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Weingarten (Württemberg) – Wikipedia

Weingarten (Württemberg)

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Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Weingarten
Markierung
Deutschlandkarte, Position von Weingarten hervorgehoben
Koordinaten: 47° 49′ N, 9° 39′ O
Basisdaten
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Tübingen
Landkreis: Ravensburg
Gemeindeverwal-
tungsverband:
Mittleres Schussental
Höhe: 485 m ü. NN
Fläche: 12,17 km²
Einwohner: 23.528 (31. Dez. 2006)[1]
Bevölkerungsdichte: 1933 Einwohner je km²
Postleitzahl: 88250 (alt: 7987)
Vorwahl: 0751
Kfz-Kennzeichen: RV
Gemeindeschlüssel: 08 4 36 082
Adresse der Stadtverwaltung: Kirchstraße 1
88250 Weingarten
Webpräsenz:
Oberbürgermeister: Gerd Gerber
Weingarten 1917
Weingarten 1917
Weingarten 2004
Weingarten 2004

Weingarten ist eine Mittelstadt im Südosten von Baden-Württemberg (Deutschland).

Die Stadt Weingarten ist nach Ravensburg und Wangen im Allgäu die drittgrößte Stadt des Landkreises Ravensburg. Seit dem 1. Januar 1974 ist sie eine Große Kreisstadt. Weingarten ist Sitz einer Pädagogischen Hochschule und einer technischen Hochschule. Es erstreckt sich auf 12,17 km² Fläche und hat rund 24.500 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Weingarten liegt unmittelbar nördlich von Ravensburg bzw. wenige Kilometer westlich des Altdorfer Walds am Ostrand des Schussenbeckens im mittleren Tal der Schussen, die in den Bodensee fließt und so ein rechter Rhein-Zufluss ist. Die Altstadt, das ehemalige Dorf Altdorf, liegt im Tal der Scherzach, einem kleinen Bach, der in die Schussen mündet. Das der Stadt den Namen gebende Kloster Weingarten liegt auf der nordöstlichen Höhe, dem so genannten Martinsberg, über der Altstadt.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Weingarten. Sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören alle zum Landkreis Ravensburg: Baienfurt, Schlier, Ravensburg und Berg.

[Bearbeiten] Stadtgliederung

In die Stadt Weingarten wurden keine umliegenden Gemeinden eingegliedert. Infolgedessen bildet das Stadtgebiet eine relative Einheit. Dennoch werden umgangssprachlich zur besseren Orientierung verschiedene Stadtgebiete mit eigenem Namen unterschieden, deren Bezeichnung sich im Laufe der Bebauung ergeben haben und deren Abgrenzungen meist nicht genau festgelegt sind. Darüber hinaus werden noch einige separat gelegene Wohnplätze mit eigenem Namen unterschieden, die jedoch nur sehr wenige Einwohner haben. Hierzu gehören: Bechters, Eggers, Hähnlehof, Hinterochsen, Meisterhof, Nessenreben, Ortliebs, Sterkshof, Trauben, Vorderochsen, Waldheim und Welte.

[Bearbeiten] Raumplanung

Weingarten bildet zusammen mit Ravensburg und Friedrichshafen das Oberzentrum der Region Bodensee-Oberschwaben. Dieses übernimmt für den Einzugsbereich Ravensburg/Weingarten auch die Funktion eines Mittelbereichs. Dieser umfasst auch den südlichen Teil des Landkreises Ravensburg, im Einzelnen neben Ravensburg und Weingarten die Gemeinden Baienfurt, Baindt, Berg, Bodnegg, Fronreute, Grünkraut, Horgenzell, Schlier, Vogt, Waldburg, Wilhelmsdorf, Wolfegg und Wolpertswende.

[Bearbeiten] Historische Geographie

Durch die Gemarkung und durch das Kloster Weingarten führt der historische Jakobspilgerweg, der in Santiago de Compostela (Spanien) endet. Das Kloster liegt am Teilstück Ulm - Konstanz. Eine Metalltafel am nördlichen Zugang zur Kirche erinnert daran. So wird Weingarten heute wieder von vielen Menschen zu Fuß und mit dem Fahrrad auf diesem Weitwanderweg besucht.

[Bearbeiten] Geschichte

Bis 1865 wurde der Name Weingarten nur für das Kloster Weingarten verwendet, die umgebende Ortschaft hieß Altdorf. Der Name wird vom fränkischen alach für „Kirche“ hergeleitet, es handelte sich also um einen Ort mit eigener Pfarrkirche.

Altdorf war (vermutlich unter anderem Namen) schon im späten 5. Jahrhundert von Alamannen besiedelt. Aus der Merowingerzeit stammt das Gräberfeld von Weingarten, das annähernd vollständig untersucht werden konnte. Die Funde lassen durch ihren Reichtum auf einen alamannischen Herrensitz schließen. Spätestens im 8. Jahrhundert wurde Altdorf wie ganz Alamannien Teil des Fränkischen Reichs. Um die Mitte des 9. Jahrhunderts kam das mittlere Schussental als Grafschaft Schussengau in Besitz des schwäbischen Zweiges der Welfen, die in Altdorf gegenüber dem Martinsberg eine Pfalz errichteten, ihre neue Stammburg.

Um 935 gründeten die Welfen in Altdorf ein Frauenkloster, das als Grablege (Familiengrab) ihres Geschlechts bestimmt war, aber bereits 1053 durch einen Brand zerstört wurde. Die Nonnen wurden zunächst auf den Martinsberg umgesiedelt.

1056 gründete Welf IV. nach der Verlegung der Burg ins benachbarte Ravensburg auf dem Martinsberg ein neues Benediktinerkloster, das mit Mönchen aus Altomünster besiedelt wurde; die Altdorfer Nonnen besiedelten im Gegenzug das Kloster Altomünster. Der Name Kloster Weingarten ist um 1123 belegt. Die Mönche beschäftigten sich u. a. mit der Buchmalerei, ihr berühmtestes Werk ist das Berthold-Sakramentar (1217, heute in der Pierpont Morgan Library in New York).

Idealplan des Klosters Weingarten, 1723
Idealplan des Klosters Weingarten, 1723

In der Ortschaft Altdorf entwickelte sich ab dem 13. Jahrhundert ein Markt. Unter König Rudolf von Habsburg wurde die Entwicklung zu einer Stadt aber durch Errichtung der Landvogtei Oberschwaben (später Landvogtei Schwaben) gehemmt, deren Sitz zunächst im benachbarten Ravensburg war, nach Zerstörung der dortigen „Veitsburg“ im Dreißigjährigen Krieg 1647 aber nach Altdorf verlegt wurde. Die Landvogtei wurde zumeist an Fürsten oder Adlige verpfändet, darunter die Reichstruchsessen von Waldburg. In einer kaiserlichen Urkunde von 1377 wurde Altdorf zwar das Recht auf einen regelmäßigen Wochenmarkt gewährt, der allerdings bestehende Märkte innerhalb einer Meile (7,4 km) – und damit den Ravensburger Markt – nicht gefährden durfte. Auch eine Stadtbefestigung wurde untersagt. Die Nachbarstadt Ravensburg zog in dieser Zeit als Freie Reichsstadt zahlreiche Einwohner aus Altdorf an, darunter die späteren Ravensburger Handelsfamilien und Patriziergeschlechter Holbein und Humpis.

Das Kloster Weingarten wurde dagegen 1274 zur Reichsabtei erhoben und erwarb im Laufe der Zeit großen Landbesitz vom Allgäu bis zum westlichen Bodensee. Dieser Besitz umfasste zuletzt 306 km², damit war Weingarten nicht nur eines der reichsten Klöster in Süddeutschland, sondern regierte auch größere Gebiete als die meisten Reichsstädte. 1715 wurde die romanische Klosterkirche (erbaut 1124–1182) größtenteils abgerissen; an ihrer Stelle wurde 1715–1724 eine große, reich ausgestattete barocke Basilika erbaut, die inmitten einer idealtypischen Klosteranlage stehen sollte. Der Idealplan des Klosters wurde jedoch nur teilweise in die Wirklichkeit umgesetzt. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgelöst und zunächst Besitz des Hauses Oranien-Nassau.

Altdorf selbst war ab 1452 Teil der habsburgischen Verwaltungseinheit Vorderösterreich und blieb bis 1805 Sitz der Landvogtei Schwaben, als es nach dem Pressburger Frieden zum Königreich Württemberg kam und zunächst Sitz eines Oberamtes wurde. Auch das Kloster Weingarten wurde 1806 durch Napoleon seinem Verbündeten Württemberg zugeschlagen. 1810 kamen Altdorf und Weingarten zum Oberamt Ravensburg.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Altdorf zum Militärstandort mit mehreren Kasernen (deren letzte Ende des 20. Jahrhunderts geschlossen wurde). Wie in der Nachbarstadt Ravensburg entwickelte sich auch eine bedeutende Maschinenbauindustrie. 1865 wurde Altdorf nach dem Namen der Abtei in Weingarten umbenannt und zur Stadt erhoben. 1922 wurde in einem Teil der Klostergebäude wieder eine Benediktinerabtei gegründet.

Zur Zeit des Nationalsozialismus 1939 wurde Weingarten nach Ravensburg eingemeindet. Die rivalisierenden Nachbarstädte wurden allerdings nach Kriegsende 1946 wieder getrennt.

Seit 1949 dient der größte Teil der ehemaligen Klostergebäude der Lehrerausbildung (seit 1962 als Pädagogische Hochschule). Ein Teil des Hauptgebäudes ist von der Diözese Rottenburg-Stuttgart für die Katholische Akademie gepachtet, eine Einrichtung der Erwachsenenbildung, ein weiterer Teil durch das Benediktinerkloster belegt.

Bestrebungen zu einer erneuten Verbindung mit Ravensburg während der Gemeindereform der 1970er Jahre stießen auf massive Gegenwehr der Weingartener Bevölkerung und wurden darum nicht verwirklicht. Die Einwohnerzahl überschritt 1973 die Grenze von 20.000. Daraufhin stellte die Stadtverwaltung den Antrag auf Erhebung zur Großen Kreisstadt, was die Landesregierung von Baden-Württemberg mit Wirkung vom 1. Januar 1974 beschloss.

2004 fanden in Weingarten die Heimattage Baden-Württemberg statt.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand (bis 1861 also Gemeinde Altdorf). Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter (nur Hauptwohnsitze).

Jahr Einwohnerzahlen
1233 10
1823 2.234
1843 3.116
1849 3.267
1855 3.011
1861 3.038
1. Dezember 1871 ¹ 4.128
1. Dezember 1880 ¹ 5.232
1. Dezember 1900 ¹ 6.678
1. Dezember 1910 ¹ 8.077
16. Juni 1925 ¹ 7.299
16. Juni 1933 ¹ 8.385
Jahr Einwohnerzahlen
17. Mai 1939 ¹ 10.381
13. September 1950 ¹ 11.858
6. Juni 1961 ¹ 14.783
27. Mai 1970 ¹ 17.831
31. Dezember 1973 20.566
31. Dezember 1980 21.991
27. Mai 1987 ¹ 20.918
31. Dezember 1990 22.987
31. Dezember 1995 23.366
31. Dezember 2000 23.604
30. September 2005 23.643

¹ Volkszählungsergebnis

[Bearbeiten] Religionen

Die Abtei Weingarten und das Dorf Altdorf gehörten zum Bistum Konstanz und waren dem Archidiakonat Allgäu, Landkapitel Ravensburg unterstellt. Eine Kirche St. Maria war nach 934 in ein Nonnenkloster inkorporiert. Sie war ab 1054 auch Pfarrkirche von Altdorf, dessen Urkirche St. Martin aber bereits in das 8. oder 9. Jahrhundert zurückgeht. 1279 wurde die Kirche St. Maria in das Kloster Weingarten inkorporiert. Die Reformation fand keinen Einzug, so dass Altdorf bis ins 19. Jahrhundert überwiegen katholisch blieb. Der mittelalterliche Bau der Pfarrkirche St. Maria wurde im 18. Jahrhundert durch einen Neubau von 1738 ersetzt, doch 1818/19 abgebrochen, da seit 1811 die Klosterkirche der Abtei Weingarten zur Pfarrkirche erhoben worden war. Die Gemeinde gehörte bis 1817 noch zum Bistum Konstanz, wurde dann dem Ordinariat Ellwangen unterstellt, aus dem 1821/27 das neu gegründete Bistum Rottenburg (heute Rottenburg-Stuttgart) hervorging. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden noch zwei weitere katholische Gemeinden und Kirchen, die Kirche St. Maria, Hilfe der Christen (1960) und die Heilig-Geist-Kirche von 1977. Die drei Gemeinden gehören zum Dekanat Ravensburg des Bistums Rottenburg-Stuttgart. In Weingarten sind auch die Schönstätter Marienschwestern ansässig.

Im 19. Jahrhundert zogen auch Protestanten nach Altdorf bzw. Weingarten. 1825 wurde eine evangelische Kirchengemeinde gegründet, die zum Dekanat bzw. Kirchenbezirk Ravensburg der Evangelischen Landeskirche in Württemberg gehört. 1883 konnte sich die Gemeinde ihre eigene Stadtkirche erbauen. Architekt war Christian Leins. In der Gemeinde wirken heute mehrere Pfarrer. Heute befindet sich auch eine Verwaltungsstelle des Kirchenbezirks Ravensburg in Weingarten.

Neben den beiden in Weingarten großen Kirchen ist hier auch die als Sondergemeinschaft geltende Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage (Mormonen) vertreten.

[Bearbeiten] Politik

Die Stadt Weingarten ist Mitglied im Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Schussental.

[Bearbeiten] Gemeinderat

Bei der Kommunalwahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:

[Bearbeiten] Jugendgemeinderat

In Weingarten wurde 1985 der bundesweit erste Jugendgemeinderat (JGR) gegründet. Der JGR als Möglichkeit der politischen Partizipation von Jugendlichen machte bundesweit Schule. An der Entstehung des Jugendgemeinderates Weingarten maßgeblich beteiligt war der damalige Oberbürgermeister Rolf Gerich.

[Bearbeiten] (Ober-)Bürgermeister

Altdorf hatte bis ins 19. Jahrhundert nur eine beschränkte Selbstverwaltung und keine Vertretung der Bürger. An der Spitze stand der von der Abtei eingesetzte Ammann, bei dessen Wahl jedoch die Bürger von Altdorf mitwirken konnten. Die richterliche Gewalt lag beim Ammann bzw. bei der Abtei (niedere Gerichtsbarkeit) und beim Landvogt (hohe Gerichtsbarkeit). In württembergischer Zeit leitete dann der Bürgermeister, später Schultheiß die Gemeindeverwaltung, auch gab es einen Rat.

  • 1789–1810: Sebastian Schafheitlin
  • 1810–1819: Franz Gerth
  • 1819–1826: Sebastian Matt
  • 1826–1842: Georg Josef Rugel
  • 1842–1855: Konrad Prielmayer
  • 1855–1889: Friedrich Seifriz
  • 1889–1904: Karl Egger
  • 1905–1920: Josef Reich
  • 1920–1937: Wilhelm Braun
  • 1937–1945: zwangseingemeindet nach Ravensburg
  • 1945–1954: Wilhelm Braun
  • 1954–1975: Richard Mayer
  • 1975–1992: Rolf Gerich
  • 1992–18. August 2008: Gerd Gerber
  • ab 18. August 2008: Markus Ewald

[Bearbeiten] Wappen

Wappenbeschreibung: Geviert mit Herzschild, darin in Gold auf grünem Dreiberg ein natürlicher Rebstock.

  • Feld 1: in Rot ein nach links gekehrter silberner Löwe, der in den Vorderpranken einen goldenen Schild mit dem schwarzen Doppeladler hält.
  • Feld 2: in Silber ein roter Löwe, der in den Vorderpranken einen roten Schild mit silbernem Balken hält
  • Feld 3: in Silber ein nach links gekehrter roter Löwe
  • Feld 4: in Rot ein silberner Löwe

Das Wappen (ohne den Herzschild) wurde dem Flecken Altdorf 1555 verliehen. Die Löwen verweisen auf die Welfen, der schwarze Doppeladler auf das Heilige Römische Reich, die Farben sowie der rote Schild mit silbernem Balken auf die Zugehörigkeit zu Vorderösterreich. Das Wappen Altdorfs enthielt keinen Hinweis auf das Kloster Weingarten.

Mit der Erhebung zur Stadt und der Umbenennung in Weingarten wurde dem Wappen 1865 der Herzschild hinzugefügt, der eine sprechende Wappenfigur aus dem Wappen der Reichsabtei Weingarten zeigt: einen Rebstock, dessen Windungen die Form eines Abtsstabs ergeben (siehe auch Wappen von Unterwaldhausen).

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Weingarten unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Burgeis (Gemeinde Mals/Italien), seit 1959
Bron (Frankreich), seit 1963
Blumenau (Brasilien), seit den 1970er Jahren
Brest (Weißrussland), seit 1989 mit dem Gemeindeverwaltungsverband Mittleres Schussental, zu dem auch Weingarten gehört
Grimma (Deutschland), seit 1990
Mantua (Italien), seit 1998

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Bauwerke

Benediktiner-Abtei mit Basilika St. Martin
Benediktiner-Abtei mit Basilika St. Martin
Deckenfresken des Münsters
Deckenfresken des Münsters
Fruchtkasten
Fruchtkasten
Stadtmuseum Schlössle
Stadtmuseum Schlössle

Die Basilika St. Martin ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde als Klosterkirche der Abtei Weingarten erbaut und gilt als größte Barockkirche nördlich der Alpen mit ungefähr der halben Länge des Petersdoms in Rom. Als Beiname trägt sie u. a. deshalb „Schwäbisch St. Peter“. Die von Caspar Moosbrugger geplante und von Franz Beer u. a. errichtete Kirche ist heute noch Zeugnis der Macht und des Reichtums der einst reichsfreien Benediktinerabtei. Zur reichen Ausstattung gehören Fresken von Cosmas Damian Asam, Stuckarbeiten und das Chorgestühl von Joseph Anton Feuchtmayer. Die Große Orgel von Joseph Gabler (1750) mit 6666 Pfeifen gilt als eine der bedeutendsten Barockorgeln Deutschlands. Der Titel einer Basilica minor wurde dem Münster 1956 durch Papst Pius XII. verliehen.

Die umgebenden barocken Klostergebäude werden von der Benediktinerabtei Weingarten, der Pädagogischen Hochschule und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart genutzt. Die Hochschulgebäude sind weitgehend zugänglich, die Abtei und deren mittelalterlicher Kreuzgang sind nur selten im Rahmen besonderer Ausstellungen und Führungen zu besichtigen. Der barocke Fruchtkasten (Kornspeicher) des Klosters von 1688 ist seit 1972 Sitz der Bibliothek der Pädagogischen Hochschule. Die Höfe der Klosteranlage werden im Sommer für Open-Air-Aufführungen der Klosterfestspiele genutzt.

Dem Leitsatz St. Benedikts „Ora et labora“ (Bete und arbeite) verdankt die Stadt den Stillen Bach, eines der ältesten Kanalsysteme Deutschlands.

Das Alamannenmuseum Weingarten beherbergt die reichhaltigen archäologischen Funde aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Weingarten und ist eines der größten Spezialmuseen zur Geschichte der Alamannen.

Das „Schlössle“ wurde um 1550 als Verwaltungssitz der vorderösterreichischen Landvogtei Schwaben im Stil der Renaissance erbaut. Im 18. Jahrhundert war es Wohnsitz der kaiserlichen Landrichter (aus dieser Zeit stammen reiche barocke Stuckaturen von Franz Schmuzer), im 19. und frühen 20. Jahrhundert diente es als Wohngebäude für Offiziere. Seit 2001 ist im Schlössle das Stadtmuseum untergebracht, das die Geschichte der Stadt und des Klosters darstellt. Im Dachgeschoss finden Wechselausstellungen statt, der Hof wird im Sommer für Theateraufführungen der Klosterfestspiele genutzt.

Das Fasnetsmuseum der Plätzlerzunft zeigt über 50 lebensgroßen Figuren und viele weitere Gegenstände und Dokumente zur Geschichte der schwäbisch-alemannischen Fasnet in Weingarten.

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

[Bearbeiten] Fasnet

Die schwäbisch-alemannische Fasnet hat in Weingarten möglicherweise eine Tradition seit 1348, als Rathaustänze nach einer Pestepidemie stattgefunden haben sollen. Gepflegt wird diese uralte Tradition in erster Linie von der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten 1348 e. V.. Daneben gibt es seit den 1980er-Jahren noch die Narrenvereinigungen Bockstall und Wikinger.

Fasnet: Rotweißer Plätzler
Fasnet: Rotweißer Plätzler

Nach dem Einschnellen am Dreikönigstag (6. Januar) und dem Maskenabstauben am Freitag nach Dreikönig, beginnt die Hauptfasnet am Abend vor dem Gumpigen Donnerstag mit der „Brunnenputzede“. Am Gumpigen Donnerstag, dem Haupttag der schwäbisch-alemannischen Fasnet, wird in aller Frühe die Fasnet verkündet, sogar dem Krankenhaus 14. Nothelfer wird ein Besuch abgestattet, die Schüler werden aus ihrem Joch befreit, der Oberbürgermeister abgesetzt und eine närrische Bürgerversammlung abgehalten. Nach einem Kinderumzug wird der Narrenbaum durch die Stadt gezogen und auf dem Münsterplatz gesetzt. Gleich darauf folgt der wohl älteste Brauch dieser Stadt. Der Rathaustanz, der auf das Jahr 1348 zurück gehen soll. In diesem Jahr endete in Oberschwaben eine schreckliche Beulenpest und die Überlebenden sollen vor Freude um den Rathausbrunnen getanzt haben. Der Tag endet mit dem Hemdglonkerumzug, einem Lärmumzug bei dem jedermann im Schlafanzug oder Nachthemd, grölend und Lärm verbreitend durch die Innenstadt springen darf.

Am Bromigen Freitag wird das Altersheim besucht und durch die Bockstallnarren das „Geizig Rufen“ gepflegt. Am Fasnetssonntag findet traditionell der große Narrensprung mit ca. 5000 Mitwirkenden statt. Neben den Weingartner Narrenfiguren wie den Plätzlern, den Lauratalgeistern oder den Schlößlenarren, sind auch viele auswärtige Zünfte aus dem Bereich der schwäbisch-alemannischen Fasnet zu sehen. Am Fasnetsmontag findet im Traditionslokal „Ochsen“ die „Mostclubsitzung“ statt. Dort wird lokales aber auch politisches Geschehen der Stadt an den Pranger gestellt. Am Fasnetsdienstag wird mit dem Brezelwerfen in der Innenstadt ein alter Heischebrauch gepflegt, bevor abends nach der Ordensverleihung die Fasnet unter den Tränen des Beerdigungsvereins Großmaul auf dem Münsterplatz verbrannt wird. Aschermittwoch um 05:30 Uhr wird der Narrenbaum gefällt und abends erhalten die Narren die Aschenspende in der Basilika Weingarten. Am folgenden Samstag schließt sich der Kreis mit dem Funkenringwürfeln im Zunfthaus.

[Bearbeiten] Blutritt

Blutritt, ca. 1865
Blutritt, ca. 1865

Am Freitag nach Christi Himmelfahrt findet der Blutritt statt, die größte Reiterprozession der Welt zu Ehren einer Reliquie, die der Legende nach einen mit Erde vermischten Blutstropfen Jesu Christi enthält. Dieser Blutstropfen soll von einem römischen Legionär aufgefangen worden sein, der später als der Heilige Longinus bekannt wurde. Mit seinen Gebeinen kam die Reliquie nach Mantua. Von dort kam ein Teil der Reliquie über Kaiser Heinrich III., Graf Balduin V. von Flandern und dessen Tochter, Stieftochter oder Halbschwester (je nach Quelle) Judith zu den Welfen und schließlich nach Weingarten. Die Reliquie wird vom Heilig-Blut-Reiter mitgeführt, der den Segen des Heiligen Blutes für Haus, Hof und Felder spendet.

Der Blutritt wurde 1529 erstmals schriftlich erwähnt und bereits damals als Brauch „von alt her“ bezeichnet. Zum Auftakt des Blutrittes nehmen an Christi Himmelfahrt Tausende von Pilgern an einer abendlichen Lichterprozession zum Kreuzberg (seit 1890) teil. Am Blutfreitag beginnt dann ab ca. 7:00 Uhr morgens der Blutritt, an dem rund 3.000 Reiter in Frack und Zylinder und zahlreiche Musikkapellen teilnehmen. Der Blutritt wird an den Straßen der Stadt von etwa 30.000 Pilgern und Zuschauern verfolgt. Der Kinofilm Die Blutritter (2004) von Douglas Wolfsperger zeigt Teilnehmer und Pilger am Blutritt und ihr Leben in der Region.

[Bearbeiten] Schüler- und Heimatfest

Das Schüler- und Heimatfest begann um 1750 als Schulausflug (dem so genannten Schulertag). Die Schüler zogen von Haus zu Haus, erbettelten Gaben und verzehrten diese beim Spielen und Singen vor dem Ort. Heutzutage ist das Schüler- und Heimatfest ein großes Volksfest mit zehntausenden von Besuchern aus nah und fern. Es beginnt jeweils drei Wochen vor den Sommerferien und dauert fünf Tage.

Die Hauptpunkte des Festes sind:

  • der Bürgertreff und die Fahnenübergabe durch das Weingartener Stadtoberhaupt an die Schülertrommler, die Gymnasiumstrommler und den Fanfarenzug am Schülerfest-Freitag,
  • der Tag der Begegnung mit ausländischen Mitbürgern und der Heimatabend am Schülerfest-Samstag,
  • der historische Festzug am Schülerfest-Montag, der traditionsgemäß in einen bunten und einen historischen Teil gegliedert ist. Am Festzug nehmen rund 2.000 Kinder und Jugendliche, 20 Musikkapellen und Trommlergruppen sowie rund 40 großenteils pferdebespannte Festwagen teil. Dabei erhalten die Zuschauer einen Einblick in die Stadt- und Klostergeschichte von der Besiedlung durch die Alamannen bis zum Weingarten der Gegenwart.
  • Begleitet werden die verschiedenen Veranstaltungen vom bunten Treiben auf dem Festplatz, das im Feuerwerk am Montag abend seinen Höhepunkt findet.

[Bearbeiten] Sonstige Veranstaltungen

Das Innenhoffest, ein Open Air Festival, welches seit rund 20 Jahren immer Ende Juni im Innenhof des Klosters veranstaltet wird.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Verkehr

Straßen: Weingarten liegt an den Bundesstraßen 30 und 32. Die nächsten Autobahnzugänge liegen bei Ulm (A 8) und bei Wangen im Allgäu (A 96).

Eisenbahn: Weingarten liegt zwar an der Strecke der Württembergischen Südbahn, wird aber aufgrund der Entfernung der Strecke zur Stadtmitte nicht von Zügen des Nah- und Fernverkehrs der Deutschen Bahn AG bedient, die im nur wenig weiter entfernten Bahnhof Ravensburg halten. Seit 1998 wird in Weingarten jedoch der Haltepunkt Weingarten/Berg der privaten Bodensee-Oberschwaben-Bahn GmbH & Co. KG (BOB) betrieben.

Straßenbahn Ravensburg–Weingarten–Baienfurt (Bähnle): Im Jahre 1888 wurde eine 4,2 km lange dampfgetriebene Straßenbahnstrecke (Spurweite 1000 mm) zwischen Ravensburg und Weingarten eröffnet, die 1910 elektrifiziert wurde. 1911 erfolgte eine 2,4 km lange Erweiterung bis Baienfurt. Am 23. Februar 1959 wurde die Strecke Ravensburg–Weingarten stillgelegt, im Juni 1959 folgte die Reststrecke Weingarten–Baienfurt.

  • Sonstiger Nahverkehr: In Weingarten verkehren neben der Bodensee-Oberschwaben-Bahn Stadtbusse (Stadtverkehr Ravensburg-Weingarten) und Regionalbusse. Weingarten gehört dem Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo) an.

[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen

Das bedeutendste Unternehmen in Weingarten ist das Maschinenbau-Unternehmen Müller Weingarten AG.

Der Kunstverlag Weingarten ist national und international einer der führenden Anbieter von Bildkalendern.

Die CHG-MERIDIAN Deutsche Computer Leasing AG gehört zu Europas größten Leasing-Unternehmen im Bereich der Informations-Technologie. Das Unternehmen wurde 1979 in der Nachbargemeinde Berg gegründet und hat seit 2003 seinen Hauptsitz in Weingarten.

Das Druckhaus Ulm–Oberschwaben druckt mehrere Ausgaben der regionalen Tageszeitung Schwäbische Zeitung, die regionale Wochenzeitung INFO, das Wochenblatt sowie verschiedene Amtsblätter mit kleineren Auflagen. Insgesamt 100 Mitarbeiter sind dort mit der Herstellung von wöchentlich rund 2 Millionen Zeitungsexemplaren beschäftigt.

Die Niederlassung BRIEF Ravensburg der Deutschen Post AG hat ihren Sitz in Weingarten und betreibt dort das Briefzentrum für den Postleitzahlenbereich „88…“. Diese Niederlassung verwaltet auch den Postleitzahlenbereich „89…“ und das Briefzentrum in Neu-Ulm.

[Bearbeiten] Medien

Über das lokale Geschehen in Weingarten berichtet als Tageszeitung die Schwäbische Zeitung, die in Ravensburg eine Lokalredaktion betreibt.

[Bearbeiten] Behörden

Das Finanzamt Ravensburg hat seinen Sitz in Weingarten.

[Bearbeiten] Bildungseinrichtungen

[Bearbeiten] Hoch- und Fachschulen

[Bearbeiten] Schulen

Weingarten besitzt ein Gymnasium, eine Realschule, zwei Grundschulen und zwei Hauptschulen (Oberstadtschule und Talschule), eine Förderschule sowie eine weitere selbständige Grundschule (Promenadeschule).

Die Stiftung Körperbehinderten-Zentrum Oberschwaben ist Träger einer Sonderschule für Körper- und Geistigbehinderte mit Schulkindergarten für Kinder mit Körperbehinderung. Die Schule für Körperbehinderte umfasst die Bildungsgänge Förderschule, Hauptschule und Realschule.

[Bearbeiten] Soziale Einrichtungen

Die Stiftung Körperbehinderten-Zentrum Oberschwaben (KBZO) wurde 1968 durch eine Elterninitiative begründet. Sie umfasst eine private Heimsonderschule für Körperbehinderte sowie ein differenziertes Wohnangebot für erwachsene Körperbehinderte. Ferner ist sie Gesellschafter der „KBZO Service & Dienste gGmbH“, der interdisziplinären Frühförderstelle „Mobile“ und der „Integrativen Werkstätte Oberschwaben“.

Ferner gibt es eine Sozialstation der Zieglerschen Anstalten.

Die Geschichte des stadteigenen Krankenhauses 14 Nothelfer geht zurück bis aufs Jahr 1474.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Ehrenbürger

Die Stadt Weingarten hat folgenden Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen. Die Auflistung erfolgt chronologisch nach Verleihung und ist wohl noch nicht vollständig.

  • 1954: Wilhelm Braun, Bürgermeister
  • 1975: Richard Mayer, Bürgermeister
  • 1992: Rolf Gerich, Oberbürgermeister
  • 1993: Robert Tournier, 1. Beigeordneter der Partnerstadt Bron
  • 2000: Charles Reydellet, Stadtrat in Bron

Ehrenbürger von Bron wurden diese Weingärtler:

  • 1988: Dieter Müller, Bürgermeister
  • 2001: Gerd Gerber, Oberbürgermeister

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten] Personen, die mit der Stadt verbunden sind

[Bearbeiten] Literatur

  • Rudolf Fesseler: Geschichte und Geschichten in und um Altdorf-Weingarten. Ein historischer Rundgang. Oberschwäbische Verlagsanstalt, Ravensburg 1996, ISBN 3-926891-13-0
  • Werner Heinz: Altdorf-Weingarten 1805–1945. Industrialisierung, Arbeitswelt und politische Kultur. Eppe, Bergatreute 1990, ISBN 3-89089-018-0
  • Jürgen Hohl: Schwäbisch-Alemannische Fasnacht in Altdorf-Weingarten. Chroniken-Verlag, Allensbach 1974
  • Norbert Kruse (Hrsg.): Weingarten von den Anfängen bis zur Gegenwart. Biberacher Verlagsdruckerei, Biberach 1992, ISBN 3-924489-61-0
  • Norbert Kruse, Hans Ulrich Rudolf (Hrsg.): 900 Jahre Heilig-Blut-Verehrung in Weingarten 1094–1994. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-0398-6
  • Johann Daniel Georg von Memminger: Gemeinde Altdorf. In: Beschreibung des Oberamts Ravensburg. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1836 (Volltext bei Wikisource)

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Weingarten – Bilder, Videos und Audiodateien

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