Konzentrationslager des Deutschen Reichs
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Die in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten errichteten Konzentrationslager werden weltweit zuerst mit diesem Wort in Verbindung gesetzt. Zu den Standorten und Gefangenenzahlen siehe die „Liste der deutschen Konzentrationslager“ (1933–1945). Sieben dieser Konzentrationslager waren Vernichtungslager zur Ermordung der Opfer aus ganz Europa (1941–1945).
Als Besonderheit der auf Veranlassung der deutschen nationalsozialistischen Führung errichteten Konzentrations- und Vernichtungslager galt die rationalisierte, bürokratisch durchorganisierte Vernichtung von tausenden Menschen durch Arbeit, auch unter kontrollierter Einbeziehung der Rüstungs- und Chemieindustrie, oder die direkte Ermordung.
Man schätzt heute, dass etwa zwei Drittel der sechs Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, direkt in den Konzentrationslagern ermordet worden oder dort an Folgen von systematischer Aushungerung, den Misshandlungen und unbehandelten Krankheiten gestorben sind. Das verbleibende Drittel starb in von der SS sogenannten Ghettos, bei Massenerschießungen vor allem durch die „Einsatzgruppen“ und auf den sogenannten Todesmärschen. Es wurden in den KZ auch viele andere Menschen ermordet, zum Beispiel politisch Missliebige, Homosexuelle, geistig Behinderte und sogenannte Asoziale. Die Anzahl der Toten ist bis heute unklar, da die Mörder längst nicht über alle Opfer Akten führten, am Ende des Krieges keine Ermordungen mehr dokumentarisch festgehalten wurden und viele Unterlagen ebenso wie die Zeugen gezielt vernichtet wurden bzw. durch Kriegsereignisse unwiederbringlich verloren gingen.
- Siehe auch den Artikel zu Häftlingskategorien unter: Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern. (Sie diente zur Gruppierung und Stigmatisierung der Häftlinge für die Bewacher; hatte aber zum Teil auch Folgen unter den Häftlingen.)
- Zur historischen Entstehung des Begriffs und seiner Abgrenzung zu verschiedenen Arten von Strafanstalten, Internierungs-, Kriegsgefangenen-, und Arbeitslagern siehe den entsprechenden Abschnitt im Artikel Konzentrationslager
[Bearbeiten] Historische Entwicklung
Man kann die Entwicklung der nationalsozialistischen Konzentrationslager in vier zeitlich zu trennende Phasen einteilen (1933–1935, 1936–1938, 1939–1941, 1941/1942–1945).
[Bearbeiten] Vier Phasen
Die Verwendung der Konzentrationslager durch die Nationalsozialisten lässt sich durch die Gruppen der Inhaftierten, den Haftzweck, die Art der Durchführung und die Haftfolgen in vier Phasen beschreiben. Aus der Verfolgung politischer Gegner der NSDAP wurde die massenhafte Ermordung jüdischer Bürger in ganz Europa (Shoa).
[Bearbeiten] 1933 – 1935
Während der ersten Phase in den frühen Jahren der NS-Diktatur bis zum Frühsommer 1934 begann man überall in Deutschland damit, größere oder kleinere Lager aufzubauen. Diese Lager ähnelten Gefängnissen, die dazu da waren, die politischen Gegner des NS-Regimes außerhalb des normalen Rechtssystems einzusperren. Der Aufbau dieser Lager wurde anfangs nicht von einer einzigen, sondern von verschiedenen Institutionen geleitet, unter anderem von der SA, von den verschiedenen nationalsozialistischen Polizeichefs und natürlich von der SS. In dieser ersten Phase der Konzentrationslager waren etwa 26.000 Menschen inhaftiert, die der Willkür ihrer Bewacher ausgesetzt waren.[1]
Spätestens mit der Entmachtung der SA unterstanden alle Konzentrationslager der SS, Theodor Eicke wurde „Inspekteur“. Auf ihn ging die räumliche Bauweise und die fast überall gleich geltende Lagerordnung zurück. Die Konzentrationslager wurden für die Häftlinge zum „rechtsfreien Raum“ und abgeschirmt von der Außenwelt. Selbst die Feuerwehr durfte das Gelände nicht betreten, zum Beispiel um etwa die Einhaltung feuerpolizeilicher Vorschriften zu prüfen.[2] Im Sommer 1935 war die Herrschaft des Regimes gesichert und in den Lagern des Reichsgebietes befanden sich nur noch 4.000 Häftlinge.[3]
[Bearbeiten] 1936–1938
Die zweite Phase begann 1936 und dauerte bis 1938. In dieser Zeit stieg die Anzahl der Häftlinge an und ihre Zusammensetzung änderte sich grundlegend. Während in der ersten Phase noch hauptsächlich politische Gegner des Regimes inhaftiert waren, wurde in der zweiten Phase damit begonnen, diejenigen zu inhaftieren, die nicht dem nationalsozialistischen Bild der Volksgemeinschaft entsprachen: vor allem „Asoziale“, „Arbeitsscheue“, mehrfach Vorbestrafte und Zeugen Jehovas. Nach dem „Anschluss“ Österreichs stieg auch die Zahl der „politischen Schutzhäftlinge“ auf etwa 7.000 an. [4]
In dieser zweiten Phase wurden auch die Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald gebaut, die schon ein Zeichen des drohenden Krieges und damit verbundenen steigenden Häftlingszahlen waren. Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde nach seinem Bau auch zum Zentrum der Konzentrationslager (Sitz des IKL).
Während der Novemberpogrome 1938 wurden 26.000 Juden inhaftiert, so dass Ende 1938 fast 60.000 Menschen in Konzentrationslagern festgehalten wurden. [5]
[Bearbeiten] 1939 – 1941
Zur weiteren Entwicklung der Konzentrationslager in der dritten Phase, die mit dem Krieg anfing und bis Mitte 1941 bzw. Anfang 1942 andauerte, trugen mehrere Faktoren bei. Die Häftlinge wurden in SS-Produktionsstätten wie Steinbrüchen und Ziegeleien eingesetzt. Nach einer Inhaftierungswelle in Deutschland stiegen die Häftlingszahlen, die vor Kriegsbeginn auf 21.000 gesunken waren,[6] rapide an und verdoppelten sich binnen kürzester Zeit. Außerdem veränderte sich wieder die Zusammensetzung der Häftlinge. Waren es am Anfang vor allem noch Deutsche, so kamen mit Beginn des Krieges vor allem Menschen aus den von Deutschland eroberten Gebieten, also Zivilpersonen aus Polen, Frankreich, Tschechien, Jugoslawien, den Niederlanden, Belgien und Soldaten der Sowjetunion. Unter diesen Häftlingen waren viele Juden, Roma und Sinti.
Auch in den eroberten Gebieten wurden viele neue Lager errichtet; bald waren mehr Häftlinge in diesen Lagern eingesperrt als im Reichsgebiet (Deutschland und Österreich). Mit Beginn der dritten Phase wurden die Konzentrationslager in drei Kategorien eingeteilt, welche die Härte der Behandlung und die Lebensbedingungen der Häftlinge anzeigten. Die Sterblichkeitsrate unter den Häftlingen vervielfachte sich in der dritten Phase: So in Dachau von 4 Prozent auf 36 Prozent im Jahre 1942; in Buchenwald von 10 % auf 19 % in 1941.[7]
[Bearbeiten] 1941/1942–1945
Die vierte Phase begann etwa Anfang 1942 und endete 1945. Sie war vor allem durch die massive Judenverfolgung und durch den Krieg gegen Russland gekennzeichnet. In dieser letzten Phase lag die Verwaltung der Konzentrationslager beim SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) unter der Leitung von Oswald Pohl. Bedeutsamer als die Produktion in KZ-eigenen Betrieben wurde der Häftlingseinsatz in Privatunternehmen, so dass mehrere hundert KZ-Außenlager entstanden.
Die Anzahl der KZ-Häftlinge erreichte im April 1943 bereits 203.000, stieg im August 1944 auf 524.000 und bis Kriegsende vermutlich auf über 700.000 Menschen, von denen 90% keine deutsche Staatsangehörigkeit hatten. [8] Beim Ausbau von Stollen oder beim Arbeitseinsatz in unterirdischen Produktionsstätten starben zahlreiche Häftlinge schon binnen weniger Wochen. Bei der Evakuierung der Konzentrationslager kamen bei den Todesmärschen vermutlich 240.000 Häftlinge zu Tode.[9]
Die Anzahl der Häftlinge, die für Wochen oder Jahre in einem der Konzentrationslager eingesperrt war, wird insgesamt auf zweieinhalb bis drei Millionen Menschen geschätzt[10].
[Bearbeiten] Konzentrationslager als Arbeitslager
Die IKL war die zentrale Verwaltungs- und Führungsbehörde innerhalb des SS-WVHA für alle nationalsozialistischen Konzentrationslager.
Im Unterschied zu Arbeitslagern des allgemeinen historischen Typus diente bei der nationalsozialistischen Ausprägung die Ausbeutung der Arbeitskraft der Gefangenen in erster Linie der Vernichtung von verfolgten Bevölkerungsgruppen durch Zwangsarbeit. Die Zustände, unter denen Menschen in Arbeitslagern interniert wurden, waren in dem von der IKL bestimmten Rahmen von der jeweiligen Lagerkommandantur abhängig. Menschen, die keine Arbeit mehr leisten konnten, wurden, soweit sie nicht an den unmenschlichen Bedingungen oder der Willkür des Lagerpersonals zugrunde gingen, ermordet. Diejenigen Kranken, die nicht in voraussichtlich vier Wochen wieder arbeitsfähig waren, wurden vom medizinischen Personal mit Phenol oder anderen Mitteln zu Tode gespritzt. Oder sie wurden in Sammeltransporten in die Vernichtungslager geschickt (Selektion). In den Arbeitslagern überlebten viele Gefangene nur kurze Zeit.
Im Verlauf des Krieges erlangten die Arbeitslager zum Teil eine kriegswichtige Funktion, die zu dem Vernichtungsziel in gewissem Gegensatz stand. Die Lager waren Produktionsstätten der SS, zunächst zur Gewinnung von Natur- und Ziegelsteinen, später in vielen anderen Bereichen. Außerdem wurden Arbeitskräfte an die (Rüstungs-)Industrie ausgeliehen. Der bekannteste Fall betrifft die I.G. Farben. Praktisch die gesamte Großindustrie machte von solchen Zwangsarbeitern Gebrauch.
- KZ als Frauen-Arbeitslager
In der Regel waren die KZ strikt nach Geschlechtern getrennt (zum Beispiel das KZ Moringen, Ravensbrück). Nur in wenigen Lagern gab es zeitweise oder dauernd gleichzeitig ein Männer- und ein Frauenlager (zum Beispiel KZ Auschwitz II). Vor allem hing dies mit dem geplanten Arbeitseinsatz der Gefangenen zusammen.
[Bearbeiten] Jugendschutzlager
Hauptartikel: Jugendkonzentrationslager
Jugendkonzentrationslager (zu Zeiten des Nationalsozialismus wurden sie „Jugendschutzlager“ oder „Jugendverwahrlager“ genannt) waren einige wenige Konzentrationslager, welche die Nationalsozialisten zur Internierung widerständiger, "schwer erziehbarer" oder nonkonformistischer Jugendlicher und auch Kindern aus ganz Europa nutzten: KZ Moringen (offiziell „Polizeiliches Jugendschutzlager“; Juni 1940; bei Göttingen) für Jungen, das KZ Uckermark (seit Juni 1942 in unmittelbarer Nähe des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück in Mecklenburg) für Mädchen und junge Frauen und das Lager im Ghetto Litzmannstadt (Łódź, offiziell: „Polenjugendverwahrlager“) mit insgesamt drei Außenlagern. Die Gefangenkapazität betrug dort mindestens 3000 heranwachsende Personen. Kinder und Jugendliche waren aber auch in allen anderen Konzentrationslagern eingesperrt und ermordet worden.
Diese Lager unterstanden dem Reichssicherheitshauptamt und dienten offiziell der „Jugendfürsorge“. Die Jugendlichen wurden zum Teil durch die „Rassenhygienische und Bevölkerungsbiologische Forschungsstelle“ nach „rassischen“ bzw. „kriminalbiologischen“ Merkmalen und auf ihre „Entwicklungs- oder Erziehungsfähigkeit“ begutachtet.
Weiterhin gab es sogenannte „Ausländerpflegestätten“ für die Kinder von Zwangsarbeitern, in denen wie in den anderen genannten Einrichtungen unmenschliche Bedingungen herrschten. Direkt im KZ Litzmannstadt wurden mindestens 500 Jugendliche ermordet. Das KZ Uckermark wurde im Januar 1945 zu einem Todeslager für Erwachsene.
Standorte (Karte des heutigen Polen)
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[Bearbeiten] Vernichtungslager
Hauptartikel: Vernichtungslager, vgl. die Begriffe Aktion Reinhardt
Vernichtungs- oder Todeslager wurden zu dem einzigen Zweck errichtet, Juden, Roma und Sinti und auch andere Minderheiten zunächst mit Hilfe von Gaswagen, später vor allem in Gaskammern massenhaft zu ermorden. Der nationalsozialistische Mordapparat konzentrierte sich dabei auf Juden. Andere Gruppen, die zu den Opfern zählten, insbesondere russische Kriegsgefangene wurden ebenfalls dort ermordet. Lager dieses Typs wurden zwischen Dezember 1941 und Juli 1942 in Chelmno im Wartheland bei Łódź, Belzec bei Lublin, Sobibor und Treblinka im Generalgouvernement, sowie Maly Trostinez in Weißrussland errichtet.
Etwas anders war die Entstehungsgeschichte der Lager Auschwitz-Birkenau (bei Kraków) und Majdanek (ebenfalls bei Lublin). In beiden Konzentrationslagern wurden erst nach Inbetriebnahme als Vernichtungslager zusätzlich Gaskammern zum Massenmord an den Juden eingerichtet. Auch Auschwitz-Birkenau und Majdanek werden wegen der ungeheuren Opferzahlen zu den Vernichtungslagern gezählt. Anders als die erstgenannten Vernichtungslager funktionierten sie für die SS aber zugleich mit der Vernichtung durch Arbeit als Konzentrationslager im herkömmlichen Sinn.
Alle diese Vernichtungslager unterscheiden sich von den anderen Konzentrationslagern durch die enorme Zahl jüdischer Opfer.
[Bearbeiten] Durchgangs- und Sammellager
Es gab zahlreiche Sammellager für Juden, die oft, besonders in der Nachkriegszeit, Ghettos genannt wurden .
Im ebenfalls verwendeten Ausdruck Durchgangslager wird dieser Zweck direkt benannt. Sie lagen in der Regel an den Bahnlinien, die direkt zu den Todeslagern führten. Das Wort Wohnbezirk oder Ghetto wurde einzig aus Tarngründen verwendet, denn eine längere Überlebenszeit der dort gefangen gehaltenen Personen war von den Verantwortlichen nie beabsichtigt. Sie hatten organisatorisch den Vorteil, dass keine Züge, Wagenmaterial und Personal, beim Warten auf Vernichtungskapazitäten durch die darin gefangenen Opfer blockiert wurden.
Organisatorisch waren einige Konzentrationslager direkt mit dem Betrieb der Vernichtungslager verknüpft: Die Sammellager oder Ghettos der Endlösungs-Aktion Reinhardt hatten einzig die Funktion, Transporte auf dem Weg in die Vernichtungslager so lange aufzunehmen, bis wieder Vernichtungskapazitäten in den Todes-/Vernichtungslagern zu ihrer fabrikmäßigen Ermordung und der Beseitigung der Leichen frei waren.[11]
Insbesondere in den besetzten Ländern ohne Vernichtungslager (zum Beispiel Frankreich, Italien, Niederlande, Griechenland) dienten diese Zwischenlager auch dem Zusammenstellen von Transporten mit jeweils etwa 1.000 Gefangenen. Das war die Zahl, die von der SS als Richtgröße für Todestransporte angestrebt wurde, um die Vernichtungslager mit gleichmäßig großen Mengen an Opfern zu versorgen. Im Unterschied dazu waren die anderen Konzentrationslager oft bestrebt, eine hohe Kontinuität in der Zusammensetzung ihrer Zwangsarbeiter zu erreichen. Dies schloss nicht aus, Häftlinge zur Ermordung an die Todeslager, zum Beispiel wegen Krankheit oder Kräfteverlust, auszusortieren (Selektion). Dies konnte regelmäßig geschehen, zur Anpassung an neue Häftlings-Richtwerte („Belegung“) oder im Rahmen von befohlenen „Aktionen“.
[Bearbeiten] Organisation
- Siehe Hauptartikel SS-Inspektion der Konzentrationslager (IKL), die zentrale Verwaltungs- und Führungsbehörde der nationalsozialistischen Konzentrationslager, später Teil des SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA)
[Bearbeiten] Der Lagerkomplex in Deutschland und dem besetzten Polen etc.
Insgesamt gab es unter der Inspektion der Konzentrationslager 24 selbstständige KZ-Stammlager, denen zuletzt weit über 1.000 Außenlager, zum Teil unter der Bezeichnung „Außenkommandos“, organisatorisch unterstellt waren. Diese Stammlager waren in Deutschland die Konzentrationslager Arbeitsdorf, Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Groß-Rosen, Hinzert, Dora-Mittelbau, Neuengamme, Ravensbrück, Sachsenhausen und Niederhagen-Wewelsburg, in Österreich Mauthausen, in Polen Auschwitz I Stammlager, Auschwitz-Monowitz, Majdanek, Warschau, Plaszow und Stutthof, in Estland Waiwara, in Litauen Kauen, in Lettland Riga-Kaiserwald, in Frankreich Natzweiler-Struthof sowie in den Niederlanden Herzogenbusch. Waren die Häftlinge als Arbeitskräfte nicht bzw. nicht mehr einsetzbar, wurden sie direkt am Ort, zum Beispiel durch Schikane oder im Krankenrevier, umgebracht oder in die sieben Vernichtungslager transportiert. „Außenkommandos“ sind ansonsten Arbeitsstellen, zu denen die Gefangenen während der jeweiligen Arbeitszeit vom jeweiligen Lager aus hinmarschieren mussten und dorthin auch wieder zurückkehren.
Diesem System waren Durchgangslager und Sammellager vorgeschaltet. Als Sammellager vom übrigen Ort abgetrennte Stadtteile wurden von der SS als Jüdischer Wohnbezirk/Jüdische Wohnsiedlung bezeichnet. Damit wurde eine Bezeichnung aus dem Mittelalter aufgenommen, die es in Europa so längst nicht mehr gab. Allein in Osteuropa richtete die SS etwa 600 sogenannte Ghettos ein, in denen zwischenzeitlich mindestens vier Millionen Menschen interniert worden sind. Diese Wohnbezirke wurden von der SS meist von Beginn an nur für den vorübergehenden Einsatz eingerichtet.
[Bearbeiten] Interne Organisation jedes Lagers
Alle SS-Angehörigen zur Bewachung der Lager gliederten sich nach Aufgaben und Zuständigkeitsverteilung in fünf (andere Angabe: sechs) Bereiche:
- Lagerkommandant, Adjutant als Leiter der Kommandantur mit Personalverwaltung, Waffenkammer und der Postzensurstelle. Darunter die anderen Abteilungen
- Politische Abteilung und der Erkennungsdienst. Zuständigkeiten: Registrierung von Neuzugängen, Entlassungen, Verlegungen, Tod oder Flucht der Häftlinge, deren Vernehmung, Führung der Häftlingskartei. Leiter war immer ein Beamter der Geheimen Staatspolizei oder der Kriminalpolizei
- Schutzhaftlagerführer und Adjutant. Zuständigkeiten: der „Betrieb“ des Lagers im Sinne aller Befehle zur inneren Ordnung, Tagesablauf, Appelle etc.
- Verwaltung; dazu gehörten die örtliche Bauleitung, Wirtschaftslager und evtl. SS-Landwirtschaft.
- Lagerarzt mit dem Krankenrevier für SS-Angehörige, Apotheke
- eventuell Abteilung VI zur Fürsorge, Schulung und Truppenbetreuung der SS
- Die Hierarchie der Wächter
Die Rapportführer, der Arbeitseinsatzführer und evtl. die Oberaufseherin (wenn ein Frauenlager bestand) unterstanden dem Schutzhaftlagerführer. Sie waren für die Ordnung im ganzen Lager und die Zuteilung der Häftlinge in Außenkommandos zuständig.
Sie standen den Blockführern vor, die jeweils einen oder wenige Blocks beaufsichtigten, für die sie gegenüber der Lagerleitung verantwortlich waren. (Die Blockführer bestimmten die Zusammensetzung der Arbeitskommandos, die jeweiligen Blockältesten und Stubenältesten aus den Reihen der Häftlinge.
- Die Teile-und-Herrsche-Strategie
Als „Funktionshäftlinge“ wurden in einer weiteren „Teile-und-Herrsche-Strategie“ Häftlinge quasi als Hilfspolizei eingesetzt. Siehe Kapo. (Ein Kapo musste für die SS die Arbeit der Häftlinge anleiten und wurde für die Ergebnisse verantwortlich gemacht. Kapos erhielten für diese Dienste besondere (letztlich geringfügige) Vergünstigungen (zum Beispiel Alkohol, bessere Essensration).)
[Bearbeiten] Arbeitskommandos der Häftlinge
Als Beispiele für den täglichen Arbeitseinsatz der Häftlinge in den sogenannten Arbeitslagern wird hier eine Aufzählung der internen und externen Arbeitskommandos aus dem KZ Gusen I wiedergegeben:
- I. Tätigkeiten für Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DEST, SS-Betrieb):
- Kommando Steinbruch Gusen, Kastenhof und Pierbauer (1940–1945): 2.800 Häftlinge
- Kommando Ziegelwerk Lungitz
- Kommando Rüstung Wien (1943): 300 Häftlinge
- Kommando Rüstung Messerschmitt (BA II) (1943–1945): 6.000 Häftlinge
- Kommando Rüstung Steyr-Daimler-Puch AG (Georgenmühle) (1942–1945): 6.500 Häftlinge
- Kommando Siedlungsbau St. Georgen (1940–1942): etwa 300 Häftlinge
- Kommando Gusenregulierung (1941): etwa 150 Häftlinge
- Kommando Strassenbau
- Kommando Gleisbau
- II. für die Bauleitung der Waffen-SS und Deutschen Polizei Gusen bei St. Georgen a.d. Gusen:
- Kommando Bauleitung
- Kommando Entwässerung
- Kommando Holzplatz
- Kommando Bahnbau (1941–1943)
- Kommando Donauhafen (1942–1943)
- III. für die SS-Lagerverwaltungsführung (interne Arbeitskommandos):
- Lager-Kommando (1940–1945): etwa 400 Häftlinge
- Kommando Barackenbau (1940–1944): etwa 100 Häftlinge
- IV. für sonstige Auftraggeber:
- Kommando Bombensucher bzw. Kommando Blindgänger (1944–1945)
[Bearbeiten] Medizinische Experimente
An Inhaftierten wurden von Ärzten, wie Josef Mengele (Auschwitz), Robert Ritter (KZ Buchenwald) u. a. medizinische Experimente vorgenommen, in deren Verlauf die Häftlinge meist qualvoll starben. Sie wurden beispielsweise mit Fleckfieber ([1]), Malaria- oder TBC-Erregern infiziert, um Impfstoffe zu testen, ihnen wurden Brandbombenverletzungen zugefügt ([2]) und an ihnen erfolgten Salzwasserversuche. Der Nürnberger Ärzteprozess fand vom 9. Dezember 1946 bis zum 20. August 1947 vor dem Ersten Amerikanischen Militärgerichtshof in Nürnberg statt. Angeklagt war unter anderem der Abteilungsleiter für Tropenmedizin am Robert-Koch-Institut in Berlin, Dr. med. Gerhard Rose für die Fleckfieberversuche an Sinti und Roma in Buchenwald ([3]). Weiterhin wurde der SS-Hauptsturmführer Dr. med. Waldemar Hoven, Lagerarzt KZ Buchenwald angeklagt.
Quellengrundlage für die Experimente in Buchenwald sind das Stationstagebuch von Dr. med. Erwin Ding-Schuler SS-Hauptsturmführer, Aussagen von europäischen Medizinern, die im KZ inhaftiert waren, sowie Häftlingen wie der österreichische Soziologe und Philosoph Eugen Kogon, der 1946 unter dem Titel Der SS-Staat über das Leben in Buchenwald berichtete. Die Publikation der vollständigen Dokumentation, der Wortprotokolle, des Anklage- und Verteidigungsmaterials erfolgte erst 1999 durch den Saur-Verlag München. Die Analyse dazu lieferte 2001 Angelika Ebbinghaus/Klaus Dörner (Hg.): Vernichten und Heilen. Der Nürnberger Ärzteprozess und seine Folgen. Die Bundesärztekammer weigerte sich, diese Edition finanziell zu unterstützen. Erst Einzelspenden von 8.000 Ärzten ermöglichten sie.
[Bearbeiten] Todesarten der KZ-Häftlinge
Die Todesursachen der Häftlinge wurden im Aktenverkehr der NS-Organe zum Zweck der Geheimhaltung häufig chiffriert. Als Kürzel wurden die Aktenzeichen verwendet, unter denen der Aktenvorgang bei der übergeordneten Inspektion der Konzentrationslager (IKL) bearbeitet wurde.
Folgende Chiffre-Formen wurden verwendet:
- 14 f 1 – „natürliche Todesfälle“
- 14 f 2 – „Freitod oder Tod durch Unglücksfall“
- 14 f 3 – „Erschießung auf der Flucht“
- 14 f I – „Exekution“
- 14 f 13 – „Sonderbehandlung kranker und gebrechlicher Häftlinge“ (siehe auch: Aktion 14f13, mit Sonderbehandlung ist in der Regel die Ermordung durch Vergasen oder mittels Giftspritze gemeint)
An die KZ waren zum Teil separate Standesämter angeschlossen, die aufgrund gefälschter ärztlicher Bescheinigungen der SS-Ärzte Todesscheine und Todesbenachrichtigungen erstellt haben. Die darin genannten Todesursachen haben in der Regel keinen Zusammenhang mit der individuellen Todesursache.
[Bearbeiten] Die Befreiung und Rückführung der Überlebenden
Am 23. Juli 1944 befreit die Rote Armee Majdanek als erstes der großen Vernichtungslager in Polen.
Wie bei allen folgenden Lagern sterben in den nächsten Wochen hier noch Überlebende an den Folgen der Mangelernährung und dort erworbener Krankheiten.
Nur wenige der SS-Wachen können direkt festgenommen werden. Der Großteil entkam vorher. Vereinzelt kommt es durch bisher Gefangene, aber auch durch Truppenteile der Alliierten zu Racheakten an den Festgenommenen.
Nachdem die Repatriierung der Häftlinge und Zwangsabeiter zügig anlief (Oberbegriff Displaced Persons – DP’s), kam sie im strengen Winter 1945/1946 fast vollständig zum Erliegen. Die dann verbliebenen DPs wurden großenteils aus verschiedenen Gründen nicht mehr repatriiert. Fast überall in den befreiten Lagern entstanden Häftlingsvereinigungen (Komitees, Ausschüsse, Amicales) die sich neben dem direkten Überleben sofort auch politische Ziele setzten: Bestrafung der Schuldigen, Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln, Aufbau einer friedlichden und freien Welt.
[Bearbeiten] Konzentrationslager im übrigen von Deutschland besetzen Europa
[Bearbeiten] Internierungs- und Konzentrationslager im besetzten Frankreich (Vichy)
Im besiegten und teilweise besetzen Frankreich gab es keine Konzentrationslager, wenn man darunter ein Lager der Deutschen im Zweiten Weltkrieg versteht, dessen Wachmannschaften einer SS-Organisation unterstellt waren. Das KZ Natzweiler lag im Elsass, der faktisch ins Deutsche Reich eingegliedert war („Heim ins Reich“ geholt) und in dem es keine französischen Verwaltungsorgane mehr gab. In Frankreich gab es aber Lager, die ähnliche Bezeichnungen trugen und deren Funktionen unterschiedlich, jedoch teilweise ähnlich waren: Durchgangs- und Sammellager (frz.: Camp de transit, Camp d'internement, Camp de réfugiés, aber auch Camp de prisonniers de guerre, Camp de prisonniers, Camp de concentration pour détenus politiques, Camp d'accueil, Camp de séjour, Centre de séjour surveillé.)
Es konnte sich um seit Jahren bestehende Lager für Flüchtlinge aus Spanien handeln. In einigen Lagern wurden Sinti und Roma gefangen gehalten. Wieder andere waren ursprünglich Kriegsgefangenenlager, die nun als Internierungslager für Zivilisten genutzt wurden. Allerdings dienten einige Lager aufgrund der Kollaboration des Petain-Regimes mit den deutschen Besatzern im Rahmen des Holocausts, vor allem der Zusammenstellung von Deportationstransporten in die deutschen Vernichtungslager im besetzen Polen. Die Lager wurden unterschiedlich streng bewacht und organisiert.
Meistens war die Verpflegung und die Hygiene ein massives Krankheitsrisiko, das zu vielen Todesfällen in solchen Lagern führte. Französische und internationale Hilfsorganisationen versuchten das Verhungern durch Hilfslieferungen in die Lager zu bremsen. In Frankreich gibt es eine Diskussion um die Schuldfrage bei der Kollaboration und Deportation (insbesondere von jüdischen Franzosen, aber auch von Ausländern) durch Politiker und Polizisten. Insbesondere durch Razzien und Durchsuchungen mit Festnahmen. Nur zum Teil wurden die Gefangenen direkt an die Deutschen übergeben. Im Unterschied zu deutschen Konzentrationslagern kann der französischen Lagerleitung in der Regel nicht als Hauptgrund des Handelns ein Tötungswillen an den Gefangenen zugeschrieben werden. Dort, wo deportiert wurde, war allerdings auch den französischen Stellen bekannt, dass es um Transporte in den Tod geht. Eine Besonderheit unter den vielen Opfergruppen waren deutsche Juden, die aus der Pfalz und Baden zur Internierung zuerst nach Gurs und von dort in die Vernichtungslager transportiert wurden (Wagner-Bürckel-Aktion).
Eine Liste von 50 Lagern, von denen Gefangene, Internierte, Flüchtlinge vom Vichy-Regime an Deutschland ausgeliefert wurden:
- Aincours, in Seine-et-Oise, war das Internierungslager in der Nördl. Zone. Es wurde am 5. Oktober 1940 geöffnet und schnell mit Mitglieder der Kommunistischen Partei Frankreichs (PCF) überfüllt.
- Camp des Alliés, bei Angoulême, in der Charente, Landfahrer, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten
- Königl. Saline von Arc-et-Senans (Saline royale d'Arc-et-Senans) in Doubs, vom 1. September 1941 bis 11. September 1943, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten. Die Familien wurden danach ins Internierungsgroßlager in Jargeau im Departement Loiret überführt.
- Avrillé-les-Ponceaux in Indre-et-Loire, Morellerie-Lager, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten
- Le Barcarès im Roussillon
- KZ Beaune-la-Rolande in Beaune-la-Rolande, Loiret. Etwa 18.000 jüdische Franzosen wurden von hier nach Auschwitz deportiert.
- Bourg-Lastic im Département Puy de Dôme, (in der ehemaligen Kaserne wurden jüdische Franzosen gefangen gehalten, u. a. (André Glucksmann vier Jahre. (The camp would be used after the war, for Harkis in 1960s and Kurdish refugees from Iraq in 1980s.)
- Lager Bram, Bram im Aude (1939–1940)
- Lager Brens, Brens im Tarn, bei Gaillac (1939–1940)
- Lager Choiseul, in Chateaubriant in Brittany, in der Loire-Atlantique (1941–1942)
- Camp Colombes, Colombes bei Paris, in dem vorübergehend unter vielen anderen auch der Journalist Otto Leichter, der Schriftsteller Soma Morgenstern und der Künstler Erich Sauer interniert waren.
- KZ Royallieu in Compiègne in Picardie (Juni 1941 bis August 1944). Im Januar 1943 wurden die bei der Schlacht von Marseille Gefangenen hierhergebracht. Unter anderem Robert Desnos (1900–1945) und Jean Moulin (1899–1943).
- Coudrecieux im Département Sarthe, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten
- Douadic im Department Indre/Kanton Le Blanc
- Sammellager Drancy. Es gab in Paris drei Nebenlager dazu: das Lager Austerlitz, das Lévitanlager und Bassanolager. Von hier aus wurden etwa 63.000, hauptsächlich französische, Juden in die deutschen Vernichtungslager deportiert und dort ermordet.
- Fort-Barraux im Department Isère.[12] Antoine Barnave war hier einer der Häftlinge.
- Camp de Gurs, Gurs in den Pyrénées-Atlantiques)
- Jargeau, bei Orléans, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten. Ort einer Geiselerschießung.[13]
- Lalande, Lalande in Yonne,
- Linas-Montlhéry in Seine-et-Oise, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten
- Marolles in Loir-et-Cher
- Masseube im Département Gers
- Les Mazures im Ardennes, als Judenlager von Juli 1942 bis Januar 1944
- Mérignac/Fort du Hâ, Mérignac in der Gironde. Deutsches Gefängnis für politische Gegner, unter anderen Édouard Daladier und Georges Mandel.
- Meslay-du-Maine, in Mayenne (1939–1940)
- Camp des Milles bei Aix-en-Provence im Departement Bouches-du-Rhône (auch: Camp de la Tuilerie des Milles), das größte Internierungslager im Südosten. 2.500 Juden wurden von hier deportiert (unter anderem der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, die surrealistischen Maler Hans Bellmer and Max Ernst).
- Montceau-les-Mines, Saône-et-Loire, unter anderem Ort von Erschießungen von Resistance-Mitgliedern.
- KZ Nexon, Nexon in Haute-Vienne
- KZ Noé–Mauzac, im Département Haute-Garonne
- Montreuil-Bellay in Montreuil, Département Maine-et-Loire, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten
- Les Tourelles in Paris
- KZ Pithiviers in Pithiviers. Die jüdische Autorin Irène Némirovsky (1903–1942) war unter anderem hier interniert.
- Poitiers im Departement Vienne, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten
- Zitadelle von Port-Louis, dt. Gefängnis, Port-Louis im Morbihan, im Fort
- Récébédou, im Haute-Garonne, ein Vorort von Toulouse
- Camp de Rieucros in Lozère (Der Mathematiker Alexander Grothendieck war hier interniert)
- Rivesaltes, in den Pyrénées Orientales
- Fort von Romainville bei Paris
- Rouille
- KZ/Lager Royallieu in Compiègne
- Internierungslager Saint-Cyprien, Saint-Cyprien im Roussillon. (90.000 Spanienflüchtlinge wurden hier interniert; März 1939, offiziell geschlossen am 19. Dezember 1940 aus „hygienischen Gründens“, die Insassen wurden in das Lager Gurs überstellt
- Saint-Maurice-aux-Riches-Hommes in Yonne, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten
- Saint-Paul d’Eyjeaux in Haute-Vienne
- Saint-Sulpice-la-Pointe bei Toulouse
- KZ Saliers bei Arles im Departement Bouches-du-Rhône, Sinti und Roma wurden hier gefangen gehalten
- Septfonds,
- Thil, Thil in Meurthe-et-Moselle
- KZ oder Internierungslager Le Vernet im Departement Ariège, ursprünglich eine Kaserne für Kolonialtruppen, in der im Zweiten Weltkrieg verschiedene Opfergruppen interniert wurden. Die Bezeichnungen sind uneinheitlich. Zeitweise direkt unter deutscher Leitung.
- Vittel im Departement Vosges, US- und britische Bürger
- Voves in Voves, im Département Eure-et-Loir
- Woippy im Department Moselle, ab 1943.
- KZ Schirmeck und KZ Natzweiler-Struthof, Elsass, die Geschichte beider Lager sind nahezu identisch; Zuordnung unterschiedlich; (Schirmeck im Arrondissement Molsheim; Natzweiler im annektierten Teil des Elsass).
[Bearbeiten] Italien
Bezeichnung | Von | Bis | Geschätzte Anzahl gefangener Menschen |
Geschätzte Anzahl ermordeter Menschen |
---|---|---|---|---|
Arbe (Lager Kampor) | Juli 1942 | 11. September 1943 | 15.000 | 1.500 |
Chiesanuova in der Nähe von Padua | Juni 1942 | |||
Gonars in der Nähe von Palmanova | März 1942 | 8. September 1943 | 7.000 | 453; >500 |
Molat | ||||
Monigo in der Nähe von Treviso | Juni 1942 | |||
Renicci di Anghiari, in der Nähe von Arezzo | Oktober 1942 | |||
Visco in der Nähe von Palmanova | Winter 1942 |
In italienischen Konzentrationslagern im besetzten Dalmatien und der besetzten nordkroatischen Küste Bakar, Kraljevica, Molat, Rab, Zlarin wurden von 1941 bis 1943 einige zehntausend gefangener Zivilisten festgehalten.
Zwangsarbeit und widrige Lebensumstände kosteten zahlreiche Insassen, die nicht gleich hingerichtet wurden, das Leben.
Die Lager in Molat und in Rab (34 Prozent der Insassen überlebten nicht) waren als Todeslager besonders berüchtigt.
Das KZ Villa Oliveto (Civitella) bei Siena wird in der ital. WP als Juden-Sammellager und als KZ noch die Durchgangslager KZ Fossoli und das Sipo-Außenkommando Padua genannt.
[Bearbeiten] Lager in den Niederlanden, Belgien, Dänemark und Norwegen
Belgien: das Gestapo-Auffanglager Breendonk (Fort Breendonk) bei Willebroek und Kamp/KZ Mechelen (SS-Sammellager Mecheln, von den 25.000 von dort Deportierten überlebten 1.207 den Zweiten Weltkrieg),
In Dänemark gab es Horserødlejren in Nordsjælland, etwa sieben Kilometer von Helsingør und Frøslevlejren (Gemeinde Bov) in Südjütland/Sønderjylland (als Gefangenenlager/Frøslevlejren II in der Nähe von Flensburg eröffnet am 13. August 1944 bis zur Befreiung am 5. Mai 1945, dt. Fröslee-Lager)
In den Niederlanden: die fünf Konzentrationslager (Kamp) Herzogenbusch (Kamp Vught) und Westerbork (Polizeiliches Judendurchgangslager), Kamp Amersfoort, Kamp Erika, Kamp Schoorl. Twilhaar war Rijkswerkkamp/Arbeitslager.
In Norwegen: Grini fangeleir, Falstad bei Trøndelag, Svanviken
[Bearbeiten] Jugoslawien
Zur Zeit der deutschen und italienischen Okkupation Jugoslawiens, während des Zweiten Weltkrieges, wurden von der faschistischen Ustascha und der italienischen Besatzungsmacht im besetzten Teil Kroatiens und von Kollaborateuren in Serbien Konzentrationslager errichtet. Diese befanden sich in: Banjica, Belgrad, Jasenovac, Molat, Rab, Šabac, Topovske Supe.
In den Konzentrationslagern wurden mindestens 66.000 jugoslawische Juden ermordet. Dies entspricht in etwa 83 Prozent der damals dort ansässigen jüdischen Bevölkerung. Es starben auch Regimegegner sowie Sinti und Roma. Die Gefangenen starben nicht durch Gas, sondern wurden erschlagen, erhängt, lebend verbrannt und mittels anderer grausamer Tötungsarten ermordet.
[Bearbeiten] Unabhängiger Staat Kroatien
Der während des Zweiten Weltkrieges unabhängige Staat Kroatien errichtete nach dem Vorbild des Deutschen Reichs für seine kroatischen Regimegegner, aber hauptsächlich für die serbischen bzw. jüdischen Regimegegner Konzentrationslager. Die jüdische Bevölkerung wurde willig den Mördern ausgeliefert. Im Konzentrationslager Jasenovac wurden gemäß heutiger Forschungsergebnisse etwa 100.000 Serben, Juden, Sinti und Roma und Kroaten umgebracht. Die Angaben schwanken stark und sind Gegenstand politisch-historiografischer Kontroversen.
[Bearbeiten] Polen, Weißrussland, Ukraine, Russland
Eine besonders hohe Dichte an Konzentrationslagern, Vernichtungslagern, Durchgangslagern und Ghettos gab es im sogenannten „Generalgouvernement“ in Ostpolen. Dort befanden sich auch die bekanntesten Vernichtungslager Auschwitz, Sobibor, Treblinka, Chelmno und Belzec. Das deutsch besetzte Polen war geradezu „übersät“ mit größeren und kleineren Konzentrations- und Außenlagern verschiedenster Art, denn zum einen war es das erste Land, das von den Nazis erobert worden war. Außerdem war in Osteuropa allgemein die jüdische Bevölkerung größer als in West- oder Mitteleuropa. Ein weiteres Vernichtungslager, Maly Trostinez, lag im heutigen Weißrussland. Während der Zeit der deutschen Besatzung Weißrusslands starben dort Hunderttausende Juden; die jüdische Bevölkerung Weißrusslands wurde fast vollständig ausgelöscht. Auch die Ukraine war „übersäht“ mit größeren und kleineren Lagern und Ghettos. So gab es etwa ein Ghetto in Winniza. (Übrigens befand sich in der Nähe dieser Stadt Hitlers „Führerhauptquartier“ „Wehrwolf“.) So weit das „eigentliche Russland“ von den Nazi-Deutschen besetzt worden war, wurden auch hier die Juden, als Partisanen verdächtigte Zivilisten und Kommunisten verschleppt oder erschossen. Allerdings gehörten die westlichen Gebiete des heutigen Russlands aufgrund der Kriegsereignisse zumeist zum „rückwärtigen Heeresgebiet“.
Aber nicht nur die Dichte an Konzentrationslagern und Ghettos unterschied die deutsch besetzten Gebiete Osteuropas von denjenigen Westeuropas. Denn nicht nur die Juden, sondern auch die nichtjüdische Bevölkerung war von den Repressionen direkt betroffen. So wurde zum Beispiel die Stadt Charkow 1942]] von Angehörigen der Wehrmacht (nicht SS-Angehörigen) ausgehungert. Solche und ähnliche „Maßnahmen“ hatten ihren Grund in der rassistischen Ideologie der Nazis, für die die slawischen Völker nur „Untermenschen“ waren. So hatte Reichsführer-SS Heinrich Himmler vor Beginn des Russlandfeldzuges davon gesprochen, dass das Ziel des Feldzuges die Dezimierung der slawischen Völker um 30 Millionen bedeute.
[Bearbeiten] Siehe auch
Zu Einzelaspekten der deutschen Konzentrationslager siehe auch die Artikel über:
- Arbeitserziehungslager
- KZ-Baracke
- Zyklon B, Schutzhaft
- Haftgrund Nacht-und-Nebel-Erlass der Wehrmacht (Opfergruppe)
- Liste der Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus
- Nürnberger Kriegsverbrechertribunal,
- Pflichten der KZ-Posten (Dienstvorschrift, sogenannte Postenpflicht)
- Überlebenden-Syndrom
[Bearbeiten] Literatur
Siehe Konzentrationslager sowie Holocaust.
- Angelika Königseder: „Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager.“ Ein Kooperationsprojekt von Wissenschaft und Gedenkstätten. In: Dachauer Hefte Nr. 17: Öffentlichkeit und KZ. Was wusste die Bevölkerung?, 2001.
- Gudrun Schwarz: „SS-Aufseherinnen in nationalsozialistischen Konzentrationslagern (1933-1945)“. In: Dachauer Hefte Nr. 10: Täter und Opfer, 1994.
- Dirk Riedel: „Privatunternehmer im KZ. Aufstieg einer Firma im NS-Staat“. In: Dachauer Hefte Nr. 19: Zwischen Befreiung und Verdrängung, 2003.
[Bearbeiten] Quellen, Fußnoten
- ↑ Ulrich Herbert et al.: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager – Geschichte. Erinnerung, Forschung. In: Ulrich Herbert, Karin Orth, Christoph Dieckmann (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Frankfurt/M 2002, ISBN 3-596-15516-9, Bd. 1, S. 25
- ↑ Dr. Zdenek Zofka, http://www.km.bayern.de/blz/report/01_04/1.html, Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit in Bayern, Aufruf vom 02.02.2007
- ↑ Ulrich Herbert et al.: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 1, S. 26
- ↑ Ulrich Herbert et al.: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 1, S. 28f
- ↑ Ulrich Herbert et al.: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 1, S. 29
- ↑ Ulrich Herbert et al.: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 1, S. 29
- ↑ Ulrich Herbert et al.: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 1, S. 29f
- ↑ Ulrich Herbert et al.: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 1, S. 30
- ↑ Eberhard Kolb: Die letzte Kriegsphase... S. 1135 In: Ulrich Herbert et al. (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Frankfurt 2002, ISBN 3-596-15516-9
- ↑ Ulrich Herbert et al.: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 1, S. 31
- ↑ http://www.deathcamps.org/occupation/ghettolist.htm Liste von www.deathcamps.org, 2005
- ↑ Le Centre de séjour surveillé de Fort-Barraux
- ↑ Le camp de Jargeau 1941-1945 (franz. Projekt einer Schülergrupppe)
Verweise auf Quellen
Interviews mit Überlebenden der Lager:
- Die Boder Interviews von 1946, erfasst von Dr. David Boder, Illinois Institute of Technology. Boder stellte den Zeitzeugen frei, in welcher Sprache sie sich ausdrücken wollten. Magnetbandaufzeichnungen. 120 transskribierte Interviews (200 Stunden Tonaufzeichnung. Neu z. T. herausgegeben als «Voices of the Holocaust»
- Dazu: Boder, David Pablo: I Did Not Interview the Dead, Urbana 1949; französische Fassung: ders., Je n’ai pas interrogé les morts, hrsg. v. Rosen, Alan; Brayard, Florent, Paris 2006; sowie
:ders., Topical Autobiographies of Displaced People Recorded Verbatim in the Displaced Persons Camps, with a Psychological and Anthropological Analysis (16 Bände), Chicago 1950-1957.
- Dazu: Boder, David Pablo: I Did Not Interview the Dead, Urbana 1949; französische Fassung: ders., Je n’ai pas interrogé les morts, hrsg. v. Rosen, Alan; Brayard, Florent, Paris 2006; sowie
- Das „Archiv der Erinnerung. Interviews mit Überlebenden der Shoah“, 50 Jahre nach Kriegsende als internationales Kooperationsprojekt zwischen dem Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien (Universität Potsdam), dem Fortunoff Video Archive for Holocaust Testimonies (Yale University, New Haven) und der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz (Berlin) durchgeführt (dabei wurden etwa 80 Interviews mit zumeist in der Region Berlin-Brandenburg lebenden jüdischen Zeitzeugen mit Videokamera aufgezeichnet)
- Dazu: Gelbin, Cathy; Lezzi, Eva u. a. (Hrsg.), Archiv der Erinnerung. Interviews mit Überlebenden der Shoah. Band 1: Videographierte Lebenserzählungen und ihre Interpretationen, Potsdam 1998 ; Miltenberger, Sonja, Band 2: Kommentierter Katalog, Potsdam 1998.
- Visual History Archive (VHA) der Shoah Foundation, mit 52.000 Videointerviews, aus 56 Ländern in 32 Sprachen aufgezeichnet 1994 bis 1999 (finanziert von Steven Spielberg; z. B. via fu-berlin zugänglich.)
[Bearbeiten] Weblinks
- [http://www.buergervereinigung-landsberg.de/geschichte/orginalfilm.htm Original-Filmaufnahme der US-Streitkräfte: KZ-Kommando Kaufering IV – 27. April 1945
- Knut Mellenthin: Chronologie des Holocaust (auf deutsch; www.holocaust-chronologie.de; drei unterschiedlich lange Fassungen; mit Quellenangaben und Artikeln zu Einzelaspekten)
- Konzentrationslager Auschwitz: „Fotografische Fragmente“
- Fotografien vom August 2007 (französisch)