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Heinrich Brüning – Wikipedia

Heinrich Brüning

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel behandelt den Zentrumspolitiker und Reichskanzler Heinrich Brüning. Für den Bürgermeister mit selben Namen siehe Heinrich Brüning (Oberbürgermeister).
Heinrich Brüning
Heinrich Brüning

Heinrich Aloysius Maria Elisabeth Brüning (* 26. November 1885 in Münster; † 30. März 1970 in Norwich, Vermont, USA) war ein deutscher Politiker der Zentrumspartei und in der Spätphase der Weimarer Republik von 1930 bis 1932 Reichskanzler des Deutschen Reichs.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Jugend, Studium und Kriegserlebnis

Sein Vater, ein katholisch-konservativer Essigfabrikant und Weinhändler, starb, als Brüning ein Jahr alt war. Großen Einfluss auf seine spätere Erziehung hatte sein älterer Bruder Hermann Joseph.

Brüning besuchte das Gymnasium Paulinum in Münster. Er studierte zunächst Jura an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Am 8. Mai 1904 trat er der CV-Verbindung KDStV Langobardia bei. 1906 wechselte er dann aber nach Straßburg, um Philosophie, Geschichte, Germanistik und Staatswissenschaften zu belegen. Dort wurde er Mitglied der CV-Verbindung KDStV Badenia. 1911 legte er die Staatsprüfung für das höhere Lehramt ab, das er jedoch nicht antrat. Stattdessen ging er nach England, um an der London School of Economics and Political Science Nationalökonomie zu studieren. 1913 wechselte er nach Bonn, wo er 1915 sein ungewöhnlich langes Studium mit einer Doktorarbeit über Die finanzielle, wirtschaftliche und gesetzliche Lage der englischen Eisenbahn unter Berücksichtigung der Frage ihrer Verstaatlichung abschloss.

Anschließend nahm er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Er wurde Leutnant in einer Maschinengewehreinheit und erhielt das Eiserne Kreuz. Als glühender Nationalist war er ein scharfer Gegner der Novemberrevolution, wozu er sich auch noch als Reichskanzler öffentlich bekannte.

[Bearbeiten] Politische Karriere

[Bearbeiten] Aufstieg

Da ihm das Studium nicht leicht gefallen war, strebte Brüning trotz Doktortitels keine akademische Karriere an. 1919 wurde er Mitarbeiter des katholischen Sozialpolitikers Carl Sonnenschein und half entlassenen Soldaten in Studium und Beruf. Ein halbes Jahr später machte ihn der preußische Wohlfahrtsminister Adam Stegerwald zu seinem Referenten. Stegerwald leitete auch den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), dessen Geschäftsführer Brüning 1920 wurde. Seit 1924 war er Mitglied des Reichstags und stieg rasch zum finanzpolitischen Sprecher seiner Fraktion auf. 1925 erreichte er mit der sog. lex Brüning, dass die Lohnsteuer auf 1,2 Milliarden Reichsmark begrenzt wurde. Seine Fachkenntnisse verschafften ihm Ansehen, obwohl seine persönliche Zurückhaltung und Schweigsamkeit den Umgang mit dem asketisch wirkenden Junggesellen erschwerten. Von 1928 bis 1930 war er auch Mitglied des Preußischen Landtages.

1929 wurde er Fraktionsvorsitzender der Zentrumspartei im Reichstag und setzte das sogenannte „Junktim“ durch: Seine Partei würde nur dann dem Young-Plan zustimmen, wenn gleichzeitig auch durch Steuererhöhungen und Sparmaßnahmen der Haushalt ausgeglichen würde. Durch diese konsequent vertretene Politik wurde auch der Reichspräsident auf ihn aufmerksam.

[Bearbeiten] Berufung zum Reichskanzler

Als gleichzeitig die Reichswehrführung und Paul von Hindenburgs Berater einen konservativen Nachfolger für den sozialdemokratischen Reichskanzler Hermann Müller suchten, fiel die Wahl deshalb rasch auf Brüning. In den nun folgenden Intrigen und Verhandlungen verhielt Brüning sich anständig und arbeitete, obwohl er von Hindenburgs Plänen wusste, ehrlich auf einen Kompromiss zwischen SPD und Deutscher Volkspartei (DVP) hin. Da die Sozialdemokraten aber ebenfalls wussten, dass der Reichspräsident sie aus der Regierung drängen wollte und dass nach ihrer Einwilligung in Brünings letzten Kompromissvorschlag DVP und Industrie nur weitere Zugeständnisse von ihnen verlangen würden, lehnten sie ab. Daran zerbrach die Große Koalition. Am 27. März 1930 trat das Kabinett Müller zurück.

Tags darauf wurde Heinrich Brüning durch Paul von Hindenburg gemäß seinem Ernennungsrecht (Art. 53 Weimarer Reichsverfassung) mit der Bildung eines neuen Kabinetts beauftragt. Zwei Tage später trat er sein Amt als zwölfter Reichskanzler der Weimarer Republik an. Die Kabinettsbildung gelang in Rekordzeit: Schon am 1. April konnte Brüning seine Regierung im Reichstag vorstellen, die neben Politikern des Zentrums, der Deutschen Staatspartei, der DVP und der Wirtschaftspartei auch Anhänger der verfassungsfeindlichen DNVP umfasste. Hindenburg hoffte, nun endlich das „antiparlamentarische“ und „antimarxistische“ Kabinett zu haben, an dem er in den Hintergrundgesprächen der Monate zuvor gemeinsam mit Kuno Graf Westarp, Gottfried Treviranus und Kurt von Schleicher gearbeitet hatte. Gleich in seiner Regierungserklärung machte Brüning dem Parlament deutlich, dass er willens sei, notfalls auch gegen das Parlament zu arbeiten: Die Ära der halbdemokratischen „Präsidialkabinette“ begann.

Die erste Aufgabe des neuen Kabinetts war der Ausgleich des defizitären Haushalts. Zwar waren die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in Deutschland noch nicht zu spüren, doch der Young-Plan verlangte neben weiteren hohen Reparationsforderungen die Stabilität der deutschen Währung. Die Reichsmark durfte daher weder abgewertet, noch die Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen angekurbelt werden.

Das erste Sanierungsprogramm Brünings, der vom 20. Juni bis 26. Juni 1930 kommissarisch auch das Reichsministerium der Finanzen leitete, wurde vom Reichstag abgelehnt: Anders als Hindenburg es gehofft hatte, war es Brüning nicht gelungen, eine ausreichend große Zahl von DNVP-Abgeordneten dem radikalen Parteivorsitzenden Alfred Hugenberg abspenstig zu machen und ins Regierungslager zu ziehen. Wie der Kanzler angedroht hatte, setzte er die Deckungsvorlagen nun mit einer Notverordnung gemäß Artikel 48 der Verfassung durch, doch eine Mehrheit von SPD, KPD und NSDAP setzte sie wieder außer Kraft. Daraufhin löste Hindenburg gemäß Artikel 25 den Reichstag auf.

Brüning versuchte im nun folgenden Wahlkampf die große ”Partei” der Nichtwähler und Erstwähler zu aktivieren. Es wählten auch tatsächlich fünf Millionen bisherige Nichtwähler. Am 14. September 1930 wurde der neue Reichstag gewählt. Die NSDAP und die KPD bekamen einen deutlichen Stimmenzuwachs. Die Nationalsozialisten steigerten ihre Sitze von 12 auf 107 und wurden damit zweitstärkste Fraktion. Die deutschen Werte an den ausländischen Börsen sanken darauf hin deutlich, ausländische Kredite wurden zurückgezogen. Die Weltwirtschaftskrise, die seit dem Sommer zu spüren war, verschärfte sich spürbar.

Ein katastrophales Ergebnis für den jungen Kanzler: Statt eines ausgeglichenen Haushalts immer neue Defizite auf Grund der sich verschärfenden Depression, statt einer stabilen „Hindenburgmehrheit“ zwischen SPD und Nazis eine empfindliche Wahlniederlage, die auch durch das halbwegs stabile Ergebnis der Zentrumspartei nicht wegzudiskutieren war. Deutschland war jetzt politisch und wirtschaftlich in einer schweren Notlage, die paradoxerweise gerade durch die Notstandsmaßnahmen mit ausgelöst worden war, die sie doch eigentlich hätten beseitigen sollen.

[Bearbeiten] Reichskanzler in Krisenzeiten

Brüning warf aber die Flinte nicht ins Korn. In langen Verhandlungen gelang es ihm mit dem Hinweis, die nächsten Neuwahlen würden noch verheerender für die Demokratie in Deutschland ausfallen, die Sozialdemokraten zu einer “Tolerierungskoalition” zu bewegen. Brüning brachte in der Folgezeit kaum noch Gesetze in den immer seltener einberufenen Reichstag ein, sondern erließ stattdessen Notverordnungen (im Laufe seiner Amtszeit insgesamt 62 Stück). Kommunisten oder Nationalsozialisten stellten daraufhin immer einen Antrag auf deren Aufhebung, der aber jedes Mal mit den Stimmen der Regierungsparteien und der SPD abgelehnt wurde. Die SPD stimmte also nicht für Brünings Notverordnungen, sie verhinderte lediglich deren Aufhebung. Dies ermöglichte Brüning in stürmischer Zeit ein stabiles Regieren, auch wenn der Reichspräsident über diese erneute Abhängigkeit „seiner“ Regierung von den Sozialdemokraten wenig erfreut war.

Brüning betrieb in insgesamt vier großen Notverordnungen eine einschneidende Spar- und Deflationspolitik: Er erhob neue Steuern bei gleichzeitiger Senkung staatlicher Leistungen und er wirkte auf eine Absenkung von Löhnen und Gehältern hin. Damit hoffte er, den deutschen Export zu erhöhen, doch weil Deutschlands Handelspartner eine ähnliche Politik betrieben und zudem ihre Zölle erhöhten, musste diese prozyklische Politik scheitern; sie verschärfte letztlich nur die Wirtschaftskrise in Deutschland.

Historiker gingen lange davon aus, dass Brüning seine schädliche Wirtschaftspolitik auch deshalb betrieben hat, um die Reparationen zu beenden: Er hätte damit den Alliierten beweisen wollen, dass Deutschland trotz der äußersten Anstrengungen nicht in der Lage sei die Reparationen zu zahlen[1]. Ob es diesen „Primat der Reparationspolitik“ wirklich gegeben hat, wird heute zunehmend bezweifelt[2]. Brüning und seine Mitarbeiter hätten durchaus geglaubt, mit ihrer Deflationspolitik die finanzielle Krise überwinden zu können. So notierte Hans Schäffer, Staatssekretär im Finanzministerium, in sein Tagebuch, diese Wirtschafts- und Finanzpolitik müsse auch betrieben werden, „wenn es gar keine Reparationsverpflichtungen gäbe“.

Im Frühjahr 1931 stieß der Plan einer Zollunion mit Österreich auf heftigen Widerstand der Franzosen, die darin einen Versuch sahen, mittelfristig das „Anschluss“-Verbot des Versailler Vertrags zu umgehen. Hier zeigte sich nicht zum ersten Mal, welch große Lücke der Tod Gustav Stresemanns im Oktober 1929 in die deutsche Außenpolitik gerissen hatte. Um den Plan zu torpedieren, ermunterte die Regierung Laval die französischen Banken, Geld aus Deutschland und Österreich abzuziehen. Nun gerieten die deutschen Banken in Schwierigkeiten, die sich nach einem zweiten außenpolitischen Schnitzer Brünings noch potenzierten: Um der deutschen Öffentlichkeit das nächste unsoziale Sparpaket schmackhaft zu machen, veröffentlichte die Regierung im Juni 1931 einen Aufruf, in dem sie die Reparationen, rechtsradikalem Sprachgebrauch folgend, als „Tribute“ bezeichnete und andeutete, Deutschland werde nicht mehr lange zahlen können. Ein gleichzeitiger Höflichkeitsbesuch bei der britischen Regierung erweckte den Eindruck, ein reparationspolitischer Schritt stünde unmittelbar bevor. Da nach den Erfahrungen des Ruhrkampfs von 1923 ein reparationspolitischer Konflikt die Stabilität von Auslandsinvestitionen zu beeinträchtigen drohte, verstärkten sich die Kreditabzüge bis hin zur Panik. Parallel zu diesen außenpolitischen Bemühungen trat Anfang Juni eine neue Notverordnung in Kraft, welche die Renten für Invaliden und Kriegsversehrte sowie die Beamtengehälter und die Arbeitslosenunterstützung weiter senkte. Die Notverordnung löste massive Proteste mit Demonstrationen und so genannten Hungermärschen aus, insbesondere von Seiten der KPD.

Um einen völligen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft zu verhüten und um das Vertrauen in die Fähigkeit Deutschlands wiederherzustellen, wenigstens seine privaten Auslandsschulden zu begleichen, schlug der amerikanischen Präsident Herbert Hoover am 20. Juni 1931 ein Moratorium sowohl für die deutschen Reparationen als auch für die interalliierten Kriegsschulden vor, die vor allem Großbritannien und Frankreich mit Reparationsgeldern an die USA zurückzahlten. Wochenlange Verhandlungen mit den Franzosen schlossen sich an, die den psychologischen Effekt des großzügigen Vorschlags verpuffen ließen.

Die ausländischen Kredite wurden weiter abgezogen und am 13. Juli 1931 mussten alle deutschen Großbanken für mehrere Tage schließen. Dieser Schlag für die Wirtschaft hatte eine stark steigende Arbeitslosigkeit zur Folge (6 Millionen im Februar 1932), für die Reparationspolitik war die Katastrophe der deutschen Wirtschaft aber günstig, denn nun sahen die Briten ein, dass ohne eine erhebliche Senkung oder Streichung der Reparationen das Vertrauen in die deutsche Kreditfähigkeit nicht zurückkehren würde. Diese These setzte sich nach langen, dornigen Verhandlungen schließlich im Sommer 1932 in der Konferenz von Lausanne durch, die die faktische Streichung der Reparationen gegen eine Restzahlung von drei Milliarden Goldmark brachte. (Auch diese wurden nie gezahlt). Brüning war zum Zeitpunkt der Konferenz jedoch bereits als Kanzler entlassen.

[Bearbeiten] Der Sturz

Brüning nutzten diese außenpolitischen Erfolge, die auf einem ganz anderen als dem von ihm geplanten Wege erreicht worden waren, nichts mehr. Er hatte in Hindenburg immer weniger Unterstützung gefunden, dem ein reines Rechtskabinett ohne jegliche Unterstützung der SPD vorschwebte. Vergebens warnte er den greisen Reichspräsidenten eindringlich, “nicht den schwersten politischen Fehler zu machen, den es zu machen irgendjemand im Augenblick in der Lage wäre. ..und nicht die Ruhe zu verlieren”; den Reichstag beschwor er am 11. Mai 1932, er stehe „hundert Meter vor dem Ziel“. Als seine erschrockenen Mitarbeiter ihn darauf aufmerksam machten, dass das von ihm selbst wenige Wochen zuvor verkündete Ziel, die komplette und ersatzlose Streichung sämtlicher deutscher Reparationsverpflichtungen, sich in Lausanne gewiss nicht werde durchsetzen lassen, meinte Brüning nur lakonisch, es komme schließlich „auf die Gesamtstrecke“ an. Die reparationspolitische Siegesgewissheit des Kanzlers, der seit Oktober 1931 auch das Außenministerium leitete, war eine innenpolitisch motivierte Taktik.

Hindenburg war seit dem Frühjahr 1932 zunehmend enttäuscht von Brüning, auf den er große Hoffnungen gesetzt hatte. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass der Kanzler dem 83-Jährigen in einem rastlos geführten Wahlkampf am 10. April 1932 zur Wiederwahl verholfen hatte. Dass Hindenburg diesen Erfolg ausgerechnet „Katholen und Sozen“, den alten Bismarck'schen „Reichsfeinden“, zu verdanken hatte, die den monarchistischen Feldmarschall für das kleinere Übel gegenüber seinem Gegenkandidaten Hitler hielten, nahm er Brüning persönlich übel. Hitler war von vielen alten Weggefährten Hindenburgs und sogar vom früheren Kronprinzen unterstützt worden.

Vertieft wurde die Kluft zwischen beiden durch das SA-Verbot, das Innen- und Wehrminister Wilhelm Groener am 13. April 1932 erlassen hatte. Hierdurch hatte er sich in Konflikt zur Reichswehrführung unter seinem Freund Schleicher gebracht, der vorhatte, die SA als Rekrutierungspool für die militärische Aufrüstung zu benutzen. Man hoffte, dass die Siegermächte sie Deutschland auf der Genfer Abrüstungskonferenz zugestehen würden. Schleichers Intrigen führten am 13. Mai 1932 zu Groeners Rücktritt und schwächten auch Brüning.

Die Regierung Brüning arbeitete im Frühjahr 1932 an einer fünften großen Notverordnung, welche die Arbeitslosigkeit womöglich eher noch verschärft hätte. Deshalb wurden Pläne diskutiert, durch Ansiedlung auf dem Lande einer gewissen Zahl von Arbeitslosen eine Subsistenzwirtschaft zu ermöglichen und somit die Statistik zu bereinigen. Dahinter stand die Überzeugung, dass sich Deutschland auf lange Sicht nicht mehr von der Weltwirtschaftskrise erholen würde – statt auf Wirtschaftswachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze setzte Brüning auf eine Rückkehr in die Agrargesellschaft[3]. Das Land für das Millionenheer der Neusiedler wollte man durch ein Ende der Osthilfe beschaffen. Hierbei handelte es sich um Subventionen für die überschuldeten landwirtschaftlichen Großgüter im Osten Deutschlands, die bislang von den Sparmaßnahmen der Regierung immer verschont geblieben waren. Nachdem die Subventionen für einige Höfe mittlerweile deren Wert um das Mehrfache überstiegen hatten und der Reichshaushalt erneut an der Grenze der Zahlungsunfähigkeit stand, sah man für Güter, die nicht entschuldungsfähig waren, ein Ende der Dauersubventionierung vor. In der unweigerlich folgenden Zwangsversteigerung sollten die Ländereien von einer staatlichen Auffanggesellschaft erworben und mit Arbeitslosen aufgesiedelt werden. In diesem Klima, teilte Hindenburg, der als Besitzer von Gut Neudeck selbst persönliches Interesse an der Osthilfe hatte, am 29. Mai 1932 mit, er werde keine seiner Notverordnungen mehr unterzeichnen. Brüning trat am 30. Mai 1932 zurück und erhielt in einer unwürdig kurzen Zeremonie seine Entlassungsurkunde.

Brüning zog sich erschöpft und beinahe erleichtert in das katholische St.-Hedwig-Krankenhaus zurück. Als Junggeselle hatte er außer seiner Dienstwohnung in der Wilhelmstraße keine eigene Wohnung.

[Bearbeiten] Machtergreifung“ durch die NSDAP

Brüning erkannte zunächst nicht die Gefahr, die Deutschland durch den Nationalsozialismus erwuchs, er wollte die NSDAP zur politischen Verantwortung zwingen und dadurch zähmen. So hatte er zu dieser Zeit nichts gegen eine Koalition zwischen Zentrum und NSDAP. Doch Hitler wollte nur als Reichskanzler ein Präsidialkabinett führen. Als die Zentrumspartei aber nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler dessen nachträgliches Koalitionsangebot ablehnte, befürwortete Brüning die Entscheidung seiner Partei. Auch gegenüber dem Ermächtigungsgesetz war Brünings Haltung schwankend: Nach anfänglich klarer Ablehnung machte Hitler ihm und dem Fraktionsvorsitzenden Ludwig Kaas beruhigende Versprechungen, wenn er sich auch geschickt darum drückte, sie in schriftlicher Form zu geben. Brüning und die gesamte Zentrumspartei stimmte daher am 23. März zu. Nach den Angaben von Elfriede Kaiser-Nebgen und Theodor Heuss waren die Mitteilungen von Brüning über die nicht näher beschriebenen Versprechungen Hitlers der Grund dafür, dass auch die DDP geschlossen dem Ermächtigungsgesetz zustimmte. Am 5. Mai 1933 wurde er vorerst letzter Vorsitzende der Zentrumspartei. Am 5. Juli 1933 löste er seine Partei auf, um einem Verbot durch die Nationalsozialisten zuvorzukommen.

[Bearbeiten] Exil, Rückkehr und Memoiren

Im Sommer 1934 verließ Brüning Deutschland, um seiner drohenden Verhaftung zu entgehen. Über die Schweiz emigrierte er in die USA, wo er in Harvard einen Lehrauftrag, ab 1937 auch eine ordentliche Professur für Verwaltungswissenschaft innehatte. 1952 kehrte er nach Deutschland zurück und lehrte für einige Jahre als Professor emeritus Politische Wissenschaft. Unter anderem aus Unzufriedenheit mit der Politik Konrad Adenauers, auf den er in den 1920er Jahren nicht gut zu sprechen gewesen war, kehrte er 1954 in die USA zurück und überarbeitete seine Memoiren, die nach seinem Tod 1970 erschienen. Er wurde auf dem Zentralfriedhof in Münster beigesetzt.

Wie schon in mehreren Privatgesprächen, die er nach seinem Sturz unter anderem mit Harry Graf Kessler oder Winston Churchill führte, stilisierte er sich hier als kühlen Strategen mit klarem, weitsichtigem Plan, wie Deutschland vor dem Nationalsozialismus hätte bewahrt werden können: Angeblich habe er zielgenau die Streichung der Reparationen, die militärische Gleichberechtigung und anschließend die Wiedereinführung der Monarchie angestrebt, die den Rechtstrend der Bevölkerung aufgefangen und von Hitler abgelenkt hätte. Nur habe leider General Schleicher diesen Plan nicht verstanden und mit seinen Intrigen alles verdorben. Diese Thesen stießen bei seinen ehemaligen Mitarbeitern wie Hans Schäffer oder Graf Schwerin-Krosigk auf Unverständnis – als Monarchisten hatte keiner von ihnen Brüning kennen gelernt. Tatsächlich wird Brünings angebliche langfristige Strategie in der neueren Forschung als nachträgliche Selbstrechtfertigung eines gescheiterten Politikers angesehen, der die Ursache für seinen Misserfolg nicht im eigenen Versagen oder in den widrigen Umständen erkennt, sondern in den Intrigen eines persönlichen Gegners.

[Bearbeiten] Würdigung

Brünings Grab auf dem Zentralfriedhof Münster
Brünings Grab auf dem Zentralfriedhof Münster

Brüning ist in der Forschung außerordentlich umstritten. Auf der einen Seite gilt er als der „Hungerkanzler“, der mit seiner extrem unsozialen und obendrein noch kontraproduktiven Spar- und Deflationspolitik die Weltwirtschaftskrise verschärfte, der mit seiner ungeschickten Außenpolitik zum Zusammenbruch der deutschen Banken im Sommer 1931 und zur deutschen Zahlungsunfähigkeit beitrug und der mit seinen Notverordnungen mithalf, die Demokratie in Deutschland abzubauen.

Auf der anderen Seite ist ihm aber die faktische Streichung der deutschen Reparationsverpflichtungen zu verdanken, wenn auch auf andere Art als von ihm geplant. Davon profitierten jedoch nur seine Nachfolger Franz von Papen und vor allem Hitler.

Entscheidend erscheint heute allerdings ein anderer Punkt: Seit Herbst 1930 wurde seine Regierung von der SPD toleriert, die – um Neuwahlen mit noch größeren Erfolgen der NSDAP zu verhindern – im Reichstag stets gegen die Aufhebung seiner Notverordnungen stimmte. Damit war ein zwar nur halbdemokratisches, aber immerhin stabiles System gefunden, mit dem man hätte die Weltwirtschaftskrise überstehen können – die nächsten Reichstagswahlen hätten erst 1934, also im beginnenden Wirtschaftsaufschwung stattgefunden, und Hitler wäre womöglich niemals Reichskanzler geworden.

[Bearbeiten] Sonstiges

In seiner Heimatstadt Münster, deren Ehrenbürger Brüning ist, wurde eine Straße - unweit des Rathauses - nach ihm benannt. Brüning war neben seiner Mitgliedschaft im CV auch Ehrenmitglied der Katholischen Studentenverbindungen Burgundia Berlin (jetzt K.St.V. Askania-Burgundia Berlin) und Arminia Bonn im KV.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

  • Memoiren. 1918-1934. DVA, Stuttgart 1970

[Bearbeiten] Literatur

  • Werner Conze: „Zum Sturz Brünings“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte I. 1953, S. 263-288.
  • Hermann Graml: Zwischen Stresemann und Hitler. Die Außenpolitik der Präsidialkabinette Brüning, Papen und Schleicher (Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Bd. 83), Oldenbourg Verlag München 2001, ISBN 3-486-64583-8
  • Philipp Heyde: Das Ende der Reparationen. Deutschland, Frankreich und der Youngplan. Schöningh, Paderborn 1998, ISBN 3-506-77507-3
  • Herbert Hömig: Brüning. Kanzler in der Krise der Republik. Schöningh, Paderborn 2000, ISBN 3-506-73949-2
  • ders.: Brüning. Politiker ohne Auftrag. Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-72938-1
  • Henning Köhler: Deutschland auf dem Weg zu sich selbst. Eine Jahrhundertgeschichte. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-89850-057-8
  • Rudolf Morsey: Entstehung, Authentizität und Kritik von Brünings Memoiren 1918-1934, Westdeutscher Verlag, Opladen 1975
  • ders.: „Leben und Überleben im Exil. Am Beispiel von Joseph Wirth, Ludwig Kaas und Heinrich Brüning“, in: Paulus Gordan (Hrsg.): Um der Freiheit willen. Eine Festgabe für und von Johannes und Karin Schauff, Neske, Pfullingen 1983, ISBN 3-7885-0257-6, S. 86-117
  • ders.: „Heinrich Brüning“, in: Lothar Gall (Hrsg.): Die großen Deutschen unserer Epoche. Komet, Frechen 2002, ISBN 3-89836-216-7
  • Frank Müller: Die „Brüning Papers“. Der letzte Zentrumskanzler im Spiegel seiner Selbstzeugnisse, Frankfurt am Main 1993.
  • Gerhard Schulz: Von Brüning zu Hitler. Der Wandel des politischen Systems in Deutschland 1930-1933 (= Zwischen Demokratie und Diktatur. Verfassungspolitik und Reichsreform in der Weimarer Republik, Bd. 3); Walter de Gruyter, Berlin, New York 1992 ISBN 3-11-013525-6
  • Peer Oliver Volkmann: Heinrich Brüning (1885-1970). Nationalist ohne Heimat, Düsseldorf: Droste 2007
  • Heinrich August Winkler: Weimar 1918-1933: Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie, München 1993

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Nachweise

  1. so zum Beispiel Wolfgang Helbich, Die Reparationen in der Ära Brüning, Berlin 1962
  2. zuerst von Henning Köhler: „Arbeitsbeschaffung, Siedlung und Reparationen in der Schlussphase der Regierung Brüning“, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 17 (1969), S. 276-306; Winfried Gosmann, „Die Stellung der Reparationsfrage in der Außenpolitik der Kabinette Brüning“, in: Internationale Beziehungen in der Weltwirtschaftskrise 1929-1933, hrsg. von Josef Becker und Klaus Hildebrand, S. 237-263; Bruce Kent, The Spoils of War. The Politics, Economics, and Diplomacy of Reparations 1918-1932, Oxford 1989
  3. Henning Köhler, „Arbeitsbeschaffung, Siedlung und Reparationen in der Schlußphase der Regierung Brüning“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 17 (1969), S. 289 f., mit weiterer Literatur
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