Villmergen
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Villmergen | |
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Basisdaten | |
Kanton: | Aargau |
Bezirk: | Bremgarten |
BFS-Nr.: | 4080 |
PLZ: | 5612 |
UN/LOCODE: | CH VMG |
Koordinaten: | (660973 / 244508)Koordinaten: 47° 20′ 55″ N, 8° 14′ 44″ O; CH1903: (660973 / 244508) |
Höhe: | 437 m ü. M. |
Fläche: | 10.28 km² |
Einwohner: | 5340
(31. Dezember 2007) |
Website: | www.villmergen.ch |
Karte | |
Villmergen (schweizerdeutsch: Vellmärge) ist eine Einwohnergemeinde im Südosten des Kantons Aargau in der Schweiz. Sie gehört zum Bezirk Bremgarten und ist bekannt für die beiden Villmergerkriege von 1656 und 1712. Voraussichtlich auf Anfang 2010 erfolgt die Eingemeindung der Nachbargemeinde Hilfikon.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Das Dorf liegt am westlichen Rand des Bünztals, am Fusse des Rietenbergs. Dieser bewaldete Höhenzug ist die nordwestliche Fortsetzung des Lindenbergs. Der nördliche Teil des Gemeindegebiets liegt in der flachen Bünzebene, die bis in die 1920er Jahre weitläufige Sumpfgebiete aufwies und dann trockengelegt wurde.
Nordöstlich des Dorfes führen die Bünztal-Hauptstrasse und die Bahnlinie Lenzburg–Arth-Goldau vorbei. Zwischen diesen beiden wichtigen Hauptverkehrsachsen liegt eine ausgedehnte Industriezone. Etwa drei Kilometer nördlich des eigentlichen Dorfes, zwischen Dintikon und Dottikon, befindet sich rund um die ehemalige Schuhfabrik Bally ein zweiter Siedlungsschwerpunkt.
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 1028 Hektaren, davon sind 340 Hektaren mit Wald bedeckt und 228 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf dem Rietenberg auf 712 Metern, die tiefste Stelle liegt an der Bünz auf 408 Metern.
Nachbargemeinden sind Dottikon im Norden, Wohlen im Osten, Büttikon und Hilfikon im Süden, Egliswil im Südwesten, Seengen im Westen, Dintikon im Westen sowie Hendschiken im Nordwesten. Die Bebauung ist im Osten mit derjenigen der Nachbargemeinde Wohlen zusammengewachsen.
[Bearbeiten] Geschichte
Der Name Villmergen bedeutet «bei den Leuten des Vilmar». Tatsächlich entstand zwischen 500 und 700 n.Chr. auf dem heutigen Gemeindegebiet die alamannische Siedlung Vilmaringen. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte allerdings erst 1185. Im Jahr 1264 übernahmen die Habsburger die Landesherrschaft von den Kyburgern.
1415 eroberten die Luzerner die Dörfer Büttikon, Hilfikon, Sarmenstorf, Uezwil und Villmergen. Doch 1425 mussten sie das Gebiet an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben. Villmergen war fortan der Hauptort des gleichnamigen Amtes in den Freien Ämtern, einer gemeinen Herrschaft. Im Jahr 1529 wechselte das Dorf die Konfession und wurde reformiert. Dies wurde allerdings 1531 nach dem Zweiten Kappelerkrieg wieder rückgängig gemacht.
Am 24. Januar 1656 fand im Himmelrych eine später als Erster Villmergerkrieg bezeichnete Schlacht statt. Die katholischen Luzerner und ihre Verbündeten siegten gegen die reformierten Berner. Doch der Glaubenskonflikt in der Eidgenossenschaft schwelte weiter, und so kam es am 24. Juli 1712 in den Langelen zur äusserst blutigen Entscheidungsschlacht im Zweiten Villmergerkrieg, den die reformierten Stände gewannen. Auf der katholischen Seite starben über 2000 Soldaten, 206 auf Seiten der Reformierten. Das Dorf wurde geplündert und teilweise niedergebrannt.
Im März 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein und riefen die Helvetische Republik aus. Villmergen wurde eine Gemeinde im Distrikt Sarmenstorf des kurzlebigen Kantons Baden; seit 1803 gehört sie zum Kanton Aargau. 1840 wurde das erste Schulhaus errichtet. Am 12. Januar 1841 kam es bei Villmergen zu einem Gefecht zwischen Truppen des Kantons und aufständischen Freiämtern, die sich gegen die neue Verfassung auflehnten. Dabei starben sieben Aufständische und zwei Regierungssoldaten. Dieser Aufstand hatte den Aargauer Klosterstreit zur Folge.
Ab 1850 entwickelte sich Villmergen von einem stattlichen Bauerndorf zu einem noch grösseren Industriedorf. Diese Entwicklung beschleunigte sich nach der Eröffnung der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn am 18. Dezember 1916. Nach 1950 gab es dank der Ansiedlung zahlreicher Industriebetriebe einen erneuten Entwicklungsschub und die Einwohnerzahl verdoppelte sich beinahe; die 5000er-Marke wurde 1996 überschritten. Am 31. Mai 1997 erfolgte die Stilllegung der Wohlen-Meisterschwanden-Bahn. Das Teilstück südlich von Villmergen wurde in einen Radweg umgewandelt, das Teilstück zwischen Wohlen und Villmergen (bis zum Übergang Rebenstrasse) wird noch immer für den Güterverkehr verwendet.
Am 15. Juni 2007 genehmigten die Gemeindeversammlungen von Villmergen und Hilfikon die Fusion beider Gemeinden. Diese wurde in der Urnenabstimmung vom 25. November 2007 in beiden Gemeinden bestätigt und tritt im Jahr 2010 in Kraft.[1]
[Bearbeiten] Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss rote Rose mit gelben Butzen und grünen Kelchblättern.» In Johannes Stumpfs Chronik von 1548 erscheint die rote Rose als angebliches Wappen der Herren von Villmergen, obwohl dieses eigentlich eine schwarze Spitze in Weiss aufweist. Doch spätestens mit dem Gemeindesiegel von 1811 setzte sich das Rosenmotiv durch.[2]
[Bearbeiten] Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung:[3]
Jahr | 1803 | 1854 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 |
Einwohner | 998 | 1594 | 1785 | 2707 | 2812 | 3232 | 4322 | 4042 | 4649 | 5079 |
Am 31. Dezember 2007 lebten 5340 Menschen in Villmergen, der Ausländeranteil betrug 23,9 %.[4] Bei der Volkszählung 2000 waren 63,8 % römisch-katholisch, 18,8 % reformiert, 1,9 % christlich-orthodox und 5.3 % moslemisch; 1,0 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 86,1 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 5,7 % Italienisch, 1,4 % Albanisch, 1,2 % Portugiesisch, 1,0 % Türkisch, 0,8 % Serbokroatisch, 0,6 % Spanisch.[5]
[Bearbeiten] Politik und Recht
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat(Exekutive). Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden. Gemeindeammann der Amtsperiode 2006-2009 ist Paul Meyer (FDP).
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bremgarten zuständig. Villmergen gehört zum Friedensrichterkreis Sarmenstorf.
[Bearbeiten] Wirtschaft
In Villmergen gibt es rund 2800 Arbeitsplätze, davon 3 % in der Landwirtschaft, 52 % in der Industrie und 45 % im Dienstleistungssektor.[6] Neben international tätigen Grossbetrieben verfügt Villmergen auch über eine stattliche Anzahl von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Im Gebiet Allmend, an der Grenze zu Wohlen, befindet sich ein weitläufiges Industriegebiet mit grossen Fabrikanlagen. Die ortsansässigen Firmen profitieren stark von der günstigen Verkehrslage und vom niedrigen Steuerfuss.
[Bearbeiten] Verkehr
Villmergen ist leicht erreichbar. Das Dorf liegt etwa 7 km vom Autobahnanschluss Lenzburg entfernt neben der wichtigen Hauptstrasse Lenzburg - Zug. Den öffentlichen Verkehr stellt eine Buslinie zwischen Wohlen und Meisterschwanden sicher. Der SBB-Bahnhof Dottikon-Dintikon (der auf Villmerger Gemeindegebiet liegt), befindet sich etwa 3 km nördlich des eigentlichen Dorfes.
[Bearbeiten] Bildung
Villmergen verfügt über einen Kindergarten mit mehreren Abteilungen sowie zwei Schulhäuser, in denen die Primarschule, die Realschule und die Sekundarschule untergebracht sind. Die Bezirksschule kann in Wohlen besucht werden, ebenso wie die Kantonsschule (Gymnasium). Die Kinder des Bally-Gebietes gehen wahlweise nach Dintikon oder Dottikon in die Primarschule.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Susanne Wille (* 1974), Fernsehmoderatorin
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Anhaltender Trend zu Gemeindefusionen - nzzonline.ch, 26. November 2007
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004. ISBN 3-906738-07-8
- ↑ Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Bremgarten - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Bevölkerungsstatistik 2. Halbjahr 2007 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Gemeindeporträt - Statistisches Amt des Kantons Aargau
- ↑ Betriebszählung 2005 - Statistisches Amt des Kantons Aargau
[Bearbeiten] Weblinks
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