Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien
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Социјалистичка Федеративна Република Југославија (serb./mazedon.) Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija (kroat.) |
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Wahlspruch: Bratstvo i jedinstvo (dt. Brüderlichkeit und Einheit) |
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Amtssprache | Serbokroatisch (offiziell eine Sprache mit mehreren Varianten), Slowenisch, Mazedonisch, eingeschränkt auch Albanisch und Ungarisch sowie auf lokaler Ebene die Sprachen weiterer Nationalitäten | ||||
Hauptstadt | Belgrad | ||||
Staatsform | Föderation | ||||
Regierungsform | Einparteiendiktatur | ||||
Staatsoberhaupt | Staatsoberhäupter Jugoslawiens | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident Ante Marković (letzter) | ||||
Fläche | 255.804 km² | ||||
Einwohnerzahl | 23.271.000 (1990/1991) | ||||
Bevölkerungsdichte | 91 Einwohner pro km² | ||||
BIP/Einwohner | 3.650€ (1990) | ||||
Währung | Jugoslawischer Dinar 1 Dinar = 100 Para |
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Gründung | 29. November 1943 / 29. November 1945 | ||||
Nationalhymne | Hej Sloveni | ||||
Nationalfeiertag | 29. November ("Dan republike" = "Tag der Republik") | ||||
Zeitzone | MEZ / MESZ | ||||
Kfz-Kennzeichen | YU | ||||
Internet-TLD | .yu | ||||
Telefonvorwahl | +38 | ||||
In Folge der Jugoslawienkriege zerfiel die SFRJ 1991/1992. | |||||
Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (Serbokroatisch und Mazedonisch: Socijalistička federativna republika Jugoslavija, Социјалистичка федеративна република Југославија; Slowenisch: Socialistična federativna republika Jugoslavija), war ein blockfreier, kommunistischer Staat in Südosteuropa, der von 1945 bis 1991 bestand.
Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die SFR Jugoslawien als das Königreich Jugoslawien, oder auch Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen bezeichnet. Die Bezeichnung nach dem Zweiten Weltkrieg war zunächst Demokratisches Föderatives Jugoslawien[1] sowie von 1946 bis 1963 Föderative Volksrepublik Jugoslawien.
Der Staat umfasste die heutigen Länder Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien, Mazedonien und das sich als unabhängig erklärte Kosovo. Alle diese Staaten waren, bis auf das Kosovo, Republiken der SFR Jugoslawien.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
In der Zeit von 1954 bis 1991 hatte Jugoslawien eine Fläche von 255.804 km². Es bestand aus den sechs Republiken Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro und Mazedonien sowie den beiden zu Serbien gehörenden autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina. Es grenzte an Italien, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Albanien und hatte eine lange Küste am Adriatischen Meer mit zahlreichen Inseln.
Der Nordosten des Landes war relativ flach, der Rest des Landes eher gebirgig. Höchster Berg war der Triglav (2864 m, in den Julischen Alpen nahe Jesenice), gefolgt vom Golem korab (2753 m, im Korab, auf der Grenze zu Albanien westlich von Gostivar) und dem Titov Vrv (2747 m, im Šar Planina nahe Tetovo).
An der Grenze zu Albanien lagen drei große Seen: der Skutarisee, der Ohridsee und der Prespasee. Die Donau durchfloss den Nordosten Jugoslawiens (u. a. die Städte Novi Sad und Belgrad) und bildete einen Teil der Grenze zu Rumänien, das dortige Durchbruchstal wird als Eisernes Tor (serbokroatisch: Đerdap) bezeichnet. Wichtige Nebenflüsse der Donau in Jugoslawien waren die Drau (Drava), die Save (Sava) und die Morava.
[Bearbeiten] Bevölkerung
- Hauptartikel: Bevölkerung Jugoslawiens
Jugoslawien hatte 1991 rund 23,5 Millionen Einwohner, es gab 19 Städte mit jeweils mehr als 100.000 Einwohnern. Die größten Städte waren Belgrad (1.168.000 Einwohner) und Zagreb (706.800 Einwohner), gefolgt von Sarajevo, Skopje und Ljubljana.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Föderative Volksrepublik Jugoslawien (1945–1963)
Mit den AVNOJ-Beschlüssen vom 23. November 1943 wurde während des Zweiten Weltkrieges der Grundstein für eine neue Föderation südslawischer Völker unter der Führung der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) gelegt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Jugoslawien als sozialistischer Bundesstaat aus 6 Teilrepubliken (Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien und Mazedonien) gegründet. Am 29. November 1945 wurde die Föderative Volksrepublik Jugoslawien (Federativna Narodna Republika Jugoslavija) proklamiert, nachdem Titos kommunistische Volksfront die Wahlen gewonnen hatte. Am 31. Januar 1946 erhielt Jugoslawien eine nach dem Vorbild der UdSSR gestaltete Verfassung.
1948 distanzierte sich Tito immer mehr von der Sowjetunion und dem Ostblock und es kam zum Bruch. Tito verfolgte einen eigenen jugoslawischen Kommunismus (Titoismus). Jugoslawien näherte sich immer mehr den blockfreien Staaten und dem Westen an und pflegte schon bald wirtschaftliche Kontakte.
Am 7. April 1963 wurde der Staat in die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (Socijalistička Federativna Republika Jugoslavija/SFRJ) umbenannt.
[Bearbeiten] Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien (1963–1992)
1974 wurden die Provinzen Vojvodina und Kosovo in einer neuen Verfassung zu autonomen Provinzen innerhalb Serbiens erklärt (Artikel 2). De facto wurden die Provinzen dadurch informell zu Republiken aufgewertet, die Serbien nur formell unterstanden. Doch wurde ihnen im Gegensatz zu Republiken kein Recht auf Selbstbestimmung (einschließlich des Rechts auf Sezession) eingeräumt. So bestand die SFRJ aus sechs Teilrepubliken (Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien, Slowenien) und zwei Autonomen Provinzen innerhalb Serbiens (Kosovo, Vojvodina).
Nach dem Tod Titos am 4. Mai 1980 übernahm das Präsidium der Republik die Regierungsgeschäfte. Die acht Mitglieder setzten sich aus je einem Vertreter der sechs Teilrepubliken und der zwei autonomen Provinzen zusammen. Immer mehr kam es jedoch zu Unstimmigkeiten und die integrative Persönlichkeit Tito fehlte.
[Bearbeiten] Auseinanderbrechen Jugoslawiens ab 1991
- Hauptartikel: Zerfall Jugoslawiens
Außer in Serbien wurden in allen ehemaligen Teilrepubliken des ehemaligen Jugoslawien nach durchgeführten demokratischen Wahlen Referenden über die staatliche Souveränität abgehalten.
Bei jeweils sehr hohen Wahlbeteiligungen, allerdings vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina, boykottiert von den jeweils serbischen wahlberechtigten Einwohnern, stimmten für die jeweilige staatliche Souveränität:
- Slowenien: 88 Prozent
- Kroatien: 94,7 Prozent
- Bosnien-Herzegowina: 92,8 Prozent
- Mazedonien: 91 Prozent
- Montenegro: 55,5 Prozent
Belgrad versuchte die Unabhängigkeitsbestrebungen zuerst militärisch zu unterwerfen. So intervenierte die Jugoslawische Volksarmee (JNA) zuerst 1991 in Slowenien (10-Tage-Krieg in Slowenien) und daraufhin in Kroatien (Kroatien-Krieg). Als dies jedoch misslang, verschoben sich die Kampfhandlungen zuerst auf die meist serbisch bewohnte Krajina in Kroatien. Im Folgenden verlagerte sich nach internationalem Druck der Krieg dann immer mehr nach Bosnien-Herzegowina (Bosnienkrieg). Letztendlich gelang den drei Staaten jedoch die Durchsetzung der Unabhängigkeit.
[Bearbeiten] „Bundesrepublik Jugoslawien“ (1992–2003) bzw. „Serbien und Montenegro“ (2003–2006)
- Hauptartikel: Serbien und Montenegro
Die Vollversammlung der Vereinten Nationen beschloss am 22. September 1992 durch Mehrheitsbeschluss (Billigung von 127 Ländern bei 26 Enthaltungen und sechs Gegenstimmen), dass die aus Serbien und Montenegro bestehende Bundesrepublik Jugoslawien nicht automatisch die Rechtsnachfolge der SFRJ als Mitgliedstaat der UN antreten könne, sondern sich ebenso wie die anderen Nachfolgestaaten der SFRJ neu um die Mitgliedschaft bewerben müsse. Die Bundesrepublik Jugoslawien dürfe deshalb den Sitz der SFRJ in der UN-Vollversammlung nicht mehr wahrnehmen. Da die Bundesrepublik Jugoslawien sich weigerte, diesen Beschluss zu akzeptieren, verlor sie de facto ihren Sitz in der Vollversammlung. Erst im Jahre 2000 wurde die Bundesrepublik Jugoslawien, nachdem sie sich wie gefordert neu beworben hatte, wieder in die UN aufgenommen; auch der frühere jugoslawische UNO-Sitz wurde ihr wieder übertragen. Mit der Annahme einer neuen Verfassung im Jahre 2003 benannte sich die Bundesrepublik Jugoslawien um in „Serbien und Montenegro“. Dies stellte das Ende des Begriffs „Jugoslawien“ als Staatsname dar.
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Politisches System
Soweit nicht anders angegeben beziehen sich die Angaben auf die Verfassung von 1974, die bis 1988 gültig war:
[Bearbeiten] Bundesebene
Staatsoberhaupt war nach Titos Tod das Präsidium der Republik, das sich aus je einem auf fünf Jahre gewählten Vertreter jeder Republik und Autonomen Provinz sowie dem Vorsitzenden des BDKJ zusammensetzte; jährlich wurde ein neuer Vorsitzender dieses Präsidiums bestimmt.
Die Funktion einer Bundesregierung hatte der Bundesexekutivrat. Dieser setzte sich zusammen aus:
- dem Ministerpräsidenten (Vorsitzender des Bundesexekutivrates, Regierungschef)
- den Bundessekretären (Ministern)
- Vertretern der Republiken und Autonomen Provinzen
- Leitern der Bundesverwaltungsorgane
Das Parlament auf Bundesebene war die Bundesversammlung, die aus dem Rat der Republiken und Provinzen (12 Delegierte aus jeder der 6 Republiken, 8 Delegierte aus jeder der 2 Autonomen Provinzen, zusammen also 88 Delegierte) und dem Bundesrat (Delegierte der Selbstverwaltungsorganisationen und gesellschaftspolitischen Organisationen: 30 je Republik und 20 je Autonomer Provinz, zusammen also 220 Delegierte) bestand.
[Bearbeiten] Republiken und Provinzen
Im Gegensatz zum Königreich Jugoslawien, das seit 1929 in 9 Banschaften (Verwaltungsbezirke) unterteilt war, war die SFRJ in 6 Republiken gegliedert, wovon eine, nämlich Serbien zwei Provinzen (ab 1974: Autonome Provinzen) enthielt. Im Laufe der Zeit erhielten die Republiken und Provinzen immer mehr Kompetenzen (siehe Die Verfassung der SFRJ).
Republiken und Provinzen der SFRJ | ||
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Republik | Hauptstadt | Fläche (km²) |
Slowenien | Ljubljana | 20.253 |
Kroatien | Zagreb | 56.542 |
Bosnien-Hercegovina | Sarajevo | 51.129 |
Montenegro | Titograd | 13.812 |
Makedonien | Skopje | 25.713 |
Serbien | Belgrad | 88.361 |
(Serbien ohne A. P.) | - | 55.968 |
Autonome Provinz | Hauptstadt | Fläche (km²) |
A. P. Vojvodina | Novi Sad | 21.506 |
A. P. Kosovo | Priština | 10.887 |
[Bearbeiten] Kommunale Ebene
Als politische Einheit auf kommunaler Ebene gab es die Gemeinde (serbokroatisch: opština), die in einzelne Ortschaften (naselje) unterteilt war. Dabei handelte es sich üblicherweise um eine Stadt und die umliegenden kleineren Dörfer.
[Bearbeiten] Die Verfassung der SFRJ
Eine erste Verfassung der SFRJ trat am 31. Januar 1946 in Kraft. Diese wurde durch das Verfassungsgesetz vom 13. Januar 1953 ersetzt. Am 7. April 1963 trat die dritte Verfassung in Kraft, die wiederum am 18. April 1967, am 26. Dezember 1968 und am 30. Juni 1971 geändert wurde. Eine vierte Verfassung trat am 21. Februar 1974 in Kraft[2] und blieb bis zum Zerfall der SFRJ gültig. Die Verfassung von 1974 galt als die längste Verfassung aller Staaten (als kürzeste galt die - inzwischen überholte - der Volksrepublik China, Großbritannien hat keine geschriebene Verfassung). Am 25. November 1988 wurde die Verfassung deutlich verändert.
Während die Verfassung von 1948 sich am Vorbild der Sowjetunion orientierte, wurde 1963 der Selbstverwaltungssozialismus in der Verfassung verankert (also die Arbeiterselbstverwaltung sowie eine Abkehr vom Zentralismus, so dass Kompetenzen von der Bundesebene auf der Ebene der Republiken übertragen wurden). Die Verfassung von 1974 enthielt eine noch stärkere Föderalisierung und wertete die Provinzen innerhalb Serbiens (Vojvodina und Kosovo) zu "Autonomen Provinzen" auf, die nun einen annähernd den Republiken gleichrangigen Status erhielten.
[Bearbeiten] Parteien und Massenorganisationen
Der Bund der Kommunisten Jugoslawiens war die einzige in der SFRJ existierende Partei, bis sich 1989 die Vereinigung für eine jugoslawische demokratische Initiative gründete und allmählich zu einer Partei entwickelte. Der Bund der Kommunisten Jugoslawiens löste ab Januar 1990 auf, als zunächst der slowenische Bund der Kommunisten die Partei verlassen hatte. Im Laufe des Jahres 1990 gründeten sich auf der Ebene der zahlreiche neue, zumeist nationalistische Parteien; in den meisten Republiken bildeten sich auch Nachfolgeorganisationen des Bundes der Kommunisten, die teils sozialdemokratisch oder liberal, teils ebenfalls nationalistisch ausgerichtet waren. Der Ministerpräsident Ante Marković gründete mit dem Bund der Reformkräfte Jugoslawiens eine neue gesamtjugoslawische Partei mit sozialdemokratischem bis linksliberalem Profil.
Wichtige Massenorganisationen waren:
- Pioniere / Jugendverband
- Sozialistischer Bund des werktätigen Volkes (SSRNJ)
- Gewerkschaftsbund (mit rund 5 Millionen Mitgliedern Anfang der 1980er Jahre)
- Bund der Kriegsteilnehmer
[Bearbeiten] Außenpolitik
Anerkennung der DDR, Hallstein-Doktrin
Die Bewegung der blockfreien Staaten (englisch: Non-Aligned Movement (NAM); serbokroatisch: Pokret Nesvrstanih) wurde 1961 in Belgrad gegründet. Josip Broz Tito gehörte neben dem ägyptischen Staatschef Nasser und dem indischen Premier Nehru zu den wichtigsten Wegbereitern der Bewegung. 1989 fand eine weitere Gipfelkonferenz der Blockfreien in Belgrad statt. Mit Josip Broz Tito stellte Jugoslawien in den Jahren 1961-1964 den Generalsekretär der NAM; in den Jahren 1989-1992 wurde der Generalsekretär wieder von Jugoslawien gestellt, das Amt wurde vom Vorsitzenden der kollektiven Präsidentschaft der SFRJ bekleidet, zunächst 1989/90 von Janez Drnovšek, dann noch nacheinander von Stjepan Mesić und Branko Kostić sowie vom Präsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien, Dobrica Ćosić, wobei zumindest die letzteren drei diese Funktion nur auf dem Papier ausübten, so dass die NAM in dieser Zeit faktisch ohne Generalsekretär dastand.
Die SFRJ war unter anderem Mitglied folgender Internationaler Organisationen:
- Vereinte Nationen
- Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (GATT)
- Internationale Atomenergieorganisation (IAEA)
- Internationale Arbeitsorganisation (IAO)
- Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO)
- Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW bzw. Comecon, assoziiertes Mitglied ab 1964)
[Bearbeiten] Militär
Die Jugoslawische Volksarmee (JNA) war eine Wehrpflichtarmee, die in den 1980er Jahren eine Stärke von 240.000 Soldaten hatte (Heer: 190.000, Luftwaffe: 37.000, Marine: 13.000). Die Wehrpflicht dauerte 15 Monate, ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung gab es nicht. Eine vormilitärische Ausbildung erfolgte bereits an den Schulen. Neben der JNA gab es die Territoriale Verteidigung (TO), die aus rund 1 Million Menschen bestand, nur leicht bewaffnet war und im Falle einer Besetzung des Landes den Partisanenkampf aufnehmen sollte. Jugoslawien konnte einen großen Teil der Waffen selbst produzieren, allerdings teilweise in Lizenz von ausländischen Lizenzgebern. In einigen Fällen bauten jugoslawische Rüstungsunternehmen (z. B. SOKO in Mostar) Flugzeuge und Waffen, die aus westlichen und östlichen Komponenten zusammengesetzt waren und neben dem Eigenbedarf auch für den Export in blockfreie Staaten gebaut wurden.[3]
[Bearbeiten] Wirtschaft
Die Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien hatte zunächst kurzzeitig ein Wirtschaftssystem nach dem Vorbild der UdSSR, ab Anfang der 1950er Jahre ein System der Arbeiterselbstverwaltung. Die Währung Jugoslawiens war der Jugoslawische Dinar. Innerhalb Jugoslawiens gab es ein deutliches wirtschaftliches Nord-Süd-Gefälle (Slowenien/Kroatien/Vojvodina) gegenüber den anderen, südlicher gelegenen Teilrepubliken/Provinzen). Jugoslawien war dennoch das wirtschaftlich stärkste Land in Südosteuropa.
BIP pro Kopf in $ (Stand September 1990):
- Slowenien 5.500
- Kroatien 3.400
- Serbien 2.200 (Vojvodina 3.250 / Kosovo 730)
- Montenegro 1.700
- Bosnien-Herzegowina 1.600
- Mazedonien 1.400
- Jugoslawien insg. 2.600
[Bearbeiten] Tourismus
Die SFR Jugoslawien gehörte zwischen den 1960er Jahren und 1990 neben Italien und Spanien zu den beliebtesten (Sommer-)Reisezielen in Europa. Millionen Touristen verbrachten ihren Urlaub an der Adriaküste, den Inseln und dem Hinterland. Die meistbesuchte Teilrepublik war Kroatien, mit einer über 1800km langen Küste und 1246 Inseln. Der Wintertourismus konzentrierte sich in den Julischen Alpen, Kranjska Gora (im Norden/Slowenien) und in Sarajevo, wo 1984 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Das Wahrzeichen des ehemaligen Jugoslawien, Stari Most (die Brücke von Mostar), war ebenfalls ein beliebtes Ziel von Touristen.
[Bearbeiten] Medien
- Hauptartikel: Hörfunk und Fernsehen in Jugoslawien
[Bearbeiten] Wissenschaft und Bildung
[Bearbeiten] Hochschulen
Zum Zeitpunkt der Gründung Jugoslawiens existierten die Universität Zagreb (gegründet 1669) und die Universität Belgrad (gegründet 1808).
Zwischen 1918 und 1992 wurden diese Universitäten neu gegründet:[4]
- Universität Ljubljana (1919)
- Universität Sarajevo (1949)
- Universität Skopje (1949)
- Universität Novi Sad (1960)
- Universität Niš (1965)
- Universität Priština (1970)
- Universität der Künste Belgrad (1973)
- Universität Rijeka (1973)
- Universität Split (1974)
- Universität Titograd (1974)
- Universität Banja Luka (1975)
- Universität Maribor (1975)
- Josip-Juraj-Strossmayer-Universität Osijek (1975)
- Universität Kragujevac (1976)
- Universität Tuzla (1976)
- Universität Mostar (1977)
- Universität Bitola "St. Klement von Ohrid" (1979)
Ebenfalls neu gegründet wurden mehrere Fachhochschulen. Die Kunstakademien in Ljubljana, Zagreb und Priština wurden zunächst als eigenständige Hochschulen gegründet, später aber in die jeweilige Universität integriert. Weitere Kunst- und Musikhochschulen gab es unter anderem in Novi Sad und Dubrovnik.[5]
Die erste Universität auf dem späteren Gebiet Jugoslawiens war die Universität Zadar, die 1396 gegründet und 1807 geschlossen wurde. 1955 wurde in Zadar wieder eine Philosophische Fakultät eingerichtet. In den Jahren 1674 bis 1786 betrieb das Paulinerkloster in Lepoglava (bei Varaždin) eine Universität.
- siehe auch Kategorie:Hochschullehrer (Jugoslawien)
[Bearbeiten] Kultur
[Bearbeiten] Literatur und Theater
Der bekannteste jugoslawische Schriftsteller war Ivo Andrić (1892-1975), der 1961 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Weitere bedeutende Schriftsteller waren Mehmed Meša Selimović (1910-1982), Miroslav Krleža (1893-1981) und Aleksandar Tišma (1924-2003).
- siehe auch Liste jugoslawischer Schriftsteller
Der 1941 in der Schweiz erschienene Jugendroman Die Rote Zora und ihre Bande von Kurt Held spielt in Jugoslawien. Eine Übersetzung von Gustav Gavrin erschien in Jugoslawien 1952 unter dem Titel Družina riđokose zore. Der in Jugoslawien geborene Schriftsteller Milo Dor (1923-2005) lebte in Wien und schrieb in deutscher Sprache; viele seiner Werke spielen in Jugoslawien.
[Bearbeiten] Film
Bis 1945 wurden in Jugoslawien nur wenige Filme gedreht. In den 1950er Jahren war ein am italienischen Neorealismus angelehnter Stil vorherrschend, der dann durch den Novi Film abgelöst wurde. In den 1980er Jahren waren die Filme von Emir Kusturica auch international erfolgreich.
Vor allem in den 1960er Jahren entstanden zahlreiche Koproduktionen zwischen Jugoslawien und der BRD, unter anderem zahlreiche Karl-May-Filme, die häufig im Nationalpark Plitvicer Seen entstanden.
[Bearbeiten] Bildende Kunst
In Jugoslawien lebten einige der bedeutendsten Vertreter der Naiven Malerei (unter anderem Ivan Generalić).
Neben zahlreichen historischen Baudenkmalen gab es in Jugoslawien auch bedeutende Beispiele moderner Architektur. Bekannte Vertreter des jugoslawischen Industriedesign waren unter anderem Saša Mächtig und Davorin Savnik.
[Bearbeiten] Musik
- Hauptartikel: Musik Jugoslawiens
[Bearbeiten] Sport
Jugoslawien war Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft 1976. Die Olympischen Winterspiele 1984 fanden in Sarajevo statt.
Jugoslawien war stark im Basketball (die Herren-Nationalmannschaft war Weltmeister 1970, 1978, 1990, 1998 und 2002 sowie Europameister 1973, 1975, 1977, 1989 und 1991, und gewann bei den Olympischen Sommerspielen 1980 die Goldmedaille). Jugoslawien war Handball-Weltmeister 1973 (Damen) und 1986 (Herren) und gewann im Wasserball (Herren) die olympischen Goldmedaillen 1968, 1984 und 1988 sowie viermal die Silbermedaille. Die Ruderweltmeisterschaft fand 1966, 1979 und 1989 in Bled statt.
Berühmte Sportler waren unter anderem:
- Miroslav Cerar (Kunstturner, Goldmedaillengewinner der Sommerolympiaden 1964 und 1968)
- Đurđica Bjedov (Schwimmerin, Gold- und Silbermedaillengewinnerin der Sommerolympiade 1968)
- Matija Ljubek (Kanute, Goldmadaillengewinner der Sommerolypiaden 1976 im Einer-Kanadier)
- Slobodan Živojinović (Tennisspieler, in den 1980er Jahren zeitweise Doppel-Partner von Boris Becker)
- Monika Seles Tennisspielerin
- siehe auch Kategorie:Sportler (Jugoslawien)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Milovan Đilas schreibt in Jahre der Macht. Kräftespiel hinter dem Eisernen Vorhang. Memoiren 1945 - 1966, Seewald, 1983, dass sich diese Bezeichnung bereits ab 1943 „eingebürgert“ habe
- ↑ vgl. Die Verfassung der SFR Jugoslawien (s. o.) S. 21
- ↑ Tobias Pflüger, Martin Jung, Krieg in Jugoslawien, 2. Aufl. 1994 (ISBN 3-9803269-3-4), S. 103f
- ↑ Enciklopedija Jugoslavije, 2. Ausg., Band 6, Artikel Jugoslavija, Abschnitt Nauka, S. 510f
- ↑ Katica Marendić, Faculties and Academies of Art, in: Yugoslav Survey (ISSN 0044-1341), Jg. 26.1985, Heft 4, S. 85-96
[Bearbeiten] Literatur
- Die Verfassung der SFR Jugoslawien, eingeleitet von Herwig Roggemann, 1980 (ISBN 3-87061-146-4) (zur Verfassung von 1974)
- Herbert Büschenfeld, Jugoslawien, 1981 (ISBN 3-12-928821-X)
- Statistisches Bundesamt: Statistik des Auslandes, Länderbericht Jugoslawien (mehrere Ausgaben, zuletzt erschienen im März 1990, ISBN 3-8246-0210-5)
- F. W. Hondius, The Yugoslav community of nations, Diss. Leiden 1968 (zur Nationalitätenpolitik und zu den Verfassungen von 1948, 1953 und 1963)
- Südosteuropa-Handbuch, Band 1: Jugoslawien, hrsg. v. Klaus-Detlev Grothusen, 1975 (ISBN 3-525-36200-5) - vor allem die Beiträge von George Zaninovich (zum Bund der Kommunisten Jugoslawiens, S. 11-32), Franz Mayer und Ivan Kristan (Staat, Verfassung, Recht, Verwaltung, S. 33-149), Klaus-Detlev Grothusen (Die Außenpolitik, S. 150-187), Günther Wagenlehner (Landesverteidigung, S. 188-198) und Ivan Kristan (Die obersten Organe in Partei und Staat, S. 465-469; Verträge und Abkommen, S. 487-512)
- Wolfgang Höpken, Partizipation und kommunale Selbstverwaltung in jugoslawischen Gemeinden, in: Jugoslawien am Ende der Ära Tito, hrsg. v. Klaus-Detlev Grothusen, Othmar Nikola Haberl u. Wolfgang Höpken, Band 2, 1986 (ISBN 3-486-51411-3), S. 67-141
[Bearbeiten] Weblinks
Verfassung der SFR Jugoslawien vom 21. Februar 1974