Slawistik
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Die Slawistik oder slawische Philologie (in wissenschaftlicher Literatur wird teilweise auch die Schreibung Slavistik bzw. slavische Philologie verwendet) ist die Wissenschaft von den slawischen Sprachen und den slawischen Literaturen, im weiteren Sinne auch der slawischen Völker. Innerhalb der Slawistik unterscheidet man zwischen den ostslawischen, westslawischen und den südslawischen Sprachen. Diese Aufteilung gilt sowohl für die sprachwissenschaftlichen als auch die literaturwissenschaftlichen Studien der Slawistik.
Speziellere Fachgebiete sind - nach den entsprechenden Sprachen gegliedert - die Belorussistik (Weißrussisch), Bohemistik (Tschechisch), Bulgaristik, Kaschubologie (Kaschubische Sprache), Kroatistik, Polonistik, Russistik, Serbistik, Serbokroatistik, Slowakistik, Slowenistik, Sorabistik (Sorbische Sprachen) und die Ukrainistik. Außerdem werden für die Erforschung des Altkirchenslawischen und des Urslawischen bisweilen Ausdrücke wie Altslawistik, Paläoslawistik oder Kirchenslawistik gebraucht.
Einen umfassenden Überblick über die Sprachen, ihre Klassifikation, geographische Verbreitung und Sprecherzahlen bietet der Artikel Slawische Sprachen.
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[Bearbeiten] Die slawische Sprachwissenschaft
Die slawische Sprachwissenschaft erforscht, dokumentiert und vermittelt die Entwicklung der slawischen Sprachen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Zu den sprachwissenschaftlichen Untersuchungsbereichen der Slawistik gehören die üblichen linguistischen Teildisziplinen, wie Phonetik, Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik (Wort- und Satzbedeutungslehre), Pragmatik, Etymologie, Dialektologie, Historische Linguistik und Soziolinguistik.
Die slawistische Sprachwissenschaft dient den sprachhistorischen, sprachgeographischen und sprachkulturellen Studien der slawischen Völker. Dabei berücksichtigt werden nicht nur wechselseitige sprachliche Einflüsse der Slawen untereinander, sondern auch Wechselwirkungen mit den benachbarten nichtslawischen Völker- und Sprachgruppen (romanische, germanische Sprachen).
Zum Gegenstandsbereich der Slawistik gehören neben den heute gesprochenen auch die ausgestorbenen slawischen Sprachen, wie z.B. Altkirchenslawisch, Kirchenslawisch, Slowinzisch und das Polabische.
[Bearbeiten] Die slawische Literaturwissenschaft
Innerhalb der slawischen Literaturwissenschaft wird die slawische Literatur nach den üblichen Kategorien gegliedert: inhaltlich nach Gattungen, Formen, Stoffen, Motiven; historisch nach Epochen und Autoren. Weitere Gebiete bilden die Wirkungsgeschichte und Rezeptionsgeschichte.
Zu den meisterforschten Bereichen der slawischen Literaturwissenschaft in Deutschland gehören die russische, polnische, tschechische, kroatische und die serbische Literatur. Die Literaturen anderer slawischer Völker sind dagegen erst in den letzten Jahren in das Blickfeld der deutschen Forschung gelangt.
[Bearbeiten] Einige bekannte Slawisten
Hinter den Namen in Klamern stehen die Tätigkeitsfelder und die Universität, an der Slawistik studiert wurde.
[Bearbeiten] Berufsslawisten
- Aleksander Brückner
- Josef Dobrovský
- Vuk Stefanović Karadžić
- Radoslav Katičić
- Jernej Kopitar
- Vatroslav Jagić
- Franc Miklošič
- Ludolf Müller
- Johann Gottlieb Hauptmann
- Jiří Polívka
- Pavel Jozef Šafárik
- Dmitrij Tschižewskij
- Max Vasmer
- Walter Wenzel, deutscher Namenforscher
[Bearbeiten] In anderen Wissenschaften bekannt gewordene Slawisten
- Jan Baudouin de Courtenay (Linguist, Phonologe; Warschau, Prag, Jena, Berlin, Leipzig und St. Petersburg)
- Theodor Berchem (Romanist, Präsident des DAAD; Genf, Köln und Paris)
- Winfried Garscha (Historiker)
- Helmut Glück (Sprachwissenschaftler; Tübingen und Bochum)
- Rudolf Grulich (Theologe und Kirchenhistoriker)
- Paul Hacker (Indologe; Bonn, Heidelberg, Frankfurt am Main und Berlin)
- Roman Jakobson (Linguist und Semiotiker)
- Basil Kerski (Politikwissenschaftler und Herausgeber)
- Leopold Kretzenbacher (Volkskundler)
- August Leskien (Indogermanist)
- Yakov Malkiel (Sprachwissenschaftler)
- Wolf Oschlies (Politikwissenschaftler)
- Erhard Peschke (Theologe und Kirchengeschichtler)
- Klaus Roth (Volkskundler)
- August Schleicher (Sprachwissenschaftler, Erfinder der Stammbaumtheorie)
- Karl Schlögel (Historiker)
- Johannes Schmidt (Sprachwissenschaftler, Erfinder der Wellentheorie)
- Nikolai Trubetzkoy (Begründer der Phonologie)
- Jürgen Udolph (Namenforscher; Göttingen und Heidelberg)
- Boris Uspenski (Semiotiker)
[Bearbeiten] Bibliothekare und Archivare
- Franz Gosch (Bibliotheksdirektor; Graz)
- Walter Huder (Literatur- und Theaterwissenschaftler, Archivleiter; FU Berlin)
[Bearbeiten] Übersetzer
- Henryk Bereska (Übersetzer polnischer Literatur; HU Berlin)
- Norbert Randow (Übersetzer bulgarischer, russischer, altkirchenslawischer und weißrussischer Literatur; HU Berlin)
- Christa Vogel (Übersetzerin polnischer und russischer Literatur; FU Berlin)
[Bearbeiten] Schriftsteller
- Ivo Andrić (jugoslawischer Literatur-Nobelpreisträger, Diplomat und Politiker; Zagreb, Wien, Krakau und Graz)
- Martina Dierks (deutsche Lyrikerin und Kinder- und Jugendbuchautorin)
- Peer Hultberg (dänischer Romanautor und Psychoanalytiker)
- Felix Philipp Ingold (Schweizer Lyriker und Übersetzer; Basel und Paris)
- Christoph Keller (Schweizer Prosa- und Dramenautor und Übersetzer; Genf und Konstanz)
- Traci Lambrecht (US-amerikanische Krimiautorin; Northfield/Minnesota)
- Kito Lorenc (sorbisch-deutscher Lyriker; Leipzig)
- Anne McCaffrey (US-amerikanische Science-Fiction-Autorin; Radcliffe)
- Stefanie Menzinger (deutsche Prosaautorin; Mainz, Wien, Frankfurt am Main und Moskau)
- Janko Messner (österreichisch-slowenischer Schriftsteller; Ljubljana)
- Georg J. Morava (tschechisch-österreichischer Autor; Innsbruck)
- Petra Morsbach (deutsche Romanautorin; München)
- Marion Poschmann (deutsche Lyrikerin; Bonn und FU Berlin)
- Ilma Rakusa (Schweizer Schriftstellerin und Übersetzerin; Zürich, Paris und St. Petersburg)
- Magdalena Sadlon (österreichisch-slowakische Schauspielerin und Schriftstellerin; Wien)
- Marlene Streeruwitz (österreichische Prosa- und Theaterautorin und Regisseurin; Wien)
- Anja Utler (deutsche Lyrikerin; Regensburg)
- Johannes Urzidil (österreichisch-tschechoslowakischer Schriftsteller; Prag)
- Waldemar Weber (russlanddeutscher Schriftsteller und Übersetzer; Moskau)
[Bearbeiten] Andere Künstler
- Daniela Kletzke (deutsche Hörspielregisseurin)
- František Pavlíček (tschechischer Dramaturg und Drehbuchautor; Prag)
- Arthur Ernst Rutra (österreichischer expressionistischer Dramatiker, Schriftsteller und Journalist; Wien)
- Barbara Schurz (österreichische "revolutionäre Aktivistin"; Wien)
[Bearbeiten] Journalisten und Publizisten
- Klaus Bednarz (ehem. ARD-Auslandskorrespondent, Tagesthemen- und Monitor-Moderator; Hamburg, Wien und Moskau)
- Johannes Grotzky (ehem. ARD-Auslandskorrespondent, BR-Hörfunkdirektor; München und Zagreb)
- Petra Gerster (Sprecherin der heute-Nachrichten; Konstanz)
- Hanswilhelm Haefs (Publizist, Übersetzer und Autor; Bonn, Zagreb und Madrid)
- Gabriele Krone-Schmalz (ehem. ARD-Auslandskorrespondentin und Moderatorin des Kulturweltspiegels)
- Doris Liebermann (freie Autorin für Funk, Fernsehen und Printmedien; FU Berlin)
- Caren Miosga (Tagesthemen-Moderatorin; Hamburg)
- Friedrich Orter (ORF-Auslandskorrespondent; Wien)
- Martin Pollack (ehem. Auslandskorrespondent des Spiegel; Wien, Warscheu u. a.)
- Ina Ruck (ARD-Auslandskorrespondentin; Münster sowie Moskau, Wien und Oxford)
- Sonja Zekri (Feuilletonistin der Süddeutschen Zeitung)
[Bearbeiten] Diplomaten
- Patricia Flor (deutsche Botschafterin in Georgien)
- Andreas Meyer-Landrut (ehem. Botschafter, Staatssekretär und Leiter des Bundespräsidialamtes; Göttingen)
- Lujo Tončić-Sorinj (ehem. österreichischer Außenminister und Generalsekretär des Europarats; Wien und Zagreb)
- Gebhardt Weiss (deutscher Botschafter in Kasachstan; Bonn)
[Bearbeiten] Politiker
- Sherrod Brown (demokratischer Senator aus Ohio; Yale)
- Barbara Brüning (SPD-Abgeordnete in der Hamburger Bürgerschaft und Philosophin; Hamburg)
- Ulrich Commerçon (stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im saarländischen Landtag; Saarbrücken)
- Jim Douglas (republikanischer Gouverneur von Vermont; Middlebury)
- Hinrich Enderlein (ehem. Wissenschaftsminister in Brandenburg, FDP; Marburg und Tübingen)
- Gernot Erler (Staatsminister im deutschen Außenministerium, SPD; FU Berlin und Freiburg)
- Uwe Harden (SPD-Landtagsabgeordneter in Niedersachsen, Verleger und Journalist; Göttingen und Hamburg)
- Karin Jöns (SPD-Europaabgeordnete aus Bremen; Mannheim)
- Katja Kipping (stellvertretende Vorsitzende der Linken und Bundestagsabgeordnete; Dresden)
- Christine Lucyga (ehem. SPD-Volkskammer- und -Bundestagsabgeordnete; Rostock)
- Gabriele Stauner (CSU-Europaabgeordnete und stellvertretende CSA-Vorsitzende; München)
- Johannes Strosche (ehem. GB/BHE-Abgeordneter im bayerischen Landtag und im Bundestag; Prag)
- Jürgen Weber (stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im schleswig-holsteinischen Landtag; Kiel)
[Bearbeiten] Negativbeispiele
- Kurt Lück (nationalsozialistischer Volkskundler; Breslau)
- Andrei Tschikatilo (Serienmörder und Kannibale)
[Bearbeiten] Forschung und Lehre
Im deutschsprachigen Raum hat das Fach eine reiche Tradition und ist zurzeit unter anderem an folgenden Universitäten vertreten:
[Bearbeiten] Deutschland
- Universität Bamberg
- Humboldt-Universität zu Berlin
- Ruhr-Universität Bochum
- Universität Bonn
- Universität Bremen
- TU Dresden
- Universität Frankfurt am Main
- Universität Freiburg im Breisgau
- Universität Gießen[1]
- Universität Göttingen
- Universität Greifswald
- Universität Halle an der Saale
- Universität Hamburg
- Universität Heidelberg
- Universität Jena
- Universität Kiel
- Universität zu Köln
- Universität Konstanz
- Universität Leipzig
- Universität Magdeburg
- Universität Mainz
- Universität Mannheim
- Universität München
- Universität Münster
- Universität Oldenburg
- Universität Passau
- Universität Potsdam
- Universität Regensburg
- Universität Rostock
- Universität Saarbrücken
- Universität Trier
- Universität Tübingen
- Universität Würzburg
[Bearbeiten] Österreich
- Universität Wien[2]
- Universität Graz[3]
- Universität Salzburg[4]
- Universität Innsbruck[5]
- Universität Klagenfurt[6]
- WU Wien[7]
[Bearbeiten] Schweiz
(in der Welschschweiz außerdem Universität Lausanne[12] und Universität Genf[13])
Darüber hinaus existieren slavistische Lehreinrichtungen an diversen Hochschulen auch im nichtslavischen Ausland.
[Bearbeiten] Literatur
- Norbert Franz: Einführung in das Studium der slavischen Philologie: Geschichte - Inhalte - Methoden. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1994, ISBN 3-534-12007-8.
- Werner Lehfeldt: Einführung in die Sprachwissenschaft für Slavisten. (=Slavistische Beiträge , Studienhilfen, 324, Band 3). Verlag Otto Sagner, 2. Auflage München 1996, ISBN 3-876-90606-7.
- Peter Rehder: Einführung in die slavischen Sprachen. (Mit einer Einführung in die Balkanphilologie - von Wlfried Fiedler). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 5. Auflage 2006, ISBN 978-3-534-19711-8, ISBN 3-534-19711-9.
[Bearbeiten] Weblinks
- ↑ http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb05/slavistik
- ↑ http://www.univie.ac.at/slawistik/
- ↑ http://www-gewi.uni-graz.at/slaw/
- ↑ http://www.sbg.ac.at/sla/home.html
- ↑ http://www.uibk.ac.at/slawistik/html/start/index_ie.html
- ↑ http://www.uni-klu.ac.at/slawistik/
- ↑ http://www.wu-wien.ac.at/slawisch/
- ↑ http://www.slavistik-fribourg-bern.unibe.ch/
- ↑ http://www.slavistik-fribourg-bern.unibe.ch/
- ↑ http://www.slav.uzh.ch/index.html
- ↑ http://osteuropa.unibas.ch/institute/slavisches-seminar/
- ↑ http://www.unil.ch/slav
- ↑ http://www.unige.ch/lettres/meslo/russe/index.html
- Deutscher Slavistenverband
- Österreichischer Slawistenverband
- Schweizerische Akademische Gesellschaft der Slavisten
- Slavistik-Portal Fachportal für slawische Sprachen und Literatur der Virtuellen Fachbibliothek Slavistik
- Slavistik im Internet - Angebot des Slavischen Seminars der Universität Tübingen
- Slavistik – Orchidee oder Nutzpflanze? Beitrag im Online-Magazin sciencegarden