: Zumeist wechseln sich Buntsandstein als terrestrische und Keuper sowie Muschelkalk als marine Sedimentschicht ab. Zur Zeit der Jura wurde insbesondere Kalk und in der Kreidezeit hauptsächlich Kreide abgelagert.
Mit dem Beginn des Neozoikums vor rund 70 Millionen Jahren wandelte sich der Vorgang der Abtragung des variskischen Gebirges. Im Tertiär kam es zur alpidischen Gebirgsbildung, wodurch starke Kräfte auf die Rümpfe des variskischen Gebirges wirkten. Da die Gesteine bereits gefaltet waren, führten weitere Spannungen zu Rissen und Brüchen, wodurch wiederum Bruchschollen entstanden. Diese Bruchschollen untergingen später eine Anhebung (Horstscholle, z. B. Harz), eine Absenkung (Grabenbruch, z. B. Oberrheingraben) oder schoben sich übereinander (Pultscholle, z. B. Erzgebirge). Dadurch finden sich die verschiedensten Formen in den deutschen Mittelgebirgen, was auch auf die Abtragung der Sedimente aus dem Mesozoikum (Trias, Jura, Kreide) zurückzuführen ist. In einigen Mittelgebirgen sind die Sedimente relativ gut erhalten, in anderen wurden sie völlig abgetragen. Bestimmender Faktor ist dabei die geografische Lage und die damit verbundene Stärke exogener Vorgänge.
Die Klassifizierung von Mittelgebirgen wird anhand ihres letzten Entstehungsvorgangs durchgeführt. Dementsprechend sind die deutschen Mittelgebirge als Bruchschollengebirge einzuordnen.
[Bearbeiten] Entstehung der Salzlagerstätten im deutschen Mittelgebirge
Vor 200 bis 10 Millionen Jahren entstanden im Mittelgebirge Deutschlands große Salzlagerstätten. Man kann die Entstehung der enormen Menge an Salz nicht auf ein einzelnes Ereignis in der Erdgeschichte zurückführen, doch haben Geowissenschaftler festgestellt, dass ein mehrfach eingetretener Zyklus die Ursache für die Salzanreicherung im deutschen Mittelgebirge darstellt:
Nachdem sich durch Verschiebung und Kollision der Erdplatten unter anderem das deutsche Land bildete (begleitend: Variskische Gebirgsbildung), wurde besonders das Gebiet des heutigen Mittelgebirges von gewaltigen Wassermassen überschwemmt (Transgression). So befand sich mindestens sechs Mal über dem deutschen Mittelgebirge ein vom offenen Meer durch eine flache Schwelle (Barre) abgeschlossenes salzhaltiges Binnenmeer.
Mit der Zeit verdunstete das Wasser und das in ihm gelöste Salz blieb auf dem Meeresgrund, der hauptsächlich aus Salz und kleinen Steinen bestand, zurück. Das nun ausgetrocknete Meer wurde wieder und wieder mit Wasser vom offenen Meer gefüllt und der Verdunstungsvorgang setzte erneut ein. Es ist vorgekommen, dass das Binnenmeer nicht ganz austrocknete, sondern gleich mit Wasser aus dem offenen Meer gefüllt worden ist.
Dieser Zyklus, der seinen Höhepunkt im Perm hatte, wird als Salinarzyklus bezeichnet. Am Ende waren große Teile des Bodens im Mittelgebirge in abwechselnde Schichten von Salzen, Tonlagen und Steinen unterteilt. Diese Schichten wurden durch das Wirken von endogenen und exogenen Kräften verformt und in andere Höhenlagen befördert. Heute sind im Mittelgebirge Chloride (z. B. Steinsalz), Anhydrit, Gips und Kalisalze zu finden.
[Bearbeiten] Deutsche Mittelgebirge
Die Geokoordinaten in der folgenden Tabelle geben die Position der höchsten Erhebung an. An den Namen mancher Erhebungen ist zu erkennen, dass manche Mittelgebirge grenzübergreifend sind. Die Tabelle ist nach der Höhe der höchsten Erhebung sortiert.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Acadische Gebirgsbildungsära
- Vorberge (Geomorphologie) – die landschaftlich ähnliche Struktur vor Hochgebirgen