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Gottfried Treviranus – Wikipedia

Gottfried Treviranus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Gottfried Reinhold Treviranus (* 20. März 1891 in Schieder, heute Stadtteil von Schieder-Schwalenberg; † 7. Juni 1971 bei Florenz) war ein deutscher Politiker der DNVP und Reichsminister.

Nach seinem Offiziersdienst in der Reichsmarine, den er von 1912 bis 1918 ableistete (zuletzt als Kapitänleutnant), studierte Treviranus einige Semester Landwirtschaft und wurde 1921 Direktor der Landwirtschaftskammer Lippe.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Politische Laufbahn

[Bearbeiten] Parteien

1924 wurde er für die DNVP Reichstagsabgeordneter. 1929 verließ Treviranus zusammen mit Hans Schlange-Schöningen die Partei aus Protest gegen den reaktionären Kurs Hugenbergs und die beginnende Zusammenarbeit der Deutschnationalen mit den Nationalsozialisten beim Volksbegehren gegen den Young-Plan. Er gründete die Volkskonservative Vereinigung, die sich nach dem Zusammenschluss mit dem so genannten Westarp-Flügel in Konservative Volkspartei umbenannte. Sein Ziel war es, das Zentrum aus der Weimarer Koalition mit der SPD zu lösen und zusammen mit moderaten Konservativen eine umfassende Reform des Reiches durchzuführen, hin zu einer weniger parlamentarischen, sondern durch das Vertrauen von Reichspräsident Hindenburg getragenen Regierung.

[Bearbeiten] Reichsminister

Im März 1930 trat Treviranus in das Kabinett Brüning I als Reichsminister für die besetzten Gebiete ein, nach deren Räumung im Juni 1930 war er Reichsminister ohne Geschäftsbereich.

Im bald darauf beginnenden Reichstagswahlkampf zeigte der rechtsorientierte Politiker außenpolitisch bemerkenswert wenig Fingerspitzengefühl: Der Wahlaufruf seiner Partei, der einen „deutschen Freiheitskampf“ gegen „politische und wirtschaftliche Zwangsdiktate“ ankündigte, sorgte für Verstimmung in Frankreich, wo man glaubte, man sei den Deutschen mit der vorzeitigen Räumung des Rheinlands doch gerade erst großzügig entgegen gekommen. Treviranus' Rede vom 10. August, in der er der „ungeheilten Wunde in der Ostflanke, diesem verkümmerten Lungenflügel des Reiches“ gedachte (eine Anspielung auf den Polnischen Korridor) und prophezeite, Polens Zukunft sei ohne Änderung der Grenzen nicht sicher, wurde im Nachbarland als Kriegsdrohung verstanden. Man begann in Warschau sogar Geld für ein neues U-Boot zu sammeln, das „Antwort auf Treviranus“ heißen sollte.

Trotz dieser national-populistischen Töne scheiterte die Konservative Volkspartei bei den Reichstagswahlen am 14. September 1930 auf beinahe ganzer Linie, sie konnte nur vier Sitze und weniger als 1 % der Wählerstimmen erringen. Dennoch blieb Treviranus in der Regierung, ab September 1930 war er Reichskommissar für die Osthilfe und vom 9. Oktober 1931 bis zum 30. Mai 1932 Reichsverkehrsminister im zweiten Kabinett Brüning.

[Bearbeiten] Emigration und Heimkehr

1934, ein Jahr nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Treviranus, der Hitler persönlich verhasst war [1] und während der Nacht der langen Messer nur mit Glück einem Mordkommando der SS entkommen war, über England in die USA und nach Kanada, wo er als Farmer arbeitete. Nach 1945 beriet er amerikanische Konzerne bei der Vergabe von Warenkrediten an deutsche Unternehmen. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück. Politisch wurde er nicht mehr aktiv, sein Name tauchte allerdings in den 1950er Jahren immer wieder in diversen Affären auf, so etwa in der Spielbankenaffäre um die Vergabe der bayerischen Spielbanken-Konzessionen. Er starb auf einer Reise in Italien, wo er zuletzt seinen Wohnort genommen hatte.

[Bearbeiten] Veröffentlichungen

  • Das Ende von Weimar. Heinrich Brüning und seine Zeit. Econ-Verlag, Düsseldorf, Wien 1968.
  • Für Deutschland im Exil. Econ-Verlag, Düsseldorf, Wien 1973, ISBN 3-430-19116-5.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. Dieser nannte Treviranus etwa „ein Schuft“ und behauptete „so ein marxistischer (sic!) kleiner Prolet ist in einer Welt groß geworden die er gar nicht begriffen hat“, siehe Werner Jochmann (Hrsg.): Monologe aus dem Führerhauptquartier. Hamburg 1980, S. 248.

[Bearbeiten] Literatur

  • Horst Möller: Gottfried Reinhold Treviranus. Ein Konservativer zwischen den Zeiten. In: Paulus Gordan (Hrsg.): Um der Freiheit willen. Eine Festgabe für und von Johannes und Karin Schauff. Neske, Pfullingen 1983, ISBN 3-7885-0257-6, S. 118–146.

[Bearbeiten] Weblinks


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