Theater an der Wien
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Das Theater an der Wien ist ein traditionsreiches Theater an der linken Wienzeile, im 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf, welches im Verbund der Vereinigte Bühnen Wien betrieben wird. Seit Januar 2006 trägt es den Beinamen Das neue Opernhaus. Es fasst über 1000 Plätze.[1]
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[Bearbeiten] Geschichte
Der Textdichter der Zauberflöte, Emanuel Schikaneder, war durch den ungeheuren Erfolg von Wolfgang Amadeus Mozarts Oper, die 1791 im Freihaustheater uraufgeführt worden war, begütert genug, um 1798 einen neuen, großen Theaterbau nach Plänen von Franz Jäger zu beginnen. Die Wien vor dem Theater ist heute kanalisiert und darüber der Lebensmittelmarkt Naschmarkt errichtet. Der 1801 im Empirestil vollendete Bau ist außen heute nur noch an der Millöckergasse erhalten, wo das Papagenotor den Erbauer als Papageno mit seinen Kindern als Drei Knaben in der Zauberflöte zeigt. 1803 und 1804 wohnte Ludwig van Beethoven während der Komposition seiner Oper Fidelio einige Zeit in dem Gebäude, woran heute ein im Erdgeschoss eingerichtetes Gedenkzimmer erinnert.
Nach Stücken von Nestroy und anderen Vertretern des Alt-Wiener Volkstheaters folgte die "Goldene Operettenzeit" mit Werken von Johann Strauß (Sohn) und Karl Millöcker , später die "Silberne" mit Franz Lehár als namhafteste Vertreter.
Nach dem 2. Weltkrieg diente das Haus als Ausweichquartier für das Ensemble der zerbombten Wiener Staatsoper. Unter Karl Böhm und Josef Krips fanden hier legendäre Aufführungen von Mozart-Opern statt, die zum Teil auch auf Schallplatten konserviert wurden.
Seit 1962 dient das Theater an der Wien in den Sommermonaten alljährlich auch den Wiener Festwochen als Spielstätte. 2000 und 2007 war das Theater Gastgeber der Nestroy-Verleihung.
[Bearbeiten] Uraufführungstheater


Von Anfang an war das Theater an der Wien Ort von Uraufführungen, darunter auch der folgenden:
- 1801 – Alexander von Franz Teyber
- 1804 – Die Neger von Antonio Salieri
- 1805 – 3. Sinfonie (Eroica) von Ludwig van Beethoven – erste öffentliche Aufführung
- 1805 – Fidelio von Ludwig van Beethoven
- 1808 – 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven – erste öffentliche Aufführung
- 1808 – 6. Sinfonie (Pastorale) von Ludwig van Beethoven – erste öffentliche Aufführung
- 1810 – Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist
- 1817 – Die Ahnfrau von Franz Grillparzer
- 1823 – Rosamunde (Schauspiel) von Helmina von Chézy, Bühnenmusik von Franz Schubert
- 1844 – Der Zerrissene von Johann Nepomuk Nestroy
- 1846 – Der Waffenschmied von Albert Lortzing
- 1860 – Das Pensionat von Franz von Suppé
- 1871 – Indigo und die 40 Räuber von Johann Strauß (Sohn)
- 1874 – Die Fledermaus von Johann Strauß (Sohn)
- 1879 - Gräfin Dubarry von Karl Millöcker
- 1881 – Der lustige Krieg von Johann Strauß (Sohn)
- 1882 – Der Bettelstudent von Karl Millöcker
- 1884 - Gasparone von Karl Millöcker
- 1885 – Der Zigeunerbaron von Johann Strauß (Sohn)
- 1887 – Bellmann von Franz von Suppé
- 1891 – Der Vogelhändler von Carl Zeller
- 1894 – Der Obersteiger von Carl Zeller
- 1897 – Die Göttin der Vernunft von Johann Strauß (Sohn) (13. März 1897)
- 1902 – Wiener Frauen von Franz Lehár
- 1905 – Die lustige Witwe von Franz Lehár
- 1916 - Die Rose von Stambul von Leo Fall
- 1926 - Die Zirkusprinzessin von Emmerich Kálmán
- 1932 – Sissy von Fritz Kreisler
- 1968 – Der Mann von La Mancha von Mitch Leigh, deutschsprachige Erstaufführung
- 1972 – Helden, Helden von Udo Jürgens
- 1980 – Jesu Hochzeit von Lotte Ingrisch und Gottfried von Einem (18. Mai 1980)
- 1990 – Freudiana von Eric Woolfson und Brian Brolly
- 1992 – Elisabeth von Michael Kunze und Sylvester Levay
- 1995 – Die Wände von Thomas Körner und Adriana Hölszky
- 1999 – Mozart! von Michael Kunze und Sylvester Levay (12. Oktober 1999)
[Bearbeiten] Musicaluraufführungen
In den 90er-Jahren erlangte das Theater neue Berühmtheit durch Musical-Uraufführungen. Ab 1983 war Peter Weck Intendant des Hauses, der das deutschsprachige Musical hier zur Blüte führte. Zunächst gelangte u.a. Cats von Andrew Lloyd Webber am 24. September 1983 zur deutschsprachigen Erstaufführung. Während danach das die Psychoanalyse Sigmund Freuds aufgreifende Musical Freudiana von Eric Woolfson nur begrenzten Erfolg zeigte, wurde Anfang der 90er Jahre das Musical Elisabeth von Michael Kunze und Sylvester Levay zu einem jahrelangen Dauerbrenner und bald zum erfolgreichsten deutschsprachigen Musical aller Zeiten, mit weltweit bereits mehr als 8 Millionen Besuchern. Das Musical schilderte das Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich als Totentanz und die Vermählung mit dem Tod als „Happy End“. Die Wiederaufnahme im Herbst 2003, feierte die österreichische Post mit der limitierten Auflage einer eigenen Briefmarke. Ebenfalls von Kunze/Levay stammt das Musical Mozart!, das am 12. Oktober 1999 im Theater an der Wien uraufgeführt und bis zum Mai 2001 gespielt wurde. Mozart! wurde zum "besten Musical 2000" gewählt.
[Bearbeiten] Wiens drittes Opernhaus
Mit dem Mozartjahr 2006 wurde die Tradition der zeitgenössischen leichten Muse aufgegeben und das Theater zu einer Spielstätte für Opern, insbesondere der Wiener Klassik. Zu dessen Intendanten wurde der bis dahin als Leiter der Festivals klangbogen und osterklang hervorgetretene Musikmanager Roland Geyer bestellt. Das organisatorisch zur wienholding gehörende, also in städtischer Trägerschaft befindliche Haus trat damit als drittes Opernhaus der Stadt in Konkurrenz zu den beiden als Bundestheater geführten Traditionshäusern Wiener Staatsoper und Volksoper Wien. Anders als die genannten Institute wird das Theater an der Wien nicht als Repertoiretheater mit eigenem Ensemble geführt, sondern nach dem Stagionesystem blockweise bespielt. Konzeptionell will sich das Haus neben dem Schwerpunkt Mozart und Wiener Klassik einerseits mit Aufführungen von Barockopern und andererseits mit einer Hinwendung zum 20. und 21. Jahrhundert (Uraufführungen, Wiederentdeckungen) positionieren. Die Opernproduktionen werden von verschiedenen Orchestern bestritten, u.a. von den Wiener Symphonikern, dem Radio-Symphonieorchester Wien und dem Concentus Musicus Wien.
Das Inaugurationskonzert am 8. Januar 2006 dirigierte Plácido Domingo. Mit dem Semperdepot wurde im Rahmen des klangbogen-Festivals, das 2006 zum letzten Mal stattfand und in Zukunft in den Spielbetrieb des Theaters an der Wien integriert werden soll, auch eine zweite Spielstätte bespielt (Uraufführung der Oper Don Juan kommt aus dem Krieg).
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Webpräsenz des Theaters an der Wien
- Vereinigte Bühnen Wien
- Eintrag über Theater an der Wien im Österreich-Lexikon von aeiou
- Angaben der Statistik Austria zum Fassungsraum des Theaters an der Wien
Koordinaten: 48° 11′ 57″ N, 16° 21′ 49″ O
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