Münsterland
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Das Münsterland ist eine Region im nördlichen Nordrhein-Westfalen bzw. im nordwestlichen Westfalen mit der Großstadt Münster als Zentrum. Es lässt sich je nach Zusammenhang unterschiedlich eingrenzen, einen ungefähren Rahmen bilden der Teutoburger Wald im Nordosten, die Lippe im Süden und die niederländische Staatsgrenze im Westen.
Als historische Region steht das Münsterland in der Tradition des Hochstifts Münster, des früheren Herrschaftsgebietes der Münsteraner Bischöfe. Daneben werden heute als Region Münsterland die Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt, Warendorf und das kreisfreie Münster zusammengefasst, deren Zusammenarbeit und gemeinsame Aktivitäten oft unter diesem Begriff firmieren. Landschaftlich wird als Münsterland der nördliche Teil der Westfälischen Bucht bezeichnet. Die jeweiligen Gebiete sind weitgehend, aber doch nicht vollständig deckungsgleich.
Das Regionalbewusstsein der Bevölkerung ist stark ausgeprägt und orientiert sich dabei eher an den historischen Grenzen. Verbindend wirken neben der langen gemeinsamen Geschichte vor allem das vorherrschende katholische Bekenntnis und teilweise noch die niederdeutsche Sprache in Form des Münsterländer Platt. Die im Vergleich zum überwiegenden Rest Nordrhein-Westfalens sehr ländliche Struktur sowie besondere kulturlandschaftliche Merkmale, etwa das vielerorts parkartige Landschaftsbild und die zahlreichen Wasserburgen, stellen weitere regionale Eigenheiten dar. Es besteht zudem eine starke Ausrichtung auf Münster, das in kultureller, geistiger und wirtschaftlicher Hinsicht seit jeher den beherrschenden Mittelpunkt bildet.
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[Bearbeiten] Geographie
Die Grenzen des Münsterlandes sind nicht eindeutig festzulegen, da dabei wahlweise geschichtlich-kulturelle oder naturräumliche Gesichtspunkte oder aber die aktuelle Verwaltungseinteilung zugrunde gelegt werden können. Neben einem recht großen, unzweifelhaft dazugehörigen Kernraum bestehen im Norden, Osten und Süden Übergangszonen, die man je nach Zusammenhang entweder zum Münsterland oder zu den umliegenden Regionen rechnen kann.
[Bearbeiten] Verwaltungstechnische Abgrenzung
Münster und die vier genannten Kreise haben zusammen eine Fläche von 5.940 km², was den Großteil des Regierungsbezirks Münster ausmacht. Die Einwohnerzahl beträgt knapp 1,6 Mio. (2005). Im Westen grenzen die Niederlande, im Südwesten die Region Niederrhein, im Süden das Ruhrgebiet, im Südosten die Hellwegbörden, im Osten die Region Ostwestfalen-Lippe, im Nordosten und Norden Niedersachsen mit Osnabrücker Land und Emsland an.
Die gegenwärtige Kreiseinteilung besteht erst seit der nordrhein-westfälischen Gebietsreform von 1975. Im Zuge von regionaler Zusammenarbeit und des um 1980 aufkommenden Regionalmarketings wird der markante Begriff Münsterland mittlerweile zum Teil auf diesen von den neuen Kreisen gebildeten Raum verengt, obwohl er vom historischen, ursprünglichen Gebiet des Münsterlandes abweicht.
[Bearbeiten] Historische Grenzen
Das historische Münsterland ist gleichzusetzen mit dem Oberstift Münster, dem Kerngebiet des vom ausgehenden Hochmittelalter bis 1803 bestehenden Hochstifts Münster. Seine Grenze wurde im Süden durch die Lippe gebildet, im Nordosten verlief sie etwa mittig zwischen Teutoburger Wald und oberer Ems. Nach 1816 bestand sie so außer im Südwesten überall als Kreisgrenze weiter. Erst 1929 und besonders ab 1969 kam es zu größeren Änderungen. Die Gebiete entlang der Lippe wurden den südlich angrenzenden Kreisen zugeteilt, kleinere Abtretungen gab es auch im Osten und Südwesten. Im Nordosten dagegen wurde das bis dahin nicht zum Münsterland gehörende Tecklenburger Land zum Kreis Steinfurt geschlagen und wird seitdem häufig als Teil der Region angesehen, was jedoch unter der Bevölkerung umstritten ist, da es sich landschaftlich an das Osnabrücker Land anlehnt und raumpolitisch sich an Osnabrück und nicht an Münster orientiert.
Die folgenden Gebiete sind historische Bestandteile des Münsterlandes, gehören aber nicht zu den genannten Kreisen der heutigen Verwaltungsgliederung:
- im Kreis Wesel: der Hamminkelner Stadtteil Dingden
- im Kreis Recklinghausen: Haltern am See größerenteils (nördlich der Lippe) und Dorsten kleinerenteils (Teil der ehemaligen Gemeinde Lippramsdorf)
- im Kreis Unna: Selm, Werne und der Lüner Stadtteil Altlünen
- in der kreisfreien Stadt Hamm: die Stadtteile Bockum-Hövel und Heessen
- im Kreis Soest: die Lippetaler Ortsteile Herzfeld und Lippborg sowie der Lippstädter Stadtteil Bad Waldliesborn
- im Kreis Gütersloh: die Stadt Harsewinkel und der Langenberger Ortsteil Benteler
Die Bevölkerung dieser Orte empfindet sich zu einem bedeutenden Teil noch dem Münsterland zugehörig. Dagegen nimmt das Tecklenburger Land aufgrund seiner Geschichte als mehrheitlich evangelische Grafschaft und seiner Lage überwiegend jenseits des Teutoburger Waldes im Einzugsgebiet Osnabrücks nach wie vor eine gewisse Sonderstellung in der Region ein.
Die Stadt Isselburg hingegen zählt historisch zum Niederrhein, liegt heute jedoch im münsterländischen Kreis Borken.
[Bearbeiten] Naturräumliche Einheiten
Das Münsterland im naturräumlichen Sinne umfasst den tief gelegenen, nördlichen und mittleren Teil der Westfälischen Bucht übergehend in die Hellwegbörden im Süden. Diese weisen allerdings einen wesentlichen Unterschied zu den beiden nördlicheren Räumen auf. In den naturräumlichen Einheiten des nördlichen und mittleren Münsterlandes fehlen die Lößauflage, welche die Hellwegbörden prägen, was auch zu verschiedenartigen kulturlandschaftlichen Ausprägungen geführt hat.
Der ursprünglich an die historische Landschaft gebundene Begriff Münsterland wurde für drei naturräumliche Haupteinheiten übernommen, da diese im Wesentlichen das Gebiet der kulturellen Regionalbezeichnung abdecken, so etwa mit der Lippe als Südgrenze. Anders als das frühere Hochstift endet jedoch diese naturräumliche Definition im Norden und Nordosten am Fuße des Teutoburger Waldes. Die naturräumliche Abgrenzung steht in keinem Zusammenhang mit dem Regionalbewusstsein, da in dieser Hinsicht die historische Zugehörigkeit entscheidend ist.
Nach naturräumlichen Haupteinheiten untergliedert sich die Landschaft in das Kernmünsterland im zentralen Bereich, das Ostmünsterland am Oberlauf der Ems und das Westmünsterland an der deutsch-niederländischen Grenze. Dabei ist das Kernmünsterland, das auch als „Kleimünsterland“ bezeichnet wird, durch mergelige Lehmböden gekennzeichnet, wohingegen West- und Ostmünsterland sandige Böden aufweisen und daher oft begrifflich als „Sandmünsterland“ zusammengefasst werden.
Bezieht man das Tecklenburger Land mit ein, hat das Münsterland im Norden Anteil am Teutoburger Wald und hier mit dem Westerbecker Berg seinen höchsten Punkt (223 m über NN). Ansonsten ist der Raum weitgehend eben und weist nur einzelne eher niedrige Höhenzüge auf. Zu nennen sind hier die Baumberge westlich von Münster mit dem Westerberg (187 m), die Beckumer Berge im Südosten mit dem Mackenberg (173 m), der Schöppinger Berg (158 m) im Nordwesten und die Hohe Mark im Südwesten mit dem Waldbeerenberg (146 m). Eine geologische Besonderheit stellt der Münsterländer Kiessandzug dar, dessen saaleeiszeitlichen Sedimente das Gebiet in Nordsüdrichtung durchziehen.
Baumberge, Beckumer Berge und der nördliche Münsterländer Kiessandzug bilden auch die wichtigsten Wasserscheiden des Raumes, an denen die Flusssysteme von Rhein (nebst Ijssel) und Ems aneinanderstoßen. Die Ems selbst durchfließt mit ihrem Oberlauf den Nordosten und Norden, fast die gesamte Osthälfte des Münsterlandes ist ihr Einzugsgebiet, der bedeutendste dortige Nebenfluss ist die Werse. Über die Lippe wird der Südwesten und äußerste Süden zum Rhein hin entwässert, ihre Zuflüsse sind, mit der bedeutenden Ausnahme der Stever, eher kurz. Im Westen und Nordwesten schließlich finden sich die Oberläufe von Bocholter Aa, Berkel und Vechte (mit Dinkel und Steinfurter Aa), die der in den Niederlanden liegenden Ijssel zustreben.
[Bearbeiten] Anthropogene Parklandschaft
Die Landschaft ist von intensiver landwirtschaftlicher Nutzung geprägt, die dabei relativ kleinteilig ist. Äcker, Wiesen, Weiden, kleine Wäldchen und Wallhecken ergeben ein abwechslungsreiches Bild, man spricht daher von der „Münsterländer Parklandschaft“.
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[Bearbeiten] Wichtige Städte und Verkehrsadern
Das zentral gelegene Münster mit rund 270.000 Einwohnern ist die einzige Großstadt und beherrschende „Hauptstadt“ des Münsterlands. Annähernd 50.000 bis 80.000 Einwohner haben Rheine, Bocholt, Ahlen, Ibbenbüren, Dülmen und Gronau. Diese Städte verdanken ihr Wachstum und ihre heutige Größe der Industrialisierung, insbesondere der Textilindustrie. Bedeutend sind außerdem die heutigen Kreisstädte Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie die alten Kreisstädte Ahaus, Beckum und Lüdinghausen.
Durch die Region verlaufen die Autobahnen A 1, die A 31 und die A 43 in Nord-Süd-Richtung sowie die A 30 und A 2 in Ost-West-Richtung. An Wasserstraßen finden sich der Dortmund-Ems-Kanal und der Mittellandkanal, die Ems ist dagegen hier noch nicht schiffbar. Der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) in Greven hat als Reise- und Geschäftsflughafen große regionale Bedeutung.
Das Münsterland besitzt ein dichtes Netz von Eisenbahnstrecken, von denen die so genannte „Rollbahn“ der ehemaligen Cöln-Mindener Eisenbahngesellschaft von Wanne-Eickel Hauptbahnhof über Münster nach Osnabrück die bedeutendste ist. Randlich im Südosten verläuft die Hauptstrecke Köln – Minden (– Hannover – Berlin). Weitere wichtige Strecken sind die Baumbergebahn und die Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn.
Der Regionalverkehr im Münsterland wird durch die Verkehrsgemeinschaft Münsterland organisiert. Dieser Verkehrsverbund orientiert sich aber nicht an den Grenzen des Münsterlandes, sondern an den Grenzen des Regierungsbezirks Münster. Dieses erklärt die Überschneidungen mit benachbarten Regionen. Gleiches gilt für den Zweckverband SPNV Münsterland, der für den Schienenverkehr zuständig ist.
[Bearbeiten] Geschichte
Im Gebiet des heutigen Münsterlands gibt es Spuren von herumstreifenden Jägern aus der Zeit um 8000 v. Chr. Ab 2000 v. Chr., das beweisen archäologische Funde, war das Münsterland regelmäßig besiedelt, erkennbar u.a. an den Steinkistengräbern in Beckum. Im Wesentlichen waren es die germanischen Stämme der Brukterer, Chamaven und Cherusker, welche die Region zur Zeitenwende bewohnten. In dieser Zeit hatten auch die Römer an der Lippe, die im Süden des Münsterlands fließt, feste Lager.
Das Münsterland wurde seit etwa 500 n. Chr. vom Stamm der Sachsen, die von Nordosten aus eingewandert waren, besiedelt. Im Zuge der Sachsenkriege Karls des Großen kam der Missionar Liudger 793, verstorben 809 in Billerbeck, ins Münsterland und gründete in dem Dorf Mimigerneford ein Kloster (lateinisch: Monasterium); aus der lateinischen Bezeichnung leitet sich der heutige Stadtname Münster ab. Bereits 805 wurde Münster Bistum, 1170 bekam die Stadt Münster Stadtrechte. Münster gehörte wie andere Städte des Münsterlands zur Hanse. Größere Bedeutung hatte zu dieser Zeit auch das im äußersten Westen des Münsterlands gelegene Vreden, das im Jahr 839 erstmals urkundlich erwähnt wurde und 1252 die Stadtrechte erhielt.
Nach dem Sturz des Sachsenherzogs Heinrich und der Zerschlagung des Herzogtums Sachsens wurde das Münsterland zu einem eigenen Territorium, dem Fürstbistum Münster. Der Adel spielte eine große Rolle, noch heute zeugen zahlreiche Wasserburgen im Münsterland von dessen einstiger Bedeutung. Während der Reformationszeit erlebte die Stadt Münster die Herrschaft der Täufer, einer radikalen protestantischen Sekte. Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde das Münsterland immer wieder von den marodierenden Heeren der verschiedenen Kriegsgegner heimgesucht. Städte und Gemeinden wurden vielfach geplündert und niedergebrannt. Ein Teil des Westfälischen Friedens, der die Grundlage für die Staatsordnung der Neuzeit schuf, wurde in Münster ausgehandelt. Die Stadt war von den Kriegsheeren weitgehend verschont geblieben.
Das geistliche Territorium des Fürstbistums Münster wurde 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert. Im westlichen Münsterland kam es 1802/1803 zur Bildung des Fürstentums Salm und der Grafschaft Salm-Horstmar. Andere Teile fielen an das Großherzogtum Berg und an das Herzogtum Arenberg. 1810 annektierte Frankreich einen Teil dieser Gebiete. Nach dem Wiener Kongress 1815 fiel das Münsterland für 130 Jahre an Preußen. Im so genannten Kulturkampf im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wehrte sich das durch und durch katholische Münsterland gegen die Eingriffe der preußischen Regierung unter anderem in das Schulwesen.
Ab 1850 begann im Münsterland die Industrialisierung. Vor allem die Textilindustrie war in der Region stark. Auf den Dörfern nahm die Armut wegen der steigenden Geburtenzahlen ständig zu. Das Land konnte seine Kinder nicht mehr ernähren, und so setzte eine starke Auswanderung vor allem in die USA ein.
1834 entdeckte ein Bauer in Nienberge bei Münster ein dort bis dahin unbekanntes Mineral: Es handelte sich um „reines krystallisirtes kohlensaures Strontian“. Strontianit war für die industrielle Zuckerherstellung von großer Bedeutung. Dieser Fund markiert den Anfang einer bewegten Regionalgeschichte rund um den Strontianit. Der „Strunz“, wie der Strontianit im Plattdeutschen genannt wird, löste für ein paar Jahre sogar eine Art Goldgräberstimmung im Münsterland aus. Etwa ab 1870 wurden im südlichen Münsterland oberflächennahe Strontianit vorkommen abgebaut. Im Raum Beckum, Ahlen, Drensteinfurt kam es zu einer Art „Goldrausch“, dieser verflog allerdings wegen der Entdeckung des in großen Lagerstätten in England und Sizilien vorkommenden Ersatzminerals Coelestin so schnell wie er gekommen war.
Nach dem Ersten Weltkrieg hatte auch das Münsterland mit großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Da die Bevölkerung vorwiegend katholisch war und deshalb die Zentrumspartei wählte, konnten die Nationalsozialisten erst allmählich Fuß fassen. Während der Reichspogromnacht wurden im Münsterland dennoch fast alle Synagogen zerstört. Die jüdischen Bürger wanderten aus oder wurden verschleppt, viele davon nach Riga. Einer der prominentesten Holocaust-Überlebenden ist der frühere Präsident des Zentralkomitees der Juden, Paul Spiegel. Er ist in Warendorf aufgewachsen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Münster durch Bomben schwer beschädigt, die Innenstadt war zu 91 % zerstört. Auch andere Städte wurden im März 1945, also kurz vor Kriegsende, durch Luftangriffe der Alliierten getroffen. Stadtlohn beispielsweise wurde ebenfalls nahezu vollständig zerstört.
Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus den ehemals deutschen Ostgebieten wuchs die Bevölkerung schnell. Heute ist das Münsterland eine prosperierende Region, in der die Landwirtschaft noch immer eine große, aber nicht mehr die zentrale Rolle spielt. Die mittelständisch geprägte Industrie sorgt dafür, dass die Arbeitslosenquote im Münsterland die niedrigste in Nordrhein-Westfalen ist.
Am 25. November 2005 kam es im Münsterland aufgrund eines Wintereinbruchs von bis dahin nicht verzeichneter Stärke zu einem massiven Verkehrschaos und zum größten Stromausfall in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Der passende Namen „Münsterländer Schneechaos“ war schnell gefunden. Teilweise fielen über 50 cm Schnee, der aufgrund der Nässe binnen kürzester Zeit gefror. Über 50 Strommasten knickten ein, weil das Gewicht der eisumkrusteten Leitungen bis zum achtfachen des rechnerisch zulässigen Gewichtes betrug. In der Folge kam es in weiten Teilen der Kreise Borken und Steinfurt zu Stromausfällen, die zum Teil mehrere Tage andauerten und wovon etwa 280.000 Menschen betroffen waren. Traurige Berühmtheit erlangte dabei die Stadt Ochtrup, die noch nach sechs Tagen nicht vollständig mit Strom versorgt werden konnte. Weit über 1000 Helfer waren im Einsatz, um die chaotischen Zustände in den Griff zu bekommen und den Menschen zu helfen. Der wirtschaftliche Schaden des Wintereinbruchs wurde dabei auf über 100 Millionen Euro geschätzt.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Das Münsterland ist nach wie vor ländlich geprägt. Es ist aber kein typischer ländlicher Raum, weil inzwischen nur noch 1,5 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Landwirtschaft mit dem Schwerpunkt in der Bullen- und die Schweinemast sowie Milchviehhaltung und Ferkelaufzucht tätig sind. Die weit überwiegende Zahl der Arbeitnehmer ist mit 64,1 % im Dienstleistungsgewerbe und mit 34,3 % im Produzierenden Gewerbe beschäftigt.
Die Industrie- und Gewerbestruktur des Münsterlandes ist von mittelständischen Unternehmen bestimmt. Von den rund 66.000 Betrieben im Münsterland sind 88,5 % Kleinbetriebe (unter zehn Beschäftigte), 11,2 % mittlere Betriebe (zehn bis unter 250 Beschäftigte) und lediglich 0,3 % Großbetriebe (250 Beschäftigte und mehr).
Die wichtigsten Branchen sind inzwischen der Maschinenbau (24.300 Beschäftigte), das Baugewerbe (31.400), die Ernährungswirtschaft (17.800) und der Dienstleistungsbereich Gesundheit und Soziales (64.400). Die traditionell im Münsterland stark vertretene Textilindustrie hat von der Anzahl der Arbeitnehmer (9.500) nach der Strukturkrise seit Mitte der 1970er Jahre nur noch untergeordnete Bedeutung. Im Vergleich zur Bundesebene ist die Textilindustrie mit einem Anteil von 7 % der Beschäftigten nach wie vor von herausragender Bedeutung.
Die wirtschaftliche Entwicklung des Münsterlandes stellt sich seit den 1980er Jahren sehr positiv dar. Trotz der Strukturkrisen in der Textilindustrie und im Kohlebergbau, von der das Münsterland auch teilweise betroffen war – die Zeche Westfalen in Ahlen wurde im Jahr 2000 geschlossen, das Bergwerk Ibbenbüren ist noch in Betrieb – hat sich das Münsterland überdurchschnittlich dynamisch gezeigt.
- Die Wettbewerbsstärke der mittelständischen Industrie (einschließlich Bau) lässt sich an der Beschäftigungsentwicklung ablesen: von 1980 bis 2006 verlor das Produzierende Gewerbe in NRW 41 % seiner Beschäftigten, im Münsterland konnten die Verluste auf 17 % begrenzt werden.
- Das Auslandsgeschäft ist seit 1980 um rund 450 % gestiegen, auf jetzt fast 10 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr 2007 boomte der Export weiter, mit einem Anstieg von 20 %.
- Insgesamt sind allein in 2006 und 2007 jeweils circa 12.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Zuwachsrate ist doppelt so hoch wie in NRW. Die höchsten Zuwächse sind im längerfristigen 20-Jahres-Vergleich in den Kreisen Coesfeld (+ 43 %) und im Kreis Borken (+ 30 %) zu verzeichnen.
- Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich die Wirtschaftskraft des Münsterlandes um 45 % erhöht (in NRW insgesamt um + 32 %).
Im Münsterland stellt sich die Beschäftigungssituation seit Jahren deutlich besser dar als im Landes- oder Bundesdurchschnitt. Die Arbeitslosenquote liegt seit 2007 im 5 %-Bereich, mit aktuell weiter sinkender Tendenz. Zu danken ist diese Entwicklung der mittelständisch geprägten Industrie- und Gewerbestruktur, die von einem soliden Branchenmix getragen wird und daher relativ krisensicher ist.
Der Tourismus wird öffentlich gefördert, etwa durch die Ausschilderung des Radelparks Münsterland. Aber auch für Wanderer und für Kanuten ist das Münsterland attraktiv. Die „Regionale 2004“, eine regionale Strukturfördermaßnahme der NRW-Landesregierung, hat den Tourismus in den Emsstädten mit zahlreichen Projekten städtebaulicher und künstlerischer Art die Fortentwicklung des Fremdenverkehrs kräftig angekurbelt. Überdies bemüht sich die Region, insbesondere im Kreis Warendorf, den Reittourismus weiter voran zu bringen.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten und Kultur
Das Münsterland ist architektonisch geprägt von einer Vielzahl von Kirchen, Klöstern und Schlössern, die zum Teil noch sehr gut erhalten sind. Aufgrund des relativ ebenen Geländes, vor allem im nördlichen und westlichen Teil ist das Fahrrad als Verkehrsmittel hier häufig anzutreffen. Es gibt zahlreiche gut ausgeschilderte Radwanderrouten im sogenannten Radelpark Münsterland, wie zum Beispiel die 100-Schlösser-Route und den Europaradwanderweg. Diese Fahrradwege sind in jedem kleinen Ort mit Richtung und Kilometerangabe sehr gut ausgeschildert. Dies gilt insbesondere für das Zentrum des Münsterlands, die Stadt Münster. Die Garten- und Parkanlagen des Münsterlandes sind in das Europäisches Gartennetzwerk („European Garden Heritage Network”) eingebunden.
Eine kulturelle Besonderheit vor allem in und um Münster herum ist die Sondersprache Masematte, die vielfach gänzlich unbewusst im Alltag verwendet wird und bei Besuchern ab und zu fragende Blicke hervorruft.
[Bearbeiten] Schlösser und Burgen
Im Münsterland finden sich viele Schlösser und Burgen, wobei gerade die Wasserburgen typisch für die vergleichsweise flache Landschaft sind. Alle bedeutenden Burgen, Schlösser und ehemaligen Adelssitze können mit dem Fahrrad auf der so genannten 100-Schlösser-Route erkundet werden.
Zu den schönsten und bedeutendsten Gebäuden gehören:
- Wasserschloss zu Ahaus
- Burg Anholt in Isselburg bei Bocholt
- Kloster Bentlage in Rheine
- Haus Buldern in Buldern (Stadt Dülmen), Heimat des als „Toller Bomberg“ bekannten Barons Gisbert von Romberg
- Schloss Burgsteinfurt in Steinfurt
- Konzertgalerie im Bagno in Steinfurt
- Schloss Cappenberg, Höhenburg, ehemals im Besitz des Heinrich Friedrich Karl vom Stein, früher Kloster mit romanischer Klosterkirche (Barbarossa-Büste), in Selm
- Schloss Crassenstein in Wadersloh-Diestedde
- Wasserschloss Darfeld
- Schloss Diepenbrock in Bocholt
- Drostenhof zu Wolbeck
- Erbdrostenhof in Münster (Johann Conrad Schlaun)
- Der Falkenhof, die Keimzelle Rheines
- Burg Gemen in Borken
- Schloss Harkotten bei Sassenberg
- Schloss Heessen in Heessen
- Burg Hülshoff in Havixbeck
- Haus Itlingen in Ascheberg-Herbern (Johann Conrad Schlaun)
- Schloss Lembeck bei Dorsten-Lembeck
- Schloss Möhler bei Herzebrock
- Fürstbischöfliches Schloss in Münster (Johann Conrad Schlaun)
- Schloss Nordkirchen (Johann Conrad Schlaun)
- Historischer Ortskern Nottuln (Johann Conrad Schlaun)
- Schloss Oberwerries in Heessen
- Schloss Raesfeld, Erbauer war der so genannte Westfälische Wallenstein
- Haus Rüschhaus (Johann Conrad Schlaun)
- Haus Steinfurt in Drensteinfurt (Barockschloss)
- Burg Stromberg in Oelde-Stromberg, Höhenburg an den Ausläufern der Beckumer Berge
- Schloss Varlar bei Coesfeld
- Schloss Velen in Velen
- Haus Venne in Drensteinfurt-Mersch
- Burg Vischering in Lüdinghausen
- Schloss Westerwinkel in Ascheberg-Herbern
[Bearbeiten] Kirchen
Münster und das Münsterland sind aus historischen Gründen stark katholisch geprägt. Wenngleich infolge des Krieges viele alte Kirchengebäude zerstört und durch Neubauten ersetzt wurden, hat die Region weiterhin eine Vielzahl an architektonisch reizvollen Kirchen zu bieten.
Die interessantesten Kirchen in Münster und dem Münsterland sind:
- St.-Paulus-Dom zu Münster
- Clemenskirche zu Münster
- Lambertikirche in Münster
- St. Mauritz in Münster
- St. Georg in Ameke
- St. Johannes in Altenberge
- St. Lambertuskirche in Ascheberg
- St.-Georg-Kirche, spätgotischer Hallenbau in Bocholt
- Propsteikirche St. Remigius in Borken
- Ludgerus-Dom zu Billerbeck
- Johanniskirche zu Billerbeck
- St.-Marien-Kirche und Kloster Groß-Burlo in Borken-Burlo
- Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen
- Neugotische Hallenkirche St. Agatha Epe (Westf.)
- Stiftskirche St. Bonifatius in Freckenhorst
- St. Sixtuskirche in Haltern am See
- St. Felizitas Kirche in Lüdinghausen
- Klosterkirche zu Marienfeld
- „Alte Kirche“ in Mesum
- St. Anna-Kirche in Neuenkirchen
- Stifts- und Pfarrkirche St. Martinus Nottuln
- St. Antonius Basilika in Rheine
- St. Dionysius in Rheine
- St. Briktiuskirche in Schöppingen
- Friedenskirche, ehemalige Dorfkirche in Selm
- Große Kirche in Steinfurt
- St. Nikomedes-Pfarrkirche zu Steinfurt
- Wallfahrtskirche Hl. Kreuz in Stromberg (Oelde)
- Wallfahrtskapelle in Telgte
- Stiftskirche St. Felizitas in Vreden
- Barockkirche St. Franziskus in Zwillbrock
[Bearbeiten] Museen
Interessante Museen gibt es in:
- Ahlen: Kunstmuseum
- Altenberge: historischer Eiskeller (unterirdisches Gewölbesystem, ehemaliger Eiskeller einer Brauerei), Schlepper und Treckermuseum
- Billerbeck: Kolvenburg
- Bocholt: Textilmuseum, Stadtmuseum Bocholt, Handwerksmuseum, Turmuhrenmuseum, Schulmuseum St. Georg
- Coesfeld-Lette: Eisenbahnmuseum
- Emsdetten: Galerie Münsterland, Wannenmacher-Museum
- Gescher: Westfälisches Glockenmuseum, Westfälisch-Niederländisches Imkereimuseum
- Greven: Sachsenhof
- Gronau: Rock- und Popmuseum
- Haltern am See: Westfälisches Römermuseum
- Havixbeck: Baumberger Sandstein Museum, Droste-Museum, Burg Hülshoff, Rundfunkmuseum Holtstiege
- Lüdinghausen: Münsterland-Museum in der Burg Vischering
- Marienfeld: Heimatmuseum Marienfeld
- Metelen: Eisenbahnmuseum Metelen Land
- Mettingen: Schulmuseum, Postmuseum
- Münster: diverse, siehe: Münster-Museen
- Ochtrup: Töpfermuseum
- Oelde: Museum für Westfälische Literatur Haus Nottbeck, Klipp-Klapp-Kindermuseum, Deutsches Zentrifugenmuseum, Georg-Lechner Biermuseum
- Ostbevern-Brock: Museum für historische Waschtechnik
- Rheine: Kloster/Schloss Bentlage; Falkenhof
- Riesenbeck: Landmaschinenmuseum
- Selm: Schloss Cappenberg (s. a. Schlösser und Burgen): Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte
- Sendenhorst: Kutschenmuseum
- Steinfurt: Heimathaus im ehemaligen Borghorster Rathaus
- Tecklenburg: Puppenmuseum (mit Ausstellung einer Modelleisenbahnanlage Spur N)
- Telgte: Kornbrennereimuseum, Krippenmuseum
- Vreden: Hamaland-Museum (Kreismuseum des Kreises Borken mit Bauernhaus-Museum), Scherenschnitt-Museum
- Wadersloh: Abtei Liesborn
- Werne: Karl-Pollender-Heimatmuseum mit Ausstellung einer Kasel aus dem 14. Jahrhundert
- Bevergern: Heimathaus Ackerbürgerhaus mit eng aneinander liegenden Fachwerkhäusern des 18. Jh., Kirchstr. gegenüber der Kirche, Museum vermittelt Wohn- und Arbeitsweise im 19. und 20. Jh., 11 Räume mit verschiedensten Wohnepochen, Kirchenausstellung, wechserlnde Ausstellungen Haus ist Stiftung von Prof. Dr. Dr. Anton Hilckman (1900 bis 1970), vergleichender Kulturphilosoph in Mainz, 5 Jahre KZ wegen Schädigung gegen das Dritte Reich
[Bearbeiten] Skulptur Biennale Münsterland und Skulptur.Projekte
Der Reihe dieser Skulpturbiennale geht auf eine gemeinsame Initiative der vier münsterländer Kreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf und dem Kulturbüro Münsterland zurück. Gestartet wurde die Reihe 1999, im Jahre 2005 war der Kreis Borken Standort und Ausrichter der Skulptur Biennale Münsterland. Eine Sammlung der noch bestehenden Werke findet man im „Skulpturenführer Münsterland“.
Die im Rahmen der Biennale ausgestellten Kunstwerke verteilten sich über den gesamten Kreis und verblieben dort teilweise dauerhaft. Besonders eindrucksvoll ist die Installation eines Holz-Hubschraubers im Vredener Stadtpark, dessen Rotorblätter von der nahegelegenen Wassermühle des Hamaland-Museums angetrieben werden.
In der Stadt Münster findet seit 1977 alle zehn Jahre die internationale Skulpturenausstellung Skulptur.Projekte statt.
[Bearbeiten] Theater
In Münster gibt es:
- die Städtischen Bühnen mit Großem (Oper, Schauspiel) und Kleinem Haus (Kammerspiel, Kinder- und Jugendtheater)
- das Wolfgang-Borchert-Theater (landesweit die älteste Privatbühne. Auf dem Programm stehen Uraufführungen, modernes Theater, ausgefallene Inszenierungen)
- das Theater im Pumpenhaus (wechselnde Inszenierungen, hochkarätiges Tanztheater)
- Freuynde & Gaesdte (freies Theaterensemble mit sehr guten Inszenierungen, zum Teil Neuübersetzungen. Die Aufführungen finden immer an ungewöhnlichen Orten statt, etwa in einer Kneipe, einem Park, auf einem Baum etc.)
- den Kleinen Bühnenboden
- Boulevard Münster (privat geführtes Boulevard-Theater)
In Coesfeld betreibt seit April 2007 die Ernsting Stiftung des Unternehmerpaares Ernsting das von ihr erbaute Konzert Theater Coesfeld.
In Bocholt gibt es im Rathaus das Stadttheater mit unterschiedlichen Veranstaltungen. Zudem bietet die Kleinkunstbühne „Pepperoni“ Kabarett, Comedy und verleiht den Kleinkunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, die „Bocholter Pepperoni“.
[Bearbeiten] Freilichtbühnen
Das Münsterland hat gleich mehrere Freilichtbühnen:
- Tecklenburg (Deutschlands größtes Freilicht-Musiktheater)
- Greven-Reckenfeld
- Billerbeck
- Oelde-Stromberg (Burgbühne)
- Werne
- Coesfeld
- Heessen
[Bearbeiten] Landschaften, Naturschutzgebiete und Naturdenkmale
In den ländlich geprägten Räumen des Münsterlandes finden sich verschiedene Natur- und Vogelschutzgebiete, in denen der ursprüngliche Charakter der Landschaft noch bewahrt ist.
- Gildehauser Venn - im Übergang zu Niedersachsen
- Rieselfelder Münster
- Zwillbrocker Venn - im Übergang zu den Niederlanden
- Amtsvenn - an der Grenze zu den Niederlanden
- Burloer Venn - an der Grenze zu den Niederlanden, zwischen den Städten Borken, Rhede und Winterswijk gelegen
- Naturpark Hohe Mark - im südwestlichen Münsterland im Übergang zu Ruhrgebiet und Niederrhein
- Femeiche - Über 1000 Jahre alte Stieleiche in Erle
[Bearbeiten] Persönlichkeiten, die mit dem Münsterland verbunden sind
- Götz Alsmann
- Heinrich Brüning
- Annette von Droste-Hülshoff
- Christoph Bernhard von Galen
- Clemens August Graf von Galen
- Johann Christoph Rincklake
- Johann Conrad Schlaun
- Augustin Wibbelt
- Paul Spiegel
- Udo Lindenberg
- Josef Winckler
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Burkhard Spinnen: Das Münsterland (ein Essay ), in: Thomas Steinfeld [Hrsg.]: Deutsche Landschaften, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 2003 ISBN 3-10-070404-5
- Bezirksregierung Münster: Gebietsentwicklungsplan (Regionalplan) Regierungsbezirk Münster – Teilabschnitt Münsterland, aufgestellt durch den Bezirksplanungsrat des Regierungsbezirks Münster (Stand: 06.12.1999), Münster: Der Regierungspräsident, 1999; PDF-Datei
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.muensterland.de/
- http://www.muensterland-tourismus.de/ - Alles zum Thema Tourismus und Unterkünfte im Münsterland
- http://www.aktion-muensterland.de/
- http://www.muensterland.360deg.eu/ - 360°-Panoramen aus allen Münsterlandkommunen, Schlösser und Museen
- http://www.skulpturen-im-muensterland.de/ - Alles über Skulpturen im Münsterland
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