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Lahr (Westerwald) – Wikipedia

Lahr (Westerwald)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen der Gemeinde Waldbrunn (Westerwald)
Lahr
Koordinaten: 50° 31′ N, 8° 8′ OKoordinaten: 50° 30′ 35″ N, 8° 7′ 37″ O
Höhe: 210–398 m ü. NN
Fläche: 7,6 km²
Einwohner: 1438 (1. Jan. 2006)
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 65620
Vorwahl: 06479

Lahr ist ein Ortsteil der Gemeinde Waldbrunn (Westerwald) im Landkreis Limburg-Weilburg in Mittelhessen. In dem Ort wohnen etwa 1.450 Einwohner.

Ansicht von Lahr
Ansicht von Lahr

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Die Kerkerbach nahe der Schlagmühle
Die Kerkerbach nahe der Schlagmühle
Der ehemalige Basaltsteinbruch „Füllburg“ zwischen Lahr und Waldernbach
Der ehemalige Basaltsteinbruch „Füllburg“ zwischen Lahr und Waldernbach

Lahr liegt im südlichen Westerwald, etwa 18 Kilometer nördlich von Limburg an der Lahn, 12 Kilometer westlich von Weilburg und 13 Kilometer östlich von Westerburg. Der Ort liegt in Hessen und ist etwa 2 Kilometer von Rheinland-Pfalz entfernt.

Die angrenzenden Orte sind, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn: Waldernbach (Gemeinde Mengerskirchen), Merenberg (Gemeinde Merenberg), Heckholzhausen (Gemeinde Beselich), Hintermeilingen mit Schlagmühle, Ellar, Hausen, Fussingen (Gemeinde Waldbrunn Westerwald), Neunkirchen (Verbandsgemeinde Rennerod). Neunkirchen gehört zum Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz, die übrigen Orte zum Landkreis Limburg-Weilburg in Hessen.

Lahr liegt in der ehemals versumpften Quellmulde der Kerkerbach, oberhalb von 210 m.ü.NN und ist von bewaldeten Basalthöhenrücken umgeben. Weitere Quellen der Kerkerbach befinden sich bei Fussingen. Die höchste Erhebung ist der Backenscheid mit 390 m.ü.NN, gefolgt vom Berg Füllburg mit 358 m.ü.NN, beide nördlich von Lahr Richtung Waldernbach. Dieser Rücken setzt sich östlich über den Pilzberg (346 m.ü.NN), Steinbühl und Maiberg (290 m.ü.NN) bis an die Kerkerbach fort. Nach Süden ist das Tal geöffnet, hier schlängelt sich der Kerkerbach Richtung Heckholzhausen. Südlich des Kerbacheinschnitt zwischen Lahr und Hintermeiligen erstreckt sich ein Höhenrücken aus den Bergen Honig (312 m.ü.NN) Steinkopf (329 m.ü.NN) und Obernholz (331 m.ü.NN) Richtung Ellar.

[Bearbeiten] Geologie

Der Ort liegt im Übergangsbereich zwischen dem Oberwesterwald und dem Limburger Becken im Oberwesterwälder Hügelland. Geologisch besteht der Untergrund aus oberdevonischem Schiefer, der im Bereich des Kerkerbacheinschnittes Richtung Heckholzhausen hervortritt. Diese Schicht besitzt ein Alter vor etwa 300 Millionen Jahren. Über dieser Schicht haben sich tertiäre Ablagerungen, vor allem während der Miozänzeit vor etwa 20 Millionen Jahren, gebildet. Diese bestehen im wesentlichen aus Basalten und Tonen, aber auch Braunkohle, Phosphorit, Kupfererzen, Pyrit, Eisenerzen und Manganerzen. Der Oberboden ist lößhaltig.

[Bearbeiten] Klima

Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 7,5 °C. Die mittlere jährliche Niederschlagsmenge beträgt etwa 750 Millimeter und ist damit etwas geringer als im Oberwesterwald. Durch die mittlere Höhenlage zwischen dem Lahntal und dem hohen Oberwesterwald gibt es nur wenige Nebeltage.

[Bearbeiten] Geschichte

Der Ort wurde wahrscheinlich bereits während einer vorgermanischen Siedlungsperiode gegründet. Von der Dornburg, dem Heidenhäuschen, bei Fussingen und nahe Heckholzhausen sind Funde bekannt, die eine keltische Besiedlung während der späten Hallstattzeit und der La-Tène-Zeit belegen.

Nach einer Urkunde vom 10. Juni 782 schenkte ein gewisser Frechkolf dem Kloster Lorch Ländereien „in Pago Logenehe in villa Lara“. Bei dieser Urkunde könnte es sich um die älteste Erwähnung des Ortes Lahr handeln. Die Zuordnung der Urkunde ist jedoch umstritten, da sie sich auch auf Lohra bei Marburg beziehen könnte.

Die erste eindeutige urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1213. Lahr war der Zentralort der Zente Lahr und Sitz der Pfarrei des gleichnamigen Kirchspiels. Die Zente Lahr war Teil des Amtes Ellar. Zur Zente und zum Kirchspiel gehörten 14 Ortschaften. Neben den heute zur Gemeinde Waldbrunn gehörenden Orten Ellar, Hausen, Fussingen, Lahr und Hintermeilingen waren dieses der Ort Waldernbach und die heutigen Wüstungen Oberlahr, Bortelbach, Brechelbach, Breitenbach, Winnau, Renderode, Graleshofen und Oberndorf.

[Bearbeiten] Landeshoheiten

Gegen Ende der Karolingerzeit gehörte das Amt Ellar mit den vier Zenten zur Niederlahngau des Herzogtum Franken. Es bestand in Lahr ein Gericht der Herren von Molsberg das aber bereits im 13. Jahrhundert an die Grafschaft Diez überging. Die Grafen von Diez verlegten das Gericht nach Ellar. Dieser Schritt war gegen die Herrschaft Westerburg gerichtet, die als Vögte des Stift St. Severus in Gemünden auch die Vogteirechte über das Kirchspiel Lahr besaßen.

Ab dem Jahr 1315 war die Zente Lahr an die Herrschaft Merenberg verpfändet. Die Einlösung erfolgte vor 1333. Im Jahr 1337 verpfändete die Grafschaft Diez die Gebiete erneut, diesmal an das Haus Nassau-Hadamar. Die Einlösung erfolgte zwischen 1356 und 1362.

1367 trat die Grafschaft Diez das Amt Ellar mit der Zente Lahr als Mitgift an die Grafschaft Katzenelnbogen ab. Nach dem Ende des Erbfolgestreits der Grafschaft Nassau-Hadamar erhielt 1408 das Haus Nassau-Dillenburg ein Drittel des Amtes Ellar, der Rest verblieb bei der Grafschaft Katzenelnbogen.

Mit dem Tod von Philipp von Katzenelnbogen 1479 starben die Grafen von Katzenelnbogen im Mannestamm aus. Es kam zu einem lang anhaltenden Streit zwischen den Grafen von Nassau-Dillenburg und der Landgrafschaft Hessen um das reiche Erbe. Als nächster Verwandter Philipps ergriff Heinrich III. von Hessen-Marburg Besitz des Katzenelnbogener Erbes. Die hessischen Landgrafen verkauften 1534 die Hälfte ihres Anteils an Kurtrier. Mit dem Vergleich im Katzenelnbogener Erbfolgestreit 1555 kam das Amt Ellar komplett an Nassau-Dillenburg.

Bei der Erbteilung des Hauses Nassau-Dillenburg im Jahr 1607 wurde das Amt Ellar der neu gegründete Grafschaft Nassau-Hadamar unter Graf Johann Ludwig zugewiesen. Im Jahr 1650 wurde die Grafschaft zum Fürstentum erhoben. Nach dem Aussterben des Hauses Nassau-Hadamar 1711 wurde das Fürstentum mehrfach zwischen den übrigen Ottonischen Linien des Hauses Nassau geteilt. Lahr fiel 1717 an das Haus Nassau-Dillenburg, ab 1739 an Haus Nassau-Diez, 1742/43 an das Haus Nassau-Siegen (Katholisch), 1743 wieder an Nassau-Diez als letzte ottonische Linie.

Im Jahr 1806 wurde Lahr an das Großherzogtum Berg eingegliedert. Lahr war ab 1807 der Hauptort der Mairie Lahr im Canton Hadamar. Dieser gehört zum Arrondissement Dillenburg und damit zum Département Sieg. Nach der Niederlage Napoléon Bonaparte in der Völkerschlacht bei Leipzig wurde die Oranisch-Nassauische Landeshoheit wieder hergestellt. Das Haus Oranien-Nassau tauschte seinen Besitz auf dem Westerwald jedoch schon auf dem Wiener Kongress mit dem Königreich Preußen gegen Luxemburg. Das Königreich Preußen übergab noch am selben Tag das Gebiet an das Herzogtum Nassau.

Bei der Neugliederung der Ämter im Herzogtum Nassau 1816 wurde Lahr dem Amt Hadamar zugeschlagen. Nach der Annexion des Herzogtum Nassau gehöre Lahr ab 1866 wieder zum Königreich Preußen. Dort gehörte es der Provinz Hessen-Nassau und dem Regierungsbezirk Wiesbaden an. Im Jahr 1866 wurde durch die preußische Kreis- und Provinzialordnung die nassauische Ämterteilung aufgehoben. Lahr gehörte zum Oberlahnkreis und ab 1886 zum neugegründeten Kreis Limburg.

Im Jahr 1945 wurde der Ort der US-Amerikanischen Besatzungszone zugeteilt und wurde somit Teil Hessens. Lahr gehörte zum Regierungsbezirk Wiesbaden. Mit dessen Auflösung 1968 wurde Lahr Teil des Regierungsbezirks Darmstadt und 1981 Teil des Regierungsbezirks Gießen. 1974 wurde der Ort Teil des neu geschaffenen Landkreises Limburg-Weilburg.

Am 1. Januar 1972 schlossen sich die Orte Lahr, Fussingen und Hausen zur Gemeinde Waldbrunn zusammen. Der Name war ein neutraler Kompromiss der beteiligten Orte. Mit Schreiben vom 28. Februar 1973 sprach sich der hessische Innenminister gegen den Namen als farblos und ortsfremd aus. Zur Unterscheidung von Waldbrunn (Unterfranken) schlug er den Namenszusatz Waldbrunn (Hessen) vor, die beteiligten Orte setzten jedoch den Namen Waldbrunn/Westerwald durch. Am 1. Juli 1974 wurde die alte Gemeinde Waldbrunn (Westerwald) mit der Gemeinde Ellar zur neuen Gemeinde Waldbrunn (Westerwald) zusammengeschlossen.

[Bearbeiten] Geschichte der Pfarrei

Ostseite der historischen Kirche mit Chor und Wehrturm
Ostseite der historischen Kirche mit Chor und Wehrturm
Die Abbenkirch bei Merenberg gehörte bis 1532 zum Kirchspiel Lahr
Die Abbenkirch bei Merenberg gehörte bis 1532 zum Kirchspiel Lahr
An die Liebfrauenkirche am Seeweier erinnert nur noch in Bildstock in den Ruinen
An die Liebfrauenkirche am Seeweier erinnert nur noch in Bildstock in den Ruinen

Das Entstehungsdatum der Urpfarrei Enthauptung St. Johannes der Täufer Lahr ist unbekannt. Wahrscheinlich wurde sie noch im 9. Jahrhundert von den konradinischen Grafen des Lahngaus gegründet. Die Pfarrei stand im engen Kontakt mit dem 879 gegründeten St. Severus Stift in Gemünden. Das Kirchspiel der Pfarrei umfasste neben den Orten der Zente Lahr auch die Abbenkirche bei Merenberg und die Liebfrauenkirche am Seeweiher bei Mengerskirchen sowie die zu diesen Kirchen gehörenden heutigen Wüstungen Mechtelndorf, Potenhain, Obervöhl und Niedervöhl.

Im 13. Jahrhundert wurde die heutige alte Pfarrkirche, eine romanische Pfeilerbasilika, erbaut. Der älteste bekannte Pfarrer war der Dekan Herr Dietrich, der als Zeuge am 1. Juli 1284 eine Urkunde für das Kloster Beselich siegelte. Die Zehntrechte und das Kirchenpatronat waren im Besitz des Haus Runkel bzw. des Haus Westerburg, die zugleich die Vogtei über das Stift Gemünden besaßen. Bei der Teilung beider Dynastien wurde das Patronat über die Kirche Lahr dem Haus Runkel zugeordnet. Von diesen ging es auf das dritte Grafenhaus Wied über.

Mit dem Einsetzen der Reformation in Nassau-Weilburg löste Philipp III. von Nassau-Weilburg 1532 die Abbenkiche aus dem Kirchspiel heraus. Ab dem Jahr 1536 setzte die Reformation auch in der Grafschaft Nassau-Dillenburg ein. Die Grafen von Dillenburg zogen das Kirchenpatronat über die Lahrer Pfarrei an sich. Die Pfarrei wurde lutherisch. Der neue Pfarrer Joducus Schütz legte ein vollständiges Verzeichnis aller Rechte und Einkünfte der Lahrer Pfarrei an.

Um 1557 trat der Landesherr Johann VI. von Nassau-Dillenburg zum Calvinismus über, was zu einem erneuten Wechsel der Religion führte. Am 1. April 1576 wurde Eberhard Artopaeus neuer Pfarrer in Lahr. Anfangs Lutheraner, wurde er später ein überzeugter Calvinist und die zentrale Person der Reformation im Kirchspiel. Als Schulinspektor wirkte er über die Grenzen seiner Pfarrei hinaus. Artopaeus veranlasste 1576 den Umbau einer Mühle zum Pfarrhaus, 1582 den Bau der ersten Turmuhr an der Kirche in Lahr, und gründete 1582 die Kirchspielschule. In dem Gebäude bei der Kirche wurde für alle Kinder aus dem Kirchspiel Unterricht im Winterhalbjahr durchgeführt.

Mit der Rückkehr zum Katholizismus durch Johann Ludwig von Nassau-Hadamar 1630 ließ Eberhard Artopaeus sich im achtundachtzigsten Lebensjahr, nach 54 Jahren Dienstzeit, pensionieren. Mit der Durchführung der Rekatholisierung wurden die Jesuiten beauftragt. Als erster katholischer Pfarrer kam Pater Prack S.J. am 12. Februar 1630 nach Lahr. Der erblindete Eberhard Artopaeus soll ihn mit folgenden Worten begrüßt haben: „Wenn du ein Diener Jesu Christi bist, so sei mein Lehrer; ich weigere mich nicht, in diesem hohen Alter dein Schüler zu sein.“

Am 12. März 1630 sollte Pater Prack durch Pater Wilhelm Holthausen S.J. abgelöst werden. Auf dem Weg von Hadamar nach Lahr wurde Holthausen bei Steinbach entführt. Die Entführung war von Philipp Salbach, dem Schwiegersohn von Eberhard Artopaeus, organisiert worden. Salbach forderte von Graf Johann Ludwig von Nassau-Hadamar ein hohes Lösegeld für Holthausen. Nach fünf Wochen konnte Holthausen in Attendorn befreit werden. Fünf Soldaten, die an der Entführung beteiligt waren, wurden hingerichtet, Salbach zu einer Geldstrafe verurteilt und des Landes verwiesen.

Im Jahr 1806 wurde, nach der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg, die Sommerschule eingeführt. Nachdem der Ort an das Herzogtum Nassau gefallen war, wurde im Ramen der Schulreform die Kirchspielschule 1817 in staatliche Trägerschaft übernommen.

In den folgenden Jahren gründeten die zur Pfarrei Lahr gehörenden Orte zunehmend eigene Pfarreien. 1838 wurde die Pfarrei Ellar/Hausen endgültig abgetrennt, 1898 löste sich Waldernbach. 1921 trennte sich Fussingen, das mit Hausen eine neue Pfarrei gründete. Nur Hintermeilingen blieb Filialkirche der Pfarrei Lahr.

Für die steigende Bevölkerungszahl wurde die alte Basilika zu klein. Daher wurde in den 1960er eine neue Kirche erbaut. Am 30. Oktober 1966 führte Weihbischof Walther Kampe die Konsekration durch.

Am 1. September 2005 wurden die Pfarreien Lahr/Hintermeilingen, Hausen/Fussingen und Ellar zum "Pastoralen Raum Waldbrunn" zusammengelegt. Dienstsitz des Pfarrers ist das Pfarrhaus in Lahr. Bereits vorher wurden diese Pfarreien aufgrund des Priestermangels von einem Pfarrer betreut. Das Bistum Limburg stellte Planungen an, die neue Kirche abzureißen. Durch Proteste aus der Bevölkerung wurde dieses Vorhaben jedoch aufgegeben.

[Bearbeiten] Ortsgeschichte

[Bearbeiten] Mittelalter und Frühe Neuzeit

Die Bevölkerung lebte überwiegend von dem geringen Ertrag der Landwirtschaft auf den eher kargen Böden. Eine wichtige Rolle nahm über lange Zeit die Schafzucht ein. Um die wirtschaftliche Situation aufzubessern, waren viele Einwohner nebenher noch handwerklich tätig. Der wichtigste Handwerkszweig war das "Mannemachen" (Korbflechten). Hier war Lahr vor allem für die "Backmannen", flache Körbe für den Einsatz in Bäckereien, berühmt.

Aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert ist wenig über das Dorf überliefert. Die meisten Urkunden betreffen Hoheitsrechte oder sind der Kirchengeschichte zuzuordnen.

Im Jahr 1614 wütet eine Pestepidemie in Hintermeilingen, Ellar und Lahr. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurden das Dorf fast zerstört. Andere Orte in der Nachtbarschaft verschwanden von der Karte. 1619 plünderten bayrische und habsburgische Soldaten den Ort. 1622/23 nahmen die Truppen des kaiserlichen Generals Johann t’Serclaes von Tilly im Westerwald Winterquartier. Im Amt Ellar wurden holsteinische Truppen untergebracht. 1624 wurde der Ort erneut von kaiserlichen Truppen geplündert. 1632/33 kam es zu starken Verheerungen durch schwedische Truppen. In der Folge brach die Pest unter der notleidenden Bevölkerung aus. Bereits 1636/37 brach die Pest erneut aus. Der Jesuitenpater Rutger Hesselmann S.J. machte sich um die Krankenpflege in Lahr verdient. Er starb an der Pest am 30. April 1637 und wurde auf Wunsch der Fürstin Ursula von Nassau-Hadamar in der Liebfrauenkirche in Hadamar bestattet. 1640 nahmen die schwedischen Truppen im Amt Ellar Quartier. Auf einen Einwohner kamen zwei Soldaten. 1646 wurde der Ort erneut von kaiserlichen Truppen geplündert, die Soldaten stecken den Ort in Brand, der daraufhin bis auf wenige Häuser niederbrannte. Während des Dreißigjährigen Krieges fielen fünf Einwohner aus Lahr als Soldaten im kaiserlichem Dienst.

Im Jahr 1736 beteiligen sich die Lahrer Bauern am „Klöppelstreit“, einen Aufstand gegen den neuen Landesherren in Dillenburg. Ursache war die Kriegssteuer, die Fürst Christian von Nassau-Dillenburg den Dörfern auferlegt hatte. Die Bauern jagten die Pfändungsbeamten aus den Dörfern. Ungefähr 1600 Bauern versammelten sich zu einem Heerlager am Seeweiher bei Mengerskirchen. Vieh und bewegliches Vermögen hatten die Bauern über die nahen Grenzen in andere Herrschaften gebracht. Gleichzeitig riefen die Bauern das Reichskammergericht an. Das Gericht bestätigte am 13. Juni 1736 jedoch Fürst Christian von Nassau-Dillenburg in seinem Recht und verurteilte die Bauern zu einer Geldstrafe. Fürst Christian von Nassau-Dillenburg musste aber die Fürsten von Nassau-Weilburg um Hilfe bitten, um das Urteil zu vollstrecken.

1780 wird der Jahrmarkt in Lahr als bedeutendster Jahrmarkt und das Kirchspiel Lahr als das einträglichste in Oranien-Nassau bezeichnet. Der Markt fand jährlich am Dienstag nach dem 15. Juli und vier Wochen später, Mitte August, statt. Auf dem Markt, der auch von Bewohnern des Fürstentums Nassau-Weilburg besucht wurde, wurden etwa 300 Stück Rindvieh verkauft.

[Bearbeiten] Herzogtum Nassau

Während der herzoglich Nassauischen Epoche kam es zu einem deutlichen Bevölkerungswachstum. Die Landwirtschaft konnte die Familien nicht mehr ernähren. Viele Bewohner waren daher als Hausierer unterwegs. Die Handelsrouten reichten vom Rheinland bis nach Sachsen und in die Schweiz. Gehandelt wurde vor allem mit Töpferwaren, Wäsche und Kleidung. Ebenfalls wurde in Lahr der Abbau von Basalt betrieben. Während des 19. Jahrhundert kam es vereinzelt zu Auswanderungen nach Nordamerika. Zu den Auswanderern gehörte sogar der Lahrer Bürgermeister und Müller der Vöhlermühle Wilhelm Heun, der 1867 mit seiner Familie nach Nebraska auswanderte und dort den Ort Heun gründete (41.63431° N, 97.04052° W)[1].

Im Jahr 1830/31 grassiert eine Fleckfieber-Epidemie, an der der Schullehrer Bausch starb. Dies war Anlass, den längst geplanten Bau eines neuen Schulgebäudes voranzutreiben. 1833 wurde dies im Bornweg eingeweiht. Im Jahr 1839 wurde der Gesangsverein das erste Mal erwähnt. Er ist somit einer der ältesten Gesangsvereine des Westerwalds.

Im Oktober 1848 erreichte die Deutsche Revolution den Westerwald. Nach anfänglichen Tumulten und Steuerverweigerungen brach offener Widerstand aus, als das Militär versuchte, die Steuern zu pfänden. Am 5. Februar 1849 kam es zu flächendeckenden Ausschreitungen. In Lahr setze die Bevölkerung gewaltsam den Schultheiß ab.

[Bearbeiten] Preußen

Am Ende des 19. Jahrhunderts war die Bevölkerung so stark gewachsen, dass das Schulgebäude am Bornweg nicht mehr ausreichte. Daher wurde 1899 ein neuer Schulhausbau in der Gartenstraße begonnen.

Laderampen der Kerkerbachbahn in der Nähe von der Schlagmühle
Laderampen der Kerkerbachbahn in der Nähe von der Schlagmühle

Bereits 1904 wurde in Lahr eine flächendeckende Wasserversorgung für die meisten Häuser errichtet. Dies war das erste Wasserversorgungsnetz im heutigen Waldbrunn. 1905 wurde der Bahnhof Schlagmühle eröffnet, der Lahr an die Kerkerbachbahn anschloss. Die Gemeinde beteiligte sich an dem Bau, indem sie für 4.000 Mark Aktien der Kerkerbachbahn A.G. erwarb. Im Jahr 1907 wurde die Freiwillige Feuerwehr Lahr gegründet.

Während des Ersten Weltkriegs fielen 29 Einwohner bei Kampfhandlungen, 6 Einwohner wurden als vermisst gemeldet.[2] Nach den Schrecken des Ersten Weltkriegs waren die "Goldenen Zwanziger" ein Zeitalter des Aufbruchs. Immer mehr Bewohner nutzten die bessere Verkehrsanbindung und pendelten als Bauarbeiter in das Rheinland und das Ruhrgebiet. Zeitweilig bestanden Busverbindungen nach Köln und Düsseldorf.

Die Landwirtschaft verlor langsam an Bedeutung. Der letzte Schäfer stellte 1920 seinen Dienst ein. Nach der Flurbereinigung 1919/20 endete die seit dem Mittelalter praktizierte Dreifelderwirtschaft und wurde von der Fruchtwechselwirtschaft abgelöst.

Gleichzeitig setzte der Tourismus als Erwerbsquelle ein. Am 28. Februar 1924 gab es das erste elektrische Licht in Lahr, 1925 das erste Motorrad. Am 22. Dezember 1926 wurde die "Kraftpostlinie" nach Hadamar eröffnet. In der Konditorei von "Bäcker Schardt" ertönte das erste Radio. Schilder mit Straßennamen wurden von der Gemeinde am 17. Juni 1927 angeschafft. Zeitweise bestand ein Heimatmuseum im Rathaus.

Mit der Weltwirtschaftskrise begann die Depression. Es wurde für die Pendler immer schwerer, Arbeit zu finden, und der Tourismus brach ein. Die arbeitslose Bevölkerung errichtete in den Jahren 1929 bis 1931 eine Turnhalle und den Sportplatz am Merenberger Weg. 1932 schlossen sich 60 Jugendliche zum freiwilligen Arbeitsdienst zusammen und bauten die Straße nach Heckholzhausen.

Nach der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus 1933 wurden die Dorfvereine entweder gleichgeschaltet oder stellten ihre Arbeit ein. Zumindest das Wirken der NS-Tötungsanstalt Hadamar war der Bevölkerung bekannt. Im September 1936 lag Lahr in einem ausgedehnten Manövergebiet. Während des Zweiten Weltkriegs fielen 45 Einwohner, 17 Einwohner wurden als vermisst gemeldet.[3]

[Bearbeiten] Hessen

1946 wurde im Grubenfeld "Alte Keller" bei Lahr mit dem Braunkohleabbau begonnen. Bis zu hundert Menschen arbeiteten hier. Bereits 1949 wurde die Grube wegen Unwirtschaftlichkeit wieder aufgegeben. Die Kerkerbachbahn wurde ab 1958 wieder stillgelegt und bis 1960 zurückgebaut.

Der Bevölkerungsanteil der Heimatvertriebenen betrug 8% im Jahr 1961 und war deutlich geringer als im Kreis Limburg insgesamt (19%). Der größte Teil der Heimatvertriebenen stammte aus der damaligen Tschechoslowakei.

Im Jahr 1952 erfolgte der Ausbau der durchgehenden Hauptstraße. Hierbei riss man das aus dem Jahr 1583 stammende Schulhaus ab. Im gleichen Jahr wurde der "Verkehrs- und Verschönerungsverein" gegründet, der sich um eine Belebung des Tourismus kümmerte. Mit der Zunahme des Fremdenverkehres erreichte Lahr am 7. November 1973 die staatliche Anerkennung als Erholungsort. Am 21. Juni 1983 erfolgte die staatliche Anerkennung als Luftkurort. Das sich ändernde Reiseverhalten in den 1980er und 1990er-Jahren führte zu einem Abflauen des Tourismus.

Die 1968 Schule vor Weltersbühl
Die 1968 Schule vor Weltersbühl

In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre wurde Lahr vom allgemeinen Aufschwung (Wirtschaftswunderzeit) erfasst. Die Gemeinde entwickelte eine rege Bautätigkeit. Es wurde 1968 eine neue Schule in der Flur „vor Weltersbühl“ gebaut. Zwischen 1968 und 1972 wurde eine neue Sporthalle erbaut. 1974 erfolgte ein Ausbau des Sportplatzes. Im Jahr 1982 feierte der Ort sein 1.200jähriges Bestehen.

Die fortschreitende technische Entwicklung führte zu einer schrittweisen Abkehr von der Landwirtschaft. Die Pendlerbewegung verschob sich zunehmend ins Rhein-Main-Gebiet.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Jahr Haushalte
1608 20
1615 21
1624 18
1679 23
1751 65
1804 91
1820 147
Jahr Einwohner
1751 380
1789 424
1810 502
1820 643
1830 643
1840 704
1851 770
Jahr Einwohner
1860 793
1939 918
1961 1.074
1970 1.204
1986 1.333
2005 1.438

[Bearbeiten] Politik

Der Ort gehört bei Wahlen zum Deutschen Bundestag zum Wahlkreis "179 Rheingau-Taunus - Limburg", für Wahlen zum Hessischen Landtag zum Wahlkreis "21 Limburg-Weilburg I".

Mit der Gebietsreform ist die Gemeindeverwaltung auf die Gemeinde Waldbrunn (Westerwald) übergegangen. Im Ort besteht ein Ortsbeirat aus fünf Mitgliedern. An der Spitze des Ortsbeirates steht der Ortsvorsteher Edmund Blum (2007). Der Ortsbeirat hat, gegenüber der Gemeindevertretung, Vorschlags- und Anhörungsrecht in den Angelegenheiten, die den Ort betreffen[4].

Die Wahl des Ortsbeirats richtet sich nach dem hessischen Kommunalwahlrecht. Dieses sieht das Kumulieren und Panaschieren vor. Die nächste Kommunalwahl findet 2011 statt. Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte, für den Ortsbeirat, folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften Sitze
2006
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 3 3
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 0 1
BLW Bürgerliste Waldbrunn 2 1
Gesamt 5 5

Der Ausländeranteil beträgt 7 %. Die größte ausländische Bevölkerungsgruppe hat die portugiesische Staatsangehörigkeit[5].

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Religionen

Typischer Bildstock in der Umgebung von Lahr
Typischer Bildstock in der Umgebung von Lahr

Die vorherrschende Religion ist Römisch-Katholisch. Ungefähr 70 % der Einwohner gehören diesem Glauben an. Die katholische Kirchengemeinde unterhält zwei Kirchen im Ort, betreibt den Kindergarten und das "Ferienheim Winnau". Mit den Sternsingern und der Fronleichnamsprozession wirkt die Gemeinde im Dorf über die Kirche hinaus. Zahlreiche Bildstöcke und Wegkreuze prägen das Ortsbild und die Gemarkung.

Ungefähr 16 % der Einwohner gehören der evangelischen Kirche an. Die nächste evangelische Kirche ist in Heckholzhausen. Ca. 14 % der Einwohner gehören anderen Religionsgruppen an oder sind konfessionslos.

[Bearbeiten] Vereine

Das kulturelle Leben des Dorfes wird von den Vereinen getragen. Das Vereinsleben ist von dem traditionellen katholischem Milieu geprägt. Es bestehen Vereine wie die "Katholische Arbeitnehmer-Bewegung" (gegründet 1900), die "DJK Sportgemeinschaft" (gegründet 1928) oder die "Kolpingsfamilie" (gegründet 1946) im Ort. Die "Chorgemeinschaft 1839 e.V." ist einer der ältesten Gesangsvereine des Westerwalds. Der gemischte Chor ist auch als Kirchenchor tätig.

Die "Freiwillige Feuerwehr" Lahr (gegründet 1907) feierte im Jahr 2007 ihr 100-jähriges Bestehen. Ihr Wahlspruch ist "Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr!". Sie ist die älteste Feuerwehr in der heutigen Gemeinde Waldbrunn. Mit der „Jugendfeuerwehr“ ist sie ein Träger der Jugendarbeit im Ort.

[Bearbeiten] Sport

Der Ort verfügt über eine Sporthalle und einen Fußballhartplatz. Mehrere Vereine wie der Turn- und Sportverein e.V. (gegründet 1921) und die DJK-Sportgemeinschaft (ursprünglicher Name "Edelweiß Lahr") organisieren ein umfangreiches Programm. Die Fußballabteilung des Turn- und Sportvereins e.V. gehört seit 2003 zur Spielgemeinschaft Hausen/Fussingen/Lahr.

[Bearbeiten] Bauwerke

[Bearbeiten] St. Johannes der Täufer

Westseite der Alten Kirche über der massiven Basaltstützmauer zwischen Pfarrhaus uns Neuer Kirche
Westseite der Alten Kirche über der massiven Basaltstützmauer zwischen Pfarrhaus uns Neuer Kirche

Die bedeutendste Sehenswürdigkeit ist die Kirchanlage „St. Johannes der Täufer“ mit alter und neuer Pfarrkirche, den wuchtigen Basaltstützmauern, dem Pfarrhaus, Resten des alten Kirchspielfriedhofs und dem Bestand an alten Linden. Die Gesamtanlage bildet eine sakrale Einheit und ist seit 1985 in das Denkmalbuch des Landes Hessen eingetragen.

Romanische Pfeilerbasilika (erbaut Anfang des 13. Jahrhundert)
Romanische Pfeilerbasilika (erbaut Anfang des 13. Jahrhundert)

Die "Alte Kirche" ist eine romanische Pfeilerbasilika aus dem frühen 13. Jahrhundert. Möglicherweise standen an selber Stelle ein hölzerner und ein steinerner Vorgängerbau. Die Kirche verfügt über drei Kirchenschiffe im Langhaus. Das Langhaus hat drei ungleiche Joche mit Kreuzgewölbe. Ein Querschiff ist nicht vorhanden. An der Ostseite verfügt die Kirche neben dem Chor über einen spätromanischen Turm mit quadratischem Zeltdach. Am Turm wurde 1910 eine Uhr angebracht, die auf jeder Seite des Turmes ein Ziffernblatt besitzt.

Im Inneren tragen schmucklose Pfeiler die Kirche. Die mittelalterliche Ausstattung wurde bei der Reformation entfernt, nur ein romanisches Taufbecken aus Lahnmarmor aus dem 13. Jahrhundert blieb erhalten. Nach der Rekatholisierung wurde die Kirche mit barocken Heiligenfiguren der "Hadamarer Schule" eingerichtet. Eine aufwendig geschnitzte Kanzel und zwei Beichtstühle von 1814 und 1824 stehen im Inneren der Kirche. Der neugotische Hochaltar der Kirche wurde ursprünglich 1890/95 für die Hauskapelle des Bischofs von Limburg Karl Klein geschnitzt.

Das Geläut der Kirche besteht aus drei Glocken. Zwei dieser Glocken stammen noch aus dem Mittelalter und konnten durch zahlreiche Kriege hindurch gerettet werden. Die älteste Glocke ist die Johannesglocke (Schlagton: b' +6, Gewicht: 370 kg, Durchmesser: 880 mm), gegossen 1400. Die Glocke trägt die Aufschrift: „Sa. Joannes Evangelisa“. Die zweite ist die Marienglocke (Schlagton: g' +3, Gewicht: 664 kg, Durchmesser: 1055 mm), gegossen 1447[6]. Diese Glocke trägt die Aufschrift: „Maria heißen ich al bois weder verdriben ich, meister Tilmann van hachenborg guis mich mccxlvii“. Als Dritte dient die 1965 gegossene Josefsglocke.

Neue Kirche (erbaut 1964–1966)
Neue Kirche (erbaut 1964–1966)

Die "Neue Kirche" wurde von 1964 bis 1966 erbaut. Da die alte Kirche weiterhin das Dorfbild prägen sollte, tritt sie nach außen hin nicht so stark hervor. Die Pläne für die Kirche entwarf der Würzburger Dombaumeister Hans Schädel. Der achteckige Bau ist als "Zelt Gottes" konzipiert. Im Untergeschoss der Kirche ist das Pfarrzentrum untergebracht.

Die Innengestaltung der Kirche übernahm der aus Fussingen stammende Künstler Paul Grimm. Im Inneren der Kirche steht ein wuchtiger Altar in der Mitte des Raumes. Die Bänke der Gemeinde sind um diesen herum angeordnet. Der Altar besteht aus einem sieben Tonnen schweren Basaltquader mit leichten Nischen an der Seite. Das Sakramentshaus ist eine zweiteilige Stele. Seine Panzertür ist mit einem Bronzerelief verkleidet, das eine Szene aus der Offenbarung des Johannes darstellt. Mit dem Pfarrer am Altar in der Mitte der Gemeinde ist die Kirche an die geänderte Liturgie des Zweiten Vatikanischen Konzils angepasst. Auf der linken Seite der Kirche steht eine Muttergottesfigur mit Jesukind aus dem Hadamarer Barock, die Martin Volck um 1750 geschaffen hat.

Das Fachwerkgebäude des Pfarrhaus (erbaut um 1500)
Das Fachwerkgebäude des Pfarrhaus (erbaut um 1500)

Das "Pfarrhaus" ist ein Fachwerkhaus, das unterhalb der Stützmauern der alten Kirche steht. Das Gebäude war ursprüngliche eine Mühle, die vermutlich um 1500 erbaut wurde. Im Jahr 1576 ließ Pfarrer Eberhard Artopaeus die Mühle zum Pfarrhaus umbauen[7]. Bei einer Renovierung 1927 wurde das Fachwerk freigelegt und auf der Giebelseite der Spruch: „Haltet in Ehren Volk das Werk der Alten. Kraft und Schönheit sind in ihm enthalten“ angebracht. Das Haus wurde 1960 und 2007 renoviert.

Rund um die alte Kirche befand sich der ehemalige "Friedhof" des Kirchspiels. Einige alte Grabsteine sind erhalten und können besichtigt werden.

[Bearbeiten] Sonstige

Neben der Kirchanlage stehen im Ortskern noch einige alte Fachwerkgebäude. Ebenfalls sind einige um 1900 erbaut Häuser erhalten. Diese verfügen zum Teil über eine aufwendige Fassadengestaltung.

Das Back- und Rathaus im Ortskern
Das Back- und Rathaus im Ortskern

Im ehemaligen Rathaus ist ein funktionsfähiges "Backes" (Gemeindebackhaus) erhalten. Das Gebäude diente auch als Ortsgefängnis und war zeitweise Heimatmuseum, Unterkunft für Wohnsitzlose und Heimatvertriebene, Stützpunkt der Feuerwehr, und ist heute Vereinsheim des "Kleintierzuchtvereins".

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

Die wichtigsten Feste des katholisch geprägten Dorfes sind der Fastnachtsumzug am Fastnachtsdienstag und die Kirmes im September. Als traditionelle Veranstaltungen bestehen der Frühjahrs- und der Herbstmarkt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Straßenfeste wie das Backesfest, das Feuerwehrfest oder das Pfarrfest.

Seit 2002 findet jährlich die Veranstaltung "Waldbrunn on the Road/Waldbrunn uf de Baa" statt. Für den Rad-, Wander- und Skatertag werden die Straßen in Waldbrunn und in den Nachbarorten für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt. Die Veranstaltung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet.

[Bearbeiten] Kulinarische Spezialitäten

Die regionale Küche entspricht der westerwaldtypischen Küche. Diese beschrieb Johann Textor in seiner "Nassauer Chronik" 1617 mit den Worten: „Die Hausspeisen / so wol bey den Bürgern in den Stätten / als den Bau: und Dorfleuten auf dem Lande / seind entweder von rein: oder aber mit Gersten / Hafern / Bohnen etc. gemengtem Korn gebackene Brot: Bey maalzeiten / und sonst auch wol Weck od' Weizenbrot: frisch Kalb: Hämmel: Schaf: Rind und Schweinenfleisch: Suppen oder Brühe / etwa auch vom Wein / Bier oder Milch gemacht.“ Zu dieser Liste ist in den folgenden Jahrhunderten noch die Kartoffel als wichtiges Nahrungsmittel hinzugetreten.

Zu den einheimischen Gerichten gehören z. B. das "Pfännchen". Hierbei handelt es sich um gebackene Eier mit Speck, Blut- und Leberwurst. Ebenfalls ist der "Dippekuchen" aus geriebenen Kartoffeln mit gewürfeltem Schinken und Eiern ein traditionelles Gericht, als Beilage wird er mit "Äppelmok" (Apfelmus) verzehrt. Ein weiteres traditionelles Gericht ist der Eierkäs, eine Süßspeise aus gestockten Eier mit Milch und Zucker, für dessen Zubereitung mit der "Eierkässeih" (Eierkäsesieb) ein spezielles Geschirr benötigt wird.

Traditionelle Getränke sind Apfelwein und Kornbrand. Mittlerweile hat das Bier jedoch die vorherrschende Bedeutung. Wie in anderen Orten wurde zu Silvester "Brocksel" zubereitet, eine Speise aus Lebkuchen, braunem Kandiszucker und Dauborner Kornbrand.

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

Lahr verfügt heute über die ortsüblichen Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe. Der überwiegende Teil der Bevölkerung pendelt allerdings zur Arbeit nach Limburg oder in das Rhein-Main-Gebiet.

[Bearbeiten] Verkehr

Die Lokomotive der Firma Borsig, Baujahr 1901, wurde als Denkmal für die Kerkerbachbahn in Heckholzhausen aufgestellt.
Die Lokomotive der Firma Borsig, Baujahr 1901, wurde als Denkmal für die Kerkerbachbahn in Heckholzhausen aufgestellt.

Durch den Ort verlaufen keine Fernstraßen. Die nächsten Anschlussstellen an die Bundesstraße 49 befinden sich in Heckholzhausen. Seit der Stilllegung der Kerkerbachbahn 1958 existiert keine Bahnlinie mehr. Es verkehren jedoch regelmäßig Buslinien nach Limburg an der Lahn. Die Entfernung zum Flughafen Frankfurt beträgt etwa 80 km.

Lahr liegt am Hessischen Radfahrweg R8 und am Kerkerbachtalradweg. Der Ort hat ein ausgedehntes Netz an ausgeschilderten Wanderwegen.

[Bearbeiten] Bildung

In Lahr besteht der katholische Kindergarten „St. Johannes der Täufer“ seit 1954. Der Ort verfügt über eine Grundschule. Als weiterführende Schule dienen als Haupt- und Realschule die Westerwaldschule in Waldernbach. Das nächste Gymnasium ist in Hadamar, weiterhin werden weiterführende Schulen in Limburg an der Lahn besucht.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Rutger Hesselman, Jesuitenparter S.J., († 30. April 1637), der zur Rekatholisierung des Fürstentums Hadamar gekommen war. Er machte sich während einer Pestepidemie um die unermüdliche Pflege der Kranken verdient. Nach ihm ist in Lahr eine Straße benannt. Er wurde in der Pfarrkirche Liebfrauen in Hadamar bestattet.

[Bearbeiten] Belege

  1. Christof W. Martin: Der Lahrer Bürgermeister Wilhelm Heun - Pionier im „Wilden Westen“ von Nebraska. In: 50 Jahre Kolping-Familie Lahr. S.32–43.
  2. Walter Rudersdorf: Chronik Hausen. Waldbrunn 1998, S.160.
  3. Walter Rudersdorf: Chronik Hausen, S. 204
  4. Geschäftsordnung des Ortsbeirat (Stand: 21. September 2007)
  5. Einwohnerstatistik der Gemeinde Waldbrunn (Westerwald) (Stand: Januar 2005)
  6. Bernhard Hemmerle: Erhaltene mittelalterliche Glocken im Landkreis Limburg-Weilburg.
  7. Sacha Braun: Ein wahres Schmuckstück.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hermann-Josef Hucke (Hrsg.): Großer Westerwaldführer. 3. Auflage. Westerwald-Verein e.V., Montabaur 1991. ISBN 3-921548-04-7
  • Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1999. ISBN 3-922244-80-7
  • Walter Rudersdorf, Gemeinde Ellar/Westerwald (Hrsg.): Im Schatten der Burg Ellar. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1967.
  • Walter Rudersdorf, Gemeinde Waldbrunn Westerwald (Hrsg.): Waldbrunn/Westerwald - Vom Bauerndorf zum Lunftkurort. 1. Auflage. Geiger-Verlag, Horb 1986. ISBN 3-89264-015-7
  • Hessischer Rundfunk (Hrsg.): Hessen à la carte, Würziges aus dem Westerwald. Nr. 7, Hessischer Rundfunk, Frankfurt 22. Juni 1988.
  • Bernhard Hemmerle: Erhaltene mittelalterliche Glocken im Landkreis Limburg-Weilburg. In: Kreisheimatstelle des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch 2006. Rekom, Wetzlar 2005, S. 259–264.
  • Sacha Braun: Ein wahres Schmuckstück. In: Bistum Limburg (Hrsg.): Der Sonntag. Nr. 26, 15. Juli 2007, S. 11.
  • Armin M. Kuhnigk: Die 1848 Revolution in der Provinz. 2. Auflage. Lange, Camberg 1980. ISBN 3-87460-028-9

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Waldbrunn – Bilder, Videos und Audiodateien
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