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Deidesheim – Wikipedia

Deidesheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Deidesheim
Markierung
Deutschlandkarte, Position von Deidesheim hervorgehoben
Koordinaten: 49° 24′ N, 8° 11′ O
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Bad Dürkheim
Verbandsgemeinde: Deidesheim
Höhe: 120 m ü. NN
Fläche: 26,53 km²
Einwohner: 3738 (31. Dez. 2006)
Bevölkerungsdichte: 141 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 67146 (früher: 6705)
Vorwahl: 06326
Kfz-Kennzeichen: DÜW
Gemeindeschlüssel: 07 3 32 009
Adresse der Verbandsverwaltung: Am Bahnhof 5
67146 Deidesheim
Webpräsenz:
Stadtbürgermeister: Manfred Dörr (CDU)
Wahrzeichen: Das Historische Rathaus
Wahrzeichen: Das Historische Rathaus

Deidesheim ist eine Kleinstadt mit etwa 3700 Einwohnern im rheinland-pfälzischen Landkreis Bad Dürkheim; der Ort liegt im Nordwesten der Metropolregion Rhein-Neckar und ist seit 1973 Sitz der Verbandsgemeinde Deidesheim. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind Tourismus und Weinbau. Deidesheims größte Volksfeste drehen sich beide um den Wein: Die Geißbockversteigerung und die Deidesheimer Weinkerwe.

Der Name Deidesheim wurde im Jahr 699 erstmals urkundlich erwähnt, der Ort an seiner heutigen Stelle entstand jedoch vermutlich erst im 13. Jahrhundert um das ehemalige Deidesheimer Schloss herum. Seit 770 wird hier nachweislich Weinbau betrieben. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts war Deidesheim der erste Ort der Pfalz, dessen Weingüter Qualitätsweinbau betrieben. Heute ist Deidesheim eine der größten Weinbaugemeinden des Weinbaugebietes Pfalz.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Deidesheim, von Nordwesten gesehen
Deidesheim, von Nordwesten gesehen
Der Pfälzerwald ist Deidesheim westlich vorgelagert
Der Pfälzerwald ist Deidesheim westlich vorgelagert

[Bearbeiten] Lage

Deidesheim liegt in der Pfalz im Bereich der Region Weinstraße. Das 26.53 m² große Areal des zu Deidesheim gehörenden Gebietes erstreckt sich über die drei morphologischen und landschaftsökologischen Einheiten Pfälzerwald, Hügelzone der Region Weinstraße und Rheinniederung: 23,9 % dieser Fläche werden landwirtschaftlich genutzt, zumeist für Weinbau, 67,9 % davon sind Waldfläche, 0,6 % Wasserfläche, 7,4 % Siedlungs- und Verkehrfläche; 0,1 % des Areals passen in keine dieser Kategorien[1]. Der Ort selbst liegt etwa 1 km östlich der Haardt. Deidesheim befindet sich im Nordwesten der Metropolregion Rhein-Neckar, inmitten des Weinbaugebietes der Pfalz und wird von der Deutschen Weinstraße durchzogen. Die Nachbargemeinden sind – im Uhrzeigersinn – Forst, Friedelsheim, Rödersheim-Gronau, Niederkirchen, Meckenheim, Ruppertsberg, Neustadt, Lindenberg, Lambrecht, Frankeneck, Neidenfels und Wachenheim.

[Bearbeiten] Klima

Makroklimatisch wird Deidesheim vom Relief der Umgegend mitgeprägt: Der westlich vorgelagerte Pfälzerwald zwingt die Hauptregenwinde aus Westen und Südwesten zum Aufsteigen; dabei kühlen diese sich ab, kondensieren ihren Wasserdampf und regnen sich über dem Pfälzerwald ab. Die trocken gewordene Luft fällt auf der Ostseite des Pfälzerwaldes wieder herab und erwärmt sich. Dadurch nehmen im Lee des Pfälzerwaldes die Niederschläge ab, die Sonnenscheindauer zu, und damit steigen auch die Temperaturen an. Die Zahl der Sommertage übersteigt mit 40 bis 50 den Bundesdurchschnitt deutlich, und die Niederschlagshöhen von etwas über 500 mm/m² im Jahr unterschreiten den Richtwert von 600 mm für Trockengebiete in Deutschland.

Lokalklimatisch gesehen ist Deidesheim Teil der klimatisch begünstigten Vorhügelzone der Weinstraße. Mit einer mittleren Höhenlage von 235 m ü. NN am Waldrand reicht das Gelände der Deidesheimer Umgegend bis etwa 130 m ü. NN zum unteren Mittelhangsbereich der Vorhügelzone herab. Die Ausläufer des Madentals und des Sensentals, sowie nordwestlich von Deidesheim auch des Einsteltals bilden Abflussbahnen für die von der Haardt kommenden Kaltluftströme. Daneben haben auch kleine Mulden und Dellen, in denen sich Kaltluft sammeln kann, lokalklimatische Wirkung.

Die klimatischen Verhältnisse in Deidesheim haben beinahe mediterrane Züge, was sich durch das Reifen von Feigen, Mandeln und Bitterorangen in der Gegend zeigt. Von der Klimagunst profitieren insbesondere wärmeliebende Kulturpflanzen wie die Weinrebe; dies begünstigt den hier in großem Stil betriebenen Qualitätsweinbau: Durch die lange Vegetationsperiode kann der Wein voll ausreifen, durchgegorene Weine haben eine hohe Qualität, und Frostschäden sind selten.

[Bearbeiten] Geologie

Übergang der Haardt zum Oberrheingraben
Übergang der Haardt zum Oberrheingraben

Wichtigstes Ereignis in der Landschaftsentwicklung der Deidesheimer Umgegend, sowie der ganzen Vorderpfalz, war der Einbruch des Oberrheingrabens gegenüber der Haardt, der im Alttertiär vor etwa 65 Mio. Jahren einsetzte und bis heute andauert. Die Fläche vor dem Haardt-Gebirge wurde im Laufe der Zeit von Bächen zerschnitten, die im Pfälzerwald entspringen. Während der Eiszeiten kam es zu allmählichen Abgleitbewegungen der Hänge und zur Abschleifung durch den Wind. Diese Vorgänge führten zu einer Umformung des ursprünglichen Oberflächenreliefs, infolge derer sich eine Schwemmfächerebene mit Aufschüttungs- oder Abtragungsterrassen bildete. In trockenkalten Phasen der Würmeiszeit entstanden in der Deidesheimer Umgegend durch Windeinflüsse Lössschichten; dabei sammelte sich der Löss vor allem an Verwerfungen sowie im Lee von Kleinmulden an.

Westlich und nordwestlich von Deidesheim stellt der im mittleren Pfälzer Wald vorherrschende Voltziensandstein aus der Trias die älteste stratigrafische Einheit auf Deidesheimer Gemarkung dar, die so genannte Rehbergschicht. Im Südwesten Deidesheims sind pleistozäne Ablagerungen zu finden; sie entstanden vor etwa 1,5 Mio. Jahren. Im Norden ist Deidesheim von einem Band pliozäner Ablagerungen umgeben, die sich vor etwa 3 Mio. Jahren gebildet haben. Im Osten von Deidesheim finden sich mit holozänen Ablagerungen die jüngsten stratigrafischen Einheiten. Mit Fremdmaterial wie Basalt, Ziegeln und Stallmist hat der Mensch den natürlichen Aufbau der Böden verändert. Die wichtigsten Bodentypen bei Deidesheim sind unterschiedliche Rigosole, Rendzina, Parabraunerde und kalkhaltige Terra-fusca[2].

[Bearbeiten] Geschichte

[Bearbeiten] Entstehung

Zum ersten Mal erwähnt wurde der Ortsname anno 699 in Urkunden des Klosters Weißenburg. Weitere Nennungen erfolgten in Urkunden des Klosters Fulda (770/71) und des Klosters Lorsch (791), wobei in letzteren Deidesheim bereits als weinbautreibend genannt wurde. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass diese Erwähnungen sich nicht auf diejenige Siedlung beziehen, aus der das heutige Deidesheim hervorgegangen ist, sondern auf den schon früher entstandenen Nachbarort Niederkirchen.

Wann das heutige Deidesheim als Tochtersiedlung neben Niederkirchen entstanden ist, lässt sich nicht genau feststellen. Die erste nachweisliche Unterscheidung zwischen Niederdeidesheim, dem heutigen Niederkirchen, und Oberdeidesheim, dem heutigen Deidesheim, gibt es erst im 13. Jahrhundert. Im Jahr 1292 findet sich zum ersten Mal ein Hinweis auf das fürstbischöfliche Deidesheimer Schloss; es war vermutlich die „Keimzelle“, um die herum Deidesheim entstanden ist[2].

[Bearbeiten] Weitere Entwicklung

Johann Graf im Kraichgau, Neffe von Kaiser Heinrich IV. und 1090–1104 Fürstbischof von Speyer, gab im Jahre 1100 seine Besitzungen im Speyergau, darunter Deidesheim, schenkungsweise an das Hochstift Speyer. Wie Aufzeichnungen des Speyerer Hochstifts belegen, entwickelte sich Deidesheim schnell zu einem wirtschaftlich bedeutenden Ort, wozu die Niederlassung finanzkräftiger Juden beitrug, die bis zu den Pogromen während der Pestzeit um 1349 eine eigene Gemeinde samt Synagoge in Deidesheim hatten.

Dieser Entwicklung entsprechend entstand damals der Wunsch der Bürger, dem wirtschaftlich florierenden Ort größeren Schutz vor Angriffen zu bieten, dem schließlich vom Speyerer Bischof Gerhard von Ehrenberg durch die Vergabe der Befestigungsrechte an Deidesheim im Jahr 1360 entsprochen wurde. Am Valentinstag des Jahres 1395 schließlich verlieh der böhmische König Wenzel Deidesheim das Stadtrecht. Das Stadtrecht wurde – wie damals üblich – nicht der Stadt selber, sondern dem Speyerer Bischof als dem Stadtherrn verliehen.

Die Befestigung konnte die Stadt in Kriegszeiten nur bedingt schützen. Die Stadt wurde in den Jahren 1396, 1460, 1525, 1552, mehrmals während des Dreißigjährigen Krieges sowie 1689 und 1693 (Pfälzischer Erbfolgekrieg) erobert, dabei teilweise geplündert und gebrandschatzt.

[Bearbeiten] Frühe Neuzeit

Mit dem Einmarsch französischer Volksheere fiel Deidesheim 1794 an Frankreich, wurde 1795 kurz von kaiserlichen Truppen zurückerobert, um 1797, bis zum Zusammenbruch der napoléonischen Herrschaft 1814, wieder an Frankreich zu fallen. Infolge der territorialen Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress gehörte Deidesheim seit 1816 als Teil des bayerischen Rheinkreises, der ab 1838 den Namen Pfalz trug, zum Königreich Bayern. Im Jahr 1819 wurde das bislang als Ortsteil geltende Niederkirchen ausgegliedert und ist seither eine eigenständige Gemeinde.

Im Jahr 1865 erhielt Deidesheim einen Anschluss an die neue Bahnstrecke Bad Dürkheim - Neustadt. Um die Jahrhundertwende hielten weitere industrielle Errungenschaften Einzug: 1894 bekam Deidesheim eine Gasanstalt, 1896 eine elektrische Beleuchtung, 1897 ein örtliches Stromnetz, und 1898 wurde der Ort an eine allgemeine Wasserleitung angeschlossen. Des Weiteren besaßen Ende des 19. Jahrhunderts alle bedeutenden Gutshöfe einen Telefonanschluss.

[Bearbeiten] Seit dem 20. Jahrhundert

Das Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege in der Bahnhofsstraße
Das Denkmal für die Gefallenen beider Weltkriege in der Bahnhofsstraße

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 rückten französische Truppen in Deidesheim ein; Truppenteile wurden hier einquartiert. Dies blieb so bis zur Räumung des Rheinlandes durch Frankreich im Juli 1930. Im August 1921 gab es einen großen Waldbrand bei Deidesheim, bei dem etwa 300 ha Wald verbrannten, davon 130 ha des Deidesheimer Stadtwaldes. Zur Brandbekämpfung wurden alle männlichen Einwohner Deidesheims rekrutiert, die älter als 17 Jahre waren. Die Löscharbeiten zogen sich drei Tage und drei Nächte lang hin.

Während des Zweiten Weltkrieges blieb Deidesheim von Kriegsschäden zunächst verschont. Aber am 9. März 1945, kurz vor Kriegsende, wurde das örtliche Spital von einer Bombe getroffen; dabei verloren neun Menschen ihr Leben. Am 21. März 1945 rückten amerikanische Verbände in Deidesheim ein, womit für Deidesheim der Krieg beendet war.

Mit der Bildung des Bundeslandes Rheinland-Pfalz 1946 gehörte Deidesheim zu diesem und nicht mehr zu Bayern. Im Jahr 1968 wurde an Deidesheim das Prädikat „Luftkurort“ vergeben. Mit Forst, Ruppertsberg, Niederkirchen und Meckenheim bildet Deidesheim seit 1972 die Verbandsgemeinde Deidesheim.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Jahr 1530 1618 1667 1702 1737 1774 1815 1849 1871 1895 1917 1933 1953 2006
Einwohner etwa 500 etwa 630 561 444 895 1.241 1.760 2.729 2.697 2.783 2.197 2.559 3.100 3.739

Aus der Zeit des Mittelalters gibt es keine überlieferten Angaben über die Einwohnerzahl Deidesheims. Zum Teil erhebliche Schwankungen der Einwohnerzahl im 17. und frühen 18. Jahrhundert waren die Folge zahlreicher Kriege; besonders der Dreißigjährige Krieg und der Pfälzische Erbfolgekrieg trafen Deidesheim hart. Im relativ friedlichen späteren 18. Jahrhundert erlebte Deidesheim ein rasches Bevölkerungswachstum, so dass die Bevölkerungszahl zu Zeiten der Französischen Revolution nahezu dreimal so groß war wie zum Ende des Mittelalters. Nach dem zunächst weiter raschen Bevölkerungswachstum bis zum Jahr des Pfälzischen Aufstandes 1849 stieg die Einwohnerzahl Deidesheims in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht wesentlich weiter – entgegen dem allgemeinen Trend in Deutschland zu Zeiten der Industrialisierung – und verminderte sich um die Wende zum 20. Jahrhundert gar, so dass Deidesheim 1917 weniger Einwohner hatte als 1823; Ursache dafür war vor allem die Emigration zahlreicher Deidesheimer nach Nordamerika. Erst Jahre nach dem Ersten Weltkrieg erreichte die Einwohnerzahl Deidesheims wieder Werte wie Mitte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Einwohner infolge zahlreicher Zuzüge nochmals kräftig an und überstieg erstmals die Marke von 3.000 Einwohnern. In den letzten Jahren ist die Einwohnerzahl relativ konstant und beträgt etwa 3.800 Einwohner[2][3].

[Bearbeiten] Religion

[Bearbeiten] Katholische Gemeinde St. Ulrich

Pfarrheim der katholischen Gemeinde
Pfarrheim der katholischen Gemeinde
Protestantische Kirche
Protestantische Kirche
Ehemalige Synagoge
Ehemalige Synagoge

An gleicher Stelle wie die heutige Pfarrkirche St. Ulrich befand sich früher eine Marienkapelle. Eine erste Erwähnung dieser Kapelle findet sich um 1300. Wegen der Verlegung des Pfarrsitzes von Niederkirchen nach Deidesheim (zwischen 1437 und 1460) wurde der Neubau einer geräumigen Kirche notwendig. Die Neubauarbeiten wurden noch vor der Jahrhundertmitte begonnen (ca. 1444). 1473 waren sie weitestgehend abgeschlossen. Die Deidesheimer Pfarrkirche St. Ulrich mit ihrem 62,70 m hohen, etwas schiefen Turm ist der einzige größere Kirchenbau des mittleren 15. Jahrhunderts in der Pfalz.

Die Reformation konnte sich im Fürstbistum Speyer, zu dem Deidesheim gehörte und dessen Bischof der Stadtherr Deidesheims war, nicht durchsetzen (cuius regio, eius religio). Allerdings bewirkte sie erhebliche Schwierigkeiten bei der Besetzung der Deidesheimer Pfarrstelle in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Im Jahre 1750, 1820 respektive, wurden die Filialen Niederkirchen und Forst wieder ausgegliedert und zu eigenständigen Pfarreien erhoben. Für kurze Zeit, nach der französischen Annexion des linken Rheinufers, gehörte die Deidesheimer Pfarrei von 1802 bis 1817 zum Bistum Mainz, danach wieder zum Bistum Speyer.

Bei der Neuordnung der Dekanate im Speyerer Bistum im Jahr 1980 wird Deidesheim dem Dekanat Bad Dürkheim zugeteilt. Aufgrund zunehmenden Priestermangels bildet die Pfarrei St. Ulrich seit 2006 mit den beiden Pfarreien St. Margareta (Forst) und St. Martin (Ruppertsberg) eine Pfarreiengemeinschaft, deren Pfarrsitz in Deidesheim ist. Ende 2007 waren 2165 Einwohner Deidesheims römisch-katholisch; das entsprach einem Anteil von 56,87% der Deidesheimer Bevölkerung.[4]

[Bearbeiten] Evangelische Gemeinde

Der Anteil der Protestanten an der Deidesheimer Bevölkerung war lange Zeit sehr gering, so gab es 1788 erst vier Protestanten in Deidesheim, 1863 waren es immerhin 38. In den Jahren 1874 und 1875 entstand die protestantische Kirche durch den Umbau einer ehemaligen Scheune, 1891 erhielt diese ihren Turm.

Auch durch den Zuzug von Flüchtlingen bedingt, stieg die Zahl der Deidesheimer Protestanten nach dem Zweiten Weltkrieg weiter an. Seit 1957 bildet Deidesheim zusammen mit Forst, Niederkirchen und Ruppertsberg eine eigene Kirchengemeinde, zuvor waren die Orte der Gemeinde Wachenheim zugehörig. Die Deidesheimer Kirchengemeinde gehört zur Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) und hat seit 1984 eine eigene Pfarrstelle. Ende 2007 waren 924 Deidesheimer evangelisch, das waren 24,27% der Deidesheimer Bevölkerung.[4]

[Bearbeiten] Jüdische Gemeinde

Schon im Hochmittelalter hatten Juden eine Gemeinde mit Synagoge in Deidesheim. Die Gemeinde erlosch, als bei den Judenpogromen während der Pestzeit 1349 alle Deidesheimer Juden erschlagen wurden und die Synagoge in den Besitz der Kirche überging. Im 16. Jahrhundert bildete sich erneut eine jüdische Gemeinde.

Weil der bisherige Gebetssaal wegen Baufälligkeit nicht mehr genutzt werden konnte, wurde 1854 eine neue Synagoge errichtet. Nach ihrer Diskriminierung und Entrechtung schon zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus sahen sich viele Juden zur Emigration gezwungen, so dass die Gemeinde schrumpfte und verarmte. 1935 wurde die renovierungsbedürftige Synagoge verkauft. Sieben in Deidesheim geborene oder länger dort ansässig gewesene Juden wurden 1940 bei der Bürckel-Wagner-Aktion deportiert; bis auf Frau Reinach, die das Konzentrationslager Gurs überlebte, fielen sie dem Holocaust zum Opfer[5].

Der ehemalige jüdische Friedhof am Platanenweg ist im Besitz der Stadt, etwa 800 m² groß und steht unter Denkmalschutz. Insgesamt konnten dort 1946 noch 95 Grabsteine aus der Zeit zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert nach deren Zerstörung von 1938 restauriert werden.

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Wappen

Wappen

Das Deidesheimer Wappen zeigt ein schwebendes, gleicharmiges weißes Tatzenkreuz auf blauem Grund. Im heraldisch oberen rechten und unteren linken Feld weist es je einen gelben Stern auf. Das älteste Deidesheimer Siegel aus dem Jahr 1410 zeigte noch ein Wappen mit einem durchgehendem Kreuz, es stand für das Hochstift Speyer, und einem Stern im heraldisch oberen rechten Feld. Der Stern war vermutlich ein Symbol für die Heilige Maria[6], die Patronin einer Marienkapelle war, welche vor der Erbauung der Pfarrkirche an deren Stelle stand. Mit diesem Siegel beglaubigten der Schultheiß, der Rat und das Gericht von Deidesheim von ihnen ausgestellte Urkunden. Das Siegel trug die Umschrift Gericht von Deidesheim. Nach der Zerstörung Deidesheims im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1693 wurde ein neues Typar beschafft. Dieses trug die Umschrift Der * Stat * Deidesheim * Insigel. Im Schild trug es nun ein schwebendes Kreuz und statt nur eines Sterns im heraldisch ersten Feld wies es einen weiteren im heraldisch vierten Feld auf; seit damals ist es dem heutigen Wappen identisch.

[Bearbeiten] Stadtpolitik seit dem 19. Jahrhundert

Bürgermeister Deidesheims seit 1895
Amtszeit Name
1895 bis 1905 Johann Julius Siben
1905 bis 1914 Ludwig Bassermann-Jordan
1914 bis 1920 Karl Kimich
1920 bis 1933 Arnold Siben
1933 bis 1945 Friedrich Eckel-Sellmayr
1945 bis 1948 Michael Henrich
1948 Ernst Fürst
1948 bis 1972 Norbert Oberhettinger
1972 bis 1975 Erich Gießen
1975 bis 2004 Stefan Gillich
2004 bis heute Manfred Dörr
Vor dem Ersten Weltkrieg
Ratssaal im historischen Rathaus

Anfang des 19. Jahrhunderts bildete sich in Deidesheim eine einflussreiche Schicht von Weingutsbesitzern, die bis zum Ende der Weimarer Republik den ehrenamtlichen Bürgermeister stellten und im Stadtrat deutlich überrepräsentiert waren. Die tatsächliche Bevölkerungsstruktur spiegelte die Besetzung des Stadtrates in dieser Zeit nicht wider. Nach dem Ersten Weltkrieg galt die bayerische Gemeindeordnung von 1869 zunächst weiter und der 1914 gewählte Stadtrat mit 23 Mitgliedern bestand unverändert fort. Für den 1914 als Kriegsfreiwilliger gefallenen Bürgermeister Ludwig Bassermann-Jordan wurde dessen Beigeordneter Karl Kimich zum Bürgermeister gewählt. Bei der nächsten Gemeineratswahl 1920 kandidierte Kimich nicht mehr.

Weimarer Republik

Als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge Kimichs galt Arnold Siben, dessen Vater Johann Julius Siben bereits von 1895 bis 1905 Bürgermeister Deidesheims gewesen war. Auf Siben einigte sich die Unparteiische Bürgerliste, die Angehörige der Zentrumspartei und der Liberalen vereinigte. Die zu den Linksliberalen tendierende Bürgerliste und die SPD-nahe Volksliste einigten sich auf den Spitzenkandidaten Josef Eid. Siben konnte die Wahl für sich entscheiden und erhielt einen Anstellungsvertrag für zehn Jahre.

Während die Kommunalwahlen 1920 und 1924 relativ ruhig verliefen, fand 1929 eine regelrechte Wahlschlacht statt. Grund hierfür ein Antrag des Bürgermeisteramtes an den kurz vor der Neuwahl stehenden Stadtrat, Siben für die kommenden Jahre zum hauptamtlichen Bürgermeister zu ernennen. Dies erregte Empörung, denn zum einen wäre damit der Wählerschaft vorgegriffen worden und zum anderen erschien vielen das Jahresgehalt von 12.000 Reichsmark vor dem Hintergrund der gerade ausgebrochenen Weltwirtschaftskrise unverhältnismäßig hoch. Dennoch wurde Siben mit knapper Mehrheit der Stimmen der Unparteiischen Bürgerliste für fünf Jahre zum Berufsbürgermeister bestimmt. Bei der kurz darauf folgenden Stadtratswahl verlor die Unparteiische Bürgerliste bei einer ungewöhnlich hohen Wahlbeteiligung nahezu die Hälfte ihrer Wähler, viele an die Protestbewegung Fortschritt und Freiheit, deren Spitzenmann Friedrich Schreck nach Siben zum stellvertretenden Bürgermeister aufstieg.

Drittes Reich

In Deidesheim fand die „Machtergreifung“ im Wesentlichen am Abend des 15. März 1933 statt, als vor dem Haus Sibens mehrere hundert Personen eine Demonstration veranstalteten und die Menge drohte, das Haus zu stürmen, falls Siben nicht bereit sei, das Bürgermeisteramt niederzulegen. Siben erklärte daraufhin gegenüber zweier anwesender Stadträte, dass er zurücktrete, allerdings unter Vorbehalt seiner Rechte. Nun wären die Amtsgeschäfte an den zweiten Bürgermeister Friedrich Schreck übergegangen; dieser wäre jedoch für die neuen Machthaber nicht tragbar gewesen, da er schon zweimal wegen Widerstands gegen die NSDAP interniert worden war. Das Neustadter Bezirksamt verfügte schließlich am 20. März, dass der Gutsbesitzer Friedrich Eckel-Sellmayr Bürgermeister werden solle; er hatte schon seit 1924 als Abgeordneter der von Linksliberalen und dem Gewerbeverein gebildeten Bürgerliste einen Sitz im Stadtrat inne. Eckel-Sellmayr versah das Bürgermeisteramt bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nachdem die Amerikaner zum Ende des Zweiten Weltkrieges im März 1945 Deidesheim besetzt hatten, bestimmten sie den pensionierten Oberlehrer Michael Henrich zum Bürgermeister, zweiter Bürgermeister wurde Ernst Fürst. Am 1. Juli 1948 übernahm letzterer für ein halbes Jahr das Amt des Bürgermeisters. Bei der ersten Stadtratswahl nach dem Zweiten Weltkrieg am 15. September 1946 errang die CDU 62 % der abgegebenen Stimmen; sie konnte sich seitdem bei den Kommunalwahlen stets über 50 % halten und stellte alle Bürgermeister. Bei der nächsten Kommunalwahl Ende 1948 zogen erstmals zwei Wählergruppen in den Stadtrat ein; sie spielten in der Stadtpolitik fortan eine wichtige Rolle[3] und schlossen sich später zur Freien Wähler-Gruppe zusammen.

Wahl zum Stadtrat am 13. Juni 2004
Partei Ergebnis in Prozent[1] Anzahl der Sitze im Stadtrat
CDU 59,2 (-1,5) 12 (=)
FWG 24,2 (+1,8) 5 (=)
Grüne 9,7 (+2,6) 2 (+1)
SPD 5,9 (-3,0) 1 (-1)

Am 1. Dezember 1948 wurde der CDU-Kandidat Norbert Oberhettinger zum Bürgermeister gewählt. Als im Herbst 1972 der Besitzer des Weinguts Reichsrat von Buhl, Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, verstorben war, verunglückten Norbert Oberhettinger und dessen Frau bei der Rückfahrt von dessen Beerdigung tödlich. Seine Nachfolge im Amt des Bürgermeisters trat der Weingutsbesitzer Erich Gießen an, der das Amt bis 1975 verrichtete. Danach wurde Stefan Gillich zum Bürgermeister Deidesheims gewählt, der zu diesem Zeitpunkt bereits das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Deidesheim innehatte.

Das Ergebnis der jüngsten Statratswahl inklusive der Veränderungen zur vorhergenden Wahl ist in der nebenstehenden Tabelle angeführt. Mit diesem Ergebnis hat die Fraktion der CDU die absolute Mehrheit im Stadtrat. Der amtierende Stadtbürgermeister Manfred Dörr (CDU) wurde am 13. Juni 2004 als Nachfolger von Stefan Gillich mit 69,7 % der Stimmen direkt gewählt; seine beiden Beigeordneten Bernhard Oberhettinger und Renate Klingelmann (beide CDU) wurden wenig später vom Stadtrat bestimmt.

[Bearbeiten] Deidesheimer in Landes- und Reichspolitik

Ludwig Andreas Jordan
Ludwig Andreas Jordan

Viele Deidesheimer Gutsbesitzer konnten ihre starke finanzielle Basis für Aktivitäten in der „großen Politik“ nutzen. Seit den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts versammelten Ludwig Andreas Jordan und Franz Peter Buhl liberale Politiker in ihren Häusern, die großdeutsch gesinnt waren. Die Zusammensetzung dieses „Deidesheimer Kreises“ wechselte häufig; ihm gehörten unter anderem Adam von Itzstein, Ludwig Häusser, Heinrich von Sybel, Carl Theodor Welcker, Heinrich von Gagern, Karl Mathy, Friedrich Daniel Bassermann, Carl Joseph Anton Mittermaier und Georg Gottfried Gervinus an[3]. Im März 1848 saßen Buhl und Jordan in Frankfurt im Vorparlament. Bei den Tagungen der Frankfurter Nationalversammlung waren sie jedoch nicht dabei: Buhl, weil er nicht gewählt wurde und Jordan, weil er Bürgermeister von Deidesheim bleiben wollte. Spätestens nach dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 wandelte sich die Gesinnung des „Deidesheimer Kreises“ zugunsten einer kleindeutschen Lösung.

Nach der Reichsgründung 1871 wurden zwei Deidesheimer als Reichstagsabgeordnete in den Reichstag des neugegründeten Deutschen Reiches gewählt: Ludwig Andreas Jordan, er war bis 1881 Abgeordneter im Reichstag, und Franz Armand Buhl; dieser hatte bis 1893 ein Mandat und fungierte drei Jahre lang Vizepräsident des Reichstages. Er wirkte an der Bismarckschen Sozialgesetzgebung und der Weingesetzgebung mit. Mit Andreas Deinhard gelangte noch ein dritter Deidesheimer als Abgeordneter in den Reichstag. Er hatte von 1898 bis 1903 ein Mandat. Buhl, Jordan und Deinhard waren Mitglieder der Nationalliberalen Partei.

Im Landtag des Königreichs Bayern stellte Deidesheim acht Landtagsabgeordnete: Andreas Jordan (von 1831 bis 1845), Ludwig Andreas Jordan (von 1846 bis 1855 und von 1862 bis 1871), Franz Peter Buhl (von 1856 bis 1862), Eugen Buhl (von 1875 bis 1896), Franz Eberhard Buhl (von 1907 bis 1911), Andreas Deinhard (von 1881 bis 1904), Johann Julius Siben (von 1899 bis 1907), und Josef Siben (von 1907 bis 1923). Damit war von 1831 bis 1923, mit Ausnahme der vier Jahre von 1871 bis 1875, immer mindestens ein Deidesheimer im bayerischen Landtag vertreten. Bis auf die letztgenannten Brüder Siben, welche der Zentrumspartei angehörten, waren alle Angeordneten nationalliberal gesinnt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam wieder ein Deidesheimer in die Landespolitik: Der in Bruchmühlbach geborene und im Heimatort seiner Frau ansässig gewordene Hanns Haberer war 1946/47 Wirtschafts- und Finanzminister in der ersten Regierung von Rheinland-Pfalz und fungierte von 1947 bis 1955 als Staatssekretär.

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Partnerstädte mit Entfernungen
Partnerstädte mit Entfernungen

Deidesheim unterhält Städtepartnerschaften mit folgenden Städten:

[Bearbeiten] Konsularische Vertretung

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Bauwerke

Pfarrkirche St. Ulrich
Pfarrkirche St. Ulrich
Gasthaus zur Kanne
Gasthaus zur Kanne
Heidenloch
Heidenloch
Deidesheimer Spital
Deidesheimer Spital
Pfarrkirche St. Ulrich
Die spätgotische katholische Pfarrkirche St. Ulrich wurde zwischen 1440 und 1480 als Nachfolgerin einer Muttergotteskapelle erbaut. Sie ist eine dreischiffige, kreuzgewölbte Säulenbasilika und der einzige erhaltene größere Kirchenbau des mittleren 15. Jahrhunderts der Pfalz. Die Kirche wird von der Denkmaltopographie des Landkreises Bad Dürkheim zu den bedeutendsten Zeugnissen spätgotischer Architektur in der Pfalz gezählt.
Gasthaus zur Kanne
Das Gasthaus wurde um das Jahr 1160 als ein Anwesen der Zisterzienser-Abtei Eußerthal errichtet, in dem Durchreisende beherbergt und bewirtet wurden; aus dieser Filiale der Abtei entwickelte sich das heutige Gasthaus, dessen Wirte und Pächter lückenlos seit 1374 urkundlich nachgewiesen werden können. Das Gasthaus gilt damit als das älteste Gasthaus der Pfalz[7]. Heute wird das Gasthaus unter der Leitung des Wachenheimer Weinguts Dr. Bürklin-Wolf geführt.
Deidesheimer Schloss
Das Deidesheimer Schloss wurde im 13. Jahrhundert erbaut, als Deidesheim noch zum Fürstbistum Speyer gehörte. Es war wahrscheinlich die „Keimzelle“, um die herum sich der heutige Ort Deidesheim entwickelt hat, und Sitz der bischöflich-speyerischen Verwaltung. Wegen zweimaliger Zerstörung war das Schloss bis heute tiefgreifenden baulichen Veränderungen unterworfen.
Heidenlöcher
Auf dem Martensberg, etwa 2,5 km nordwestlich von Deidesheim, befinden sich die Heidenlöcher, die Ruine einer Fliehburg, die den Deidesheimern früher in Kriegszeiten Zuflucht bieten sollte. Sie wurden vermutlich im 9. oder 10. Jahrhundert errichtet, aber nie ihrem angedachten Zweck gemäß genutzt; der heutige ruinöse Zustand ist auf Verfall im Laufe der Jahrhunderte zurückzuführen.
Deidesheimer Spital
Das Deidesheimer Spital ist ein Kurzzeit-Domizil für Senioren mit einer über 500-jährigen wechselvollen Geschichte. Es wurde 1494 von dem Deidesheimer Ritter Nikolaus von Böhl gestiftet, und diente zwischenzeitlich auch als Krankenhaus und als Lazarett. Bei einem Luftangriff auf das Spital im Zweiten Weltkrieg verloren neun Menschen ihr Leben. Seit 1994 gehören das „Café Alt Deidesheim“ als „Begegnungsstätte der Generationen“ und das Gästehaus „Ritter von Böhl“ dazu, deren Einnahmen dem Bürgerspital zugute kommen.
Ehemalige Synagoge
Die ehemalige Synagoge wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von der jüdischen Gemeinde gebaut. Mit deren Auflösung in der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Gebäude veräußert und einige Jahrzehnte als Lagerhalle genutzt. Ende der 1980er Jahre wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt und später von der Stadt Deidesheim gekauft. Seit dessen Sanierung um die Jahrtausendwende wird die ehemalige Synagoge für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Historisches Rathaus
Das Historische Rathaus wurde im Jahr 1532 erbaut; nach massiven Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekriegt wurde es Anfang des 18. Jahrhunderts im Barockstil wieder aufgebaut. Seine Doppelfreitreppe mit Baldachinüberbau stammt aus dem Jahr 1724. Der historische Ratssaal im Innern ist 1912 im Renaissancestil eingerichtet worden, Glasmalereien in den Fenstern aus dem selben Jahr zeigen die Wappen ortsansässiger Gutsfamilien. Im Gebäude befindet sich seit 1986 das Museum für Weinkultur, dessen Exponate die Geschichte des Weinbaus widerspiegeln.
Brunnen
  • Der Geißbockbrunnen aus dem Jahr 1985 wurde vom Bildhauer Gernot Rumpf geschaffen. Er befindet sich am Deidesheimer Stadtplatz gegenüber der Stadthalle und thematisiert die Geißbockversteigerung, die alljährlich am Pfingstdienstag in Deidesheim stattfindet.
  • Der Andreasbrunnen auf dem Deidesheimer Marktplatz stammt aus dem Jahr 1851 und wurde von Ludwig Andreas Jordan und dessen Verwandten gestiftet. Er ist nach dessen Vater Andreas Jordan (1775-1848) benannt, dem ehemaligen Bürgermeister Deidesheims und Vorreiter beim Produzieren von Qualitätsweinen in der Pfalz. Der Brunnen wurde von der Gienanthschen Hütte in Eisenberg gegossen und ist italienischen Vorbildern der Renaissance nachempfunden.
  • Der Geschichts- und Brauchtumsbrunnen am Königsgarten zeigt zum einen wichtige Stationen der Geschichte Deidesheims auf, wie die Zuerkennung der Stadtrechte Deidesheims oder der Zugehörigkeit zum Fürstbistum Speyer, zum anderen würdigt er hiesige Vereine, die sich der Brauchtumspflege widmen, wie die Trachtengruppe und die Kerwebuwe. Der Brunnen wurde vom Bildhauer Karl Seiter gestaltet und 2003 fertiggestellt.

[Bearbeiten] Regelmäßige Veranstaltungen

Geißbockversteigerung
Die Geißbockversteigerung ist ein Volksfest in Form eines Historienspiels, das jedes Jahr am Dienstag nach Pfingsten gefeiert wird. Festanlass ist ein altes Abkommen mit der Nachbargemeinde Lambrecht, nach der jedes Jahr zur Abgeltung für Holz- und Weiderechte auf Deidesheimer Gemarkung von Lambrecht ein Geißbock geliefert werden muss, der in Deidesheim versteigert wird und dessen Erlös der Stadt Deidesheim zugute kommt. Diese historische Gegebenheit hat sich im Laufe der Zeit zu einem Volksfest entwickelt.
Deidesheimer Weinkerwe
Die Deidesheimer Weinkerwe ist ein Weinfest und mit über 100.000 Besuchern[2] das größte Deidesheimer Volksfest. Sie wird seit 1972 in ihrer gegenwärtigen Form gefeiert und hat sich schnell zu einem der größten Weinfeste an der Weinstraße entwickelt. Das Fest findet immer am zweiten und dritten Wochenende des August statt, jeweils von Freitag bis Dienstag. Bei der Weinkerwe betreiben Weingüter und Vereine aus der Verbandsgemeinde Deidesheim Ausschankstellen.
Deidesheimer Advent
Der „Deidesheimer Advent“ ist ein Weihnachtsmarkt, der an den vier Adventwochenenden stattfindet. Er wird seit 1975 veranstaltet. Über 100 Beschicker aus Deidesheim und Umgebung betreiben dabei ihre Stände, die stilistisch in zum Gesamtbild des Marktes passen müssen. Das Kunsthandwerk, wie Goldschmiede-, Keramik- und Textilkunst, Holzschnitzerei und Glasbläserei, spielt beim Deidesheimer Advent eine wichtige Rolle. Für den Glühwein, der ausgeschenkt wird, dürfen als Zutat nur Weine aus der Verbandsgemeinde Deidesheim verwendet werden, was entsprechend auch für die Weinkerwe gilt.
Kleinere Veranstaltungen
  • Die Pfälzer Mineralienbörse wird alljährlich seit 1971 am Wochenende nach Pfingsten in der Stadthalle veranstaltet.
  • Der Deidesheimer Orgelherbst, eine Konzertreihe, findet seit 1996 jedes Jahr im Oktober auf mehrere Sonntage verteilt in der katholischen Pfarrkirche statt.
  • Zweimal im Jahr findet in der Stadthalle die Film- und Fotobörse statt, bei der Objekte aus den Bereichen Foto, Film und Projektion ausgestellt und gehandelt werden.

[Bearbeiten] Museen

  • Das Museum für moderne Keramik ist das älteste der drei Deidesheimer Museen; es wurde 1971 eröffnet. Den Kern der Exponate bilden Arbeiten der Privatsammlung von Jakob Wilhelm Hinder. Daneben zeigt das Museum Werke von Beate Kuhn. Das Museum ist in der Stadtmauergasse gelegen und wird von der Keramikkünstlerin Lotte Reimers geführt.
  • Das Museum für Weinkultur ist im historischen Rathaus im Stadtzentrum beherbergt; es wurde im Mai 1986 eröffnet. Die Ausstellungsstücke des Museums spiegeln die Kulturgeschichte des Weins und seinen Einfluss auf Bereiche wie Literatur, Wissenschaft, Kunst, und Religion wider. Das Museum wird unter anderem durch Beträge der Rebstockpächter des Prominenten-Weinbergs im Deidesheimer Paradiesgarten finanziert.
  • Das Deutsche Film- und Fototechnik-Museum ist an der Weinstraße leicht schräg gegenüber dem historischen Rathaus in den Räumen des Deidesheimer Spitals angesiedelt; es wurde im Dezember 1990 eröffnet. Auf etwa 300 m² werden über 4000 Exponate aus allen Epochen der Kameratechnik ausgestellt. Mit seinem Konzept ist das Museum wohl einzigartig in Deutschland[8]. Zur Finanzierung des Museums trägt unter anderem auch der Förderverein des Deutschen Film- und Fototechnik-Museums bei. Das Museum erhält unter anderem Sachspenden von Agfa, Kodak und Arri, aber auch von Fernsehsendern wie dem ZDF und dem Südwestrundfunk. Außerdem ist eine Kopie des Patents auf das Rauschunterdrückungsverfahren von Dr. Ray Dolby, die der amerikanische Ingenieur im Februar 2001 in einem persönlichen Brief an das Museum schickte, in der Schau ausgestellt.

[Bearbeiten] Deidesheimer Turmschreiber

Symbolische Residenz des Deidesheimer Turmschreibers
Symbolische Residenz des Deidesheimer Turmschreibers

Die seit 1978 bestehende Stiftung zur Förderung der Literatur in der Pfalz lädt im Turnus von einem bis fünf Jahren bekannte Literaten nach Deidesheim ein, damit sie hier „pfalzbezogen“ schreiben und die Früchte ihrer Arbeit anschließend publizieren. Finanziert wir die Stiftung von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, dem Südwestrundfunk, dem Land Rheinland-Pfalz, und von der Stadt Deidesheim. Kandidaten für das Amt werden von den Stiftungsmitgliedern ausgewählt. Weil die Literaten, wenigstens symbolisch, während ihres Schaffens in einem kleinen Türmchen im Schlosspark des früheren Deidesheimer Schlosses residieren, werden sie als Turmschreiber bezeichnet. Das Stipendium ist mit 7.500 Euro dotiert. Außerdem gibt es für den Stipendiat als Entgelt einen freien Aufenthalt in Deidesheim für die Dauer von vier Wochen und drei Flaschen „Deputatwein“ pro Tag; daneben wird jeder Turmschreiber automatisch Rebstockpächter im „Promi-Weinberg“ des Deidesheimer Paradiesgartens. Im Folgenden sind die bisherigen Turmschreiber mit ihren Werken und dem jeweiligen Jahr angeführt, in dem sie Turmschreiber in Deidesheim gewesen sind: Wolfgang Altendorf („Wie ein Vogel im Paradiesgarten“, 1978), Rudolf Hagelstange („Liebesreim auf Deidesheim“, 1980), Ludwig Harig („Zum Schauen bestellt“, 1982), Herbert Heckmann („Sieben Weinpredigten“, 1987), Walter Helmut Fritz („Die Schlüssel sind vertauscht“, 1991), Manuel Thomas (1992; noch keine Veröffentlichung), Hans-Martin Gauger (1996; noch keine Veröffentlichung), André Weckmann („Der Geist aus der Flasche und die Leichtigkeit der Zuversicht“, 1998), Emma Guntz („Ein Jahr leben“, 2000), Fanny Morweiser („Deidesheimer Elegie oder wie man keinen Krimi schreibt“, 2003), Bernd Kohlhepp (2006; noch keine Veröffentlichung).

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten] Wirtschaft

[Bearbeiten] Weinbau

Weinlagen
Deidesheimer Kalkofen
Deidesheimer Kalkofen

Die Deidesheimer Weinlagen gehören zum Weinbaugebiet Pfalz und hier wiederum zum Anbaubereich Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße. Hiesige Lagenamen waren früher in Besitzurkunden geführt, welche die Lage der Grundstücke und den Verlauf ihrer Grenzmarkierungen beschrieben. Etwa 170 Weinlagen und Gewannen sehr unterschiedlicher Größe sind in den Gemarkungen von Deidesheim, Niederkirchen, Forst und Ruppertsberg bekannt; sie erstreckten sich teilweise über die Gemarkungsgrenzen, denn erst 1829 bekamen die Orte Gemarkungsgrenzen zugewiesen. Mit der Novellierung des Weingesetzes von Rheinland-Pfalz 1971 wurden die Deidesheimer Weinlagen neu eingeteilt. Heute gibt es elf Deidesheimer Einzellagen und eine Großlage: Zu den Einzellagen zählen Grainhübel, Herrgottsacker, Hohenmorgen, Kalkofen, Kieselberg, Langenmorgen, Leinhöhe, Letten, Mäushöhle, Nonnenstück und Paradiesgarten; die Großlage heißt Hofstück. Die Einzellagen haben zusammengenommen eine Fläche von 523,58 ha, die Großlage, zu der zahlreiche Einzellagen anderer Gemeinden zählen, hat eine Fläche von 1401 ha. Weitere Informationen zu den Deidesheimer Weinlagen gibt es in der Liste der Weinlagen der Pfalz. Nicht mehr zu finden sind seit der Neugliederung der Deidesheimer Weinlagen Namen früherer Weinlagen wie „Geheu“, „Hahnenböhl“, „Kränzler“, „Reiß“, „Rennpfad“, „Vogelsang“ und „Weinbach“.

Weinbaugeschichte
Andreas Jordan
Andreas Jordan

Lange Zeit bevor es Kulturreben gab, wuchsen Wildreben im Gebiet um Deidesheim. Hiervon zeugen etwa 4,5 Mio. Jahre alte Rebenreste, die circa 10 km nördlich von Deidesheim bei Ungstein gefunden wurden. Es gilt jedoch als sicher, dass Wein in Mitteleuropa erst nach der Zeitenwende angebaut wurde. Ob dies bei Deidesheim noch zu römischen Zeiten der Fall war, ist spekulativ: Funde von Weinamphoren und einer Glaskanne in Fassform aus der Römerzeit bei Deidesheim und Ruppertsberg lassen zwar auf Weingenuss in dieser Zeit schließen, eindeutige Hinweise auf Weinbau zu römischen Zeiten direkt bei Deidesheim gibt es jedoch nicht.

Über den mittelalterlichen Weinbau ist wenig bekannt. 770 wurde Deidesheim zum ersten Mal in einer Urkunde des Klosters Fulda als weinbautreibend genannt. Die heutigen Deidesheimer Weinberge wurden erst nach der Jahrtausendwende gerodet; auf die veränderte Nutzung dieses Areals deuten die Namen der Nachbargemeinden Forst und Haardt hin. Mit dem so genannten „Ungeld“, einer Steuer auf Wein, dessen Erhebung der Speyerer Fürstbischof 1360 gestattete, wurden Bau und Instandhaltung der Stadtmauer finanziert. Die früheste Nennung einer Rebsorte in Deidesheim war 1504 die Rebsorte Gänsfüßer.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts vollzog sich im Weinbau in der Pfalz eine bedeutende Wandlung: Der Deidesheimer Gutsbesitzer Andreas Jordan war hier als erster dazu übergegangen, Qualitätswein zu produzieren. Der 1775 auf Schloss Johannisberg (heute Stadtteil von Geisenheim) erkannte Wert der Spätlese edelfauler Trauben war ihm bekannt, und dieses Ausleseprinzip führte er auch in seinem Weingut ein. Des Weiteren benutzte er 1802 erstmals neben Jahrgang und Rebsorte die Lage „Deidesheimer Geheu“ zur Kennzeichnung seiner Weine. Infolge dieser Qualitätsbestrebungen, die sich später auch die übrigen Winzer des Ortes zu Eigen machten, erlangten Deidesheimer Weine im 19. Jahrhundert große Bekanntheit.

Deidesheimer Winzerverein
Deidesheimer Winzerverein
Größte
Weinbaugemeinden
im Anbaugebiet
Rang unter allen
rheinland-pfälzischen
Weinbaugemeinden
nach Rebfläche
Bestockte
Rebfläche
(in ha)
Rebsorten
weiße  rote 
(in %)
Pfalz   23.363 59,3 40,7
Landau (Pfalz) 1 2.039 59,8 40,2
Neustadt (Weinstr.) 2 2.012 60,8 39,2
Bad Dürkheim 4 855 62,8 37,2
Billigheim-Ingenheim 5 818 56,6 43,4
Kirrweiler 14 594 65,0 35,0
Edesheim 17 500 55,3 44,7
Deidesheim 18 486 83,7 16,3
Wachenheim (Weinstr.) 19 477 71,1 28,9
Göcklingen 22 456 62,5 37,5
Freinsheim 26 432 54,0 46,0
Bockenheim (Weinstr.) 29 415 54,4 45,6
Heuchelheim-Klingen 31 400 57,1 42,9
Ruppertsberg 32 397 74,2 25,8

Durch die erfolgreiche Umsetzung seiner Ideen bei Produktion und Vermarktung konnte Andreas Jordan Qualitätsweinpreise erzielen, gelangte so zu großem Wohlstand und konnte sein Weingut beträchtlich vergrößern. Als er 1848 verstarb, kam es zur Aufteilung seiner Hinterlassenschaft, die Jordansche Teilung genannt wurde. Dabei entstanden die drei größten Weingüter Deidesheims, die sich fortan unabhängig entwickelten und noch heute existieren. Heute tragen die Weingüter die Namen Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl und Dr. Deinhard.

Weil infolge von Billigweinimporten und Verteuerung des Arbeitslohnes durch die aufkommende Industrialisierung zum Ende des 19. Jahrhunderts die wirtschaftliche Lage für viele Kleinwinzer in Deidesheim schwierig geworden war, wurde 1898 auf Initiative des Lehrers Johannes Mungenast der Deidesheimer Winzerverein gegründet. Es war der erste Winzerverein der Pfalz. Den angeschlossenen Winzern wurde eine gemeinsame Kellerei und Vermarktung geboten. Einen weiteren Zusammenschluss von Deidesheimer Kleinwinzern stellte die 1913 gegründete Winzergenossenschaft dar, die 1966 mit dem Winzerverein fusionierte.

Ab 1972 – und damit etwas später als in anderen Bereichen der Pfalz – begann bei Deidesheim ein Flurbereinigungsverfahren, das der Deidesheimer Umgegend ein neues Aussehen verlieh; das letzte Flurbereinigungsverfahren wurde 2007 abgeschlossen. Durch die Flurbereinigung ließen sich für die Winzer Bewirtschaftungskosten einsparen, da das Lesen der Trauben besser von Traktoren und Erntemaschinen unterstützt werden konnte.

Weinbau heute

Wie das zweite wirtschaftliche Standbein Deidesheims, der Fremdenverkehr, profitiert auch der Weinbau in hohem Maße von der naturräumlichen Besonderheit der Region Weinstraße, nämlich der außerordentlichen Klimagunst. In Deidesheim gibt es zahlreiche Weingüter, eine Sektkellerei und einen Winzerverein. Es gibt derzeit 85 Weinbau-Betriebe, die eine Fläche von mehr als 0,3 ha bewirtschaften. Die gesamte bestockte Rebfläche beläuft sich auf 485  ha, damit bewirtschaftet ein Betrieb durchschnittlich 3,7 ha. Zur Zeit werden zu 83,7 % Weißweinsorten angebaut und zu 16,3 % Rotweinsorten, wobei der Anteil der roten Sorten im Ansteigen begriffen ist; Anfang der 1980er lag der Anteil der roten Sorten noch unter 2 %[1]. Die mit Abstand meistangebaute Rebsorte ist der Riesling, daneben werden hauptsächlich aus den Sorten Rivaner, Silvaner, Spätburgunder, Portugieser und Gewürztraminer Weine produziert.

[Bearbeiten] Tourismus

In Deidesheim hat sich ein ausgeprägtes Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe entwickelt, was als Folge des Weinbaus und der Bekanntheit der Deidesheimer Weine gesehen werden kann. Da Weinbau und Fremdenverkehr voneinander profitieren, sind beide Wirtschaftszweige zu einem gewissen Grad wechselseitig abhängig. In Deidesheim gibt es zahlreiche Hotels und Pensionen, deren Kapazität sich auf etwa 800 Betten beläuft. Des Weiteren gibt es, gemessen an der Größe Deidesheims, sehr viele Restaurants, die zwei bekanntesten dürften das Gasthaus zur Kanne und das Restaurant Schwarzer Hahn im Hotel Deidesheimer Hof sein. Der Fremdenverkehr bietet derzeit die meisten Arbeitsplätze im Ort; die dahingehende Entwicklung ist unter anderem Rationalisierungsmaßnahmen im Weinbau geschuldet. Neben dem Weinbau und den damit verbundenen Winzerfesten wie die Deidesheimer Weinkerwe und die Geißbockversteigerung hat der Pfälzerwald mit seinem ausgeprägten Wegenetz und zahlreichen Wanderparkplätzen eine wichtige Bedeutung für den Fremdenverkehr und die Naherholung[2]; viele Wanderer und Naturfreunde kommen aufgrund dessen aus den nahegelegenen Ballungszentren bei Tagesausflügen nach Deidesheim.

[Bearbeiten] Behörden

Rathaus der Verbandsgemeinde
Rathaus der Verbandsgemeinde
Deidesheimer Bahnhof
Deidesheimer Bahnhof
Deidesheimer Bahnhof mit Zug
Deidesheimer Bahnhof mit Zug

Als Sitz der gleichnamigen Verbandsgemeinde beherbergt das Rathaus der Verbandsgemeinde in Deidesheim seit der Aufnahme der Verwaltungstätigkeit am 1. Januar 1973 deren Verwaltung. Hier gibt es unter anderem das „Bürgerbüro“, eine Anlaufstelle für die Bürger der Verbandsgemeinde bei Fragen und Anliegen an die öffentliche Hand, wie beispielsweise Angelegenheiten des Melderechts, Ausstellen von Personalausweisen und Reisepässen, Ausgabe von Lohnsteuerkarten und Briefwahlunterlagen. Außerdem gibt es hier Vordrucke für Anträge jeder Art und ein Fundbüro.

[Bearbeiten] Verkehr

Geschichte des Bahnverkehrs

Nachdem im Jahr 1849 die erste Bahnstrecke in der Pfalz zwischen Ludwigshafen und Bexbach ihren Betrieb aufnahm, bemühten sich auch Dürkheim, Deidesheim und die übrigen Gemeinden an der Mittelhaardt um einen Eisenbahnanschluss. Ein Lokalkomitee reichte 1860 einen Vorschlag zum Bau einer Bahnstrecke Neustadt–Dürkheim in Frankenthal ein, dem am 3. Februar 1862 von der Verwaltung der Pfälzischen Ludwigsbahn entsprochen wurde. Einer der acht Unterzeichner des Lokalkomitees war der Deidesheimer Gutsbesitzer Ludwig Andreas Jordan. Der bayerische König Maximilian II. erteilte schließlich dem Komitee, vertreten durch die genannten acht, die Allerhöchste Concessions-Urkunde zur Bildung einer Actien-Gesellschaft für den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Neustadt a. H. nach Dürkheim. Zur Ausführung dieses Projekts wurde eine eigene Gesellschaft gegründet, die Neustadt-Dürkheimer Eisenbahn-Gesellschaft (NDE), die später in der Gesellschaft der Pfälzischen Nordbahnen aufging.

Im Jahr 1865 wurde die Bahnlinie Bad Dürkheim–Neustadt an der Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße) fertiggestellt, deren Züge auch in Deidesheim Halt machten. Am 6. Mai 1865 konnte der erste Zug die etwa 15 km lange Strecke befahren. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Deidesheim zu einem bedeutenden Güterbahnhof. Wichtige Güter, die hier umgeschlagen wurden, waren Dünger, Holz, Kohle, Wein. Außerdem wurde Basalt verladen, der beim Pechsteinkopf gefördert und mit einer Drahtseilbahn zum Deidesheimer Bahnhof transportiert wurde. Der Güterverkehr war bis zu den 1980er Jahren wieder rückläufig und wurde schließlich ganz eingestellt, seitdem verrichtet die Bahn nur noch Personenbeförderung.

Öffentlicher Verkehr

Durch Anbindung an die Bahnstrecke Neustadt–Bad Dürkheim lassen sich beide Städte in etwa 10 Minuten per Bahn erreichen. Die Züge verkehren in beide Richtungen tagsüber im Halbstundentakt. Vom Neustadter Hauptbahnhof aus sind dann nach Umsteigen Mannheim und Kaiserslautern in etwa 30 Minuten per S-Bahn erreichbar. Durch die Einführung des Rheinland-Pfalz-Taktes und den Anschluss an die S-Bahn RheinNeckar ist Deidesheim sehr gut in den sich anschließenden Zugverkehr eingebunden. Deidesheim ist außerdem an die beiden Buslinien Neustadt–Bad Dürkheim und Deidesheim–Ludwigshafen angeschlossen. Der ÖPNV in Deidesheim gehört zum Tarifgebiet des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN).

Straßenverkehr

Deidesheim wird in Nord-Süd-Richtung von der Deutschen Weinstraße durchzogen, die früher mit der Bundesstraße 271 identisch war. Von der neu gebauten B 271 wird Deidesheim heute nur im Osten gestreift, seit sie im Jahr 2000 als Ortsumfahrung freigegeben wurde. Die B 271 bietet in südlicher Richtung eine schnelle Anbindung an die Bundesautobahn 65 (Anschlussstelle 11 Deidesheim), über die in etwa 25 Minuten Ludwigshafen oder in etwa 50 Minuten Karlsruhe erreicht werden kann. In nördlicher Richtung können über die B 271 Bad Dürkheim und die dortige Anschlussstelle der Bundesautobahn 650 (Bad Dürkheim–Ludwigshafen) erreicht werden.

Deidesheimer Hof
Deidesheimer Hof
Ketschauer Hof
Ketschauer Hof
Buhlsches Gutshaus
Buhlsches Gutshaus

[Bearbeiten] Ansässige Unternehmen

Deidesheimer Hof
Das Hotel Deidesheimer Hof mit seinem Nobelrestaurant Schwarzer Hahn, das früher von dem Spitzenkoch Manfred Schwarz geführt wurde, ist vor allem durch die Besuche des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl bekannt geworden, der hier häufig Staatsgäste bewirten ließ. Margaret Thatcher, Michail Gorbatschow, Boris Jelzin und andere lernten dabei das traditionelle Pfälzer Gericht Saumagen kennen. Der Deidesheimer Hof wurde 2001 als zweites Fünf-Sterne-Hotel in Rheinland-Pfalz ausgezeichnet.
Weingut Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan
Den Grundstein zum Ansehen des Weinguts legte Andreas Jordan (1775–1848), der mit seinen Ideen Produktion und Vermarktung von Pfälzer Qualitätsweinen voranbrachte. Das Weingut bewirtschaftet heute etwa 42 ha Rebfläche, darunter viele Weinlagen auf Deidesheimer und Forster Gemarkung. Das Weingut ist Mitglied des VDP; es wurde im Jahr 2002 vom Neustadter Unternehmer Achim Niederberger gekauft und gehört zu dessen Unternehmensgruppe.
Weingut Reichsrat von Buhl
Begründer des Weinguts war Franz Peter Buhl (1809–1862); 1849 entstand es bei der so genannten Jordanschen Teilung, der Erbteilung der Jordanschen Weingüter. Heute bewirtschaftet das Weingut eine Rebfläche von etwa 52 ha, hauptsächlich auf Deidesheimer und Forster Gemarkung und ist Mitglied des VDP. 1989 wurde das Haus an japanische Investoren verpachtet, seit 2005 gehört es zur Unternehmensgruppe Niederberger.
Weingut Dr. Deinhard
Das Weingut entstand bei der so genannten Jordanschen Teilung, der Erbteilung der Jordanschen Weingüter; sein erster Besitzer und Gründer war der Koblenzer Friedrich Deinhard (1812-1871), dessen Vater Johann Friedrich Deinhard die Deinhard KG gegründet hatte. Das Weingut bewirtschaftet etwa 40 ha Rebfläche auf Deidesheimer, Ruppertsberger und Forster Gemarkung und gehört dem VDP an. Seit Ende 2007 gehört es zur Unternehmensgruppe Niederberger.
Sektkellerei Deidesheim
In dem ehemals reinen Weinbaubetrieb begann Klaus Reis nach dem Zweiten Weltkrieg, neben dem von seinem Vater Johannes gegründeten Flaschengroßhandel, ein Sekthaus aufzubauen. Die Sektkellerei bewirtschaftet ca. 6 ha eigene Weinberge rund um Deidesheim und bezieht den Großteil der benötigten Sektgrundweine von Weingütern aus der näheren Umgebung. Sie ist Mitglied im Deutschen Sektverband und im Besitz der Familie Reis.
J. Biffar & Co. GmbH
Das Unternehmen stellt als einer der letzten Produzenten Deutschlands kandierte Früchte her, die für die Herstellung von Süßigkeiten und Pralinen verwendet werden. Gegründet wurde das Unternehmen 1890 von Josef Biffar, der sich viel mit dem Prozess des Kandierens befasst hatte. Mit dem Betrieb ist das Weingut Josef Biffar verbunden, das dem VDP angehört.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

Nachstehend sind Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft angeführt, die in Deidesheim geboren wurden oder länger hier ansässig waren.

Franz Armand Buhl
Franz Armand Buhl
  • Emil Bassermann-Jordan (1835-1915), Weingutsbesitzer und Bankier
  • Friedrich von Bassermann-Jordan (1872-1959), Weingutsbesitzer, Weinbau-Historiker und Ehrenbürger Deidesheims
  • Ludwig Bassermann-Jordan (1869-1914), Weingutsbesitzer und Bürgermeister Deidesheims
  • Theo Becker (1927-2006), Önologe und Ordensmeister der Weinbruderschaft der Pfalz
  • Eugen Buhl (1841-1910), Weingutsbesitzer und bayerischer Landtagsabgeordneter
  • Franz Armand Buhl, (1837-1896), Weingutsbesitzer, bayerischer Landtagsabgeordneter, Reichstagsabgeordneter und Vizepräsident des Reichstags
  • Franz Eberhard Buhl (1867-1921), Weingutsbesitzer und bayerischer Landtagsabgeordneter
  • Franz Peter Buhl (1809-1862), Weingutsbesitzer, badischer und bayerischer Landtagsabgeordneter
  • Andreas Deinhard (1845-1907), Weingutsbesitzer, bayerischer Landtagsabgeordneter und Reichstagsabgeordneter
  • Hanns Haberer (1890-1967), Minister für Wirtschaft und Finanzen in Rheinland-Pfalz und Ehrenbürger Deidesheims
  • Andreas Jordan (1775-1848), Weingutsbesitzer, Bürgermeister Deidesheims, bayerischer Landtagsabgeordneter und Vorreiter bei der Einführung des Qualitätsweinbaus in der Pfalz
  • Ludwig Andreas Jordan (1811-1883), Weingutsbesitzer, Bürgermeister Deidesheims, bayerischer Landtagsabgeordneter und Reichstagsabgeordneter
  • Carl Heinrich Schultz (1805-1867), Arzt und Botaniker; Initiator bei der Gründung der Pollichia
  • Johann Julius Siben (1851-1907), Weingutsbesitzer, Bürgermeister Deidesheims und bayerischer Landtagsabgeordneter
  • Stefan Steinweg (*1969), Radprofi, Deutscher Meister, Weltmeister und Olympiasieger

[Bearbeiten] Literatur

  • Kurt Andermann, Berthold Schnabel: Deidesheim – Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0418-4
  • Horst Müller: Berühmte Weinorte – Deidesheim. Falkenverlag Niederhausen/Taunus 1976
  • Karl Heinz Himmler, Berthold Schnabel, Paul Tremmel: Dienstag nach Pfingsten – Der Höhepunkt im Leben des Deidesheimer Geißbocks. D. Meininger Verlag, Neustadt/Weinstraße 1982, ISBN 3-87524-023-5
  • Fanny Morweiser: Deidesheimer Elegie oder wie man keinen Krimi schreibt. Verlag Pfälzer Kunst, Landau i. d. Pfalz 2004, ISBN 3-922580-97-1
  • Heinz Schmitt: Geißbock, Wein und Staatsbesuche – Deidesheim in den letzten 150 Jahren. Verlag Pfälzer Kunst, Landau in der Pfalz 2000, ISBN 3-922580-82-3

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. a b c Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz
  2. a b c d e Kurt Andermann, Berthold Schnabel: Deidesheim - Beiträge zu Geschichte und Kultur einer Stadt im Weinland. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1995, ISBN 3-7995-0418-4
  3. a b c Heinz Schmitt: Geißbock, Wein und Staatsbesuche - Deidesheim in den letzten 150 Jahren. Verlag Pfälzer Kunst, Landau in der Pfalz 2000, ISBN 3-922580-82-3
  4. a b Online-Gemeindestatistik der Kommunen in Rheinland-Pfalz
  5. Seite zur jüdischen Geschichte in Deidesheim
  6. Seite für internationale Wappenkunde
  7. Horst Müller: Berühmte Weinorte - Deidesheim. Falkenverlag Niederhausen/Taunus 1976
  8. Die Rheinpfalz (Mittelhaardter Rundschau), 10. März 2007

[Bearbeiten] Weblinks

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