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Frombork – Wikipedia

Frombork

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Frombork
Wappen von Frombork
Frombork (Polen)
DEC
Frombork
Frombork
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Landkreis: Braniewo
Fläche: 7,59 km²
Geographische Lage: 54° 21′ N, 19° 41′ O7Koordinaten: 54° 21′ 0″ N, 19° 41′ 0″ O
Einwohner: 2.465 (30. Juni 2007[1])
Postleitzahl: 14-530
Telefonvorwahl: (+48) 55
Kfz-Kennzeichen: NBR
Wirtschaft und Verkehr
Nächster int. Flughafen: Danzig
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Fläche: 126 km²
Einwohner: 3.735 (30. Juni 2007)
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeisterin: Krystyna Lewańska
Adresse: ul. Młynarska 5 A
14-530 Frombork
Webpräsenz: www.frombork.pl
Hafen mit Blick auf den Dom und den Glockenturm
Hafen mit Blick auf den Dom und den Glockenturm
Frauenburg, Altes und neues Preussen, K. Hartknoch, 1684
Frauenburg, Altes und neues Preussen, K. Hartknoch, 1684

Frombork [ˈfrɔmbɔrk] (deutsch Frauenburg) ist eine Stadt in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren mit etwa 2.500 Einwohnern. Die gleichnamige Stadt- und Landgemeinde zählt fast 4.000 Einwohner. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entwickelte der Astronom Nikolaus Kopernikus hier seine Theorie des Heliozentrischen Weltbilds.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografische Lage

Frombork liegt am Frischen Haff, einer Bucht der Ostsee. Die Stadt besitzt einen kleinen Hafen, von dem aus Ausflugsschiffe nach Krynica Morska (Kahlberg) auf der Frischen Nehrung fahren. Bis 1945 führte die Reichsstraße 1 (heutige Droga wojewódzka 504) durch die Stadt.

[Bearbeiten] Geschichte

Ob das heutige Frombork an der Stelle einer alten Pruzzensiedlung nahe dem Frischen Haff gegründet wurde, ist nicht geklärt. Der Ort wurde zum ersten Mal als Sitz des ermländischen Domkapitels 1282 erwähnt, nachdem der erste Sitz in Braunsberg im großen Prußenaufstand der 1270er Jahre vollständig vernichtet wurde. Nach einem Anniversarienbuch der Frauenburger Domherren vom Jahr 1393 wurde das Jahresgedächtnis eines frater Heinricus de Castro alias Pasloci (altpreußisch passis lukis = „Quartier des Anführers“, also aus Preußisch Holland, polnisch Pasłęk) und einer Gertrud Paslocisse gefeiert, beide als einzige Laien unter den verzeichneten Namen. „Die Sage von einer preußischen Frau, die in Sonnenberg gewohnt und die Frauenburg dem Kapitel zur Errichtung einer Kathedrale geschenkt haben soll, deutet vielmehr auf eine heidnische Kultstätte.“

Die Quellen sprechen von „Castrum Dominae Nostrae“, also der „Burg Unserer Lieben Frau“, was sich auf Maria, Mutter Jesu’ bezieht. Davon leiten sich „Frauenburg“ und seine polonisierte Version „Frombork“ ab. In mehreren lateinischen Texten wurde die Stadt allerdings Warmia genannt, wie das Bistum Ermland, dessen Kathedrale sie beherbergte. An der Burg des Domkapitels entstand eine Siedlung, die im Jahre 1310 Handfeste nach Lübischem Stadtrecht vom Bischof Eberhard von Neisse verliehen bekam. Angesichts der Konkurrenz der mächtigen Hansestadt Braunsberg in direkter Nachbarschaft blieb die Stadt über Jahrhunderte bedeutungslos und kam nicht aus dem Schatten der ermländischen Domburg heraus.

Mit dem Zweiten Frieden von Thorn kam Frauenburg wie das gesamte Fürstbistum Ermland unter die Oberhoheit der polnischen Krone. Im Reiterkrieg, den Albrecht von Brandenburg-Hohenzollern noch als letzter Großmeister des Deutschen Ordens gegen Polen führte, eroberten und verwüsteten seine Truppen 1520 die Stadt. Kopernikus, der zu der Zeit in Frauenburg Domherr war, zog deswegen zeitweise nach Allenstein (heute Olsztyn) um, machte sich aber um die Verteidigung und später den Wiederaufbau des Ermlandes verdient.

Am 9. Februar 1945 wurde Frauenburg bei der Eroberung durch die Rote Armee zu 80 Prozent zerstört und verlor dadurch die Stadtrechte, die es erst 1959 wiedererlangte. Bis 1945 hatte der Ort zum Landkreis Braunsberg gehört. Ab 1966 wurde die Stadt mit Hilfe polnischer Pfadfinder wieder aufgebaut.

Zur Erinnerung an Flucht und Vertreibung bei der Eroberung durch die Sowjetunion 1945 wurde im Jahre 2001 ein großer Gedenkstein am Frischen Haff aufgestellt. Der Erzbischof Dr. Edmund Piszcz weihte den Stein mit der Plakette in polnischer und deutscher Sprache zum Gedenken an das tragische Ereignis ein.

[Bearbeiten] Baudenkmäler

[Bearbeiten] Dom

Nachdem die ermländische Wirtschaft nach den Wirren der Eroberungszeit bis 1280 sich schnell stabilisierte und wuchs, begann das Domkapitel im 14. Jahrhundert mit dem Bau einer festen Domburg und des Domes selbst. Der Frauenburger Dom zum Heiligen Andreas und Himmelfahrt Mariä, nach einem einheitlichen Plan von 1329 bis 1388 errichtet, ist die 99 m lange Hallenkirche bis heute architektonisch im weitgehend ursprünglichen Zustand erhalten.

Der Dom entstand in drei Bauetappen:

1. 1329-1342 wurde der langgestreckte, gerade geschlossene Chor errichtet, der sich architektonischer Formen vom Ende des 13. Jhs. bedient und eine elegante Innenarchitektur im Typus der klassischen Gotik Westeuropas mit frühen vierzackigen Sterngewölben zeigt (vgl. Toruń, St. Jakob, nach 1309), die über Dienstbündel optisch vom Boden abgestützt werden.

2. Das dreischiffige Langhaus (etwa 1355-1380) gibt die klassisch-gotische Formensprache auf: nur an den Außenwänden finden sich von Konsolen abgestützte Dienste, während die reichen, achtzackigen Sterngewölbe des Mittelschiffs direkt auf Kapitellzonen massiver, achteckiger Pfeiler ruhen.

3. Vom Westen schließt sich eine reich ausgestaltete Vorhalle (etwa 1380-1388) an, die ein großes Portal aus gotländischem Kalkstein und Kunststein mit von Heiligenfiguren minderer Qualität ausgefüllten Archivolte birgt.

Ähnlich wie die Stiftskirche zu Schwäbisch Gmünd und die Dome von Sandomierz und Warschau besitzt der Frauenburger Dom keinen großen Turm. Stattdessen hat der Bau vier schmale Ecktürmchen. Den Westgiebel ziert eine monumentale, ansteigende Arkadengalerie, wie nördlich der Alpen sonst nur an den Querhäusern der Kathedrale von Tournai/Dornik zu finden.

Dom
Dom

Einziger nach Zeit der Gotik errichteter Anbau ist die barocke Salvatorkapelle, eine Stiftung von Bischof Christoph Szembek aus dem 18. Jahrhundert. Ihre Kuppel schmücken illusionistische Fresken von Matthias Johann Meyer.

[Bearbeiten] Innenausstattung

Innen präsentiert sich der Dom heute - nachdem er im 15 Jahrhundert von den Polen und im 17. von den Schweden ausgeraubt wurde - im Gewand barocker Ausstattung, von der die vom Danziger Orgelbaumeister Daniel Nitrowski 1682 geschaffene Orgel sich verdientermaßen Weltruhms erfreut (jährlich findet im Sommer Festival der Orgelmusik statt mit Konzerten internationaler Musiker).

Das älteste und wohl schönste Ausstattungsstück des Domes ist das als Rundbild gemalte Epitaph des 1426 verstorbenen Domherrn Bartholomäus Boreschow, ein Beispiel der Malerei des sog. Schönen Stils, unter böhmischem Einfluss. Aus dem späten Mittelalter ist auch der ehemalige Hochaltar des Domes erhalten. Die mittlere Szene dieses Pentaptychon (Fünfflügeliger Altar) stellt die Empfängnis Mariens dar, seitlich umgeben von Bildnissen der Kirchenväter. Der Altar wurde im Auftrag des Bischofs Lukas Watzenrode 1504 von einer Thorner Werkstatt geschaffen und steht heute im Nordschiff des Langhauses.

[Bearbeiten] Domburg

Kopernikusturm
Kopernikusturm
Glockenturm - innen hängt ein Foucaultsches Pendel
Glockenturm - innen hängt ein Foucaultsches Pendel

Um den Dom entstand bis in das 15. Jahrhundert eine Wehranlage mit drei Toren, zahlreichen Türmen und Basteien sowie Wohnhäusern der Domherren und des Bischofs. Das mächtigste Bauwerk der Domburg ist der erst im 17. Jh. unter Bischof Radziejowski vollendete Campanile (Glockenturm), der heute Radziejowski-Turm genannt wird.

Das Castrum Dominae Nostrae war der Bischofssitz des Ermlands bis zur Verlegung des Sitzes des Domkapitels und des Bischofssitzes nach Allenstein zu Beginn der polnischen Herrschaft 1945.

Heute gehört der Dom der katholischen Kirche, die Domburg dem Staat, der dort das Nikolaus-Kopernikus-Museum eingerichtet hat. Ausstellungsräume des Museums befinden sich vor allem im Alten Bischofspalast, aber auch dem Kopernikusturm und dem Campanile (Radziejowski-Turm). Der letzte beherbergt ein kleines Planetarium im Untergeschoß; darüber hängt ein Foucaultsches Pendel.

[Bearbeiten] Hl.-Geist-Hospital und die Stadtpfarrkirche

Nördlich der Domburg erhielt sich bis heute eine spätmittelalterliche Hospitalanlage (umgebaut im 17. Jahrhundert; heute Abteilung für Geschichte der Medizin des Nikolaus-Kopernikus-Museums). In der Hospitalkapelle St. Anna sind recht gut gotische Wandmalereien erhalten, mit einer großformatigen Szene des Jüngsten Gerichts in der Apsis.

Die Stadtpfarrkirche St. Nikolaus aus dem 14. Jahrhundert, als ein turmloser, rechteckiger Hallenbau von drei Schiffen in dem Langhaus des Domes ähnlichen Formen offensichtlich von der damals am Dom tätigen Bauhütte errichtet, wurde jahrelang als städtisches Heizwerk genutzt und dadurch vor endgültiger Zerstörung bewahrt (aus dem Zweiten Weltkrieg kam sie als ausgebrannte Ruine hervor). 2005 wurde sie der katholischen Kirche übergeben und wartet auf die Wiederherstellung.

[Bearbeiten] Bedeutende Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Nikolaus Kopernikus

Nikolaus Kopernikus lebte von 1513 bis zu seinem Tode 1543 mit kurzen Unterbrechungen in Frauenburg. Der Astronom, der als einer der Begründer des heliozentrischen Weltbildes gilt, wirkte als ermländischer Domherr und wurde im Dom begraben. Kopernikus hat Frauenburg scherzhaft Weiberstadt[2] oder Ginnepolis (griechisch: gyne = Frau, polis = Stadt) genannt. Die Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe verzeichnet neben einem latinisierten Fraunburgum auch Gynopolis.[3] Der älteste Turm der Domburg in deren Nordwestecke wird heute „Kopernikusturm“ genannt, da er dem Gelehrten gehörte, der dort seine Wohnung und Arbeitsräume hatte. In seinem unteren Stockwerk wurde ein Raum als Arbeitszimmer eines Renaissance-Gelehrten aus der Zeit Kopernikus' eingerichtet. Die übrigen Räume des Turmes dienen Wechselausstellungen.

Kopernikus' Grabstätte im Frauenburger Dom geriet bald nach seinem Tod in Vergessenheit. Bei einer archäologischen Suche wurden 2005 Skelettreste gefunden, die nach dem Alter und dem anhand zeitgenössischer Bilder rekonstruierten Aussehen des Gelehrten von Kopernikus stammen könnten. Ein letzter, wissenschaftlicher Beweis dafür lässt sich bislang nicht erbringen. Im Dom erinnern eine Gedenktafel aus dem 18. Jahrhundert sowie eine Büste aus den 1970er Jahren an Kopernikus.

[Bearbeiten] Andere

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung


  • 2003: nach Eingemeindungen

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

  • Dom (Katedra Wniebowzięcia NMP i sw. Andrzeja) und Domburg (Warownia katedralna)
  • Nikolaus-Kopernikus-Museum (Muzeum Mikołaja Kopernika) in der Domburg (Radziejowski-Turm sowie Alter Bischofspalast)
  • Kanonien (Wohnhäuser der Domherren um die Domburg)
  • Hospitalanlage mit Museum für Geschichte der Medizin (Muzeum Medycyny, Abteilung des Nikolaus-Kopernikus-Museums)
  • Wasserturm aus dem 16. Jahrhundert in der Stadt, heute mit Aussichtsplattform
  • ehem. evangelische Kirche, ein neugotischer Bau nach Entwurf von Friedrich August Stüler

[Bearbeiten] Gmina Frombork

[Bearbeiten] Allgemeines

Die Gmina Frombork ist eine Stadt- und Landgemeinde, Amtssitz ist Frombork.

Die Gmina Frombork umfasst eine Fläche von 125,82 km² bei einer Einwohnerzahl von etwa 3.700.

Nachbargemeinden sind: Gmina Braniewo (Braunsberg), Gmina Krynica Morska (Kahlberg-Lipe), Gmina Młynary (Mühlhausen (Ostpreußen)), Gmina Płoskinia (Plaßwich) und Gmina Tolkmicko (Tolkemit).

[Bearbeiten] Gliederung

Die Gmina Frombork ist in zehn Ortsteile untergliedert:

  • Baranówka (Schafsberg)
  • Biedkowo (Betkendorf)
  • Bogdany (Sonnenberg)
  • Drewnowo (Drewsdorf)
  • Jędrychowo (Heinrichsdorf)
  • Krzyżewo (Kreuzdorf)
  • Krzywiec (Dittersdorf)
  • Narusa (Narz)
  • Ronina (Rahnenfeld)
  • Wierzno Wielkie (Groß Rautenberg)

[Bearbeiten] Verweise

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Frombork – Bilder, Videos und Audiodateien

[Bearbeiten] Fußnoten

  1. Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Juni 2007
  2. "Gynopolis, oder Weiberstadt", in Hermann Kesten: Copernicus und seine Welt, [1]
  3. Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe, S. 373 [2]



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