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Zerpenschleuse – Wikipedia

Zerpenschleuse

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Zerpenschleuse
Wappen Deutschlandkarte
inoffizielles Wappen von Zerpenschleuse
Zerpenschleuse (Deutschland)
DMS
Zerpenschleuse
Basisdaten
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Barnim
Gemeinde: Wandlitz
Eingemeindung: 26. Oktober 2003
Geografische Lage: 52° 51' N, 13° 32' O Koordinaten: 52° 51' N, 13° 32' O
Höhe: 40 m ü. NN
Fläche: 17,42 km²
Einwohner: 953 (30. September 2007)
Bevölkerungsdichte: 54,1 Einwohner je km²
Postleitzahl: 16348
Vorwahl: 033395
Kfz-Kennzeichen: BAR
Ortsteilgliederung: Alt-Zerpenschleuse, Kolonien: Berg, Kienitz
Verwaltung
Ortsbürgermeister: Mike Bensemann (CDU)
Adresse der
Ortsteilverwaltung:
Liebenwalder Straße 13
16348 Wandlitz
Webpräsenz: www.wandlitz.de

Zerpenschleuse ist ein Ortsteil der Gemeinde Wandlitz. Die Gemeinde gehört zum Landkreis Barnim im Bundesland Brandenburg. Bis zum Jahr 2003 war Zerpenschleuse eine selbstständige Gemeinde innerhalb des Amtes Groß Schönebeck. Mit den Kommunalwahlen im Jahr 2003 wechselte der Ort in die Großgemeinde Wandlitz. Heute leben im Wandlitzer Ortsteil Zerpenschleuse 953 Einwohner (Jahr 2007).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

[Bearbeiten] Geografische Lage

Das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Zerpenschleuse umfasste eine Fläche von 1742 Hektar. Der heutige Ortsteil von Wandlitz liegt im Eberswalder Urstromtal, am nördlichen Rand der Barnim-Hochfläche, einem Teil des sogenannten Niederbarnim, 38 Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Berlin.

Bahnbrücke am Finowkanal
Bahnbrücke am Finowkanal

Durch das östliche Ortsgebiet von Zerpenschleuse verläuft die Regionalbahnstrecke NE27 der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) in Nord-Süd-Richtung von Groß Schönebeck nach Berlin-Karow. Der Haltepunkt „Ruhlsdorf-Zerpenschleuse“ der Regionalbahn befindet sich allerdings schon auf dem Gebiet des Ortes Ruhlsdorf, der heute zur Nachbargemeinde Marienwerder gehört. Von Ost nach West verlaufen zwei Kanäle durch den Ort, der Oder-Havel-Kanal und der ältere Finowkanal, in Zerpenschleuse Langer Trödel genannt. Weiterhin kreuzen sich auf dem Ortsgebiet die Bundesstraßen B 167 von Eberswalde nach Liebenwalde und B 109 von Berlin nach Prenzlau.

Die Höhe des Ortsgebietes über Normalhöhennull (NHN) steigt nach Norden nur leicht an. Der höchste Punkt mit 58,7 Meter über NHN ist eine Erhebung im nördlichen Waldgebiet an der Nordgrenze der Gemeinde zum Schorfheider Ortsteil Groß Schönebeck. Mit 37,0 Meter über NHN ist die Wasserfläche des Oder-Havel-Kanals an der Ostgrenze am Klanfließ der niedrigste Punkt des Ortes. Die Höhe der Ortsmitte an der Brücke der B 109 über den Langen Trödel beträgt 40 Meter über NHN.

[Bearbeiten] Nachbargemeinden

Zerpenschleuse bildet als Ortsteil von Wandlitz eine nördliche Enklave innerhalb anderer Gemeindegebiete, es besteht keine flächenmäßige Verbindung zu anderen Wandlitzer Ortsteilen. Angrenzende Gemeinden sind im Osten und Südosten die Gemeinde Marienwerder mit dem Ortsteil Ruhlsdorf, im Westen und Südwesten die Stadt Liebenwalde mit den Orten und heutigen Stadtteilen Hammer und Kreuzbruch. Im Norden grenzt die Gemeinde Schorfheide an Zerpenschleuse, hier mit den Ortsteilen Groß Schönebeck, Klandorf und Böhmerheide.

Hammer
(Liebenwalde)
Groß Schönebeck
(Schorfheide)
Groß Schönebeck
(Schorfheide)
Kreuzbruch
(Liebenwalde)
Marienwerder
(Marienwerder)
Kreuzbruch
(Liebenwalde)
Ruhlsdorf
(Marienwerder)
Ruhlsdorf
(Marienwerder)

[Bearbeiten] Naturraum

Zerpenschleuse befindet sich am Nordrand des Naturparks Barnim und der Südgrenze des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin. Die unmittelbaren Siedlungsflächen des Ortes sind aus den Schutzgebieten ausgespart. Sie konzentrieren sich entlang der Bundesstraße 109 und dem Finowkanal, dem Langen Trödel. Im Norden und Süden des Ortsgebietes befinden sich größere Waldflächen. Die zentralen Bereiche entlang des Oder-Havel-Kanals und des Finowkanals in Ost-West-Richtung sind meist Freiflächen. An Wasserflächen besitzt der Ort Zerpenschleuse außer den beiden Kanälen nur einige kleine Gräben und Fließe, wie das Klanfließ an der Ostgrenze und den Flößergraben. Seen sind auf dem Ortsgebiet nicht anzutreffen.

[Bearbeiten] Geschichte

Am Langen Trödel (Finowkanal)
Am Langen Trödel (Finowkanal)
Ehemalige Schifferhäuser
Ehemalige Schifferhäuser

Die Geschichte des Ortes Zerpenschleuse nahm ihren Anfang mit dem Finowkanal, dessen Bau Kurfürst Joachim Friedrich 1603 verordnet hatte und der in den Jahren 1605 bis 1620 ausgeführt wurde. Er sollte auf 39,4 Kilometer Länge die Alte Havel bei Liebenwalde mit den Mölln-Seen westlich des heutigen Finowfurt verbinden. Beim Bau des Kanals wurde auch die Hammerdammer Schleuse errichtet. Diese war bereits Ende des 17. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden, jedoch entstand 1660 in der Nähe dieser Schleuse eine Pottaschebrennerei und 1683/84 auf einer Wüstung des Dreißigjährigen Krieges eine Glashütte, um die sich entlang des Finowkanals eine kleine Ansiedlung bildete. Die alte Kanalschleuse wurde nun Zerpellschleuse oder Zerpenschleuse genannt, möglicherweise nach dem Umstand, dass die Schiffer hier Scherben für die Glashütte entluden. Andere Vermutungen der Namensherkunft gehen von einem Eigennamen aus, wonach der Erbauer der Schleuse oder ein Schleusenmeister Zerpe oder Zerpen geheißen habe. Ein Hinweis darauf wäre, dass der Name Zerpenschleuse erstmals schon 1650 in dieser Schreibweise auftauchte.[1]

Im Jahr 1727 entstand auf dem Gelände der Glashütte ein Vorwerk des Amtes Liebenwalde mit einem Schenkkrug und einer Schneidemühle. Der Finowkanal wurde ab 1743, da er während des Dreißigjährigen Krieges und danach verfallen war, neu ausgebaut und 1746 wieder in Betrieb genommen. 1747 zählte die Siedlung um die Glashütte 28 erwachsene Einwohner.[2] Sie wird heute als Alt-Zerpenschleuse bezeichnet. Das Vorwerk wurde 1765 durch den König Friedrich II. dem Amtmann Kienitz in Erbpacht gegeben, mit der Auflage, Spinnerfamilien als Kolonisten anzusiedeln. Im gleichen Jahr hatte schon der Kriegsrat und damalige Domänenpächter Berg die nach ihm benannte Kolonie Berg mit 29 Ansiedlern nördlich der Glashütte gegründet. Ab 1774 entstand dann mit der Ansiedlung von 22 Kolonistenfamilien aus verschiedenen Gegenden Deutschlands an der Straße Richtung Berlin der dritte Ortsteil von Zerpenschleuse, die Kolonie Kienitz. Das Gut wurde 1784 von den Kienitzschen Erben verkauft und kam nach mehrmaligem Besitzerwechsel in den Besitz des Kreises, der die Ländereien parzellierte. 1801 hatte das Erbpachtgut 91 Häuser mit 668 Einwohnern, deren Zahl bis 1805 nochmals auf 852 Einwohner anstieg. Auf Alt-Zerpenschleuse entfielen davon 276 Einwohner, darunter 50 Schiffer, die im Jahr 1805 eine Gilde gründeten.[1][3]

Dorfkirche
Dorfkirche

Der gestiegenen Einwohnerzahl Rechnung tragend wurde 1822 ein Schulhaus mit einem Klassenzimmer und einer Lehrerwohnung fertiggestellt. Der Zerstörung der Kirche und des Pfarrhauses 1832 durch einen Brand folgten 1834 der Neubau eines Schul- und Küsterhauses und 1845 bis 1849 der Bau der heute noch vorhandenen Kirche. Seit 1848 besaß Zerpenschleuse eine Försterei und eine Schützengilde. Die beiden Kolonien Berg und Kienitz blieben neben Alt-Zerpenschleuse selbstständige Landgemeinden, wurden nun jedoch schon gemeinsam als Neu-Zerpenschleuse bezeichnet. 1856 hatte die gesamte Siedlung 1724 Einwohner, die in 150 Häusern lebten. Allein die Kolonie Kienitz bestand 1860 aus 53 Wohn-, 62 Wirtschafts- und 4 öffentlichen Gebäuden, unter den Wirtschaftsgebäuden eine Windmühle und ein Krug. Den drei Gemeinden und dem Gut angeschlossen waren 56 Hektar Ackerland, 18 Hektar Wiesen und 1 Hektar Wald. Neben der Schützengilde wurden im 19. Jahrhundert weitere Vereine gegründet, so 1874 der Männergesangverein „Concordia“ und 1888 der Männerturnverein. Die Bildung der Freiwilligen Feuerwehr erfolgte 1905. Im Jahr 1874 wurden Alt-Zerpenschleuse, Neu-Zerpenschleuse und das Gut erstmals verwaltungsmäßig unter dem Amtsbezirk „Zerpenschleuse“ zusammengefasst, aber erst 1919 erfolgte die Vereinigung von Alt-Zerpenschleuse (Glashütte) mit den beiden Kolonien Berg und Kienitz zur Gemeinde Zerpenschleuse.

Fußgängerbrücke zum Bahnhof über den Oder-Havel-Kanal
Fußgängerbrücke zum Bahnhof über den Oder-Havel-Kanal
Altes Bahnhofsgebäude
Altes Bahnhofsgebäude
Heutiger Damm der Forststraße über den Langen Trödel
Heutiger Damm der Forststraße über den Langen Trödel

Anfang des 20. Jahrhunderts kam es zum Bau zweier Infrastruktur-Projekte, die sich sehr unterschiedlich auf die Entwicklung des Ortes auswirkten. Zunächst bekam Zerpenschleuse durch die Trassierung einer Bahnlinie nach Groß Schönebeck östlich der Siedlung einen Eisenbahnanschluss an die Reichshaupstadt Berlin, auch wenn der Bahnhof der Niederbarnimer Eisenbahn, später „Heidekrautbahn“ genannt, in 1,3 Kilometer Entfernung vom Ortszentrum auf Ruhlsdorfer Gemeindegebiet errichtet wurde. Diesem positiven Effekt stand der von 1907 bis zur Eröffnung 1914 erfolgte Bau des Hohenzollernkanals, des heutigen Oder-Havel-Kanals, entgegen. Durch ihn wurde der bis zu diesem Zeitpunkt durch den Schiffsverkehr überlastete Finowkanal seiner Funktion beraubt. Die Bedeutung Zerpenschleuses für die Binnenschifffahrt sank rapide. In den Jahren 1924/25 wurden die beiden Schleusenkammern unmittelbar vor der Schnittstelle der beiden Kanäle südöstlich des Ortes zugeschüttet und der Finowkanal damit unterbrochen. Das dadurch entstandene stehende Gewässer des alten Kanals wird seither von Zerpenschleuse bis Liebenwalde als Langer Trödel bezeichnet. 1935 wurde die Zugbrücke an der ehemaligen „Uckermärkischen Heerstraße“, heute Schorfheidestraße (B 109), abgerissen und durch einen Damm ersetzt, 1944/45 erfolgte der Abriss der Zugbrücke über den Kanal an der Glashütte.

Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Zerpenschleuse am 24. April 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. Die im Krieg zerstörte Eisenbahnbrücke über den Oder-Havel-Kanal wurde 1948 als Bogenbrücke aus Stahlbeton wieder aufgebaut. Im Zuge der sozialistischen Umgestaltung gründete in den Anfangsjahren der DDR das Ministerium für Finanzen in Berlin 1952 im ehemaligen Landschulheim Zerpenschleuse das Kinderwochenheim „Seid bereit“, das allerdings 1957 schon wieder geschlossen wurde. Das Gebäude des Kinderheimes wurde der LPG „Freier Bauer“ zur Nutzung übergeben. Von 1956 bis 1959 bildeten sich sowohl im Handwerk als auch in der Landwirtschaft Produktionsgenossenschaften heraus, wie die PGH „Kraftfahrzeuginstandsetzung“, die LPG „Freier Bauer“ (Typ III) und die LPG „Morgensonne“ (Typ I). In der ehemaligen Gaststätte „Zur feuchten Ecke“ entstand 1959 ein Lebensmittelkonsum. Im gleichen Jahr eröffnete die erste Kinderkrippe des Ortes. 1969 bzw. 1971 traten die LPGen „Freier Bauer“ und „Morgensonne“ der LPG Stolzenhagen bei.

Nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland wurde in Zerpenschleuse am 3. Juli 1991 die Ortsschule geschlossen. Die schulpflichtigen Kinder gehen seitdem in Klosterfelde, Marienwerder und Liebenwalde zur Schule. Ab 1992 begann die Restaurierung der Kirche. Im Zuge der Modernisierung der „Heidekrautbahn“ wurde 1999 die Brücke über den Oder-Havel-Kanal gesprengt und durch eine neue Stahlbogenbrücke ersetzt. Seit 2002 wurde mit dem Ausbau der Nebenstraßen in der Liebenwalder Straße begonnen. Ein Jahr danach wurde am 19. September 2003 der Grundstein für eine Mehrzweckhalle am Sportplatz gelegt. Dies war mit die letzte Amtshandlung der selbstständigen Gemeinde Zerpenschleuse. Die bis dahin zum Amtbereich von Groß Schönebeck gehörende Gemeinde trat mit den Kommunalwahlen am 26. Oktober 2003 als Ortsteil der Großgemeinde Wandlitz bei. Im Gegensatz zu den anderen Ortsteilen von Wandlitz ist die Einwohnerentwicklung in Zerpenschleuse seitdem auf heute etwa 950 Bewohner leicht rückläufig.[1]

Einwohnerentwicklung
1747 1801 1805 1856 2002 2003 2004 2005 2006 2007
28 668 852 1724 1013 1018 998 981 964 953

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Ortsbeirat

Am 26. Oktober 2003 fanden die letzten Kommunalwahlen statt. Danach setzt sich der aus fünf Personen bestehende Ortsbeirat wie folgt zusammen:[4]

Partei / Wahlbewerber Stimmenanteil (%) Sitze
CDU 75,5 4
SPD 24,5 1

Der Ortsbeirat hat beratende Funktion für die Gemeindevertretung von Wandlitz bezüglich der Entscheidungen des Gremiums, die den Ortsteil Zerpenschleuse betreffen. Einige der Vertreter des Ortsbeirates sind gleichzeitig Gemeindevertreter.

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Kirchen

[Bearbeiten] Evangelische Kirche Zerpenschleuse
Ziegelfachwerk-Kirche
Ziegelfachwerk-Kirche

Die Kirche des Ortes Zerpenschleuse ist ein Ziegelfachwerkbau aus den Jahren 1844/45, dessen Einweihung 1849 stattfand. Er ersetzte einen Vorgängerbau, ebenfalls in Fachwerk-Bauweise, der 20 Meter östlich der heutigen Kirche stand und 1846 versteigert wurde. Die neue Kirche mit rechteckigem Grundriss steht mit der Längsseite parallel zum Langen Trödel, südlich des alten Kanals. Der Kirchturm befindet sich an der Ostseite.

Die Innenausstattung der Zerpenschleuser Kirche stammt noch aus der Erbauungszeit. Sie verfügt über ein Altarbild der Geburt Christi, das eine Kopie eines Gemäldes aus dem 17. Jahrhundert eines flämischen Meisters ist. Die 1845 gegossenen Glocken wurden während des Ersten Weltkriegs zur Eisengewinnung eingeschmolzen. Nach der Reparatur der Kirchturmuhr 1957 erfolgte ab 1992 eine aufwändige Rekonstruktion und Hüllensanierung des Kirchenbaus.

[Bearbeiten] Einzelnachweise

  1. a b c zerpenschleuse.de
  2. Geschichte der Ortsteile des Gemeindeverbandes Wandlitz, Ortsteil Zerpenschleuse
  3. eiszeitstraße.de
  4. Kommunalwahl 2003, Zerpenschleuse

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Zerpenschleuse – Bilder, Videos und Audiodateien


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