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Kadavergehorsam – Wikipedia

Kadavergehorsam

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Ausdrücke blinder Gehorsam und Kadavergehorsam bezeichnen einen selbstaufgebenden Gehorsam, der den eigenen Tod nicht ausschließt; im Allgemeinen umgangssprachlich ein kritikloses Abhandeln von Anweisungen sowie bedingungslose Ergebenheit (vgl. Resignation).

In etwa diesem Sinne findet sich die Rede vom „blinden Gehorsam“ u. a. bei Friedrich Schiller, der in Wallensteins Lager (1798) schreibt: „Das Wort ist frei, die Tat ist stumm, Gehorsam blind.“ In diesem Sinne wird „blinder Gehorsam“ analog zu „blinde Wut“, „blinder Wahn“ gebildet und meint „ohne Augen“ für Maß und Ziel.

Der Begriff des blinden Gehorsams bzw. des Kadavergehorsams - der Begriff beginnt im ägyptischen Frühmönchtum (Pachomios) und mündet seinem Gehalt nach in die Begriffsgeschichte des sacrificium intellectus (Opfer des Verstandes) ein - karikiert sprichwörtlich das Gehorsamverständnis des heiligen Ignatius von Loyola († 1556), der im Anschluss an monastische Traditionen (z. B. Pachomios, aber auch Franziskus von Assisi) in den Konstitutionen für die Jesuiten gefordert hat, sich ausschließlich von Gott und den Vorgesetzten leiten zu lassen. Dabei wählte er die folgenden Formulierungen:

  • „Wir sollen überzeugt sein, dass alles gerecht ist, und in blin­dem Gehor­sam all unser entgegengesetztes Meinen und Urteil in allen Din­gen ver­leugnen, die der Obere anordnet, wo sich nicht – wie gesagt – bestimmen lässt, dass ir­gendein Anschein von Sünde besteht.“ Blind ist der Gehorsam in Bezug auf den Eigenwillen; dagegen legt Ignatius höchsten Wert darauf, dass der Auftrag wirklich verstanden wird. Direkt im Anschluss heißt es:
  • „Wir sollen uns dessen be­wusst sein, dass ein jeder von denen, die im Gehorsam leben, sich von der göttlichen Vorsehung mittels des Oberen führen und leiten lassen muss, als sei er ein toter Kör­per, der sich wohin auch immer bringen und auf welche Wei­se auch immer behandeln lässt, oder wie ein Stab eines alten Man­nes, der dient, wo und wozu auch immer ihn der benutzen will, der ihn in der Hand hält.“ In der lateinischen Übersetzung heißt es 'perinde ac si cadaver essent', woraus das Missver­ständnis eines angeblichen „Kadavergehorsams“ entstanden zu sein scheint. (vgl. Literatur: Knauer)

Bereits Franziskus von Assisi hat auf die Frage eines seiner Gefährten nach dem „vollkommenen und höchsten Gehorsam“ geantwortet: „Nimm einen entseelten Leib (cadaver) und lege ihn hin, wohin Du magst: Du wirst sehen, dass er mit keiner Bewegung widerstrebt, seine Lage nicht ändert und sich nicht beschwert, wenn Du ihn liegen lässest ... Das ist der wahrhaftige Gehorsam, der nicht urteilt, weshalb man ihn bewege.“

Heute ist vom Kadavergehorsam meist im Hinblick auf das wilhelminische Kaiserreich mit seinem preußischen Militarismus, als Beweis der Treue der Kameraden oder in Bezug auf Totalitarismus die Rede. In diesem Zusammenhang könnte man auch von Obrigkeitsglauben, eiserner Disziplin und Aufopferungsbereitschaft des Einzelnen für das große Ganze, dessen Sinn und übergeordnetes Ziel er nicht unbedingt erfassen und verstehen kann, sprechen.

Während man die frühen Interpretationen vielleicht noch als - allerdings falsch verstandene - Loyalität deuten könnte, ist dies innerhalb totalitärer Kontexte nicht mehr möglich.

[Bearbeiten] Literatur

Fidelis Ruppert: Das pachomianische Mönchtum und die Anfänge klösterlichen Gehorsams (1971). Münsterschwarzach: Vier-Türme-Verlag 2. Aufl. 1998, bes. S. 418-427.

Werner Löser: Die Regeln des Ignatius von Loyola zur kirchlichen Gesinnung, in: Geist und Leben 57 (1984), S. 341-352.

Ignatius von Loyola, Gründungstexte der Gesellschaft Jesu, übers. v. Peter Knauer, Würzburg 1998. ISBN 3-429-01957-5.

Matthias Laarmann, Art. Sacrificium intellectus, in: J. Ritter/K. Gründer/G. Gabriel (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 8 (1992), Sp. 1113-1117.


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