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Feuilleton – Wikipedia

Feuilleton

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Feuilleton (franz. Blättchen, [fœjə'tõ:]) bezeichnet in der Regel entweder einen publizistischen Zweig, ein Ressort in der Zeitung oder eine bestimmte literarische Gattung. Dabei wird das Feuilleton meist über Inhalt, Form oder Haltung definiert (W. Haacke). Neuere Ansätze bestimmen es über seine Undefinierbarkeit (K. Kauffmann). In DDR-Zeitungen und Zeitschriften wurden auch witzige Texte als Feuilleton bezeichnet, die sehr beliebt waren.

Das Feuilleton ist neben der Politik, der Wirtschaft, dem Lokalteil und dem Sport eines der fünf klassischen Ressorts einer Zeitung.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Aufgabe des Feuilletons

Das Feuilleton ist die journalistische Berichterstattung über kulturelle Ereignisse, Entwicklungen und Neuheiten. Für den Kulturteil der Zeitung hat sich der Begriff des Feuilletons insofern durchgesetzt, als es einen bestimmten Ort bezeichnet, in dem Berichte, Essays, Kommentare und Kritiken zu finden sind.

[Bearbeiten] Themen des Feuilletons

Es ist hauptsächlich für die Kultur - mit Philosophie und Kunst etc. zuständig (Buch-, Film-, Ausstellungs-Rezensionen). Häufig nimmt sich das Feuilleton auch Themen wie Pop, oder oft im Essay der Politik, Wirtschaft, Technik und Naturwissenschaften an. Politische Standpunkte ergänzen bisweilen die Tagesberichterstattung in den anderen klassischen Ressorts.

[Bearbeiten] Textarten des Feuilletons

Es gibt die Reportage, den Essay, den Kommentar, die Kritik beziehungsweise die Rezension, den Bericht, die Glosse, das Feature oder das Porträt. Jede der Textarten verfolgt eine andere Absicht. In den meisten wird subjektiv beurteilt oder interpretiert, der Autor stellt seine Meinung oder seine Wahrnehmungen dar.

[Bearbeiten] Entstehung und Geschichte des Feuilletons

Formen des Feuilletons gab es schon lange Zeit bevor diese Bezeichnung verwendet wurde. Seit Beginn der Zeitungen gab es kritische Buch- und Theaterbesprechungen, sowie Veröffentlichungen von Gedichten oder Romanauszügen. Der Begriff des Feuilletons stammt aus den Zeiten der Französischen Revolution. Man begann Anfang des 18. Jahrhunderts dem Journal des Débats ein Blättchen mit Theaternachrichten und -kritiken beizulegen. Der Autor und Journalist, und vor allem Kulturkritiker Julien Louis de Geoffrey hat seine Rubrik, in der er vor allem Theateraufführungen und Bücher besprochen hat, „Feuilleton“ genannt. Diese erfreuten sich solcher Beliebtheit, dass sie ins Hauptblatt aufgenommen wurden, und zwar im unteren Seitendrittel, durch einen dicken Strich abgetrennt. Daher stammt auch die Redensart „Unterm Strich“; eine Rubrik die heute die taz immer noch – allerdings für ironische Beiträge – führt. Durch diesen Strich fand der Leser schneller diese beliebte Rubrik und konnte sie einfacher aus der Zeitung heraustrennen und sammeln, wie es in der damaligen Zeit beliebt war. Die Rezensenten wurden damals – wenn überhaupt – sehr schlecht bezahlt, außerdem mussten sie bei den damaligen hohen Buchpreisen die Bücher wieder zurückschicken oder bekamen beim Kauf des jeweiligen Buches einen Rabatt.

Im 19. Jahrhundert übernahmen auch Zeitungen im deutschen Sprachraum diese Verlagerung ins Hauptblatt.

Einige berühmte Musiker schrieben Musikkritiken für das Feuilleton, wie zum Beispiel Richard Wagner oder Engelbert Humperdinck für die Frankfurter Zeitung. Ebenfalls berühmte und sehr erfolgreiche Wissenschaftler schrieben Feuilletons. Zum Beispiel Paul Ehrlich, Justus Liebig oder Alexander von Humboldt erläuterten hier ihre Erkenntnisse und Erforschungen.

Anfang des letzten Jahrhunderts wurden im Feuilleton vermehrt Fortsetzungsromane veröffentlicht, diese erfreuten sich sehr großer Beliebtheit bei den Lesern und waren in zweierlei Hinsicht für den Verlag sehr nützlich, erstens wurden die Leser somit an die jeweilige Zeitung sehr gut gebunden und zweitens waren sie ein preisgünstiges Mittel die Lücken im Blatt zu schließen. Zu dieser Zeit waren vor allem die Theaterkritiken äußerst beliebt, gerade in den Großstädten. Es gab einige sehr bekannte hauptberufliche Theaterkritiker, wie Siegfried Jacobsohn, Alfred Kerr oder Alfred Polgar.

[Bearbeiten] Feuilletonismus als kritischer Begriff

Dabei ist das Feuilleton bzw. der Feuilletonismus oft ein deutlich negativ besetzter Begriff, der dem Gegenstand einen überheblichen, flanierenden, nebensächlichen oder verzerrenden Gestus unterstellt. Hermann Hesse etwa kritisiert seine Zeit in seinem Glasperlenspiel unter dem Schlagwort „Zeitalter des Feuilletonismus“ als Phase der Beliebigkeit des Kulturschaffens.

Gerade im bürgerlichen Feuilleton um 1900 machten sich hier starke antisemitische Tendenzen breit. Zu Zeiten des Nationalsozialismus wurde das Feuilleton für die Kulturpolitik benutzt und sollte vor allem dazu dienen, die Identität der Gesellschaft zu formen und normativ auf deren Geschmack einwirken.

[Bearbeiten] Modernes Feuilleton

Als Begründer des modernen Feuilletonismus gilt neben Heinrich Heine, der im Feuilleton der Allgemeinen Zeitung schrieb, auch Ludwig Börne. Als Vorbild für das moderne Feuilleton des 20. Jahrhunderts muss das der Frankfurter Zeitung gelten, das in den 20er Jahren alle großen Namen an Autoren (z. B. Joseph Roth, Walter Benjamin und Siegfried Kracauer) versammelte.

Bei den überregionalen Zeitungen gibt es immer Kulturredaktionen mit einigen festen Redakteuren. Oftmals rühmen sich diese Zeitungen ihrer Feuilletons. Laut Schneider/Raue sind sie auch geradezu stolz darauf, dass ihre Texte nicht für die ganze Bevölkerung verständlich seien, ihr Feuilleton sei also absichtlich nicht für die Mehrheit gedacht. Nicht jede Zeitung besitzt eine eigene Kulturredaktion bzw. ein eigenes Feuilleton; vor allem bei den Lokalzeitungen gibt es selten eine eigenständige Kulturredaktion.

Die Feuilletons der großen deutschsprachigen Qualitätszeitungen fasst täglich das Online-Kulturmagazin Perlentaucher zusammen. Zurzeit gibt es ein gerichtliches Streitverfahren zwischen Perlentaucher und mehreren Verlagen, die gegen das Zusammenfassen und Veröffentlichen ihrer Rezensionen klagen.

[Bearbeiten] Feuilletonistischer Stil

Der feuilletonistische Stil bedient sich rhetorischer Figuren sowie Wortfiguren. Einige Beispiele hierfür sind Metaphern, Parallelismus, Anaphern, Epiphern, Antithesen, Klimax, Hyperbel, Ironie.

[Bearbeiten] Reisefeuilleton

Ein Reisefeuilleton ist ein Artikel in Zeitschriften und Zeitungen über bestimmte Reiseziele, bzw. Reiseberichte. Es darf durchaus etwas launig und subjektiv geschrieben sein und spiegelt die Erfahrungen des Autors wider. Das Reisefeuilleton soll keinen Reiseführer ersetzen, macht aber häufig Lust auf das Besuchen des vorgestellten Ortes oder der Region.

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Kai Kauffmann, Erhard Schütz (Hgg.): Die lange Geschichte der Kleinen Form. Beiträge zur Feuilletonforschung. Berlin 2000. ISBN 3896931407
  • Almut Todorow: Das Feuilleton der 'Frankfurter Zeitung' in der Weimarer Republik. Zur Grundlegung einer rhetorischen Medienforschung. Tübingen 1994. ISBN 3484680083
  • Stöber, Rudolf: Deutsche Pressegeschichte. Konstanz 2005. ISBN 3825227162
  • Reus, Gunter: Ressort: Feuilleton. Kulturjournalismus für Massenmedien. Konstanz, 2. Aufl. 1999. ISBN 3-89669-245-3
  • Schneider, Wolf; Raue, Paul-Josef: Das neue Handbuch des Journalismus. Hamburg 2003. ISBN 349961569X
  • Rahmelow, Werner: Zu den Anfängen des feuilletonistischen Stiles. Untersuchungen an Heine. Diss. phil. Freiburg 1936

[Bearbeiten] Weblinks

Wiktionary
 Wiktionary: Feuilleton – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik


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