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Kommunistische Partei Großbritanniens – Wikipedia

Kommunistische Partei Großbritanniens

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Kommunistische Partei Großbritanniens, abgekürzt CPGB war eine Politische Partei im Großbritannien, die von 1920 bis 1991 existierte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Gründung

Die Gründung der Partei erfolgte im Jahre 1920 durch den Zusammenschluss mehrerer kleinerer marxistischer Parteien nachdem die Dritte Internationale beschlossen hatte, dass größere Anstrengungen unternommen werden sollten, weltweit kommunistische Parteien zu schaffen.

Gründungsparteien waren die Britische Sozialistische Partei, die Workers' Socialist Federation sowie die Communist Unity Group der Sozialistischen Labourpartei (1903-1980). Die Gründung ist auf dem Hintergrund der kurzen Periode des politischen Radikalismus in Britannien im Gefolge des Ersten Weltkrieges und der Oktoberrevolution in Russland zu sehen. Herausrragende Mitbegründer der Kommunistischen Partei Großbritanniens waren Harry Pollitt und Sylvia Pankhurst.

In den Verhandlungen im Vorfeld der Parteigründung wurden einige Themen besonders heftig diskutiert. So unter anderem die Frage zur Rolle der Parlamentarismus oder die Kooperation bzw. der Anschluss an die Labour Partei. Beide Themenkreise wurden der Kommunistischen Internationale zur Entscheidung vorgelegt, was zu der eindeutigen Stellungnahme Lenins in seinem Artikel Left Wing Communism - An Infantile Disorder (zu deutsch: Linksradikalismus - die Kinderkrankheit des Kommunismus) führte. Letztendlich wurde der Beschluss gefasst, an Wahlen teilzunehmen und eine Kooperation mit der Labour Party anzustreben.

Ursprünglich hatte die CPGB vor, ihre Aktivitäten durch die Labour Party steuern zu lassen, da diese Partei zu dieser Zeit noch als Vereinigung von Links-Organisationen agierte und die Mitgliedschaft für Einzelpersonen erst nach 1918 möglich gemacht wurde.

Trotz der Unterstützung durch einige bekannte Personen, wie etwa den Vorsitzenden der Independent Labour Party James Maxton, entschied die Labour Party die Mitgliedschaft der Kommunistischen Partei abzulehnen.

[Bearbeiten] Die 1920er und 1930er Jahre

Während der 1920er und auch fast der gesamten 1930er Jahren folgte die CPGB der leninistischen Doktrin, dass eine kommunistische Partei aus revolutionären Kadern bestehen müsse und eine Mitgliedschaft nicht für jedermann möglich sein solle.

Die CPGB war als britische Sektion der Kommunistischen Internationale verpflichtet, die Entscheidungen der Dachorganisation umzusetzen. Dies erwies sich als Nachteil im Generalstreik von 1926, in dessen Vorfeld der Großteil der führenden Köpfe der CPBG inhaftiert wurde.

Ein weiteres großes Problem der Partei war ihre Politik des Verleugnens der eigenen Rolle in der Gesellschaft. So rief sie den General Council of the Trades Union Congress (TUC) auf, eine revolutionäre Rolle zu übernehmen. Diese von Leo Trotzki vertretene Einstellung war auf die Allianz zwischen dem TUC und der russischen Position im Britisch-russischen Gewerkschaftskomitee zurückzuführen.

Dennoch standen die Mitglieder der CPGB während des Generalstreiks und des sich daran anschließenden, lang andauernden Bergarbeiterstreiks im Zentrum der Verteidiger des Streiks und der Bemühungen um Solidarität mit den Bergarbeitern.

Dies hatte zur Folge, dass die Mitgliederzahl in den Jahren 1926 und 1927 in der Bergbaugebieten deutlich zunahm. Viele dieser Verstärkungen sollten zwar in der Dritten Periode verloren gehen, doch blieben in bestimmten Gebieten die Grundlagen bis zum Jahrzehnte später erfolgenden Ende der Partei erhalten.

Der CPGB gelang es eine Schicht von Kämpfern zu formen, die sich der Partei und ihren Zielen tief verpflichtet fühlte. Diese Unterstützung konzentrierte sich vorwiegend in einigen Industriebereichen, wie Schwer- und Textilindustrie sowie im Bergbau, und hatte zudem ihre Zentren in einigen Regionen, wie etwa den Kohlerevieren oder im Bereich bestimmter Industriezentren wie Glasgow oder im jüdisch geprägten East London. So war etwa Mardy im Rhondda-Tal zusammen mit Chopwell ebenso wie eine Anzahl anderer Gemeinden wegen der dort zu findenden kommunistischen Tendenzen als Klein-Moskau bekannt.

Das in den ersten Jahren der Existenz der Partei geschaffene Fundament wurde jedoch in der Dritten Periode in den Jahren 1929 bis 1932, der Periode des erneuerten revolutionären Fortschritts, wie es die Führerschaft des Komintern bezeichnet hatte, aufs Spiel gesetzt.

Das Ergebnis dieser Periode des Fortschritts war, dass sowohl die Sozialdemokraten als auch die Labour-Partei von der CPGB gleichermaßen als faschistisch angesehen und als Sozialfaschisten bezeichnet wurden. Jegliche Zusammenarbeit mit diesen Gruppierungen sollte verhindert werden.

Nach dem Wahlsieg Hitlers in Deutschland beendeten alle kommunistischen Parteien diese Dritte Periode und schwenkten auf die Linie der Volksfront (Popular Front) ein. Zentrales Ziel war jetzt der Kampf gegen den Faschismus, der als Hauptgefahr für die Arbeiterbewegung angesehen wurde. Dies erforderte die Allianz aller antifaschistischen Kräfte einschließlich der konservativen Parteien. In Großbritannien führte dies zu Bemühungen der CPGB eine Allianz mit der Labour-Partei, der sie bekanntlich während der Dritten Periode feindlich gesinnt war, zu schaffen.

Bei den Wahlen zum britischen Unterhaus im Jahre 1935 wurde William Gallacher als erster Kommunist als CPGB-Mitglied in das britische Parlament gewählt. Frühere kommunistische Parlamentsmitglieder waren immer unter dem Banner der Labour-Partei gewählt worden. Gallagher vertrat den Wahlkreis West Fife in Schottland, einem Kohlebergbaubezirk, im Unterhaus.

[Bearbeiten] Die 1940er und 1950er Jahre

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1939 unterstützte die CPGB ebenso wie andere kommunistische Parteien die Opposition gegen den Krieg, der als imperialistischer Krieg angesehen wurde und in dem die Arbeiterklasse keine Partei ergreifen dürfe.

Hiergegen opponierten Teile der CPGB, so z.B. kein geringerer als Harry Pollitt, der in der Folge von seinem Posten im Zentralkomitee zurücktrat, jedoch Mitglied der Partei blieb.

In den Jahren 1939 bis 1941 unterstützte die CPGB nachdrücklich Streiks und griff die britische Regierung wegen der Fortsetzung des Krieges an.

Diese Haltung änderte sich unmittelbar nach dem Angriff der Nazis auf Russland im Jahre 1941. Die CPGB forderte lautstark eine Unterstützung des Krieges gegen das Regime in Deutschland, die sogar die Eröffnung einer zweiten Front mit dem Ziel der Hilfe für Russland beinhaltete. Auch die Haltung bezüglich der Forderung nach Streiks wurde aufgegeben, um hierdurch die Produktivität der Industrie zu steigern. Der Patriotismus ging sogar so weit, dass die CPGB einen Kandidaten der Konservativen Partei in einer Nachwahl in Cardiff im Jahre 1943 gegen den Kandidaten der Unabhängigen Labour-Partei unterstützte.

Bei den Wahlen zum Unterhaus im Jahre 1945 bekam die CPGB 103.000 Stimmen und konnte zwei Abgeordnete in das britische Unterhaus entsenden. Einen Sitz erhielt der oben erwähnte Gallacher, den anderen errang Phil Piratin in Mile End im Londoner East End. Harry Pollitt verfehlte den Einzug ins Parlament um lediglich 972 Stimmen im Wahlkreis Rhondda East.

Beide Parlamentssitze verlor die Partei jedoch bei den Wahlen zum Unterhaus im Jahre 1950.

Die Mitgliederzahl der Partei erreichte im Jahre 1943 mit 60.000 Personen ihren Höhepunkt. Im Vergleich mit den kommunistischen Parteien in Frankreich (800.000) und Italien (1,7 Mill.) war die Bedeutung der CPGB also sehr gering.

Im Jahre 1953 verabschiedete die Partei ein Programm mit dem Namen Der britische Weg zum Sozialismus (BRS) in dem ein friedlicher Übergang zum Sozialismus proklamiert wurde. Die Bedeutung dieses Dokument bestand darin, dass die Partei bedingungslos den revolutionären Grundsätzen abschwor, die der Anlass für ihre Gründung gewesen waren. Interessant war auch die Behauptung, Stalin habe das Dokument vor der Verabschiedung durch die CPBG gelesen und es akzeptiert.

Dieses Parteiprogramm hatte, wenn auch in abgeänderter Form, Bestand bis zur Auflösung der CPGB im Jahre 1991 und ist noch heute das Programm der Communist Party of Britain, welche sich als Nachfolger der CPGB ansieht.

Da viele Gewerkschaftsführer Mitglied der CPGB waren, erreichte sie in der Zeit zwischen den Kriegsjahren und 1956 den Höhepunkt ihres Einflusses in der Arbeiterbewegung. So war sie nicht nur von großem Einfluss in der Bergarbeitergewerkschaft sondern auch in der Gewerkschaft der Arbeiter der Elektrizitätswerke sowie der Vereinigten Gewerkschaft der Engineering Workers, der wichtigsten Arbeitergewerkschaft.

Darüber hinaus war auch der linke Flügel der Labour Party stark durch die CPGB beeinflusst. Dissidenten waren selten. Eine der wichtigen Personen aus diesem Kreis war Eric Heffer, der spätere Labour-Abgeordnete, der die Partei Ende der 1940er Jahre verließ. Dies blieb so bis den Aufständen im Jahre 1956 und der Arbeiterrevolution in Ungarn.

Der Tod Stalins und der Aufstand in der DDR waren von geringem Einfluss auf die CPGB an sich, stellten jedoch Vorboten der zukünftigen Ereignisse dar. Von größerer Bedeutung waren die Geheimrede Chruschtschows auf dem 20. Kongress der Kommunistischen Partei der Sowjetunion, die in englischer Sprache in der Zeitung Observer veröffentlicht wurde, sowie die Ereignisse des Jahres 1956 in Polen und Ungarn.

In der Geheimrede wurden erstmals die Verbrechen Stalins offengelegt, die zuvor von den britischen Kommunisten abgeleugnet und als trotzkistische Lügen bezeichnet worden waren.

Die sich anschließenden Arbeiter-Unruhen in Polen und Ungarn führten zu einer völligen Spaltung nicht nur in der CPGB sondern auch in vielen anderen kommunistischen Parteien. In Großbritannien erlebte die Partei als Folge der Intervention des Warschauer Paktes in Ungarn ihren größten Mitgliederverlust. Diese Ereignisse wurden im Daily Worker durch dessen Korrespondenten in Budapest, Peter Fryer, geschildert. Die Berichte wurden zunächst zensiert, da Fryer beschrieben hatte, wie die ungarischen Arbeiter ihre eigenen Instrumente in Form des Zentralen Arbeiterrates und der Arbeitermiliz geschaffen hatten, nur um sie dann von den sowjetischen Truppen zerstört zu bekommen. Es muss als eine der großen Ironien der Geschichte angesehen werden, dass der erste seit der Oktoberrevolution gegründete Arbeiterrat ausgerechnet von der Roten Armee vernichtet wurde.

Nach seiner Rückkehr nach Großbritannien wurde Peter Fryer aus der CPGB ausgeschlossen und wechselte zur Trotzkistischen Sozialistischen Arbeitsliga für die er den neu erscheinenden Newsletter herausgab. Hunderte weitere CPGB-Mitglieder folgten seinem Beispiel und wechselten zur trotzkistischen Bewegung über. Die Mehrzahl der Mitglieder vernichteten ihre CPGB-Mitgliedsausweise, zogen sich aus der Politik zurück oder wurden Mitglieder der Labour Party.

Entgegen der in späteren Jahren in linken Kreisen geäußerten Meinung waren diese aus der Partei ausgetretenen Mitglieder keine klein-bürgerlichen Intellektuellen sondern Menschen aus der Arbeiterschicht und dem Kern der Partei.

Zu dieser Zeit manipulierte die CPGB-Fraktion in der ETU, deren Führung sie demokratisch errungen hatte, eine gewerkschaftsinterne Wahl, obwohl im Vorfeld davon auszugehen war, dass sie diese Wahl ohnehin gewonnen hätte. Dies führte zu einem weiteren Verlust an Einfluss in der Arbeiterbewegung.

[Bearbeiten] Niedergang

Nach den Ereignissen von 1956 wirkte die Partei zunehmend als Interessengruppe (pressure group) auf die Labour Party, deren gut organisierte Basis in den Gewerkschaften sie dazu nutzen wollte, die Labour Party nach links zu drängen. Die Führung unter John Gollan war wegen ihrer starren Bindung an die Prinzipien des Britischen Weges zum Sozialismus unfähig, der Arbeiterklasse eine klare revolutionäre Alternative zu bieten.

Der Daily Worker wurde im Zuge des Prozesses der offenen Umarmung linker sozialdemokratischen Ideen in "Morning Star" umbenannt. In dieser Phase nahm die Polarisierung zwischen dem der Sowjetunion nahestehenden Flügel der Partei und den die Unabhängigkeit von Moskau anstrebenden Kräften zu.

Diese Prozess erreichte eine Krise als im Jahre 1968 die Truppen des Warschauer Paktes in der Tschechoslowakei intervenierten, was von der CPGB in Erinnerung an 1956 kritisiert wurde. Von diesem Zeitpunkt an wurden die mehr traditionell gesinnten Elemente in der CPGB von ihren Gegnern wegen ihrer Unterstützung für den Warschauer Pakt als Tankies bezeichnet, wohingegen ihre Opponenten mehr und mehr zu den Positionen des Eurokommunismus, wie er sich in den kommunistischen Parteien Italiens und später auch Spaniens abzeichnete, tendierten.

Den letzten großen Auftritt auf der Wahlbühne hat die CPGB bei den Wahlen des Jahres 1974 in Clydebank wo ihr Kandidat Jimmy Reid 6.000 Stimmen errang, was jedoch mehr einem persönlichen Erfolg Reids gleichkam, der ein prominenter regional bekannter Gewerkschaftsführer war und im Rufe stand, im Zuge eines Streiks einige Jahre zuvor die Sicherung von Arbeitsplätzen bewirkt zu haben. Auf nationaler Ebene setzte sich jedoch die Abnahme der Wählerstimmen fort.

Die zunehmende Krise in der Partei beeinflusste auch die Glaubwürdigkeit ihrer Führungsschicht, da frühere langjährige und einflussreiche Mitglieder ihre Posten aufgaben. So traten 1976 Jimmy Reid, Cyril Morton and John Tocher zurück. Alle drei waren Mitglieder des Politbüros gewesen und hatten eine wichtige Rolle in der politischen Ausrichtung der Partei gespielt. Mit Bernard Panter verließ nur wenige Monate später eine weitere wichtige Person das sinkende Schiff.

Im Jahre 1977 erreichten die Querelen in der Partei einen Wendepunkt, da viele der gegen den Eurokommunismus eingestellten Mitglieder beschlossen hatten, es müsse eine eigene, gegen den Revisionismus gewandte kommunistische Partei gebildet werden. Manche rechneten zu dieser Zeit mit Unterstützung aus Moskau, was sich aber nicht bewahrheitete. Die Neue Kommunistische Partei Britanniens (New Communist Party of Britain) entstand unter der Führung von Sid French, der CPBG-Parteisekretär des seinerzeit einflussreichen Parteidistrikts Surrey gewesen war.

Eine weitere Gruppierung, der von vielen Kontakten zu Geheimdiensten nachgesagt wurde, unter der Leitung von Fergus Nicholson, verblieben in der Partei. Sie gab die Zeitschrift Straight Left heraus, die als eine Art Sprachrohr für ihre Standpunkte sowie als Werkzeug ihrer Arbeit in der Labour Party diente. Nicholson hatte früher eine "Clause Four" genannte Fraktion in der Studentenbewegung der Labour Party geschaffen. Er publizierte unter dem Namen Harry Steel, einer Kombination aus den Namen von Harry Pollitt und Stalins.

Auf dem anderen Flügel der Partei wurde Martin Jaques Herausgeber des wenig interessanten, etwas faden Parteiblattes Marxismus Today, das er schnell zu einem führenden Sprachrohr der eurokommunistischen Meinungen innerhalb der Partei machte. Obwohl die Auflage des mit einem Hochglanzeinband versehenen Magazins deutlich zunahm, war es dennoch ein Verlust für die Finanzen der kleinen Partei.

Im Jahre 1985 entstand ein Kampf zwischen den verschiedenen Fraktionen in der CPGB. Mitglieder, die loyal zum Parteiprogramm "Der britische Weg zu Sozialismus" standen, schufen eine Art Netzwerk unter den Lesern des Parteiblattes "Morning Star" und ähnlicher Gruppen. Diese gründeten 1988 ihre eigene Partei, die sie Kommunistische Partei Britanniens (Communist Party of Britain) nannten.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahre 1991 beschloss die von Eurokommunisten dominierte Führung der CPGB die Partei aufzulösen. Sie nannten sich nunmehr Demokratische Linke, waren aber mehr eine Art linkslastige Denkfabrik als eine Partei.

[Bearbeiten] Weblinks


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