Kreide (Geologie)
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< Jura | K r e i d e | Paläogen > vor 145,5 - 65,5 Millionen Jahren |
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Die Kreide oder Kreidezeit ist das dritte und oberste chronostratigraphische System und die dritte und jüngste geochronologische Periode des Mesozoikums. Sie begann vor rund 145,5 ± 4,0 Millionen Jahren mit dem Ende des Juras und endete vor 65,5 ± 0,3 Millionen Jahren mit dem Beginn des Paläogens, und ist mit 80 Millionen Jahren das längste System, bzw. die längste Periode des Phanerozoikums.
Das Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangaea während des Erdmittelalters mündet gegen Ende der Kreidezeit in die heute bekannte Form der Kontinente.
Zu den herausragenden Ereignissen der mittleren Kreidezeit zwischen ca. 120 Millionen und 80 Millionen Jahren gehört eine gewaltige Superplume-Aktivität hauptsächlich im Bereich des Dekkan-Plateaus und des westlichen Pazifiks. Dieser 40 Millionen Jahre anhaltende Vulkanismus riesigen Ausmaßes auf dem Ozeanboden hatte globale Konsequenzen.
Die Kreidezeit wurde 1822 von dem belgischen Geologen Jean (Baptiste Julien) d'Omalius d'Halloy nach den stark calciumcarbonathaltigen Fossilien von Krebstieren, Korallen, Muscheln, Schnecken und Einzellern der Kreidezeit benannt; Kreide ist neben Kalkstein und Marmor eine der drei in der Natur vorkommenden Formen von Calciumcarbonat.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Einteilung der Kreidezeit
- Oberkreide
- Unterkreide
Auch verwendete, übergeordnete oder inzwischen veraltete Stufenbezeichnungen: Neokom (untere Unterkreide), Gault (obere Unterkreide), Emscher (jetzt Coniac und Santon) und Senon (jetzt Santon, Campan und Maastricht)
[Bearbeiten] Lithologie der Kreide-Gesteine in Deutschland
Die Lithologie der Oberkreide wird von Kalksteinen und Mergelsteinen geprägt, während hingegen in der Unterkreide vorwiegend Tonsteine und untergeordnet Mergelsteine auftreten. Im Basisbereich der Unterkreide sind auch Sandsteine verbreitet.
[Bearbeiten] Räumliche Verbreitung der Kreide-Gesteine in Deutschland
Gesteine der Kreidezeit stehen im Raum von Hannover, nördlich des Harzes, im Teutoburger Wald an den Externsteinen, in der Westfälischen Bucht und im Raum von Aachen bis Lüttich an. Berühmt sind die Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund auf Rügen. Weiterhin finden sich Ablagerungen aus der Kreidezeit östlich der fränkischen Alb sowie am Alpen-Nordrand und in der Umgebung von Dresden (Elbsandsteingebirge).
[Bearbeiten] Die Lebewelt der Kreidezeit
[Bearbeiten] Pflanzenwelt
In der Unterkreide waren noch Bärlapppflanzen (Nathorstiana aborea), Farne (Weichselia, Hausmannia), Baumfarne, Ginkgos (Baiera), Bennettitales, und Nadelbäume die vorherrschenden Pflanzen. Aus dieser Zeit stammen auch die Kohleflöze der Wealdenkohle im Weser-Ems-Gebiet am Rande des Teutoburger Waldes. Während der Kreide entwickelten sich die ersten strauchigen Blütenpflanzen. Die erste Gattung der Laubholzgewächse war Credneria mit dreispitzigen Blättern (Funde aus dem Harz). In der Oberkreide waren viele Laubbäume wie Ahorn, Eiche oder Walnuss schon zur Konkurrenz für die Nadelbäume Sequoia und Geinitzia (aus den Aachener Schichten, Oberes Santonium) geworden. Gräser breiteten sich auf dem Festland aus und veränderten stark das Erosionsverhalten.
[Bearbeiten] Tierwelt
Aus der Kreidezeit kennt man in Deutschland zahlreiche Fußspuren und Skelettreste von Dinosauriern. In Münchehagen bei Rehburg-Loccum entdeckte man unter anderem die fast 30 Meter lange Fußspur einer elefantenfüßigen „Donnerechse“ (Elephantopoides muenchehagensis). Besonders häufig sind Fußabdrücke (Bückeburg, Münchehagen) und Skelettreste (Nehden bei Brilon im Sauerland) des pflanzenfressenden Dinosauriers Iguanodon, der eine Höhe bis zu 5 Metern erreichte. Fossilien belegen auch die Existenz von Raub-Dinosauriern wie Megalosaurus sowie von Meeresreptilien - wie etwa Mosasaurus - und Krokodilen.
Im Kreidemeer lebten Riesenammoniten. Mit einem Schalendurchmesser von etwa 1,80 Meter ist ein Exemplare von Parapuzosia seppenradensis aus der Westfälischen Bucht im Münsterland der bislang größte bekannte Ammonit.
Nach jüngeren Erkenntnissen vor allem durch Funde im nordostchinesischen Jiulongshan-Gebirge (Innere Mongolei, Kreis Ningcheng, Daohugou) und vor allem aus der ebenfalls in der Inneren Mongolei gelegenen Jehol-Gruppe gab es in der Kreidezeit nicht nur, wie bisher angenommen, kleine insektenfressende Säugetiere. Einer großen Vielfalt von vollentwickelten Säugern in der Kreide ging schon im Jura die Aufspaltung in verschiedene Entwicklungslinien voran. Die Säugetiere des Jura und der Kreide besetzten bereits die gleichen ökologischen Nischen, die auch die heutigen Säuger ausfüllen, und entwickelten sehr ähnliche Anpassungsformen. Es gab bereits kleinere Säugerraubtiere, die auf Reptilien spezialisiert waren und mit einem wasserdichten Pelz ausgestattete, schwimmende Säuger, die die ökologische Nische der heutigen Fischotter besetzten.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Sauerstoffgehalt-1000mj.svg
- ↑ http://en.wikipedia.org/wiki/Image:Phanerozoic_Carbon_Dioxide.png
- ↑ http://en.wikipedia.org/wiki/Image:All_palaeotemps.png
[Bearbeiten] Literatur
- Harald Polenz, Christian Spaeth: Saurier - Ammoniten - Riesenfarne. Deutschland in der Kreidezeit. Theiss, Stuttgart 2004., ISBN 978-3806218879
- Mike Reich, Peter Frenzel, Ekkehard Herrig: Ein Meer am Ende der Kreidezeit. Die Schreibkreide. In: Biologie in unserer Zeit. 35, Nr. 4, Wiley-VCH, Weinheim 2005, S. 260–267., ISSN 0045-205X