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Reichsstraße 1 – Wikipedia

Reichsstraße 1

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Dieser Artikel über die Reichsstraße 1 (R 1) befasst sich speziell mit dem Abschnitt der Straße, der heute in Polen und in Russland (Kaliningrad) liegt und berücksichtigt auch die jetzigen Gegebenheiten. Für den durch Deutschland verlaufenden anderen Abschnitt der R 1 siehe den Artikel Bundesstraße 1.

Die Reichsstraße 1 (R 1) war bis 1945 eine Staatsstraße des Deutschen Reichs und ein bedeutender West-Ost-Verbindungsweg im Norden des damaligen Staatsgebietes.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Allgemeines

Die 1392 Kilometer lange Reichsstraße 1 führte von der niederländischen Grenze bei Aachen über Berlin und Königsberg (Preußen) bis nach Eydtkuhnen (1938 bis 1945 = Eydtkau) an der Grenze nach Litauen. Sie verlief auf uralten Handels- und Postwegen, die im Laufe des 19. Jahrhunderts abschnittsweise zu Chausseen ausgebaut wurden. Ihre Bezeichnung als „Reichsstraße 1“ und die Bestimmung des Streckenverlaufs stammen aus dem Jahre 1932.

Der Ostabschnitt der R 1 verband die Provinzen Brandenburg, Pommern, Westpreußen und Ostpreußen. Heute verläuft die Ost-Trasse der alten Reichsstraße 1 durch die polnischen Woiwodschaften Lebus, Westpommern, Großpolen, Pommern und Ermland-Masuren sowie die russische Oblast Kaliningrad

[Bearbeiten] Streckenverlauf Aachen - Küstrin

siehe hierzu den Artikel Bundesstraße 1

[Bearbeiten] Streckenverlauf Küstrin - Eydtkuhnen

[Bearbeiten] Provinz Brandenburg/Provinz Pommern

[Bearbeiten] Küstrin - Landsberg

Das Berliner Tor in Küstrin (Kostrzyn n.O.)
Das Berliner Tor in Küstrin (Kostrzyn n.O.)

(Heutige polnische Staatsstraße Droga krajowa 22):

Der Verkehr, der von der heutigen Bundesstraße 1 kommend der Route der alten Reichsstraße 1 weiter folgt, passiert auf der Brücke über die Oder (polnisch: Odra) die seit dem 21. November 1992 geöffnete und 45 Jahre geschlossene Grenze zwischen der DDR und Polen. Mit Küstrin, der alten preußischen Festungsstadt, erreicht die R 1 heute die polnische Stadt Kostrzyn nad Odrą, die ehemals zum ostbrandenburgischen Landkreis Königsberg (Neumark), heute zum Kreis Gorzów Wielkopolski (Landsberg (Warthe)) in der Woiwodschaft Lebus gehört. In den Auseinandersetzungen des Zweiten Weltkrieges hat diese Stadt besonders gelitten, wurde doch die Altstadt bis auf die Grundmauern geschleift.

Die alte Reichsstraße 1 erhält gleich hinter der heutigen EU-Binnengrenze zwischen Deutschland und Polen die Namensgebung einer polnischen Landesstraße (Droga krajowa) (DK) mit der Bezeichnung DK 22. Nach der Querung der früheren Reichsbahnstrecke Stettin (Szczecin) - Grünberg (Schlesien) (Zielona Góra) - Breslau (Wrocław) (heute bei gleichem Streckenverlauf die Bahnlinie Nr. 822 der Polnischen Staatsbahn) folgt die R 1 allerdings nicht weiter der DK 22, die nämlich jetzt auf den ersten 45 Kilometern dem Lauf der ehemaligen Reichsstraße 114 nach Schwerin (Warthe) (Skwierzyna), Wierzebaum (Wierzbno) und Pinne (Pniew) folgt, später aber wieder "Partnerin" der R 1 werden wird.

(Heutige Droga krajowa 31):

Die R 1 biegt nordwärts auf die heutige DK 31 in Richtung Stettin und begegnet hier der ehemaligen Reichsstraße 112 nach Soldin (Myślibórz), Pyritz (Pyrzyce), Buchholz/Hohenkrug (b. Stettin) (Szczecin-Płonia/Struga).

(heutige Droga wojewódzka 132):

Hinter der Brücke über die Warthe (Warta), die nach wenigen hundert Metern in die Oder mündet, wendet sich die R 1 ostwärts auf die heutige Woiwodschaftsstraße Droga wojewódzka 132 (DW 132). Hier überquert sie noch innerhalb der Küstriner Stadtgrenze die Reichsbahnstrecke der Preußischen Ostbahn von Berlin über Schneidemühl (Piła), Dirschau (Tczew), Königsberg (Preußen) (Kaliningrad) bis Eydtkuhnen (Tschernyschewskoje) ((heutige Staatsbahnlinie Nr. 203 Küstrin-Kietz - Tczew), die bis zum Endpunkt der R 1 deren ständige Begleiterin ist.

Dom St. Marien in Landsberg (Warthe) (Gorzów Wielkopolski)
Dom St. Marien in Landsberg (Warthe) (Gorzów Wielkopolski)

Der Weg der R 1 führt jetzt in den ehemaligen Landkreis Landsberg (Warthe) (heutiger Powiat Gorzowski) und durch den nördlichen Warthebruch mit den Dörfern Tamsel (Dąbroszyn) und Blumbergerbruch (Mościczki) in die Kleinstadt Vietz (Witnica) unterhalb der bis zu 108 Metern messenden Dolgenberge (Dołzyne). Weiter zieht die R 1 ihre Bahn durch Dühringshof (Bogdaniec) und Loppow (Łupowo) und erreicht bei Wepritz (Gorzów Wlkp.-Wieprzyce) das heutige Stadtgebiet von Landsberg (Warthe) (Gorzów Wielkopolski). Hier hatte zwischen 1975 und 1998 die Woiwodschaft Gorzów Wlkp. ihren Sitz, und die alte Marienkirche hat heute den Status einer Bischofskirche für das Bistum Grünberg-Landsberg, das seinen Verwaltungssitz allerdings in Zielona Góra (Grünberg/Schlesien) hat.

In Landsberg endet die DW 132 genau an der Stelle, an der die alte R 1 die Reichsstraße 113 kreuzt, die von Linken über Stettin (Szczecin) und Soldin (Neumark) (Myślibórz) kommend als Droga krajowa 3 und Europastraße 65 weiter über Schwiebus (Świebodzin) nach Grünberg in Schlesien (Zielona Góra) führt.

[Bearbeiten] Landsberg - Friedeberg - Woldenberg

(Heutige Droga krajowa 22):

Nach der Querung der R 1 mit der R 113 erhält sie die heutige Bezeichnung als Landesstraße DK 22, mit der sie ja bereits nach dem Grenzübergang in Küstrin wenige hundert Meter gemeinsame Strecke hatte. Sie wird nun bis nach Elbing (Elbląg) (von kleinen Streckenabschnitten abgesehen) die R 1 auf ihrer alten Trasse begleiten.

Stadtansicht von Friedeberg (Strzelce  Krajeńskie) um 1900
Stadtansicht von Friedeberg (Strzelce Krajeńskie) um 1900

Südlich des heutigen Barlinecko-Gorzowski Park Krajobrazowy (Landschaftsschutzpark Berlinchen-Landsberg) verlaufend verlässt die R 1 hinter Stolzenberg (Rożianki) den ehemaligen Landkreis Landsberg (Warthe), der beim Grenzflüsschen Zunze (Santoczna) in den Landkreis Friedeberg (Neumark) übergeht (hier beginnt auch der heutige Kreis Strzelce-Drezdenko (Friedeberg-Driesen)), der die R 1 mit dem Dörfchen Altenfließ (Przyłęg) begrüßt. Von 1939 bis 1945 war hier übrigens auch die Grenze zwischen den Provinzen Brandenburg und Pommern.

Nach sechs Kilometern hat die R 1 die frühere und auch jetzige Kreisstadt Friedeberg (Neumark) (Strzelce Krajeńskie) erreicht, kreisrund planmäßig auf einer Grundmoräne, sieben Kilometer nördlich des Netzebruchs an Ober- und Untersee angelegt. Die reste der alten Stadtmauer und die 1945 ausgebrannte, aber wieder aufgebaute Marienkirche stellen ein beeindruckendes Bild dar.

Woldenberg (Dobiegniew) um 1900
Woldenberg (Dobiegniew) um 1900

In ihrem weiteren Verlauf durch die Ortschaften Lichtenow (Licheń) und Lauchstädt (Ługi) erreicht die R 1 das alte neumärkische Städtchen Woldenberg (Dobiegniew) am Südufer des Großen Sees (Jezioro Wielgie) gelegen - wie überhaupt der Ort eingebettet ist in eine weitflächige Seenlandschaft, aus der sich der Hermsdorfer See (Jezioro Osiek) als der größte hervortut. Woldenberg ist seit dem Mittelalter Kreuzungspunkt der alten handelsstraßen von Küstrin (Kostrzyn) nach Preußen (also der R 1) und von Stettin (Szczecin) nach Posen (Poznań). In der letzteren Richtung verläuft auch die 1847 eröffnete Strecke der Stargard-Posener Eisenbahn, deren Linie auch heute noch von der polnischen Staatsbahn (Nr. 351) wahrgenommen wird.

[Bearbeiten] Provinz Pommern / Provinz Westpreußen

[Bearbeiten] Woldenberg - Schloppe - Deutsch Krone

(heutige Droga krajowa 22):

Die R 1, weiterhin auf Spur mit der heutigen DK 22 nimmt nach Woldenberg Kurs auf Wolgast (Wołogoszcz) und verlässt den ehemaligen Landkreis Friedeberg (Neumark) und fährt in den früheren Landkreis Arnswalde ein. Bei Hochzeit (Stare Osiecno) ist der Dragepass erreicht. Die Drage (Drawa) bildete von 1368 bis 1772 die Grenze zwischen Brandenburg und Polen.

Hinter der Dragebrücke durchlief die R 1 für einige Kilometer den Netzekreis mit dem Ort Wiesental (Przesieki), dann begann der Landkreis Deutsch Krone, der einst zur Provinz Westpreußen, danach zur Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen rechnete und von 1939 bis 1945 in die Provinz Pommern integriert war.

Die Verwaltungsstrukturen waren damals wenig übersichtlich, sind es aber heute auch noch: waren wir eben noch in der Woiwodschaft Lebus, so berühren wir bei Wiesental (Przesieki) den nordöstlichsten Zipfel der Woiwodschaft Großpolen, um dann aber sofort in die Woiwodschaft Westpommern hinein zu fahren, die ihren Sitz in Stettin hat.

Der Radunsee (Jezioro Raduń) bei Deutsch Krone (Wałcz)
Der Radunsee (Jezioro Raduń) bei Deutsch Krone (Wałcz)

Die R 1 durchfährt die Dörfer Zützer (Szczuczarz) und Schönow (Dzwonowo), die damals wie heute zum Landkreis Deutsch Krone bzw. Powiat Wałecki gehörten, und erreicht Schloppe (Człopa) am Desselfließ (Cieszynka), das sich hier zu einer Kette von Seen (Großer Mühlenteich, Kemminsee (Jezioro Kamień), Sallmer- oder Küchensee (Jezioro Załom) und Dypersee) erweitert. Die über 20 Meter hohen nördliche und südlichen Talhänge bieten der Stadt Wetterschutz.

Nach zehn Kilometern trifft die R 1 auf den Ort Ruschendorf (Rusinowo). Dort, wo heute die DW 179 in Richtung Piła (Schneidemühl) abzweigt, begann bis 1945 die Reichsstraße 123 ihren Weg in Richtung Osten zu nehmen.

Das Rathaus in Deutsch Krone (Wałcz)
Das Rathaus in Deutsch Krone (Wałcz)

Jetzt sind es nur noch 16 Kilometer, die die R 1 über Neu Preußendorf (Prusinówko) und Stranz (Strączno)) vorbei am großen Radunsee (Jezioro Raduń) in die Kreisstadt Deutsch Krone (Wałcz) führen. Die Lage der Stadt an der alten Handelsstraße von Berlin nach Königsberg (Preußen) und der Bau der Eisenbahn (Schneidemühl - Deutsch Krone im Jahre 1881 und weiter nach Kallies (Kalisz Pomorski) im Jahre 1888 und über Arnswalde (Choszczno) nach Stargard(Pommern) (Stargard Szczeciński) im Jahre 1895 - heute polnische Staatsbahnlinie Nr. 403: Piła - Ulikowo (Wulkow, Kreis Saatzig)) wurde sie Verkehrsknotenpunkt, der sich zudem - aufgrund der Lage in einem fruchtbaren Gebiet - zum Handelszentrum für landwirtschaftliche Produkte entwickelte.

In Deutsch Krone kreuzt die R 1 die Reichsstraße 104 (heutige DK 10), die aus der alten Hansestadt Lübeck kommend über Schwerin (Mecklenburg) und Stettin auf dem Weg nach Schneidemühl ist.

[Bearbeiten] Deutsch Krone - Schlochau - Niesewanz

(heutige Droga krajowa 22):

Weiter auf der Fährte der heutige DK 22 verlässt die R 1 Deutsch Krone, wo zwischen 1723 und 1729 Ewald von Kleist Schüler im Jesuitenkolleg war und Hermann Löns von 1868 bis 1883 lebte, überquert bei Sagemühl (Ostrowiec) die Döberitz (Dobrzyca) und trifft in Freudenfier (Szwecja) auf das Flüsschen Pilow (Piława), das heute die Grenze zwischen dem Kreis Wałcz (Deutsch Krone) und dem Kreis Złotów (Flatow) sowie auch zwischen den Woiwodschaften Westpommern und Großpolen markiert.

Die St.-Michaelis-Kirche in Jastrow (Jastrowie)
Die St.-Michaelis-Kirche in Jastrow (Jastrowie)

Der Weg der R 1 führt weiter nach Marienbrück (Prądy), überquert dort die Plietnitz (Płytnica) und trifft wenige Kilometer vor Jastrow (Jastrowie) auf die Reichsstraße 160 (heutige DK 11), die von Schneidemühl (Piła) (seit 1939 auch von Kolmar (Westpreußen) (Chodzież)) kommend sich elf Kilometer mit der R 1 vereint und sie bis in die Stadt Jastrow hinein begleitet. Gemeinsam überqueren sie die 1879 von der Preußischen Ostbahn eröffnete Strecke Posen (Poznań) - Schneidemühl (Piła) - Neustettin (Szczecinek) (heutige Staatsbahnlinie Nr. 405: Piła - Szczecinek - Ustka (Stolpmünde) und die - 1945 demontierte - Bahnstrecke Tempelburg (Czaplinek) - Wengerz (Węgierce).

Mit Jastrow, das als Jastrowie heute zum Kreis Złotów (Flatow) gehört, verlässt nun die R 1 den letzten Ort im früheren Landkreis Deutsch Krone und „betritt“ in Flederborn (Podgaje) den einzigen Ort an der R 1, der zum Landkreis Neustettin gehörte. Hier nun nimmt sie Abschied von der R 160, die ihrerseits den Weg nach Norden über Neustettin, Bublitz (Bobolice) und Köslin (Koszalin) bis zum Ostseebad Kolberg (Kołobrzeg) nimmt.

Die Pfarrkirche in Landeck (Lędyczek)
Die Pfarrkirche in Landeck (Lędyczek)

Von Jastrow ab wird die R 1 - in freilich „gebührendem“ Abstand - von der Küddow (Gwda) begleitet, die dann nach 14 Kilometern im früheren Städtchen und heutigen Dorf Landeck (Westpreußen) (Lędyczek) die Straße unterquert und hier das Flüsschen Dobrinka (Dobrzynka) aufnimmt. Noch 1830 war an der Straßenbrücke ein gepfefferter Zoll zu entrichten.

In Landeck hat die R 1 inzwischen Boden des ehemaligen Landkreises Schlochau „betreten“, und jenseits der Küddow beginnt in heutiger Zeit ebenfalls nicht nur der Kreis Człuchów (Schlochau), sondern auch die polnische Woiwodschaft Pommern.

Weitere Dörfer des Schlochauer Landes reihen sich nun wie Schnurperlen an die R 1: Peterswalde (Cierznie), Heinrichswalde (Uniechów), Barkenfelde (Barkowo) und Christfelde (Chrząstowo). Nach Querung der alten Reichsbahnstrecke von Ruhnow (Runowo) über Neustettin (Szczecinek) nach Konitz (Chojnice) (heute bei gleicher Streckenführung Staatsbahnlinie Nr. 210) ist die ehemalige und heutige Kreisstadt Schlochau (Człuchów) erreicht.

Stadtansicht von Schlochau (Człuchów)
Stadtansicht von Schlochau (Człuchów)

Schlochau ist eine Stadt zwischen drei Seen, die früher alle „Amtssee“ hießen. Mitten durch den Ort führte 1314 schon der als „Via Marchionis“ bezeichnete Markgrafenweg. Als Kreisstadt kam Schlochau schon von je her Verwaltungsfunktion zu, die - trotz ihrer Marktfunktion für das Umland - leider nur eine bescheidene Nahrungsmittel- und Baustoffindustrie aufkommen ließ.

An der Stadtgrenze von Schlochau überquert die R 1 die seit 1903 bestehende und heute nicht mehr existente Bahnstrecke nach Rummelsburg (Pommern) (Miastko), bevor sie bei Niesewanz (Nieżywięć) an die zwischen 1920 und 1939 bestehende Grenze des Deutschen Reiches zum Polnischen Korridor stößt.

[Bearbeiten] Provinz Westpreußen / Danzig

[Bearbeiten] Niesewanz - Konitz - Dirschau

(heutige Droga krajowa 22):

Niesewanz ist als Nieżywięć ein kleines Dorf mit knapp 400 Einwohnern am Rande der DK 22, niemand würde hier heute eine ehemalige Grenzstation vermuten. Innerhalb des Polnischen Korridors war die R 1 bis 1939 eine nur „gedachte“ offizielle Reichsstraße. Die Kriegsumstände ließen eine Benennung zwischen 1939 und 1945 zu, als die R 1 durch das unter den Nationalsozialisten "Reichsgau Danzig-Westpreußen" genannte Gebiet verlief.

Das „Schlochauer Tor“ in Konitz (Chojnice)
Das „Schlochauer Tor“ in Konitz (Chojnice)

Mit Konitz (Chojnice), das nur 13 Kilometer von Schlochau entfernt liegt, ist die damalige und auch heutige Kreissstadt des Landkreises Konitz bzw. des Powiat Chojnicki erreicht, der vor 1920 zur Provinz Westpreußen gehörte und heute zur Woiwodschaft Pommern rechnet.

Konitz zählt heute etwa 40.000 Einwohner. Es gehört bereits zur Kaschubei, liegt einhundert Kilometer südlich von Danzig (= Hauptstadt der Woiwodschaft Pommern) und westlich der Tucheler Heide (Puszcza Tucholska). Bei der Ausgahrt aus der Stadt überquert die R 1 die heutigen Staatsbahnlinien Nr. 203 (Küstrin-Kietz - Tczew (Dirschau) und Nr. 211 (Chojnice - Kościerzyna (Berent (Westpreußen)).

Die Kirche in Czersk (Heiderode)
Die Kirche in Czersk (Heiderode)

Auf ihrem weiteren Weg passiert die R 1 Jesiorke (Jeziorki) und bei Rittel (Rytel) die Brahe (Brda) mit dem Großen Brahe Kanal (Kanal Brdy), von wo aus es nur noch dreizehn Kilometer bis nach Czersk (1942-1945: Heiderode) im Norden des heutigen Tucholski Park Krajobrazowy (Tucheler Landschaftsschutzpark) sind.

Nicht ganz 10.000 Menschen leben in Czersk, wo 1827 die spätere Reichsstraße 1 gebaut wurde. Auch diese Stadt liegt an der Strecke der Preußischen Ostbahn, die ja gleichsam parallel zur R 1 verlief. In Czersk kreuzen diese Bahnlinie und die heutige Staatsbahnstrecke Nr. 215 (Bąk (Bonk) - Laskowice (Laskowitz) die R 1, und wenige Kilometer weiter ostwärts bei Łąg (Long, 1942-1945: Schönhain) die Nord-Süd-Strecke Nr. 201 von Gdynia (Gdingen) nach Nowa Wieś Wielka (Groß Neudorf).

Wieder ist es ein kleines Flüsschen, nämlich die Neckwarz (Niechwaszcz), die der R 1 den Wechsel einer anderen Landkreiszugehörigkeit signalisiert: bei Schwarzwasser (Czarna Woda) begann der westpreußische Landkreis Preußisch Stargard bzw. der heutige Kreis Starogard Gdański. Die Stadt Schwarwasser gibt es seit dem 18. Jahrhundert, als sie aus einem Landgut der Adelsfamilie Szturmowski hervorging.

Der Marktplatz in Preußisch Stargard (Starogard Gdański)
Der Marktplatz in Preußisch Stargard (Starogard Gdański)

Über Dombrowo (Dąbrowa, diesen Ortsnamen gibt es in Polen übrigens 109mal!) und Bitonia (Bytonia) erreicht die R 1 nach 16 Kilometern den Ort Hohenstüblau (Zblewo), um nach weiteren 14 Kilometern in die Kreisstadt Preußisch Stargard (Starogard Gdański) zu gelangen. Vom 8. bis 12. Jahrhundert stand eine Burg an der Stelle der heutigen Stadt, eine Siedlung wird 1198 als Starigord bezeichnet. Heute leben hier nahezu 50.000 Menschen.

In Preußisch Stargard überquert die R 1 nicht nur das Flüsschen Ferse (Wierzyca), sondern auch die von der Ostbahn abzweigende Staatsbahnlinie Nr. 243 nach Skórz (Skurz).

Am Zdunyer See (Jezioro Zduńskie) vorbei zieht die R 1 ihre Bahn durch Swaroschin (Swarożyn), dem künftigen Kreuzungspunkt mit der Autostrada A 1, bis nach Klein Watzmirs (Waćmierek) im ehemaligen Landkreis Dirschau und heutigen Powiat Tczewski, wo die R 1 nun nicht der aktuellen DK 22 folgt, sondern auf ihrer alten Fährte direkten Kurs auf Dirschau (Tczew) nimmt.

Die Weichselbrücke der R 1 in Dirschau (Tczew) um 1900
Die Weichselbrücke der R 1 in Dirschau (Tczew) um 1900

Erstmals urkundlich erwähnt wird Dirschau, die Stadt am südlichen Delta der Weichsel (Wisła) im Jahre 1198. In seiner Geschichte entwickelte sich die Stadt zu einem Verkehrsknotenpunkt, wovon heute noch die diversen Staatsbahnlinien zeugen: Nr. 9 (Warschau - Danzig), Nr. 203 (Küstrin-Kiez - Tczew) und Nr. 131 Chorzów Batory (Königshütte Bismark) - Tczew).

In Dirschau nun zweigte die Reichsstraße 2 von der R 1 ab und nahm ihren Weg über Danzig, Köslin und Stettin nach Berlin, wo sie am Alexanderplatz wieder auf die R 1 trifft, kurze Zeit später noch einmal in Potsdam am Alten Markt, dann jedoch nicht westlich (wie die R 1), sondern südlich ihren Kurs über Leipzig und Nürnberg nach Mittenwald nahm. Heute ist der Kreuzungspunkt der Droga krajowa 22 (= R 1) mit der Droga krajowa 1 (= R 2) aus der Stadt heraus nach Süden hin verlagert.

Auf der Dirschauer Weichselbrücke endet für die R 1 die Fahrt durch den Polnischen Korridor, sie verbleibt zwischen 1939 und 1945 aber weiterhin im Reichsgau Danzig-Westpreußen auf ihrem weiteren Weg nach Marienburg (Westpreußen) (Malbork).

[Bearbeiten] Dirschau - Marienburg - Elbing

(heutige Droga krajowa 22):

Nach der Überquerung der Weichsel in Dirschau (Tczew) biegt die R 1 südwärts ab und trifft bei Kniebau (Kończewice) wieder auf die DK 22. Noch befindet sich die Straße im ehemaligen Landkreis Dirschau, aber schon im heutigen Kreis Malbork (Marienburg). Der Weg führt durch die Tiefebene des Großen Marienburger Werders (Wiekie Żulawy Malborskie) direkt nach Marienburg (Westpreußen) mit der altehrwürdigen Ordensburganlage.

Die Marienburg um 1900
Die Marienburg um 1900

Marienburg liegt an der Nogat, sie war Kreisstadt des Landkreises Marienburg (Westpreußen) und ist auch heute Zentrum des Powiat Malborski. Nahezu 40.000 Menschen bietet der Ort eine Heimstatt.

In Marienburg kreuzt die R 1 die Reichsstraße 129 (heute DK 55), die von Steegen (Stegna) kommend über Marienwerder (Kwidzyn) nach Garnsee (Gareja) führte und - nach 1939 - weiter über Thorn (Toruń) nach Lodsch (Łódź, 1940-1945 Litzmannstadt). Außerdem trifft die R 1 hier auf die Reichsstraße 144, die von Bütow (Bytów) in Pommern durch den Polnischen Korridor über Dirschau nach Marienburg führte, um dann Christburg (Dzierzgoń), Rosenberg (Westpreußen) (Susz) und Deutsch Eylau (Iława) und Löbau (Lubawa) anzusteuern.

In Marienburg überquert die R 1 auch mehrere Bahnstrecken: die Strecke der Preußischen Ostbahn über Königsberg (Preußen) nach Eydtkuhnen (heutige Staatsbahnlinie Nr. 204 nach Mamonowo (Мамоново/Heiligenbeil), die Nord-Süd-Strecke, die heute als Staatsbahnlinie Nr. 9 Danzig mit Warschau verbindet, und auch die Strecken nach Mohrungen (Morąg) und Allenstein (Olsztyn) (heute Staatsbahnlinie Nr. 222) bzw. nach Marienwerder (Kwidzyn) - Garnsee (Gardeja) - Thorn (Toruń) (Nr. 207).

Der Dom zu Elbing (Elbląg)
Der Dom zu Elbing (Elbląg)

Auf ihrem weiteren Weg durch den Landkreis Marienburg (Westpreußen) kommt die R 1 durch das Dörfchen Altfelde (Stare Pole), um danach in den Landkreis Elbing (heutiger Powiat Elbląski) zu fahren. Hierbei verlässt die R 1 heute auch die Woiwodschaft Pommern und gelangt in die Woiwodschaft Ermland-Masuren, genauso, wie vor 1945 hier die Provinz Westpreußen in die Provinz Ostpreußen wechselte.

Das erste Städtchen in der Region ist Fichthorst (Jegłownik), das im Tiefland des Elbinger Werders (Nizina Elbląski) liegt. Elbing (Ostpreußen) (Elbląg) ist in Sichtweite!

[Bearbeiten] Provinz Ostpreußen

[Bearbeiten] Elbing - Frauenburg - Braunsberg

(heutige Droga krajowa 22):

Nach wenigen Kilometern erreicht die R 1 die Stadtgrenze von Elbing (Ostpreußen). Hier verabschiedet sie sich von der heutige DK 22, die ihrerseits ihren Weg auf die alte, auch „Berlinka“ genannte und heute teilweise ausgebaute Reichsautobahn 3 lenkt, die sie einmal - so die Pläne - zügig in die russische Oblast Kaliningrad bringen soll.

(heutige Droga wojewódzka 500):

Die R 1 fährt jetzt kurz über die heutige DW 500, die ihr den Weg mitten in die alte ostpreußische Stadt weist. Hier ist die Elbing (Elbląg) zu überqueren, ebenso die frühere Kleinbahnstrecke Elbing - Tolkemit (Tolkmicko) - Frauenburg (Frombork) - Braunsberg (Braniewo) der Ostdeutschen Eisenbahn-Gesellschaft (heute Staatsbahnlinie Nr. 254: Tropy Elbląskie (Streckfuß) - Braniewo).

(heutige Droga wojewódzka 504):

Der Glockenturm der Domburg in Frauenburg (Frombork)
Der Glockenturm der Domburg in Frauenburg (Frombork)

In Elbing kreuzt die Reichsstraße 130 (Danzig - Osterode (Ostpreußen) (Ostróda) - Allenstein (Olsztyn)) (heute Droga krajowa 7 und Europastraße 77) den Weg der alten R 1, die nun auf die Strecke der heutigen DW 504 einschwenkt und unterhalb der Elbinger Höhe (heute Landschaftsschutzpark "Krajobrazowy Wzniesienie Elbląskie") über Trunz (Milejewo) und Neukirch Höhe (Pogrodzie) ihren Weg Richtung Frauenburg (Frombork) nimmt.

In sanften Kurven zieht sich die R 1, die sich im Vergleich zur Vorkriegszeit hier kaum verändert hat, mit hohen Bäumen gesäumt parallel zum Frischen Haff (Zalew Wiślany) und trifft wenige Kilometer nach der Grenze zum Landkreis Braunsberg (heutiger Powiat Braniewski) in Frauenburg das erste Mal direkt an die Küste. Der Glockenturm der Domburg ragt weit über die Stadt hinaus bis hinüber zur etwa acht Kilometer entfernten Frischen Nehrung (Mierzeja Wiślana) auf der gegenüberliegenden Seite des Haffs.

Die Marktstraße in Braunsberg (Braniewo) um 1900
Die Marktstraße in Braunsberg (Braniewo) um 1900

Sechs Kilometer hinter dem Wirkungsort von Nikolaus Kopernikus (ein Museum erinnert an ihn) kreuzt bei Stangendorf (Stępie) die Kleinbahnlinie Elbing - Braunsberg wieder die R 1. Die erreicht nun die ehemalige und auch heutige Kreistadt Braunsberg (Braniewo), in deren Zentrum sie die DW 504 zugunsten der DK 54 verlässt.

Die Passarge (Pasłęka), die ihrer Mündung in das Frische Haff zuströmt, ist hier zu überqueren. Gleich hinter der Brücke zweigt die Reichsstraße 142 von der R 1 ab und zieht südostwärts über Mehlsack (Pieneiżno), Heilsberg (Lidzbark Warmiński) und Bartenstein (Bartoszyce) in einem großen Bogen wieder nordwärts mit Kurs - der heute allerdings durch die geschlossene Grenze zu Russland gestoppt ist - auf Friedland (Ostpreußen) (Prawdinsk), Allenburg (Druschba) nach Wehlau (Snamensk), wo sie die R 1 dann wiedertreffen wird.

[Bearbeiten] Braunsberg - Heiligenbeil - Königsberg

(heutige Droga krajowa 54 und Europastraße 28):

In Braunsberg (Braniewo) ist die alte R 1 auf die jetzige DK 54 eingeschwenkt. Sie kommt von der alten Reichsautobahn 3 („Berlinka“) und trägt nun auch die Kennzeichnung als Europastraße 28. Die DK 54 wird die alte R 1 in die russische Oblast Kaliningrad geleiten.

Hinter der Braunsberger Stadtgrenze überquert die R 1 wieder einmal die alte Reichsbahnstrecke Berlin - Küstrin - Dirschau - Königsberg (Preußen) - Eydtkuhnen (heute nur als Teilstück der polnischen Staatsbahnlinie Nr. 204: Malbork (Marienburg (Westpreußen)) - Mamonowo (Мамоново/Heiligenbeil) befahren) und macht kurz nach der Einfahrt in den ehemaligen ostpreußischen Landkreis Heiligenbeil bei Grunau (Gronowo) Halt an der sehr willkürlich gezogenen und seit 1945 bestehenden Staatsgrenze zwischen Polen und der früheren Sowjetunion bzw. dem heutigen Russland, die ehedem schwer gesichert war, weil sich die vormaligen zwei Bruderländer lieber doch auf wenig brüderliche Distanz halten wollten. Seit Polens Beitritt zur Europäischen Union (EU) ist hier jetzt eine EU-Außengrenze.

A 194 (heutige russische Fernstraße A 194 und Europastraße 28):

Keinerlei Verkehrsbegrenzung, aber ebenso wenig solch ein hohes Verkehrsaufkommen wie heutzutage gab es vor 1945. Zu Zeiten der alten R 1 verblieb hier verwaltungstechnisch alles wie es war: Landkreis Heiligenbeil in der Provinz Ostpreußen. Heute dagegen wechselt die polnische Woiwodschaft Ermland-Masuren hier in die russische Oblast Kaliningrad (Kaliningradskaja oblast/Калининградская область), und der Powiat Braniewski (Kreis Braunsberg) wird hier zum Rajon Bagrationowsk (Багратноновский райои/Kreis Preußisch Eylau).

Die Ruine der Ordensburg von Balga (Бальга) nahe Heiligenbeil (Мамоново)
Die Ruine der Ordensburg von Balga (Бальга) nahe Heiligenbeil (Мамоново)

Vier Kilometer hinter der heutigen Grenze überquert die alte R 1 das Flüsschen Bahnau (Momonowka/Момоновка) und trifft gleich dahinter in der ehemaligen Kreisstadt Heiligenbeil (Mamonowo/Мамоново) ein. Etwas abseits liegt dieses Städtchen heute da. Weil es aber von höchster strategischer Wichtigkeit ist, untersteht es, anders als die Orte ringsum, direkt dem Rajon Baltijsk (Балтийский райои/Kreis Pillau). Von Heilgenbeil aus ist es nicht weit zur Ordensburgruine Balga (Бальга) am Frischen Haff (das hier Kaliningradskij Zaliw/Kалининградский залив) heißt, wo sich heute auch eine Kriegsgräber-Gedenkstätte befindet.

Elf Kilometer von Heiligenbeil entfernt liegt das Städtchen Bladiau (Pjatidoroznoje/Пятидорожное) an der R 1, und in gleicher Entfernung trifft die alte Reichsstraße auf Ludwigsort (Laduschkin/Ладчшкин), wo sie - in alter Gewohnheit - die ehemalige Reichsbahnstrecke der Preußischen Ostbahn Berlin - Küstrin - Dirschau - Königsberg (Preußen) - Eydtkuhnen kreuzt, heute von der Russischen Eisenbahn (Rossijskije Schelesnyje Dorogi/Российские железньіе дорогн) und deren Regionaler Bahn Kaliningradskaja (Калининградская) betrieben wird.

Der Dom zu Königsberg (Kaliningrad/КалинингадI in seiner heutigen Gestalt
Der Dom zu Königsberg (Kaliningrad/КалинингадI in seiner heutigen Gestalt

Die R 1 erreicht jetzt - nach Frauenburg (Frombork) - zum zweiten Mal dierekt die Küste am Frischen Haff, beim kleinen Dorf Brandenburg (Haff) (Uschakowo/Чшаково). Ein ungehinderter Blick wandert über das Wasser bei gutem Wetter bis nach Zimmerbude (Swetlij/Светльій).

Im Örtchen Brandenburg überquert die R 1 noch die Frisching (Prochladnaja/Прохладная) und erreicht den ehemaligen Landkreis Königsberg (Preußen) und trifft in weniger als 20 Kilometern in der alten Stadt Königsberg (Preußen) (Kaliningrad/Калининград) ein. Durch die alten und neuen Vororte und Außenbezirke dieser altehrwürdigen Stadt bahnt sich die R 1 ihren Weg direkt ins Zentrum.

In absehbarer Zeit soll die Verbindung zwischen Elbląg (Elbing) und Kaliningrad (Königsberg) schneller passierbar werden. Dazu wird die alte Reichsautobahn 3, parallel zur R 1 laufend (in Polen: S 22, in Russland: P 516) ausgebaut. Diese als „Berlinka“ bekannte Strraße war 1937 eröffnet, aber nur mit einer Fahrpsur je Richtung fertig gestllt worden.

Im Stadtzentrum von Königsberg trifft die R 1 auf vier andere Reichsstraßen: die R 126 (heutige A 190 nach Groß Skaisgirren (Bolschakowo)), die R 128 (heutige A 191 bzw. A 195 nach Cranz (Selenogradsk) bzw. Preußisch Eylau (Bagrationowsk) und Ortelsburg (Szczytno)), die R 131 (heutige A 193 bzw. A 196 nach Pillau (Baltijsk) bzw. Nordenburg (Krylowo) und Arys (Orzysz)), sowie die R 143 nach Rauschen (Swetlogorsk)).

[Bearbeiten] Königsberg - Wehlau - Insterburg

Das ehemalige Schloss in Königsberg
Das ehemalige Schloss in Königsberg

Im altehrwürdigen Königsberg (Preußen), das seit 1945 Kaliningrad heißt, erinnert noch Vieles an die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, unter dem doch aber die Stadt sehr gelitten hat. Der restaurierte Dom wirkt wieder einladend, das Kant-Denkmal erinnert an den Hochmeister des philosophischen Denkens. Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde das alte Schloss gesprengt. Es lag auf einer Anhöhe über oberhalb der R 1. Anfang der 70er Jahre dann entstand an gleicher Stelle das Haus der Räte.

Der Verlauf der R 1 durch Königsberg ist nicht mehr ganz genau zu rekonstruieren: skam ie von Südwesten, zog die Kneiphöfsche Langgasse Richtung Stadtmitte hinauf, überquerte den Pregel (Pregolja/Прѕоля), kreuzte die Dominsel und ging dann über die Kantstraße direkt auf das ehemalige Schloss am östlichen Kaiser-Wilhelm-Platz zu. Kurz vorher machte sie einen Schwenk nach rechts in die Altstädtische Langgasse (heute Moskowskij Prospekt/Московский Проспөкт) und verlief - jetzt unter dem Namen Lutherstraße in einem weiten Bogen nach Osten.

Kaliningrad wird heute voneinem nur zum Haff hin geöffneten Straßenring umzogen, von dem aus eine große Zahl Hauptstraßen ins Umland abzweigen. Auch bahntechnisch ist das frühere Königsberg ein Knotenpunkt, von dem aus die regionale Kaliningradskaja (Калининградская) der Russischen Eisenbahn PZK ihre Züge - größtentteils wie vor dem Krieg - verkehren lässt: nach Preußisch Eylau (Bagrationowsk/Багратионовск), früher weiter bis nach Lyck (polnisch: Ełk) und Prostken (Prostki), nach Tilsit (Sowjetsk/Советск), Pillau (Baltijsk/Балтийск), Cranz (Ostpreußen) (Selenogradsk/Зеленоградск) und über Rauschen (Swetlogorsk/Светлогорск) nach Warnicken (Lesnoje/Лєсноө) und Palmnicken (Jantarni/Янтарньій).

Das frühere Denkmal für Kaiser Wilhelm I. nahe der alten R 1
Das frühere Denkmal für Kaiser Wilhelm I. nahe der alten R 1

Bild:Таблнчк-ru (heutige Fernstraße A 229 und Europastraßen 28 und 77):

In Kaliningrad erhält die alte R 1 eine neue Bezeichnung: als russische Fernstraße A 229 wird sie bis nach Eydtkuhnen (Tschernyschewskoje/Чернышевскоө) firmieren. Auch ei ne neue "Würde" erfährt sie hier: sie wird nun gleich zweifache Europastraße: Europastraße 28 (das ist sie bereits seit Braunsberg (Braniewo)) und Europastraße 77 (sie wird in Danzig zugunsten einer Fährverbindung über die Ostsee bis nach Kaliningrad unterbrochen). Doch gleich nach der Stadtgrenze von Kaliningrad begibt sich die alte R 1 auf "Abwege": sie lässt die nun breit und komfortabel ausgebaute A 229 "rechts liegen" und fährt nördlich über die zum ehemaligen Landkreis Königsberg (Preußen) und zum heutigen Rajon Gurjewsk (Гурьевский район/Kreis Neuhausen) gehörenden Dörfer Arnau (Marjino/Марьино) und Waldau (Preußen) (Nizowje/Низовье), bis sie nach etwa 17 Kilometern die A 229 wiedertrifft.

Marktplatz und Kirche in Tapiau (Гвардейск)
Marktplatz und Kirche in Tapiau (Гвардейск)

Doch nur kurz währt der Weg der R 1 auf der wie eine russische "Magistrale" ausgebauten Fernstraße. Nach sieben Kiloemetern führt sie bei Schiewenau (Borskoje/Борскоө) - im früheren Landkreis Wehlau gelegen - ihr alter Weg südlich auf die Stadt Tapiau (Gwardeisk/Гвардейск) zu. Diese Stadt ist heute Sitz des nach ihr benannten Rajon Gwardeisk (Гвардейский район/Kreis Tapiau) und liegt wie ihre nur zehn Kilometer entfernte Schwesterstadt und frühere Kreisstadt Wehlau (Snamensk/Знаменск) am Pregel (Pregolja/Преѕоля).

Beide Städte sind auch durch die die alte Reichsstraße schon ständig begleitende "Weggefährtin" der Bahnstrecke Berlin - Küstrin - Königsberg (Preußen) - Eydtkuhnen verbunden. In Wehlau trifft die R 1 noch eine "alte Bakannte" wieder: die Reichsstraße 142, die in Braunsberg (Braniewo) abgezweigt ist und in einem südöstlichen Bogen nun hier die Pregelstadt erreicht. Vier Kilometer hinter Wehlau begibt sich die alte R 1 wieder auf die Spur der neuen A 229 bis nach Taplacken (Talpaki/Талпаки), einem kleinen Dorf im Pregelbruch. Hier zweigt die Reichsstraße 138 (die heutige A 216) nach Norden in Richtung Tilsit (Sowjetsk/Советск) ab, die heute auch die Europastraße 77 "mitnimmt", die als solche ins Memelland (litauisch: Klaipėdos Kraštas) und weiter nach Riga in Lettland verläuft.

Bild:Таблнчка-ru (heutige Fernstraße A 229 und Europastraße 28):

Die frühere Hindenburgstraße in Insterburg (Tschernjachowsk/черняховск)
Die frühere Hindenburgstraße in Insterburg (Tschernjachowsk/черняховск)

Gleich hinter Taplacken überquert die R 1 ein letztes Mal den Pregel, der sie aber noch weiterhin an der Nordseite begleitet. Über Norkitten (Meschduretschje/Междчречье) und Staatshausen (Podgarnoje/Подгарноө) - beide Orte liegen im ehemaligen Landkreis Insterburg - ist dann nach weniger als 30 Kilometern das Stadtzentrum von Insterburg (Tschernjachowsk/Черняховск)erreicht.

Die Stadt hat ihren neuen Namen in Erinnerung an den jungen Sowjetgeneral bekommen, der bei der Invasion Ostpreußens die dritte weissrussische Front kommandierte und im Alter von 39 fiel. Nördlich der früheren wie jetzt auch neuen Kreisstadt des Rajon Tschernjachowsk (Черняховский район) liegt Georgenburg (Majowka/Маёвка) mit seinem ehemals so berühmten Gestüt. Das Gut gehörte vor 1945 der ostpreußischen Großgrundbesitzerfamilie von Simpson.

[Bearbeiten] Insterburg - Gumbinnen - Eydtkuhnen

A 229 (Fernstraße A 229 und Europastraße 28):

In Insterburg (Tschernjachowsk/Черяховск) begegnet die R 1 zwei Reichsstraßen: der Reichsstraße 137 (Groß Skaisgirren (1939-1945 Kreuzingen) (Bolschakowo/Большаково) - Darkehmen (1939-1945 Angerapp (Ostpreußen)) (Osjorsk/Озёрск) - Goldap (polnisch: Gołdap) und ab 1939 weiter bis Sudauen (Suwałki), und die Reichsstraße 139 nach Nordenburg (Krylowo/Крылово).

In Insterburg kreuzt die R 1 auch die alte Reichsbahnstrecke und heutige Linie der Russischen Eisenbahn nach Tilsit (Sowetsk/Светск) - Memel (litauisch: Klaipėda) und Bajohren (Kretinga).

Das Kreishaus in Gumbinnen (Gussew/Гусев) um 1900
Das Kreishaus in Gumbinnen (Gussew/Гусев) um 1900

Die R 1 nimmt nun ihren Weg über die Angerapp (Angrapa/Анграпа) und zweigt kurz hinter Kubbeln (Podduby/Поддубы), ehemals im Landkreis Gumbinnen, wieder von der heutigen A 229 ab, überquert die Pissa und erreicht die Stadt Gumbinnen (Gussew/Гусев). Die heute fast 30.000 Einwohner zählende Stadt ist heute Verwaltungssitz für den Rajon Gussew (Гусевский район).

In Gumbinnen kreuzt die Reichsstraße 132 die R 1. Sie kommt von Memel (litauisch: Klaipėda) über Tilsit (Sowetsk/Советск) als heutige A 198 und führt weiter nach Goldap (polnisch: Gołdap) - Lyck (Ełk) und Prostken (Prostki).

Wenige Kilometer nach Gumbinnen erreicht die alte R 1 wieder die heutige A 229, die als moderne Umgehungsstraße die alte ostpreußische Stadt umfahren hat. Südlich der Straße liegt das Dorf Trakehnen (Jasnaja Poljana/Ясная Поляна), das ehedem zum Landkreis Stallupönen, heute zum Rajon Nesterow (Нестеровский район/Kreis Stallupönen) gehört. Trakehnen war bekannt durch sein legendäres Gestüt, deren Pferdekoppeln auch links und rechts der R 1 zu sehen waren. Heute befindet sich hier eine Kolchose.

Die Goldaper Straße in Stallupönen (Ebenrode/Nesterow/Нестеров)
Die Goldaper Straße in Stallupönen (Ebenrode/Nesterow/Нестеров)

Im Süden des früher so genannten Teufelsmoores zieht die R 1 nun ihre Bahn und gelangt nach Stallupönen (1939-1945: Ebenrode, Nesterow/Нестеров), ehemaliges Zentrum des Landkreises Stallupönen (Ebenrode).

Hier, wo heute der Grenzbahnhof von Russland nach Litauen sich befindet, verzweigte sich früher die Reichsbahnhauptstrecke Nr. 117 in eine - heute nicht mehr existente - Strecke nach Norden über Ragnit (Neman/Неман) nach Tilsit (Sowetsk/Советск) und in eine andere nach Süden über Tollmingen (Tschistyje Prudy/Чистьте Пруды), schon zum Landkreis Goldap gehörend, und Rominten (1939-1945 Hardteck, Krasnolesje/Краснолесье), heute Endbahnhof der Russischen Eisenbahn (die die Strecke aber nicht mehr regulär befährt), bis Goldap (polnisch: Gołdap).

Von Stallupönen sind es noch zwölf der - seit Aachen - insgesamt 1392 Gesamtkilometer der R 1 bis zum Grenzort Eydtkuhnen (1939-1945: Eydtkau, Tschernyschewskoje/Чернышевкоө). Am Flüsschen Löpene endet 1945 das Deutsche Reich an der Grenze zu Litauen, die zwischen 1945 und 1991 eine Grenze zwischen zwei Republiken der Sowjetunion war und heute als EU-Außengrenze zwischen Litauen und Russland fungiert.

Die alte Reichsstraße 1 endet hier, ebenso wie heute die russische A 229 hier ihr Ende findet und die Straßen-"Stafette" an die litauische A 7 weitergibt. Lediglich die Europastraße 28 zieht unbeirrt ihren Weg nach Litauen und weiter bis nach Minsk in Weissrussland. Auf litauischer Seite empfängt die Stadt Kybartai (Wirballen-Bahnof) die Reisenden - ob mit dem Auto oder der Bahn -, die früher einmal ein Vorort des wenige Kilometer entfernt liegenden heutigen Virbalis (Wirballen) war.

Der kleine Wasserlauf also der Löpene hat hier als Grenzfluss schon Geschichte geschrieben: sie bildet eine der ältesten und stabilsten Grenzen überhaupt, die erst den Deutschen Orden, dann die Deutschen und schließlich die Russen von ihren Nachbarn, den Litauern, trennte - seit dem 13. Jahrhundert!

[Bearbeiten] Literatur

  • Deutsches Kursbuch. Deutsche Reichsbahn. Ausgabe vom 21. Januar 1940 - Nachdruck: Bobingen, 1. Auflage 1988
  • Straßenkarte Nr. PL 001: Polen.Westpommern.Stettin-Kolberg-Landsberg, Dietzenbach
  • Straßenkarte Nr. PL 002: Polen., Dietzenbach Ostbrandenburg.Niederschlesien.Küstrin-Grünberg-Liegnitz, Dietzenbach
  • Straßenkarte Nr. PL 003: Polen.Hinterpommern.Köslin-Stolp-Danzig, Dietzenbach
  • Straßenkarte Nr. PL 004: Polen.Südliches Pommern.Netzebruch-Schneidemühl-Bromberg, Dietzenbach
  • Straßenkarte Nr. PL 011: Polen.West-Ost-Preußen.Danzig-Elbing-Thorn, Dietzenbach
  • Straßenkarte Nr. RS 001: Nördliches Ostpreußen mit Memelland.Königsberg-Tilsit-Gumbinnen.Калинингад овласть, Dietzenbach
  • Übersichtskarte Nr. PL 777: Polen., Dietzenbach - ISBN 3-931103-39-0
  • Patricia Clough, Aachen- Berlin - Königsberg. Eine Zeitreise entlang der alten Reichsstraße 1, München, 2007 - ISBN 978-3-421-04210-1

[Bearbeiten] Siehe auch


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