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Burg Wildenburg (Eifel) – Wikipedia

Burg Wildenburg (Eifel)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Wildenburg liegt im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel in der Nationalparkgemeinde Hellenthal (Kreis Euskirchen). Sie wurde zwischen 1202 und 1235 erbaut und ist eine der wenigen Eifeler Höhenburgen, die nicht durch Kriegseinwirkung oder Abriss zerstört worden sind. Sie war Mittelpunkt einer Herrschaft, die sich im Westen bis an die heutige belgische Grenze und im Osten bis vor die Tore der Abtei Steinfeld erstreckte. Wie schon im Mittelalter ist der Ort nur über eine einzige Straße zu erreichen, die heutige Landesstraße 22, welche vom Tal des Reifferscheider Baches über Steinfeld ins Tal der Urft führt.

Wildenburg von Osten
Wildenburg von Osten

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Herren von Burg und Herrschaft

[Bearbeiten] Dynasten

Wappen der Dynasten von Wildenberg
Wappen der Dynasten von Wildenberg

Bis um 1170 ist das Gebiet in der Hand der Grafen bzw. Herzöge von Herzogtum Limburg (heute Belgien). Danach üben die Dynasten von Reifferscheid die Herrschaft aus. Von diesen zweigen die Dynasten von Wildenberg ab:

  • 1235-1271 Philipp von Wildenberg (senior)
  • 1270-1284 Gerhard von Wildenberg
  • 1277-1310 Johann von Wildenberg
  • 1311-1328 Philipp von Wildenberg (Letzter seines Geschlechtes)

Die Herren von Wildenberg verfügten neben ihrem Kernland über Fernbesitz an Rhein und Mosel, im Hunsrück und an anderen Orten der Eifel. Im Hunsrück gründete Philipp (senior) das Kloster Engelport. Er war ein hochangesehener Zeuge, Vermittler und Bürge nicht nur für benachbarte Herren, sondern auch etwa für den Herzog von Limburg, die Grafen von Jülich, von Sponheim und den Erzbischof von Köln, zu dessen ständigem Beraterkreis er zählte. Sein Sohn Friedrich lebte als Ritter des Deutschen Ordens in Preußen. Johann von Wildenberg kämpfte 1288 in der Schlacht von Worringen. Sein Sohn Philipp von Wildenberg ist Zeuge, als 1323 im Hause des Deutschen Ordens in Köln der Ehevertrag zwischen Margareta von Holland und König Ludwig dem Bayern abgeschlossen wird. Als Philipp, ein Verwandter und Freund des Grafen Wilhelm von Jülich, mit dem er sich auch auf Preußenfahrt begeben hatte, 1328 im Kampf umkam, bedeutete dies das Ende dieser Dynastie. Die Tochter Katharina von Wildenberg und ihr Ehemann Oyst von Elsloo überlassen im Jahre 1335 in einem Tauschgeschäft allen Besitz nördlich der Mosel einschließlich der Burg dem Grafen von Jülich. Wildenburg wird so zu einer Jülicher Unterherrschaft.

Wildenburg um 1618
Wildenburg um 1618

[Bearbeiten] Unterherren

Als Unterherren Jülichs begegnen:

  • 1367 - 1398 Edmund von Engelsdorf
  • 1398 - 1415 Dietrich von Engelsdorf
  • 1416 Werner II. von Pallandt und Simon von Birgel je zur Hälfte
  • 1417 Karsil III. von Pallandt (Sohn Werners II:) und Simon von Birgel je zur Hälfte
  • 1438/39 Karsill III. von Pallandt
  • 1456 Dietrich von Pallandt (Sohn Werners II.)
  • 1461/1470 Dietrich von Pallandt (1477 Belehnung) und sein Bruder Johann I. junior von Pallandt je zur Hälfte
  • 1479 Dietrich von Pallandt und Johann II. von Pallandt je zur Hälfte
  • 1514/1524 Johann III. von Pallandt (Hälfte)
  • 1530 Daem von Pallandt (erhält Hälfte seines Vaters Johann III.)
Wildenburg um 1720
Wildenburg um 1720
  • 1533 Nach Tod Johanns III. fällt diese Hälfte zurück in die Erbmasse und bleibt ungeteilt. Sie soll der Versorgung der geistlichen Söhne (Edmund, Reinhard und Dietrich) dienen.
  • 1547 Aug. Belehnung Floris I. von Pallandt (Urenkel Dietrichs) Graf von Culemburg (Niederlande) (Hälfte)
  • 1547 Dez. Belehnung Werner von Pallandt (Sohn Johanns III.) für sich und die übrigen männlichen Nachkommen seines Vaters (Hälfte)
  • 1556 Belehnung Floris I. von Pallandt Graf von Culemburg (Hälfte)

Die Erben des 1639 kinderlos verstorbenen Floris II. von Pallandt können sich nicht im Besitz Wildenburgs behaupten. Die ganze Herrschaft ist in der Hand der Erben Johanns III. von Pallandt, der sogenannten Wachendorfer Linie:

  • 1563 Juni Belehnung Johann IV. von Pallandt, Daem von Pallandt und Kinder von Marsil I. von Pallandt (je ein Drittel)
  • 1563 Sept. Daem von Pallandt ertauscht das Drittel des Johann von Pallandt, hat also jetzt zwei Drittel.
Marsilius IV. von Pallandt (Ölgemälde, Schloss Eicks)
Marsilius IV. von Pallandt (Ölgemälde, Schloss Eicks)
  • 1572 Brüder Marsilius II. und Werner von Pallandt (ein Drittel)
  • 1572 Juli Belehnung Hartard von Pallandt (Sohn von Daem) (zwei Drittel)
  • 1588 Werner von Pallandt (ein Drittel)
  • 1601 Marsil II. von Pallandt (ein Drittel)
  • nach 1606 Erbstreitigkeiten unter dessen Söhnen
  • 1615 Die drei Töchter des Hartard von Pallandt, verheiratet mit Peter Ernst von Rollingen, Samson von Warsberg und Adam von Schwarzenberg, erben je zwei Neuntel.
  • 1623 Johann Franz, Florenz Ernst und Otto Hartard von Rollingen (Söhne von Peter Ernst) erben je zwei Siebenundzwanzigstel.
  • 1625 Wolf Adolf von Eynatten (Erbe von Warsberg) (zwei Neuntel)
  • 1643 Marsilius IV. von Pallandt (Sohn von Marsilius II.) (ein Drittel)
  • 1655 Marsilius IV. von Pallandt erwirbt die zwei Neuntel der Familie von Eynatten und besitzt somit fünf Neuntel.Die zwei Neuntel von Schwarzenberg gehen an Rollingen, das somit vier Neuntel besitzt.
  • 1660 Florenz Hartard von Rollingen (Sohn von Johann Franz) und Marsilius IV. von Pallandt je zur Hälfte
Hermann Dietrich von Syberg (Ehemann der Anna Franziska von Pallandt)
Hermann Dietrich von Syberg (Ehemann der Anna Franziska von Pallandt)
  • 1669 Mit dem Tod von Marilius IV. von Pallandt ist diese Familie in Wildenburg erloschen. Das Erbe fällt an Amalia Raba von Pallandt (Tochter von Marsilius IV.), Johann Gottfried von Geldern zu Arcen, Hermann Dietrich von Syberg und Werner Adolf von Pallandt (Schwiegersöhne von Marsilius IV. (Hälfte)
  • 1670 Adolf Alexander von Hatzfeld (Ehemann der Amalia Raba von Pallandt) (Hälfte)
  • 1671 Adolf Alexander von Hatzfeld und Heinrich von Rollingen (Bruder von Florenz Hartard) je zur Hälfte
  • 1683 Belehnung Florenz Hartard von Rollingen und Adolf Alexander von Hatzfeld je zur Hälfte
  • 1687 Hermann Dietrich von Syberg (Hälfte)
  • 1700 Johann Ernst von Rollingen (Sohn von Florenz Hartard) (Hälfte)und Anna Franziska von Syberg geb. von Pallandt mit ihrem Sohn Ferdinand Adolf (Hälfte)
  • 1704 Johann Friedrich von Schaesberg (Hälfte nach Erwerb von Ferdinand Adolf von Syberg)
  • 1706 Johann Friedrich von Schaesberg (ganze Herrschaft nach Erwerb der Hälfte von Johann Ernst von Rollingen)
  • 1715 - 1802 Die Äbte von Steinfeld (Nach Kauf von Schaesberg):
    • Michael Kuell (1693 - 1732)
    • Christian Steinhewer (1732 - 1744)
      Anna Franziska von Pallandt (Tochter von Marsilius IV.)
      Anna Franziska von Pallandt (Tochter von Marsilius IV.)
    • Johann Lohelius Begasse (1744 - 1750)
    • Gabriel Hilgers (1750 - 1766)
    • Evermodus Claessen (1766 - 1784)
    • Felicius Adenau (1784 - 1790)
    • Gilbert Surges (1790 - 1822)

Aus der verwirrenden Fülle der Unterherren sind einige besonders erwähnenswert. Nach der Verwaltung Wildenburgs durch den Markgrafen von Jülich selber tritt als erster Unterherr Edmund von Engelsdorf in Erscheinung. Er erhält 1380 die Erlaubnis, in der Burgkapelle das Sakrament der Eucharistie aufzubewahren. Daem von Pallandt wohnte zu Wiebelskirchen (heute Varize) in Lothringen und war Amtmann von Sirck (heute Sierck-les-bains) und Bailli von Nancy. Sein Sohn Hartard war lothringischer Rat. Edmund von Pallandt war zunächst Kanoniker zu Aachen, heiratete aber dann und bewohnte die Wildenburg. Nach seinem Tode bezog sein Bruder Reinhard die Burg. Dieser war Domherr und Oberster Archidiakon zu Trier, resignierte später und heiratete. Die von ihm 1562 in der Vorburg errichtete Pfarrkirche mit ihrem Sprengel verlor aber nach seinem Tode alle Rechte und sank wieder zur Kapelle innerhalb der Pfarrei Steinfeld herab. Reinhard von Pallandt hinterließ nur illegitime Nachkommen. Floris I. von Pallandt wurde von Kaiser Karl V. selber zum Ritter geschlagen und stieg zum Grafen von Culemburg in den Niederlanden auf. Als er sich der Reformation anschloss, schleiften die Spanier sein Haus in Brüssel und errichteten dort eine Schandsäule. Marsilius IV. von Pallandt stiftete einen schwarzen Marmorsarkophag zu Ehren des heiligen Aldericus in der Klosterkirche zu Füssenich, auf dem er all seine Titel vermerken ließ. In der Erinnerung des Volkes aber lebt er als der Hexenverfolger von 1628, dem zwölf Frauen und vier Männer zum Opfer fielen. Mit Marsilius IV. starb 1669 der letzte männliche Herr zu Wildenburg aus dem Hause Pallandt.

Abt Gilbert Surges
Abt Gilbert Surges

Letzter weltlicher Inhaber von Burg und Herrschaft Wildenburg war Graf Johann Friedrich von Schaesberg. Seine Titel zeigen seine bedeutende Stellung: kurpfälzischer Geheimrat, Obersthofkammerpräsident, Bergischer Landmarschall, Ritter des Hubertusordens, Amtmann zu Blankenberg und Oberster Stallmeister der Kurfürstin. Zum Preise von 40 000 Reichstalern verkaufte er 1715 die gesamte Herrschaft Wildenburg an die Abtei Steinfeld, welche bis zur Säkularisation im Besitz blieb. Von den Äbten ist Christian Steinhewer hervorzuheben. Er war Dr. der Theologie und Rektor der Universität zu Köln. Unter dem letzten Abt Gilbert Surges erfolgte 1794 der Einmarsch der französischen Revolutionstruppen. Die Zeit der Feudalherrschaft ist vorbei. Die Hauptburg wird französisches Nationaleigentum, entgeht aber der Versteigerung, weil sie der 1803 neu gegründeten Pfarrei als Kirche und Pfarrhaus überlassen wird.

[Bearbeiten] Der Herrschaftsbereich

[Bearbeiten] Das Kernland

Karte des Kernlandes
Karte des Kernlandes

Das Kernland mit der Burg umfasste die folgenden Siedlungen:

[Bearbeiten] Der Fernbesitz

Die Dynasten von Wildenberg verfügten über weitere Besitzungen und Herrschaftsrechte, die aber wegen des Tauschgeschäftes von 1335 nicht auf die Unterherren übergegangen sind.

[Bearbeiten] Hunsrück, Mosel und Rhein

[Bearbeiten] Eifel

[Bearbeiten] Lage und Gebäude der Burg

Plan der Burganlage
Plan der Burganlage

Die Burg gehört zur Gruppe der Spornburgen und liegt in rund 526 m Höhe am Ende eines schmalen, weit ins Tal reichenden Bergvorspunges, der nach drei Seiten ziemlich stark abfällt. Ein schmälerer und niedrigerer Sattel stellt die Verbindung zu der höheren Flanke im Osten her. Auf dem Bergvorsprung liegen von Osten nach Westen Flecken, Vorburg und Hauptburg. Seine geografische Lage bot dem Flecken guten Schutz, verhinderte aber auch das Entstehen einer größeren Siedlung. Die einzige Zufahrt war durch eine Sperrvorrichtung (Grindel)geschützt. Das Dorfkreuz aus Sandstein am heutigen Parkplatz, dessen Chronogramm IesVs CrVCIfIXVs saLVator MVnDI (Jesus der Gekreuzigte Erlöser der Welt) die Jahreszahl 1789 ergibt, stand schon außerhalb. Die mit Ringmauer und Halsgraben geschützte Burganlage war nur von Osten her über eine Zugbrücke zugänglich. Im Zuge der Verfüllung des Halsgrabens verschwand auch die Zugbrücke. An sie erinnert noch heute ein Wegestück mit dem Namen Op dr Bröck (Auf der Brücke). Die ehemals vorhandenen beiden Toranlagen von Vorburg und Hauptburg sind heute auch verschwunden.

[Bearbeiten] Die Vorburg

Ehemaliges Haus Pallandt
Ehemaliges Haus Pallandt

Betritt man heute die Vorburg, gewahrt man zur Linken ein Fachwerkhaus, das Haus an der Pforte (fälschlich Torwärterhaus), das ursprünglich das Haus eines Burgmannes war. Seine talseitige Außenwand wird von der alten Wehrmauer gebildet, das Obergeschoss der Straßenfront ist vorgekragt. Die Giebel waren einst fensterlos, weil das Gebäude zwischen dem einstigen Torbau der Vorburg und einer Scheune lag. Die Jahreszahl 1600 über der Haustüre ist irreführend, da das Haus schon erheblich früher erwähnt wird. Daran anschließend findet sich die Mitte des 20. Jahrhunderts zum Wohnaus umgebaute ehemalige Pallandt`sche Scheune mit dem Allianzwappen eines Herrn von Pallandt und seiner Ehefrau. Die daran anschließenden Gärten waren einst mit Wirtschaftsgebäuden bebaut.

Auf der rechten Seite sieht man ein langgestrecktes repräsentatives Gebäude mit einem Viertelturm an der Nordostecke und einem Brunnen im Hof. Es handelt sich um das ehemalige Haus Pallandt. Es nimmt die Stelle ein, wo einst die Wehrmauer verlief und das Weinhaus und die Kirche von 1562 standen. Integriert wurde das Haus auf dem Poel (Pfuhl), das seinen Namen von dem einst dort liegenden Wassertümpel trug und sich noch heute vom Rest des Hauses unterscheidet. Das neue Bauwerk wurde um 1800 von Johann Franz Theodor Edmund Pallandt erbaut, der einer bürgerlichen Familie entstammte, die ihren Ursprung in einer illegitimen Verbindung des Trierer Archidiakons Reinhard von Pallandt (+ 1572) hatte. Die drei Söhne dieses Franz Theodor Pallandt (Christoph Reinhard, Wilhelm Joseph Maria und Franz Anton Maria) erreichten es 1829, als Freiherren in die Adelsmatrikel der preußischen Rheinprovinz eingetragen zu werden. Sie durften sich also fortan von Pallandt nennen. Im Jahre 1865 wurde die östliche Hälfte des Gebäudes von den Erben des Franz Anton von Pallandt verkauft, später ging die andere Hälfte an den preußischen Forstfiskus, der dort eine Försterei einrichtete. Seit 1917 ist auch dieser Teil in Privathand. Die östliche Hälfte wurde 1962 von der katholischen Kirchengemeinde Wildenburg erworben und diente wie die Hauptburg bis 2005 als Haus der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen. Damals wurden Umbaumaßnahmen durchgeführt, die u.a. den bisherigen Haupteingang mit dem Wappen von Pallandt darüber (in falschen Farben) überflüssig machten.

[Bearbeiten] Die Hauptburg

In der Hauptburg, die ehedem zusätzlich durch Graben und Fallbrücke geschützt war, erreicht man zuerst das im Süden von einem Treppen-, im Norden von einem Wohnturm flankierte ehemalige Burghaus, den Palas, mit den Resten der schon 1263 erwähnten Burgkapelle im Obergeschoss, deren Lage an dem kleinen gotischen Fenster rechts von einer Schießscharte ablesbar ist.

Altarraum der ehemaligen Burgkapelle
Altarraum der ehemaligen Burgkapelle

Der Palas wurde nach dem Übergang der Herrschaft Wildenburg in die Hände der Abtei Steinfeld (1715) zur Kirche umgebaut, der Treppenturm mit den heute noch sichtbaren Schießscharten zum Glockenturm gemacht (mit den von Martin Legros 1777 gegossenen Glocken e und fis und der von August Mark 1954 gegossenen Glocke cis) und im Wohnturm, heute nach dem Schutzpatron Johannesturm genannt, die Sakristei eingerichtet.

Die Kirche ist ein rechteckiger Saalbau mit Türen und Fenstern in rotem Sandstein. An der Südseite sind vom ehemaligen Palas zwei Rechteckfenster mit ihren schmalen Schlitzen und einseitigen Fenstersitzen erhalten. Der Hauptzugang erfolgt über eine Freitreppe durch ein Pilasterportal. Altäre und Kanzel sind Arbeiten Steinfeder Mönche aus dem 18. Jahrhundert. Auf dem Hochaltar sehen wir in der Mitte die fast lebensgroße Holzfigur des Pfarrpatrons Johannes der Täufer, links die des heiligen Norbert von Xanten und rechts die des heiligen Hermann Josef von Steinfeld. Im linken Seitenaltar steht die Holzfigur der Mutter Gottes mit dem Kinde, im rechten die des Schutzengels. Die wertvollste Figur ist die 85 cm hohe Sitzfigur der heiligen Anna aus Eichenholz an der rechten Seitenwand. Es handelt sich um eine rheinische Arbeit aus dem 15. Jahrhundert. Die Kanzel wird von der Figur des Heiligen Michael bekrönt. Um Raum zu gewinnen, wurden Seitenaltäre und Kanzel 1957/58 in Richtung Hauptaltar verschoben. Damals wurde auch in dem dreiteiligen barocken Orgelprospekt aus dem 18. Jahrhundert die aus Bürvenich bei Zülpich stammende Orgel durch eine neue ersetzt. Von der Orgelempore hat man einen Blick in den windschiefen, rippenlos kreuzgewölbten Altarraum der einstigen Burgkapelle, in der noch der Mensaunterbau, eine Weihwassernische in Haustein und Reste gotischer Malerei erhalten sind. Unter der Orgelempore hängt eine 12. Kreuzwegstation in Form einer Gold-Emaille-Senkarbeit aus dem Jahre 1960. Im Jahre 1987 wurde ein neuer Zelebrationsaltar mit dem Motiv des brennenden Dornbuschs auf den vier identischen Bronzeplatten eingeweiht.

Glockenturm und Eingang zur Kirche; im Hintergrund links der Hexenturm
Glockenturm und Eingang zur Kirche; im Hintergrund links der Hexenturm

In der wie die Kirche rippenlos kreuzgewölbten Sakristei im Erdgeschoss des ehemaligen Wohnturmes ist ein Kamin mit den Wappen der Eheleute Edmund von Pallandt und Anna von Merode aus dem Jahre 1553 erhalten. Der viereckige Raum ist durch Wandnischen erweitert, die Sitznischen der Kreuzfenster heute nicht mehr vorhanden. Der Keller mit der Heizung stammt aus neuerer Zeit. Die Sakristei kann seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch durch eine Außentür betreten werden.

Der insgesamt rund 18 m hohe Johannesturm mit hufeisenförmigen Grundriss verfügt über drei weitere Geschosse, die alle beheizbar waren. Vom dritten gelangte man auf den Wehrgang, der auf der Ostwand des Palas verlief. Das oberste Geschoss gewährte der Wachmannschaft Sicht nach allen Seiten. Die Mauertreppe des Turmes wurde bei der Umwandlung des Burghauses zur Kirche entfernt, so dass die oberen Geschosse nicht mehr zugänglich waren. Seit 1905 führt eine steinerne Außentreppe in das zweite Geschoss, von wo auch die beiden anderen Geschosse erreicht werden können.

Am Pfarrhaus aus neuerer Zeit vorbei erreicht man den unteren Burghof. Hinter einem Garagenbau (ehemals Stallung) gewahrt man an der Südwestecke einen Bastionsturm mit seinen bis zu 4,40 m dicken Mauern, der wegen seiner Rolle als Gefängnis während des Hexenprozesses von 1628 Hexenturm genannt wird. Er ist spätestens im 16. Jahrhundert entstanden und scheint schon für Geschützfeuer berechnet gewesen zu sein, ohne selbst größeren Geschützen Platz bieten zu können. Die beiden kreisrunden, kuppelgewölbten und fensterlosen Innenräume der beiden unteren Geschosse dienten als Gefängnis. Der Raum im zweiten Geschoss ist durch eine bis heute erhaltene gotische Tür vom unteren Burghof aus zugänglich und hat eine kleine Nebenkammer, die vermutlich ebenfalls als Gefängnis genutzt wurde. Der 5 m tiefe unterste Raum war das Verlies. und nur durch eine quadratische Einstiegsöffnung, das Angstloch, zugänglich.

Gefängnisraum im Hexenturm mit Angstloch
Gefängnisraum im Hexenturm mit Angstloch

Über eine Treppe gelangt man vom unteren zum oberen Burghof mit dem Brunnen. Hier stand einst der mächtige vierkantige Wohnturm, der die Funktion des Bergfrieds erfüllte. Er hatte mindestens vier Geschosse und war mit dem Palas verbunden. Dieser Bergfried wurde im 12. oder frühen 13. Jahrhundert errichtet und war damit der älteste Teil der Wildenburg.

Nachdem die Abtei Steinfeld die Burg erworben hatte, ließ sie den Bergfried niederreißen, um westlich davon auf dem Wehrgang einen herrschaftliche Bau nach Art eines barocken Landsschlosses zu errichten. Dieses Gebäude war Wohn- und Amtssitz des für die Herrschaft Wildenburg zuständigen abteilichen Kellners, war also eine Kellnerei. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Bau mit abgewalmten Satteldach und einer Front mit sieben Achsen einfacher Rechteckfenster in Blausteinfassung. Der Zugang führt über eine Podesttreppe in der Mitte. In der Eingangshalle, von wo eine breite barocke Podestreppe ins Obergeschoss führt, liegt zur Linken zuerst ein repräsentativer ehemaliger Wohnraum mit Eckschrank und Stuckdecke, der durch einen hohen Steinkamin beheizt werden konnte. Seine Holzvertäfelung zeigt Abtswappen und Embleme der Abtei Steinfeld. In der einstigen geräumigen Küche ist der mächtige Rauchfang mit seinen viereckigen Steinpfosten erhalten. Die moderne Küche und ein Speisesaal finden sich auf der rechten Seite.

Von der Kellnerei aus gelangt man durch einen Verbindungstrakt, bei dem es sich um den Rest des ehemaligen Wehrganges an der Westseite handelt, in die beiden oberen Geschosse des Hexenturmes. Durch die Küche erreicht man das als Wohnraum ausgebildete tonnengewölbte dritte Geschoss mit Schießkammern und Fenstersitzen, das von einem Kamin aus grauem Sandstein in Renaissanceformen beheizt werden konnte.

Die ehemalige Steinfelder Kellnerei und der Burgbrunnen
Die ehemalige Steinfelder Kellnerei und der Burgbrunnen

Im Obergeschoss der Kellnerei führt eine barocke Nebentreppe in Podestform mit Brettbalustern in das vierte Geschoss des Hexenturmes in Form einer Mansarde, welche die Steinfelder Mönche als Belvedere gestalteten, das einen exzellenten Überblick über einen großen Teil des ehemaligen Herrschaftsgebietes gewährt.


Nach der Säkularisation diente das Kellnereigebäude als Pfarrhaus und Volksschule, von 1953 bis 2005 war es Bildungshaus des Bistums Aachen. In dieser Zeit wurden umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt, um das Gebäude den neuen Erfordernissen anzupassen. Heute betreibt die Genossenschaft ProWildenburg eG, ein Gemeinschaftsunternehmen der Stadt Grevenbroich und der Pfarrgemeinde St. Johann Baptist Wildenburg, dort eine Begegnungs-, Bildungs- und Erholungsstätte.

Die ehemaligen Terrassengärten an der Westseite der Kellnerei dienen heute anderen Zwecken.

[Bearbeiten] Touristische Hinweise

Wildenburg im Jahre 1997
Wildenburg im Jahre 1997
Die Wildenburg 2005
Die Wildenburg 2005
  • Um mit dem Auto Wildenburg zu erreichen, folgt man am einfachsten von Norden der A 1 bis zur Abfahrt Blankenheim. Von dort folgt man der B 51 in Richtung Trier bis Blankenheimerdorf. Hier biegt man auf die B 258 in Richtung Aachen ein und fährt bis zum Kreisverkehr hinter Krekel. Ab hier folgt man der Beschilderung und ist in wenigen Minuten am Ziel. Von Süden fährt man die B 51 bis Blankenheimerdorf und benutzt dann ebenfalls die B 258 wie vorhin beschrieben.
  • Die Anreise per Bahn erfolgt über den Bahnhof Kall. Von dort benutzt man die Taxibuslinie 835. Umständlicher geht es mit der Buslinie 829 bis Blumenthal, dann weiter mit Taxibuslinie 837 bis Manscheid. Von dort nimmt man das Anrufsammeltaxi oder legt die 1 km bis Wildenburg zu Fuß zurück.
  • Wildenburg liegt am Wanderweg Nr. 12 Rhein-Rureifel-Weg des Eifelvereins (Brohl-Lützing - Monschau). Auch der örtliche Rundwanderweg Nr. 3 berührt den Ort und in der Nähe verläuft der Geologisch-Montanhistorische Lehr- und Wanderpfad der Gemeinde Hellenthal.
  • Wildenburg wird von der Burgenroute, einem Submarkenweg des Eifelsteigs, berührt.
  • Ein Wanderweg führt zum Besucherbergwerk Grube Wohlfahrt bei Rescheid.
  • Durch Wildenburg führt Radwanderweg F 8 des Kreises Euskirchen.
  • Im Ort finden sich zwei Hotel-Restaurants.

[Bearbeiten] Literatur

  • Manfred Konrads: Die Geschichte der Herrschaft Wildenburg in der Eifel.Handprese Weilerswist, Euskirchen 2001, ISBN 3-935221-08-8
  • Ernst Wackenroder (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Schleiden. Verlag Schwann, Düsseldorf 1932, Nachdruck Verlag Schwann-Bagel, Düsseldorf 1982, ISBN 3-590-32116-4
  • Harald Herzog: Burgen und Schlösser.Rheinland-Verlag, Köln 1989, ISBN 3-7927-1067-6

[Bearbeiten] Weblinks

7Koordinaten: 50° 27′ 43,1″ N, 6° 29′ 38,7″ O


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