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Kapitalismus – Wikipedia

Kapitalismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Unter Kapitalismus wird eine Wirtschaftsordnung verstanden, die durch Privateigentum, Marktwirtschaft und Vertragsfreiheit gekennzeichnet ist. Den Gegensatz zum Kapitalismus bildet die Zentralverwaltungswirtschaft. Die meisten heutigen Staaten haben graduell verschiedene Mischformen dieser beiden Wirtschaftssysteme.

Als Epoche der Wirtschaftsgeschichte begann der Kapitalismus mit dem Fernhandel im ausgehenden Mittelalter und löste in Europa den Feudalismus und die in Zünften organisierte Stadtwirtschaft ab. Zur zunehmenden Entfaltung kam der Kapitalismus seit der Industrialisierung im 18. Jahrhundert. Als Bezeichnung für moderne Gesellschaften ist der Kapitalismusbegriff umstritten, da er stark von der Tradition des Marxismus geprägt wurde und in einigen Verwendungsweisen eher negativ konnotiert ist (siehe Kapitalismuskritik).

Inhaltsverzeichnis

Begriff

Wortherkunft

Etymologisch stammt das Wort von lat. capitalis (Haupt-), was wiederum von caput (Kopf) abgeleitet ist. Einer Deutung zufolge bemaß sich das „Kapital“ ursprünglich nach der Größe der Viehherden, also nach der Anzahl der Köpfe in einer Rinderherde. Im Lateinischen machte aber caput, capitalis ebenfalls schon einen Bedeutungswandel durch, der im deutschen durch „Haupt-“ nachvollzogen wird. Summa capitalis war die Hauptsumme in Wirtschaftsrechnungen, woraus dann „Kapital“ entstanden sein soll.

Das Wort ist erstmals 1753 in Frankreich belegt [1]. In seinem heutigen Sinn wird es erstmals von Richard de Radonvilliers 1842 verwandt. Weitere Belege für sein Auftreten finden sich bei Pierre Leroux 1848 und im Englischen erstmals bei William Thackeray (1854). Im Englischen ist geht seine weitere Verwendung wesentlich von David Ricardo aus. Karl Marx und Friedrich Engels sprechen zunächst von kapitalistischer Produktionsweise, später in Das Kapital (1867) von Kapitalist; das Wort Kapitalismus wird dagegen zwei Mal in Theorien über den Mehrwert] (1863) genannt.[2] sowie im zweiten Bande seines Hauptwerks Das Kapital (1885) zwei Mal.[3].

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts häuft sich seine Verwendung und erlangt Bekanntheit insbesondere durch Werner Sombarts Der moderne Kapitalismus, 1902 sowie durch Max Webers Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 1904. Schon bei Sombart ist das Wort kaum noch neutral zu benutzen: „Wie kann man über Kapitalismus sprechen, ohne dabei ideologisch zu werten?“[4],

Kapitalismus und Marktwirtschaft

Die Begriffe Kapitalismus und Marktwirtschaft werden oft synonym verwendet.[5] Nach Ansicht verschiedener Autoren ist der Begriff der Marktwirtschaft kaum vom Kapitalismus abzugrenzen. Nach John Kenneth Galbraith wurde der Begriff Marktwirtschaft sogar gezielt in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt, da der Kapitalismus durch die Weltwirtschaftskrise in Misskredit geratenen war. Tatsächlich beinhalte die Marktwirtschaft aber alle Strukturelemente des Kapitalismus und sei mit diesem gleichzusetzen.

Andere Autoren unterscheiden zwischen beiden Begrifflichkeiten. Danach hängt das Vorliegen einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung von den Eigentumsverhältnissen der Produktionsmittel ab, eine Marktwirtschaft zeichnet sich durch die Koordination der Wirtschaftsprozesse über den Marktmechanismus aus.[6][7]

Beide Merkmale treten im Wirtschaftssystem der kapitalistischen Marktwirtschaft gemeinsam auf; eine Marktwirtschaft kann gemäß dieser Klassifikation theoretisch jedoch ebenso ohne Kapitalismus vorliegen (Beispiel: Sozialistische Marktwirtschaft in Jugoslawien) wie Kapitalismus ohne Marktwirtschaft (Beispiel: Wirtschaft im nationalsozialistischen Deutschland).[7] Gleichwohl treten die beiden letztgenannten Wirtschaftssysteme vergleichsweise selten auf.

Auch Mankiw versteht Kapitalismus als Marktwirtschaft mit Privateigentum an Produktionsmitteln:[8]

„Marktwirtschaften funktionieren dann sehr gut, wenn Privateigentum an den Ressourcen besteht. Weniger gut funktionieren die Marktwirtschaften bei gesellschaftlichen Ressourcen im Kollektiveigentum. Auf diese Weise ist die Überzeugung von der Überlegenheit der Märkte untrennbar an das Vertrauen auf Privateigentum gekoppelt. Man spricht dabei auch von der politischen Philosophie des Kapitalismus.“

Aspekte kapitalistischer Ökonomien

Privateigentum

Durch private Eigentumsrechte an den Produktionsmitteln liegen die Entscheidungsbefugnisse weitgehend beim Individuum.

Die privaten Produktionsmittel sind überwiegend in Besitz einer Personen- oder Kapitalgesellschaft. Diese können entweder inhaber- oder managergeführt sein. Im letzteren Fall entscheidet der Geschäftsführer (Manager) im Rahmen des Gesellschafts- und Anstellungsvertrags im Auftrag der Eigentümer, was nach der Prinzipal-Agent-Theorie zu Konflikten führen kann. Diese Interessenkonflikte zwischen Eigentümer und Manager sollen durch klare rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen (Corporate Governance) begrenzt werden.

Rendite

Der Kapitalist erhält eine Rendite für den Einsatz seines Kapitals und strebt häufig nach der Maximierung seiner Rendite. Es spielen jedoch in aller Regel weitere Kriterien bei der Zielsetzung für die Investition eine Rolle (soziale, ethische, ökologische, psychologische und andere). Zusätzlich zum Eigenkapital kommt häufig Fremdkapital etwa in Form von Bankkrediten zum Einsatz, wodurch sich durch den Leverage-Effekt die Verzinsung aus dem Eigenkapital erhöhen kann.

Die Höhe der Rendite ist von Marktbedingungen, der Managementleistung, der Risikostruktur und anderen Faktoren abhängig, für ihre Modellierung und wirtschaftsethische Begründung gibt es viele Ansätze, vgl. Zins.

Planung und Effizienz

Durch private Eigentumsrechte an den Produktionsmitteln wird die Planung dezentralisiert. Jeder Produzent und Verbraucher verfügt über seine eigene Planung. Diese wird durch den Marktmechanismus koordiniert. Kritiker bemängeln die fehlende Planung im gesellschaftlichen Maßstab, infolge der durch Unwissen und Eigennutz begrenzten Horizonte der Planer gebe es keine generelle wirtschaftsweite Richtung. Dem wird entgegengehalten, dass niemand besser planen könne als der Markt und auf die Erfolge von Marktwirtschaften im Vergleich zu Zentralverwaltungswirtschaften hingewiesen:[7]

„Jedes Wirtschaftssubjekt erhält in der Marktwirtschaft seine Informationen über die Veränderung der Preissignale. Die Planungen und Handlungen werden diesen veränderten Marktsignalen laufend angepasst und dadurch schrittweise aufeinander abgestimmt. Das marktgesteuerte System hat daher eine im Vergleich zur Zentralverwaltungswirtschaft höhere Flexibilität und Problemverarbeitungskapazität. Wesentlich für die höhere Leistungsfähigkeit der marktwirtschaftlichen gegenüber der bürokratischen Koordination ist vor allem das wirksamere System der Leistungsanreize. Der Wettbewerb zwingt in der Marktwirtschaft die Wirtschaftssubjekte laufend nach neuen Problemlösungen zu suchen.“

Rationalität

Unter Rationalität im ökonomischen Sinn wird in der klassischen und neoklassischen Theorie verstanden, dass sich die Wirtschaftssubjekte im Sinne des Modells des Homo oeconomicus verhalten und versuchen, ihren eigenen Nutzen zu maximieren. Durch diese Ausrichtung am ökonomischen Prinzip soll, so die liberale Wirtschaftstheorie, der Markt für einen effizienten Einsatz knapper Güter sorgen. Der Homo oeconomicus wird von der österreichischen Schule abgelehnt.

Wirtschaftswachstum und Stabilität

Der Kapitalismus hat historisch betrachtet zu enormem Wirtschaftswachstum geführt, wobei diese Entwicklung nicht gleichförmig verlief bzw. verläuft. Einzelne Zeitabschnitte, Regionen und/oder Wirtschaftsbereiche waren durch Wirtschaftskrisen gekennzeichnet. Besonders ausgeprägt war die Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren. Der Keynesianismus hielt daraufhin den Kapitalismus ohne staatliche Intervention für instabil, da die Wirtschaft irgendwann in eine Liquiditätsfalle gerate, die nur noch durch eine langandauernde, deflationäre Wirtschaftskrise mitsamt den daraus resultierenden sozialen Spannungen, oder durch massive staatliche Intervention überwunden werden könne. Hingegen werden aus der Sicht liberaler bzw. monetaristischer Analytiker wie Milton Friedman Krisen durch staatliche Interventionen (Fiskalpolitik, Geldpolitik, Währungspolitik) überhaupt erst ausgelöst oder verstärkt.

Technischer Fortschritt

Hauptartikel: Technischer Fortschritt

Durch die Konkurrenz der Unternehmen gibt es für die marktorientierten Produzenten den permanenten Zwang, ihre Produkte zu verbessern bzw. neue Produkte zu entwickeln, sowie Verfahren zu optimieren. Dies führt zu Investitionen in Forschung und Entwicklung und in deren Folge zu immer neuen Technologien.

Wohlstand und Verteilung

Der Kapitalismus hat in den so genannten Industriestaaten breiten Bevölkerungsschichten Wohlstand gebracht. Kritiker bemängeln jedoch die ungleiche Verteilung des Wohlstands. Durch Ausgleichsmechanismen, wie sie die Soziale Marktwirtschaft vorsieht, kann die Verteilung reguliert werden. Eine ungleiche Verteilung wird jedoch nicht generell als negativ angesehen, da Kapital, das sich in einigen Händen sammelt, wieder investiert werden könne, und da sie vor allem einen Zwang in Richtung Leistung bedeute – im Gegensatz zu vielen vorkapitalistischen Gesellschaften, wo Reichtum zu Leistungsreduzierung verlockt habe, oder wo Vorstellungen eines „angemessenen Gewinns“ (wie im in Zünften organisierten Handwerk) den technischen Fortschritt bremste.

Monopolbildung

Marktbeherrschende Oligopole und Monopole können zu überhöhten Preisen, bzw. einer Unterversorgung des Marktes führen. Durch die Automatisierung der Produktion können große Unternehmen beispielsweise aufgrund ihrer Betriebsgrößenvorteile billiger produzieren und somit kleinere Unternehmen vom Markt verdrängen. Auch auf Märkten, auf denen keine technologischen Marktschranken existieren, kann ein Unternehmen, z. B. durch Werbung und Markenpolitik, eine dominierende Marktposition erringen. Die Entwicklung zu Monopolen finde laut Karl Marx zwangsläufig statt, er bezeichnet dies als die „Zentralisation“ des Kapitals.

Ludwig von Mises vertrat wie andere wirtschaftsliberale Ökonomen hingegen die Position, dass Monopole in einer freien Marktwirtschaft nicht entstehen können, bzw. nicht von Dauer seien. Monopole entstünden immer nur durch staatliche Intervention bzw. Regulation, deshalb seien auch Kartellbehörden gänzlich überflüssig.[9]

Netzwerkstruktur

In kapitalistischen Marktwirtschaften gilt das Prinzip der Vertragsfreiheit. Die Ökonomie reagiert auf Veränderungen in der Technik, auf Entdeckungen und auf andere neue Situationen mit Hilfe der Firmen und ihres Managements (ihrer Akteure), die ihre Arrangements untereinander wieder neu bewerten. Demgemäß scheinen sich die Kontrollmechanismen der Ökonomie und die sie betreffenden Informationsflüsse immer wieder zu verändern. Analysen der Netzwerke und Arrangements im Kapitalismus haben einen Grad von Ähnlichkeit zu anderen Netzwerken, wie etwa zum Telefonsystem oder Internet gezeigt.

Beschäftigung

In einer kapitalistischen Gesellschaft erhalten viele Individuen die finanziellen Mittel für ihren Lebensunterhalt durch entlohnte Arbeit an einem Arbeitsplatz. Dabei ist die Beschäftigung an marktwirtschaftliche Prinzipien gebunden. So ergibt sich die Höhe des Lohns aus dem Verhältnis zwischen Nachfrage (an der Entrichtung einer bestimmten Arbeit) und dem Angebot an Arbeitskräften, welche diese Arbeit erbringen können. Arbeiten, die keine besondere Qualifikation erfordern, werden deshalb niedriger entlohnt, da das Angebot an Arbeitskräften, welche die Arbeit entrichten können, hoch ist. Arbeitslosigkeit entsteht zum Beispiel, wenn kein Bedarf an Arbeitskraft vorhanden ist, oder weil Arbeiten, die keiner besonderen Qualifikation bedürfen, zu Niedriglöhnen angeboten werden, die als zu gering angesehen werden, um den Lebensunterhalt des Werktätigen zu decken. Als Ausweg werden daher oft staatlich garantierte Mindestlöhne angesehen. Allerdings werden durch sie ebenso wie durch staatliche Transferleistungen wie Arbeitslosengeld finanzielle Anreize zum Annehmen einer schlecht bezahlten Arbeit verringert. Auch Steuerumverteilung (von Reichen zu Armen) kann diese Anreize schmälern. All diese Mittel widerstreben zwar der theoretischen Nullarbeitslosigkeit, werden aber oft als mehr oder weniger gerecht oder fair empfunden. Staatliche Eingriffe werden aus Gründen der sozialen Gerechtigkeit und der inneren Sicherheit sogar als notwendig angesehen. Sie geben eine zusätzliche Sicherheit und fangen kranke, alte und schwache Gesellschaftsmitglieder auf, auch wenn auf diese Weise eine systembedingte gewisse Arbeitslosigkeit toleriert wird.

Zusammenhang mit Demokratie und Frieden

Von Befürwortern des Kapitalismus wird die These vertreten, kapitalistische Gesellschaften tendierten langfristig zu Rechtsstaat und Demokratie (z. B. Milton Friedman in Kapitalismus und Freiheit),[10] und sie verweisen dabei auf die demokratischen Entwicklungen in Europa, Amerika und Teilen von Asien. Eine Tatsache ist, dass Demokratien untereinander signifikant weniger Kriege führen als gegen Nichtdemokratien und als diese untereinander. Daraus wird insgesamt gefolgert, dass der Kapitalismus dem Frieden diene.

Gegensätzliche Ansichten dazu finden sich in verschiedenen Wirtschafttheorien wie der von John Maynard Keynes, wonach Rüstung und Kriegshandlungen konjunkturfördernd seien und der Kapitalismus daher zu Wirtschaftkriegen neige. Außerdem wird eingewendet, dass beispielsweise die Entwicklung Indiens zeige, dass ein sich entwickelnder Kapitalismus nicht zwingend sofort zur Teilhabe Aller an einer Demokratie führe. Und in Indien stellen religiös begründete Strukturen einen verdeckten Protektionismus sicher, der dem Kapitalismus Kasten zur Verfügung stellt, aus denen sich Millionen von faktisch rechtslosen Billigarbeitern rekrutieren lassen.[11]

Theoretiker

Klassische Nationalökonomie

Ein bedeutender Theoretiker des Kapitalismus ist der schottische Nationalökonom und Moralphilosoph Adam Smith mit seinem Hauptwerk Der Wohlstand der Nationen (1776). Er begründet den Eigennutz als einen wichtigen Motor für Wohlstand und gerechte Verteilung und meint, dass die Selbstregulation des Marktes durch Gleichgewichtspreise mehr Vertrauen verdient (die „Unsichtbare Hand“). In seinem Werk Theorie der ethischen Gefühle schreibt er:

„Trotz der natürlichen Selbstsucht und Raubgier der Reichen und obwohl sie nur ihre eigene Bequemlichkeit im Auge haben, obwohl der einzige Zweck, welchen sie durch die Arbeit all der Tausende, die sie beschäftigen, erreichen wollen, die Befriedigung ihrer eitlen und unersättlichen Begierden ist, trotzdem teilen sie doch mit den Armen den Ertrag aller Verbesserungen, die sie in der Landwirtschaft einführen. Von einer unsichtbaren Hand werden sie dahin geführt, beinahe die gleiche Verteilung der zum Leben notwendigen Güter zu verwirklichen, die zustande gekommen wäre, wenn die Erde zu gleichen Teilen unter alle ihre Bewohner verteilt worden wäre, und so fördern sie, ohne es zu beabsichtigen, ja ohne es zu wissen, das Interesse der Gesellschaft und gewähren die Mittel zur Vermehrung der Gattung. Als die Vorsehung die Erde unter eine geringe Zahl von Herren und Besitzern, verteilte, da hat sie diejenigen, die sie scheinbar bei ihrer Teilung übergangen hat, doch nicht vergessen und nicht ganz verlassen.“

Die wichtigsten Autoren der klassischen Nationalökonomie sind David Ricardo, John Stuart Mill, Thomas Robert Malthus und Jean-Baptiste Say.

Marxistische Wirtschaftstheorie

Der Begriff der „kapitalistischen Produktionsweise“ wurde maßgeblich von Karl Marx und Friedrich Engels geprägt, am systematischsten in Marx' Hauptwerk Das Kapital, dessen erster Band 1867 veröffentlicht wurde. Marx und Engels beschreiben die kapitalistische Gesellschaft als Gesellschaft des Elends, der Ausbeutung und der Entfremdung.

In seinen Frühschriften, unter anderem in den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten aus dem Jahre 1844 betont Marx besonders den Aspekt der Entfremdung.[12] Die Arbeiter seien dem Produkt ihrer Arbeit grundsätzlich entfremdet, da sie nicht für sich selbst produzierten, sondern lediglich zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts und letztlich für das Kapital, zu dessen „Anhängseln“ sie degradiert seien. Wesentliche Potentiale und Entfaltungsmöglichkeiten des menschlichen „Gattungswesens“, das heißt der menschlichen Schaffensmöglichkeiten, würden so „pervertiert“ und durch eine subtile Form der Knechtschaft ersetzt, auch wenn diese auf einer scheinbaren, jedoch nur juristischen Freiheit beruhe. Arbeit sei im Kapitalismus nicht eine Möglichkeit der Selbstverwirklichung, sondern ihrem Wesen nach Zwangsarbeit.

In seinem späteren Werk, insbesondere im Kapital, betont Marx vor allem den ausbeuterischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise. Diese Ausbeutung leitet er aus der Analyse der kapitalistischen „Warenform“ ab. Jede Ware habe einen Doppelcharakter und besitze sowohl Tauschwert als auch Gebrauchswert (siehe auch Warenfetischismus). Die Vermehrung des Kapitals erfolge über die Ausbeutung fremder Arbeitskraft als Lohnarbeit, wobei die Ausbeutung darin bestehe, dass der Kapitalist dem Arbeiter nicht den ganzen vom Arbeiter geschaffenen Wert bezahle, sondern lediglich die gesellschaftlich durchschnittlichen Kosten, die der Arbeiter zur „Reproduktion seiner Arbeitskraft“ benötige. Den restlichen vom Arbeiter geschaffenen „Neuwert“ streiche der Kapitalist als „Mehrwert“ ein, aus dem er seinen Profit schöpfe. Jedoch sinke die vom Kapitalisten erwirtschaftete Profitrate durch das Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate immer weiter, unter anderem aufgrund der Konkurrenz der Kapitalisten untereinander sowie durch den zunehmenden Einsatz von Maschinen, die nach Marx selbst keinen Wert zu schöpfen imstande sind. Dieser Widerspruch zwischen sinkender Profitrate und Verwertungsbedürfnis bestimme den grundsätzlich antagonistischen Charakter der kapitalistischen Produktionsweise und sei letztlich die Ursache für die regelmäßigen Krisen des Kapitalismus.

Der grenzenlose Ausdehnungsdrang des Kapitals, der die Bourgeoisie „über die ganze Erdkugel jagt“, sei letztlich nichts als eine verzweifelte Flucht nach vorn, um den der kapitalistischen Gesellschaft systematisch inhärenten Widersprüchen durch Eroberung neuer Märkte zu entkommen. Mit dem letztlich unausweichlichen Unerträglichwerden dieser Widersprüche schlage schließlich die weltgeschichtliche Stunde der sozialistischen Revolution durch das Proletariat. Das Kapital, so Marx und Engels im Manifest der Kommunistischen Partei von 1848, produziere seine eigenen „Totengräber“.

Politische Soziologie (Werner Sombart und Max Weber)

Max Weber 1917
Max Weber 1917

Der deutsche Ökonom Werner Sombart entwarf 1902 in Der moderne Kapitalismus die Einteilung des Kapitalismus in die Entwicklungsphasen Früh-, Hoch- und Spätkapitalismus. Der Soziologe Max Weber stellte in seinem Buch Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus die These auf, dass der Kapitalismus in Europa aus religiösen Gründen entstanden sei und eine – im geistigen Sinne – Weiterentwicklung der Reformationsbewegung darstelle (vgl. das protestantische Arbeitsethos und die protestantische Ethik allgemein). Da dies für Japan nicht haltbar war, untersuchte Weber die (funktional entsprechende) Rolle der Samurai.

Historische Schule

Joseph Schumpeter

Der Volkswirt Joseph Schumpeter definierte einen funktionierenden Kapitalismus als das „liberale Modell einer interventionsfreien Wirtschaft, in der nur die Gesetze des freien Marktes gelten und in der keine monopolistischen Strukturen bestehen, denen es möglich ist, mithilfe der Staatsmacht partielle Interessen auf Kosten der Allgemeinheit durchzusetzen.“[13]

Schumpeter urteilte, die „Maschine Kapitalismus“ funktioniere nicht schlecht. Ihr Antrieb sei das freie Unternehmertum; gerade der Erfolg, der sich auch in Monopolen zeige, bringe es jedoch mit sich, dass der Kapitalismus seine eigene soziale Struktur, die ihn schützt und stützt, immer wieder zerstört. Schumpeter sah zwar die Möglichkeit zur ständigen Erneuerung, ging aber davon aus, dass der Kapitalismus letztendlich an seinen Erfolgen zugrunde gehen würde.[14]

Er sah ihn zunächst als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung. Jedoch produziere er zunehmend einen Wasserkopf bürokratischer Strukturen und eine „Krise des Steuerstaats“ (indem er den Staat zu schwächen unternehme), der dessen Ende bedeuten könne, wie auch das der Demokratie. Von Schumpeter stammt auch die Idee der Kreislauf-Marktwirtschaft.

Österreichische Schule

Ende des 19. Jahrhunderts bildete sich in Wien um Karl Menger eine neue Schule des Kapitalismus, die jedoch die mathematischen Formalisierungen der klassischen Nationalökonomie, sowie insbesondere die Lehren der Historischen Schule ablehnten. Stattdessen versuchte man durch die Analyse menschlichen Handelns den Kapitalismus als das nach utilitaristischen Standpunkten beste Wirtschaftssystem zu legitimieren. Staatlicher Interventionismus in das Wirtschaftssystem wird generell abgelehnt (Ölflecktheorem). Die bedeutendsten Vertreter sind Ludwig von Mises (Human Action (1949) und der Nobelpreisträger Friedrich von Hayek. Der Thatcherismus beruht in Teilen auf Hayeks Analyse (The Road to Serfdom (1944)).

Keynesianismus

1937 erschien John Maynard Keynes' Werk The General Theory of Employment, Interest, and Money. Keynes beschreibt darin seine Interpretation der Weltwirtschaftskrise: Diese sei durch die mangelnde Fähigkeit des Laissez-faire-Kapitalismus entstanden, sich aus Investitionskrisen zu erholen. Die im wesentlichen auf Keynes zurückgehende Nachfragepolitik lehnt das Saysche Theorem ab und empfiehlt regelmäßige staatliche Eingriffe zur Stabilisierung der Nachfrage (Deficit spending).

Der Keynesianistische Beschreibung des Kapitalismus ist heute zur sog. Neoklassische Synthese weiterentwickelt worden.

Neoklassische Theorie und Chicagoer Schule

Die heute vorherrschend gelehrten Wirtschaftstheorien beruhen im Wesentlichen auf der neoklassischen Theorie.

Mitte des 20. Jahrhunderts bildete sich an der University of Chicago um den späteren Nobelpreisträger Milton Friedman die Chicagoer Schule: In Auseinandersetzung mit der Keynesianischen Theorie befürwortet Friedman auf Basis der neoklassischen Analyse Monetarismus und Laissez-faire-Kapitalismus. Einige der empfohlenen Maßnahmen wurde später durch die Reaganomics umgesetzt.

Friedmans Sohn David D. Friedman entwickelte in The Machinery of Freedom (1971) den Kapitalismus seines Vaters zu einem utilitaristischen Anarchokapitalismus weiter.

Geschichte

Merkantilismus

Industrialisierung

Spätes 19. und frühes 20. Jahrhundert

Weltwirtschaftskrise

Dritter Weg und Soziale Marktwirtschaft in Deutschland

Globalisierung

Kritik

Siehe Hauptartikel: Kapitalismuskritik

Einzelnachweise

  1. Alain Rey (Hrsgb.): Dictionnaire historique de la langue française, Dictionnaire Le Robert, Paris, 1992.
  2. Karl Marx: Theorien über den Mehrwert. In: Marx-Engels-Werke. 26.2, S. 493.
  3. Karl Marx: Das Kapital. In: Marx-Engels-Werke. 24, S. 123.
  4. Gerhard Pretting: Wie er wurde, was er ist. In: brand eins. 2005 (Stand: 20. März 2008).
  5. Ludwig van Mises: Human Action. 4. Auflage. 1996.
  6. Ulrich Baßeler, Jürgen Heinrich: Wirtschaftssysteme. Kapitalistische Marktwirtschaft und sozialistische Zentralplanwirtschaft. Würzburg 1984, S. 13–19.
  7. a b c Jürgen Pätzold: Soziale Marktwirtschaft. Konzeption – Entwicklung – Zukunftsaufgaben. 6. Auflage. Ludwigsburg, Berlin 1994 (http://www.juergen-paetzold.de/einfuerung_mawi/2_MAWI.html ; Stand: 20. März 2008).
  8. Nicholas Gregory Mankiw: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre. 3. Auflage. Stuttgart 2004, S. 255.
  9. Ludwig von Mises: Liberalismus. 1927, S. 80ff..
  10. Milton Friedman: Kapitalismus und Freiheit. ISBN 3821839600.
  11. Arundhati Roy: Die Politik der Macht. 2002, ISBN 3442729874.
  12. Karl Marx: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844. In: Marx-Engels-Werke. Ergänzungsband I, S. 465–590.
  13. Joseph Schumpeter: Aufsätze zur Soziologie. Tübingen 1953.
  14. Joseph Schumpeter: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. 1942.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary
 Wiktionary: Kapitalismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik

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