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Astrologie – Wikipedia

Astrologie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Homo signorum aus den Très Riches Heures des Herzogs von Berry (1412-16; Chantilly, Musée Condé, Ms. 65, fol. 14v).
Homo signorum aus den Très Riches Heures des Herzogs von Berry (1412-16; Chantilly, Musée Condé, Ms. 65, fol. 14v).

Die Astrologie ist ein System aus Lehren, Überlieferungen und Glaubensgrundsätzen, mit dem Ziel, aus Himmelserscheinungen Hinweise auf Personen und Ereignisse auf der Erde zu deuten. Im modernen naturwissenschaftlichen Weltbild geht man davon aus, dass die Planeten keinen direkten Einfluss auf die Menschen ausüben und in wissenschaftlichen Studien werden die Aussagen und Vorhersagen der Astrologie nicht bestätigt.[1][2] Die Überlegungen der Astrologie haben spekulativ-mythologischen Charakter und werden der Esoterik bzw. den Para- oder Pseudowissenschaften zugerechnet. Im Unterschied zur Astrologie beschäftigt sich die Astronomie mit dem Aufbau, den Veränderungen und den Bewegungen der Himmelskörper. Beide Disziplinen haben ihre gemeinsamen Wurzeln in der Faszination, die himmlische Erscheinungen auf die Menschen ausüben.

Das griechische Wort αστρολογία setzt sich aus den Wörtern ἄστρον („Stern, Gestirn“) und λόγος („Rede, Begriff, Lehre“) zusammen und kann wörtlich mit Sternenlehre oder Himmelskörperkunde übersetzt werden.

In diesem Artikel wird vor allem die westliche Astrologie beschrieben; andere Systeme unterscheiden sich davon.

Inhaltsverzeichnis

Die astrologische Sicht

In der Astrologie werden aus den Positionen der Planeten zu einem bestimmten Zeitpunkt (auch als Horoskop bezeichnet) Schlussfolgerungen gezogen. Beispielsweise lehrt die Astrologie, dass das Horoskop für den Zeitpunkt der Geburt den Charakter prägt oder dass bestimmte Planetenkonstellationen für bestimmte Unternehmungen besonders günstig sind.

Die Grundlage für das abendländische Horoskop bildet der Tierkreis. Er setzt sich aus zwölf Segmenten zusammen, von denen jedes einem Tierkreiszeichen entspricht. Diese Zeichen sind zwölf Bilder, die für bestimmte Charaktereigenschaften des Menschen stehen. Die Astrologie orientiert sich an der Himmelsansicht der Gestirne im Tierkreis. Nicht die geozentrische Sicht vom Erdmittelpunkt, sondern die topozentrische von der Erdoberfläche ist ausschlaggebend für die Deutung. Da diese Sicht objektiv ist, kann zumindest die Berechnung des Horoskops, die der Deutung vorausgeht, nachvollzogen werden. Die Frage der Astrologie im weiteren ist also nicht, wie das Weltall objektiv aussieht, welche Gesetze den Lauf der Gestirne bestimmen oder was sich im Inneren eines Sterns tut; diese Fragen behandelt die Astronomie.

Das Horoskop, seine Elemente und seine Deutung

Das Horoskop ist die auf bestimmte Informationen reduzierte Darstellung der Gestirne und anderer für bedeutsam erachteter Phänomene am Himmel für einen bestimmten Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort. Die graphische Darstellung des Horoskops kann je nach astrologischer Schule, kulturellem Kontext und Epoche unterschiedlich ausfallen. Die Berechnung eines Horoskops basiert im Wesentlichen auf den grundlegenden mathematischen Methoden der Himmelsmechanik.

Verschiedene Formen des Horoskops

Geozentrische Horoskopformen:

  • Das Geburtshoroskop: Es ist nach Auffassung moderner Astrologen ein Anzeichen für die spätere charakterliche Prägung des Neugeborenen, das sich den zu ihm passenden Geburtszeitpunkt instinktiv wähle. Nach herkömmlicher Astrologenmeinung bestimmt allerdings der Geburtszeitpunkt umgekehrt den Charakter. Im Vergleich zwischen Eltern und Kindern wurden signifikante Übereinstimmungen besetzter Punkte in den Horoskopen beobachtet, die nach Ansicht moderner Astrologie für das Zutreffen der ersten Meinung spricht.
  • Ein Elektionshoroskop soll dabei helfen, günstige Zeitpunkte für geplante Unternehmungen und Termine festzulegen.
  • Partnerschaftshoroskop (auch: Beziehungshoroskop, Synastrie): Diese Horoskopart soll ganz allgemein Aufschluss über die Beziehung zwischen Menschen geben, also auch die Beziehung zwischen Geschäftsfreunden, Arbeitskollegen, zwischen einem Elternteil und einem Kind oder zwischen Geschwistern. Beim Combin (einer Sonderform) wird aus den Mittelwerten der Geburtszeiten und Geburtsorte beider Partner ein neues Horoskop berechnet. Beim Composit (auch Composite oder Komposit) wird aus den Mittelwerten der Planeten und Achsen beider Partner ein neues Horoskop berechnet.
  • Zeitungshoroskopen gestehen Astrologen lediglich einen Unterhaltungswert zu, da sie - bestenfalls - die Gestirne in Bezug zum ungefähren Sonnenstand bei der der Geburt im jeweiligen Sternzeichen auswertet. Zeitungshoroskope sind eine Erfindung von R.H. Naylor (1899-1952). Er schrieb 1930 erstmals für den Londoner Sunday Express diese Art von Horoskop.

Daneben werden von manchen Astrologen auch heliozentrische Kosmogramme erstellt. In ihnen sind die Stellungen der Planeten einschließlich der Erde eingetragen, wie sie sich zum Geburtszeitpunkt von der Sonne aus gesehen errechnen. Darin sind naturgemäß die Sonne selbst, der Mond sowie die typisch geozentrischen Parameter (z. B. das Häusersystem) nicht berücksichtigt.

Planeten (Gestirne)

Die klassische, im geozentrischen Weltbild entstandene Astrologie kennt sieben Gestirne: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn. Für moderne Astrologen ist die Himmelsbeobachtung von einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, Grundlage der Deutung. Diese Deutung wurde von neuzeitlichen Astrologen nicht nur um Uranus, Neptun und Pluto erweitert, gelegentlich werden auch Kleinplaneten (zum Beispiel Ceres) herangezogen.

Jeder Planet gilt als Regent eines oder mehrerer Tierkreiszeichen, deren Eigenschaften der Art seiner Aktionen analog gesehen erden.

Die Symbole der Gestirne sind astronomisch und astrologisch mit (antiken) Göttern (Heldengestalten) verbunden, deren Namen sie tragen. Schon vor der klassischen Antike, z. B. Babylonien, wurden Himmelskörpern (zum Beispiel Venus=Aphrodite=Ischtar) Sammlungen von Eigenschaften zugerechnet, die dann jeweils als ein Gott in Allegorien und Erzählungen auftraten.

Tierkreiszeichen

Im Tierkreis sind die zwölf Tierkreiszeichen, umgangssprachlich auch Sternzeichen genannt, jeweils 30° groß. Die Ephemeriden enthalten für Gestirne die genauen Orte im Tierkreis sowie ihre Höhe zum (gedachten) Horizont.

Da sich aufgrund der Präzession der Erdachse die Tierkreiszeichen gegen die Sternbilder verschieben, sind beispielsweise die meisten im Sternzeichen Jungfrau Geborenen tatsächlich auf die Welt gekommen, als die Sonne im Sternbild Löwe stand. Astrologen in der griechischen (westlichen) Tradition arbeiten aber nicht mit den (siderischen) Sternbildern, sondern mit dem (tropischen) Tierkreis. Jedoch wird von einigen Astrologen in der Mundanastrologie die Position des Frühlingspunktes, bezogen auf die Sternbilder, in eine Deutung einbezogen; es werden daraus so genannte Äonen postuliert, etwa ein beginnendes Wassermannzeitalter. In der indischen Astrologie werden die Sternbilder gegenüber den Tierkreiszeichen bevorzugt.

Nach astrologischer Auffassung sind die Namen der Zeichen Symbol der in ihnen enthaltenen Eigenschaften. Die Elemente der mittelalterlichen Alchemie (Erde, Feuer, Wasser, Luft) sind mit der astrologischen Lehre verwandt. Diese vier Elemente spiegeln sich auch in der Temperamentslehre des Hippokrates wider. Sie ist Ausdruck einer grundlegenden Vierheit, und in der Verbindung mit der Dreiheit, der so genannten Motorik (das Verhalten ist aktiv, passiv oder reaktiv, also handelnd, erleidend oder zuwiderhandelnd) ergeben sich die zwölf Zeichen, in denen jeweils ein Element mit einer Motorik kombiniert ist (zum Beispiel bei Löwe: passiv mit Feuer, woraus sich dann etwa in der Deutung der zugehörigen Symbolik das Bild eines ruhenden Vulkans ergibt). Die zwölf Zeichen sind zudem noch in zwei Geschlechter eingeteilt, abwechselnd aufeinanderfolgend im Tierkreis.

Zodion Motorik Element Geschlecht
Widder aktiv (kardinal) kreativ (Feuerzeichen) männlich ( instinktiv )
Stier passiv (fix) substantiell (Erdzeichen) weiblich (emotionell)
Zwillinge reaktiv (labil) intelligent (Luftzeichen) männlich (instinktiv)
Krebs aktiv (kardinal) fertil (Wasserzeichen) weiblich (intellektuell)
Löwe passiv (fix) kreativ (Feuerzeichen) männlich (emotionell)
Jungfrau reaktiv (auch variabel oder labil) substantiell (Erdzeichen) weiblich (intellektuell)
Waage aktiv (kardinal) intelligent (Luftzeichen) männlich (emotionell)
Skorpion passiv (fix) fertil (Wasserzeichen) weiblich (instinktiv)
Schütze reaktiv (labil) kreativ (Feuerzeichen) männlich (intellektuell)
Steinbock aktiv (kardinal) substantiell (Erdzeichen) weiblich (instinktiv)
Wassermann passiv (fix) intelligent (Luftzeichen) männlich (intellektuell)
Fische reaktiv (labil) fertil (Wasserzeichen) weiblich (emotionell)

Weitere, so genannte sekundäre Charakteristika, ergeben sich aus der Kombination der primären Charakteristika.

Häuser bzw. Felder

Der genaue Zeitpunkt und der geographische Ort, für den ein geozentrisches Horoskops berechnet wird, bestimmen die Position der "Häuser", auch Felder genannt. Derjenige Punkt auf dem Tierkreis, der gerade über den Horizont steigt, wird Aszendent (AC) genannt und markiert den Beginn des ersten Hauses. Es folgen drei Häuser bis zum Punkt der unteren Kulmination des Tierkreises, das heißt dem tiefsten Punkt unter dem Horizont, dann drei Häuser bis zum gerade untergehenden Punkt des Tierkreises (Deszendent, DC), drei Häuser zur oberen Kulmination, und schließlich drei Häuser zurück zum Aszendenten. Dadurch sind die Häuser im Allgemeinen auf der Ekliptik unterschiedlich groß.

Bildlich kann man sich die Häuser wie eine in 12 gleiche Stücke nach der üblichen Art aufgeschnittene Orangenschale vorstellen, wobei Stengelansatz und Blütenrest der Orange genau am Nord- und Südpunkt des Horizonts liegen, eine Schnittlinie von Norden nach Süden den Himmel entlang läuft und unter der Erde wieder zurück nach Norden, eine am Horizont entlang, und auf jeder Seite noch je zwei Schnitte dazwischen liegen. Allerdings wird der Abstand der Planeten zur Ekliptik meist bei der Häuserzuordnung nicht berücksichtigt.

Je nach astrologischer Schule werden die Häuser nach Systemen berechnet, die zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. Das obengenannte ist das System des Campanus. Andere Systeme sind die von Regiomontanus oder Placidus. Beim oft eingesetzten äqualen System von Koch werden die Häuser vom Aszendenten aus gleich groß in 30°-Abschnitten dargestellt. Bei den anderen Systemen sind die Häuser je nach der verwendeten Projektionsebene (der Schnittebene im Orangenbild) unterschiedlich groß. Die Deutung der Häuser führt daher je nach System oft zu Aussagen, die nicht miteinander übereinstimmen.

Häufig beschränkt man sich auf die sog. Kardinalpunkte, also Aszendent, Descendent, MC (= Medium Coeli; die Himmelsmitte; i.e. der obere Kulminationspunkt der Ekliptik) und IC (=Imum Coeli, die Himmeltiefe, i.e. der untere Kulminationspunkt der Ekliptik). Man bewertet sie nach ihren Stellungen in den Tierkreiszeichen. Die Häuser selbst werden zwar gedeutet, aber ebenso vieldeutig gesehen wie die Systeme.

So, wie den Tierkreiszeichen in der Deutung verschiedene Charaktereigenschaften und den Himmelslichtern (Planeten, Sonne, Mond) verschiedenen Aktionen zugesprochen werden, so stellen die Häuser unterschiedliche Lebensbereiche dar (ich bin, ich habe, ich denke, ich fühle, etc..), in denen sich die dort präsenten Tierkreiszeichen und Planeten entsprechend bemerkbar machen sollen. Diese Lebensbereiche werden der Reihe nach in symbolischer Analogie zu den Eigenschaften der Tierkreiszeichen, beginnend mit Widder, den Häusern zugeordnet.

Aspekte

Der Abstand zwischen zwei Horoskopfaktoren, wie z.B. den Planeten, wird durch Winkel ausgedrückt. Einigen Winkel wird eine besondere Bedeutung zugemessen, darunter vorrangig solche, die durch die Teilung der 360 Grad des Kreises durch ganze Zahlen entstehen. Diese Winkel werden als Aspekte bezeichnet und in Horoskopen häufig als Verbindungslinien eingezeichnet.

Haben zum Beispiel zwei Planeten einen Winkelabstand von 90 Grad, spricht man von einem Quadrat. Dadurch ergibt sich theoretisch eine unendliche Anzahl von Aspekten, praktisch werden jedoch kaum andere als 0, 30, 45, 60, 90, 120, 135, 150, und 180 Grad benutzt. Unbestritten in allen astrologischen Systemen ist die Bedeutung der Konjunktion (0°), Sextil (60°), Quadrat (90°), Trigon (120°) und die Opposition (180°).

Die Aspekte bestimmen laut der astrologischen Lehre die Beziehung der Planeten zueinander, zum Beispiel gelten Sextil und Trigon als harmonisch, Quadrat und Opposition aber als spannungsgeladen.

Nach astrologischer Auffassung beschränkt sich die Wirksamkeit der Aspekte nicht auf die exakten Winkelabstände, die praktisch nie gegeben sind. Vielmehr wird um diese herum ein Streubereich, der sogenannte Orbis zugelassen, der je nach astrologischer Schule unterschiedlich groß sein kann. Neuere Auffassungen gehen von einer kontinuierlichen Abnahme der Wirksamkeit mit dem Abstand von exakten Wert aus.

Geschichte und Urformen der Astrologie

„Astronomie und Astrologie waren im Altertum aufs Engste miteinander verknüpft. Eine Unterscheidung der zwei Fachgebiete kannte man damals noch nicht. Die «Astronomie» besorgte die rechnerischen Unterlagen und die «Astrologie» die Sinndeutung des rhythmischen Geschehens am Himmel.“ [3]

Ursprünglich herrschte die Vorstellung vor, die Gestirne repräsentierten himmlisch eine oder mehrere irdische Herrschergestalten. In Babylonien wurde zunächst ausschließlich Staatsastrologie betrieben, also das Schicksal des Gemeinwesens mit den Sternen verknüpft. Erst in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. gewann – mit der Mantik einhergehend und der allgemeinen Individualisierung in hellenistischen Bereich- der Glaube Gestalt, das Schicksal des Einzelnen sei mit Hilfe des Horoskops ablesbar.

Astronomie und Astrologie früher Kulturen

In Mesopotamien finden sich die frühesten Wurzeln der Astrologie.

Beginnend mit astronomischen Beobachtungen im 3. Jahrtausend v. Chr. schufen die Sumerer im 2. Jahrtausend v. Chr. mit den Zikkurat Stufentempel in Ur oder Uruk, deren Stockwerke die "sieben Gestirne" Mond, Sonne, Venus, Merkur, Mars, Jupiter und Saturn symbolisierten und den Priestern die Verbindung zu den Göttern ermöglichen sollten. Sternbilder wurden benannt, der Himmel wurde in drei Bereiche unterteilt, ein siderischer Mond-Tierkreis war bekannt. Sie glaubten, die Bewegung der Gestirne vollziehe sich durch göttlichen Einfluss. Die Bezeichnung Chaldäer für Babylonier wurde zum Synonym für Astrologe.

In Ägypten etablierte sich ab 2778 v. Chr. der exakteste antike Kalender. Im Aufgang des Sirius erkannte man den Zusammenhang mit dem bevorstehenden Nilhochwasser. Viele Prognosen für die Politik suchte man aus der Stellung dieses Sternes abzuleiten. Die auf den vier Himmelsrichtungen basierenden Pyramiden sollten als Rampe für die Seele des Pharao beim himmlischen Aufstieg dienen, der nach seinem Tod als heller Stern am Himmelsnordpol beobachtbar sei. Unter babylonischem Einfluss wurde der zwölfteilige Tierkreis (Zodiak) geschaffen.

Entwicklung der Astrologie in Europa

Im Hellenismus werden astrologia (der verbreitetere und ältere Begriff) und astronomia nicht klar voneinander geschieden. Die erste begriffliche Trennung erfolgte durch Simplikios. Die Griechen übernahmen die babylonischen Planetennamen.

Über Griechenland fand die Astrologie den Weg nach Rom, wo sie sich als eine von vielen Wahrsageformen großer Beliebtheit erfreute. Gerade die römischen Kaiser griffen gerne auf sie zurück. Wenn sie nicht selbst in der Sterndeutung bewandert waren wie Tiberius, Septimius Severus und Hadrian, hatten sie häufig einen Hofastrologen. Kaiser Augustus ließ sogar sein Sternzeichen, den Capricorn (Steinbock), auf Münzen abbilden. Gleichzeitig versuchten die römischen Kaiser aber auch immer wieder, die private Nutzung der Astrologie einzuschränken. In der Antike fand die Astrologie Einfluss und Aufnahme in Alchemie, Gnosis, Manichäismus und Christentum (etwa im christianisierten Tierkreis der Valentinianer, Zeno von Verona, Priscillianisten oder christliche Horoskope und Monatsprognosen in der Orthodoxie).[4]

Das frühe Christentum bleibt gegenüber der Astrologie in einem widersprüchlichen Verhältnis, da nach Auffassung vieler Kirchenlehrer die Vorherbestimmung des Schicksals dem freien Willen als unbedingte Voraussetzung (conditio sine qua non) des christlichen Glaubens widerspricht, andererseits die Geburt Christi astrologisch angekündigt wurde. Wird die Tätigkeit der "Weisen aus dem Morgenland" (Matthäus 2) ursprünglich als Kunst angesehen, so sind sie nach Hieronymus docti a daemonibus (von Dämonen belehrt). Erst Beda Venerabilis beschreibt sie als angesehene Heilige drei Könige. Tertullian warnt vor der Astrologie. Konstantin der Große bekennt sich dazu. Die Kirche des Mittelalters sieht zu einigen Zeiten in den astralen Mächten sogar den Todfeind des Glaubens.

Renaissance und Humanismus brachten unter Rückbezug auf die hellenistische Form die Astrologie zu ihrer vollsten Blüte; andererseits häufte sich auch die rationalistische Kritik gegen sie. Friedrich II., die Päpste Julius II., Paul III. und Leo X. wie viele reformatorisch geprägte Personen (Albrecht Dürer) vertrauten der Astrologie. Martin Luther dagegen hielt nicht viel von den Astrologen: "Es ist ein Dreck um ihre Kunst."

Bis zur Renaissance waren Astronomen häufig zugleich gläubige Astrologen (Tycho Brahe, Johannes Kepler). Es wird immer wieder die Meinung geäußert, Kepler beispielsweise hätte Horoskope aus rein wirtschaftlichen Gründen erstellt. Es stimmt zwar einerseits, dass er prognostische Horoskope ablehnte (In seinen Worten über die Supernova 1604: Jn Politischen sachen vnd menschlichen Hendeln acht ich / dieser stern hab trefflich viel zubedeuten / zwar nit seiner Natur nach / sondern per accidens / wegen der Menschen gemüther), glaubte andererseits jedoch, dass die gantze Natur / vnd alle deren crefften "(animales facultates)" eine verborgene art haben / die "aspectus" der himlischen liechtstralen zumerckhen vnd sich nach denselben zureguliren. Die astrologischen Diskussionen der Zeit jedenfalls tat er in seinen wissenschaftlichen Werken als ohne vernünftige Basis seiend ab. Seit Isaac Newton die Planetenbewegungen durch die Gravitation erklärte, ging den gebildeten Schichten der Glaube an die Astrologie nach und nach verloren, aber bis in die Romantik bewahrte die Astrologie ihren Einfluss in höchste Gesellschaftskreise (Johann Wolfgang von Goethes Horoskop, Schlegel und so weiter).

Nach einer Periode, die vor allem von naturwissenschaftlichem Fortschritt geprägt war, während der sich nicht nur die allgemeine Auffassung änderte, sondern auch die Astrologie fast in Vergessenheit geriet, war es besonders Evangeline Adams (1865-1932) die die Astrologie wieder in der westlichen Welt populärer machte. Sie siedelte sich 1900 in New York an und beriet als Astrologin viele Personen darunter auch Millionäre wie J. P. Morgan, den Sänger Enrico Caruso oder den englischen König Edward VII. 1914 wurde sie wegen Wahrsagerei angeklagt, jedoch frei gesprochen.

Astrologie heute

Zur heutigen Astrologie gehören verschiedene Schulen mit ihren Methoden und Denkmodellen. Die Berechnung der Positionen von Sonne, Mond und Planeten für das Horoskop ist bei allen Methoden gleich. Sie geschieht auf der Basis astronomisch exakter Daten. Die Darstellung der Horoskopgrafik (Radix) variiert je nach Denkmodell (Schwerpunkte z. B. Häusereinteilung, Aspekte, Planetenbilder, Orbis/Abweichung).

Hamburger Schule

Die Hamburger Schule ist eine von Alfred Witte (1878-1941) begründete methodenkritische Auswertungsmethode (1913-1925). Darunter versteht man

  • die astrologischen Symbole für Sonne, Mond und Planeten mit ihren astronomischen Positionen am Rand einer drehbaren 360-Gradscheibe auf einem darunter liegenden Blatt Papier einzutragen (anstatt in ein Horoskopformular). Die Gradscheibe zeigt an ihrem äußeren Rand eine konventionelle Skala, deren Vollkreis in 360 Grad (°), 1 Grad besteht aus 60 Bogenminuten, gegen den Uhrzeigersinn eingeteilt ist. Mittig wird eine Verschraubung gesteckt. Sie macht die Gradscheibe drehbar und gleichzeitig hält sie das darunter liegende Papier mit der Gradscheibe zusammen. [5][6]
  • Mit der Gradscheibe wird erfasst, ob die astronomischen Positionen, verteilt um die Gradscheibe, untereinander geometrische Figuren bilden, z. B. Quadrate, Rechtecke, Dreiecke, Trapeze (Orbis, Abweichung +/- 1°).
  • Wenn an jeder Ecke einer solchen geometrischen Figur ein Planet eingezeichnet ist, spricht man von einem Planetenbild.
    Ein Planetenbild in Form eines Trapezes
    Ein Planetenbild in Form eines Trapezes

Die Abbildung zeigt das Horoskop von Bertold Brecht. Darin eingezeichnet ein Trapez mit seiner Spiegelachse. Um sie herum bilden Mond und Neptun einerseits, Sonne und Merkur andererseits eine Halbsumme. Damit formen sie ein Planetenbild. Das bedeutet: Ich bin ein Dichter und Schriftsteller mit Feingefühl. [7]

  • In der Mitte der geometrischen Figur liegt die Symmetrie- oder Spiegelachse. Zwei Symbole, die um eine Symmetrieachse den gleichen Abstand haben, bilden eine sog. Halbsumme.[8] Zwei Halbsummen formen ein Planetenbild.[9]

Zentrale Bedeutung für die Auslegung eines Horoskopes werden sog. "Persönlichen Punkten" zugemessen. Darunter wird verstanden, auf den Zeitpunkt der Geburt bezogen:

  1. MC, Medium Coeli, der Schnittpunkt des an den Himmel projizierten Längengrades mit der Ekliptik (Bahn der Erde um die Sonne)
  2. Aszendent, der im Osten liegende Schnittpunkt der Horizontlinie mit der Ekliptik
  3. Sonne, Zentralgestirn unseres Sonnensystem
  4. Mond, Erdtrabant
  5. Mondknoten, der Schnittpunkt der Erd- mit der Mondbahn
  6. Widderpunkt, der Schnittpunkt des Erdäquators mit der Ekliptik

Diese sechs sog. Persönlichen Punkte bilden jeweils ein Auslegungsprinzip (Häuser) und den Ausgangspunkt für eine systematische Betrachtungsweise des Horoskops.

Kosmische Psychologie

Abhandlungen über die Archetypen, das kollektive Unbewusste und die Synchronizität haben Anstöße für die Astrologie erbracht.

G. Hürlimann schreibt:

„Die Astrologie von astron: Stern, als Urprinzip, und Logos: Geist oder höhere Logik ist das Wissen um die Beziehung zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos als Analogieprinzip: wie oben, so unten. Astrologie ist das Urwissen, daß der Mensch als Teil des Kosmos und Bestandteil der Natur denselben Gesetzen unterliegt wie die Natur selbst. Den Menschen erreichen die kosmischen Rhythmen ebenso wie das Wasser in Ebbe und Flut, und das Wasser wird gleichgesetzt mit der Seele. Astrologie ist daher kosmische Psychologie.“

G. Hürlimann: Astrologie - Ein methodisch aufgebautes Lehrbuch [10]

Revidierte Astrologie

Das Konzept einer revidierten Astrologie besteht seit etwa den 1950er Jahren. Geprägt wurde der Begriff vom Philosophen und Astrologen Thomas Ring, im Rahmen seiner mehrbändigen Astrologischen Menschenkunde, die vielen heute als Standardwerk der Astrologie gilt. Ring überführte die alte Lehre in eine zeitgemäße Form psychologischer Symbolik, indem er sie vom fatalistischen, „okkulten“ Ballast früherer Jahrhunderte befreite. Rings poetischer Stil gilt vielen als besondere schriftstellerische Leistung. Von anderen wird sein Werk jedoch als „zu umständlich“ für ein Lehrbuch kritisiert.

Morphogenetische Felder

In jüngster Zeit lieferte eine Hypothese von Rupert Sheldrake über sogenannte morphogenetische Felder Material für neue Astrologien.

Rhythmenlehre

Ein moderner Versuch ist die Münchner Rhythmenlehre von Wolfgang Döbereiner, in der in Ansätzen eine nachvollziehbare Systematik erarbeitet wird, ebenso wie die Lehre von Heinz Fidelsberger, der die Tierkreiszeichen symbolisch abgrenzbar und als "Evolution" vom Ersten bis zum Zwölften erkennbar machen will.

Uranus, Neptun und Pluto

Einige moderne Astrologen beziehen auch die im Altertum nicht bekannten Planeten Uranus, Neptun und Pluto in ihre Interpretationen und Vorhersagen mit ein. Begründet wird dies damit, dass die Astrologie auf Analogien und Symbolen gründe und sich am Erleben der Wirklichkeit auf der Erde orientiere, das (phänomenologisch) systematisiert werde. Die Entdeckung der neuen astronomischen Objekte erfolgt nach deren Auffassung dann, wenn das Bewusstsein im Menschen eine Entwicklung erreicht habe, welche die astrologischen Qualitäten beispielsweise eines Planeten repräsentiere. So wurde in den Jahrzehnten um die Entdeckung des Uranus die Dampfmaschine erfunden, die Industrialisierung begann und die französische Revolution leitete das Ende der Monarchien ein. Uranus soll also für Befreiung von Abhängigkeiten, plötzliche Umbrüche, neue Technik, Kapitalismus und so weiter stehen. Entsprechendes gelte für Neptun und Pluto. Umstritten ist, ob und inwiefern die Götternamen, welche die Astronomen den neu entdeckten Planeten gegeben haben, in Beziehung zu ihrem Symbolwert stehen. Unklar ist auch, ob und wie Astrologen auf die Neudefinition des Begriffs „Planet“ durch die Internationale Astronomische Union vom August 2006 reagieren werden.

Astrologie in anderen Kulturkreisen

In Amerika schufen Azteken und Mayas einen 260-Mondkalender zur Berechnung religiöser Feste. Der Himmel untergliederte sich in 13, die Unterwelt in 9 Regionen, entsprechend 13 Tages- und 9 Nachtstunden. Die Bauweise der Stadt Cuzco symbolisierte den zwölfgeteilten Tierkreis. Aus astral abgeleiteten Notwendigkeiten wurde die Praxis von Menschenopfern abgeleitet.

In China, dem astronomischen "Reich der Mitte", in dem die Sterne nie untergehen, wurde der Kaiser als Repräsentant des Himmels verehrt. Die chinesische Astrologie schuf einen 28-teiligen, den kaiserlichen Palästen zugeordneten Mondkalender wie auch einen zwölfgeteilten Tierkreis. In der Chinesischen Astrologie nimmt eher der Jupiter als die Sonne eine zentrale Rolle ein, wodurch mittels Abstraktion auch die bekannten und in ganz Ostasien volkstümlichen "Jahr der Ratte", "Jahr des Hasen" etc. zustande kommen. Schon vor Christi Geburt beobachteten chinesische Astrologen den Halleyschen Kometen, ab 28 v. Chr. Sonnenflecken.

In Indien setzen die Veden im 2. Jahrtausend v. Chr. astronomische Beobachtungen in Bezug zur Religion. Astrologie zählte zur höchsten Gelehrsamkeit. Der Gedanke der menschlichen Reinkarnation in den Tierkreissymbolen fand hier seine Ausprägung. Die indische Astrologie bezieht auch viele Fixsterne in ihre Deutungen ein und bevorzugt die realen Sternbilder gegenüber den rechnerischen westlichen Tierkreiszeichen.

Kritik

Naturwissenschaftlich

Die Naturwissenschaften beschäftigen sich nicht mit der Überprüfung astrologischer Erklärungen, da es nach ihrer Auffassung keinen Anhaltspunkt dafür gibt, dass die Planeten einen Einfluss auf die Menschen ausüben könnten. In der Tat ist seit den Arbeiten von Isaac Newton bekannt, dass die Bewegung der Himmelskörper dem universellen Gravitationsgesetz folgt und durch dieses eindeutig vorherbestimmt ist. Diese Erkenntnis lässt sich nur schwer mit der Vorstellung in Einklang bringen, dass die Planetenbewegungen außerdem bestimmte irdische Zwecke verfolgen, wie dies im Altertum angenommen wurde.

Direkten Einfluss auf die Menschen üben die Planeten durch ihre Gravitation und durch ihr Licht aus. Die Gravitationswirkung ist aber so gering, dass man davon ausgeht, dass sie keine nachweisbare Auswirkung auf das menschliche Leben hat. Das Licht kann nur dann einen Einfluss ausüben, wenn man es beobachtet oder wenn man Horoskope liest, die ja auf das Licht der Planeten reflektieren. Tut man dies jedoch nicht, bleibt das eigene Leben nach Auffassung der Physik von den Planeten unbeeinflusst.

Empirisch

Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP, siehe Weblinks) hinterfragt seit vielen Jahren die Astrologie mit wissenschaftlichen Methoden. Sie prüft beispielsweise die Prognosen des Vorjahres derjenigen Astrologen, die davon ausgehen, dass Astrologie Tatsachen beschreibt. Nach Ablauf des Jahres schaut sie nach, wie viele Prognosen tatsächlich eingetreten sind.

In wissenschaftlichen Studien werden die Aussagen und Vorhersagen der Astrologie nicht bestätigt. So wertete ein dänisch-deutsches Forscherteam um Peter Hartmann in einer großangelegten Studie die Daten von insgesamt mehr als 15.000 Personen statistisch aus: ein Zusammenhang zwischen Geburtsdatum – und damit auch dem so genannten "Sternzeichen" (dem Tierkreiszeichen, in dem zum Zeitpunkt der Geburt die Sonne steht) – und individuellen Persönlichkeitsmerkmalen oder gar der Intelligenz konnte in keinem Fall nachgewiesen werden, ein solcher Zusammenhang existiert demnach nicht.[1] Die Studie widerlegt nach Auffassung der Wissenschaftler die weit verbreitete Ansicht, dass jedes Sternzeichen für typische Charakterzüge eines Menschen stehe.

Schon 1979 stellte Kelly[11] in einer kritischen Untersuchung fest, dass (1) die große Mehrheit der empirischen Studien, die zu dem Zweck durchgeführt wurden, die astrologische Lehre zu überprüfen, deren Behauptungen nicht bestätigen konnte und (2) „die wenigen stützenden Studien weiterer Klärung bedürfen“ („the few studies that are positive need additional clarification“).[12]

Darüber hinaus betonen verschiedene Autoren entscheidende methodische Schwächen solcher Untersuchungen wie z. B. selektive Auswahl der Testpersonen, Ungenauigkeiten bei der Geburtszeit oder zu geringe Probandenzahlen. Für die positiven Befunde solcher Studien fanden die Forscher alternative Erklärungen, z. B. tendieren Personen mit astrologischen Kenntnissen dazu, sich gemäß den Vorgaben ihres jeweiligen Sternzeichens zu verhalten.[13][14]

Astrologische Zwillinge, das sind Personen die zum selben Zeitpunkt geboren sind, sollten nach Auffassung vieler Astrologen und Kritiker der Astrologie der beste Test für die Leistungsfähigkeit der Astrologie sein.[2] In einer umfangreichen, wissenschaftlich durchgeführten, Studie konnten keine Korrelationen zwischen Geburtsdatum und signifikant höheren Ähnlichkeiten bei astrologischen Zwillinge – im Vergleich zu anderen Personen – festgestellt werden.[2] (siehe Hauptartikel Astrologischer Zwilling)

Theologisch

Die Geburt Jesu ist biblisch mit dem Stern von Betlehem (Matth. 2,2-10) verbunden. Die christliche Theologie lehnt jedoch den Glauben, dass die Sterne eine schicksalhafte Bedeutung für das menschliche Leben haben, weitgehend ab: die Natur (mit den Sternen) verfüge über keine eigene Wirkmacht, sie sei Schöpfung Gottes und es widerspräche dem Leben in christlicher Freiheit, die Lebensgestaltung nicht auf die Erlösungstat Christi zu gründen, sondern von der Konstellation der Gestirne abhängig zu machen (vgl. Gal. 4,10).

Pater Dr. Gerhard Voss schreibt: „Ich möchte die These wagen: Die Ausgrenzung astrologischer Weisheit aus der Kirche ist bezeichnend für den Verlust der kosmischen Dimension kirchlichen Lebens in Theologie, Liturgie und Verkündigung.[15] (S. 23), aber warnt auch: „In der Fixierung auf Prognosen für die Zukunft liegt die Hauptgefahr jeder Beschäftigung mit der Astrologie, auf die auch die Heilige Schrift (vgl. Gal 4,9; Kol 2,8ff) mit allem Nachdruck aufmerksam macht.[15] (S. 19)

Metaphysisch

Innerhalb der jeweiligen astrologischen Schule wird nach festen Regeln verfahren. Die meisten Astrologen sehen ihre Tätigkeit trotzdem als nicht naturwissenschaftlich begründbar. Eine solche Begründbarkeit sei aber kein Qualitätskriterium, da nach den Philosophien des Strukturalismus und des Dekonstruktivismus eine exakte Naturwissenschaft alleine nicht in der Lage sei, alle Aspekte der Welt zu erklären.

Psychologisch

Wo Prophezeiungen gemacht werden, besteht das Problem der selbsterfüllenden Prophezeiungen. Die Kenntnis und innere Aneignung der beschriebenen Motivationen führt zur tatsächlichen Umsetzung. Dies reicht bis ins Unterbewusstsein und daraus folgender Bevorzugung nach Art eines Temperaments. So lassen sich anschließend Korrelationen zwischen astrologisch vorhergesagten und tatsächlichen beobachteten Verhaltensweisen finden[16]. Aus Sicht der Naturwissenschaften lassen sich solche faktischen Beobachtungen nicht als Begründung für die Stichhaltigkeit der Astrologie heranziehen. Schon durch die Selbsterfüllung kann im psychologischen Sinne die Beschäftigung mit Astrologie ein Mittel zur Selbstinspektion und Selbstreflexion darstellen, ebenso wie andere religiöse beziehungsweise esoterische Glaubensübungen dazu geeignet sind (Tarot).

Neben der Selbstprojektion finden sich in der Psychologie weitere Zumutungen, etwa die Fremdprojektion (ähnlich dem Erlernen der Geschlechterrolle), sowie dem Bejahungsfaktor bei schwammigen Aussagen (sogenannter Barnum-Effekt), die die Selbstbestätigung über das Horoskop in Frage stellen. Für diese Effekte gibt es jeweils fundierte Studien, die deren teils starke Wirkung beschreiben. Ähnlich wie mit der physikalischen Kritik bleibt für den astrologischen Anteil hier nur ein kaum messbarer Hauch eines äußeren Einflusses übrig. Mögliche Beobachtungen sind vielmehr der Ausdruck des Erlernten als direkte Folge der Prägung der Psyche durch das astrologische Modell. In diesem Zusammenhang hat eine Untersuchung, die im Jahr 1978 von den Psychologen Mayo, White und Eysenck [17] durchgeführt wurde, gezeigt, dass abhängig vom jeweiligen Wissen um Gestirnstände Personen, die dieses Gedankengebäude kennen und für sich auch als wichtig betrachten, auch Stellungen der Planeten widerspiegeln. Diese Auffälligkeiten verschwanden jedoch genau dann, wenn Personen getestet wurden, die über keine Kenntnisse astrologischer Behauptungen verfügten.

Astrologie als Angelegenheit des Glaubens

Astrologie erfüllt bei vielen Menschen ein Bedürfnis nach übernatürlichen, transzendenten oder metaphysischen Erklärungen für ihre aktuelle oder zukünftige Befindlichkeit. Die Erwartung metaphysischer Aussagen lässt per Definition jede naturwissenschaftliche Kritik belanglos sein. Dies trifft übrigens nicht nur für Astrologie, sondern für jedes Wert- oder Anschauungssystem (zum Beispiel Religionen) zu, das jenseits der bekannten physikalischen Welt weitere Determinationen oder Existenzen unterstellt.

Astrologie im gesetzlichen Rahmen

Deutschlandlastige Artikel
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Das Recht, den Beruf des Astrologen auszuüben, ist in Deutschland durch das Grundrecht der Berufsfreiheit geschützt. Im Jahre 1965 hob das Bundesverwaltungsgericht mit seinem Urteil [18] unter Verweis auf Art. 12 GG Verbote auf, die bis dahin in einigen Bundesländern in Kraft waren, beispielsweise die Bremer Wahrsageverordnung vom 06.10.1934. Da aber das Berufsbild "Astrologe" gesetzlich nicht näher definiert ist und keiner staatlichen Aufsicht unterliegt, bestehen hinsichtlich des Zugangs und der Ausübung des Astrologenberufs keinerlei Einschränkungen. Lediglich die normale Anmeldepflicht gemäß § 14 der Gewerbeordnung ist zu beachten.

Literatur

Allgemein

  • Gertrud I. Hürlimann: Astrologie: Ein methodisch aufgebautes Lehrbuch, Oesch Verlag Zürich, ISBN 3-0350-1501-5
  • Rüdiger Dahlke und Nicolaus Klein: Das senkrechte Weltbild. Symbolisches Denken in astrologischen Urprinzipien. ISBN 3-453-15282-4
  • Hergovich, A. (2005). Die Psychologie der Astrologie. Bern: Huber
  • Peter Niehenke: Astrologie. Eine Einführung (2000). ISBN 3-379-01705-1
  • Kocku von Stuckrad: Geschichte der Astrologie. München: Beck, 2003, ISBN 3-406-50905-3 (Der Amsterdamer Professor stellt die Astrologie nicht unkritisch dar, beleuchtet sie aber als Teil der Kulturgeschichte mit Vergnügen)
  • Thomas Ring (1892-1983): Kräfte und Kräftebeziehungen ISBN 3-7626-0421-5. Als PDF kostenlos zum Download, als Band 1 der vierbändigen Astrologischen Menschenkunde.
  • Martina Döhring: Grundlagen der esoterischen Astrologie, Edition Esoterick 2003, ISBN 3-936830-00-2
  • Gerhard Voss: Astrologie christlich, Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1980, ISBN 3-7917-0643-8
  • Lars Steen Larsen/Erik Michael/Per Kjærgaard Rasmussen: Astrologie – Von Babylon zur Urknall-Theorie, Böhlau Verlag Wien/Köln/Weimar 2000, ISBN 3-205-99186-9
  • Siegfried Schiemenz: Planetenstellungen und der Geist des Menschen; BOD Norderstedt 2003; ISBN 3-8330-0432-0 (Statistische Untersuchungen über heliozentrische Planetenaspekte)

Schulen

Kritik

  • Robert Henseling: Werden und Wesen der Astrologie. Naturfreunde, Franckh`sche Verlagshandlung Stuttgart (1924)
  • Basler, Herbert (1998): 'Die Akte Astrologie von Gunter Sachs aus Sicht der Mathematischen Statistik'. In: Skeptiker 3, S. 104 - 111.
  • Kelly, Ivan W. (1998): why astrology doesn't Work. In: Psychological Reports 82, 527-546
  • Gerhard Dünnhaupt: "Neue Kometen - böse Propheten", in: Philobiblon 18 (1974), 112-118 (mit Literaturangaben)
  • Herrmann, Dieter B. (1999): Astronomisches Wissen und astrologischer Glaube. In: Astronomie + Raumfahrt 36/3, 14-17.
  • Astrologiethemenheft (1996): Skeptiker - Parawissenschaften unter der Lupe, Heft 4. Infos als PDF

Quellen

  1. a b Peter Hartmann (Universität von Aarhus) et al.: The relationship between date of birth and individual differences in personality and general intelligence: A large-scale study. In: Personality and Individual Differences, Mai 2006, Bd. 40, S. 1349-1362.
  2. a b c G. Dean, I. W. Kelly: Astrology Relevant to Consciousness and Psi? In: Journal of Consciousness Studies, 10/2003, S. 175–98.
  3. G. Hürlimann: Astrologie - Ein methodisch aufgebautes Lehrbuch, Oesch Verlag Zürich 2002 (10. Aufl.), S. 13, ISBN 3-0350-1501-5
  4. Vgl. dazu Wolfgang Hübner: Zodiacus Christianus: Jüdisch-christliche Adaptionen des Tierkreises von der Antike bis zur Gegenwart. Hain, Königstein/Ts. 1983 (Beiträge zur klassischen Philologie 144)
  5. Alfred Witte. Der Mensch - eine Empfangsstation kosmischer Suggestionen. (enthält alle 47 Aufsätze von Alfred Witte, 1913-1925), 358 Seiten, Ludwig Rudolph (Witte-Verlag), Hamburg, 1975, ISBN 3-920807-11-1
  6. Alfred Witte, Hermann Lefeldt: Regelwerk für Planetenbilder. Ludwig Rudolph (WITTE-Verlag), 375 Seiten, Hamburg 1959, Seite 17-64
  7. Alfred Witte, Hermann Lefeldt: Regelwerk für Planetenbilder. Ludwig Rudolph (WITTE-Verlag), 375 Seiten, Hamburg 1959, Seite 149, 193
  8. Der Begriff "Halbsumme" in der Astrologie wird erstmals von Alfred Witte gewählt in seinem Aufsatz „Der erste Transneptunplanet Cupido." (Astrologische Blätter, Berlin, V. Jahrgang, Monat Juli 1923, Heft 4, Seite 52)
  9. Der Begriff "Planetenbild" in der Astrologie wird erstmals von Alfred Witte gewählt in seinem Aufsatz „Die Auswertung des Erd-Horoskops und die Auslösung seiner sensitiven Punkte." (Astrologische Rundschau, Leipzig, XI. Jahrgang, August-September 1921, Heft 11/12, Seite 172).
  10. G. Hürlimann: Astrologie - Ein methodisch aufgebautes Lehrbuch, Oesch Verlag Zürich 2002 (10. Aufl.), S. 17, ISBN 3-0350-1501-5
  11. I.W.Kelly:Astrology and Science: A critical examination. In: Psychological Reports, 1979, Bd. 44, S. 1231-1240.
  12. I.W.Kelly:Why astrology doesn’t work.In: Psychological Reports,1998 , Bd. 82, 527 - 546.
  13. K.Pawlik und L.Buse: Selbst-Attribuierung als differentiell-psychologische Moderatorvariable: Nachprüfung und Erklärung von Eysencks Astrologie-Persönlichkeit-Korrelationen. (Self-attribution as a differential moderator variable in Psychology: A test and an explanation of Eysenck’s astrology - personality correlations). In: Zeitschrift für Sozialpsychologie, 1979, Bd. 10, S. 54-69.
  14. J.J.F.van Rooij:Introversion-extraversion: Astrology versus psychology. In: Personality and Individual Differences, 1994, Bd. 16, S. 985-988.
  15. a b G. Voss: Astrologie christlich, F. Pustet Verlag Regensburg, 3. Auflage 1990, ISBN 3-7917-0643-8
  16. Richard Dawkins: Unweaving the Rainbow: Science, Delusion and the Appetite for Wonder. Mariner Books, 2000, ISBN 0-618-05673-4
  17. J.Mayo, O.White und H.J.Eysenck: An empirical study of the relation between astrological factors and personality. In: Journal of Social Psychology, 1987, Bd. 105, S. 229-236.
  18. BVerwG I C 6.63 vom 04.11.1965, in MDR 3/1966, Seite 260-263

Weblinks

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