Silvaner
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Silvaner ist eine weiße Rebsorte, die auch Grüner Silvaner oder Sylvaner genannt wird.
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[Bearbeiten] Anbaugeschichte
Die Sorte gehört zu den ältesten heute noch kultivierten Reben. Bereits Gaius Plinius Secundus, bekannt vor allem durch sein Werk Naturalis historia (Naturgeschichte), beschrieb im ersten Jahrhundert nach Christus eine Sorte mit den gleichen Eigenschaften. Der Silvaner gelangte im 17. Jahrhundert wahrscheinlich aus dem Donauraum (möglicherweise Siebenbürgen) nach Deutschland. Er wurde am 10. April 1659 erstmals nachweislich in Deutschland in Castell (Franken) gepflanzt. 1665 pflanzte Alberich Degen, Abt von Kloster Ebrach, erstmals eine Silvaner-Rebe in der Weinberganlage „Würzburger Stein“.
Die Silvaner-Rebe wurde so zur typisch fränkischen Rebe. Bis in die 1970er Jahre war der Silvaner in Deutschland mit mehr als 30% Flächenanteil die meistangebaute Rebsorte. Dann sank ihr Anteil beständig.
[Bearbeiten] Charakter
Silvaner eignet sich ebenso wie Riesling oder Weißburgunder als Wein zum Spargel. Der Charakter des Silvaners wird sehr vom Standort und der Bodenbeschaffenheit geprägt. Auf Lehmböden werden sie oft neutral, dagegen entstehen auf Verwitterungsböden, wie z.B. in Franken oder um den Kaiserstuhl, feine, elegante Weine. Vom Typ her ist Silvaner eine Rebsorte, die zwar ein weniger ausgeprägtes Fruchtspiel bringt, dafür aber ein exzellenter Terroir-Anzeiger ist, der es mit dem Chardonnay aufnehmen kann.
Durch eine genetische Analyse wurde gezeigt, dass der Silvaner auf eine natürliche Kreuzung der Sorten Traminer (eine fränkische, das heißt anerkannte Sorte) und Österreichisch-Weiss (eine hunnische, das heißt geringere Sorte) zurückgeführt werden kann. Dies erklärt auch das Synonym "Österreicher".
[Bearbeiten] Ampelographische Sortenmerkmale
In der Ampelographie wird der Habitus folgendermaßen beschrieben:
- Die Triebspitze ist offen. Sie ist hellgrün und mittelwollig behaart. Die Jungblätter sind spinnwebig behaart und von gelblicher Farbe.
- Die mittelgroßen Blätter sind rundlich, meist ganz oder schwach dreilappig und wenig gebuchtet. Die Stielbucht ist V-förmig, offen bis geschlossen. Das Blatt ist nur schwach gezähnt. Die Zähne sind im Vergleich der Rebsorten sehr breit angelegt. Die Blattoberfläche (auch Spreite genannt) ist kaum blasig.
- Die meist walzenförmige Traube ist selten geschultert, mittelgroß und mittel dichtbeerig bis kompakt. Die rundlichen Beeren sind mittelgroß und von grünlicher Farbe. Bei Überreife werden die braun gepunkteten Beeren gelbgrün. Die Schale der Beere ist mittelstark bis dick. Daher ist der Silvaner kaum empfindlich gegen die Rohfäule.
Der grüne Silvaner ist kräftig im Wuchs, fruchtbar und liefert - dank der starken Blütenfestigkeit - gleichmäßig hohe Erträge in frostsicheren Lagen. Die Trauben reifen Anfang bis Mitte Oktober, physiologisch ca. 2 Wochen später als die des Gutedels. Silvaner ist anfällig gegen echten Mehltau und aufgrund der mittelmäßigen Holzreife winterfrostempfindlich. Sehr gute Qualitäten können mit alten Rebstöcken und einer ausreichenden Ertragsregulierung erzielt werden.
[Bearbeiten] Klonenselektion
Die moderne Klonenselektion wurde 1876 durch Gustav Adolf Froehlich erstmals mit dem Silvaner praktiziert. Er vermehrte gezielt Rebstöcke aus besonders leistungsfähigen Hölzern.
Anbaufläche in Deutschland (Stand: 1. März 2007): 5.314 ha (= 5,2 % der Rebfläche).[1] Damit hält der Abwärtstrend der bestockten Fläche an. Im Jahr 2001 wurden noch 6.422 ha erhoben.
[Bearbeiten] Hauptanbaugebiete
Heute wird die Silvanerrebe hauptsächlich in Franken angebaut und ist hier sogar die Leitsorte. In Rheinhessen hat das Weinmarketing ein qualitativ hoch angesiedeltes Gütesiegel für den Wein dieser Rebsorte geschaffen, den RS oder Rheinhessen Silvaner. Hauptanbaugebiete sind Franken, Rheinhessen, Kaiserstuhl und Saale-Unstrut-Region, Österreich, die Schweiz, Südtirol oder das Elsass.
[Bearbeiten] Synonyme
Arvine, Arvine Grande, Augustiner Weiss, Beregi Szilváni, Bötzinger, Clozier, Cynifadl Zeleny, Cynifal, Fliegentraube, Frankenriesling, Frankentraube, Fűszeres Szilváni, Gamay Blanc, Gentil Vert, Gros-Rhin, Grünedel, Grünfränkisch, Grüner Silvaner, Häusler Schwarz, Johannisberger, Mishka, Momavaka, Monterey Riesling, Moravka, Movavka, Muschka, Mushza, Musza, Nemezki Risling, Österreicher, Pepltraube, Picardon Blanc, Picardou Blanc, Plant du Rhin, Rhin, Rundblatt, Salfin, Salfine Bely, Salvaner, Salviner, Scharvaner, Scherwaner, Schönfeilner, Schwäbler, Schwübler, Sedmogradka, Sedmogradska Zelena, Selivan, Silvánske zelené, Sonoma Riesling, Sylvaner, Sylvaner Verde, Sylvan Zeleny, Szilváni Fehér, Tschafahnler, Yesil Silvaner, Zelencic, Zelený, Zierfandl, Zierfandler, Zierifandel, Zinifal und Zöldszilváni.
Abstammung: Traminer x Österreichisch Weiß (eine alte Heunisch-Sorte)
[Bearbeiten] Preise und Auszeichnungen
Zusammen mit dem ersten Rheinhessen-Festival 2004 wurde eine Silvaner-Trophy ausgelobt. Weinbegeisterte aus ganz Deutschland kommen zu den hochkarätigen Veranstaltungen bei denen sich alles um die Rebsorte dreht. Die angestellten Weine werden in zwei Durchgängen, nach Restzucker aufsteigend sortiert, blind probiert und bewertet. Die Trophy wird von der Rheinhessenwein e.V. organisiert.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Weininstitut: Statistik 2007/2008. Mainz 2007.
[Bearbeiten] Literatur
- Cornelius und Fabian Lange: Das Weinlexikon, Fischer Verlag 2003, ISBN 3-596-15867-2
- Dagmar Ehrlich: Das Rebsorten ABC, Reben und ihre Weine; Hallwag (Gräfe & Unzer), München, 2005, ISBN 3-7742-6960-2
- Walter Hillebrand, Heinz Lott und Franz Pfaff, Taschenbuch der Rebsorten, Fachverlag Fraund, Mainz 13. Auflage 2003 ISBN 3-921156-53-X
- Jancis Robinson: Das Oxford Weinlexikon. Gräfe und Unzer Verlag, München 2003, ISBN 3-7742-0914-6.
- Pierre Galet: Dictionnaire encyclopédique des cépages Hachette Livre, 1. Auflage 2000 ISBN 2-01-236331-8