Reichspräsidentenwahl 1932
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Reichspräsidentenwahl von 1932 war die zweite und letzte Reichspräsidentenwahl in der Weimarer Republik, bei der der Reichspräsident direkt vom Volk gewählt wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Kandidaten
[Bearbeiten] Paul von Hindenburg
Um die Wahl Hitlers zum Reichspräsidenten zu verhindern, sahen sich 1932 alle demokratischen Parteien, selbst die SPD, gezwungen sich hinter den amtierenden Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zu stellen, obwohl dieser eigentlich mehr dem Kaiserreich als der Republik nahe stand. Hindenburg verpasste im ersten Wahlgang knapp die erforderliche absolute Mehrheit, konnte sich aber im zweiten Wahlgang recht deutlich gegen seine Konkurrenten von der NSDAP und der KPD durchsetzen, sodass er in seinem Amt bestätigt wurde.
[Bearbeiten] Adolf Hitler
Für die NSDAP trat erstmals für eine Reichspräsidentenwahl Adolf Hitler an. Um bei der Wahl antreten zu können war es notwendig, dass der seit 1925 staatenlose Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt. Erst Ende Februar 1932, aber noch rechtzeitig für die Reichspräsidentenwahl erhielt Hitler diese, indem er im Lande Braunschweig zum Schein zum Staatsbeamten, nämlich zum Gesandten Braunschweigs bei der Landesvertretung in Berlin, ernannt wurde. Für das Amt des Reichspräsidenten wurde Hitler der schärfste Konkurrent Hindenburgs. Er erreichte in beiden Wahlgängen rund ein Drittel der Stimmen.
[Bearbeiten] Ernst Thälmann
Für die Kommunistische Partei trat Ernst Thälmann an. Obwohl die SPD mit keinem eigenen Kandidaten antrat, gelang es Thälmann nicht die Stimmen der Arbeiter auf sich zu vereinigen. Allerdings bekam er im ersten Wahlgang doch genügend Stimmen, um zu verhindern, dass Hindenburg gleich im ersten Wahlgang wiedergewählt wurde. Im zweiten Wahlgang kam es dann jedoch zu Verlusten bei Thälmann und Hinzugewinnen bei Hindenburg, sodass dieser doch noch die absolute Mehrheit erreichen konnte, wobei im zweiten Wahlgang nur noch die relative Mehrheit der Stimmen benötigt wurde, um gewählt zu werden.
[Bearbeiten] Theodor Duesterberg
Für den Stahlhelm, der als bewaffneter Arm der Deutschnationalen Volkspartei galt, trat dessen Spitzenfunktionär Theodor Duesterberg an. Noch ein paar Monate vor der Wahl bildete der Stahlhelm, die DNVP und die NSDAP gemeinsam ein Bündnis, die sogenannte Harzburger Front. Dieses Bündnis zerbrach jedoch, sodass der Stahlhelm und die NSDAP mit unterschiedlichen Kandidaten zur Reichstagswahl antraten. Während des Wahlkampfes wurde daraufhin Duesterberg von der NSDAP als "Vierteljude" diskreditiert. Nachdem Duesterberg im ersten Wahlgang abgeschlagen bei 6,8% landete, zog er seine Kandidatur für den zweiten Wahlgang zurück. Seine Stimmen gingen im zweiten Wahlgang überwiegend auf Adolf Hitler über.
[Bearbeiten] sonstige Kandidaten
Ansonsten traten zur Wahl noch Gustav A. Winter für die Inflationsgeschädigten und weitere zersplitterte Kandidaten an.
[Bearbeiten] Wahlgänge
[Bearbeiten] 1. Wahlgang
Im ersten Wahlgang traten fünf Kandidaten an. Um zu gewinnen, war im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen nötig, die keiner der Kandidaten erreichte. Der Wahlgang fand am 13. März 1932 statt. Die Wahlbeteiligung lag bei 86,2%.
49,6%
|
30,2%
|
13,2%
|
6,8%
|
0,3%
|
0,0%
|
||||||
Paul von
Hindenburg |
Adolf
Hitler |
Ernst
Thälmann |
Theodor
Duesterberg |
Gustav A.
Winter |
Zersplitterte |
[Bearbeiten] 2. Wahlgang
Im zweiten Wahlgang traten noch drei Kandidaten an. Gustav A. Winter und Theodor Duesterberg zogen ihre Kandidatur zurück. Um zu gewinnen, war im zweiten Wahlgang die relative Mehrheit der abgegebenen Stimmen nötig. Diese erreichte Paul von Hindenburg. Der zweite Wahlgang fand am 10. April 1932 statt. Die Wahlbeteiligung lag bei 83,5%.
53,1%
|
36,7%
|
10,1%
|
0,0%
|
||||
Paul von
Hindenburg |
Adolf
Hitler |
Ernst
Thälmann |
Zersplitterte |
[Bearbeiten] Ergebnisse
Die Ergebnisse lauteten wie folgt:
Kandidat (Partei) | 1. Wahlgang | 2. Wahlgang | ||
---|---|---|---|---|
Paul von Hindenburg (Weimarer Koalition) | 18.651.497 | 49,6% | 19.359.983 | 53,1% |
Adolf Hitler (NSDAP) | 11.339.446 | 30,2% | 13.418.517 | 36,7% |
Ernst Thälmann (KPD) | 4.983.341 | 13,2% | 3.706.759 | 10,1% |
Theodor Duesterberg (Stahlhelm) | 2.557.729 | 6,8% | - | - |
Gustav A. Winter (Inflationsgeschädigte) | 111.423 | 0,3% | - | - |
Zersplitterte | 4.881 | 0,0% | 5.472 | 0,0% |
Wahlberechtigte | 43.949.681 | 100,0% | 44.063.958 | 100,0% |
Abgegebene Stimmen | 37.890.451 | 86,2% | 36.771.787 | 83,5% |
Gültige Stimmen | 37.648.317 | 99,4% | 36.490.761 | 99,2% |
Ungültige Stimmen | 242.134 | 0,6% | 281.016 | 0,8% |
[Bearbeiten] Wahlkampf
Eine Kuriosität dieses Wahlkampfes waren von Joseph Sablatnig entwickelte Lautsprecherflugzeuge, die Wahlwerbung aus der Luft verschallten.
[Bearbeiten] Siehe auch:
- Wahl des Reichspräsidenten durch die Nationalversammlung (1919)
- Reichspräsidentenwahl 1925