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Ogaden – Wikipedia

Ogaden

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Karte Ogadens bzw. der heutigen Somali-Region; die früheren Provinzen in Grau
Karte Ogadens bzw. der heutigen Somali-Region; die früheren Provinzen in Grau
Flagge des Ogaden
Flagge des Ogaden

Ogaden (somali: Ogaadeen oder Ogaadeeniya) ist eine historische Provinz Äthiopiens. Sie bildete in etwa ein Dreieck, von dem zwei der drei Seiten an Somalia (bzw. Somaliland im Norden) grenzen. Hauptstadt der Provinz war Jijiga. Das Zentrum des Islam in Äthiopien, die Stadt Harar, lag ebenfalls in dieser Provinz. Heute entspricht die Region Somali in etwa dem Ogaden, welcher sich jedoch im Westen auch auf die heutigen Regionen Oromiyaa und Harar erstreckte.

Die Bewohner der dünn besiedelten Region sind mehrheitlich Somali, hauptsächlich vom Clan der Ogadeni-Darod. Analog den früheren Kolonialbezeichnungen Französisch-Somaliland (Dschibuti), Britisch-Somaliland (Nordsomalia) und Italienisch-Somaliland (Zentral- und Südsomalia) wurde Ogaden früher auch als Äthiopisch-Somaliland bezeichnet. Die Provinz umfasste ungefähr 370.000 Quadratkilometer, was etwa der Größe Deutschlands entspricht.

Befürworter eines Groß-Somalia wollen den Ogaden an Somalia angliedern, was zu Spannungen und Konflikten zwischen Somalia und Äthiopien geführt hat. Sie verwenden für Ogaden auch die Bezeichnung West-Somalia. Andere Sezessionisten streben eine Unabhängigkeit Ogadens an.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Zwischen Adal und Abessinien

Seit dem 15. Jahrhundert gab es Konflikte zwischen dem christlichen Äthiopien und muslimischen Sultanaten in Ogaden und Nordsomalia (siehe Sultanat Ifat, Sultanat Adal, Ahmad ibn Ibrahim al-Ghazi). Ende des 19. Jahrhunderts geriet Ogaden durch die Eroberungen Meneliks II. unter die Herrschaft Äthiopiens.

Wegen fortgesetzten Konflikten mit der äthiopischen Regierung wurden die Provinzgrenzen mehrfach verändert und beschnitten. Während der kommunistischen Herrschaft war Ogaden bis 1987 in die Provinzen Harar (Harrar, Harerge) und Bale aufgeteilt. 1987–91 wurden daraus gar sechs kleinere Provinzen (Ost-Harerge, West-Harerge, Bale, Ogaden, Dire Dawa, Borena).

Seit der Neuordnung der äthiopischen Verwaltungsgliederung 1995/98 hingegen gehört die wichtigste Stadt der Region, Harar, nicht mehr zur Somali-Region, sondern bildet eine separate Verwaltungseinheit (mit den Aderi als Titularnation), ebenso wie Dire Dawa als unabhängige Stadt. Der von Oromo bewohnte Westteil wurde der Region Oromiyaa zuschlagen.

[Bearbeiten] Zwischen Äthiopien und Italienern

Aber nicht nur die Grenzen innerhalb Äthiopiens, sondern auch die Außengrenzen Ogadens gegenüber „Erbfeind“ Somalia wurden oftmals verändert und überrannt. Vor dem Britisch-Äthiopischen Teilungsabkommen von 1897 hatte Äthiopiens Ostgrenze am Fluss Shebeli gelegen, 1907 erkannte auch Italien die neuen, faktisch bis heute gültigen Grenzen an. Seit 1930 jedoch beanspruchte das italienische Mussolini-Regime Teile Ogadens. Nach einem „Grenzzwischenfall“ bei Walwal (Ualual) Anfang November 1934, fast 100 Kilometer tief in Äthiopien, besetzte Italien im Dezember kurzerhand jene Gebiete etwa jenseits (östlich) einer Linie von Dolo (somalisch-äthiopisch-kenianisches Dreiländereck) im Süden bis Buuhoodle (Bohotle) bzw. Boosaaso (Küstenstadt im Norden Italienisch-Somalilands). Das mündete im Oktober 1935 in den Italienisch-Äthiopischen Krieg, für den Kriegsverlauf spielte General Grazianis Südfront in Ogaden jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Während der italienischen Besetzung 1936–1941 wurden auch die Gebiete etwa bis zur Linie Negele-Hargeisa aus Äthiopien ausgegliedert und der Kolonie Italienisch-Somaliland direkt angegliedert – prinzipiell entsprechend einer zuvor von den Außenministern Frankreichs und Großbritanniens vorgeschlagenen Grenzveränderung zuungunsten Äthiopiens (allerdings hätte diesem Hoare-Laval-Pakt entsprechend zumindest Assab im Austausch an Äthiopien fallen sollen). Die bei Kriegsende bzw. 1950 wiederhergestellte Grenze wurde 1955 zugunsten Äthiopiens begradigt bzw. korrigiert.

[Bearbeiten] Ogadenkrieg 1976–1978

Hauptartikel: Ogadenkrieg

Noch weiter nach Westen verschoben die Somali unter Siad Barre die Grenze während ihrer Invasion gegen das kommunistische Regime in Addis Abeba. Das 1960 unabhängig gewordene Somalia hatte die Vereinigung aller Somali-Gebiete in seiner Verfassung festgeschrieben. Bereits 1964–67 war es zu einem Grenzkrieg gekommen, seit 1976 befand sich Ogaden im Aufstand. Zusammen mit ogadenischen Rebellen der Western Somali Liberation Front drangen somalische Truppen in Ogaden vor. Sie eroberten 1977 Gode (am Shebeli) und Jijiga. Damit kontrollierten sie 90 % Ogadens, doch Harar konnten sie nicht erobern. Dort hatten sich 50.000 Äthiopier, Kubaner und Südjemeniten verschanzt, die von der Sowjetunion ausgerüstet wurden. Zahlenmäßig waren die Somalier von Anfang an unterlegen, allmählich errang auch die äthiopische Luftwaffe – durch sowjetische MiG-21 verstärkte alte amerikanische F5-Jäger – die Herrschaft über veraltete somalische MiGs, obwohl Somalia wiederum massiv von den USA unterstützt wurde. 1978 konnten die Äthiopier schließlich alle Städte Ogadens innerhalb nur einer Woche zurückerobern.

Weiterhin unterstützte Somalia in verringertem Umfang ogadenische Rebellen, im Gegenzug förderte Äthiopien diverse Rebellengruppen, die gegen die Regierung Somalias kämpften. 1984 bombardierte die äthiopische Luftwaffe vermeintliche Rebellenlager in Zeila (Saylac) und anderen nordsomalischen Städten. 1986 kam es nach dem Scheitern von Friedensverhandlungen erneut zu Grenzscharmützeln, erst 1988 wurde offiziell Frieden geschlossen und damit die gegenseitige Unterstützung von Rebellen eingestellt. Doch noch im gleichen Jahr kam es zu neuen Kämpfen mit somalischen Rebellen in Ogaden.

[Bearbeiten] Zwischen Unabhängigkeit und Bürgerkrieg

1989 misslang in Harar (2. äthiopische Revolutionsarmee) und Asmara (1. Armee) ein Umsturzversuch, weil die zuvor bereits in Addis Abeba gescheiterten Putschisten sich nicht rechtzeitig zu einem Zusammengehen mit somalischen und eritreischen Rebellen hatten durchringen können. Doch auch nach dem Sturz des kommunistischen Regimes in Äthiopien 1991, dem Auseinanderbrechen Somalias im selben Jahr und der Unabhängigkeit Eritreas 1993 setzen einige Rebellengruppen mit Hilfe aus Eritrea und Somalia den bewaffneten Kampf für die Selbständigkeit Ogadens bzw. seine Angliederung an ein „Groß-Somalia“ bis heute fort. Die Ogaden National Liberation Front (ONLF) wendet sich in jüngerer Zeit auch gegen chinesische Unternehmen, die in der Region Erdöl- und Erdgasvorkommen ausbeuten.

Vor dem Hintergrund des Ogaden-Konfliktes stehen auch die wiederholten Eingriffe Äthiopiens auf Seiten verschiedener Kriegsparteien in den somalischen Bürgerkrieg. Äthiopien unterstützte etwa „Aidid junior“ oder Separatisten in Puntland und Südwestsomalia. 1996–2002 hatten äthiopische Truppen auch direkt einige südwestsomalische Städte besetzt und an Kämpfen der Kriegsherren gegen die somalische Übergangsregierung teilgenommen. Nachdem 2006 die Union islamischer Gerichte die Kontrolle über große Teile Somalias erlangt und zum „Dschihad“ gegen Äthiopien zwecks Eroberung Ogadens aufgerufen hatte, marschierte Äthiopien wiederum auf der Seite der Übergangsregierung in Somalia ein, verdrängte die Union und unterhält heute eine massive Militärpräsenz.

2007 kam es vermehrt zu Auseinandersetzungen zwischen der ONLF und der äthiopischen Armee.

[Bearbeiten] Siehe auch


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