Jean-Baptiste Say

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Jean-Baptiste Say.
Jean-Baptiste Say.

Jean-Baptiste Say [ʒãbaˈtist ˈsɛ] (* 5. Januar 1767 in Lyon; † 15. November 1832 in Paris) war ein französischer Ökonom und Geschäftsmann. Er gilt als Vertreter der klassischen Nationalökonomie und erlangte insbesondere durch das nach ihm benannte Saysche Theorem nachhaltige Berühmtheit.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Die Vorfahren Says waren Hugenotten aus Nîmes und mussten nach Genf fliehen, von wo sie in der Mitte des 18. Jahrhunderts nach Lyon zurückkehrten. Jean-Baptistes Vater war im Textilgewerbe tätig. Die Erziehung der Kinder (Jean-Baptiste hatte mehrere Geschwister) erfolgte im Sinn der Aufklärung. Früh sammelte Jean-Baptiste Kenntnisse in verschiedenen Wissenschaften.

Nachdem Say im elterlichen Geschäft erste berufliche Erfahrungen sammeln konnte, ging er gemeinsam mit seinem Bruder Horace im Jahr 1785 nach England. Die beiden erlebten dort die industrielle Revolution, die bei Say einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Nicht zuletzt war es ihm durch die erworbenen Englischkenntnisse später auch möglich das Werk Wohlstand der Nationen (1776) von Adam Smith zu lesen.

Trotz Vorliebe für die Literatur, nahm Say nach der Rückkehr nach Frankreich eine Stelle bei einer Versicherung an. Im Jahr 1789 veröffentlichte er Texte über die Pressefreiheit. 1792 war er Herausgeber einer Zeitschrift, erste wissenschaftliche Publikationen stammen aus dieser Zeit. Inspiriert wurde er vor allem durch den Wohlstand der Nationen.

Say wurde zeitweise von Mirabeau beschäftigt und war Anhänger der französischen Revolution. Er meldete sich 1792 freiwillig zum Krieg. Die radikalere Herrschaft Robespierres lehnte er später jedoch ab. Nach einer Anstellung als Chefredakteur wurde er 1799 zum Mitglied des Tribunats im Finanzausschuss im Konsulat Napoléons ernannt.

Während die Wissenschaft zunächst Nebentätigkeit war, wurde Say durch Erscheinen des Traité d’économie politique (1803) auch über Frankreich hinaus berühmt. Es enthielt auch erstmals das berühmte Saysche Theorem. Mit seiner marktliberalen Position stand Say fortan in Opposition zu Napoléon, der aus kriegspolitischen Gründen den Handel einschränkte. Say verlor 1806 sein Amt als Tribun und wurde Opfer der Zensur.

Say ging nach Auchy les Hesdin (Pas-de-Calais), um sich eine Baumwollfabrik aufzubauen. Er beschäftigte mehrere hundert Mitarbeiter. Nach einigen Jahren verkaufte er jedoch seine Anteile und ging nach Paris zurück, um als Spekulant tätig zu werden. Die Restauration (1814) bedeutete für Anhänger der Revolution wie Say eine Desillusionierung. Er erwägte sogar eine Auswanderung in die USA und nahm dazu Kontakt zu Thomas Jefferson auf, fand sich aber letztlich für einen Umzug zu alt.

Schließlich unternahm er hingegen im Auftrag der französischen Regierung eine Studienreise nach England, um Einblicke in das dortige Wirtschaftssystem zu gewinnen. Er wurde Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1815) und bekleidete fortan verschiedene Lehrtätigkeiten. Am Conservatoire des Arts et Métiers blieb er über Jahre tätig. Nicht zuletzt durch seinen Briefwechsel mit Thomas Robert Malthus stieg in dieser Zeit seine Popularität weiter an.

Say starb 1832 an den Folgen eines Schlaganfalls.

[Bearbeiten] Werk

Jean-Baptiste Say kann als Vordenker der Angebotstheorie gelten. Berühmt ist das nach ihm benannte Saysche Theorem, das Nachfrageschwächen in der Wirtschaft verneint, da die Produktion von Gütern (Schaffung des Angebots) das Einkommen schaffe, mit dem Nachfrage erzeugt werde. Es stellt einen Kern des ökonomischen Grundverständnisses dar. Inwiefern James Mill das Theorem vor Say entwickelte und es zu Lebzeiten Says und darüber hinaus eine Evolution in seine heutige Form durchlebte, ist bis heute umstritten. Eine große Rolle spielte es in Diskussionen von John Maynard Keynes im 20. Jahrhundert.

Say dominierte die Ökonomie im Frankreich des 19. Jahrhundert nachhaltig. Seine Werke wurden stark durch Adam Smiths Wohlstand der Nationen (1776) geprägt. Eine wesentliche Leistung Says ist es, die liberale Wirtschaftslehre Smiths in Frankreich verbreitet zu haben. Says Rolle jedoch auf die eines bloßen Verbreiters der Smithschen Lehre zu verkürzen, würde Say nicht gerecht. So betrachtete Say die Ökonomie aus der Sicht eines Kaufmanns und weniger theoretisch, in den Werken durch viele Beispiele untermalt.

Say unterteilt die Ökonomie in die Bereiche Produktion, Distribution und Konsum. Als Produktionsfaktoren identifizierte er Arbeit, Boden und Kapital. Staat und Kirche stand Say kritisch gegenüber und plädierte für niedrige Steuern. Allerdings hielt er an der Münzprägung als staatlichem Monopol fest.

[Bearbeiten] Werke

  • Olbie ou Essai sur les moyens de réformer les mœurs d'une nation (1800)
  • Traité d’économie politique|Traité d'économie politique ou Simple Exposé de la manière dont se forment, se distribuent et se consomment les richesses (1803)
  • Épitomé des principes fondamentaux de l'économie politique (1814)
  • De l'Angleterre et des Anglais (1815)
  • Catéchisme d'économie politique (1815)
  • Petit Volume contenant quelques aperçus des hommes et de la société (1817)
  • Lettres à M. Malthus sur l'économie politique et la stagnation du commerce (1821)
  • Cours complet d'économie politique pratique (1828–1830)

[Bearbeiten] Weblinks