Reims
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Reims | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Champagne-Ardenne | |
Département | Marne | |
Arrondissement | Reims (Unterpräfektur) | |
Kanton | Chef-lieu von 10 Kantonen | |
Geographische Lage | 49° 16′ N, 4° 2′ OKoordinaten: 49° 16′ N, 4° 2′ O | |
Höhe | 98 m (80 m–135 m) |
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Fläche | 46,9 km² | |
Einwohner – mit Hauptwohnsitz – Bevölkerungsdichte |
(1999) 187.206 Einwohner 3992 Einw./km² |
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Postleitzahl | 51100 | |
INSEE-Code | 51454 | |
Website | http://www.ville-reims.com/ |
Reims [ʀɛ̃s] ist eine Stadt im Nordosten Frankreichs, etwa 140 km von Paris entfernt. Verwaltungstechnisch ist Reims Unterpräfektur (franz.: sous-préfecture) des Départements Marne, in der Région Champagne-Ardenne. Die Stadt ist Sitz eines Erzbischofs und besitzt seit 1969 eine Universität. Reims ist nicht nur Herstellungszentrum für Champagner, auch Textilien, Nahrungsmittel sowie Ausrüstungsgegenstände für die Raumfahrt werden dort hergestellt. Die Geschichte der Stadt reicht bis ins Römische Reich.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Allgemeine statistische Angaben
- Einwohnerzahl der Stadt: 180.000 (2002)
- Einwohnerzahl mit direktem Umland: 206.000 (2002)
- Einwohnerzahl im Großraum (175 Gemeinden): 290.000 (2002)
[Bearbeiten] Geografische Lage
Reims liegt im Zentrum der Champagne, die den weiten, flach gestuften Ostteil des Pariser Beckens einnimmt. Die Stadt befindet sich in einer Ebene, am rechten Ufer der Vesle, einem Zufluss der Aisne, und am Canal de l'Aisne à la Marne. Im Süden und im Westen erhebt sich das Mittelgebirge Montagne de Reims. Im Umland finden sich auch die Weinberge für die Champagnerherstellung.
[Bearbeiten] Beschreibung der Stadt und ihrer Architektur
Die wichtigsten Plätze in Reims sind der Place Royale („Königlicher Platz“), mit einer Statue von Ludwig XV., und der Place du Parvis („Parvisplatz“), mit einer Statue von Jeanne d'Arc. Die wichtigste Hauptstraße, Rue de Vesle, durchquert die Stadt von Südwesten nach Nordosten und kreuzt dabei den Place Royale.
Das älteste Monument der Stadt ist das Marstor (la Porte de Mars), ein 33 Meter langer und 13 Meter hoher Triumphbogen (arc de triomphe) mit drei Bögen.
[Bearbeiten] Architektur
[Bearbeiten] Kathedrale Notre-Dame de Reims
Die Kathedrale Notre-Dame de Reims gilt als eine der architektonisch bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs. Vom 12. bis zum 19. Jahrhundert wurden hier die französischen Könige gekrönt. Sie zählt seit 1991 neben dem Palais du Tau und der Basilika Saint-Remi zum Unesco-Weltkulturerbe.
[Bearbeiten] Der Palast von Tau (Palais du Tau)
Der Palast des Erzbischofs wurde zwischen 1498 und 1509 erbaut. Er beherbergte die französischen Könige bei ihren Krönungsfeierlichkeiten. Besonders beeindruckend ist der mächtige Kamin im Hauptsalon (Salle du Tau) aus dem 15. Jahrhundert. Die Kapelle und der Hauptsalon sind mit Wandteppichen aus dem 17. Jahrhundert geschmückt. Der Name des Palastes entlehnt sich von der Ähnlichkeit des Grundrisses des Palastes mit dem griechischen Buchstaben Tau.
[Bearbeiten] Die Basilika Saint-Remi
Die Basilika Saint-Remi, die fast so groß wie die Kathedrale ist, gehörte früher zu einer bedeutenden Abtei. Bedeutende Bauepochen der Basilika waren das 11. (Krypta), 12. (Chor), 13. (Apsis) und 15. Jahrhundert (Südliches Querschiff). Die Basilika wurde während der französischen Revolution geplündert. Es sind jedoch noch farbige Fenster aus dem 12. Jahrhundert erhalten.
Die Kirchen Saint-Jacques, Saint-Maurice, Saint-André und Saint-Thomas sind architektonisch und kunstgeschichtlich weniger interessant. Von der Kirche Saint-Nicaise sind nur noch einige Ruinen erhalten.
[Bearbeiten] Sonstige Sehenswürdigkeiten
Das Museum Saint Denis beherbergt eine interessante Sammlung französischer Gemälde. Außerdem sind noch Reste des römischen Amphitheaters erhalten geblieben.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten in der Umgebung
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Römerzeit
Die Gegend von Reims ist seit frühester Zeit besiedelt; so finden sich in der Umgebung bronzezeitliche Urnenfelder. Die Kelten gründeten um 80 v. Chr. eine städtische Siedlung (oppidum), die sie Durocorter - "runde Burg" - nannten. Die Römer latinisierten diesen Namen zunächst zu Durocortorum. Nach der Eroberung durch die Römer im Gallischen Krieg wurde die Stadt in Civitas Remorum umbenannt und war Hauptstadt der römischen Provinz Belgica, benannt nach den hier ansässigen Belgern, deren um Reims siedelnder Unterstamm der Remer, anders als andere Belger, romtreu war. Die Privilegien, die die Stadt dafür erhielt, trugen mit zu ihrem Wohlstand bei.
Die Gegend wurde in spätrömischer Zeit christianisiert und die Stadt zum Bischofssitz erklärt. Im Jahre 336 besiegte der römische Statthalter Jovinus die Barbaren, nachdem diese in die Champagne eingefallen waren.
[Bearbeiten] Mittelalter
Die Stadt stand über Jahrhunderte im Zentrum europäischer Geschichte. Um 401 wurde von Bischof Nicasus eine Kirche erbaut; der spätere Heilige kam beim Sturm der Vandalen auf die Stadt im Jahr 406 ums Leben. 451 eroberten die Hunnen unter Attila die Stadt, zogen aber nach der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern (nicht weit von Reims) wieder ab. In der Kathedrale der Stadt wurde zwischen 497 und 499 Chlodwig I. durch Bischof Remigius getauft, was entscheidend für den Aufbau des Frankenreiches wurde. Die Bedeutung der Stadt, die bald auch Erzbistum wurde, zeigt sich auch darin, dass sie bei den merowingischen Reichsteilungen Residenz eines Teilreichs war.
Im 8. Jahrhundert trafen sich der fränkische König Pippin der Jüngere in Reims mit Papst Stephan III. und später Papst Leo III. mit Karl dem Großen. 816 fand die erste Krönung in Reims statt, als der Franke Ludwig der Fromme, von seinem Vater Karl dem Großen schon zu dessen Lebzeiten zum Mitkaiser ernannt, nach Karls Tod von Papst Stephan IV. dort noch einmal zum Kaiser gekrönt wurde. Die Könige Karlmann I. († 771), Ludwig IV. († 954) und Lothar I. († 986) wurden in der Basilika Saint-Remi bestattet.
Im 10. Jahrhundert war der Erzbischof Adalberon maßgeblich daran beteiligt, dass die französische Regentschaft vom Haus der Karolinger auf die Kapetinger überging. Er sorgte, gemeinsam mit Gerbert von Aurillac, auch dafür, dass die Stadt mit ihrer Kathedralschule zu einem intellektuellen Zentrum des Frühmittelalters wurde. Reims blieb vom 12. bis zum 19. Jahrhundert die Stadt, in der die französischen Könige gesalbt und gekrönt wurden; eine bewusste Anknüpfung an die von Chlodwig begonnene Tradition. So hatte es etwa eine hohe symbolische Bedeutung, als es den Franzosen unter Jeanne d'Arc während des Hundertjährigen Krieges gelang, die Engländer, die den Norden des Landes besetzt hatten, zurückzudrängen und Reims zurückzuerobern, wo dann Karl VII. im Jahre 1429 gekrönt werden konnte. Stadtrechte sind für Reims seit 1139 dokumentiert. Als bedeutender Markt der Champagne besaß Reims auch einige wirtschaftliche Bedeutung.
[Bearbeiten] Neuzeit
Eine Rebellion der Bürger, die sich gegen die Erhebung der Salzsteuer richtete, wurde 1461 von Ludwig XI. niedergeschlagen. In den Hugenottenkriegen stand die Stadt ab 1585 auf Seiten der Katholischen Liga, unterwarf sich aber 1590 König Heinrich IV. Der Wohlstand der Stadt, der vor allem auf der Wollindustrie beruhte, zeigte sich u. a. im Bau repräsentativer Stadtpalais in der Zeit des Absolutismus.
Infolge der französischen Revolution wurde die Provinz Champagne aufgelöst und Reims dem Département Marne zugeordnet. Die Krönung Napoleons erfolgte, anders als die der französischen Könige, nicht in Reims, sondern in Paris. Anfang 1814 war die Gegend von Reims hart umkämpft, ehe Napoleon abdankte. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die mittelalterliche Wehrmauer abgerissen. Stattdessen hielt die Industrialisierung Einzug, 1854 erreichte die Eisenbahn Reims. 1870/1871 machten die Preußen Reims zum Sitz eines Generalgouverneurs, wobei die Stadt unter hohen Kontributionen zu leiden hatte. 1909 war Reims Schauplatz einer der ersten internationalen Flugschauen, an denen auch Louis Blériot teilnahm.
[Bearbeiten] Weltkriege und Wiederaufbau
Im Ersten Weltkrieg wurde die Stadt (1914: ca. 120.000 Einwohner), die fast unmittelbar hinter der Frontlinie lag, von deutschen Artilleriegeschossen und Luftangriffen zu ungefähr 60 % verwüstet. Im März 1918 wurde die Zivilbevölkerung größtenteils evakuiert. Am 17. Januar 1919 rief die Comptesse de Mun die Aktion „Zurück nach Reims“ (Retour à Reims) ins Leben, wodurch rückkehrende Bedürftige gratis Matratzen, Möbel und Wäsche beziehen konnten. Vermögende Personen konnten für 3 Monate Möbel mieten. Die Aktion „Zurück nach Reims“ führte außerdem vier öffentliche Kantinen. Im Juli 1919 wurde Reims anlässlich eines Besuchs des französischen Präsidenten Poincaré zur „Märtyrerstadt“ (ville martyre) erklärt. Es hatten sich erst 25.000 Einwohner in der Ruinenstadt wieder einrichten können.
Schon ab 1915 machten sich die französischen Repräsentanten von Reims Gedanken, wie die Stadt wieder aufzubauen sei. Im April 1920 verabschiedete die 1919 neu gewählte Regierung unter Bürgermeister Charles Roche einen ehrgeizigen Plan des amerikanischen Armeemajors Georges B. Ford zum Wiederaufbau. Der Wiederaufbau der Innenstadt erfolgte in den Zwanzigerjahren im Stile des Art Déco. Der Wiederaufbau von Reims verwandelte die Stadt nun über Jahre hinweg in eine einzige Baustelle, zuerst mit dem Bau öffentlicher Gebäude und Handelshäuser sowie mit der Instandstellung von Häusern, die man noch „retten“ konnte. Daraufhin erfolgte der komplette Neubau ganzer Straßenzüge.
1933 zog der Kommunist, Sozialist und Professor der Mathematik Herbert Seidel aus Angst vor dem Nationalsozialismus hierher und leistete später aktiven Widerstand gegen die deutsche Besatzung. 1965 ging er, teils verhasst, teils bewundert, nach Carcassonne, um dort seinen Ruhestand zu verbringen. Am 7. Mai 1945 wurde in Reims, im damaligen Hauptquartier von General Eisenhower, des Oberbefehlshabers des SHAEF, die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht unterzeichnet. Ebenfalls in Reims fand 1962 das Versöhnungstreffen zwischen Präsident Charles de Gaulle und Konrad Adenauer statt.
[Bearbeiten] Partnerstädte
Partnerstädte von Reims sind Aachen, Salzburg, Canterbury, Arlington, Florenz und Brazzaville.
[Bearbeiten] Champagner
Reims ist neben Épernay das wichtigste Zentrum der Champagnerherstellung. Der Champagner lagert zum Teil in Kellern und Tunneln, die schon zu Zeiten der Römer in den Kalkfelsen gegraben wurden.
[Bearbeiten] Sport
In Reims ist der Fußballverein Stade de Reims beheimatet, der insbesondere in den beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg den professionellen Fußballsport in Frankreich dominierte (sechs Meistertitel und zwei Pokalsiege bei den Männern, dazu ein Jahrzehnt später auch fünf Landesmeisterschaften bei den Frauen). Heute spielt Stade in der zweiten Liga; seine Heimspiele trägt er im Stade Auguste-Delaune aus, dessen Neubau 2008 abgeschlossen sein soll.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt
- Albert Batteux, Fußballtrainer und Fußballspieler
- Jean Baudrillard, französischer Philosoph und Soziologe
- Pierre Cauchon, Bischof von Beauvais und königlicher Berater
- Maurice Couve de Murville, konservativer französischer Politiker
- Jean-Baptiste Colbert, französischer Staatsmann und der Begründer des Merkantilismus
- Jean-Baptiste Drouet d'Erlon, französischer Revolutionsgeneral
- Philippe Entremont, bedeutender Pianist und Dirigent
- Bernard Fresson, Filmschauspieler
- Daniel Goeudevert, Autoverkäufer, Manager und Unternehmensberater
- Gunthar von Hildesheim, Bischof des Bistums Hildesheim († 5. Juli vermutl. 834 oder 835)
- Philippe Henriot, Staatssekretär für Information und Propaganda des Pétain-Regimes
- Jean Baptiste de La Salle, Priester, Pädagoge und Ordensgründer
- Simon Nicolas Henri Linguet, französischer Schriftsteller
- Johann-Joseph Krug, deutscher Unternehmer und Gründer des Champagnerhauses Krug
- Henri Marteau, deutsch-französischer Violinist und Komponist
- Jean-David Morvan, Comiczeichner
- Robert Pires, französischer Fußballer
- Jakob von Vitry, mittelalterlicher Kardinal
[Bearbeiten] In Reims gelebt und verstorben
- Brun, Erzbischof von Köln und Bruder Ottos I., verstarb auf einer diplomatischen Mission
- Karlmann I., Bruder von Karl dem Großen, König der Franken
- Guillaume de Machaut, Komponist und Dichter
- Alfred Lichtenstein, deutscher Jurist und expressionistischer Schriftsteller
- Louis-Henri-Joseph Luçon, Erzbischof von Reims.
- Ludwig IV., westfranzösischer König
- Liutwin, Klostergründer in Mettlach und Bischof in Trier, Laon und Reims
- Herbert MacKay-Fraser, US-amerikanischer Rennfahrer
- Luigi Musso, italienischer Formel-1- und Sportwagen-Rennfahrer
- Philipp VI., König von Frankreich
- Remigius von Reims, taufte den Merowingerkönig Chlodwig I.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Patrick Demouy: Reims - Die Kathedrale. Verlag Schnell + Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1388-5.
[Bearbeiten] Weblinks
- www.ville-reims.com - Offizielle Homepage der Stadt (französisch / englisch / deutsch)
- Fotos von Kathedrale und Basilika St. Remi
- Reims. Erster Weltkrieg und Wiederaufbau (französisch)
Kathedrale von Amiens | Königliche Saline in Arc-et-Senans | Römische und romanische Denkmale von Arles | Altstadt von Avignon | Belfriede in Frankreich (und Belgien) | Bordeaux, Hafen des Mondes | Kathedrale von Bourges | Canal du Midi | Altstadt und Stadtmauer von Carcassonne | Kathedrale Notre-Dame, Chartres | Schloss Fontainebleau und sein Park | Abtei von Fontenay | Kap Girolata, Kap Porto, Calanche und der Naturpark Scandola auf Korsika | Le Havre | Französischer Teil des Jakobswegs | Tal der Loire | Altstadt von Lyon | Mont-Saint-Michel | Die Plätze Stanislas, de la Carrière, und d'Alliance in Nancy | Amphitheater und Triumphbogen von Orange | Ufer der Seine, Paris | Mont Perdu, in den Pyrenäen | Pont du Gard | Provins | Kathedrale Notre Dame, Die Basilika von Saint Rémi und Palais du Tau, Reims | Saint-Émilion | Kirche von Saint-Savin sur Gartempe | Grande Île von Straßburg | Schloss Versailles und sein Park | Vézelay | Höhle von Lascaux und Cro-Magnon im Vézère-Tal