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Somalia – Wikipedia

Somalia

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Jamhuuriyadda Soomaaliya (Somali)

جمهورية الصومال
Jumhūriyyat aṣ-Ṣūmāl (arab.)
Republik Somalia

Flagge Somalias
Wappen Somalias
Flagge Wappen
Amtssprache Somali, Arabisch[1]
Hauptstadt Mogadischu
Regierungssitz Baidoa
Staatsform Republik (de jure)
keine (de facto)[2]
Staatsoberhaupt de jure Abdullahi Yusuf Ahmed[2]
Regierungschef de jure Nur Hassan Hussein[2]
Fläche 637.657 km²
Einwohnerzahl 9 bis 12 Millionen (Stand 2006)(*)
Bevölkerungsdichte 13,90 Einwohner pro km²
Währung Somalia-Schilling (SOS)
Unabhängigkeit 26. Juni 1960 erklärt, 1. Juli 1960 anerkannt
Nationalhymne Somaliyaay toosoo
Zeitzone MSK (UTC +3)
Kfz-Kennzeichen SO
Internet-TLD .so
Telefonvorwahl +252

Somalia (Somali: Soomaaliya; Arabisch: الصومال aṣ-Ṣūmāl) ist ein Staat im äußersten Osten Afrikas, am Horn von Afrika. Es grenzt an den Indischen Ozean im Osten, dessen Golf von Aden im Norden, Dschibuti und Äthiopien im Westen und Kenia im Süden. Der Landesname ist vom Volk der Somali abgeleitet, das die große Bevölkerungsmehrheit stellt und auch in den Nachbarländern ansässig ist.

Somalia entstand aus dem Zusammenschluss der vormaligen Kolonien Britisch- und Italienisch-Somaliland, die 1960 gemeinsam unabhängig wurden. Seit dem Fall der autoritären Regierung unter Siad Barre 1991 befindet sich das Land im Bürgerkrieg und hatte zumindest bis zur Bildung einer international anerkannten Übergangsregierung im Jahr 2000 keine funktionierende Regierung. Die Übergangsregierung kontrolliert jedoch nur einen Teil des Landes. Der Norden Somalias ist als Somaliland seit 1991 de facto unabhängig. In weiten anderen Teilen herrschen lokale Clans, Kriegsherren und andere Akteure, die zum Teil – wie in Puntland, Galmudug und Maakhir – auch offiziell nach Autonomie oder Unabhängigkeit streben.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Luftaufnahme über Somalia im Dezember 1993
Luftaufnahme über Somalia im Dezember 1993
Hauptartikel: Geographie Somalias

Somalia liegt im Osten des afrikanischen Kontinents, am Horn von Afrika auf der Somali-Halbinsel. Der nördliche Teil des Landes ist zumeist bergig und im Somali-Hochland durchschnittlich 900 bis 2.100 m ü. NN; der höchste Berg ist der Shimbiris (2.416 m). Nach Süden hin erstreckt sich ein Flachland mit einer durchschnittlichen Höhe von 180 m. Die Flüsse Jubba und Shabeelle entspringen in Äthiopien und fließen durch den Süden Somalias und damit durch die Somali-Wüste in den Indischen Ozean. Die 2.720 km lange Küstenlinie ist die längste aller afrikanischen Länder.

Somalia wird beeinflusst durch Monsunwinde, ein ganzjähriges heißes Klima, unregelmäßige Regenfälle und stetig wiederkehrende Trockenperioden. Außer in den Berg- und Küstenregionen liegt die durchschnittliche Maximaltemperatur am Tag zwischen 30 und 40 °C. Der südwestliche Monsun sorgt in der Gegend um Mogadischu für ein relativ mildes Klima in den Monaten von Mai bis Oktober. Zwischen Dezember und Februar bringt der nordöstliche Monsun ein ähnliches mildes Klima. In der so genannten Tangambili-Periode zwischen den beiden Monsunen (Oktober bis November und März bis Mai) ist es heiß und feucht.

Die größten Städte in Somalia sind Mogadischu, Hargeysa, Merka, Berbera und Kismaayo.

Bevölkerung

Somalische Kinder
Somalische Kinder

Die Einwohner Somalias heißen Somalier. Gelegentlich wird auch unpräzise die Bezeichnung Somali verwendet, die sich jedoch auf die ethnischen Somali beschränkt und die Nicht-Somali-Minderheiten im Land nicht umfasst.

Zur Einwohnerzahl Somalias gibt es sehr unterschiedliche Angaben, abhängig davon, welche statistischen Grundannahmen zu Bevölkerungswachstum, Migration usw. seit der letzten Volkszählung in den 1980er Jahren gemacht werden. Die Angaben der Berechnungen für das Jahr 2007 reichen von 9.118.773[3] bis 12.448.179[4] Einwohnern.

In der heutigen Zeit leben 60 Prozent aller Somalier teilweise oder vollständig als Nomaden. 25 Prozent der Menschen leben als Bauern, die sich in der fruchtbarsten Region des Landes zwischen Shabeelle und Jubba niedergelassen haben. Der verbliebene Teil der Bevölkerung (15 bis 20 Prozent) lebt in städtischen Gebieten. Ende 2007 sind über eine Million Somalier intern vertrieben[5].

Ethnien

Somali und deren Clansystem

Karte der Somali-Clans
Karte der Somali-Clans

Die anteilmäßig bei weitem bedeutendste Ethnie sind die Somali, deren Siedlungsgebiet sich auch auf Ost-Äthiopien (Somali-Region), Dschibuti und Nordost-Kenia erstreckt und die nach heutiger Kenntnis von gemischter schwarzafrikanischer und arabisch-persischer Abstammung sind.

Von besonderer Bedeutung für Gesellschaft und Politik Somalias ist die Clanstruktur der Somali. Jeder Somali gehört über seine väterliche Abstammungslinie einem Stamm oder Clan an. Die fünf großen Clanfamilien (qaabiil) sind:

Dabei gelten die traditionell nomadisch lebenden Dir, Darod, Isaaq und Hawiye als „echte Somali“ oder Samaal, während die sesshaft-bäuerlichen Rahanweyn als „unechte Somali“ oder – zusammen mit den Minderheiten – als Sab bezeichnet werden. Sie gelten aus Sicht eines Teils der Samaal als nicht gleichberechtigt und unterliegen traditionell einer gesellschaftlichen Benachteiligung.

Jede dieser Clanfamilien zerfällt in eine große Zahl Subclans und „Geschlechter“ (Somali: reer, was „Leute aus“, „Nachkommen von“ bedeutet). Diese umfassen jeweils einige Hundert bis Tausend Männer, die das für Verbrechen fällige Blutgeld (diya, mag) gemeinsam bezahlen bzw. erhalten. Dieses System verschafft dem einzelnen Somali traditionell Schutz für Leben und Eigentum, führt jedoch auch zu Blutfehden, die sich nicht nur auf einzelne Verbrechen beziehen, sondern traditionell auch Auseinandersetzungen um Wasser- und Weiderechte sowie – in jüngerer Zeit – den Kampf um die politische Macht umfassen.

Minderheiten

Bantu-Bäuerinnen bei Kismaayo, 1993
Bantu-Bäuerinnen bei Kismaayo, 1993

Minderheiten sind die somalischen Bantu (deren Vorfahren im 19. Jahrhundert als Sklaven aus Tansania, Mosambik und Malawi ins Land gebracht wurden), weitere schwarzafrikanische Gruppen wie die Shidle, Angehörige der Suaheli-Gesellschaft und Gruppen gemischter Herkunft an der Küste (z.B. Bajuni, Brawanesen, Benadiri/Reer Hamar), auf bestimmte Berufe beschränkte Gruppen wie die Yibir sowie einige Tausend Araber und einige Hundert Inder und Pakistaner.

Die Minderheiten machen gesamthaft etwa 15 % der Bevölkerung aus.

Sprachen

Hauptsprache Somalias ist das Somali (Eigenbezeichnung Af-ka soomaali-ga) – eine ostkuschitische Sprache aus dem Sprachzweig der kuschitischen Sprachen und damit Teil der afroasiatischen Sprachfamilie –, das heute von etwa 12 Millionen Menschen in Somalia und angrenzenden Gebieten gesprochen wird. Die Sprache des Somali-Volkes wird in Somalia auch von allen Minderheiten verwendet.

Als Handels- und Bildungssprachen werden auch Arabisch und – als Erbe der Kolonialzeit – Englisch und Italienisch genutzt. Die somalischen Bantu haben zum Teil ihre eigenen Bantusprachen beibehalten.

Lange wurde das Somali fast ausschließlich mündlich überliefert. 1972 wurde eine Standardisierung und Verschriftung des Somali erarbeitet und von der somalischen Regierung unter Siad Barre zur Amtssprache gemacht. Als Basis für das Standard-Somali diente die vor allem im Norden gesprochene Maha Tiri (Maxaatiri)-Variante der Sprache; die andere Hauptvariante ist das im Süden verbreitete Maay, daneben gibt es weitere Dialekte.

Die somalische Übergangsverfassung von 2004 legt als offizielle Sprachen Somali (Maay und Maha Tiri) und Arabisch fest, als weitere Arbeitssprachen Englisch und Italienisch[1].

Bildung

Hauptartikel: Bildung in Somalia

Schätzungsweise 13 % der Jungen und 7 % der Mädchen besuchen eine Schule. Unterricht findet heute in Abwesenheit eines offiziellen Bildungssystems hauptsächlich in Koranschulen und privaten Einrichtungen statt. Im faktisch autonomen Somaliland wurde das Bildungswesen seit der Unabhängigkeitserklärung ausgebaut.

Gesundheit

Mangelernährung und Infektionskrankheiten sind verbreitet. 70 % der Bevölkerung haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung. Die Kinderzahl pro Frau liegt bei durchschnittlich 6,2[6]. Die Müttersterblichkeit liegt bei 1600 auf 100.000 Geburten und ist die dritthöchste der Welt.[7] Bei der Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren liegt Somalia mit 225 von 1000 auf Rang 6.

Die Beschneidung wird in Somalia an etwa 95 %[8] der Mädchen vorgenommen, meist in Form der Infibulation. Am 8. März 2004 begann die erste landesweite Kampagne gegen diese Tradition. Der Präsident der Übergangsregierung, Abdikassim Salat Hassan, sprach dabei von einem Verbrechen gegen die Religion und gegen die Menschlichkeit. Es war das erste Mal, dass ein prominenter Politiker in Somalia offen über das tabuisierte Thema sprach. Am 26. Oktober 2005 veröffentlichten islamische Geistliche in Mogadischu eine Fatwa, die sich gegen die Mädchenbeschneidung richtet. Darin wird diese in Afrika weit verbreitete traditionelle Praxis als „unislamisch“ verurteilt.[9]

Die Rate an Aids-Infizierten ist mit schätzungsweise 0,9 bis 2 Prozent der Bevölkerung im afrikanischen Vergleich sehr niedrig. Begründet wird sie mit der islamischen Religion und vor allem damit, dass seit Kriegsausbruch verhältnismäßig wenige Menschen von außen in das Land kamen. Zugleich ist das Wissen um Übertragungswege und Prävention von HIV kaum verbreitet.

2008 vermeldete die Weltgesundheitsorganisation, dass durch großangelegte Impfkampagnen das Kinderlähmung verursachende Poliovirus in Somalia ausgerottet worden sei. Das Land war bereits 2002 poliofrei geworden, doch wurde das Virus zwischenzeitlich aus Nigeria wieder eingeschleppt.[10]

Religion

Mond und Minarett in Merka
Mond und Minarett in Merka

Die Bevölkerung Somalias gehört zu fast 100 % dem sunnitischen Zweig des Islam an. Davon sind etwa 80 % Schafiiten und 20 % Hanafiten. Die einzigen Nicht-Muslime in Somalia sind einige hundert Christen, die fast sämtlich ausländischer Herkunft sind. Die meisten christlichen Somalier gehören der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche an. Einzelne Missionierungsversuche und der Bau einer Kathedrale in Mogadischu in der Kolonialzeit blieben weitgehend ohne Wirkung.

Die traditionelle islamische Praxis in Somalia ist eher moderat und vermischt mit dem Gewohnheitsrecht der Clans. Seit den 1970er Jahren gibt es aber vor allem in den Städten radikalere Strömungen, die ebenso wie die Religion insgesamt seit Beginn des Bürgerkriegs an Bedeutung gewonnen haben. Islamische Einrichtungen gehören zu den wenigen Institutionen, die etwa Bildung und Gesundheitsversorgung anbieten. Auf die Lage der Frauen wirkt sich der wachsende Einfluss des Islam unterschiedlich aus; einerseits stehen sie unter größerem Druck, ihre öffentliche Sichtbarkeit zu reduzieren, andererseits bringt ihnen das islamische Recht gegenüber dem Gewohnheitsrecht erbrechtliche Verbesserungen, und islamische Geistliche sprechen sich heute auch gegen die weit verbreitete Mädchenbeschneidung aus.[11]

Die Übergangsverfassung des Landes bestimmt den Islam als offizielle Religion der Republik Somalia und legt fest, dass die Gesetzgebung auf der Scharia basieren soll[1]. Auch die Verfassung des einseitig für unabhängig erklärten Somaliland erklärt den Islam zur Religion der Nation und verbietet das Propagieren anderer Religionen in Somaliland[12].

Die in der Union islamischer Gerichte zusammengeschlossenen Gerichtshöfe setzen lokal in unterschiedlich strenger Ausprägung die Scharia durch. Teile der Union stehen in Verdacht, Kontakte zum internationalen islamistischen Terrorismus zu pflegen und ausländische Terroristen ins Land zu holen. Während manche sicherheitspolitische Quellen davon ausgehen, dass sich Zellen der al-Qaida in Somalia gebildet haben[13], halten sich anderen Quellen zufolge nicht mehr als „einige Dutzend“ ausländische Dschihadisten im Land auf[14].

Geschichte

Teil der Höhlenmalereien in Laas Geel
Teil der Höhlenmalereien in Laas Geel
Hauptartikel: Geschichte Somalias

Die ältesten bekannten Spuren von Menschen im heutigen Somalia stammen aus der Zeit zwischen 9000–8000 v. Chr. und 3000 v. Chr.. Es handelt sich um Höhlenmalereien, die in Laas Geel bei Hargeysa gefunden wurden.

Die Vorfahren der Somali wanderten um 500 v. Chr. bis 100 n. Chr. aus dem südlichen äthiopischen Hochland ein und vermischten sich – insbesondere in den Handelsstädten an der Küste, wie Zeila, Hobyo und Mogadischu – mit arabischen und persischen Einwanderern, welche ab dem 7. Jahrhundert auch den Islam einführten.

Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr das von Somali bewohnte Gebiet seine bis heute nachwirkende Aufteilung. Der Norden des heutigen Somalia wurde von Großbritannien als Britisch-Somaliland, der Süden und Osten als Italienisch-Somaliland von Italien kolonialisiert. Am 1. Juli 1960 wurden die beiden Kolonien gemeinsam als Somalia unabhängig. Erster Präsident des Landes wurde Aden Abdullah Osman Daar, ihm folgte 1967 Abdirashid Ali Shermarke.

Das Verhältnis zu den Nachbarstaaten war wegen der von Somalia gestellten Gebietsansprüche (siehe Groß-Somalia), insbesondere auf die heute äthiopische Region Ogaden, gespannt. Auch innenpolitische Spannungen zwischen dem Norden und dem Süden und Osten, zwischen Clans und Parteien bestanden weiter. 1969 wurde Präsident Shermarke von einem Leibwächter getötet, woraufhin prosowjetische Militärs unter Siad Barre die Macht übernahmen.

Barre lehnte sich zunächst an die Sowjetunion an, versuchte einen „wissenschaftlichen Sozialismus“ einzuführen und den traditionellen Einfluss der Clans einzuschränken. 1977/78 führte er einen Krieg um Ogaden gegen Äthiopien, den Somalia verlor. Weil die Sowjetunion in diesem Krieg das gegnerische, kommunistische Derg-Regime Äthiopiens unterstützt hatte, wandte sich Siad Barre wirtschaftlich und politisch von der Sowjetunion ab und den USA zu. Im Inneren regierte er zusehends diktatorisch, verschiedene Clans waren Repressionen ausgesetzt. Mehrere Rebellengruppen begannen einen bewaffneten Kampf gegen die Barre-Regierung, was 1991 zu deren Sturz führte.

Bürgerkrieg

Hauptartikel: Somalischer Bürgerkrieg

Keine der Rebellenorganisationen vermochte sich jedoch durchzusetzen und eine Folgeregierung zu etablieren; der am Sturz Barres führend beteiligte United Somali Congress zerbrach infolge des Machtkampfes ihrer Führer Mohamed Farah Aidid und Ali Mahdi Mohammed. Somalia zerfiel in umkämpfte Machtbereiche von Clans und Kriegsherren. Der Norden des Landes erklärte sich als Somaliland einseitig für unabhängig, ohne hierfür internationale Anerkennung zu finden.

Bewaffnete auf einem Technical in Mogadischu
Bewaffnete auf einem Technical in Mogadischu

Für die Bevölkerung hatte dies eine Verschlechterung der Versorgungs- und Sicherheitslage bis hin zu einer Hungersnot im Süden Somalias zur Folge. Ab 1992 sollte deshalb die UN-Mission UNOSOM unter US-amerikanischer Führung die Lieferung von Nahrungsmittelhilfe sichern und den Frieden wiederherstellen. Nach den Ereignissen der „Schlacht von Mogadischu“ im Oktober 1993 zogen die USA jedoch ab, 1995 musste sich auch die UNOSOM II ohne Erfolg zurückziehen. Die Kampfhandlungen gingen weiter. Südwestsomalia und Puntland erklärten zwischenzeitlich ihre Unabhängigkeit. Einzig im de facto autonomen Somaliland blieb es seit 1996 relativ friedlich.

2000 wurde nach Friedensverhandlungen eine Übergangsregierung für Somalia gebildet, die seit 2004 unter Präsident Abdullahi Yusuf Ahmed in Baidoa ihren Sitz hatte. In Mogadischu konnte sie sich aus Sicherheitsgründen nicht niederlassen. Mitte 2006 eroberte die Union islamischer Gerichte Mogadischu und weite Landesteile von den bis dahin dort herrschenden Kriegsherren, setzte ein gewisses Maß an – unterschiedlich streng gehandhabter – Ordnung nach der Scharia durch und kämpfte an den Grenzen der beiden Machtbereiche gegen die Übergangsregierung.

Das benachbarte Äthiopien fühlte sich von der Union bedroht, da es eine islamistische Vereinnahmung seiner eigenen muslimischen Bevölkerung fürchtete und Teile der Union zum Dschihad zur Eroberung des heute äthiopischen, mehrheitlich von Somali bewohnten Gebietes Ogaden aufriefen. Am 24. Dezember 2006 erklärte Äthiopien der Union offiziell den Krieg, marschierte in Somalia ein und konnte in wenigen Tagen die Union verdrängen. Die Übergangsregierung versucht sich nun mit militärischer Unterstützung Äthiopiens in Mogadischu und im übrigen Land zu etablieren[15]. Die massive äthiopische Militärpräsenz ist jedoch wegen der traditionell gespannten äthiopisch-somalischen Beziehungen kontrovers. Sie soll von der afrikanischen Friedenstruppe AMISOM ersetzt werden, von der heute etwa 2000 Soldaten in Mogadischu sind. 2007 und 2008 kam es in Mogadischu zu heftigen Kämpfen zwischen regierungstreuen Truppen und deren diversen Gegnern, die Hunderttausende in die Flucht trieben.[16] Die Gesamtzahl der Binnenvertriebenen stieg auf über eine Million.

Politik

Karte der politischen Lage in Somalia
Karte der politischen Lage in Somalia
Hauptartikel: Politik Somalias

Somalia besitzt seit 1991 keine im gesamten Land anerkannte nationale Regierung. Im Norden haben sich die Gebiete Somaliland und Puntland gebildet, die faktisch unabhängig sind. Auch die Gebiete Galmudug und Maakhir streben nach Unabhängigkeit. In weiten Teilen im Süden und Zentrum herrschten zumindest bis vor kurzem lokale Clans, Kriegsherren und die islamistische Union islamischer Gerichte oder unklare Verhältnisse.

Die Übergangsregierung Somalias mit Präsident Abdullahi Yusuf Ahmed versucht, die Staatsgewalt auszuführen. Jedoch war ihr Einfluss bis Ende 2006 auf das Gebiet um Baidoa in Südwestsomalia beschränkt. Ende 2006 konnte die Übergangsregierung mit militärischer Unterstützung Äthiopiens erstmals die Hauptstadt Mogadischu und weitere Landesteile – rund 20 % des Staatsgebiets – unter ihre Kontrolle bringen und versucht nun, sich dort zu etablieren. Dabei wird sie weiterhin von diversen Gegnern bekämpft. Zu diesen zählen militante Islamisten und Angehörige des Hawiye-Clans – von denen manche den sofortigen Abzug Äthiopiens verlangen, während andere allgemein ihren Clan als in der Regierung untervertreten betrachten und weitergehende politische Ziele verfolgen – und verschiedene Akteure, die an einer stabilen Regierung kein Interesse haben[17].

Die Übergangsregierung ist international anerkannt und repräsentiert das Land in den Vereinten Nationen, der Arabischen Liga und anderen internationalen Organisationen. Im Februar 2002 stellte sie ein neues Kabinett mit 31 Mitgliedern auf, dessen Zusammensetzung sich seither weiter veränderte. Viele Minister sind (ehemalige) Kriegsherren. Im November 2007 wurde Nur Hassan Hussein, der Vorsitzende des somalischen Roten Halbmonds, der als politisch neutral gilt, zum neuen Premierminister ernannt. Er setzte das Kabinett wiederum neu zusammen.

Im Juni 2008 führten Friedensgespräche in Dschibuti zwischen der Übergangsregierung und gemäßigten Vertretern der oppositionellen Allianz für die Befreiung Somalias zu einer Vereinbarung, der zufolge die Kampfhandlungen für drei Monate eingestellt und die äthiopischen Truppen abgezogen werden sollen. Radikale Vertreter der Allianz für die Befreiung Somalias und die islamistische Jugendmiliz al-Shabaab, die aus dem militanten Flügel der Union islamischer Gerichte hervorgegangen ist, lehnten das Abkommen jedoch ab und erhöhten ihre militärische Aktivität gegen Äthiopien und die Übergangsregierung.[18]

Somalia wird oft als „gescheiterter Staat“ bezeichnet. Auf dem Korruptionswahrnehmungsindex 2007 von Transparency International liegt es auf dem letzten Platz; gemäß Mo Ibrahim Foundation ist es das am schlechtesten regierte Land Afrikas[19]. Bezüglich Pressefreiheit steht das Land laut Reporter ohne Grenzen auf 159. Stelle von 169 Staaten[20].

Verwaltungsgliederung

Hauptartikel: Verwaltungsgliederung Somalias

Das Land ist offiziell in 18 Regionen eingeteilt. Heute hat diese Einteilung jedoch nur beschränkte praktische Bedeutung:

Wirtschaft

Bantu-Bauern nahe Kismaayo, Dezember 1993
Bantu-Bauern nahe Kismaayo, Dezember 1993
Somali mit Ziegenherde nahe Beledweyne (Belet Uen), Dezember 1993
Somali mit Ziegenherde nahe Beledweyne (Belet Uen), Dezember 1993
Hauptartikel: Wirtschaft Somalias

Somalia gehört zu den ärmsten und am wenigsten entwickelten Ländern der Welt, wobei die politische Lage die Erhebung genauer Wirtschaftsdaten schwierig macht.

Schätzungsweise 71 % der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft. Viele Somalier betreiben nomadische Viehwirtschaft und halten je nach Terrain Kamele, Schafe, Ziegen und Rinder. In den Flusstälern im Süden wird auch Ackerbau betrieben. Vieh und Bananen sind wichtige Exportgüter.

Des Weiteren werden Fisch, Mais, Hirse und Zucker für den inländischen Bedarf angebaut oder hergestellt. Der kleine industrielle Sektor, der hauptsächlich landwirtschaftliche Nutzgüter produziert, beträgt nur 10 % des BIP. Viele Fabriken wurden wegen des Bürgerkriegs geschlossen.[3] Ein Großteil der somalischen Bevölkerung ist auf Geldüberweisungen von Verwandten im Ausland angewiesen, sodass im Dienstleistungssektor Geldüberweisungsinstitute – die meist nach dem informellen Hawala-System funktionieren – mit stetiger Nachfrage rechnen können.

Teile der Wirtschaft profitieren von dem Zustand ohne funktionierende Regierung und damit ohne staatliche Steuern und Regulierungen. So gilt das Telekommunikationssystem (siehe z.B. NationLink) als günstiger und zuverlässiger als in den Nachbarstaaten. Da keinerlei staatliche Regulierung vorhanden ist, können aber auch Aktivitäten wie Geldfälschung, Piraterie oder der ökologisch problematische Holzkohleexport weitgehend ungestört stattfinden.

2008 war auch Somalia infolge von hoher Inflation, Trockenheit, verschlechterter Sicherheitslage sowie globalen Faktoren von steigenden Nahrungsmittelpreisen betroffen[21]. Die Vereinten Nationen gingen im Juni 2008 davon aus, dass in den Folgemonaten bis zu 3,5 Mio. Menschen von der Lebensmittelsoforthilfe abhängen könnten. Damit wird die Situation als noch dramatischer eingeschätzt als in Darfur.

Entwicklungszusammenarbeit

Die unsichere politische Lage erschwert vor allem in Süd- und Zentralsomalia die Tätigkeit internationaler Hilfsorganisationen, die hier vorwiegend in der humanitären Hilfe tätig sind. UN-Organisationen wie UNICEF und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen liefern humanitäre Hilfe.[22] Im stabileren Norden (Somaliland und Puntland) wird auch (Wieder-)Aufbau betrieben, dies vor allem mithilfe der Geldüberweisungen von Auslandssomaliern, aber auch durch internationale Organisationen.

Einheimische nichtstaatliche Organisationen engagieren sich in diversen Bereichen.

Kultur

Die Kultur Somalias ist von Nomadentum, Islam und (mündlich überlieferter) Dichtung geprägt. Der somalische Romancier Nuruddin Farah gilt als einer der bedeutendsten afrikanischen Schriftsteller der Gegenwart. Viele bedeutende Somalier leben heute allerdings wegen der unsicheren politischen Lage im Ausland.

Umwelt

Erosion und die Ausbreitung der Wüste stellen Umweltprobleme Somalias dar; Ursachen sind Überweidung und Abholzungen der verbleibenden Wälder, da Holz die Hauptenergiequelle des Landes ist und seit dem Bürgerkrieg in größerem Umfang Holzkohle in die Staaten der arabischen Halbinsel exportiert wird.

Die Mangrovengebiete zwischen Kismaayo und der kenianischen Grenze im Süden des Landes und die Korallenriffe am Golf von Aden und nahe Kenia sind ebenfalls von Degradierung und Schädigung betroffen.

In Abwesenheit einer wirksamen Küstenwache wird vor der Küste des Landes illegale Atommüll- und Giftmüllentsorgung betrieben, und internationale Fangflotten überfischen unkontrolliert die Gewässer.[23]

Siehe auch

Portal
 Portal: Somalia – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Somalia

Quellen

  1. a b c The Transitional Federal Charter of the Somali Republic
  2. a b c seit 2000 international anerkannte Übergangsregierung und -parlament (zunächst im kenianischen Exil, nach 2004 in Baidoa und Umgebung, versucht sich seit Ende 2006 in Mogadischu zu festigen); Norden als Somaliland faktisch unabhängig, Nordosten (Puntland) faktisch autonom, in weiten Landesteilen Herrschaft lokaler Clans, Kriegsherren oder umkämpfte/unklare Verhältnisse
  3. a b CIA World Fact Book zu Somalia
  4. bevölkerungsstatistik.de zur Bevölkerung afrikanischer Staaten (2007)
  5. UNHCR: Number of displaced in Somalia tops 1 million mark
  6. UNICEF Somalia: Statistics
  7. Médecins Sans Frontières
  8. UNICEF Schweiz: Mädchenbeschneidung
  9. dpa-Meldung, in: Ärzte Zeitung, 02.11.2005
  10. WHO: Somalia is again polio-free
  11. derStandard.at: Hintergrund: Verwaltung, Steuern, Schulen, Müll-Entsorgung: Keine
  12. The Constitution of the Republic of Somaliland/Chapter One
  13. Mäder, Horst: Somalia - eine neue Terrorfront?, in: Truppendienst, Folge 296, Ausgabe 2, 2007.
  14. The Economist: Somalia: A hint of hope for a broken country
  15. BBC News: Somali government seeks control
  16. BBC News: Living in Somalia's danger zone
  17. Reuters AlertNet: Somalia: Profiting from misery
  18. Voice of America: Peace Accord Brings More Violence to Somalia
  19. Mo Ibrahim Foundation: Ibrahim Index of African Governance
  20. rsf.org: Worldwide Press Freedom Index 2007
  21. IRIN News: Somalia: Harder times ahead as dry conditions, insecurity persist
  22. Karten zur Präsenz internationaler Organisationen in Somalia
  23. UNEP: After the Tsunami – Rapid Environmental Assessment, p. 126–137

Literatur

Weblinks

Commons
 Commons: Somalia – Bilder, Videos und Audiodateien
Wiktionary
 Wiktionary: Somalia – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik
Wikiatlas
 Wikimedia-Atlas: Somalia – geografische und historische Karten

Koordinaten: 2°S - 12° N, 41°-51° O

Andere Sprachen
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