Hugo Haase
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Hugo Haase (* 29. September 1863 in Allenstein, Ostpreußen; † 7. November 1919 in Berlin) war ein deutscher Jurist, Politiker und Pazifist.
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[Bearbeiten] Leben und Beruf
Hugo Haase wurde als Sohn eines jüdischen Schuhmachers und Kleinhändlers in Allenstein geboren. Nach dem Abitur in Rastenburg studierte er in Königsberg Rechts- und Staatswissenschaften und ließ sich dort 1890 als Rechtsanwalt nieder. In mehreren Prozessen verteidigte er politisch verfolgte Sozialdemokraten, so erreicht er im Königsberger Geheimbundprozeß einen Freispruch für den späteren preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun. 1912 verlegte er seine Kanzlei nach Berlin.
Am 8. Oktober 1919 wurde Haase von Johann Voß, einem angeblich geistesgestörten Lederarbeiter, durch Schüsse schwer verletzt und starb am 7. November 1919 in Berlin an den Folgen des Attentats. Er war mit Thea Lichtenstein verheiratet und hatte einen Sohn. Von August 1945 bis April 1953 war eine Straße in Leipzig, die heutige Erich-Weinert-Straße, nach Haase benannt. Heute ist nach ihm die Hugo-Haase-Straße in Nürnberg, Strehla und Zwenkau benannt.
[Bearbeiten] Partei
Seit 1887 gehörte Haase der SPD an. Er gehörte dem so genannten revisionistischen Parteiflügel an, der - anders als der marxistische - in allmählichen Reformen und nicht mehr in der Revolution den besten Weg zu sozialen und politischen Veränderungen sah. 1911 wurde er neben August Bebel SPD-Vorsitzender. Nach Bebels Tod wurden Haase und Friedrich Ebert zu gleichberechtigten Parteivorsitzenden gewählt. Im Juli 1914 organisierte er die Antikriegskundgebungen der SPD.
Nach Ostern 1917 wurde er Vorsitzender der neu gegründeten USPD (Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands), die sich von der Mehrheitssozialdemokratie (MSPD) abspaltete und für sofortige Friedensverhandlungen eintrat. Die von Haase geführte USPD errang bei den Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung am 19. Januar 1919 nur 7,6% der Stimmen. Nach Gründung der KPD sprach er sich für eine Wiedervereinigung von USPD und SPD aus und stellte sich damit gegen den radikalen USPD-Flügel, der einen Zusammenschluss mit der KPD und einen Anschluss an die Kommunistische Internationale anstrebte.
[Bearbeiten] Abgeordneter
Haase war seit 1895 der erste Sozialdemokrat im Stadtrat von Königsberg. 1897 wurde er erstmals für den Wahlkreis Königsberg 3 in den Reichstag des Kaiserreiches gewählt. Bei der Reichstagswahl 1907 gelang es ihm nicht, erneut den Wahlkreis zu gewinnen. Nach seiner Rückkehr in den Reichstag 1912 wurde er zusätzlich neben Philipp Scheidemann SPD-Fraktionsvorsitzender im Reichstag. Er kämpfte am 31. Juli und 1. August 1914 in der SPD-Fraktion gegen eine Annahme der Kriegskredite. Er konnte sich jedoch nicht gegen Friedrich Ebert und die Fraktionsmehrheit durchsetzen. Aus Gründen der Parteidisziplin musste Haase in der entscheidenden Reichstagssitzung dann selbst den gegen seinen Willen gefassten Beschluss der SPD-Fraktion begründen. Auf seine Äußerung „Wir lassen das Vaterland in der Stunde der Gefahr nicht im Stich“ reagiert die kaiserliche Reichsregierung mit der Verkündung des „Burgfriedens“.
Nach dem Scheitern der deutschen Kriegsplanungen Ende 1914 wandte sich Haase aber immer stärker und offener gegen den Krieg und gegen die Kriegspolitik der SPD-Reichstagsfraktion. 1915 wurde er deshalb zum Rücktritt als Fraktionsvorsitzender, 1916 zum Rücktritt als SPD-Vorsitzender gezwungen. Im März 1916 übernahm er die Leitung der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft, in der sich die Kriegsgegner unter den SPD-Abgeordneten zusammengefunden hatten. Nach Ende des Krieges gehörte Haase als eines von drei USPD-Mitgliedern dem Rat der Volksbeauftragten an, dessen Leitung er zusammen mit Friedrich Ebert innehatte. Nach den Weihnachtskämpfen traten die USPD-Volksbeauftragten geschlossen aus dem Rat aus. Seit den Wahlen 1919 gehörte er bis zu seinem Tode der Weimarer Nationalversammlung an und führte dort die USPD-Fraktion.
[Bearbeiten] Öffentliche Ämter
Im Zuge der Novemberrevolution bildete er am 10. November 1918 mit dem Mehrheits-Sozialdemokraten Friedrich Ebert eine provisorische Reichsregierung, den Rat der Volksbeauftragten, dessen stellvertretenden Vorsitz er übernahm. Nach dem auf Befehl Eberts erfolgten gewaltsamen Vorgehen von Regierungstruppen gegen die revolutionäre Volksmarinedivision an den Weihnachtstagen 1918, traten Haase und die beiden anderen USPD-Vertreter, Wilhelm Dittmann und Emil Barth, am 29. Dezember aus dem Rat aus.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
- Reichstagsreden gegen die deutsche Kriegspolitik, Verlag Neues Vaterland Berger & Co, Berlin 1919.
[Bearbeiten] Literatur
- Dieter Engelmann, Horst Naumann, Hugo Haase. Lebensweg und politisches Vermächtnis eines streitbaren Sozialisten, 1999, ISBN 3883482161
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Hugo Haase im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- LeMO
Friedrich Ebert | Hugo Haase | Philipp Scheidemann | Gustav Bauer | Hermann Müller | Konstantin Fehrenbach | Joseph Wirth | Wilhelm Cuno | Gustav Stresemann | Wilhelm Marx | Hans Luther | Wilhelm Marx | Hermann Müller | Heinrich Brüning | Franz von Papen | Kurt von Schleicher
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (1890–1933):
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Exil-SPD (1933–1945):
Otto Wels/Hans Vogel | Hans Vogel
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (ab 1946):
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Hugo Haase/Georg Ledebour | Arthur Crispien/Hugo Haase | Arthur Crispien/Ernst Däumig | Arthur Crispien/Georg Ledebour (Rechter Flügel) und Ernst Däumig/Adolph Hoffmann (Linker Flügel) | Arthur Crispien/Wilhelm Dittmann/Georg Ledebour | Georg Ledebour/Theodor Liebknecht | Theodor Liebknecht/Elsa Wiegmann
Personendaten | |
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NAME | Haase, Hugo |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist, Politiker und Pazifist |
GEBURTSDATUM | 29. September 1863 |
GEBURTSORT | Allenstein, Ostpreußen |
STERBEDATUM | 7. November 1919 |
STERBEORT | Berlin |