Jesus Christus

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Dieser Artikel bezieht sich auf Jesus von Nazaret als Christus im religiösen Sinn. Weitere Bedeutungen unter Christus (Begriffsklärung)
Christus-Darstellung aus dem  6. Jahrhundert, Ausschnitt aus einem Mosaik in Sant'Apollinare Nuovo, Ravenna
Christus-Darstellung aus dem 6. Jahrhundert, Ausschnitt aus einem Mosaik in Sant'Apollinare Nuovo, Ravenna

Jesus Christus (von griechisch Ιησούς Χριστός, Aussprache und Betonung: Iesús Christós, ɪɛˈsʊs xrɪsˈtɔs, Jesus, der Gesalbte) ist die gebräuchlichste Bezeichnung der Christen, wenn sie von Jesus von Nazaret als dem Messias sprechen. Christus ist dabei ursprünglich kein Nachname oder Zweitname, sondern ein Ehrentitel in Form einer Apposition und bedeutet der Gesalbte, was die einzigartige Bedeutung dieser Person im Verhältnis zu יהוה (JHWH), dem Gott Israels, ausdrückt.

Die Bedeutung dieser Person und ihrer Bezeichnungen für Kirche, Christen und Nichtchristen entfaltet die Christologie. Für die grundlegenden Glaubensaussagen des Neuen Testaments (NT) zu Jesus siehe den Artikel Jesus Christus im Neuen Testament.

Inhaltsverzeichnis

Neues Testament

„Jesus Christus“ ist im NT ursprünglich ein zum Namen konzentriertes Glaubensbekenntnis. Es setzt sich aus Jesus, der Gräzisierung des hebräischen Vornamens ישׂוּע (Jeschua), und Christus, der Latinisierung von Χριστός (Christós), der griechischen Übersetzung des hebräischen Titels משׂיח Maschiach („Gesalbter“, eingedeutscht „Messias“) zusammen. Die Verbindung des hebräischen Vornamens mit dem griechisch-lateinischen Titel ist als griechischer Nominalsatz ohne Verb bereits die wesentliche urchristliche Glaubensaussage: „Jesus ist der Messias“.

Simon Petrus ist im NT der erste der Jünger Jesu, der bekennt (Mk 8,29 EU): „Du bist der Christus!“ („Σὺ εἶ ὁ χριστός“) Diese erstmalige Aussage kann als Geburtsstunde des Christentums gelten. Der Messias ist nach christlichem Verständnis also identisch mit Jesus von Nazaret; im Christentum gibt es keinen weiteren Gesalbten.

Die Bekenntnisformel „Jesus [ist der] Christus“ findet sich bei sämtlichen Autoren des NT, was auf ihr hohes Alter und ihre Bedeutsamkeit für das frühe Christentum schließen lässt. Ob sie schon zu Lebzeiten Jesu entstand und ob der historische Jesus selbst sich für den Messias hielt, ist in der Leben-Jesu-Forschung jedoch stark umstritten. Jedenfalls lässt sich die Formulierung mit großer Wahrscheinlichkeit bis zur Jerusalemer Urgemeinde zurückführen und ist integraler Bestandteil des urchristlichen Kerygmas (vgl. Apg 5,42 nach der revidierten Elberfelder Bibel: „… und sie hörten nicht auf, […] Jesus als den Christus zu verkündigen.). Das christliche Glaubensbekenntnis lässt sich somit nur noch als Geschichte dieser Person nacherzählen (narrativ) und so verkünden (kerygmatisch).

Indem der im Judentum vorgeprägte Messiastitel in der griechischen Sprache auf Jesus allein bezogen und von den Christen nur noch in Verbindung mit dieser Person benutzt wurde, entwickelte sich „Jesus Christus“ faktisch zum Eigennamen. Schon die erste Generation der Christen hat die Bekenntnisformel im Sinne eines Jesus von Gott verliehenen Ehrennamens verstanden (vgl. Phi 2,9 EU), was auch die frühe Taufformel „im Namen Jesu Christi“ (Apg 2,38 EU) nahelegt. Zu diesem Namen werden sich nach urchristlichem Verständnis eines Tages „alle Zungen im Himmel und auf Erden bekennen“ (Phi 2,11 EU).

Deklination und liturgischer Gebrauch

Im traditionellen kirchlichen liturgischen Gebrauch West- und Mitteleuropas wird der Name Jesus Christus (lateinisch) dekliniert:

Nominativ: Jesus Christus
Genitiv: Jesu Christi
Dativ: Jesu Christo
Akkusativ: Jesum Christum
Ablativ: Jesu Christo
Vokativ: Jesu Christe

Die Endsilbenvokale sind zum Teil verschieden, weil „Jesus“ auch auf Latein einer griechischen Deklination folgt, wohingegen „Christus“ der lateinischen o-Deklination angehört. Der Genitiv „Jesu“ ist in das Deutsche eingegangen: auch dort, wo der Vorname ohne den Christustitel erscheint. Der lateinische Dativ und Akkusativ des Namens sind dagegen unüblich geworden. Die Anrede Christe (Vokativ) findet sich in der evangelischen Gottesdienstliturgie im Kyrie (Christe eleison), in den Rahmenversen zur Evangelium (Liturgie)slesung (Lob sei dir, o Christe!) und im Agnus Dei (Christe, du Lamm Gottes).

Abkürzungen und Christusmonogramm

Der Name „Jesus Christus“ wird in den antiken und modernen Texten auf zahlreiche Weise abgekürzt. Im 4. bis 6. Jahrhundert war es üblich, als Christusmonogramm eine Verschränkung der beiden ersten Buchstaben des griechischen Christos, X (Ch) und P (R), zu benutzen, mitunter eingeschlossen vom ersten und letzten Buchstaben des griechischen Alphabets, Alpha und Omega (Α und Ω). (Offb 1,8 EU)

Als Christusmonogramm aus alter Zeit ist auch die aus den Anfangsbuchstaben der griechischen Worte Iesus Christós Theu Yiós Soter (d. h. „Jesus Christus, Gottes Sohn, Heiland“) gebildete Formel ΙΧΘΥΣ (ichthys) aufzufassen. Diese Abkürzung wird oft durch einen Fisch (griechisch ichthys) verbildlicht.

Später war die Abkürzung IC XC (griechisch für „IS Chs“) beliebt. Im 15. Jahrhundert gelangte IHS (griechisch für „Ies“) durch Bernhardin von Siena zu großem Ansehen, der bei seinen Predigten eine Tafel mit diesem Namenszug in goldenen Buchstaben aufstellte. Dies wurde im 16. Jahrhundert das Ordenszeichen der Jesuiten und zugleich als Abkürzung von Iesus Hominum Salvator (lat. „Jesus, Heiland bzw. Erlöser der Menschen“) oder In Hoc Signo vinces (lat. „In diesem Zeichen wirst du siegen“) gedeutet.

Siehe auch

Weblinks