Internationale Astronomische Union
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Internationale Astronomische Union, abgekürzt IAU, ist eine 1919 gegründete weltweite Vereinigung von Astronomen mit Sitz in Paris. Ihr Ziel ist die Förderung der Astronomie durch internationale Zusammenarbeit. Sie ist neben anderen ähnlichen Organisationen für andere Wissenschaftszweige ein Mitglied des International Council of Scientific Unions (ICSU), das seinen Sitz ebenfalls in Paris hat. Mit dem Stand von April 2008 hat die IAU 9664 Einzelmitglieder aus weltweit 85 verschiedenen Ländern sowie 65 nationale Mitglieder, d. h. astronomische Gesellschaften und Akademien.
Deutschland wird in der IAU vom Rat Deutscher Sternwarten vertreten.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Organisatorisches
Die Organisation richtet seit 1922 in abwechselnden Ländern alle drei Jahre eine Generalversammlung aus. Ausnahmen bilden die Weltkriegsjahre, sowie das Jahr 1973, in dem kurz nach der regulären in Sydney eine zusätzliche, außerplanmäßige Generalversammlung in Warschau abgehalten werden musste. Dies geschah auf polnisches Verlangen anlässlich des bevorstehenden 500. Geburtstags von Nikolaus Kopernikus, und wurde ab 1967 vom deutschen Präsidenten der IAU, Otto Heckmann, unter dem Eindruck deutscher Kriegstaten in besetzten Polen, gegen den Widerstand vieler Astronomen durchgesetzt.[1]
Auf der Generalversammlung werden neue astronomische Entdeckungen diskutiert und nötige Kooperationen und Standardisierungen behandelt. So werden Fragen der Nomenklatur geklärt, wie die Namensgebung von Sternen, Planeten, Planetoiden und anderen Himmelskörpern sowie von Oberflächenmerkmalen, wie zum Beispiel von Bergen und Kratern.
Nr. | Name der Kommission |
---|---|
4 | Ephemeriden |
5 | Dokumentation und astronomische Daten |
6 | Astronomische Telegramme |
7 | Himmelsmechanik und dynamische Astronomie |
8 | Astrometrie |
9 | Astronomische Techniken und Instrumente |
10 | Sonnenaktivität |
12 | Strahlung und Aufbau der Sonnenatmosphäre |
14 | Atom- und Moleküldaten |
15 | Physikalisches Studium der Kometen und kleinen Planeten |
16 | Physikalisches Studium der Planeten und Satelliten |
19 | Erdrotation |
20 | Positionen und Bewegungen kleiner Planeten, Kometen und Satelliten |
21 | Nachthimmelslicht |
22 | Meteore, Meteorite und interplanetarer Staub |
25 | Sternfotometrie und -polarimetrie |
26 | Doppel- und Mehrfachsterne |
27 | Veränderliche Sterne |
28 | Galaxien |
29 | Sternspektren |
30 | Radialgeschwindigkeit |
31 | Zeit |
33 | Aufbau und Dynamik des galaktischen Systems |
34 | Interstellare Materie |
35 | Sternaufbau |
36 | Theorie der Sternatmosphären |
37 | Sternhaufen und Assoziationen |
40 | Radioastronomie |
41 | Geschichte der Astronomie |
42 | Enge Doppelsterne |
44 | Weltraum und Hochenergieastrophysik |
45 | Sternklassifikation |
46 | Astronomieausbildung |
47 | Kosmologie |
49 | Interplanetares Plasma und Heliosphäre |
50 | Schutz der existierenden und potentiellen Sternwartenstandorte |
51 | Bioastronomie: Suche nach außerirdischem Leben |
Etwa 37 Kommissionen der IAU sind für verschiedene Sachgebiete und für die Planung und Durchführung von Forschungsprogrammen auf übernationaler Ebene zuständig. Daneben gibt es auch noch verschiedene Arbeitsgruppen, wie die für die Nomenklatur planetarischer Systeme (WGPSN: Working Group for Planetary System Nomenclature).
Die IAU trägt die Schirmherrschaft über zahlreiche internationale astronomische Tagungen wie speziellen Symposien und Kolloquien sowie über das Kleinplaneten-Zentrum und das Zentralbüro für astronomische Telegramme am Smithsonian Astrophysical Observatory in Cambridge (Massachusetts), das den zentralen Nachrichtendienst wahrnimmt. Darüber hinaus fördert die IAU auch die Astronomie in Entwicklungsländern.
[Bearbeiten] Historisches
Als Ur-Organisation der IAU kann die Kommission des Projektes Carte du Ciel betrachtet werden, die ihr Interesse an der Vermessung von Sternpositionen ab 1887 auf andere Gebiete der Astronomie ausdehnte.
Jahr und Ort der Generalversammlungen | ||
---|---|---|
1. | 1922 | Rom, Italien |
2. | 1925 | Cambridge, England |
3. | 1928 | Leiden, Niederlande |
4. | 1932 | Cambridge, Massachusetts, USA |
5. | 1935 | Paris, Frankreich |
6. | 1938 | Stockholm, Schweden |
7. | 1948 | Zürich, Schweiz |
8. | 1952 | Rom, Italien |
9. | 1955 | Dublin, Irland |
10. | 1958 | Moskau, Sowjetunion |
11. | 1961 | Berkeley, Kalifornien, USA |
12. | 1964 | Hamburg, Deutschland |
13. | 1967 | Prag, Tschechoslowakei |
14. | 1970 | Brighton, England |
15. | 1973 | Sydney, Australien |
16. | 1976 | Grenoble, Frankreich |
17. | 1979 | Montreal, Kanada |
18. | 1982 | Patras, Griechenland |
19. | 1985 | Neu-Delhi, Indien |
20. | 1988 | Baltimore, Maryland, USA |
21. | 1991 | Buenos Aires, Argentinien |
22. | 1994 | Den Haag, Niederlande |
23. | 1997 | Kyoto, Japan |
24. | 2000 | Manchester, England |
25. | 2003 | Sydney, Australien |
26. | 2006 | Prag, Tschechien |
1922 in Rom legte die IAU die heutige Anzahl von 88 Sternbildern fest. 1925 im englischen Cambridge erhielt der belgische Astronom Eugène Delporte von ihr den Auftrag, die genauen Grenzen der Sternbilder zu ziehen. 1928 in Leiden wurden diese Grenzen von ihr genehmigt.
Die letzte Generalversammlung 2006 in Prag tagte vom 14. bis zum 25. August. Ein Thema, das von großer öffentlicher Aufmerksamkeit begleitet wurde, war die Neudefinition der Planeten des Sonnensystems, die dazu führte, dass Pluto der Planetenstatus aberkannt wurde.
Die nächste, 27. Generalversammlung ist für den 3. bis 14. August 2009 in Rio de Janeiro, Brasilien, geplant.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Rolf Sauermost (Hrsg.): Lexikon der Astronomie. In 2 Bänden. Herder, Freiburg 1989f. ISBN 3-451-21632-9
- Helmut Zimmermann, Alfred Weigert: ABC-Lexikon Astronomie. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 81995. ISBN 3-86025-688-2
- Jacqueline Mitton: Astronomie von A bis Z. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995. ISBN 3-440-07007-7