Jesuiten

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Il Gesù in Rom - Mutterkirche des Jesuitenordens
Il Gesù in Rom - Mutterkirche des Jesuitenordens

Die Gesellschaft Jesu (Societas Jesu, SJ) ist eine katholische Ordensgemeinschaft, deren Mitglieder als Jesuiten bezeichnet werden. Die Gesellschaft Jesu wurde am 15. August 1534 von einem Freundeskreis um Ignatius von Loyola gegründet. Das vierte Gelübde beinhaltet als besonderes Merkmal des Jesuitenordens den besonderen Gehorsam gegenüber dem Papst. Nicht zuletzt deswegen erzwangen absolutistische Herrscher 1773 das Jesuitenverbot seitens des Papstes, 1814 erfolgte die Wiederzulassung. Die Bezeichnung „Jesuiten“ wurde zunächst als Spottname gebraucht, später aber auch vom Orden selbst übernommen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemeines

Der Jesuitenorden gehört zu den Regularklerikern. Die Jesuiten haben keine besondere Ordenskleidung und kein gemeinsames Chorgebet. Mitglieder des Ordens tragen hinter ihrem Nachnamen den Namenszusatz SJ (Abkürzung für Societas Jesu). Diese Abkürzung wird mitunter auch scherzhaft als "Schlaue Jungs" interpretiert, was den hohen intellektuellen Anspruch des Ordens unterstreicht.

Symbol des Ordens ist das Monogramm IHS (die ersten beiden und der letzte Buchstabe des Namens Jesus in griechischer Schrift), welches oft auch gedeutet wurde als: Iesum Habemus Socium (Wir haben Jesus als Gefährten). Motto des Ordens ist die lateinische Wendung: Omnia Ad Maiorem Dei Gloriam (Alles zur größeren Ehre Gottes), oft abgekürzt OAMDG oder AMDG.

Die Exerzitien des Ignatius von Loyola bilden den Kern der Spiritualität des Ordens. In diesen 30-tägigen „Geistlichen Übungen“ betrachtet der Exerzitant (derjenige, der die Übungen macht) im Gebet und in der Meditation sein Leben und das Leben Jesu und wird dabei von jenem, der die Exerzitien gibt, begleitet. Heutzutage werden ignatianische Exerzitien auch von Laien und anderen Orden gemacht und gegeben.

Der Orden hat zum 1. Januar 2008 insgesamt 18.815 Mitglieder, davon 13.305 Priester, 2295 Scholastiker, 1758 Brüder und 827 Novizen, die in 125 Ländern leben und tätig sind. Das Durchschnittsalter beträgt weltweit 57,5 Jahre. Eine große Zahl von Jesuiten weltweit arbeitet in Schulen und Universitäten. Wichtige andere Tätigkeitsfelder sind die Begleitung von Exerzitien, die Sozial- und Flüchtlingsarbeit und die Medienarbeit.

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Ordensgründung

Ignatius von Loyola
Ignatius von Loyola

Der Orden der Jesuiten wurde von Ignatius von Loyola gegründet und wesentlich gestaltet. Ignatius (geboren 1491) stammte aus baskischem Adel, war zunächst Offizier, bis ihm im Alter von dreißig Jahren eine Kriegsverwundung den weiteren Aufstieg in dieser Karriere versperrte. Mystische Erfahrungen nach diesem Lebenseinschnitt brachten ihn dazu, seinen weiteren Lebensweg von Gott bestimmen zu lassen. In seinem Pilgerbericht bezeichnet er sich als „Der Pilger“ und beschreibt, wie ihn in allem Gott geführt habe. Nach teils abenteuerlichen, teils fruchtbaren Vorstufen studierte er an verschiedenen Orten, seit 1528 in Paris, wo er 1535 zum Magister Artium promoviert wurde. In Paris sammelte er auch Gefährten (wie Francisco de Xavier und Peter Faber) um sich und verband sich mit ihnen am 15. August 1534 (Tag Mariä Himmelfahrt) auf dem Montmartre durch gemeinsame Gelübde. Die gelobte Wallfahrt und Seelsorgearbeit in Jerusalem erwiesen sich als undurchführbar. Statt dessen stellte sich die Gruppe Ende 1537 in Rom dem Papst Paul III. zur Verfügung. Dieser genehmigte drei Jahre später das bis 1762 geheime Grundstatut der Gemeinschaft (Constitutiones, mit der Bulle „Regimini militantis Ecclesiae“ vom 27. September 1540). Damit war die Gemeinschaft als Orden anerkannt. Ignatius wurde zum ersten Oberen gewählt und leitete den rasch wachsenden Orden von Rom aus bis zu seinem Lebensende am 31. Juli 1556.

Darüber hinaus war die Ordensgründung Teil einer katholischen Erneuerungsbewegung, die eine Reform der Kirche von der inneren Erneuerung und einer persönlichen Christusbeziehung erwartete ähnlich wie dies auch Martin Luther wollte. Von den Ordensmitgliedern wurde die Unterwerfung unter die Heilige Schrift und die Lehre der katholischen Kirche erwartet. So erklärte Ignatius:„Ich werde glauben, dass Weiß Schwarz ist, wenn es die Kirche so definiert.“ (Hierbei sind allerdings nur Glaubenssätze gemeint wie zum Beispiel: „Ich glaube, dass das Brot der Eucharistie der Leib Christi ist, wenn es die Kirche so definiert“.)

Aufgrund des absoluten Gehorsams, fälschlich oft auch „Kadavergehorsam“ bezeichnet, seiner straffen Hierarchie und einer größtmöglichen persönlichen Flexibilität (ignatianisch: „Indifferenz“) konnte der Orden schnell wachsen und in vielen Ländern aktiv werden.

Obwohl von Ignatius der Satz überliefert ist, dass er gerne aus dem Volk von Jesus stammen würde, haben sich auch bei den Jesuiten für maßgebliche Teile ihrer Geschichte antijüdische Strömungen durchsetzen können: So wurden von 1593 bis 1946 Menschen jüdischer Abstammung schweren Hindernissen bei der Aufnahme ausgesetzt: Ab 1593 durfte niemand Mitglied des Ordens werden, der jüdische Vorfahren hatte, entsprechende Mitglieder wurden ausgeschlossen. 1608 wurde diese Regelung geändert, so dass ein Kandidat nun beweisen musste, über fünf Generationen keine jüdischen Vorfahren zu haben. Diese Regel wurde in den folgenden Jahrhunderten modifiziert; so erfolgte 1923 die Änderung auf den Nachweis von vier Generationen. Man hat immer wieder bezüglich dieser Regelung Dispens erteilt, aber erst 1946 wurde sie endgültig und vollständig abgeschafft.

Mary Ward gründete 1609 das Institut der Englischen Fräulein. Diese Organisation, die auf den Regeln des Ignatius von Loyola aufbaut, gilt inoffiziell als Orden der Jesuitinnen. Seit 2004 trägt sie den Namen Congregatio Jesu, das Abkürzungssigel CJ erinnert an das ähnliche SJ der Jesuiten. Die Congregatio Jesu konnte im Jahr 2004 nach langem Bemühen die Konstitutionen, die Ignatius für die Gesellschaft Jesu schrieb, übernehmen. Sie versteht sich seither als weiblicher Zweig des Ordens.

[Bearbeiten] Gegenreformation und Barock

In Europa hatten Jesuiten bedeutsamen Anteil an der Gegenreformation, der katholischen Reaktion auf die als Häresie betrachtete protestantische Reformation. Der Orden gründete dazu in für den katholischen Glauben gefährdeten Ländern zunächst Ordenshäuser. Wo dies nicht möglich war, wie zum Beispiel in Irland, England oder in einer Anzahl deutscher Territorien, wurde das entsprechende Ordenshaus eben in Rom eröffnet, und die Patres sickerten zum Teil illegal ins Land. Da der Orden keine verbindliche Tracht hatte, konnte das oft unbemerkt gelingen.

Von den Ordenshäusern aus entfalteten die Jesuiten eine rege Tätigkeit, die vor allem die Predigt und die Seelsorge einschließlich der Beichte umfasste. Hier entwickelten sie eine besondere Kasuistik, die bei der Zumessung von Bußen für Sünden auch die mildernden Umstände bei deren Begehen berücksichtigten. Da sie häufig auch die Seelsorger und Beichtväter von Königen und Fürsten waren, übten sie auch einen gewissen politischen Einfluss aus.

Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld der Jesuiten war ihrem Gelübde gemäß die Bildung der Jugend: Die von den Jesuiten gegründeten Schulen und Universitäten (z. B. die Universitäten Ingolstadt und Vilnius - poln. "Wilno" - im damaligen Polen) sollten Gewähr dafür bieten, dass kommende Generationen fest verwurzelt im katholischen Glauben heranwuchsen. Die Jesuiten propagierten darüber hinaus die Zeremonien. Der Prunk des organisierten Katholizismus sollte üppig finanziert und zelebriert werden, was Lutheranern und Calvinisten suspekt war. Sie förderten die barocke Baukunst und das Barocktheater, wobei sie mit dem so genannten Jesuitentheater eine eigene Tradition im Zuge der gegenreformatorischen Propaganda als „Sieg der Kirche“ begründeten.

Als größter Erfolg der gegenreformatorischen Anstrengungen des Ordens wird Polen angesehen. Die Oberschicht des Landes, die Schlachta und die Bürger der Städte, war bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts mehrheitlich evangelisch geworden, wenngleich die Zersplitterung zwischen Lutheranern, Calvinisten und einzelnen Sekten groß war. Hierbei hatte die traditionelle polnische Toleranz ebenso eine Rolle gespielt wie der Einfluss der Hussiten hundert Jahre zuvor.

König Stephan Báthory (1533–1586) gestattete nun die Errichtung jesuitischer Ordenshäuser in Polen, angefangen 1564 mit Braunsberg, dann 1567 in Vilnius, 1574 in Posen usw. Von hier begannen die Jesuiten, die durch ihren höheren Bildungsstand und ihre straffere Disziplin den anderen Orden und den Weltgeistlichen überlegen waren, mit Predigten, Seelsorge, Armenpflege und nicht zuletzt aber auch durch ihre Bildungsarbeit gerade in der Oberschicht die Rekatholisierung des Landes. Stephans Nachfolger König Sigismund III. Wasa (1586–1632) war bereits von Jesuiten erzogen worden, tolerierte ihre immer aggressivere gegenreformatorische Arbeit und ernannte nur noch Katholiken zu Senatoren. Beim Erfolg der Gegenreformation in Polen spielte neben den jesuitischen Bemühungen aber auch eine Rolle, dass die Landbevölkerung vom Protestantismus nur zu geringen Teilen erfasst worden war und Sigismunds Kriege gegen das protestantische Schweden und das orthodoxe Russland den Katholizismus quasi als Nationalreligion erscheinen ließen. In dieser Zeit kam es auch zu gelegentlichen Brandstiftungen und Zerstörungen evangelischer Kirchen, die ein durch jesuitische Predigten aufgestachelter Mob verübte, z. B. 1603–16 in Posen, 1591 in Krakau, 1611 in Vilnius. Diese zunehmend intolerante Religionspolitik fand ihren Abschluss, als der Sejm 1717 den Neubau evangelischer Kirchen verbot und alle seit 1632 erbauten niederzureißen befahl; für den Abfall vom katholischen Glauben war nun die Todesstrafe vorgesehen. Den Jesuiten war es in gerade einmal einem halben Jahrhundert gelungen, das Land dauerhaft im Schoße der katholischen Kirche zu verankern.

[Bearbeiten] Mission

Höllensturz - Gemälde des jesuitischen Chinamissionars Giuseppe Castiglione, 18. Jh.
Höllensturz - Gemälde des jesuitischen Chinamissionars Giuseppe Castiglione, 18. Jh.

Hauptartikel: Jesuitische Mission

Jesuiten arbeiteten als Missionare in China, Japan, Indien, Amerika. In China prägten sie im 18. Jahrhundert in erheblichem Maße das kulturelle Leben am Kaiserhof, wo sie u. a. als Maler und Astronomen tätig waren. Die Briefe des Jesuitenmissionars Franz Xaver fanden weite Verbreitung und weckten bei vielen Katholiken eine neue Begeisterung für die Mission.

In Paraguay bestand von 1610 bis 1767 ein Jesuitenstaat, in welchem die Jesuiten unter den Indianern ein christliches Sozialsystem eingeführt hatten. Auf diese Art konnten die Indianer in so genannten Reduktionen unabhängig von den spanischen und portugiesischen Kolonialherren und in relativer Sicherheit leben. Da aus den Guarani auch eine bis zu mehreren tausend Mann starke Armee rekrutiert wurde, welche zeitweise die einzige Verteidigung der Kolonisten gegen feindliche Indianer und Angriffe anderer Kolonialmächten bildete, hatten die jesuitischen Reduktionen auch eine stark stabilisierende Wirkung auf das spanische Kolonialreich.

Die jesuitische Mission in Lateinamerika wurde in Europa kontrovers beurteilt, besonders von Spanien und Portugal, wo man sie als Behinderung für die kolonialen Unternehmungen der eigenen Regierungen ansah. 1767 wurden die Jesuiten von den Spaniern aus Paraguay vertrieben.

Kritik kam auch aus dem klerikalen Bereich. Der Bischof von Puebla, Juan de Palafox, berichtete an den Papst mit Abscheu vom materialistischen Profitstreben jesuitischer Unternehmungen. Er beschwerte sich über riesige Haziendas, mehrere große Zuckerplantagen, sowie Fabriken und Läden, welche vom Handel mit den Philippinen profitierten und mit Hilfe schwarzer Sklavenarbeit betrieben wurden. Zugute kam den Jesuiten dabei auch die Steuerbefreiung durch das spanische Kolonialreich. Die Jesuiten zählten zu den größten Sklavenhaltern Südamerikas in der Mitte des 18. Jahrhunderts.[1]

[Bearbeiten] Der Orden als Bildungsinstitution

Die Jesuiten spielten lange eine große Rolle im Bildungssystem Europas. Die Anregung zur Einrichtung von Bildungsstätten ging auf Ignatius von Loyola selbst zurück, der 1551 vorschlug, dort außer Theologie, auch Logik und die antiken Klassiker zu lehren; später kamen noch Mathematik, Astronomie, Physik und Philosophie hinzu. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in ganz Europa zahlreiche Schulen, an denen z. B. die Söhne von Adligen, aber auch Angehörige niedrigerer sozialer Klassen unterrichtet wurden. Obwohl sich die Jesuiten den Zielen der Aufklärung wie Toleranz, Fortschrittsglaube und Skepsis gegenüber allem, was rationaler Kritik nicht standhält, entgegenstemmten, war ihr Beitrag zur Bildung doch wesentlich im 18./19. Jhdt. Aus den Reihen der Schüler kamen u. a. Rugjer Josip Bošković, René Descartes, Voltaire, Marie Jean Antoine Nicolas Caritat, Marquis de Condorcet, Denis Diderot und Henry Humphrey Evans Lloyd. Ein weiterer wichtiger Beitrag war, dass in Publikationen des Ordens, etwa dem „Journal de Trévoux“, öffentlich zeitgenössische Literatur diskutiert werden konnte, ohne dabei Inquisition oder Zensur fürchten zu müssen. Aus diesem Grund bedauerte selbst Voltaire den Niedergang des Ordens im späteren Verlauf des 18.Jahrhunderts.

Weltweit führen die Jesuiten heutzutage Hochschulen, Schulen und Internate (siehe hier), in denen sie insgesamt mehr als 2 Millionen jungen Menschen allgemeine Bildungsinhalte vermitteln mit der Absicht, sie dabei zugleich auf ihr späteres Leben nach den Grundsätzen des christlichen Menschenbildes vorzubereiten: zu „Menschen für andere“ heranzureifen.

[Bearbeiten] Verfolgungen im 17.-20. Jahrhundert

Grundlage - Die Monita Secreta

Der Jesuitenorden war lange Zeit starken Anfeindungen ausgesetzt, da er häufig von seinen Gegnern zahlreicher Verschwörungen verdächtigt wurde: Das Bild eines finsteren, romhörigen Jesuiten, der im Geheimen Intrigen spinnt, um nationale, protestantische oder aufklärerische Bestrebungen zu torpedieren, steht am Anfang der Geschichte der politischen Verschwörungstheorien der Neuzeit.

Die klassische Textgrundlage für Jesuitenfeindschaft lieferten die „Monita Secreta“ (lat. für „geheime Ermahnungen“), die 1614 in Krakau erschienen, und sich selbst als Instruktionen des fünften Ordensgenerals Claudio Aquaviva an die Patres ausgeben. Zweifel an der Authentizität des Dokuments sind jedoch angebracht. So soll das Dokument von Herzog Christian von Braunschweig entdeckt worden sein, der jedoch zum Zeitpunkt des ersten Auftauchens der „Monita secreta“ gerade einmal zwölf Jahre alt war. Auch widersprechen sich die Angaben des Fundortes. Genannt werden Paderborn, Prag, Lüttich, Antwerpen, Glatz sowie ein gekaperter Ostindiensegler. Gegner der Kritik führen die „Monita secreta“ dagegen auf den Polen Hieronim Zahorowski zurück, der 1611 aus dem Orden ausgeschlossen worden war. Den „Monita Secreta“ zufolge seien die Jesuiten aufgefordert, buchstäblich jedes Mittel anzuwenden, um Macht und Wohlstand des Ordens zu vermehren, wobei diese „wahren“ Ziele strikt geheimzuhalten wären. So wird zum Beispiel empfohlen, Einfluss auf die Großen und Mächtigen dieser Welt zu gewinnen, indem man sich als Beichtvater großzügiger zeigt als Geistliche anderer Orden, die man durch Verleumdungen und andere Mittel von einflussreichen kirchlichen Ämtern möglichst fernhalten solle; politische und private Geheimnisse der Fürsten gelte es durch Bestechung ihrer Günstlinge und Diener herauszubekommen; reiche Witwen solle man dazu bewegen, nicht wieder zu heiraten, damit sie ihr Vermögen dem Orden vermachen können; ihre Kinder sollten aus dem gleichen Grund dazu gebracht werden, dem Orden beizutreten; dringend wird dazu geraten, die wahren Vermögensverhältnisse des Ordens nicht an den Papst zu melden, sondern sich stattdessen ihm gegenüber und in der Öffentlichkeit stets als bedürftig, gegenüber den Armen aber als großzügig hinzustellen.

Damit sind bereits die zentralen Vorwürfe der darauf folgenden Geschichte umrissen: Die Jesuiten seien habgierig und machtlüstern, sie würden Intrigen spinnen und konspirativ arbeiten, sie würden auf unrechtmäßige Weise Einfluss auf die Politik ausüben und geheime Anweisungen aus dem Ausland bekommen, sie wären bedenkenlos in der Wahl ihrer Mittel und lax in ihrer Moral. Diese Stereotypen, die vor allem im England vor der Glorious Revolution weit verbreitet waren und in der so genannten Papisten-Verschwörung von 1678 ihren blutigen Höhepunkt fanden, gingen im 18. Jahrhundert auch in den Diskurs der Aufklärung ein, etwa in der Encyclopédie und bei dem radikal antiklerikalen Voltaire, die nur den Vorwurf moralischer Laxheit gegen den des religiösen Fanatismus austauschten.

Die Aufhebung des Ordens im 18. Jahrhundert

Bei den Angriffen auf die Jesuiten, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einsetzten und zur Aufhebung des Ordens im Jahre 1773 führten, wurden diese konspirationistischen Stereotypen jeweils aktualisiert und auf die spezifische Situation des Landes zugeschnitten. So unterschiedlich die Motive der verschiedenen Staaten waren, die Jesuiten zu verfolgen, Verschwörungstheorien spielten dabei jedes Mal eine Rolle.

Den Anfang machte Portugal. Hier war der Marquês von Pombal leitender Minister, ein Anhänger des aufgeklärten Absolutismus, dem die Jesuiten schon deshalb ein Dorn im Auge waren, weil sie sich den Versuchen widersetzten, die portugiesische Kirche der absoluten Macht seines Königs, Josephs I. (Dom José I), zu unterwerfen. Konkreter Anlass seiner Feindschaft gegen den Orden waren die jesuitischen Indianerreduktionen im spanischen Südamerika. Als 1750 sieben dieser Siedlungen geräumt werden sollten, weil ihr Gebiet bei einem Gebietstausch an die portugiesische Krone fallen sollte, wehrten sich die dort lebenden Indios gewaltsam gegen ihre Umsiedlung. Obwohl der Orden die Indios zu Gehorsam aufgerufen hatte, machte Pombal ihn für den fünf Jahre währenden Kleinkrieg verantwortlich. Dies genügte zusammen mit dem Vorwurf, die Jesuiten würden in den Kolonien einen „Staat im Staate“ bilden, um die übrig gebliebenen Reduktionen in Brasilien auflösen zu lassen. Die öffentliche Predigt des Jesuiten Gabriel Malagrida, wonach das verheerende Erdbeben des Jahres 1755, das Lissabon zerstörte, Gottes Strafe für die gottlose und kirchenfeindliche Politik der Regierung sei, vergiftete die Beziehungen weiter. Ein Attentat auf den König im September 1758 brachte das Fass zum Überlaufen. Pombal stellte, ohne zureichende Beweise präsentieren zu können, die Jesuiten als Drahtzieher des Anschlags hin und ließ Malagrida und neun weitere Patres verhaften. Im Januar 1759 wurden die Besitzungen des Ordens beschlagnahmt, im Oktober erfolgte die Ausweisung sämtlicher Jesuiten aus Portugal.

In Frankreich geriet der Orden zum einen durch die aufstrebenden Jansenisten unter Druck, die sich in ihrem Kampf um die geistliche und politische Vorherrschaft der oben genannten Stereotypen und Verschwörungstheorien bedienten: So verbreiteten sie zum Beispiel das Gerücht, der Orden hätte Robert François Damiens 1751 beauftragt, ein Attentat auf König Ludwig XV. zu verüben. Zum anderen war er der Krone im Weg, die in den gallikanischen Artikeln von 1682 jeglichen Anspruch der Kirche und des Papstes auf weltliche Macht geleugnet hatte. Anlass zur Aufhebung bot – ähnlich wie in Portugal – die Missionstätigkeit des Ordens in Übersee. Antoine de LaValette, der Generalobere der Jesuitenmissionen in Lateinamerika, war wegen verbotener Handelstätigkeit auf Martinique ins Visier geraten. Als er 1755 Bankrott ging und Schulden im Wert von 2,4 Millionen Livres hinterließ, weigerten sich die französischen Jesuiten zu zahlen. Sie behaupteten, jedes Jesuitenhaus wirtschafte selbstständig, und lehnten eine Gesamthaftung des Ordens ab. Dies führte zu einem Prozess vor dem jansenistisch dominierten „Parlement“ (Gericht) von Paris, in dem 1764 die bis dahin geheimen Constitutiones des Ordens aufgedeckt wurden. Dass die französischen Patres dem Papst absoluten Gehorsam schuldeten, also mehr Loyalität als der französischen Krone, löste erhebliche Empörung aus. Das Pariser Parlement verbot den Jesuiten daraufhin jegliche Verbindung mit ihren Oberen und zog ihren Besitz ein. Im November 1764 folgte König Ludwig XV. mit einem Edikt, in dem den verbliebenen Jesuiten ein Treueeid auf ihn abverlangt wurde, den aber nur sechs von ihnen zu leisten bereit waren. Damit war die Tätigkeit des Ordens in Frankreich beendet.

In Spanien bot ebenfalls der Jesuitenstaat von Paraguay Anlass zum Verbot des Ordens. Um sie instand zu setzen, sich gegen die Sklavenjäger aus São Paulo, die berüchtigten Paulistaner Bandeiranten, zu verteidigen, hatten die Jesuiten ihren Indios gestattet, sich zu bewaffnen, was dem Vorurteil, sie strebten nach eigener politischer Macht, weitere Nahrung gegeben hatte. Als es 1766 zum so genannten „Madrider Hutaufstand“ kam – die Regierung hatte mit dem Verbot, Sombreros zu tragen und einer gleichzeitigen Steuererhöhung den Zorn der Bürger erregt – wurden, wider alle Evidenz, die Jesuiten als angebliche Drahtzieher dafür verantwortlich gemacht. Im Februar 1767 wurde der Orden in Spanien und den spanischen Gebieten in Amerika aufgehoben, gleichzeitig wurden auch die Reduktionen aufgelöst.

Allegorie auf die Auflösung des Jesuitenordens 1773
Allegorie auf die Auflösung des Jesuitenordens 1773

Ein Territorialkonflikt zwischen dem bourbonisch regierten Herzogtum Parma und dem Kirchenstaat bot schließlich den anderen bourbonischen Thronen von Frankreich und Spanien sowie Portugal einen Ansatz, Druck auf die Kurie auszuüben, den verhassten Orden gänzlich aufheben zu lassen. Nach zähen Verhandlungen fügte sich Clemens XIV. und hob am 21. August 1773 mit dem Breve „Dominus ac redemptor noster“ den Orden auf. Im Jahr darauf wurden drei kleinere Territorien zurückgegeben, die die bourbonischen Mächte besetzt hatten, um Druck auf die Kurie auszuüben.

Nach der Aufhebung ihres Ordens sammelten sich die Jesuiten in verschiedenen Genossenschaften zur Herz-Jesu-Verehrung, die zum Teil sogar die Jesuitenregel übernahmen, zum Beispiel in der 1794 gegründeten Gesellschaft des Hl. Herzens Jesu oder den drei Jahre später gestifteten Paccanaristen. Mit dem Ende des Ordens endeten die Verschwörungstheorien gegen ihn noch keineswegs: Man argwöhnte, er würde seine Arbeit im Geheimen fortsetzen, und als Clemens XIV. im September 1774 verstarb, munkelte Jean Baptiste d'Alembert in einem Brief an König Friedrich II. von Preußen, der Papst sei sicher einem Giftanschlag der rachsüchtigen Jesuiten erlegen.

In Preußen und in Russland, wo die nicht-katholischen Regierungen die päpstliche Autorität nicht anerkannten, fanden einige der Jesuiten Zuflucht, vor allem weil die Zarin Katharina die Große und Friedrich II. die Vorteile des jesuitischen Schulsystems nicht aufgeben wollten und weil beide Herrscher für die katholische Bevölkerung Polens, welches zwischen Russland und Preußen aufgeteilt worden war, Seelsorger benötigten.

Verfolgungen im 19. und 20. Jahrhundert

1814 wurde die Gesellschaft Jesu von Papst Pius VII. kraft der Bulle Sollicitudo omnium ecclesiarum vom 7. August 1814 wieder zugelassen. Trotz immer neuer Vertreibungen und Verbote wuchs der Orden schnell wieder zu alter Größe.

Kurz nach der Gründung des Deutschen Reiches wurden die Jesuiten während des sogenannten Kulturkampfes 1872 des Landes verwiesen. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurden 1917 diese Jesuitengesetze wieder aufgehoben.

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Jesuiten wie die Freimaurer unter die „Volksschädlinge“ gerechnet. Mehrere Patres wurden mit Predigtverboten belegt, in ihrer Tätigkeit eingeschränkt, verfolgt und in Konzentrationslagern interniert. Pater Rupert Mayer, ein bedeutender Männerseelsorger und Prediger an der Münchener Jesuitenkirche St. Michael, wurde ins Exil verbannt. Pater Alfred Delp wurde als Mitglied des Kreisauer Kreises inhaftiert und in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Zahlreiche weitere Ordensmitglieder aus ganz Europa waren im sogenannten Priesterblock im KZ Dachau interniert.

In der Schweizer Verfassung (nach dem Sonderbundskrieg) von 1848 gab es einen Jesuitenartikel, der nicht nur dem Orden selbst, sondern allen Jesuiten jede Tätigkeit in Staat und Kirche untersagte. Dieser Artikel wurde 1973 aufgehoben. In Spanien wurde die Gesellschaft Jesu mehrmals verboten, so etwa unter Isabella II. im Zuge des Ersten Carlistenkriegs und später erneut in der Zweiten Republik, die im Spanischen Bürgerkrieg unterging. In San Salvador ermordeten im Jahre 1989 Militärangehörige acht Personen an der zentralamerikanischen Universität José Simeón Cañas (UCA), darunter Studierende, Bedienstete und den Rektor Ignacio Ellacuría. Die UCA ist eine 1965 von Jesuiten gegründete Universität.

[Bearbeiten] Entwicklungen im 20. Jahrhundert

Zwischen Tradition und Moderne: Theologisch war der überwiegend dem Integralismus zuneigende, autoritäre Orden zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter ihrem Generaloberen Franz Xaver Wernz in den „Modernismus-Streit“ verwickelt, der sich um die Frage nach der Berechtigung der historisch-kritischen Bibel-Auslegung drehte. Papst Pius X. hatte in der Enzyklika „Pascendi" neuere rationalistische Tendenzen in der Exegese und der Dogmengeschichte verworfen und einen für alle Priester verpflichtenden „Anti-Modernisten-Eid" (1910) eingeführt. Der Streit führte zur Gründung des Päpstlichen Bibelinstituts „Biblicum", das unter restriktiv jesuitischer Leitung stand und von dem später, unter Kardinal Augustin Bea, aber auch maßgebliche Impulse ausgingen, mit der übrigen, von der historisch-kritischen Methode geprägten Forschung in einen Dialog einzutreten.

Zu den bedeutenden neueren Gestalten des Ordens gehörten in Nordwesteuropa der Philosoph Erich Przywara und die Theologen Jean Daniélou, Henri de Lubac und Karl Rahner, deren Arbeiten maßgeblich das Zweite Vatikanische Konzil beeinflussten. Sie bemühten sich darum, die herrschende katholisch-jesuitische Schultheologie des 19. Jahrhunderts aufzubrechen, indem sie an die zeitgenössische Philosophie anknüpften. Der Paläontologe, Geologe und Theologe Pierre Teilhard de Chardin versuchte das biblische Schöpfungsverständnis mit der naturwissenschaftlichen Evolutionslehre zu verbinden. Im Bereich der Sozialwissenschaften vertieften Heinrich Pesch, Gustav Gundlach und Oswald von Nell-Breuning die Ansätze der katholischen Soziallehre und übten bis etwa 1950/60 einen wichtigen Einfluss auf den politischen Katholizismus aus.

Papst Paul VI. erteilte dem Orden den speziellen Auftrag, den Atheismus zu bekämpfen, während Pedro Arrupe als Pater General den Orden prägte (und ihn gleichzeitig reformierte). Erstmals wurden neue Akzente in der Option für die Armen, des Zusammenhangs von Glaube und Gerechtigkeit, und einer konstruktiv kirchenkritischen Linie gesetzt. So formulierte die 32. Generalkongregation (1974/75) "Der Auftrag der Gesellschaft Jesu heute besteht im Dienst am Glauben, zu dem die Förderung der Gerechtigkeit notwendig dazugehört."[2]

In einem Schreiben an den Pater General Kolvenbach im Vorfeld der 35. Generalkongregation schrieb Papst Benedikt XVI. am 10. Januar 2008 u.a.: Um der ganzen Gesellschaft Jesu eine klare Ausrichtung zu geben, die Unterstützung ist für eine großzügige und treue apostolische Hingabe, wäre es heute wie noch nie nützlich, wenn die Generalkongregation, im Geist des hl. Ignatius, ihr vollständiges Festhalten an der katholischen Lehre bestätigt, besonders in einigen neuralgischen Punkten, die heute von der säkularen Kultur sehr stark angegriffen werden, wie zum Beispiel das Verhältnis von Christus und den Religionen, einige Aspekte der Theologie der Befreiung sowie verschiedene Punkte der Sexualmoral, besonders, was die Frage der Unauflöslichkeit der Ehe und die Pastoral für die homosexuellen Personen betrifft.

[Bearbeiten] Gegenwart des Jesuitenordens

Im Jahr 1995 fand die 34. Generalkongregation seit der Ordensgründung in Rom statt. Sie verabschiedete 26 Dekrete, die aktuelle Schwerpunkte im Orden beschreiben. Im Januar 2008 wählte die 35. Generalkongregation Adolfo Nicolás zum neuen Generaloberen, der Hans-Peter Kolvenbach ablöst. Neben Fragen innerer Struktur ist auch die immer mehr an Bedeutung gewinnende Zusammenarbeit mit den Laien ein wichtiges Thema der Gegenwart. Inhaltliche Schwerpunkte der Tätigkeit des Ordens liegen auf internationaler Ebene vor allem in folgenden Bereichen: Afrika, China, Spiritualität, Migration und interreligiöser Dialog. Mit knapp 19.000 Mitgliedern, Brüdern und Priestern, ist der Jesuitenorden zahlenmäßig der größte der katholischen Kirche. Der Orden ist Teil jenes ignatianischen Netzwerkes verschiedener Ordens- und Laiengemeinschaften, das nach der ignatianischen Spiritualität lebt und aus ihr wirkt. Die partnerliche Zusammenarbeit aller in der gemeinsamen Sendung für die Nöte der Zeit ist das große Anliegen der Gegenwart geworden. Seit Pedro Arrupe, der in den Orden besonders soziale Anliegen einbrachte und auf Erneuerung drängte, aber auch schon zuvor, gab und gibt es unter den Jesuiten auch kirchenkritische Positionen. Die Betonung der Option für die Armen, soziale Gerechtigkeit und der Einsatz für Gender-Gerechtigkeit stößt aber bei einigen im Orden auf Unverständnis. Interne Spannungen waren besonders in der Zeit von 1981 bis 1983 offenkundig, als Arrupe krankheitsbedingt sein Generalat nicht mehr weiterführte und der Papst erstmals eine Ordensleitung einsetzte, die nicht von den Mitgliedern gewählt worden war. Es war das Verdienst Kolvenbachs, diese Spannungen mit dem Vatikan wieder auszugleichen.

Die interne Vielfalt der Meinungen hinsichtlich der großen und aktuellen Themen in der Kirche blieb aber bestehen und führt zeitweise über das Maß einer bereichernden Vielfalt hinaus. Die Generation der 30- und 40-Jährigen vertritt in der westlichen Welt eine deutlich restaurative und großteils konservative Linie sowohl in der Ordenspolitik, als auch in allgemeinen kirchlichen Fragen. Der Orden verlor seit den 1970er Jahren etwa ein Drittel seiner Mitglieder und ist derzeit von akuter Sorge um seine zahlenmäßige Vorrangstellung unter den Orden und im kirchlichen Einflussbereich gekennzeichnet. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist die Zusammenarbeit mit Laien wichtig geworden. Der Orden versucht deshalb, verschiedene Gruppierungen zu fördern, die in seinen Werken mitarbeiten oder auch andere inhaltliche Schwerpunkte des Ordens teilen. Zu diesen Mitarbeitern gehört sie Gemeinschaft christlichen Lebens, die ignatianischen Assoziierten, die Volunteers, sowohl die Jugendlichen, als auch die Senioren und andere.

[Bearbeiten] Ausbildung

Die Ausbildung der Jesuiten gliedert sich in mehrere Bereiche: Kandidatur, Noviziat, gegebenenfalls Scholastikat und Tertiat. Der Prozess der Bildung dauert den Impulsen des Zweiten Vatikanischen Konzils zur „formatio continua“ entsprechend wie auch in den meisten anderen Orden ein Leben lang. Die Ausbildung ist auf den verschiedenen Kontinenten je nach Bedarf und Vorbildung der eintretenden Interessenten unterschiedlich entfaltet und akzentuiert.

Am Anfang stehen meist dreitägige Kurzexerzitien (Triduum), in denen die Kandidaten das Noviziatsversprechen ablegen. Im Noviziat muss sich der Interessent dafür entscheiden, ob er Jesuitenbruder oder Priester werden will. Unterbrochen wird die Zeit im Noviziatshaus von den verschiedenen Experimenten, in pastoralen oder sozialen Tätigkeiten. Zentrales Experiment sind die 30-tägigen Exerzitien. Zum Abschluss dieser zweijährigen Prüfungszeit werden die ersten Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams abgelegt. Für alle Jesuiten, die Priester werden wollen, schließt sich nun die Zeit als Scholastiker an. Sie umfasst das Studium der Theologie mit einer zweijährigen praktischen Tätigkeit, das sogenannte Magisterium oder Interstiz. Nach dem Noviziat folgt ein Studium oder eine Ausbildung je nach Vorbildung. Heutzutage bringen viele bereits einen Studienabschluss mit.

Das Tertiat, das nach etwa zehn Jahren stattfindet, beginnt mit einer halbjährigen Sabbatzeit, während der zum zweiten Mal die 30-tägigen Exerzitien gemacht und die Letzten Gelübde abgelegt werden. Das vierte Gelübde beinhaltet den besonderen Gehorsam gegenüber dem Papst und ist ein Merkmal des Jesuitenordens und seit 2004 auch der Congregatio Jesu. Für Interessenten, die zu Beginn der Ausbildung schon über bestimmte Qualifikationen oder Erfahrungen verfügen, verkürzt sich das Programm entsprechend.

[Bearbeiten] Jesuiten in Deutschland

Die Jesuiten in Deutschland gehören der zum 31. Juli 2004 aus der Oberdeutschen und Norddeutschen zur Deutschen Provinz der Jesuiten zusammengefassten Provinz an, die außer dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland noch Dänemark und Schweden umfasst. Sie zählt heute etwa 420 Mitglieder und hat zahlreiche Niederlassungen, in Deutschland schwerpunktmäßig in München, Nürnberg, Mannheim-Ludwigshafen, Frankfurt, Berlin, Hamburg, Bad Godesberg und St. Blasien. Der Sitz des Provinzialates ist seit 2004 in München.

Einrichtungen:

[Bearbeiten] Jesuiten in Österreich

Österreich gehört mit etwa 90 Jesuiten im Jahr 2006 zu den kleinen Provinzen des Ordens. Standorte sind Wien, wo sich das Provinzialat und das Kardinal König Haus befinden, Innsbruck, wo die Theologische Fakultät ein Beispiel der Kooperation von Laien, Diözesanpriestern und Jesuiten darstellt und ein internationales Studienhaus, das Canisianum, von den Jesuiten geführt wird, weiters Linz und St. Andrä im Lavanttal mit je einem Exerzitienhaus. Einzelne Jesuiten arbeiten in Wien und Graz in diözesanen Einrichtungen (Exerzitienreferat, Ordensvikariat, Priesterseminar, Gefängnisseelsorge, Hochschulseelsorge und Pfarrseelsorge). Eine der beiden von Jesuiten betriebenen Pfarren, die Pfarre Canisius in Wien 9, wird mit Ende 2007/08 der fremdsprachigen Seelsorge in der Erzdiözese Wien übertragen. Die Pfarre Lainz in Wien 13 wird weiter von Jesuiten betreut. Einrichtungen:

  • Teilhabe am Noviziat in Nürnberg
  • Teilhabe an der Theologischen Fakultät Innsbruck (nicht mehr „vorrangig“ eine Jesuiten-Fakultät)
  • Canisianum Innsbruck
  • Jugendzentrum Marianische Kongregation Innsbruck
  • Provinzialat mit Seelsorgebetrieb in der angeschlossenen Universitätskirche
  • Teilhabe am Kardinal König Haus Wien (gemeinsam mit der Caritas)
  • Pfarre Wien Lainz
  • Teilhabe an der Katholischen Sozialakademie (Einrichtung der Österreichischen Bischofskonferenz)
  • Haus Manresa Linz (Exerzitienhaus)
  • Haus Kolleg, St. Andrä im Lavanttal, Exerzitienhaus

[Bearbeiten] Generalobere des Ordens

Während der Auflösung des Ordens führten ihn:

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Jonathan Wright: Die Jesuiten. Mythos - Macht - Mission. Magnus Verlag, Essen 2005, ISBN 3-88400-430-1
  • Peter Claus Hartmann: Die Jesuiten. Beck'sche Reihe 2171. C.H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-44771-6
  • Stefan Kiechle / Clemens Maaß (Hrsg.): Der Jesuitenorden heute. TOPOSplus-Taschenbücher 328. 2. Aufl. Matthias-Grünewald-Verl., Mainz 2001, ISBN 3-7867-8328-4
  • Jürgen Stillig: Jesuiten, Ketzer und Konvertiten in Niedersachsen. Untersuchungen zum Religions- und Bildungswesen im Hochstift Hildesheim in der Frühen Neuzeit. Schriftenreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim 22. Bernward, Hildesheim 1993, ISBN 3-87065-745-6
  • Rüdiger Funiok/Harald Schöndorf (Hrsg.): Ignatius von Loyola und die Pädagogik der Jesuiten. Ein Modell für Schule und Persönlichkeitsbildung. Auer, Donauwörth 2000, ISBN 3-403-03225-6
  • Klaus Mertes: Verantwortung lernen - Schule im Geist der Exerzitien. Ignatianische Impulse. Echter, Würzburg 2004, ISBN 3-429-02537-0
  • François de Dainville: L'éducation des Jésuites (XVIe-XVIIIe siècles). éd. de Minuit, Paris 1978. (Le sens commun). ISBN 2-7073-0222-8.
  • Bernhard Duhr: Text der Studienordnung von 1599 und 1832. In: Ders.: Die Studienordnung der Gesellschaft Jesu. Herdersche Verlagshandlung, Freiburg i. Breisgau 1896.
  • Alain Woodrow et Albert Longchamp, Les Jésuites. Histoire de pouvoirs. Paris, Jean-Claude Lattès, 1984. ISBN 2010181107
  • François de Dainville, L'éducation des Jésuites (XVIe-XVIIIe siècles). Paris: éd. de Minuit, 1978. (Le sens commun). ISBN 2-7073-0222-8.
  • Harro Höpfl: Jesuit Political Thought: The Society of Jesus and the State, c. 1540-1630. Cambridge 2004, ISBN 978-0-521-83779-8.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Henry Kamen: Empire, How Spain Became a World Power Perennial (2004) ISBN 0-06-093264-3
  2. Glaube und Gerechtigkeit