Gehorsam
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Das Wort Gehorsam leitet sich (ähnlich wie Gehorchen) von Gehör, horchen, hinhören ab und kann von einer rein äußerlichen Handlung bis zu einer inneren Haltung reichen.
Gehorsam ist prinzipiell das Befolgen von Geboten oder Verboten durch entsprechende Handlungen oder Unterlassungen. Gehorsam bedeutet die Unterordnung unter den Willen einer Autorität, das Befolgen eines Befehls, die Erfüllung einer Forderung oder das Abstehen von etwas Verbotenem. Die Autorität ist meistens eine Person oder eine Gemeinschaft, kann aber auch eine überzeugende Idee, Gott oder das eigene Gewissen sein.
- Militärischer Gehorsam: ein strikt erzwungenes Befolgen von Befehlen und Anordnungen. Das Nichtbefolgen (Ungehorsam) zieht häufig Sanktionen nach sich und bedeutet oft ein Risiko für die Sicherheit anderer, kann aber in Einzelfällen auch geboten sein, so die Befehlsverweigerung aus rechtlichen oder ethischen Gründen. Das Spannungsverhältnis zwischen Befehl und Gewissen hat Heinrich von Kleist literarisch in seinem Drama Der Prinz von Homburg verarbeitet.
- Kindlicher Gehorsam: ein Sich Fügen von Kindern in den Familienverband, das sich aus einem natürlichen Abhängigkeitsverhältnis zu den Eltern ergibt, im übertragenen Sinn aber auch das kindlich-kindische Verhalten Erwachsener.
- Solidarischer Gehorsam: ein Sich einfügen in die Gruppe aus Solidarität, auch wenn man im Einzelnen nicht selbst von einer Idee oder Handlung überzeugt ist.
- Soziologischer Gehorsam: „Gehorsam“ als zentrales definitorisches Merkmal für „Herrschaft“ im Kontrast zur „Macht“ bei dem Soziologen Max Weber.
- Freiwilliger Gehorsam – gegenüber Normen, die als gut anerkannt sind (z.B. Zehn Gebote), gegenüber dem Willen Gottes überhaupt [1] (vgl. Resignation, Gelassenheit) oder gegenüber dem eigenen Gewissen. Damit verwandt ist
- Gehorsam in Ordens- und anderen Gemeinschaften – als freiwillige Verpflichtung im Sinne der „evangelischen Räte“ (Armut, Keuschheit, Gehorsam).
- Gehorsam als Selbstdisziplin. Dahinter steht eine Haltung, die den Sinn von Anordnungen bzw. das ihnen zugrunde liegende Sozialgefüge positiv sieht.
- Selbstgehorsam: Bereitschaft, erkannten guten Gründen und eigenen Interessen zu folgen, Grundlage jeder Entscheidung, auch Fundament von Beratungsprozessen).
- Vorauseilender Gehorsam – Erspürung einer Erwartung; bevor eine Anweisung ausdrücklich formuliert wurde, wird schon „gehorcht“. Als Maxime der Jesuiten wurde es erstmals formuliert. Er spielte eine bedeutende Rolle für die Wirksamkeit nationalsozialistischer Kampforganisationen.
- Kadavergehorsam (vgl. sacrificium intellectus Opfer des Verstandes), nach einer Wendung aus den Ordensregeln des Jesuitenordens, sowie
- Blinder Gehorsam, eine andere Variante des an die Autorität sozialer Organisationen verschenkten Ichs (die Partei hat immer recht)
Antipode von Gehorsam ist Renitenz.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Papst Benedikt XVI.: "Im Eintreten in den Willen Gottes kommen wir erst zu unserer wahren Identität. Das Zeugnis dieser Erfahrung braucht die Welt heute gerade mitten in ihrem Verlangen nach 'Selbstverwirklichung' und 'Selbstbestimmung'."