Tczew
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Tczew | ||||
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Basisdaten | ||||
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Staat: | Polen | |||
Woiwodschaft: | Pommern | |||
Landkreis: | Tczew | |||
Fläche: | 22,26 km² | |||
Geographische Lage: | 54° 6′ N, 18° 43′ OKoordinaten: 54° 6′ 0″ N, 18° 43′ 0″ O | |||
Höhe: | 25 m n.p.m | |||
Einwohner: | 60.283 (31. Dez. 2006) | |||
Postleitzahl: | 83-100 bis 83-110 | |||
Telefonvorwahl: | (+48) 58 | |||
Kfz-Kennzeichen: | GTC | |||
Wirtschaft und Verkehr | ||||
Straße: | E75 Toruń–Danzig | |||
Schienenweg: | Bahnknoten, Strecken nach * Danzig, * Szczecinek–Szczecin, * Bydgoszcz–Posen * über Malbork nach: ** Elbląg–Kaliningrad ** Olsztyn ** Warschau |
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Nächster int. Flughafen: | Danzig | |||
Gemeinde | ||||
Gemeindeart: | Stadtgemeinde | |||
Verwaltung (Stand: 2007) | ||||
Stadtpräsident: | Zenon Odya | |||
Adresse: | pl. Piłsudskiego 1 83-110 Tczew |
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Webpräsenz: | www.tczew.pl |
Tczew [ˈtʧɛf] (deutsch Dirschau, kaschubisch/pomoranisch Dërszewò) ist eine mittelgroße Stadt im Nordosten der polnischen Woiwodschaft Pommern.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
Die Stadt liegt am südlichen Rand des Weichseldeltas, 30 Kilometer von der Mündung der Weichsel in die Ostsee entfernt. Die Verkehrsverhältnisse sind sehr günstig, denn in unmittelbarer Nähe verläuft die Nord-Süd-Autobahn Polens, südlich der Stadt kreuzen sich die Fernstraßen DK 1 und DK 22 (in Entsprechung der ehemaligen Reichsstraßen R 2 bzw. R 1), über die die Nachbarstädte Danzig, Malbork (Marienburg), Grudziądz (Graudenz) und Starogard Gdanski (Preußisch Stargard) zu erreichen sind.
Als Kreuzungsbahnhof der beiden Bahnlinien quer durch das Weichseldelta nach Malbork (Marienburg) und entlang der Weichsel ist es der wichtigste Bahnknotenpunkt im Norden Polens mit direkten Verbindungen nach Danzig, Stettin, Warschau, Olsztyn (Allenstein), über Bydgoszcz (Bromberg) nach Poznań (Posen) und über Elbląg (Elbing) nach Kaliningrad (Königsberg i. Pr.).
Dazu verfügt Tczew über einen Hafen an der Weichsel.
[Bearbeiten] Geschichte
Anhand archäologischer Funde konnte nachgewiesen werden, dass südlich des Weichseldeltas schon in der jüngeren Steinzeit (um 2000 v. Chr.) Menschen lebten. Eine dauerhafte Besiedlung der Gegend belegen Funde aus der vorrömischen Eisenzeit (um 500 v. Chr.) bis zum frühen Mittelalter. Erstmals urkundlich erwähnt wird Tczew 1198 durch den Pommerellen-Herzog Grzymislaw, als dieser den damals als „Trsow“ bezeichneten Ort zusammen mit weiteren Gütern dem Johanniterorden als Lehen überließ. Danach wurde zur Sicherung der den Ort berührenden Handelswege durch den Pommerellen-Herzog Sambor I. eine Burg errichtet, und auf Grund dieser günstigen Verhältnisse begann der Ort an wirtschaftlicher und strategischer Bedeutung zu gewinnen (nach Weise – s. Quellen – entstand eine deutsche Kaufmannssiedlung mit Johannes von Wittenborg als Schulze 1256). Dies veranlasste Herzog Sambor II., seine Residenz 1252 von Lubiszew (Liebschau) nach Tczew zu verlegen. Noch bevor Tczew über städtische Strukturen verfügte, verlieh der Herzog dem Ort das Recht zur Bildung eines Stadtrates. Tczew ist damit, ohne das Stadtrecht zu besitzen, der erste Ort in Polen mit einer kommunalen Selbstverwaltung, noch vor Breslau, Krakau und Posen. 1258 wurden Alardus von Lübeck und Heinrich Scilder als Ratsmannen erwähnt. Erst 1260 verlieh Sambor II. Tczew das lübische Stadtrecht. 1289 rief der Herzog von Pommerellen den Dominikaner-Orden in die Stadt, der dort ein Kloster und eine Kirche errichtete.
Im Jahre 1309 wurde Tczew nach dreimonatiger Belagerung vom Deutschen Ritterorden erobert. Er vertrieb die Einwohner, und die Stadt blieb bis 1364 unbewohnt. Nachdem es dem Orden gelungen war, die Stadt mit deutschen Einwanderern zu besiedeln, wurde der Stadt durch den Orden das Kulmer Stadtrecht verliehen. Sie trug nun den deutschen Namen Zursau. Als der Ritterorden 1410 von den Polen geschlagen wurde, kam Zursau kurzzeitig unter polnische Herrschaft, doch mit dem Ersten Frieden von Thorn von 1411 wurde dem Deutschen Orden Pommerellen wieder zugesprochen, sodass auch Zursau weiterhin deutsch blieb. Bei einem Überfall durch Hussiten kam es 1434 zu einem großen Brand. 1440 trat die Stadt dem Preußischen Bund bei, einer Schutzgemeinschaft mehrerer deutscher Städte gegen den Deutschen Orden. Die Auseinandersetzungen zwischen Bund und Orden führten 1454 schließlich zum Dreizehnjährigen Krieg, der nach der Niederlage des Ordens am 19. Oktober 1466 mit dem Zweiten Thorner Frieden endete. Während der Kriegshandlungen war das Dirschauer Schloss zerstört worden. Mit dem Friedensvertrag verlor der Orden unter anderem Pommerellen endgültig an Polen, und so kam Zursau, nun wieder Tczew genannt, für drei Jahrhunderte unter polnische Herrschaft.
1468 wurde Tczew zum Sitz einer Starostei und eines Kreises. Es entwickelte sich zu einem wichtigen Handels- und Handwerkerzentrum und profitierte vor allem vom Getreidehandel. In den Wirren des Niedergangs Polens verursachten Soldaten des vorübergehend herrschenden Ungarn Stephan Bathory 1577 einen verheerenden Stadtbrand, dem bis auf die Kirchen alle Gebäude zum Opfer fielen. Auch während des Konflikts mit Schweden und der Nordischen Kriege des 17. und 18. Jahrhunderts litt die Stadt unter dem Durchzug kriegerischer Truppen. So wurde Tczew 1626 durch Truppen des schwedischen Königs Gustav Adolf II. besetzt, der vor der Stadt für mehrere Jahre sein Hauptquartier aufschlug. Am 2. September 1657 erlitt Polen bei einem Gefecht mit brandenburgisch-schwedischen Truppen in der Nähe von Tczew eine schwere Niederlage.
Bereits bei der Ersten Polnischen Teilung von 1772 kam Tczew zu Preußen. Die Stadt erhielt nun den Namen Dirschau, doch blieb die Bevölkerung überwiegend polnisch. Während des Einmarsches Napoleons in Preußen stand das französische Heer zusammen mit den verbündeten polnischen Legionen am 17. Januar 1807 vor Dirschau, und unter tatkräftiger Unterstützung der polnischen Einwohner wurde die Stadt am 23. Februar von dem polnischen Heerführer Jan Henryk Dąbrowski eingenommen. Die Franzosen errichten vor der Stadt Schanzen und zwölf Basteien.
Nach der Niederlage Napoleons und durch den Wiener Kongress von 1815 war die deutsche Herrschaft wieder gefestigt. In Dirschau wurden große Teile der Befestigungsanlagen abgetragen, auch die Ruine der alten Burg wurde beseitigt. Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1815 kam Dirschau zunächst in den Kreis Preußisch Stargard im Regierungsbezirk Danzig. Am 1. Oktober 1887 wurde Dirschau Kreisstadt des neu gebildeten gleichnamigen Kreises. Zu dieser Zeit hatte sich die Stadt, begünstigt durch den Bau neuer Straßen und Eisenbahnstrecken, zu einem bedeutenden Industrie- und Verkehrszentrum entwickelt. 1857 wurde bei Dirschau eine 800 Meter lange Brücke eingeweiht, die zu dieser Zeit die längste Brücke in Nordeuropa war (Brücke von Dirschau). 1888 wurde in nur 30 Metern Entfernung eine zweite Brücke für den Eisenbahnverkehr gebaut. Der industrielle Aufschwung in Deutschland machte sich auch in Dirschau bemerkbar. Am Ende des 19. Jahrhunderts gab es hier eine Eisenbahnwerkstatt, zwei Zuckerfabriken, eine Landmaschinenfabrik sowie mehrere Mühlen und Ziegeleien.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste Deutschland aufgrund des Versailler Vertrages von 1919 unter anderem auch den westlichen Teil Westpreußens an Polen abgeben, Dirschau wurde erneut zum polnischen Tczew. Die offizielle Übergabe erfolgte am 10. Januar 1920. Noch im gleichen Jahr wurde in Tczew die erste polnische Seefahrtsschule eröffnet. Hauptsächlich als Umschlagplatz für die polnische Kohle entstand 1926 ein Fluss- und Seehafen am Tczewer Weichselufer. Er verlor jedoch nach der bald darauf erfolgten Eröffnung des Großhafens in Gdynia (Gdingen) wieder an Bedeutung. 1932 wurde mit dem Bau der St.-Joseph-Kirche begonnen. Da immer mehr Polen in die Stadt zogen, verringerte sich der Anteil der deutschen Bevölkerung drastisch und betrug 1939 nur noch rund neun Prozent.
Bereits am zweiten Tag des Zweiten Weltkrieges, am Morgen des 2. September 1939, marschierten deutsche Soldaten in Tczew ein. Auf ihrem Rückzug sprengte die polnische Armee die Weichselbrücken. Am 26. Oktober 1939 wurde die Stadt abermals in Dirschau umbenannt. Im Laufe des Krieges wurden in Dirschau Kriegsgefangenenlager für englische und französische Soldaten eingerichtet. Am 12. März 1945 wurde die Stadt nach heftigen Kämpfen von zwei weißrussischen Divisionen eingenommen. Anschließend lagen weite Teile der Stadt in Trümmern.
Mit der Übernahme durch die polnische Verwaltung erhielt die Stadt ihren polnischen Namen Tczew zurück, und die noch verbliebenen deutschen Einwohner wurden zwangsweise ausgesiedelt. Nach der Wiederherstellung der Verkehrswege entwickelte sich Tczew zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt Nordpolens. Industriebetriebe für Maschinen- und Schiffbau, Metallverarbeitung und Lebensmittelherstellung wurden aufgebaut.
[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung
Jahr | 1880 | 1910 | 1938 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2001 |
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Einwohnerzahl | 10.939 | 16.894 | 28.000 | 33.700 | 41.100 | 53.600 | 59.500 | 61.100 |
davon Deutsche | 5.062 | 2.400 |
[Bearbeiten] Politik
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
- Werder, Brandenburg
- Die Stadt Witten (Nordrhein-Westfalen) übernahm 1959 die Patenschaft für die aus Dirschau vertriebenen Deutschen. Seit 1990 konnten die aus privaten Heimatbesuchen entstandenen Kontakte in eine offizielle Städtefreundschaft umgewandelt werden.
- Dębno, Polen
- London Borough of Barking and Dagenham, Stadtbezirk Londons, Vereinigtes Königreich
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche zum Heiligen Kreuz, gotische dreischiffige Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert mit auffallend hohem Turm
- St.-Stanisław-Kostka-Kirche, ehemalige Dominikanerkirche aus dem 14. Jahrhundert, gotischer Bau mit achteckigem Turm
- Holländermühle von 1806 mit seltenem fünfteiligen Flügelantrieb
- Weichselbrücken, ursprünglich 1851 und 1888 erbaut, mehrfach zerstört und zuletzt 1947–1959 wieder aufgebaut
[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten] Fernverkehr
Von Berlin aus, ist Tczew mit einer täglichen Direktverbindung per Schlafwagen zu erreichen (weiter nach Kaliningrad).
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Alexander von Suchten (ca. 1520–1590), Alchemist
- Johann Reinhold Forster (1729–1798), Naturwissenschaftler
- Alf Bachmann (1863–1956), See- und Landschaftsmaler
- Alfred Eisenstaedt (1898–1995), Fotograf
- Arnold Krieger (1904–1965), Schriftsteller
- Alfred Salomon (1910–2006), Theologe
- Stefan Lisewski (* 1933), Schauspieler
- Teresa Budzisz-Krzyżanowska (* 1942), Schauspielerin
- Grzegorz Ciechowski (1957–2001), Rockmusiker
- Bogdan Wenta (* 1961), Ex-Handballnationalspieler Polens und Deutschlands, aktueller Trainer der polnischen Nationalmannschaft
- Piotr Trochowski (* 1984), Fußballspieler
[Bearbeiten] Landgemeinde
Die Stadt Tczew ist Verwaltungssitz der gleichnamigen Landgemeinde Tczew, gehört ihr aber als eigenständige Stadtgemeinde nicht an. Zur Landgemeinde Tczew gehören folgende Dörfer:
polnischer Name | deutscher Name (bis 1920 und 1939-45) |
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Bałdowo | Baldau |
Bojary | Bojahren |
Boroszewo | Borroschau (1942-45 Borschau) |
Czarlin | Czarlin (1942-45 Schedlin) |
Czatkowy | Czattkau (1942-45 Schattkau) |
Dąbrówka Tczewska | Damerau |
Dalwin | Dalwin |
Damaszka | Damaschken |
Gniszewo | Gnieschau |
Goszyn | Goschin |
Knybawa | Kniebau (1942-45 Knieben) |
Koziary | Koziary (1942-45 Zickental) |
Lady | Wiesenau |
Liniewko | Liniewken (1942-45 Leinfeld) |
Lubiszewo Tczewskie | Liebschau |
Łukocin | Lukoschin (1942-45 Lauken) |
Malenin | Mahlin |
Małe Rokitki | |
Małe Turze | Klein Turse |
Małżewko | Klein Malsau |
Małżewo | Groß Malsau |
Mieścin | Mestin (1942-45 Mesten) |
Miłobądz | Mühlbanz |
Miłobądz Mały | Klein Mühlbanz |
Młynki | |
Owczarki | Owscharken (1942-45 Schäferei) |
Piwnice | Piwnitz |
Polesie | |
Rokitki | Rokittken (1942-45 Rokitten) |
Rukosin | Rukoschin (1942-45 Hornwalde) |
Śliwiny | Schliewen |
Stanisławie | Stenzlau |
Swarożyn | Swaroschin (1942-45 Paleskenhof) |
Świetlikowo | Klein Dalwin (1854-1945 Lichtenstein) |
Szczerbięcin | Czerbienschin (1906-45 Scherpingen) |
Szpęgawa | Spangau |
Tczewskie Łąki | Dirschauerruh |
Turze | Groß Turse |
Waćmierek | Klein Watzmirs (1942-45 Kleinwatzdorf) |
Wędkowy | Wentkau |
Zabagno | Sabagno |
Zajączkowo | Liebenhoff (1942-45 Liebenhof) |
Zajączkowo-Dworzec | |
Zajączkowo-Wybudowanie | |
Zwierzynek | Hirsenmühl (1828-1942 Ludwigsthal, 1942-45 Ludwigstal) |
[Bearbeiten] Quellen
- Euroatlas / Tczew
- Dr. Erich Weise, Handbuch der historischen Stätten – Ost- und Westpreußen, Alfred Körner Verlag, 1981, ISBN 3-520-31701-X
- Meyers Lexikon, 1888