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Zentralverwaltungswirtschaft – Wikipedia

Zentralverwaltungswirtschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Zentralverwaltungswirtschaft (auch Zentralplanwirtschaft oder Planwirtschaft) bezeichnet eine Wirtschaftsordnung, in der wesentliche Allokationsentscheidungen von einer Verwaltungsinstanz zentral getroffen werden. Die seit dem 18. Jahrhundert entstandenen Konzepte einer solchen, stehen im Gegensatz zur Marktwirtschaft, wo die Entscheidungsfindungen dezentral allen am Markt teilnehmenden Personen obliegen. Der Begriff Planwirtschaft gilt zumindet im deutschsprachigen Raum als missverständlich, da auch in der Marktwirtschaft geplant wird. Walter Eucken führte den Begriff Zentralverwaltungswirtschaft ein.[1] Nach dem Eigentum an den Produktionsmitteln, staatlich oder privat, wird sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft von kapitalistischer Zentralverwaltungswirtschaft unterschieden.[2] Eine andere Einteilung ist Zentralverwaltungswirtschaft mit Privateigentum, insbesondere die Kriegswirtschaft, Zentralverwaltungswirtschaft mit Gesellschaftseigentum, insbesondere die Rätedemokratie, und Zentralverwaltungswirtschaft mit Staatseigentum, insbesondere die staatssozialistische Zentralplanwirtschaft.[3]

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale

In einer idealtypischen Zentralverwaltungswirtschaft wird der Wirtschaftsprozess, also die Produktion und Konsumtion von Gütern vollständig von einer zentralen Instanz geplant. Im Gegensatz dazu erfolgt in einer idealtypischen Marktwirtschaft die Wirtschaftsplanung dezentral durch alle Marktteilnehmer, wobei Angebot und Nachfrage über den Preismechanismus gesteuert werden.

In der Realität werden Marktwirtschaften mehr oder weniger staatlich reguliert, und der Staat greift, – in den EU-Staaten z. B. in Form von Subventionen für Landwirtschaft und Bergbau –, in die Mechanismen des Marktes ein. Umgekehrt fanden oder finden sich marktwirtschaftliche Bestandteile in der Neuen Ökonomischen Politik der Sowjetunion der 20er Jahre, im ehemaligen Jugoslawien und in der heutigen Volksrepublik China. Eine Zuordnung einzelner Volkswirtschaften auf einen der beiden Idealtypen ist deshalb teilweise problematisch.

[Bearbeiten] Theoretische Grundlagen

Die Zentralverwaltungswirtschaft basiert auf der Vorstellung, dass die Verwendung von Ressourcen für nicht benötigte, also überflüssige Güter vermieden werden könne. Dies setzt voraus, dass die Menge der benötigten Güter im voraus kalkulierbar ist und im Planungszeitraum nicht verändert wird. Diese Vorstellung einer funktionierenden Planung diente z. B. Platon in dessen Staatsentwürfen, Thomas Morus alias Thomas More in dessen Utopia, Jean-Jacques Rousseau in seinen auf einem Gesellschaftsvertrag basierenden Staatsentwürfen oder Karl Marx bei seinen Entwürfen einer kommunistischen Gesellschaft als Ausgangspunkt für die Forderung nach einer planwirtschaftlichen Organisation auch größerer Gesellschaften, ganzer Staaten oder gar der Weltgesellschaft als Ganzes. Die Vorausplanung des gemeinsamen Bedarf, der Produktion sowie die Organisation und Aufteilung sollte entweder (z. B. bei Karl Marx) ein gemeinsamer Akt aller Gesellschaftsteilnehmer oder aber (bei Platon) die Aufgabe staatlicher Institutionen bzw. speziell verantwortlicher Personen sein.

Im Manifest der Kommunistischen Partei fordern Karl Marx und Friedrich Engels die Verstaatlichung aller Produktionsinstrumente: „Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d.h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren und die Masse der Produktionskräfte möglichst rasch zu vermehren.“ [4]

[Bearbeiten] Beispiele für Zentralverwaltungswirtschaft

[Bearbeiten] Realsozialismus

Ein typisches Beispiel für eine zentral verwaltete Wirtschaftsordnung war die Zentralverwaltungswirtschaft der UdSSR und anderer Staaten des „Realsozialismus“. Wesentliche Merkmale der Wirtschaft dieser Staaten waren die Verstaatlichung der Produktionsmittel und Firmen, die zentrale Steuerung des Wirtschaftsprozesses, die Festlegung von Preisen und Löhnen und ein stabiles Außenhandelsmonopol. Der Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche befand sich in genossenschaftlichem Besitz, wobei die Landwirtschaft aber genauso der staatlichen Planung unterstand.

Die zentrale Planungsbehörde (siehe z. B. Staatliche Plankommission der DDR) erarbeitete aufgrund von Prognosen über die gesellschaftlichen Bedürfnisse jeweils einen Plan für meist ein Jahr, der in Mehrjahrespläne (siehe z. B. Fünfjahrplan) eingebunden ist. Den einzelnen Betrieben werden durch diesen Plan genaue Mengen, an die sie sich präzise halten müssen, vorgegeben (abwertend als Tonnenideologie bezeichnet).

[Bearbeiten] Kriegswirtschaft

Als typische Merkmale einer Kriegswirtschaft gelten staatliche Reglementierung von Löhnen und Preisen, Warenkontingentierung, Dienstverpflichtung von Arbeitskräften, Steuererhöhungen oder Zwangssparen. [5] Als Beispiel für Kriegswirtschaft gilt Deutschland während des ersten und zweiten Weltkrieges.[6]

[Bearbeiten] Nationalsozialismus

Die dirigistischen Eingriffe in die Wirtschaft unter dem Nationalsozialismus unter dem „Neuem Plan“ (1934), dem Vierjahresplan (1936) und vollends die Kriegswirtschaft unter Rüstungsminister Albert Speer ab 1942 ließen vom freien Unternehmertum wenig übrig. [7]. Die Wirtschaftsordnung zur Zeit des deutschen Nationalsozialismus entfernte sich somit immer weiter vom Idealtyp der Marktwirtschaft und entsprach schließlich weitgehend dem Idealtyp der Zentralplanwirtschaft"[8]. Die Wirtschaft des Nationalsozialismus lässt sich als „Zentralverwaltungswirtschaft mit privatem Eigentum“[3] oder als „kapitalistische Zentralverwaltungswirtschaft“[2] einordnen.

[Bearbeiten] USA

Auch die USA nahm nach dem keynesianisch geprägten New Deal stärker zentralverwaltungswirtschaftliche Züge an, die nach dem zweiten Weltkrieg wieder zurückgenommen wurden. Unter dem Eindruck der kriegsbedingten zentralen Planung entwarf der in die USA emigrierte deutsche sozialdemokratische Soziologe Carl Landauer einen Entwurf über die mögliche Einführung einer „nationalen Planung“ in den USA.[9]

[Bearbeiten] Neuere Ansätze

Der englische Sozialist Pat Devine entwickelte ein „Modell demokratischer Planung ... in dem die Planung die Form eines politischen Prozesses ausgehandelter Koordination annimmt, wobei Entscheidungen direkt oder indirekt von den Betroffenen selbst gefällt werden“.[10]

Der US-Aktivist in der anarchistisch-sozialistischen Selbstverwaltungs-Bewegung Michael Albert entwickelte sein Modell der „partizipatorischen Ökonomie“ oder Parecon als Gegenentwurf zu Kapitalismus und zu (aus seiner Sicht) autoritären Zentralverwaltungswirtschaften klassisch marxistischen Typs. Die demokratisch gedachte Planabstimmung erfolgt mit Hilfe von Computer und Internet.

Der Informatiker Paul Cockshott und der Wirtschaftswissenschaftler Allin Cottrell sind der Ansicht, dass durch den Einsatz von moderner Informationstechnologie eine sozialistische Planung in Echtzeit möglich sei. Somit könnten Bedürfnisse der Menschen schneller und Ressourcen schonender befriedigt werden als das bisher in Planwirtschaften möglich gewesen sei.[11] In Venezuela arbeitet das Ministerium für Schwerindustrie im Zuge des Sozialismus des 21. Jahrhunderts an dem Aufbau eines Open-Source-Projekts für eine computergestützte Planwirtschaft[12]. Das Projekt beruht auf den fachlich umstrittenen[13] mathematischen Modellen von Cockshott und Cottrell und wird in den Grundlinien der Nation von Venezuela 2007 bis 2013 nicht erwähnt.[14]

Siehe auch: Cybersyn (Erster Versuch eines Echtzeit Computerplanungssystem während der Regierung Salvador Allendes von 1970–1973)

[Bearbeiten] Kritik

Warteschlange vor einem Geschäft in der DDR 1979
Warteschlange vor einem Geschäft in der DDR 1979

[Bearbeiten] Mangel an Informationen

Nach Friedrich August von Hayek (1899-1992) kann die planende Stelle einer Zentralverwaltungswirtschaft niemals über alle relevanten Informationen über die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Individuen verfügen, die sie für eine vernünftige Planung benötigen würde. Die Planenden können nicht über alle Parameter informiert sein und falsche (ineffiziente) Entscheidungen treffen. Nicht jeder Bedarf kann bei der Planung erkannt werden, Mangel oder Überschuss des Gutes sind die Folge. Dies würde eine Verschwendung von Ressourcen und Arbeitskraft zur Folge haben.

[Bearbeiten] Mangel an Flexibilität

Es bestehe nur eine geringe Flexibilität, da „in einer solchen Wirtschaft Anweisungen und Planvorgaben der staatlichen Planungsbehörden verbindlich sind und keine oder nur ganz geringe Entscheidungsspielräume bestehen.“ Damit werden die Dynamik und Innovationsfähigkeit von Unternehmen, welche das Rückgrat einer freien Wirtschaft sind, künstlich ausgeschaltet. Technologische Rückständigkeit und damit verbunden ein geringer Lebensstandard sind somit vorherbestimmt. [15]

[Bearbeiten] Mangel an Marktpreisen

Nach dem liberalen Wirtschaftswissenschaftler Ludwig von Mises (1881-1973) macht die Planwirtschaft „jegliche Wirtschaftsrechnung“ unmöglich, da es „ohne Privatbesitz an den Produktionsmitteln“ „keine Marktpreise für diese Faktoren geben“ könne. Ohne sie gebe es „keinen Anhalt darauf“, „ob die Verwirklichung eines bestimmten Projekts tatsächlich das materielle Wohlbefinden steigern würde, oder ob sie im Gegenteil die Befriedigung dringenderer Bedürfnisse – d. h. von Bedürfnissen, die vom Verbraucher als dringender angesehen werden – gefährdet, weil sie anderen Bereichen knappe Produktionsfaktoren entzieht.“ Nur die „unermüdliche Erfindungsgabe“ eines Geschäftsmanns und dessen „Hang zu Neuerungen“ hindere „alle Wirtschaftseinheiten daran, in träge bürokratische Routine zu verfallen.“[16]

[Bearbeiten] Mangel an technologischem Fortschritt

Der Ökonom Jürgen Pätzold fasst häufig genannte Kritikpunkte zusammen. Er sieht neben dem Mangel an Informationen und Flexibilität, den fehlenden technologischen Fortschritt. Zentralverwaltungswirtschaften erzeugten keinen der Marktwirtschaft vergleichbaren technischen und organisatorischen Fortschritts, da mangels Wettbewerb keine Notwendigkeit bestehe, nach Innovationen und neuen Problemlösungen zu suchen.

[Bearbeiten] Mangel an Demokratie

Weiterhin verlange die zentrale Planung "in gesellschaftspolitischer Hinsicht den Kollektivismus und in staatspolitischer Hinsicht den Totalitarismus des Einparteiensystems. Die Handlungs- und Bewegungsfreiheit der Individuen bildet in der zentral verwalteten Wirtschaft einen latenten Störfaktor, den der Staat zurückzudrängen sucht." [17].

[Bearbeiten] Literatur

  • Ulrich Baßeler, Jürgen Heinrich, Burkhard Utecht Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft 18., überarbeitete Auflage. Stuttgart 2006. ISBN: 3-7910-2437-X ISBN: 978-3-7910-2437-0
  • Paul Cockshott, Allin Cottrell: Alternativen aus dem Rechner. Für sozialistische Planung und direkte Demokratie. PapyRossa Verlag, 2006 ISBN 978-3-89438-345-9
  • Christoph Deutschmann: Planwirtschaft als Ideologie. Zur Legitimationsfunktion der "Politischen Ökonomie des Sozialismus" in den RGW-Staaten. Dissertation (1975), erschienen 1977
  • Pat Devine: Democracy and Economic Planning: The Political Economy of a Self-Governing Society. Polity Press, Cambridge UK und Westview Press. Boulder, CO., USA, 1988
  • Rolf H. Hasse/Hermann Schneider/Klaus Weigelt (Hrsg.): Lexikon Soziale Marktwirtschaft. Wirtschaftspolitik von A bis Z. 2. Aufl. 2005
  • Friedrich A. von Hayek; W. Kerber (1996): Die Anmaßung von Wissen. Mohr Siebek.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. http://lexikon.meyers.de/meyers/Planwirtschaft
  2. a b Baßeler, Heinrich, Utecht (2006)
  3. a b Gabler Wirtschaftslexikon, 15. Auflage 2000. ISBN 3-409-32998-6
  4. (Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4: 481)
  5. http://lexikon.meyers.de/meyers/Kriegswirtschaft
  6. http://lexikon.meyers.de/meyers/Zentralverwaltungswirtschaft
  7. Avraham Barkai: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus. Ideologie, Theorie, Politik. 1933 - 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1988, ISBN 3-596-24401-3
  8. Markus Albert Diehl: Von der Marktwirtschaft zur nationalsozialistischen Kriegswirtschaft. Die Transformation der deutschen Wirtschaftsordnung 1933-1945 (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Nr. 104), Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, S.179
  9. Carl Landauer (1944, zweite Auflage 1947): Theory of national economic planning, Berkeley, California.: University of California Press, 1947, 2. ed.
  10. Zitiert nach Alex Callinicos: Ein antikapitalistisches Manifest. VSA-Verlag Hamburg 2004. ISBN 3-89965-066-2
  11. „Alternativen aus dem Rechner – Für sozialistische Planung und direkte Demokratie“ – Paul Cockshott und Allin Cottrell, Papy Rossa, 2006, ISBN 3894383453.
  12. Junge Welt: „Zeit statt Geld: Venezuelas Wirtschaft unter der Lupe einer sozialistischen Politökonomie“ von Paul Cockshott, 21.01.2008
  13. THE QUARTERLY JOURNAL OF AUSTRIAN ECONOMICS: „Towards a new socialism?“ (engl.) - Len Brewster
  14. Lineas Generales del Plan de Desarrollo Economico y Social de la Nacion 2007-2013 (spanisch)
  15. Bundeszentrale für politische Bildung: Das Lexikon der Wirtschaft, Grundlegendes Wissen von A bis Z. Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim, 2004, ISBN 3-89331-503-9.
  16. Ludwig von Mises: Die Bürokratie, ISBN 3896653164.
  17. Jürgen Pätzold: Soziale Marktwirschaft; eine Kritik der Planwirtschaften der RGW-Staaten findet sich bei Christoph Deutschmann 1975/1977.


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