Baden AG
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AG dient als Kürzel für den Schweizer Kanton Aargau und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Baden zu vermeiden. |
Baden | |
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Basisdaten | |
Kanton: | Aargau |
Bezirk: | Baden |
BFS-Nr.: | 4021 |
PLZ: | 5400 |
UN/LOCODE: | CH BAD (Baden)
CH DWL (Dättwil) |
Koordinaten: | (665248 / 258453)Koordinaten: 47° 28′ 25″ N, 8° 18′ 15″ O; CH1903: (665248 / 258453) |
Höhe: | 381 m ü. M. |
Fläche: | 13.17 km² |
Einwohner: | 17'098 (31. Dezember 2007) |
Website: | www.baden.ch |
Karte | |
Baden (schweizerdeutsch: Bade) ist eine Einwohnergemeinde und der Hauptort des Bezirks Baden des Kantons Aargau in der Schweiz. Mit etwas mehr als 16'000 Einwohnern ist die Stadt nach Wettingen, aber vor der Kantonshauptstadt Aarau, die zweitgrösste Gemeinde des Kantons. Die Stadt ist seit der Römerzeit für ihre Thermalquellen bekannt und war während der Zeit der Alten Eidgenossenschaft Tagsatzungsort. 1962 wurde Dättwil eingemeindet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Die Altstadt von Baden liegt an der von der Limmat durchflossenen Klus zwischen der Lägern und dem Schlossberg, die an der engsten Stelle gerade einmal 200 Meter breit ist. Die Bebauung von Baden ist durch zahlreiche steile Hügel stark zergliedert und hat eine strahlenförmige Struktur. Nördlich der Altstadt weitet sich die Klus aus; hier liegt das moderne Zentrum mit dem Bahnhof, den Kurbädern und einem ehemaligen Industriegebiet. Hier biegt die Limmat in einer fast rechtwinkligen Kurve ab und fliesst nach Westen.
Im Nordwesten, durch den 497 Meter hohen Martinsberg begrenzt, liegt am Südufer der Limmat das dicht besiedelte Kappelerhof-Quartier. Westlich der Altstadt liegt ein Tal, das durch den Martinsberg, den Schlossberg und die 568 Meter hohe Baldegg begrenzt wird; hier befinden sich die Quartiere Allmend und Münzlishausen.
Südwestlich der Altstadt liegt in einem engen, durch die Baldegg und der 531 Meter hohen Baregg begrenzten Tal, das Meierhofquartier. Südlich der Altstadt, auf dem schmalen Geländestreifen zwischen Baregg und Limmat, schliesst sich das Brunnmatt-Quartier an. Östlich der Limmat besitzt Baden einen kleinen Anteil am flachen Wettingerfeld.
Rund 2,5 km südwestlich der Altstadt liegt Dättwil, das seit 1962 zu Baden gehört. Da die Gegend um diesen Ortsteil ziemlich flach ist, befinden sich hier fast die gesamten Baulandreserven der Stadt. Nochmals 1,5 km weiter südlich liegt die fast gänzlich überbaute Exklave Rütihof. Sie ist mit über 2000 Einwohnern die bevölkerungsstärkste Exklave der Schweiz.
Das Gemeindegebiet ist 1317 Hektaren gross, davon sind 751 Hektaren, mit Wald bedeckt und 415 Hektaren bewaldet. Die höchste Stelle liegt auf 619 Metern im Oberhau, einem Teil der Heitersberg-Kette, die tiefste Stelle auf 341 Metern an der Limmat.
Nachbargemeinden sind Obersiggenthal im Norden, Ennetbaden und Wettingen im Osten, Neuenhof im Südosten, Fislisbach im Süden, Birmenstorf und Gebenstorf im Westen sowie Turgi im Nordwesten. Die Exklave Rütihof grenzt an Birmenstorf, Fislisbach und Mellingen. Die Gemeinde Turgi besitzt ihrerseits eine kleine Enklave im Nordwesten des Badener Stadtgebiets, die lediglich aus einer von Wald umgebenen Wiese besteht. Das Zentrum Badens ist vollständig mit den Nachbargemeinden Ennetbaden und Wettingen zusammengewachsen.
[Bearbeiten] Geschichte
[Bearbeiten] Antike und Mittelalter
Die Römer errichteten eine Ansiedlung (vicus) namens Aquae Helveticae und nutzten die 47 °C warmen Thermalquellen. Die Gründung erfolgte im Zusammenhang mit dem Bau des Legionslagers Vindonissa. Im Vierkaiserjahr 69 n. Chr. wurde Aquae Helveticae durch die 21. Legion (Legio XXI Rapax) unter Aulus Caecina Alienus geplündert.[1]
Obwohl das Legionslager Vindonissa im Jahr 101 zu einer rein zivilen Siedlung wurde, verlor Aquae Helveticae nur wenig an Popularität. Zwischen 259 und 270 erfolgten mehrere Überfälle der Alemannen. Im 4. Jahrhundert wurde noch eine Befestigungsanlage errichtet, doch dies konnte den Bedeutungsverlust des Ortes in den nächsten Jahrhunderten nicht aufhalten.
Im 10. Jahrhundert wurde die Festung Stein errichtet; die während des Investiturstreits in den Besitz der Grafen von Lenzburg gelangte. Durch Erbschaft ging der Stein 1173 an die Kyburger und 1264 an die Habsburger. Der Stein wurde zu einer der bedeutendsten Burgen der heutigen Nordschweiz, denn hier befanden sich der Verwaltungssitz und das Archiv von Vorderösterreich. 1297 erhielt Baden das Stadtrecht.
[Bearbeiten] Untertanen der Eidgenossen
Mit der Eroberung des Aargaus durch die Eidgenossen im Jahr 1415 gelangte die Umgebung als Untertanengebiet Grafschaft Baden an die acht alten Orte. Die Festung Stein wurde zerstört und die Landvögte residierten von nun an im Landvogteischloss. Die Stadt selbst wurde formaljuristisch Freie Reichsstadt, wobei diese Freiheit in der Praxis nicht durchsetzbar war und spätestens mit dem endgültigen Austritt der Eidgenossenschaft aus dem Heiligen Römischen Reich im Jahr 1648 illusorisch wurde.
Die Verwaltung der gemeinsam eroberten Gebiete machte häufigere Absprachen zwischen den einzelnen Orten nötig. Zu diesem Zweck trafen sich die Abgesandten ab 1416 zu Tagsatzungen, die im Badener Rathaus durchgeführt wurden. Zwar fanden Tagsatzungen auch in anderen Städten statt, doch Baden war aufgrund der Bäder und der damit verbundenen Zerstreuungen bei den Abgesandten besonders beliebt. Die wichtigsten Geschäfte, die die ganze Eidgenossenschaft betrafen, wurden ausschliesslich in Baden verhandelt, so z.B. ab 1424 die Abnahme der Jahresrechnungen sämtlicher Gemeinen Herrschaften, aber auch Entscheidungen über Krieg und Frieden. 1526 fand hier der Badener Disput zwischen Johannes Oekolampad und Johannes Eck statt; die Mehrheit der anwesenden Geistlichen bekannte sich zum alten Glauben; Baden blieb mehrheitlich katholisch.
Nach dem Ersten Villmergerkrieg von 1656 liessen die siegreichen katholischen Orte die Festung Stein zwischen 1658 und 1670 wieder aufbauen. Im Zweiten Villmergerkrieg von 1712 wurde sie von den siegreichen Zürchern und Bernern aber erneut zerstört. Im Friedensvertrag erzwangen sie den Bau einer reformierten Kirche, die aus den Überresten der zerstörten Festung entstand. Nach 1712 nahm die Bedeutung Badens als Tagungsort rasant ab; es fanden nur noch wenige Tagsatzungen statt. Daran konnte auch ein Kongress im Jahr 1714 nichts ändern, der zur Lösung des Spanischen Erbfolgekrieges stattfand und am 7. September mit dem Friede von Baden (im Prinzip einer Bestätigung des Rastatter Friedens) abgeschlossen wurde.
[Bearbeiten] 19. Jahrhundert
Im März 1798 eroberten die Franzosen die Schweiz und riefen die Helvetische Republik aus. Baden wurde Hauptstadt des kurzlebigen Kantons Baden. Mit der 1803 von Napoléon Bonaparte unterzeichneten Mediationsakte ging der Kanton Baden am 19. Februar 1803 zusammen mit dem Kanton Fricktal im neu geschaffenen Kanton Aargau auf. 1819 spaltete sich das auf der rechten Seite der Limmat gelegene Ennetbaden als selbständige Gemeinde von der Stadt ab. 1834 wurden die Badener Artikel verabschiedet, die eine staatliche Aufsicht über die katholische Kirche forderten.
Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts setzte die Industrialisierung ein; 1835 erfolgte der Bau der ersten Fabrik. Am 9. August 1847 wurde Baden die Endstation der ersten schweizerischen Eisenbahn, der Spanisch-Brötli-Bahn, die von Zürich her ihren Betrieb aufnahm. Der damals populäre Architekt Ferdinand Stadler baute den Bahnhof mit Halle, Betriebs und Nebengebäuden; das Hauptgebäude steht noch heute. Am 29. September 1856 folgte die Verlängerung der Eisenbahnlinie nach Brugg. Dank Investitionen blühte Baden als Kurort wieder auf. Die Stadt erhielt am 6. September 1877 eine zweite Bahnstation, Baden Oberstadt an der Nationalbahn. Der Konkurs dieser Gesellschaft im darauf folgenden Jahr stürzte die Stadt in eine finanzielle Krise, da sie sich finanziell stark engagiert hatte. Als sich die Elektrofirma Brown, Boveri & Cie. (BBC, heute ABB) im Jahr 1891 am nördlichen Ausgang der Klus ansiedelte, überwand Baden die Krise endgültig und wurde zu einer Hochburg der Elektro- und Elektrizitätsindustrie.
[Bearbeiten] 20. Jahrhundert
1926 wurde die Hochbrücke nach Wettingen eröffnet (1994 verbreitert), somit konnte die alte Holzbrücke für den Durchgangsverkehr gesperrt werden. Baden stiess bald an seine Grenzen, und so zogen die Industriearbeiter in die Nachbargemeinden. Wettingen zählt seit 1950 mehr Einwohner als Baden. 1962 konnte Baden neue Landreserven dazugewinnen, als die Gemeinde Dättwil (mit den Ortsteilen Münzlishausen und Rütihof) eingemeindet wurde.
Ab 1948 entstand mit der Regionalplanung Baden unter der planerischen Leitung von Hans Marti eine der ersten Regionalplanungen der Schweiz. Von 1957 bis 1965 fand die als Teil daraus entstandene grosse Verkehrssanierung statt. Dabei sollte der natürliche Engpass für den Strassenverkehr entschärft werden. Im Verlauf dieser Sanierung wurde die Bahnlinie in einen neuen Tunnel gelegt, was es erlaubte, Barrieren am Schlossbergplatz und am Schulhausplatz aufzuheben. Der Schulhausplatz wurde zu einem Verkehrsknotenpunkt ausgebaut, der Durchgangsverkehr aus der Altstadt verbannt. Dieser fährt seither durch den alten Eisenbahntunnel von 1847, der zu einem Strassentunnel erweitert worden ist.
Um 1960 waren über zwei Drittel der Erwerbstätigen in der Industrie tätig. Als 1988 die BBC mit der schwedischen ASEA zur ABB fusionierte, wurden die Fabriken in Baden nach und nach aufgegeben und anderen Nutzungen zugeführt.
[Bearbeiten] Gegenwart
Die Stadt ist heute durch Dienstleistungsbetriebe geprägt. Das ehemalige ABB-Areal wird in einen neuen Stadtteil mit gemischten Wohn- und Gewerbezonen umgewandelt; in der ehemaligen Trafostation wurde beispielsweise ein Multiplex-Kino eröffnet. Die Stadt Baden und die Nachbargemeinde Neuenhof streben eine Fusion zwischen 2012 und 2014 an. Die Räte beider Gemeinden unterzeichneten im März 2008 eine entsprechende Absichtserklärung. Dadurch würde Baden zur grössten Gemeinde des Kantons aufsteigen.[2]
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Ruine der Festung Stein
- Landvogteischloss mit Historischem Museum, modernem Erweiterungsbau und Holzbrücke
- Zahlreiche alte Altstadthäuser
- Bruggerturm, mächtiger Torturm, welcher Gustav Gull als Vorbild für den Turm des schweizerischen Landesmuseums in Zürich diente
- Spätgotische katholische Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt (barockisierter Innenraum) mit Sebastianskapelle (ehemaliges Ossiarium)
- Barocke reformierte Kirche
- Spätbarocke Wallfahrtskapelle Maria Wil
- Bäderquartier mit Spuren der römischen Thermen und sehenswerten Hotelbauten aus dem 19. Jahrhundert
- Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss
- Kulturweg Baden - Wettingen - Neuenhof
- Villa Boveri mit Gartenanlage, 1897 von Karl Moser im Auftrag von Walter Boveri erbaut. In der Villa werden Konzerte aufgeführt.
- Aussichtsplattform auf dem Wasserturm auf der Baldegg (Endhaltestelle Buslinie 5). Bei klarem Wetter bietet sich eine einmalige Aussicht auf die Alpen, den Jura und den Schwarzwald.
- Im Wald oberhalb des ehemaligen Bahnhofs Baden Oberstadt liegt das Naturreservat Teufelskeller mit seinen imposanten Nagelfluhfelsen.
[Bearbeiten] Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «Unter rotem Schildhaupt in Weiss schwarzer Pfahl.» Das Badener Stadtbanner ist erstmals 1381 urkundlich erwähnt worden. Die erste Darstellung in Wappenform wurde 1441 in Eisen gegossen über dem Tor des Stadtturms angebracht. Die Bedeutung des Wappens ist nicht überliefert.[3]
[Bearbeiten] Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[4]
Jahr | 1799 | 1850 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 |
Einwohner | 1202 | 3159 | 6489 | 10'624 | 12'127 | 14'553 | 14'115 | 13'870 | 15'718 | 16'270 |
Am 31. Dezember 2007 lebten 17'098 Menschen in Baden, der Ausländeranteil betrug 25,4 %.[5] Bei der Volkszählung 2000 waren 43,4 % römisch-katholisch, 28,5 % reformiert, 4,2 % christlich-orthodox und 3,1 % moslemisch; 2,0 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 83,8 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,3 % Italienisch, 3,0 % Serbokroatisch, 1,5 % Englisch, 1,4 % Französisch, je 1,0 % Albanisch und Spanisch, 0,7 % Portugiesisch.[6]
[Bearbeiten] Politik und Recht
[Bearbeiten] Legislative
Anstelle einer Gemeindeversammlung vertritt der von den Badener Stimmberechtigten gewählte Einwohnerrat die Anliegen der Bevölkerung. Er besteht aus 50 Mitgliedern und wird im Proporzwahlverfahren gewählt. Ihm obliegt das Genehmigen des Steuerfusses, des Voranschlages, der Jahresrechnung, des Geschäftsberichts und der Kredite; ausserdem kann er Reglemente erlassen. Die Amtsdauer beträgt vier Jahre.
Bei den letzten beiden Wahlen erzielten die Parteien folgende Sitzzahlen:
Partei | 2001 | 2005 |
---|---|---|
FDP | 11 | 12 |
SP | 12 | 11 |
CVP | 10 | 11 |
team baden | 5 | 7 |
SVP | 7 | 5 |
Grüne Liste | 2 | 3 |
EVP | 2 | 1 |
SD | 1 | - |
Auch auf Gemeindeebene finden sich verschiedene Elemente der direkten Demokratie. So stehen der Bevölkerung fakultative und obligatorische Referenden, sowie das Initiativrecht zu.
[Bearbeiten] Exekutive
Ausführende Behörde ist der Stadtrat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse des Einwohnerrates und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Die sieben Stadträte der Amtsperiode 2006-2009 sind:
- Stephan Attiger, (FDP), Stadtammann, Ressort Finanzen
- Geri Müller (Team baden), Vizeammann, Ressort Bildung
- Daniela Berger (SP), Ressort Kultur
- Roger Huber (FDP), Ressort Liegenschaften / Anlagen
- Daniela Oehrli (SP), Ressort Gesundheit/ Soziales
- Lukas Voegele (CVP), Ressort Sicherheit / Einwohnerschaft
- Kurt Wiederkehr (CVP), Ressort Planung/ Bau
[Bearbeiten] Judikative
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Baden zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Ennetbaden, Oberehrendingen und Unterehrendingen verantwortlich ist.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Baden ist das wirtschaftliche Zentrum des Ostaargaus und zählt mehr als 24'000 Arbeitsplätze, davon weniger als 1 % in der Landwirtschaft, 43 % in der Industrie und 56% im Dienstleistungssektor.[7] Obwohl der Elektrokonzern ABB seine industriellen Aktivitäten zu einem grossen Teil an andere Standorte im Aargau oder ins Ausland verlegt hat, ist die Firma in Baden noch immer präsent. Seit der Übernahme des ABB-Kraftwerksgeschäfts ist heute auch der französische Konzern Alstom in Baden ansässig. Beide Unternehmen besitzen in Dättwil Forschungszentren. Baden ist der Hauptsitz der Axpo-Gruppe und der Nordostschweizerischen Kraftwerke. Daneben gibt es viele Dienstleistungsunternehmen aller Grössen. Baden ist auch Medienstadt, denn hier befindet sich die Redaktion der Aargauer Zeitung, der fünftgrössten Zeitung der Schweiz.
[Bearbeiten] Tourismus
Die 19 Thermalquellen mit einer Temperatur von 47° C (mit Schwefelwasserstoff angereichertes Wasser) machten Baden zu einem bekannten Kurort. Bereits die Römer hatten die Thermalquellen benützt und seit dem Spätmittelalter war Baden ein überregional beliebter Kurort. Nach der Reformation waren die Badenfahrten insbesondere im reformierten Zürich sehr beliebt, da im katholischen Baden einiges gestattet war, was die zwinglianischen Sittengesetze in Zürich untersagten - das ging bis zu den Spanisch Brötli mit reichlich Butter, die sich die Zürcher von Baden kommen lassen mussten. Das Recht auf eine jährliche Badenfahrt wurde im 17. und 18. Jahrhundert sogar in Zürcher Eheverträgen festgehalten.
Allerdings ging der Kurbetrieb zu Beginn des 20. Jahrhunderts stark zurück. Im Gegensatz zu den drei anderen Kurorten im Aargau (Rheinfelden, Bad Zurzach und Schinznach-Bad) haben die Bäder von Baden ein etwas altmodisches Image. Im ehemaligen Kursaal wurde ein Spielcasino eingerichtet, das Grand Casino Baden. Beliebt ist Baden in neuester Zeit als Kongresszentrum. Die Stadt liegt in einer schönen Wandergegend am Jurahöhenweg.
[Bearbeiten] Verkehr
Baden verfügt über drei Bahnhöfe: Der Bahnhof Baden ist Schnellzugshalt an der Strecke Zürich - Brugg - Basel; es verkehren direkte Züge in alle grösseren Schweizer Städte. Weitere SBB-Linien verkehren nach Zürich-Oerlikon und Waldshut. Beim Bahnhof Baden handelt es sich um einen der ältesten Bahnhöfe der Schweiz, am 9. August 1847 erreichte der erste Zug der Spanisch Brötli Bahn den Bahnhof. Am 12. Dezember 2004 wurde der Personenverkehr auf der Linie Wettingen - Lenzburg eingestellt, die Bahnhöfe Baden Oberstadt und Dättwil geschlossen. Die Strecke ist noch betriebsfähig und wird sporatisch von Güterzügen befahren.
Die Stadt Baden kann als Busdrehscheibe bezeichnet werden. Die Gesellschaft Regionale Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen (RVBW) betreibt ein dichtes Netz von Buslinien in Baden, Wettingen und zehn weiteren Gemeinden in der Umgebung. Der Postauto-Terminal neben dem Bahnhof ist einer der grössten der Schweiz; von hier verkehren Postautolinien nach Berikon-Widen, Bremgarten (via Mellingen oder Stetten), Döttingen, Endingen, Kaiserstuhl und Niederweningen.
Südlich der Stadt verläuft die Autobahn A1. Zwischen den Anschlüssen Baden-West und Baden-Ost führt sie durch den Bareggtunnel, der früher für die häufigen Staus berüchtigt war. Am 14. September 2002 wurde eine neue Brücke über die Limmat eröffnet, die Baden direkt mit Obersiggenthal verbindet.
[Bearbeiten] Limmatübergänge
Abgesehen von Zürich gibt es nirgends so viele Brücken über die Limmat wie in auf dem Gemeindegebiet Baden:
- Eisenbahnbrücke Baden-Wettingen mit Fussgänger- und Fahrradweg.
- Die Hochbrücke, erbaut 1926, saniert und verbreitert 1991 führte innerhalb von wenigen Jahren zum Bau ganzer neuer Quartiere in Wettingen.
- Die gedeckte Holzbrücke beim Landvogteischloss ist die älteste Brücke, erstmals erwähnt als Zollstation 1242. Der gegenwärtige Bau stammt von 1809/10.
- Auf der Höhe des Bahnhofs befindet sich die neueste Brücke, Baujahr 2007, ein Fussgängersteg nach Ennetbaden, der wegen seiner rostroten Farbe den Spitznamen "Rostbalken" bekam. Auf der Badener Seite führt ein Lift von der Limmatpromenade zum Bahnhofplatz.
- Die Schiefe Brücke oberhalb des Bäderquartiers wurde 1872 erstellt und war bis zum Bau der Siggentaler Brücke die Hauptverbindung nach Norden.
- Der Fussgängersteg im Bäderquartier wird im Volksmund "Finkensteg" genannt, da die Schritte auf dem Metallgitter so laut sind, dass man besser Hausschuhe (schweizerdeutsch Finken) trüge.
- Die 2002 erstellte Siggenthaler Brücke unterhalb des Industrieareals ist jetzt die direkte Verbindung von der Hauptverkehrsachse am linken Limmatufer zu den rechtsufrigen Dörfern des Bezirks Baden, dem Bezirk Zurzach und dem unteren Aaretal.
- Ein weiterer Fussgängersteg befindet sich beim Kraftwerk Kappelerhof.
[Bearbeiten] Kultur
- Historisches Museum im Landvogteischloss; Stadtgeschichte Badens von den Römern bis zum Industriezeitalter
- Kunstraum Baden; wechselnde Ausstellungen der zeitgenössischen Malerei
- Museum Langmatt, Gemäldesammlung (Impressionisten) und Wohnmuseum, hervorgegangen aus der Privatsammlung John A. Brown
- Schweizer Kindermuseum
- Elektro-Museum im Kraftwerk Kappelerhof
- Stadtbibliothek
- Kurtheater
- Theater im Kornhaus
- Kulturlokal Merkker
- nordportal; Aktionshalle mit Halle und Kantine
- Internationales Festival für Figurentheater Figura Theater Festival
- Internationales Festival für Animationsfilm Fantoche
- Bluesfestival Baden
- Kultur- und Kongresszentrum Trafo
- Badener Tanzcentrum
[Bearbeiten] Partnerstadt
Seit 1991 ist Sighişoara in Rumänien Partnerstadt von Baden.
[Bearbeiten] Badenfahrt
Die Badenfahrt ist ein mehrtägiges Fest in der Stadt, welches alle zehn Jahre stattfindet. Restaurants, Bars und andere Attraktionen werden grösstenteils von lokalen Vereinen organisiert und betrieben. Höhepunkt des Festes ist der Festumzug, an dem sich alle Vereine präsentieren, die an der Badenfahrt aktiv sind. Zwischen zwei «grossen» Badenfahrten findet manchmal eine kleinere Ausgabe statt. An der grossen Badenfahrt vom 17.-26. August 2007 waren über eine Million Leute nach Baden gereist. Die Badenfahrt zählt zu den grössten Volksfesten der Schweiz.
[Bearbeiten] Bildung
In insgesamt acht Schulhäusern (davon je eines in Dättwil und Rütihof) werden alle Stufen der obligatorischen Volksschule unterrichtet. Seit 1961 besitzt Baden eine eigene Kantonsschule (Gymnasium) und kooperiert eng mit derjenigen im benachbarten Wettingen. Daneben gibt es auch die Berufsfachschule BBB, die Wirtschaftsschule KV und die ABB-Technikerschule.
[Bearbeiten] Sport und Freizeit
Der Fussballclub Baden spielt in der dritthöchsten Liga der Schweiz, der 1. Liga, und trägt seine Heimspiele im Stadion Esp in Dättwil aus.
Der Basketballverein wurde 1954 von ABB-Mitarbeitern gegründet (damals noch BBC, Brown Boveri & Cie). 2002 wurde der Club von der Alstom übernommen. Mittlerweile gehört der Basketballclub Alstom Baden zu den grösseren Clubs in der Deutschschweiz. An nationalen und regionalen Meisterschaften stellt der Club elf Mannschaften. Das Damen-Team spielt in der LNB der zweithöchsten Basketballliga für Frauen. Das Herrenteam spielt in der 1. Liga Regional.
In attraktiver Hanglage etwas oberhalb der Limmat und mit Blick auf den Schlossberg befindet sich das sogenannte Terrassenbad - ein kombiniertes Hallen- und Freibad. Die Aussenbecken im Freien sind ebenfalls beheizt und mit 50-m-Schwimmbahnen, einer 100-m-Riesenrutschbahn, einem Wellenbad und einem 10-m-Sprungturm ausgestattet.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Silvia Bächli (* 1956), Künstlerin
- Daniela Berger (* 1956), Tänzerin, Politikerin
- Niki Böschenstein (* 1985), Kunstturner
- Walter Boveri (1865–1924), Mitbegründer der BBC (heute ABB) und Ehrenbürger
- Charles Eugene Lancelot Brown (1863–1924), Mitbegründer der BBC (heute ABB) und Ehrenbürger
- Pascale Bruderer (* 1977), Politikerin
- Edmund Dorer (1831–1890), Dichter und Übersetzer
- Robert Dorer (1830–1893), Bildhauer, Schöpfer des Nationaldenkmals in Genf
- Eduard Dorer-Egloff (1807–1864), Schriftsteller
- Christine Egerszegi-Obrist (* 1948), Politikerin
- Luise Egloff (1802–1835), Dichterin
- Thomas Erastus (1524–1583), reformierter Theologe
- Albert Hofmann (1906-2008), Chemiker und Entdecker des LSD
- Rainer Huber (* 1948), Regierungsrat des Kantons Aargau
- Ruth Humbel Näf (* 1957), Politikerin
- Joseph Caspar Jeuch (1811–1895), Architekt
- Robert Mächler (1909–1996), Schriftsteller und Journalist
- Karl Moser (1860–1936), Architekt
- Edith Oppenheim-Jonas (1907-2001), Schöpferin von Papa Moll
- Karin Ruckstuhl (* 1980), niederländische Leichtathletin
- Dolf Schnebli (* 1928), Architekt
- Jörg Stiel (* 1968), ehemaliger Fussballspieler
- Heiner Studer (* 1949), Politiker
- Annemarie Wildeisen (* 1946), Fernsehköchin und Kochbuchautorin
[Bearbeiten] Literatur
- Otto Mittler: Geschichte der Stadt Baden Band I 1962 (2. Auflage, 1966) Band II 1965, H.R. Sauerländer & Co, Aarau
- Peter Hoegger: Die Kunstdenkmähler des Kantons Aargau, Band VI, Bezirk Baden I (Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 63), Birkhäuser Verlag Basel 1976 (ISBN 3-7643-0782-X)
- Thomas Bolt, Uli Münzel: Schweizerischer Kunstführer Nr.399/400: Der Bäderbezirk von Baden und Ennetbaden, ISBN 3-85782-399-9 (formal falsche ISBN)
- Silvia Siegenthaler: Schweizerischer Kunstführer Nr.658: Die Villa Boveri in Baden (ISBN 3-85782-658-4)
- Carmela Kuonen Ackermann: Schweizerischer Kunstführer Nr. 703: Die Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt und die Sebastianskapelle in Baden (ISBN 3-85782-703-3)
- Hermann Hesse: Kurgast (ISBN 3-518-06883-0)
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Tacitus, Historien 1,67. Allgemein zu Aquae Helveticae vgl. Maximilian Ihm: Aqua, Aquae 46). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 301.
- ↑ Absichtserklärung für Fusion unterzeichnet - azonline.ch, 28. März 2008
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Baden - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Website der Stadt Baden
- Artikel Baden (AG, Gemeinde) im Historischen Lexikon der Schweiz
- Die Verkehrssanierung in Baden
Baden | Bellikon | Bergdietikon | Birmenstorf | Ehrendingen | Ennetbaden | Fislisbach | Freienwil | Gebenstorf | Killwangen | Künten | Mellingen | Mägenwil | Neuenhof | Niederrohrdorf | Oberrohrdorf | Obersiggenthal | Remetschwil | Spreitenbach | Stetten | Turgi | Untersiggenthal | Wettingen | Wohlenschwil | Würenlingen | Würenlos
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