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Vernichtungslager Belzec – Wikipedia

Vernichtungslager Belzec

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Vernichtungslager Belzec (Polen)
DMS
Belzec
Belzec
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Warschau
Warschau
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Karte vom heutigen Polen

Das Konzentrationslager Belzec in Bełżec nahe Lublin war ein deutsches Vernichtungslager, in dem in der Zeit des Nationalsozialismus zwischen März 1942 und Dezember 1942 etwa 430.000 Menschen ermordet wurden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] 1940: Arbeitslager von Bełżec

Die Gemeinde Bełżec gehörte während der Okkupation von 1939 bis 1945 zum deutsch verwalteten Generalgouvernement. Bereits im Mai 1940 trafen Sinti in Bełżec ein, die aus der Tschechoslowakei, Polen und Deutschland dorthin deportiert wurden. Einer dieser Deportierten, Gottfried Weiß aus Hamburg, berichtete, dass sie dort den Zaun für ein geplantes Arbeitslager zogen.[1] Kurze Zeit später wurden die Sinti von Juden aus Lublin, Radom und Warschau abgelöst. Von Bełżec aus wurden diese etwa 10.000 polnischen Juden in zahlreiche verschiedene Zweiglager verteilt und ab August 1940 überwiegend zu Erdarbeiten eingesetzt, um an der sowjetischen Grenze zwischen Bug und San Befestigungsanlagen zu bauen.[2] Im Dorf Bełżec selbst waren zeitweilig rund 3.000 Juden auf einem Gutshof, bei einem Mühlenbetrieb und in einem Lokomotivschuppen untergebracht. Diese Lager wurden im Oktober 1940 aufgelöst: Das Vernichtungslager Bełżec wurde unabhängig davon wesentlich später abseits auf einer Lichtung errichtet.[3]

[Bearbeiten] 1942: Vernichtungslager

Am 1. November 1941 begann unter der Zentralbauleitung der SS der Bau eines Lagers, das eine fest installierte Gaskammer erhielt. Dieses Lager in Bełżec war das erste von drei Vernichtungslagern der „Aktion Reinhardt“, die allein zur physischen Vernichtung von Menschen bestimmt waren. Die drei Lager wurden in abgelegenen Gebieten errichtet und verfügten über Gleisanschlüsse, so dass eine große Anzahl Menschen ohne größeres Aufsehen dorthin gebracht und getötet werden konnte. Anfangs waren in erster Linie die Juden in Ostpolen als Opfer ausersehen, jedoch später andere Gebiete und so genannte „Zigeunermischlinge“ in die Vernichtungsaktion einbezogen.

Lagerkommandant von Bełżec war ab Dezember 1941 der SS-Hauptsturmführer Christian Wirth, der bereits an der Aktion T4 führend beteiligt war. Nachdem Wirth am 1. August 1942 zum Inspektor für die Vernichtungslager der "Aktion Reinhardt" berufen wurde, übernahm Gottlieb Hering die Lagerkommandantur bis zum Abbruch des Vernichtungslagers. Hering kam Ende Juli 1942 mit weiterem Personal, das vorher bei diesem „Euthanasie-Programm“ tätig war. Neben einigen SS-Männern war eine Kompanie von 60 – später 120 – „Trawniki-Männern“ eingesetzt. Jüdische Arbeitskommandos waren zeitweilig in einer Stärke bis zu 500 Personen mit der Verwertung der Kleidung und der Beseitigung der Leichen zwangsverpflichtet; sie wurden später liquidiert.

Wirth kam in der zweiten Dezemberhälfte 1941 an und führte im Februar 1942 erste „Probevergasungen“ durch. Im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ traf am 17. März 1942 der erste Zugtransport mit Juden aus dem Ghetto Lublin in Bełżec ein und brachte wie die nächstfolgenden „arbeitsunfähige“ Menschen, Alte, Frauen und Kinder ins Tötungslager.[4]

Entschlüsselter Funkspruch Höfles vom 11. Januar 1943.
Entschlüsselter Funkspruch Höfles vom 11. Januar 1943.

Innerhalb der nächsten vier Wochen wurden 75.000 Juden umgebracht, danach die Transporte vorübergehend eingestellt. Die Kapazität der Gaskammern wurde durch Neubauten vergrößert. In einer zweiten Phase ab August 1942 wurden Juden aus dem gesamten Generalgouvernement als Opfer herangeschafft. Der SS-Hauptsturmführer Hermann Höfle, ein wichtiger Mitarbeiter Odilo Globocniks, meldete Anfang Januar 1943 für Belzec 434.508 Tötungen.[5]

Am 11. Dezember 1942 traf der letzte Transport mit Opfern ein. Seit November 1942 wurden Leichen massenhaft exhumiert und auf riesigen Rosten aus Eisenbahnschienen verbrannt. Im Frühjahr 1943 wurden alle Spuren beseitigt, später wurde zur Tarnung ein Bauernhof auf dem Gelände angesiedelt.

[Bearbeiten] Lagergliederung

NS-Dokumente über das Lager, zu seiner Größe und Bebauung sind nicht überliefert. Skizzen zur Anordnung der Lageranlagen wurden erst nach dem Krieg von Zeitzeugen angefertigt. Sie sind aber unvollständig, da sich die Bebauung sowie die Lage der Massengräber in einer zweiten Ausbauphase änderte.[6]

Vom Bahnhof führte ein Eisenbahngleis zum Lagertor. Das Lager bestand aus einer etwa 265 x 275 Meter großen Fläche, die umzäunt und in zwei Bereiche unterteilt war. Der eine Teil enthielt Verwaltungsgebäude und Baracken zur Entkleidung und Lagerung des Gepäcks. Im anderen Lagerkomplex befanden sich mehrere Leichengruben, Unterkünfte für die Juden der Arbeitskommandos und die Gaskammern.

Von den Entkleidungsbaracken führte der „Schlauch“, ein schmaler von Stacheldraht begrenzter 70 Meter langer Weg, zu den Gaskammern. Anfänglich wurden die Opfer getötet, indem man – wie in den Tötungsanstalten der Aktion T4 – reines Kohlenstoffmonoxid-Gas aus Stahlflaschen einleitete. Bald darauf wurden stattdessen Motorabgase verwendet; die Angaben über die Art des Motors sind widersprüchlich[7] und nicht abschließend zu klären.[8]

[Bearbeiten] Gedenkort

Im Juni 2004 wurde nach einem Jahr Bauzeit eine neue Gedenkstätte nach Entwürfen der polnischen Bildhauer Andrzej Sołyga, Zdzislaw Pidyk und Marcin Roszczyk eröffnet, die die Topografie des Lagers und der Vernichtungsmaschinerie dort aufzeigt, wo bislang nur planierte Erde zu sehen war.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Film

  • Guillaume Moscovitz: Belzec. F, 2005, 100 Min.

Anhand von Berichten der wenigen Überlebenden und Interviews mit Bewohnern der Gegend gelingt es dem Regisseur G. Moscovitz, einen Teil der Geschichte des Lagers zu rekonstruieren.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. *Bericht Gottfried Weiß (Zugriff 6. Februar 2008)
  2. deathcamps Anfänge von Belzec (Zugriff 6. Februar 2008)
  3. [ http://www.deathcamps.org/belzec/belzec_de.html Lagergeschichte von Belzec] (Zugriff am 6. Februar 2008)
  4. Thomas Sandkühler: Das Zwangsarbeitslager... In: Ulrich Herbert, Karin Orth, Christoph Dieckmann: Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Frankfurt 2002, ISBN 3-596-15516-9, S. 611
  5. Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden; die Jahre der Verfolgung 1933 - 1939; die Jahre der Vernichtung 1939 - 1945. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56681-3, S. 861 und Anm. 91
  6. Weitere Angaben s. Eugen Kogon et al.: Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas. Fischer Tb. Frankfurt/M 1986, ISBN 3-596-24353-X sowie Deathcamp Belzec
  7. Gerstein Bericht [1] sowie Kogon: Nationalsozialistische Massentötungen..., S. 193 (Pfannenstiel) versus Darstellung bei deathcamps [2]
  8. Treibstoffanforderung für die Aktion (Zugriff 7. Februar 2008)

[Bearbeiten] Literatur

  • Eugen Kogon, Hermann Langbehn, Adalbert Rückerl (Hrsg.): Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas. Fischer Tb. Frankfurt/M 1986, ISBN 3-596-24353-X
  • Adalbert Rückerl (Hrsg.): Nationalsozialistische Vernichtungslager im Spiegel deutscher Strafprozesse. Belzec, Sobibor, Treblinka, Chelmno. dtv dokumente, München 1977, ISBN 3-42302-904-8
  • Günter Schlusche: Erfassung einer Todeszone. Denkmal, Friedhof und Museum in Belzec/Polen. Planung: Solyga, Andrzej; Pidek, Zdislaw; Rosczyk, Marcin (Architekten); Fotos: Krynski, Wijciech, Warschau. In: Bauwelt, 2005, Jg.: 96, Nr.22, S.22-27.
  • Peter Witte and Stephen Tyas: A New Document on the Deportation and Murder of Jews during "Einsatz Reinhardt" 1942. In: Holocaust and Genocide Studies, Vol. 15, No. 3, Winter 2001, ISBN 0-19922-506-0 (Höfle-Zahlen)
  • Jan H. Fahlbusch, Im Zentrum des Massenmordes. Ernst Zierke im Vernichtungslager Belzec, In: Andreas Mix (Ed.), KZ-Verbrechen. Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Metropol-Verlag, Berlin 2007.

[Bearbeiten] Weblinks


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