Er hat es geschafft. Er steht auf einem Gipfel des Gebirges Wikipedia, dem Dach des Wissens. Der Weg war lang und beschwerlich. Oft war er kurz davor umzukehren, aber sein Ehrgeiz erwachte immer neu und trieb ihn immer weiter. Außer Atem kann er jetzt die kühle Luft der Freiheit aufnehmen, die Mühen der Ebene liegen hinter ihm, und er glaubt, dass er hier endlich den großen Überblick auf das Werk und Wissen der Welt hat. Aber das was er jetzt so lang ersehnt überblicken könnte ist zu tief unten, der Nebel des ungewissen, nicht fassbaren Wissens verschleiert überdies die Wahrnehmung. Ihn beschleichen Zweifel, und dann wird ihm klar, er sieht nichts und er weiß auch nichts. Ihm wird jetzt auch klar, dass er gar nicht auf dem höchsten Gipfel steht, denn am Horizont ragen noch ganz andere Höhen auf, die für ihn unerreichbar sind. Er beginnt die Erschöpfung des Aufstiegs zu spüren, er ist nicht mehr der Jüngste. Aber hat es sich gelohnt? Die Enttäuschungen des Wikipedia-Alltags liegen immerhin weit zurück. Sein Glaube, Erkenntnis über dieses unfassbare Projekt zu erhalten ist nichts als ein kurzes angenehmes Gefühl, das nur seine Eitelkeit etwas verblassen lässt. Doch langsam macht sich ein quälender Schmerz in seiner Brust breit. Ist es die Höhe? Randy Newman sang vor 36 Jahren: I've been around the world / Had my pick of any girl / You'd think I'd be happy /But I'm not / Ev'rybody knows my name / But it's just a crazy game / Oh it's lonely at the top / It's lonely at the top. Die Einsamkeit des Autors in der Wikipedia? Stimmt, manche sind brilliant, aber hoffnungslos einsam. Er will jedoch nicht einsam sein, er will zurück in die Niederungen des Projekts mit seinen unendlichen Diskussionen. Es wird langsam kalt hier oben, ein eisiger Wind kommt auf, außerdem ist die Zeit vorgerückt. Er sollte nicht zögern, sich auf den Rückweg zu machen. Nicht, dass man ihn im Morgengrauen erfroren kurz vor dem rettenden Ziel findet. |