Propaganda
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Propaganda bezeichnet einen absichtlichen und systematischen Versuch, Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zu steuern, zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten erwünschten Reaktion.[1]
Der Begriff „Propaganda“ wird vor allem in politischen Zusammenhängen benutzt; in wirtschaftlichen spricht man eher von „Werbung“, in religiösen von „Missionierung“.
Propaganda im modernen Sinne ist eine zur Beeinflussung, Manipulation und Herrschaftssicherung eingesetzte Technik. Entscheidend ist dabei die geschickte Auswahl und gegebenenfalls die Manipulation der Nachricht und nicht ihr Wahrheitscharakter. Durch die Monopolisierung der Propaganda in diktatorischen Regimen erhielt der Terminus einen stark pejorativen Charakter. Dennoch ist die gezielt einseitige Darstellung von Informationen eine gängige Praxis, auch in Demokratien. Auf Grund seiner negativen Konnotation ist der Begriff Propaganda weitgehend dem der Öffentlichkeitsarbeit (oder dem englischen Public Relations) gewichen. [2]
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Wortgeschichte
Lateinisch propagare heißt ursprünglich „verbreiten, ausdehnen, fortpflanzen”. Als Verb pfropfen (bei der Pflanzenveredelung) wurde der Begriff in der Botanik schon früh ins Deutsche entlehnt. Der Begriff wurde zwar erst während des Dreißigjährigen Krieges eingeführt, doch das Konzept ist schon in Aristoteles' Rhetorik zu finden.[3]
Mit dem Gerundivum dieses Verbs wurde von Papst Gregor XV. im Jahre 1622 eine kirchliche Kongregation namens Sancta congregatio de propaganda fide geschaffen, also die jesuitische „Heilige Gesellschaft zur Verbreitung des Glaubens”, deren Zweck es war, dem Protestantismus entgegen zu treten. Abgeleitet von der Bezeichnung dieser Organisation wurde der Ausdruck Propaganda in die meisten Sprachen übernommen.[4]
Der Club de la propagande, eine Geheimgesellschaft der Jakobiner im Frankreich des 18. Jahrhunderts, wollte die Verbreitung revolutionärer Ideen fördern.
[Bearbeiten] Agitation und Propaganda (Agitprop)
Im Machtbereich der Sowjetunion (unter Lenin) wurde als Propaganda die allgemeine Überzeugungsarbeit von Kommunisten bezeichnet, im Unterschied zur Agitation, die ein „Appell an die Massen zu bestimmten konkreten Aktionen“ sei (vgl. Agitprop).[5] Besonders in den Anfangszeiten der Sowjetunion war die Agitprop durch moderne Kunstrichtungen (den Futurismus) beeinflusst.
[Bearbeiten] Propaganda im Dritten Reich
Adolf Hitler und sein Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels gaben der Propaganda eine totalitär-dominante Bedeutung und nutzten dazu vor allem die Presse, den Rundfunk, sämtliche Medien der Künste und symbolisch markant aufgezogene Massenveranstaltungen.
Siehe den Hauptartikel: NS-Propaganda.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] „Staatliche“ und „zivile“ Formen von Propaganda
[Bearbeiten] Spezialisten
- Wladimir Wladimirowitsch Majakowski – russischer Dichter und Vertreter des Futurismus
- Willi Münzenberg – deutscher Kommunist (KPD) und Verleger in der Weimarer Republik
- Leni Riefenstahl – Regisseurin einiger Propaganda-Filme der Nationalsozialisten
- Edward Bernays – Begründer des „PR-Berater“ als Beruf
- Joseph Goebbels - „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“ unter Adolf Hitler
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ zit. nach Norstedt et al.: From the persian Gulf to Kosovo - War Journalism and Propaganda. In: European Journal of Communication 15 (2000), S. 383-404
- ↑ Dieter Nohlen (Hg.), Lexikon der Politik, Bd. 7, ISBN 3-406-36911-1, S. 524
- ↑ Klaus Merten: Die Konstruktion von Macht durch Kommunikation - am Beispiel von Propaganda (abgerufen am 9. Mai 2007)
- ↑ Christian Schwendinger: Was ist Propaganda? Begriffsgeschichte, Definition und das „Wesen“ der Propaganda, Januar 2007
- ↑ Lenin: Was tun? Brennende Fragen unserer Bewegung, 1902, bes. Kapitel 3b: Die Geschichte darüber, wie Plechanow von Martynow vertieft wurde
[Bearbeiten] Literatur
- Gerald Diesener; Rainer Gries (Hrsg.): Propaganda in Deutschland. Zur Geschichte der politischen Massenbeeinflussung im 20. Jahrhundert, Darmstadt 1996, Primus Verlag., ISBN 3-89678-014-X
- Rainer Gries; Wolfgang Schmale (Hrsg.): Kultur der Propaganda. Überlegungen zu einer Propagandageschichte als Kulturgeschichte, Bochum 2005, Verlag Dieter Winkler, ISBN 3-89911-028-5
- Thymian Bussemer: Propaganda. Konzepte und Theorien, Wiesbaden 2005, Verlag für Sozialwissenschaften, ISBN 3-8100-4201-3
- Peter Bürger: Kino der Angst. Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood, Stuttgart 2005, Schmetterling-Verlag, ISBN 3-89657-471-X
- Edward Bernays: Propaganda - Die Kunst der Public Relations. Aus dem Amerikanischen von Patrick Schnur. Freiburg 2007, deutsche Erstausgabe, orange-press, ISBN 978-3-936086-35-5
[Bearbeiten] DVD
- Parolen und Polemik - die Geschichte der deutschen Wahlwerbefilme, Dokumentarfilm, 112 Minuten, Tacker Film. Trailer
[Bearbeiten] Weblinks
- Christian Schwendinger Was ist Propaganda? Begriffsgeschichte, Definition und das „Wesen“ der Propaganda
- Propaganda-Poster aus Russland, der Tschechischen Republik, Polen und Kuba
- US Navy Rekrutierungsposter
- US Propaganda vor dem Irak-Krieg
- USA: 1,6 Milliarden für Propaganda im eigenen Land
- /Die Geburt der PR Der Beginn des Doktor Spin/Edward L. Bernays gilt als Vater der Propaganda. Er half Unternehmen und Staatschefs auf der ganzen Welt. Kein Wunder: Sigmund Freud war sein Onkel.sueddeutsche.de vom 28.7.2007
- Ausgewählte Ausstellungstücke des Deutschen historischen Museums
- Der Weltkrieg war vor deiner Tür Plakate und Propaganda aus dem zweiten Weltkrieg