Burnout-Syndrom
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Klassifikation nach ICD-10 | ||
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Z73.0 | Ausgebranntsein Burn-out Zustand der totalen Erschöpfung |
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ICD-10 online (WHO-Version 2006) |
Ausgebranntsein – oder Burnout-Syndrom (engl. (to) burn out: „ausbrennen“) – bezeichnet eine besonders ausgeprägte berufliche und/oder familiäre Erschöpfung.
Ständige Frustration, das Nichterreichen eines Zieles, zu hohe persönliche Erwartungen an eigene Leistungen, Überlastungen etc. können erschöpfen. Das Burnout-Syndrom ist vielfältig und individuell in Auftreten und Ausmaß: Erschöpfung und Niedergeschlagenheit, aber auch körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenkrämpfe oder körperliche Dysfunktionen. Typisch sind auch Schuldgefühle oder Versagensängste. Der „Ausgebrannte“ erlebt seine Umwelt im allgemeinen als nicht mehr kontrollierbar und zieht sich eher in sich zurück, ohne eventuelle Hilfe (von Verwandten oder Freunden) anzunehmen. Notwendiger erster Schritt ist die sofortige Verringerung der Belastung.
Burnout kann nahezu alle sozialen Gruppen treffen – von Schülern über Forscher bis hin zu Arbeitslosen und Rentnern sind alle Fälle bereits nachgewiesen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Der Begriff „Burnout“ wurde 1973 von dem Psychoanalytiker Herbert Freudenberger erstmals verwendet. „Helfende Berufe“ (Ärzte, Pflegeberufe, Rettungsdienstpersonal, Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher) fielen damals auf durch besonders häufige Krankschreibung, Arbeitsunfähigkeit oder Frühverrentung. Ursache war eine besonders hohe Arbeitsbelastung, gepaart mit einem besonders hohen persönlichen Engagement, beides führte zum „Ausbrennen“.
Ins Blickfeld der Medien kam das Syndrom, nachdem einige Fälle unter Sportlern und Musikern bekannt wurden. Der Skispringer Sven Hannawald hat deswegen seine Karriere beendet; der Fußballspieler Sebastian Deisler litt darunter; der Jazz-Pianist Keith Jarrett hat eine jahrelange Zwangspause eingelegt, der Rapper Eminem hat eine Tournee abgesagt.
[Bearbeiten] Drei Voraussetzungen
Drei Voraussetzungen müssen gegeben sein:
- Hohe Anforderung von außen
- Leistungsbereitschaft
- nicht „Nein“ sagen können
Burnout ist immer ein Zusammenspiel dieser drei Faktoren. Leistungsdruck am Arbeitsplatz durch zu wenig Personal, unrealistische Leistungsforderungen, fehlerhafte Organisation und unsinnige Prozesse, unsinnige Leistungsziele (plus 30 %) paart sich mit einer entsprechenden Persönlichkeit. Der Mitarbeiter ist ehrgeizig, gewissenhaft oder beflissen und reagiert auf Leistungsforderung und Rückstände durch mehr Einsatz. Entscheidend ist aber nicht nur die Unfähigkeit, „Nein“ sagen zu können, sondern auch bei Problemen durch Überlastung mit noch mehr Einsatz zu reagieren. Dies führt zu einem Teufelskreis, der im Burnout endet.
[Bearbeiten] Charakteristische Merkmale und Symptome
Die charakteristischen Merkmale sind eine körperliche und emotionale Erschöpfung, anhaltende physische und psychische Leistungs- und Antriebsschwäche, sowie der Verlust der Fähigkeit, sich zu erholen. Ebenso ist eine zynische, abweisende Grundstimmung gegenüber Kollegen, Klienten und der eigenen Arbeit festzustellen. Burnout ist nicht nur ein persönliches Problem des Betroffenen, sondern gefährdet aufgrund seiner „ansteckenden“ Natur das berufliche Umfeld. Auch wenn sich die Krankheitshäufigkeit (Prävalenz) des Burnout-Syndroms noch nicht feststellen lässt, wird eine allgemeine Steigerung des Burnout-Risikos aufgrund sich verändernder Lebens- und Arbeitsbedingungen erwartet. Die Symptome können auch bei Unterforderung, etwa Arbeitslosigkeit auftreten.
Matthias Burisch schildert folgende Symptome, die auch in anderer Reihenfolge auftreten können:
[Bearbeiten] Warnsymptome der Anfangsphase
Eine Theorie sagt: „Wer ausbrennt, muss einmal gebrannt haben.“
Auffallende Merkmale der Anfangsphase sind beispielsweise:
- vermehrtes Engagement für bestimmte Ziele
- man arbeitet nahezu pausenlos
- verzichtet auf Erholungs- oder Entspannungsphasen
- fühlt sich unentbehrlich und vollkommen
- um das darzustellen, entwerten Betroffene häufig andere Teammitglieder
- und machen sich so bei Kollegen unbeliebt
- der Beruf wird zum hauptsächlichen Lebensinhalt
- Hyperaktivität
- Nichtbeachten eigener Bedürfnisse
- Verdrängen von Misserfolgen
- Beschränkung sozialer Kontakte auf einen Bereich, z. B. die Kunden, Partnervernachlässigung
- Erschöpfung
- chronische Müdigkeit
- Suche von Ablenkung und Trost in Alkohol, Tabak, vielem Essen oder häufigerem Sex
- Konzentrationsschwäche
- Schlafstörungen
- Drehschwindel
Dass auch akute Überbelastung z. B. in Grenzlagen zu Burnout führen kann, ist noch genauer zu erforschen.
[Bearbeiten] Reduziertes Engagement
Die völlige Hinwendung zu einem Bereich, z. B. zum Klienten in der Arbeit, kann nach einiger Zeit genau das Gegenteil hervorrufen, nämlich den Rückzug.
Folgende auffallende Merkmale sind zu beobachten:
- der Patient verliert die positiven Gefühle gegenüber dem Klienten
- Stereotypisierung
- Distanzbedürfnis und Meidung von Kontakten
- Schuldzuweisungen an andere (aggressives Verhalten) und an sich selber (depressives Verhalten)
- verstärkte Akzeptanz von Kontrollmitteln, Strafen, Medikamenten, Alkohol
- negative Einstellung und Vernachlässigung der Arbeit
- verstärkter Rückzug von Problemen mit anderen, oder von der Familie, den Partnern, Freunden etc., da auch in anderen Bereichen Reden und Zuhören zum Problem wird
- der Patient stellt erhöhte Ansprüche an sein Umfeld und hat häufig das Gefühl ausgenutzt und nicht genug anerkannt zu werden.
[Bearbeiten] Schuldzuweisungen als emotionale Reaktion
Die mit Burnout verbundenen Probleme führen besonders zur Desillusionierung und fordern oft das Aufgeben von wichtigen Lebenszielen. Dies ist sehr schmerzlich und muss verarbeitet werden. Um die Aufarbeitung zu vermeiden, kommt es häufig zu Schuldzuweisungen. Diese kann sich als Aggression entweder gegen sich selbst oder gegen andere wenden. Patienten fühlen sich oft hilflos, sie entwickeln Schuldgefühle und mindern ihr Selbstwertgefühl. Oder sie machen der Umwelt Vorwürfe, blockieren in der Arbeit Veränderungen und es kommt häufiger zu Wutausbrüchen.
In diesem Stadium können die Probleme, wenn man sie ernst nimmt, noch erfolgreich gelöst werden.
[Bearbeiten] Abbau des Engagements
Dauern die Probleme über längere Zeit an, führen sie zu einem Abbau des Engagements, der zunächst in der Arbeit durch folgende Symptome sichtbar wird:
- Desorganisation
- Unsicherheit
- Probleme bei komplexen Aufgaben und Entscheidungen, verringerte kognitive Leistungsfähigkeit
- Verminderte Motivation und Kreativität
- die Arbeit wird gerne auf den Dienst nach Vorschrift reduziert
Auch das Privatleben wird beeinträchtigt: Die Betroffenen ziehen sich immer mehr zurück, pflegen kaum mehr Freundschaften, trennen sich vom Partner und vereinsamen.
[Bearbeiten] Verflachung
Zudem kommt es nicht nur zum Abbau in der Arbeit, sondern auch generell zur Verflachung des emotionalen, mentalen und sozialen Lebens.
Folgende Symptome treten häufig auf:
- Gefühle wie Gleichgültigkeit, Einsamkeit und Desinteresse
- Konzentration auf die eigene Person
- Probleme bei sozialen Kontakten:
- Vermeidung von Kontakten
- übertriebene Bindung an eine bestimmte Person
- ständige Suche nach interessanteren Kontakten
[Bearbeiten] Psychosomatische Reaktionen
Es kommt zu einer Schwächung des Immunsystems und dadurch häufiger zu Infektionskrankheiten. Weitere psychosomatische Erkrankungen sind oft Verspannungen, Schlafstörungen, Kreislaufprobleme, Verdauungs- und Essstörungen sowie bei fortgeschrittener Erkrankung auch Herzkrankheiten, Geschwüre im Magen-Darm-Trakt, schwerer Tinnitus und Begünstigung der Krebsentwicklung. Auch Alkoholkrankheit und Missbrauch und Abhängigkeit von Medikamenten und anderen Drogen kann Folge sein.
[Bearbeiten] Verzweiflung
Im Endstadium des Burnout erlebt der Betroffene existenzielle Verzweiflung. Die Einstellung zum Leben ist überwiegend negativ und das Gefühl der Hilflosigkeit und Niedergeschlagenheit verdichtet sich zur Depression. Zuletzt folgen totale Sinnlosigkeit, die teilweise im Suizid endet.
[Bearbeiten] Diagnose und Fragebögen
Es gibt zwei anerkannte Methoden zur Diagnose von Burnout:
- Das Maslach Burnout Inventory – MBI, bei dem Aussagen aus den Kategorien Emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung und Leistungszufriedenheit nach Intensität und Häufigkeit beantwortet werden müssen. Inhaltlich deckt dieser Fragebogen die wichtigsten Aspekte von Burnout ab. Nachteil des Instruments: Die Fragen sind zu sehr auf helfende Berufe bezogen.
- Das Tedium Measure – TM in dem Aussagen nur bzgl. ihrer Häufigkeit beantwortet werden.
[Bearbeiten] Phasen des Burnout-Syndroms
Burnout ist immer als ein Prozess zu verstehen, den man in Phasen unterteilen kann. Es gibt allerdings nicht den typischen Verlauf des Burnout. So wurden zahlreiche Phasentheorien entwickelt, unter anderem von Herbert Freudenberger, Lauderdale, Jerry Edelwich, Christina Maslach, Stevan Hobfoll und Cary Cherniss. Freudenberger und Lauderdale haben überwiegend Fälle aus der Wirtschaft betrachtet, während sich J. Edlewich, C. Maslach, und C. Cherniss mit solchen aus helfenden Berufen befasst haben. Hobfoll geht auf beide Gruppen ein.
[Bearbeiten] Nach Freudenberger
Hier wird eine Entwicklung von einem empfindsamen zu einem empfindungslosen Stadium beschrieben.
- empfindsames Stadium: Negative Gefühle werden nicht beachtet, ein hoher Energieeinsatz zum Erreichen gewohnter Leistungen aufgebracht und chronische Müdigkeit verdrängt.
- empfindungsloses Stadium: es treten Symptome wie Gleichgültigkeit, Schuldzuschreibungen an die Umwelt, Angst nicht anerkannt zu sein und Desorientierung auf.
[Bearbeiten] Nach Lauderdale
Lauderdale beschreibt einen Weg von der Verwirrung über die Frustration zur Verzweiflung:
- Verwirrung: In diesem Anfangsstadium hat der Patient das grundlegende Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Begleitend treten gelegentliche grundlose Angst und beginnende körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verspannungen etc. auf.
- Frustration: In diesem fortgeschritten Stadium machen sich Gefühle wie Ärger, Unzufriedenheit, Gereiztheit und das Gefühl ausgenutzt, betrogen zu werden breit. Es folgt oft eine Flucht, z. B. durch einen Arbeitsplatzwechsel, oder die Flucht in Drogen, Medikamente, … Die körperlichen Beschwerden verstärken sich zunehmend.
- Verzweiflung: Gefühle von Sinnlosigkeit, Versagen, Misstrauen treten verstärkt auf. Es kommt zu schneller Erschöpfung, das Leben wird so weit es geht mechanisiert, der Patient zieht sich zurück und fällt in Apathie.
[Bearbeiten] Nach Edelwich
Auch bei dieser Theorie wird ein Prozess über mehrere Phasen hinweg erläutert:
- idealistische Begeisterung, verbunden mit Selbstüberschätzung, hohem Energieeinsatz sowie Überidentifizierung mit der Arbeit und den Klienten
- Stillstand nach ersten Enttäuschungen
- Orientierung hin zu eigenen Bedürfnissen in der Arbeit, z. B. zur Karriere
- Frustration, die von der Erfahrung eigener Erfolg- und Machtlosigkeit sowie Problemen mit der Bürokratie und der scheinbar mangelnden Anerkennung durch die Klienten ausgelöst wird
- körperliche Beschwerden, Essprobleme und Drogenkonsum
- Apathie und Verzweiflung
- fallspezifische Intervention
[Bearbeiten] Nach Maslach
Diese Theorie gliedert den Krankheitsablauf in folgende Phasen:
- emotionale und physische Erschöpfung
- Rückzug: Der Erschöpfung folgen negative Gefühle gegenüber anderen, wie Kollegen, Patienten, Klienten, etc., aber auch gegen sich selbst. Es kommt zu Dehumanisierung und Zynismus und der Betroffene zieht sich verstärkt zurück. Die Arbeit wird auf das Notwendigste reduziert, Veränderungen und Probleme gemieden.
- In einem terminalen Stadium verstärkt sich der Widerwillen gegen andere und sich selbst und ein Gefühl reduzierter Leistungsfähigkeit entsteht.
[Bearbeiten] Nach Cherniss
Cherniss zeigt folgende drei Phasen auf:
- Die vorrangige Ursache ist Stress im Beruf, da die Anforderungen dort die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen übersteigen
- Daraufhin kommt es zu einem Stillstand, bei dem sich Gefühle wie Angst, Spannung, Reizbarkeit und Erschöpfung breitmachen.
- Es folgen defensive Bewältigungsversuche durch emotionale Abkoppelung, Rückzug und Zynismus.
[Bearbeiten] Nach Hobfoll
Hobfoll beschreibt die Entwicklung von Ressourcenverlusten im Kontext der Burnout-Symptomatik nach Maslach, sagt aber keine Auftretensreihenfolge der drei Burnout-Komponenten vorher, sondern postuliert, dass die Existenz einer Komponente die Auftretenswahrscheinlichkeit der beiden anderen erhöht (Buchwald & Hobfoll, 2004). Im Rahmen der Theorie der Ressourcenerhaltung sehen Hobfoll und Buchwald den Verlauf von Burnout als einen Prozess, bei dem bestehende Ressourcen durch eine permanente Arbeitsbelastung schneller aufgebraucht als ersetzt werden können. Anfängliche Ressourcenverluste können in eine Spirale fortschreitender Verluste münden. Verlustspiralen entstehen vor allem bei Menschen, denen es bereits in der Ausgangssituation an adäquaten Ressourcen mangelt. Im Unterschied zu extremen Stressereignissen, bei denen man rasante Ressourcenverlustspiralen beobachten kann, findet bei Burnout ein eher langsames, aber stetiges Versiegen von multiplen Ressourcen statt. Dieses allmähliche, oft kaum merkliche Verrinnen der Ressourcen im Laufe des Arbeitsprozesses ist ein schleichender Prozess, der jedoch im Endeffekt der Wirkung von extremem Stress kaum nachsteht (Hobfoll, 1998).
[Bearbeiten] Zusammenfassung
Die Phasen könnte man folgendermaßen zusammenfassen:
- Enthusiasmus
- Stagnation
- Frustration
- Apathie
- Burnout
Diese Phasen lassen sich vor allem gut an den helfenden Berufen aufzeigen. Es wird mit großem Idealismus und guten Vorsätzen an eine Tätigkeit heran gegangen (Phase Enthusiasmus). Die Person merkt aber, dass sie durch ihr Handeln keine Fortschritte erzielt. Stagnation, womöglich Rückschritte frustrieren, machen zynisch gegenüber der Klientel. In der Phase der Apathie ist die berufliche Tätigkeit nur noch unter großen Anstrengungen auszuüben. Man ist unmotiviert, sich neue Ziele zu stecken und häufig fehlt auch das Bewusstsein für seine eigene Situation. In der Phase wirken die Betroffenen äußerst phlegmatisch und können sich selbst zu nichts mehr antreiben, weder beruflich noch privat. Hier sind auch erste körperliche Anzeichen von Erschöpfung sichtbar. Hält dieser Zustand für eine längere Zeit an, spricht man vom Burnout-Syndrom.
[Bearbeiten] Ursachen
Die Ursachen für Burnout lassen sich v.a. im persönlichen, im sozial-, und organisationspsychologischen und im gesellschaftlichen Bereich finden. Bei all diesen genannten Feldern spielt insbesondere der Rollenkonflikt zwischen Wunschbild und Realität eine große Bedeutung. Ist die Diskrepanz zu groß steigt die emotionale Enttäuschung stark. Eben diese Enttäuschung stellt die Grundlage der Krankheit dar.
[Bearbeiten] Persönliche Ursachen
Folgende persönliche Aspekte begünstigen den Burnout:
- Neurotizismus: Eigenschaften wie Ängstlichkeit, mangelnde Selbstachtung, Neigung zu Irritationen, Sorgen und Depressionen, Neigung zu Zwanghaftigkeit, Schuldanfälligkeit und ein labiles Selbstwertgefühl sind bei Ausbrennern auffällig.
- Perfektionsstreben: Ausbrenner setzten sich oft zu hohe Ziele und haben Probleme, Kompromisse einzugehen. Das wirkt sich nachhaltig auf ihre Handlungsplanung und -bewertung aus.
- Helfersyndrom: Es wird versucht, Versagenserlebnisse und versagte Zuwendung in der Kindheit nun durch die eigene soziale Tätigkeit zu kompensieren. Der Helfer gibt die Zuwendung, die er empfangen möchte. Personen mit dem Helfersyndrom versuchen, ihr labiles Selbstwertgefühl durch die Aufopferung an eine große Aufgabe und die damit verbundene Dankbarkeit vieler Hilfsempfänger zu stabilisieren.
- krankhafter Ehrgeiz: Menschen deren Selbstwertgefühl größtenteils auf ihren beruflichen Leistungen beruht, zeigen eine häufig krankhafte Sucht nach Erfolg. Diese wird meist durch die elterliche Erziehung geprägt, nämlich genau dann, wenn die Zuneigung und Liebe direkt von den vorgezeigten Erfolgen der Kinder abhängt.
- besondere persönliche Defizite: Eine schlechte Ausbildung, die Misserfolge provoziert und die Unfähigkeit, anderen Grenzen zu setzen, können den Burnout begünstigen.
- ADHS-Betroffene sind generell einer erhöhten Burnoutgefahr ausgesetzt
[Bearbeiten] Soziale und organisationspsychologische Ursachen
Folgende Ursachen für Burnout stehen besonders in Zusammenhang mit den Umweltfaktoren der Helfer: Ein Wechsel der Arbeitssituation, wie z. B. der Einstieg in den Beruf, ein Wechsel des Vorgesetzten, ein Wechsel der Arbeitsstelle oder ähnliches sind häufig Auslöser für das Burnout-Syndrom. Dabei ist ein guter Einführungsprozess vor allem bei Berufsanfängern als vorbeugende Maßnahme sehr wichtig.
Die Arbeitsbelastung stellt eine weitere Einflussgröße dar. Eine konfliktreiche Rolle, die Unmöglichkeit, sich die Klientel auszusuchen, für den Betroffenen schwierige Klientel, die zeitliche und organisatorische Unmöglichkeit, mit der Klientel befriedigend zu arbeiten und zeitraubende sinnlose Verwaltungsarbeit fördern Burnout. Auch das Ausmaß der intellektuellen Anregung beeinflusst das Burnout-Risiko. Je mehr der Alltag von immer gleicher Routine ohne Herausforderungen bestimmt ist, desto höher ist das Burnout-Risiko. Weiterhin wird Burnout begünstigt durch zu sachlichen, zu einseitigen und zu unpersönlichen Kundenkontakt und durch mangelnde Möglichkeiten des Helfers, sich selbst in die Arbeit einzubringen und eigene Entscheidungen zu treffen.
Zudem steigt die Burnout-Gefährdung, wenn die Ziele und Erfolgskriterien der Arbeit nicht klar definiert sind, wenn das Team nicht die gleichen Ziele verfolgt oder wenn der Helfer Ziele verfolgen muss, die gegen seine eigenen Wertvorstellungen verstoßen. Im Kontakt mit Kollegen kann Burnout dadurch mitverursacht werden, dass der Betroffene Gleichgültigkeit erfährt, keinen Rat und Unterstützung erhält und ihm keine emotionale und strategische Rückendeckung gegeben wird. Außerdem wird Burnout durch „schlechten“ Kontakt zum Vorgesetzten begünstigt, wenn Betroffene beispielsweise zu wenig Rückmeldung, Lob und Anerkennung bekommen. Auch zu starke Kontrolle und schlechtes Arbeitsklima steigern die Burnout-Gefahr.
Ein weiterer Faktor sind die „professional mystiques“. D.h., Ausbildung und Massenmedien vermitteln falsche Bilder wie beispielsweise: dass der Berufsstatus bereits Kompetenz garantiere und die wiederum hohe Erfolgsraten; dass Klienten grundsätzlich kooperativ und dankbar, Kollegen hilfsbereit und solidarisch seien. Weitere wichtige Umweltfaktoren sind private Probleme in Familie oder Partnerschaft, Einsamkeit oder ein schwaches soziales Umfeld. In großen Organisationen kommen noch spezielle Faktoren wie z. B. zu wenig Autonomie und eigene Entscheidungsfreiheit in der Arbeit sowie Rollenambiguität und -konflikte dazu. Hier ist die Gefahr größer, dass mehrere Menschen die gleichen Aufgaben erledigen, dass Unübersichtlichkeit herrscht und der Einzelne Aufgaben übernehmen muss, für die er nicht ausgebildet ist.
[Bearbeiten] Objektive Belastungsfaktoren, Stress
Die Bedeutung der objektiv feststellbaren Arbeitsbelastung stellt eine Einflussgröße dar, deren Bedeutung nicht unterschätzt werden sollte. Dazu gehören: Massive körperliche Belastungen durch Heben von Gewicht (insbesondere einseitiges Heben), häufiger starker Wechsel der Umgebungstemperaturen ohne entspr. Schutzkleidung, starke oder gesundheitsschädliche Beschallung, deutlich wechselnde tägliche Arbeitszeiten (oft Schaukeldienste genannt) und häufige oder lang anhaltende Nachtdienste.
Belastbar erscheinende Mitarbeitende werden vermehrt Überstunden oder besonders belastenden Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Deren Selbstüberforderung wird durch die Vorgesetzten evtl. nicht erkannt. Auch der Druck von Vorgesetzten ist zu erwähnen, Überstunden z. B. zur Erreichung von Arbeitszielen zu leisten. Dies reduziert natürlich deren Fähigkeit, die Fürsorgepflichten als Arbeitgeber-Vertreter wahrzunehmen. Im biologischen Stress-Modell wird von einer vorübergehenden starken Belastbarkeit ausgegangen, die allerdings ausreichende Erholungsphasen erfordert. Sonst ist danach mit einem Zusammenbruch des gesamten Organismus und seiner Abwehrfunktionen zu rechnen.
[Bearbeiten] Gesellschaftliche Ursachen
Auch in gesellschaftlichen Zuständen und Veränderungen lassen sich Ursachen für den Burnout finden:
- Der Zerfall familiärer und kommunitärer Bindungen bewirkt wachsende Anonymität und Unpersönlichkeit. Das fördert eine narzisstische, selbstbezogene Charakterstruktur mit Angst vor Abhängigkeit, innerlicher Leere und Problemen bei tiefen persönlichen Bindungen. Die Arbeit wird umso höher als Befriedigungsquelle mit Erwartungen besetzt. Folglich sind die Menschen nicht mehr bereit, Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, die nicht optimal sind und weniger befriedigen.
- Eine weitere Ursache liegt im Wertewandel, insbesondere in der Einstellung zur Religion. Die hatte früher größeren Einfluss und stellte die Wechselfälle des Lebens oft eher als göttliche Fügung dar. Individuelle menschliche Entscheidungen haben heute Vorrang vor dem Einfluss höherer Mächte, was Unzufriedenheit und damit Burnout fördert.
- Darüber hinaus wirkt in ungünstiger Arbeitsmarktlage drohende oder sogar auch vorhandene, etwa unlösbare Arbeitslosigkeit mit. Auch in helfenden Berufen Tätige bleiben aus Angst eher an Stellen mit schlechten Arbeitsbedingungen. Das macht unzufrieden und erleichtert das „Ausbrennen“.
- Die unsichere Marktlage, in der eine sichere Lebensplanung entfällt, verunsichert stark. Wachsende Komplexität aller Prozesse des modernen Lebens sorgt tendenziell für Autonomieeinbußen und Stress, da der Mensch immer mehr auf Maschinen und Spezialisten angewiesen ist. Man wird mehr auf bestimmte Rollen festgelegt, kann nur noch Teilbereiche des Lebens bestimmen und bewältigen, ist oft damit überfordert.
- Die Spezialisierung innerhalb der helfenden Berufe stellt gesellschaftlich hohe Erwartungen an sie. Als bürokratisch empfundene Kontrollsysteme mit als irrelevant empfundenen Erfolgskriterien können aus Sicht der Betroffenen sinnvolle Arbeit erschweren.
[Bearbeiten] Behandlung
Patienten mit Burnout-Syndrom müssen durch professionelle Hilfe unterstützt werden. In den Anfangsphasen können teilweise noch ausgedehnte Erholung, z. B. in Form einer Kur, oder ein Arbeitsplatzwechsel ausreichend Hilfe leisten. Im fortgeschrittenen Stadium vergeht ein Burnout-Syndrom nicht „einfach“ wieder. Die Betroffenen werden in einer gezielten Psychotherapie behandelt, die helfen soll, die eigene Leistungsfähigkeit besser einzuschätzen und zukünftige Leistungsanforderungen realistischer zu stellen, damit künftige Überforderungen verringert werden. Zusätzlich werden in letzter Zeit auch natürliche Präparate als Ergänzung dem Patienten verschrieben (Johanniskraut-Monopräparate und/oder Johanniskraut-+Passionsblume-+Baldriankombinationen), da diese auf die Serotonin-Aufnahme und damit auf die Stimmung positiv Einfluss nehmen. Eine angemessene und eher intensivierte psychopharmakologische Behandlung mit Antidepressiva, v. a. SSRI, ist dennoch in den meisten Fällen unumgänglich. Im Hinblick auf die Behandlung mit Johanniskrautpräparaten sollte u. a. die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten („Pille“) beachtet werden.
[Bearbeiten] Präventive Maßnahmen
Generell, so wird vermutet, kann der oder die individuell Betroffene, das Team und auch die Institution durch verschiedene Maßnahmen von Gesundheitsförderung dem Burnout vorbeugen. Hierzu wird u. a. auf die Konzepte Salutogenese, Coping, Selbstwirksamkeit und Empowerment verwiesen:
- Individuelle Vorbeugungsmaßnahmen:
Für Burnout-Gefährdete ist es sehr wichtig, sich selbst Zeit und Raum zum Ausruhen und Regenerieren sowie für Ausgleichsmöglichkeiten wie Sport, Musik oder andere Hobbys zu geben. Aber auch Gebet und Meditation oder andere Dinge, die dem Einzelnen ermöglichen, Ruhe und Entspannung zu erfahren, indem sie die Aufmerksamkeit gezielt von dem Belastungsbereich weglenken, können geistig und körperlich sehr entlastend wirken.
Zudem ist es wichtig, die notwendige Distanz zur Arbeit zu behalten oder zu schaffen, um ihr aus einem neuen Blickwinkel zu begegnen und möglicherweise unrealistische Vorstellungen zu korrigieren.
- Entlastungsmöglichkeiten im Team:
Auch das Team ist für realistische Arbeitspläne und -umsetzungen mitverantwortlich. Hier sollten dem Einzelnen wenn möglich an seine Fähigkeiten angepasste, begrenzte und realistische Aufgaben zugeteilt werden. Zudem sollte das Team im Idealfall auch ein Raum für Austausch, Feedback und gegenseitige Begleitung sein.
- Vorbeugung durch Arbeitgeber bzw. die Institution:
Der Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen sollte ein größeres Gewicht gegeben werden als einer vorrangigen Geschäfts-Ziel-Erreichung im ökonomischen Sinn. Dabei handelt es sich nicht nur um gesetzliche Pflichten sondern auch um ethische Normen, zu denen sich Unternehmen verpflichten (sollten), vergleiche hierzu die Diskussion um ein Unternehmens-Leitbild.
Weitere Vorbeugungsangebote der Institutionen, um die Mitarbeiter vor Überlastungen zu schützen und dem Burnout vorzubeugen, könnte beispielsweise durch die Schaffung von Raum für Reflexionen im Team erreicht werden, z. B. in Form von Supervisionen. Dies ist jedoch nur mit Mitarbeitern möglich die dieses Konzept nicht grundsätzlich ablehnen.
[Bearbeiten] Burnout in der ICD
Burn-out wird in der „Internationalen Klassifikation der Erkrankungen“ als „Ausgebranntsein“ und „Zustand der totalen Erschöpfung“ mit dem Diagnoseschlüssel Z73.0 erfasst. Der Abschnitt Z enthält „Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen“; Burn-out ist also nach dieser Klassifikation ein Einflussfaktor, aber kein Syndrom und keine eigenständige Krankheit.
[Bearbeiten] Literatur
- Anne-Rose Barth: Burnout bei Lehrern. Hogrefe 1997. ISBN 3-8017-1104-8
- Andrea Baumgartl: "Auftanken statt Ausbrennen: Elf effektive Strategien gegen den Burnout" 117 Seiten. ISBN: 978-3-00-023573-3
- Thomas Bergner: Burnout-Prävention Schattauer 2007. ISBN 978-3-7945-2585-0
- Frank Berndt: Das Burnout-Syndrom verstehen und überwinden in Handbuch Sozialmanagement, Raabe-Verlag/Klett Gruppe 2006
- P. Buchwald und S. E. Hobfoll: Burnout aus ressourcentheoretischer Perspektive. In: Psychologie in Erziehung und Unterricht. 51. 2004, 247–257.
- Matthias Burisch: Das Burnout Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung 3. Aufl. Springer 2006. ISBN 3-540-23718-6
- Cary Cherniss: Jenseits von Burnout und Praxisschock. Hilfen für Menschen in lehrenden, helfenden und beratenden Berufen. Beltz 1999. ISBN 3-407-22041-3
- Jörg Fengler: Helfen macht müde. Zur Analyse und Bewältigung von Burnout und beruflicher Deformation. 6. Auflage Pfeiffer 2001. ISBN 3-608-89626-0
- Martin Grabe: Zeitkrankheit Burnout. Warum Menschen ausbrennen und was man dagegen tun kann. Franke 2005, ISBN 3-86122-780-0
- Wolfgang Hagemann: Burnout bei Lehrern. Beck 2001, 303 Seiten. ISBN 3-406-50921-5
- Andreas Hillert und Michael Marwitz: Die Burnout Epidemie. Oder brennt die Leistungsgesellschaft aus? Beck 2006. ISBN 3-406-53589-5
- Rosel Hölzer: Burnout in der Altenpflege. „vorbeugen – erkennen – überwinden“. Urban&Fischer 2003. ISBN 3-437-47530-4
- Vinzenz Mansmann: Total erschöpft. Neue Energie durch Naturheilmittel. GU Verlag 2002. ISBN 3-774-23652-6
- Dietmar Pfennighaus: Desillusionierung im Beruf. Ein Konstrukt in der Burnout-Forschung. Tectum Verlag 2000. ISBN 3-828-88176-9
- Gregor Raddatz, Bernd Peschers: Burnoutprävention in der Pflegeausbildung. Hintergründe – Konzepte – Unterrichtsentwürfe. Elsevier, 2007, 192 S. ISBN 3-437-27770-7
- Ina Rösing: Ist die Burnout-Forschung ausgebrannt? Analyse und Kritik der internationalen Burnout-Forschung. Asanger Verlag, Heidelberg, 2003. 333 Seiten. ISBN 3-89334-409-8.
- Traugott Schall: Erschöpft – müde – ausgebrannt. Überforderung und Resignation: vermeiden – vermindern – heilen. Würzburg 1993. ISBN 3-429-01487-5
[Bearbeiten] Weblinks
- Burnout Syndrom: Ursachen und Bewältigungsstrategien (Masterarbeit)
- Burnout-Syndrom-Dossier mit Radiobeiträgen, Links und Selbsttest
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