Chicagoer Schule
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In der Wirtschaftswissenschaft bezeichnet Chicagoer Schule ein im 20. Jahrhundert an der Universität Chicago entstandenes ökonomisches Programm.
Ergänzend zur eher spontanen und ungeplanten Genese einer Forschungsgruppe vollzog sich in der wissenschaftlichen und öffentlichen Diskussion ab Mitte der 1940er Jahre ein zweiter Prozess, in dessen Verlauf die Chicagoer Schule zu einem Markennamen stilisiert wurde. In der Literatur tauchte die Chicagoer Schule erst nach 1950 auf und erst um 1960 wurde sie zu einer unter Ökonomen weithin bekannten eigenständigen Schule.
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[Bearbeiten] Phasen der Lehre
In der ersten Phase lehren – angezogen vom konservativen Dekan Laurence Laughlin – unter anderem so unterschiedliche Ökonomen wie Thorstein Bunde Veblen, Wesley C. Mitchell, Alvin Johnson, John Maurice Clark und Walton Hamilton.
Die Wurzeln dieser Chicagoer Schule reichen in die 1930er Jahre zurück. In dieser Zeit lassen sich drei Gruppen innerhalb der Wirtschaftsfakultät identifizieren: zunächst der sogenannte harte Kern der späteren Chicago-Schule – bestehend aus dem Trio Frank Knight, Jacob Viner und Henry Simons. Dann eine zweite Gruppe, die als Institutionalisten bezeichnet werden kann; und schließlich eine dritte heterogene Gruppe von quantitativ orientierten Ökonomen.
Aus dem Wechselspiel zwischen Frank Knight und Jacob Viner entwickelte sich ein Zirkel, zu dessen wichtigsten Mitgliedern Milton Friedman, seine spätere Frau Rose Director, George Stigler, Allen Wallis sowie die jüngeren Dozenten Aaron Director und Henry Simons gehörten. Der intensive Austausch um den charismatischen Lehrer Frank Knight ließ die Gruppe zur Keimzelle einer eigenen Richtung innerhalb der Fakultät erstarken.
Damit fand die Chicagoer Schule zu einem Zeitpunkt erstmals Erwähnung, als Emeritierungen, Todesfälle sowie Wegberufungen die Fakultät deutlich schwächten, und gerade Milton Friedman von der Columbia University als Professor nach Chicago zurückkehrte (1946). Zudem darf vermutet werden, dass sich Friedman, der „nur“ auf dem zweiten Platz der Berufungsliste gestanden hatte, besonders um den Aufbau einer eigenen Reputation bemühte. Friedman gilt heute als bekanntester Vertreter der Chicagoer Schule.
[Bearbeiten] Das Forschungsprogramm von Milton Friedman
Bekannt wurde die Chicagoer Schule vor allem durch Milton Friedman, dessen Forschungsprogramm großen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik von Margaret Thatcher und Ronald Reagan hatte. Dieses orientierte sich an folgenden Eckpunkten:
- Friedman tritt für eine weitgehend freie Marktwirtschaft ein. Die Vorzüge und Leistungen der marktwirtschaftlichen Ordnung wie z.B. die Wirksamkeit freier Märkte, Wirtschaftsfreiheit und effiziente Allokation der Ressourcen werden hervorgehoben, sozialpolitisch vertrat er die Idee der negativen Einkommensteuer
- Wirtschaftspolitische Eingriffe werden entweder als unwirksam oder schädlich betrachtet. Beispielsweise entstehe Inflation aus einer diskretionären Geldpolitik.
- Auch wenn sich mit Monopolen negative Effekte ergeben, so werde ihr Ausmaß in der wettbewerbspolitischen Diskussion weitgehend überschätzt. Hieraus ergibt sich für Friedman eine weitgehende Abstinenz der Wettbewerbspolitik. Stattdessen soll die positive Anreizfunktion des Wettbewerbs in möglichst vielen Bereichen zur Wirkung kommen.
- Friedman betont die Relevanz und Brauchbarkeit der neoklassischen Theorie, um wirtschaftliches Verhalten zu erklären. Die Wirtschaftstheorie bestehe dem Ansatz Friedmans folgend nicht aus einem abstrakten und vielfach mathematisch formulierten Gebäude von Lehrsätzen, sondern aus dem ökonomischen Analyseinstrumentarium, mit dem sich eine Vielzahl praktischer Probleme lösen lasse. Theoretische Verallgemeinerungen seien empirisch zu testen. In der Konfrontation mit der keynesianischen Theorie erweist sich die zentrale Stellung der Gleichgewichtskonzeption für Friedmans Bezugsrahmen.
[Bearbeiten] Chicago Boys
Als Chicago Boys wird eine Gruppe von chilenischen Ökonomen bezeichnet, die von der Chicagoer Schule stark beeinflusst wurde, insbesondere von Arnold Harberger und Milton Friedman. Unter der Militärdiktatur in Chile nach dem Militärputsch 1973 gestalteten die Chicago Boys die Wirtschaft des Landes in Anlehnung an das Programm der Chicagoer Schule radikal um.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Claus Noppeney: Zwischen Chicago-Schule und Ordoliberalismus Paul Haupt. Bern Stuttgart, 1998.