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Suhrkamp Verlag – Wikipedia

Suhrkamp Verlag

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Die Suhrkamp Verlag GmbH & Co. KG ist ein 1950 gegründeter deutscher Verlag, der seinen Sitz in Frankfurt am Main hat. Heute umfasst das Unternehmen eine Verlagsgruppe, zu der neben Suhrkamp der Insel Verlag, der Deutsche Klassiker Verlag, der Jüdische Verlag, der Verlag der Weltreligionen [1] und der hauseigene Theaterverlag gehören. Im Jahr 2003 hatte das Haus 140 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von 46 Millionen Euro. Das Programm enthält neben deutscher und internationaler Belletristik auch ein großes Segment an wissenschaftlichen Titeln.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Peter Suhrkamp begann seine verlegerische Laufbahn 1933 im S. Fischer Verlag, wo er zunächst als Redaktionsleiter der Neuen Rundschau arbeitete. Bald wurde er Vorstandsmitglied.

Als im Dritten Reich die Zensur den S. Fischer Verlag, zu dessen Autoren auch viele regimekritische Schriftsteller zählten, in seiner Existenz gefährdete, schloss Gottfried Bermann Fischer 1935 mit dem Propagandaministerium ein Abkommen, gemäß dem er mit den regimekritischen Publikationen ins Ausland ging, während Peter Suhrkamp den Teil des Verlages mit den Autoren, die in Deutschland weiterhin erscheinen durften, treuhänderisch übernahm.

In den folgenden acht Jahren leitete er den Verlag weiter, bis er 1944 von der Gestapo verhaftet, zum Tode verurteilt und in ein Konzentrationslager eingeliefert wurde. Man entließ ihn jedoch im Februar 1945, und Peter Suhrkamp überlebte das Martyrium.

Am 8. Oktober 1945 erhielt er als erster deutscher Verleger von den britischen Militärbehörden die Erlaubnis zur Eröffnung eines Buchverlags. Nach Auseinandersetzungen mit den Erben von S. Fischer gründete Suhrkamp schließlich am 1. Juli 1950 auf Anregung von Hermann Hesse sein eigenes Unternehmen. Von den 48 Autoren, deren Werke er während des Nationalsozialismus herausgab, entschieden sich 33 für eine Zusammenarbeit mit ihm. Darunter fanden sich – neben Hesse – Autoren, wie Rudolf Alexander Schröder, T. S. Eliot, George Bernard Shaw und Hermann Kasack. Bereits ein Jahr später wurde die erste Reihe des Hauses ins Leben gerufen, die Bibliothek Suhrkamp, in der bis heute Klassiker der Moderne erscheinen.

Zwei Jahre nach der Gründung des Betriebes, der mittlerweile rund 100 lieferbare Titel und sechs Mitarbeiter zählte, trat Siegfried Unseld in den Verlag ein. 1957 wurde er persönlich haftender Gesellschafter, und als Peter Suhrkamp 1959 starb, nahm Unseld seine Nachfolge an. Der Verlag publizierte von Beginn an deutschsprachige und internationale Literatur des 20. Jahrhunderts sowie Geisteswissenschaften, die theoretisch und ästhetisch eine conditio humana repräsentierten. Dabei ging es Suhrkamp immer darum, den Autor an sich und nicht die einzelnen Bücher zu fördern. Außerdem war (und ist) die Entdeckung neuer und junger Autoren sowie deren Durchsetzung bei Lesern und Kritikern eines der vorrangigen Ziele des Unternehmens. Der Erfolg jenes Vorhaben zeigte sich in den zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen für die von Suhrkamp unterstützten Schriftsteller.

[Bearbeiten] Deutschsprachige Literatur

Bis heute ist es eine Leistung des Verlags, die deutschsprachige Literatur auch im Ausland zu etablieren, wodurch Suhrkamp zum führenden Haus auf diesem Gebiet avancierte. Während in den fünfziger Jahren die deutsche Literatur besonders durch Werke von Hermann Hesse, Bertolt Brecht, Max Frisch, Wolf von Niebelschütz, Martin Walser und Hans Magnus Enzensberger vorgestellt wurde, kam es in den sechziger Jahren zu Buchveröffentlichungen von Jürgen Becker, Thomas Bernhard und Peter Handke. Der Verlag bemühte sich auch um die Dichtung und publizierte mit Paul Celan und Nelly Sachs zwei der bedeutendsten Lyriker des Jahrhunderts. Suhrkamp brachte auch die Gedichtanthologie Museum der modernen Poesie von Hans Magnus Enzensberger heraus, die bei Presse und Publikum für großes Aufsehen sorgte. Die Dramen Die Verfolgung und Ermordung des Jean Paul Marat von Peter Weiss und Peter Handkes Publikumsbeschimpfung gaben dem Theater völlig neue Impulse.

In den siebziger Jahren ergänzten u. a. Peter Huchel, Adolf Muschg und Erica Pedretti das Programm, und Ingeborg Bachmann erschien mit ihrem Roman Malina das erste Mal beim Verlag. Zwei der wichtigsten Autoren jener Zeit waren Wolfgang Koeppen und Robert Walser, wobei letzterer zunächst verkannt blieb und sich erst allmählich eine Leserschaft erobern konnte.

Die Unterstützung neuer Autoren wurde in den folgenden Jahrzehnten fortgeführt. Jurek Beckers außerordentliches Buch Jakob der Lügner erschien, und Ulla Berkéwicz veröffentlichte ihr Erstlingswerk Josef stirbt. Der später als Kultbuch bezeichnete Roman Irre von Rainald Goetz sowie Ralf Rothmanns Erzählungen Messers Schneide wurden neben Büchern von Werner Fritsch, Patrick Roth und Norbert Gstrein publiziert. Ende der Neunziger trat die Strömung der Pop-Literatur zu Tage, deren anspruchsvollere Vertreter wie Thomas Meinecke und Andreas Neumeister bei Suhrkamp vertreten waren. Damit wollte der Verlag zeigen, dass er auch nach fünfzig Jahren noch immer Betreuer und Förderer der Avantgarde war.

[Bearbeiten] Internationale Literatur

Der zweite Stützpfeiler im Bereich der Belletristik, die internationale Literatur, wurde zunächst durch T. S. Eliot, Samuel Beckett, George Bernard Shaw und wenig später James Joyce präsentiert. Der Schwerpunkt in den Anfangsjahren lag auf der Herausgabe von Büchern aus dem französischen Sprachraum. Die bekannteste Autorin in diesem Bereich war Marguerite Duras, die im Verlag mit über 30 Titeln vertreten ist. Neben ihrem Bestsellerroman Der Liebhaber wurde auch Marcel Prousts Romanwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit erstmals vollständig übersetzt bei Suhrkamp veröffentlicht.

Die nordamerikanischen Autoren fanden ihren Platz vor allem in der Bibliothek Suhrkamp, die Werke der klassischen Moderne von William Faulkner, Sherwood Anderson, Gertrude Stein sowie Truman Capote vertrat.

In den Sechzigern konzentrierte sich der Verlag auf Veröffentlichungen von Büchern des „Ostblocks“ und damit um Schriftsteller, die eine Lockerung der politischen Verhältnisse forderten. Karl Dedicus rief die Polnische Bibliothek ins Leben, die bis zum Jahr 2000 fünfzig Bände verzeichnet und unter anderem Werke von Valeria Narbikova, Alexej Schipenko und Wisława Szymborska enthält.

Ein großer Erfolg gelang Siegfried Unseld 1976 mit der Aufnahme der lateinamerikanischen Literatur, wobei er dem Publikum gleich siebzehn Autoren mit insgesamt zwanzig Titeln vorstellte. Für viele Bücher aus den Ländern Süd- und Mittelamerikas wurde der Begriff des „magischen Realismus“ prägend, und Autoren wie Juan Carlos Onetti, Julio Cortázar, Guillermo Cabrera Infante, Mario Vargas Llosa und der Nobelpreisträger Octavio Paz (1990) gehörten von nun an zum Programm des Verlages. Später wurde das Segment durch Werke von spanischen und portugiesischen Schriftstellern erweitert. Die bekannteste von allen ist Isabel Allende, die durch ihren Roman Das Geisterhaus berühmt wurde und mit Fortunas Tochter den Bestseller des Jahres 1999 veröffentlichte. Dabei gilt für die internationale Literatur ebenso wie für die deutschen Titel das Vorhaben, den Autor und sein Œvre und nicht nur einzelne Bücher zu stützen. Dieser Anspruch zeigt sich u. a. bei Jorge Semprun, Yasushi Inoue, Amos Oz, Mercè Rodoreda und Gesualdo Bufalino.

Besonders wichtig für diese Rubrik des Verlages sind die Übersetzer. Im besten Fall nehmen sich Autoren selbst des Werks ihrer Kollegen an, so wie Paul Celan, der viele Gedichte aus dem Französischen, Italienischen und Russischen transferierte oder Martin Walser, der Texte aus dem Englischen und Amerikanischen übertrug. Auch Ilma Rakusa bereicherte den Verlag um Übersetzungen aus mehreren Sprachen. Die wichtigsten Mitarbeiter auf diesem Gebiet sind Eva Rechel-Mertens (Proust), Elmar und Erika Tophoven (Beckett), Hans Wollschläger (James Joyce), Siegfried Schaarschmidt (japanische Literatur) und Rudolf Wittkopf (lateinamerikanische Literatur).

[Bearbeiten] Wissenschaftliche Literatur

Die wissenschaftlichen Literatur konzentriert sich auf geisteswissenschaftliche Werke des 20. Jahrhunderts. Der Verlag veröffentlicht Titel zur Philosophie, Soziologie, Psychologie, Gesellschaftstheorie, Literaturwissenschaft, Rechtstheorie sowie Kunstgeschichte. Bereits 1951 erschien Theodor W. Adornos Minima Moralia, dem Walter Benjamins Schriften in zwei Bänden und 1955 Ernst Blochs Hauptwerk Das Prinzip Hoffnung folgten. Diese Autoren standen stellvertretend für die Generation deutsch-jüdisch Intellektueller, die während des Zweiten Weltkrieges vertrieben wurden und hier wie in keinem anderen Haus einen neuen Publikationsort fanden.

Viele Schriftsteller, die Suhrkamp in diesen Bereiche aufnahm, gehören heute auf ihrem speziellen Gebiet zu Klassikern der Theorie des 20. Jahrhunderts. Für die Vielfalt an theoretischen Standpunkten und wissenschaftlichen Disziplinen stehen Alexander Mitscherlich, Georg Simmel, Peter Szondi, Leo Löwenthal oder Siegfried Kracauer. Die Offenheit des Programms zeigt sich an den unterschiedlichen Richtungen, die der Verlag verzeichnet. Neben dem Pragmatismus, vertreten u. a. durch Charles Sanders Peirce, George Herbert Mead und John Dewey, finden sich die Richtungen der analytischen Philosophie, des Neopragmatismus und der normativen Theorie im Verzeichnis wieder. Die französische Theorie ist durch den klassischen Strukturalismus (Claude Lévi-Strauss) sowie bedeutende Größen des Neo- und Poststrukturalismus (Roland Barthes, Jacques Derrida), den Sozialwissenschaften (Pierre Bourdieu, Emile Durkheim), der Geschichte und Wissenschaftsgeschichte (Fernand Braudel, George Duby) sowie der Anthropologie (George Devereux, Michel Leiris) vertreten.

[Bearbeiten] Buchgestaltung im Suhrkamp Verlag

Die gestalterische Qualität der Bücher war von Beginn an ein großes Anliegen des Verlages, der neue Maßstäbe bei der Ausstattung seiner Werke setzte. 1959 lernte Unseld den Designer Willy Fleckhaus kennen, und noch im selben Jahr erschien die Bibliothek Suhrkamp mit einem von Fleckhaus gestalteten Titellayout. Eine Besonderheit des Umschlags war die Einfachheit in Farbe, Form und Schrift, wobei ein horizontaler Streifen die Titelfläche in ein Quadrat und Rechteck teilte, was bei allen Bänden gleich blieb. Auch für die spektralfarbenen Einbände der edition suhrkamp war Fleckhaus verantwortlich.[2] Hier wurde auf Glanzfolie, Lack oder Reklame verzichtet, und nur der Autor, der Titel und das Verlagskürzel erschienen auf dem Umschlag. Autor und Titel wurden durch einen Strich getrennt, und jeder der jährlich erschienenen 48 Bände trug eine Farbe des Regenbogens, womit gleichzeitig die Verschiedenheit und Einheit der Folge symbolisiert wurde. Auch die Titelgestaltung der Insel-Taschenbücher und die Typografie der Suhrkamp-Buchreihen stammten von Fleckhaus. Erst 2004 entschloss sich die Verlagsleitung, die Typografie und die Gestaltung der Reihen edition suhrkamp und Suhrkamp Taschenbuch zu ändern.

[Bearbeiten]  »Suhrkamp-Kultur« 

Der Literaturwissenschaftler und Suhrkamp-Autor George Steiner prägte 1973 den Begriff der »Suhrkamp-Kultur« (suhrkamp culture) bei einer Besprechung der Gesammelten Schriften von Theodor W. Adorno im Times Literary Supplement.[3] Unseld griff umgehend diese Bezeichnung auf und verwandte sie fortan bei der Öffentlichkeitsarbeit seines Verlages, der sie auch heute noch nach seinem Tode in Ehren hält. Dem Verleger gelang es nach allgemein übereinstimmender Ansicht, das geistige Leben West-Deutschlands tiefgreifend zu gestalten. Für diesen Rang steht vor allem seine Reihe edition suhrkamp von 1963 bis 1979, in der die Elite der westlichen Kultur zu Wort kam und die kulturellen Debatten der Jahre mitbestimmte und lenkte.

[Bearbeiten] Die Verlagsreihen

[Bearbeiten] edition suhrkamp („es“)

Das Ziel der Serie war von Anfang an, sich literarischen Experimenten zu öffnen und ein Sammelpunkt für die nationale wie internationale Avantgarde zu sein. Auch sollten hier Theorien veröffentlicht und kritisch hinterfragt werden. Seit der Gründung 1963 erschienen in der es fast ausschließlich Erstauflagen, und in den Sechzigern und Siebzigern wurden Werke von Walter Benjamin, Ernst Bloch, Ludwig Wittgenstein, Peter Handke, Alexander Kluge, Peter Weiss, Hans Magnus Enzensberger oder Samuel Beckett herausgeben. Zwar waren die preiswerten Taschenbücher ökonomisch gesehen zunächst ein Verlustgeschäft, doch das damit verbundene Ansehen wog um ein Vielfaches schwerer. Andere Editionen wie die Hesse- und Brecht-Ausgaben erwiesen sich dagegen als langanhaltende Verkaufsschlager – im Buchhandel Longseller genannt –, mit denen Unseld seine Prestige- und Herzenssachen gegenfinanzieren konnte.

Als der geistige und politische Aufbruch dieses Zeitabschnitts an sein Ende kam und einem Klima der Innerlichkeit und politischen Resignation Platz gemacht hatte, stellte Unseld diese Plattform ein. Anstelle eines aufsehenerregenden Abbruchs der Reihe bevorzugte er jedoch die diskrete Umwidmung in die sogenannte „Neue Folge“, was gleichwohl so hellhörig wie argwöhnisch registriert wurde.

1973 waren in der Reihe bereits 594 Einzeltitel erschienen, die eine Auflagenhöhe von insgesamt 13,5 Mio. Exemplaren erreichten. Diese Serie hatte 2007 eine Backlist von bis dahin 2.100 Titeln, jeden Monat erscheinen darin vier Erstausgaben (Literatur und Essays).

[Bearbeiten] Bibliothek Suhrkamp

Die Bibliothek Suhrkamp ist eine Bibliothek der Klassiker der Moderne, mit einer Backlist von 1300 Titeln. Seit 1951 sind hier die bedeutendsten nationalen und internationalen Autoren des letzten Jahrhunderts vertreten, beispielsweise Ingeborg Bachmann, T.S. Eliot, Carlo Emilio Gadda, Jean-Paul Sartre, Federico García Lorca, André Gide, Ernest Hemingway, Paul Valéry, Yasushi Inoue, James Joyce, Franz Kafka, Wladimir Majakowski oder Thomas Mann. Von 1951 bis 1959 erschienen jährlich sechs Titel innerhalb der Reihe, nach Suhrkamps Tod wurden jeden Monat gleich mehrere Bände auf einmal vorgelegt. Anlässlich des 40jährigen Jubiläum 1989 veröffentlichte Siegfried Unseld eine Bibliographie der ersten 1000 Bände und ein Lesebuch, das er mit einer Kleinen Geschichte der Bibliothek Suhrkamp einleitete. Seit September 2000 werden zweimal pro Jahr, im Frühjahr und im Herbst, jeweils sechs Bände ausgeliefert.

[Bearbeiten] suhrkamp taschenbuch

Seit 1971 erscheinen die suhrkamp taschenbücher, in der bis heute 3100 Titel publiziert wurden und wo neben Erstveröffentlichungen auch erfolgreiche Suhrkamptitel erneut herausgegeben werden. Beispiele hierfür sind Max Frischs Homo Faber und Andorra oder Hermann Hesses Der Steppenwolf und Siddhartha. Das Ziel der Serie ist es, durch preiswerte Bücher möglichst viele Leser mit erstrangigen Autoren bekannt zu machen. Im Mai 1996 wurde die Subreihe Romane des Jahrhunderts gegründet, in der die „Besten der Besten“ erscheinen sollen, wie z. B. James Joyce mit Ulysses oder Franz Kafka mit seinem Roman Das Schloss.

[Bearbeiten] suhrkamp taschenbuch wissenschaft

Die Reihe suhrkamp taschenbuch wissenschaft (bisher erschienen 1400 Titel) wurde 1973 ins Leben gerufen und knüpft thematisch an die geisteswissenschaftlichen Sujets des Hauses an. Neben philosophischen Werken werden u. a. Theorien zur Soziologie, Wissenschaftsforschung, Linguistik, Semiotik, Psychologie und Kulturgeschichte vorgestellt. Während einige Bände zentrale Werke des wissenschaftlichen Programms aufgreifen, präsentiert der überwiegende Teil Erstausgaben. Hauptanliegen der Serie ist es, für ein breites Spektrum an Theorieansätzen ein Diskussionsforum darzustellen, in dem unterschiedliche sowie konkurrierende Modelle vorgestellte werden. Neben zeitgenössischen Autoren und Theoretikern des 20. Jahrhunderts werden hier auch Klassiker veröffentlicht, wie z. B. das Gesamtwerk Hegels in 20 Bänden.

[Bearbeiten] edition Unseld

Startet mit acht Titeln zum Dialog von Natur- und Geisteswissenschaften und Autoren wie Wolf Singer, Josef H. Reichholf und Durs Grünbein. Die Reihe bringt sechs Taschenbücher pro Halbjahr je zehn Euro; höchstens 160 Seiten in bis 10.000 Exemplaren. Programmleiter: Hans-Joachim Simm – auch für die 2007 begonnenen „Weltreligionen“ verantwortlich.

Ab Mai 2008 erscheinen zudem „unseld lectures“ an der Uni Tübingen.

[Bearbeiten] Verlagsgruppe Suhrkamp

Die Tradition des Theaterverlags geht auf Peter Suhrkamp zurück, der durch seine Arbeit als Dramaturg mit der Bühne vertraut war und eine Vorliebe für das Genre hegte. Für ihn war klar, dass die Qualität einer Aufführung von der textlichen Vorlage abhing, und seither werden nationale wie internationale Größen der Szene hier veröffentlicht.

Der Insel Verlag wurde 1960, nachdem er im gleichen Jahr von Wiesbaden nach Frankfurt übergesiedelt war, von Suhrkamp übernommen. Als Tochterfirma von Suhrkamp und Insel gründete Siegfried Unseld 1981 den Deutschen Klassiker Verlag. Die Bände lagen in sechs aufeinander abgestimmten Blautönen beim Handel vor und enthielten ein eigens für die Bibliothek entwickeltes alterungsbeständiges Dünndruckpapier (Persia K). Sowohl klassische belletristische Texte als auch historische, philosophische und politische Schriften wurden seitdem im Haus verlegt.

1990 übernahm Suhrkamp 51 % der Anteile des Jüdischen Verlags, dessen Geschichte bis ins Jahr 1902 zurückreicht. In Berlin gegründet und zunächst der kulturzionistischen Bewegung nahestehend, wurde das Haus 1938 von den Nationalsozialisten zerstört und konnte erst 1958 wieder eröffnet werden. Noch heute gültige Standardwerke wie das fünfbändige Jüdische Lexikon oder die zwölfbändige Übersetzung des Babylonischen Talmuds erschienen im Verlag. Seit 1992 wird das Programm im „Jüdischen Verlag im Suhrkamp Verlag“ herausgegeben.

1998 verkauften die Gesellschafter die zur Unternehmensgruppe gehörende Nomos Verlagsgesellschaft an C. H. Beck.

[Bearbeiten] Heutige Situation

[Bearbeiten] Zäsur 2002

Siegfried Unseld starb am 26. Oktober 2002, woraufhin es in der Verlagsspitze heftige Querelen gab. Der Geschäftsführung sitzt nun seine Witwe vor, die Suhrkamp-Autorin Ulla Unseld-Berkéwicz, die den Machtkampf gegen Günter Berg gewann, der in der Folge Ende November 2003 den Verlag verließ. Unseld hatte ihn 2000 als Verlagsleiter eingesetzt. Ende Februar 2004 erklärte mit Martin Walser einer der prominentesten lebenden deutschsprachigen Autoren, dass er von Suhrkamp zum Rowohlt Verlag wechselt.

Zusätzlich zum Verlagshaus im Frankfurter Westend ist 2006 eine Repräsentanz in Berlin-Charlottenburg neben dem dortigen Literaturhaus eröffnet worden.[4] [5]

[Bearbeiten] 2006

Der Hamburger Medieninvestor Hans-Georg Barlach (* 1955) und der Investmentbanker und studierte Philosoph Claus Grossner (* 1941) wollten zum Jahreswechsel 2006/2007 die Anteile des Schweizer Unternehmers Andreas Reinhart in Höhe von 29 Prozent an Suhrkamp und Insel sowie 45 Prozent an der Verlagsholding übernehmen. Barlach ist u. a. Miteigentümer der Hamburger Morgenpost als auch Enkel des Bildhauers Ernst Barlach.[6] Die Mehrheitseignerin und Leiterin von Suhrkamp, Ulla Unseld-Berkéwicz, wollte die Rechtmäßigkeit des Verkaufs überprüfen lassen.[7] Da sich Grossner und Reinhart nicht über die Zahlung einig wurden, blieben Reinhart und Barlach die Aktionäre der Medienholding AG.[8]

Zum beanspruchten Mitspracherecht der neuen Gesellschafter beim Suhrkamp Verlag äußerten sich am 26. November 2006 auf Anfrage der Feuilletonredaktion der FAZ zunächst nur fünf Autoren kritisch, Peter Handke, Durs Grünbein, Peter Sloterdijk, Katharina Hacker und Hans Ulrich Gumbrecht.[9] In einer öffentlichen Erklärung solidarisierten sich am 30. November 2006 24 weitere Autor/inn/en mit der Verlegerin Unseld-Berkéwicz. Andere Autoren wie Jagoda Marinić [10] [11] sehen in dieser sogenannten „Fusion von Geld und Geist“ keinen notwendigen Widerspruch.

Die Hispanistin und Lektorin Mechthild (Michi) Strausfeld kündigte nach 35 Jahren Verlagszugehörigkeit am Jahresende von 2007, da sie keine Grundlagen mehr für eine erfolgreiche Programmtätigkeit sah. Strausfeld war verantwortlich für das spanisch- und portugiesischsprachige Programm bei Suhrkamp, zu ihren Erfolgen zählt die Gewinnung der Autoren Julio Cortázar, Octavio Paz, Jorge Semprún, Mario Vargas Llosa, Guillermo Cabrera Infante und der Bestseller »Das Geisterhaus« von Isabel Allende.[12]

[Bearbeiten] Literatur

  • 40 Jahre Literatur im Suhrkamp Verlag, 5 Bände, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1990:
    • Bd. 1: Die Fünfziger Jahre. Ein Suhrkamp Lesebuch, 269 S.
    • Bd. 2: Die Sechziger Jahre. Ein Suhrkamp Lesebuch, 341 S.
    • Bd. 3: Die Siebziger Jahre. Ein Suhrkamp Lesebuch, 389 S.
    • Bd. 4: Die Achtziger Jahre. Ein Suhrkamp Lesebuch, 438 S.
    • Bd. 5: Geschichte des Suhrkamp Verlages 1. Juli 1950 bis 30. Juni 1990, 254 S.
  • 50 Jahre Suhrkamp-Verlag: Dokumentation zum 1. Juli 2000, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2000, 159 S., ISBN 3-518-41209-4
  • Rolf Tiedemann: Die Abrechnung. Walter Benjamin und sein Verleger, Kellner, Hamburg o. J. (1989), 37 S. + Dokumenten-Anhang
  • Rainer Gerlach: Die Bedeutung des Suhrkamp Verlags für das Werk von Peter Weiss, Röhrig Universitätsverlag (Kunst und Gesellschaft. Studien zur Kultur im 20. und 21. Jahrhundert, Band 1), St. Ingbert 2005, 398 S., ISBN 978-3-86110-375-2
  • Regina Bucher und Wolfgang Schopf (Hrsg.): „Im Dienste der gemeinsamen Sache“: Hermann Hesse und der Suhrkamp Verlag, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, 204 S., ISBN 3-518-45784-5
  • Die Bibliographie des Suhrkamp Verlages 1950–2000, Bearbeitet von Wolfgang Jeske. Mit einem Geleitwort von Siegfried Unseld. Redaktion: Sabine Enders, Karin Flörchinger, Wolfgang Jeske, Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, 845 S., ISBN 978-3-518-41164-3

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. Editorial des Verlags der Weltreligionen (gesichtet am 6. September 2007)
  2. Bild der Edition-Suhrkamp-Regalwand, FAZ
  3. George Steiner, „Adorno: Love and Cognition“, Times Literary Supplement, 9. März 1973, 253 – 255.
  4. „Suhrkamp eröffnet Berliner Repräsentanz“, Tagesspiegel, 25. Februar 2006
  5. „Suhrkamp in Berlin“, Die Welt, 25. Februar 2006
  6. „Claus Grossner und Hans Barlach überraschen mit Einstieg bei Suhrkamp“, dpa / Die Welt, 10. November 2006
  7. „Verlagswesen: Allerlei Teilhaber“, Die Zeit, 16. November 2006, Nr. 47
  8. „Investor Grossner steigt aus“ Spiegel Online, 21. Mai 2007
  9. „Machtkampf im Verlag. Suhrkamp-Kultur, verweht“, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26. November 2006, Nr. 47, Feuilleton, S. 25
  10. „Kampfkultur: Über die verlorene Einheit von Geld und Gedanken im Hause Suhrkamp“, Frankfurter Rundschau, 28. November 2006
  11. Hinweis auf den obgenannten Artikel in der Feuilleton-Rundschau des Spiegels
  12. Michi Strausfeld verlässt Suhrkamp. Noch eine Trennung, FAZ, 17. Januar 2008


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