Ravenna
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Ravenna | |
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Staat: | Italien |
Region: | Emilia-Romagna |
Provinz: | Ravenna (RA) |
Geographische Koordinaten: | 44° 25′ N, 12° 12′ OKoordinaten: 44° 25′ 0″ N, 12° 12′ 0″ O |
Höhe: | 4 m s.l.m. |
Fläche: | 652 km² |
Einwohner: | 146.989 (31.12.04) |
Bevölkerungsdichte: | 221,56 Einw./km² |
Postleitzahl: | 48100 |
Vorwahl: | 0544 |
ISTAT-Nummer: | 039014 |
Demonym: | Ravennati oder Ravegnani |
Schutzpatron: | Sant'Apollinare |
Website: | http://www.comune.ravenna.it/ |
Ravenna (veraltet deutsch: Raben) ist eine italienische Stadt mit etwa 140.000 Einwohnern. Ravenna ist Hauptstadt der gleichnamigen italienischen Provinz in der Region Emilia-Romagna und liegt an der Adria zwischen Rimini und dem Po-Delta. Das Stadtzentrum ist heute durch Verlandung ca. 9 km von der Küste entfernt, aber durch den Canale Candiano mit dem Hafen und dem Seebad Marina di Ravenna verbunden.
Die Stadt ist Erzbischofssitz. Von 402 bis 476 war Ravenna die Hauptresidenz der weströmischen Kaiser. In den folgenden Jahrzehnten residierten hier auch Odoaker, Theoderich der Große und dessen Nachfolger; nach der Rückeroberung Italiens durch oströmische Truppen war die Stadt dann bis zur Einnahme durch die Langobarden (751) Zentrum eines kaiserlichen Exarchats.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Römische Kaiserzeit
In der frühen und hohen Kaiserzeit war Ravenna eine von Wasser umschlossene Lagunenstadt und ihr Hafen Classis (zeitweilig bis zu 50.000 Einwohner) einer der beiden bedeutendsten Flottenstützpunkte des Römischen Reiches (der andere war Misenum). Der gestürzte markomannische König Marbod wurde hier im Jahre 19 n. Chr. bis zu seinem Tode im Jahre 37 interniert. Ebenso lebten die von Germanicus gefangen genommenen Cherusker Thusnelda und Thumelicus hier.
[Bearbeiten] Spätantike und Völkerwanderung
Im Jahr 401 verlegte der weströmische Kaiser Honorius seinen Hof von Mailand nach Ravenna, da die Stadt sehr gut zu verteidigen war. Die Westgoten unter Alarich I. belagerten 408 Ravenna. Im selben Jahr wurde der Feldherr Stilicho Opfer einer Intrige am Kaiserhof. Des Paktierens mit Alarich und damit des Hochverrats beschuldigt, wurde er in Ravenna hingerichtet.
Nach dem Tod des (Mit-)Kaisers Constantius III. 421 in Ravenna und dem Tod des Honorius regierte dessen Halbschwester Galla Placidia zunächst für ihren minderjährigen Sohn Valentinian III. Sie ließ die Stadt prächtig ausbauen. Eine spätere Legende besagt, dass sich im Jahre 410 der Neffe des Hunnenkönigs Rugila, Attila, am Hofe als Geisel befand.
Obwohl einige spätere Kaiser zeitweilig in Rom residierten, blieb Ravenna fortan der eindeutig bevorzugte Regierungssitz in Italien. Nach der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustus herrschte in der Stadt ab 476 der germanische rex Odoaker, der 493 von dem Ostgotenherrscher Theoderich nach der Niederlage in der "Rabenschlacht" eigenhändig ermordet wurde. Die Ostgoten unter Theoderich errichteten in Italien ein Reich, das bis zur endgültigen Niederlage gegen Ostrom (552) Bestand hatte. Sie herrschten nominell als Stellvertreter des Kaisers in Konstantinopel. Die Hauptstadt Ravenna erlebte unter ihnen bis etwa 535 erneut eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit.
Gegen seinen Protest wurde der gebrechliche Papst Johannes I. 525 von dem arianischen Theoderich nach Konstantinopel geschickt, um dort mit Kaiser Justin I. über sein Dekret gegen die Arianer zu verhandeln. Theoderich drohte dem Papst angeblich mit Repressalien gegen die Katholiken. Als Johannes unverrichteter Dinge zurückkehrte, ließ Theoderich den Papst unter der Anschuldigung verhaften, er habe sich mit dem Kaiser verschworen. Er wurde in Ravenna festgehalten und starb dort aufgrund der schlechten Behandlung 526. Theoderich starb kurz darauf am 30. August in Ravenna. Sein dortiges Grabmal ist heute leer, ob es je belegt war, ist umstritten.
535 begannen die oströmischen Truppen mit der Rückeroberung Italiens. Im Mai 540 fiel das von dem Heermeister Belisar im Auftrag des Kaisers Justinian I. belagerte Ravenna, wahrscheinlich hatten ostgotische Adlige dem Heermeister die Kaiserwürde des Westens angeboten. Belisar ging zunächst darauf ein und eroberte so ohne Blutvergießen die Stadt. Ob Belisar die Kaiserwürde nur zum Schein annahm, ist unklar; in jedem Fall ließ er sich nach der Einnahme Ravennas nicht zum Augustus ausrufen. Dennoch erweckte dieser Vorgang den Argwohn Justinians, der seinen Generälen ohnehin nie recht traute. 541/42 brach der Krieg in Italien erneut aus, 549 wurde Belisar abberufen und durch seinen Konkurrenten Narses ersetzt. Zeitweilig konnten die Oströmer nur Ravenna behaupten, während die Goten unter Totila wieder fast ganz Italien kontrollierten; erst 552 unterlagen sie Narses.
Nun erlangte Ravenna bis 751 als Vorposten des Oströmischen Reiches in Italien Bedeutung, die Stadt wurde bald nach dem Einfall der Langobarden (568) Hauptstadt des Exarchats von Ravenna. Aus dieser Zeit des Umbruchs von der Antike zum Mittelalter (siehe vor allem Spätantike) findet man in Ravenna heute noch zahlreiche bedeutende Bauwerke, die oft noch den originalen Mosaikenschmuck des 5. bis 7. Jahrhunderts zeigen und die inzwischen zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Sie sind vor allem deshalb einzigartig, weil im Kerngebiet des Oströmischen Reiches fast alle derartigen Mosaiken später dem Bilderstreit zum Opfer fielen.
[Bearbeiten] Mittelalter
751 eroberte der Langobardenkönig Aistulf die Stadt, womit das Exarchat von Ravenna endete. Im Vertrag von Quierzy (754) versprach Pippin der Jüngere, das ehemals byzantinische Exarchat von Ravenna dem Papst zu übergeben (Pippinische Schenkung); im Gegenzug legitimierte Papst Stephan II. die Karolinger als Könige des Frankenreichs. Schon 755 ereilte den fränkischen König die Bitte, dem Vertrag durch Taten zur Erfüllung zu verhelfen. Bis zu seinem Tode führte Pippin zwei erfolgreiche Feldzüge gegen die Langobarden und schenkte dem Papst die eroberten Gebiete. Er gilt so als Begründer des Kirchenstaates, zu dem auch Ravenna gehörte. Damit gelangte auch der Bischofssitz von Ravenna endgültig unter die päpstliche Oberhoheit. Denn zur Zeit des Papstes Vitalian entzog 666 der oströmische Kaiser Konstans II. die Kirche von Ravenna der Oberhoheit von Rom und machte sie zu einer in sich selbständigen Kirche. Das daraus folgende Schisma wurde unter Papst Donus und seinem Nachfolger Agatho wieder beseitigt, aber in der Folge hatten sich die ravennatischen Bischöfe als Patriarchen einer Hauptstadt immer wieder als weitgehend gleichberechtigt gesehen.
Um das Jahr 951 wurde in Ravenna der heilige Gründer der Kamaldulenser Romuald geboren, der später großen Einfluss auf Kaiser Otto III. gewinnen sollte.
967 hielt in Ravenna Kaiser Otto I. einen Reichstag ab. Auf Vorschlag des Kaisers genehmigte der gleichzeitig eine Synode versammelnde Papst Johannes XIII. die Errichtung der drei fortan zum Metropolitanverband des Erzbistums Magdeburg gehörenden Bistümer Meißen, Merseburg und Zeitz (später Naumburg (Saale)).
Später führte Ravenna den zu einer autonomen Republik wachsenden Städtebund, zu dem Ancona, Fano, Pesaro, Senigallia und Rimini gehörten und war bereits im 11. Jahrhundert Sitz einer bedeutenden Rechtsschule. Seit 1275 herrschte die Familie Pollenta in Ravenna.
Dante Alighieri vollendete in Ravenna die 1307 begonnene „Göttliche Komödie“, die wie kaum ein anderes Werk die europäische Literatur beeinflusste, und starb kurz darauf am 14. September 1321. Nachdem vor einiger Zeit seine Gebeine wiedergefunden worden sind, errichtete man ihm in Ravenna ein neues Grabmal.
[Bearbeiten] Neuzeit
1441 bis 1509 war Ravenna in der Hand Venedigs, wonach es durch die Liga von Cambrai in die Hände des Papstes gelangte. Durch den Frieden von Tolentino 1797 wurde Ravenna französisch. Durch den Wiener Kongress 1815 aber kam es wieder zum Kirchenstaat, zu dem es dann bis 1860 gehörte. Seit 1861 gehört Ravenna zu Italien. 1951 erhielt die Stadt die Medaglia d'oro al valor militare für ihre Verdienste im Zweiten Weltkrieg. Ravenna ist heute durch Grundwasserversalzung und die Überflutung von Landflächen durch Meerwasser gefährdet.
[Bearbeiten] Stadtteile
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[Bearbeiten] Partnerstädte
- Dubrovnik/Ragusa (Kroatien), seit 1969
- Speyer (Rheinland-Pfalz), seit 1989
- Chichester (Vereinigtes Königreich)
- Chartres (Frankreich)
- Posadas, Argentinien
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
Fremdenverkehr ist ein bedeutender Erwerbszweig. Die am Meer liegenden Badeorte Lido di Ravenna, Marina di Ravenna, Lido di Classe u. a. verfügen über zahlreiche Campingplätze, Ferienhäuser und Hotels, aber auch weitläufige Naturschutzgebiete. Am Lido di Dante gibt es auch einen ausgedehnten FKK-Strand.
Bei Ravenna befindet sich aber auch eine Erdölraffinerie und ein bedeutendes Industriegebiet der Chemie- und Energiebranche. Weitere wichtige Industriezweige sind die Schuh-, Bekleidungs- und Nahrungsmittelindustrie.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten gehören frühchristliche Bauten, die 1996 in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen wurden.
Dazu gehören die Kirchen San Vitale, Sant'Apollinare Nuovo sowie im einstigen Hafenort Classe Sant'Apollinare in Classe, ferner zwei frühchristliche Baptisterien: das Baptisterium der Kathedrale (Ravenna) (auch Baptisterium der Orthodoxen oder Neonische Taufkapelle genannt) und das Baptisterium der Arianer.
Das ebenfalls reich mit Mosaiken geschmückte Grabmal der Kaiserin Galla Placidia hat ihren Leichnam wohl nie aufgenommen. Galla Placidia starb 450 in Rom und wurde vermutlich dort beigesetzt.
Das Grabmal Theoderich des Großen gilt als besondere architektonische Leistung auf Grund des aus einem einzelnen Monolithen gearbeiteten Dachs.
Der Bischofsstuhl, den der den Arianismus in Ravenna beseitigende Bischof Maximianus (546-552) aus Byzanz mitbrachte, wird heute im Museum am Dom aufbewahrt und ist eines der großen Meisterwerke frühbyzantinischer Elfenbeinschnitzerei.
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Valentinian III., Kaiser des weströmischen Reiches
- Petrus Damiani (lat. Petrus de Honestis; * um 1006, † 1072), Benediktinermönch und Bischof; wird als Kirchenlehrer verehrt
- Romuald (* um 951; † 1027), Heiliger und Ordensgründer der Kamaldulenser
- Petrus von Ravenna (auch Petrus Tomais, Petrus Ravennatus; * um 1448; † 1508), italienischer Rechtswissenschaftler
- Paolo Cottignola, Filmcutter
- Romolo Gessi, Afrikareisender
- Franco Manzecchi, Jazz-Schlagzeuger
- Pellegrino Matteucci, Afrikareisender
- Marco Melandri, Motorradrennfahrer
- Enrico Onofri, Dirigent und Violinist
- Laura Pausini, Sängerin
- Davide Tardozzi, Motorradrennfahrer
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Friedrich Wilhelm Deichmann: Ravenna: Hauptstadt des spätantiken Abendlandes. Bd. 1: Geschichte und Monumente (1969). Bd. 2: Kommentar, Teil 1 (1974). Teil 2 (1976). Teil 3: Geschichte, Topographie, Kunst und Kultur, Indices zum Gesamtwerk (1989). Plananhang (1976). Bd. 3: Frühchristliche Bauten und Mosaiken von Ravenna (1958) [Tafelband]
[Bearbeiten] Film
- Ravenna. Am Ende der Antike Film von Andreas Christoph Schmidt aus der Reihe “Schätze der Welt / Erbe der Menschheit”. 2007, 15 Minuten
[Bearbeiten] Weblinks
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