Johann Strauß (Sohn)

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Johann Strauß (Sohn), Lithographie von Joseph Kriehuber, 1853
Johann Strauß (Sohn), Lithographie von Joseph Kriehuber, 1853
Johann Strauß (Sohn)
Johann Strauß (Sohn)

Johann Baptist Strauß (Sohn) (* 25. Oktober 1825 in St. Ulrich bei Wien, heute ein Teil von Wien-Neubau; † 3. Juni 1899 in Wien) war ein österreichischer Kapellmeister und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

Seine Familie nannte Johann Strauß Schani (österreichischer Spitzname von Johann), da sein Vater auch Johann hieß.

Die Familie stammt aus dem Raum Wien-Niederösterreich. Schon lange vor der Zeit des Nationalsozialismus war unter Genealogen bekannt, dass der Großvater Johann Michael Strauß ein aus Ofen stammender getaufter Jude war. 1938 sorgte dieser Umstand dann beim NS-Reichssippenamt für große Aufregung und wurde durch eine plumpe Urkundenfälschung vertuscht. In diesem Zusammenhang war es für das NS-Regime auch sehr peinlich, dass die Librettisten der Strauß'schen Operetten Juden waren: Ignaz Schnitzer, Victor Léon, Leo Stein.

Sein Vater Johann Strauß (Vater) sah für ihn ursprünglich eine Laufbahn als Beamter vor, doch seine Mutter, die alles daran setzte, mit der Unterstützung ihres Sohnes Rache für die Untreue ihres Gatten zu nehmen, ermöglichte Johann junior ein Musikstudium beim Basslehrer Hofmann. Trotzdem kam es bald darauf zum endgültigen Bruch mit seinen Eltern und er begann Konzerte zu geben. Schon sein erster Auftritt im Casino Dommayer (15. Oktober 1844) war ein Riesenerfolg. Tourneen führten ihn durch ganz Europa und Nordamerika. Nach dem Tod seines Vaters 1849 übernahm er dessen Orchester und wurde 1863 zum k.k. Hofball-Musikdirektor ernannt, d. h. er leitete alle Hofbälle. Er tat dieses bis 1871, als er selbst um die Enthebung von diesem Posten ansuchte. Dieses wurde auch genehmigt, gleichzeitig wurde ihm der Franz-Joseph-Orden verliehen. Nachfolger wurde sein Bruder Eduard Strauß.

Bis zu diesem Zeitpunkt komponierte Strauß nur Tanzmusik, was seinen Ruf als Walzerkönig begründete. 1864 traf er mit Jacques Offenbach zusammen, der ihn zur Komposition von Operetten anregte, die Strauß aber selbst immer als Komische Oper bezeichnete. Am 10. Februar 1871 hatte dann seine erste Operette, Indigo und die 40 Räuber im Theater an der Wien Premiere. Ebenfalls an diesem Theater fand die Uraufführung seiner erfolgreichsten und der wahrscheinlich bekanntesten Operette überhaupt, Die Fledermaus, am 5. April 1874, statt. Diese Operette wurde 1894 auch in das Repertoire der Hofoper (heute Wiener Staatsoper) aufgenommen und ist bis heute die einzige Operette, die dort gespielt wird.
Damit galt Strauß auch als Begründer der goldenen Ära der Wiener Operette.

Es folgten eine Reihe weiterer Operettenpremieren, darunter Der lustige Krieg und Eine Nacht in Venedig. 1876 erhielt er die Genehmigung zum Bau eines Wohnhauses (die so genannten Strauß-Palais). Anlässlich seines vierzigjährigen Künstlerjubiläums im Jahre 1884, das er wieder beim Dommayer feierte, wurde ihm das Wiener Bürgerrecht verliehen.

Johann-Strauß-Denkmal von Edmund Hellmer im Wiener Stadtpark
Johann-Strauß-Denkmal von Edmund Hellmer im Wiener Stadtpark

1885 war Premiere des Zigeunerbarons mit Alexander Girardi in der Hauptrolle, darauf folgten einige heute eher weniger bekannte Operetten. Seine letzte Operette Die Göttin der Vernunft vollendete er nur, weil er sich vertraglich u. a. gegenüber Alexandrine von Schönerer zu der Komposition verpflichtet hatte. Da er das Libretto von Alfred Maria Willner ablehnte, distanzierte er sich von der Oper und erschien nicht einmal zur Premiere am 13. März 1897, die wiederum im Theater an der Wien stattfand. Sein Werk Wiener Blut, das seine Uraufführung erst nach seinem Tod 1899 im Carltheater erlebte, war von Strauß nicht mehr als Operette konzipiert worden; es handelt sich dabei um bekannte Strauß-Melodien früherer Jahre, die der Kapellmeister Adolf Müller junior neu zusammenstellte.

Strauß komponierte rund zwanzig Operetten, fünfhundert Walzer, Polken und Quadrillen, ein Ballett (Aschenbrödel) sowie eine Oper (Ritter Pasmán). In Wien erinnern zahlreiche Denkmäler und Gedenktafeln an ihn. Der Walzer An der schönen blauen Donau (bekannter unter dem Titel Donauwalzer) wurde so etwas wie eine inoffizielle Hymne Wiens und Österreichs.

Strauß war insgesamt dreimal verheiratet. Seine erste Ehefrau Henriette, geborene Chalupetzky, starb 1878. Schon wenige Wochen später heiratete er die Schauspielerin Angelika Dittrich, die ihn 1882 verließ. Im selben Jahr wurde die Ehe „von Tisch und Bett“ geschieden; eine Trennung dem Bande nach war nicht möglich, da in Österreich das katholische Eherecht auch im bürgerlich-rechtlichen Bereich galt. Um erneut heiraten zu können (diesmal Adele, geborene Deutsch, verwitwete Strauss), musste Strauß die österreichische Staatsbürgerschaft aufgeben, Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und wie seine Braut evangelisch werden. Im Jahr 1887 löste Herzog Ernst II. - entsprechend dem im Herzogtum geltenden Eherecht - die Ehe mit Angelika Dittrich auf, und Strauß heiratete im selben Jahr in Coburg Adele Strauss. Alle drei Ehen blieben kinderlos.

Johann Strauß starb am 3. Juni 1899 in Wien an einer Lungenentzündung, beigesetzt ist er auf dem Wiener Zentralfriedhof. Sein Denkmal im Wiener Stadtpark stammt von Edmund Hellmer.

[Bearbeiten] Werke (Auswahl)

[Bearbeiten] Oper

  • Ritter Pázmán (1892)
Johann Strauß (Sohn)
Johann Strauß (Sohn)

[Bearbeiten] Operetten

(Vollständige Auflistung, siehe www.johann-strauss.at)

[Bearbeiten] Ballett

[Bearbeiten] Walzer

  • Sinngedichte op. 1 (1844)
  • Sängerfahrten op. 41 (1847)
  • Lava-ströme op. 74 (1850)
  • Rhadamantus-Klänge op. 94 (1851)
  • Mephistos Höllenrufe op. 101 (1851)
  • Liebeslieder op. 114 (1852)
  • Phönix-Schwingen op. 125 (1853)
  • Schneeglöckchen op. 143 (1854)
  • Nachtfalter op. 157 (1855)
  • Man lebt nur einmal! op. 167 (1855)
  • Accelerationen op. 234 (1860)
  • Immer heiterer op. 235 (1860)
  • Karnevalsbotschafter op. 270 (1862)
  • Leitartikel op. 273 (1863)
  • Morgenblätter op. 279 (1863)
  • Studentenlust op. 285 (1864)
  • Feuilleton op. 293 (1865)
  • Bürgersinn op. 295 (1865)
  • Flugschriften op. 300 (1865)
  • Wiener Bonbons op. 307 (1866)
  • Feenmärchen op. 312 (1866)
  • An der schönen blauen Donau op. 314 (1867)
  • Künstlerleben op. 316 (1867)
  • Telegramme op. 318 (1867)
  • Die Publicisten op. 321 (1868)
  • Geschichten aus dem Wienerwald op. 325 (1868)
  • Illustrationen op. 331 (1869)
  • Wein, Weib und Gesang op. 333 (1869)
  • Freuet Euch des Lebens op. 340 (1870)
  • Neu Wien op. 342 (1870)
  • Tausend und eine Nacht op. 346 (1871)
  • Wiener Blut op. 354 (1873)
  • Bei uns Z'haus op. 361 (1873)
  • Wo die Zitronen blühen op. 364 (1874)
  • Du und du op. 367 (1874)
  • Cagliostro-Walzer op. 370 (1875)
  • O schöner Mai! op. 375 (1877)
  • Rosen aus dem Süden op. 388 (1880)
  • Nordseebilder op. 390 (1880)
  • Kuss-Walzer op. 400 (1881)
  • Frühlingsstimmen op. 410 (1883)
  • Lagunen-Walzer op. 411 (1883)
  • Schatz-Walzer op. 418 (1885)
  • Wiener Frauen op. 423 (1886)
  • Donauweibchen op. 427 (1887)
  • Kaiser-Jubiläum-Jubelwalzer op. 434 (1888)
  • Kaiser-Walzer op. 437 (1888)
  • Rathausball-Tänze op. 438 (1890)
  • Gross-Wien op. 440 (1891)
  • Seid umschlungen Millionen op. 443 (1892)
  • Klug Gretelein op. 462 (1895)


[Bearbeiten] Polkas

  • Helenen-Polka op. 203, Polka schnell
  • Champagner-Polka op. 211 (1858)
  • Tritsch-Tratsch-Polka op. 214 (1858)
  • Annen-Polka (1852) gewidmet der Maria Anna, Kaiserin von Österreich.
  • Vergnügungszug op. 281, Polka schnell
  • Stadt und Land op. 322, Polka mazur
  • Unter Donner und Blitz (ursprünglich aufgeführt als „Sternschnuppe“) op. 324, Polka schnell
  • Pizzicato-Polka op. 449 (1896)

[Bearbeiten] Sonstige Werke

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

Commons
 Commons: Johann Strauss II – Bilder, Videos und Audiodateien

[Bearbeiten] Literatur von und über Strauß

[Bearbeiten] Strauß-Gesellschaften

[Bearbeiten] Noten und Akustisches

[Bearbeiten] Sonstiges

Ralph Braun u.a. "Zwanzig Jahre internationale Coburger Johann Strauss Begegnungen" [1] Coburg 2007

Ralph Braun u.a. "Cervantes oder Das Spitzentuch der Königin" [2] Coburg 2006