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Stadtschloss Hanau – Wikipedia

Stadtschloss Hanau

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Das Hanauer Stadtschloss vor dem Abbruch. Ansicht der mittelalterlichen Teile des Schlosses von Nordwesten. Lithographie C.W. Woerishoffer, um 1828
Das Hanauer Stadtschloss vor dem Abbruch. Ansicht der mittelalterlichen Teile des Schlosses von Nordwesten. Lithographie C.W. Woerishoffer, um 1828

Das Hanauer Stadtschloss (auch Altstädter oder später Kurfürstliches Schloss genannt) war das Residenzschloss der Grafen von Hanau und später eine Nebenresidenz der Kurfürsten von Hessen-Kassel. Es entstand aus einer mittelalterlichen Burganlage. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt und in der folgenden Zeit weitestgehend abgerissen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Lage

Das Stadtschloss lag im südlichen Bereich des heutigen Schlossgartens, nördlich der Stadthalle und auf einem Teil des Geländes, auf dem heute die Karl-Rehbein-Schule steht.

[Bearbeiten] Baugeschichte

Stadtschloss Hanau bis zum Beginn des 18. Jahrhundert.
Stadtschloss Hanau bis zum Beginn des 18. Jahrhundert.
Ausschnitt aus Matthäus Merian: Ansicht von Hanau (1632). Hier dunkel gekennzeichnet: Teile des Stadtschlosses.
Ausschnitt aus Matthäus Merian: Ansicht von Hanau (1632). Hier dunkel gekennzeichnet: Teile des Stadtschlosses.
Stadtschloss Hanau mit den Gebäuden seit Beginn des 18. Jahrhundert. Orange dargestellt heute noch erhaltene Teile.
Stadtschloss Hanau mit den Gebäuden seit Beginn des 18. Jahrhundert. Orange dargestellt heute noch erhaltene Teile.

[Bearbeiten] Mittelalter

Auf einer von Kinzigarmen umschlossenen Insel ließen die Herren von Hanau-Buchen im 12. Jahrhundert eine Wasserburg errichten. Als Bauherr gilt Dammo von Hagenowe, der 1143 erstmals in einer Mainzer Urkunde genannt wird. Nächst gelegener Ort war die spätere Wüstung Kinzdorf. In den Jahren nach 1170 übernahmen dann die Herren von Hanau-Dorfelden die Burg. Mittlerweile hatten sich im Umkreis der Burg bereits Menschen niedergelassen, der Beginn des Dorfes und der späteren Stadt (seit dem 2. Februar 1303) Hanau.

Die Burg selbst wird als „Castrum in Hagenowen“ erstmals 1234 in einer Urkunde genannt. „Hagenowe“ bezeichnete damals den die Burg umgebenden Wald. Von der Baugeschichte der Burg Hanau im Mittelalter ist wenig bekannt. Archäologische Grabungen in den Jahren 2001 und 2002 auf dem Areal der ehemaligen Burg haben Teile der Mauer des Burggrabens freigelegt, die auf einem Holzrost aus Eiche gründete. Dieses konnte dendrochronologisch auf das Jahr 1302 datiert werden.

Mit Reinhard I. übernahmen die Herren und (seit 1429) Grafen von Hanau, später Hanau-Münzenberg, die Burg Hanau. Im Laufe des 15. Jahrhunderts wurde sie deren Hauptresidenz, die sich vorher in der Burg Windecken befand.

[Bearbeiten] Neuzeit

1528 begann unter Graf Philipp II. von Hanau-Münzenberg die Neubefestigung von Stadt und Schloss Hanau nach einem neuen, von Albrecht Dürer theoretisch konzipierten Befestigungssystem, das hier erstmals auch tatsächlich gebaut wurde. Dabei wurde der Graben zwischen Burg und Vorburg aufgefüllt und planiert, womit ein innerer Burghof entstand, der spätere „kleine Schlosshof“. Die Arbeiten dauerten bis etwa 1560 in die Regierungszeit von Graf Philipp III. hinein.

Ab dem 16. Jahrhundert entsprach der Lebensstandard in der mittelalterlichen Burg nicht mehr den Erwartungen ihrer Bewohner: Die Burg wurde Schritt für Schritt zu einem Schloss erweitert, wobei sich besonders Graf Philipp Ludwig II. (1576-1612) hervortat. Von 1604 bis 1606 wurde ein Kanzleibau errichtet sowie ein Portalgebäude mit doppelgeschossigem Erker über der Tordurchfahrt, der sogenannte Erkerbau, im Stil der Renaissance. Der ehemalige Bergfried wurde im oberen Teil modernisiert und mit einer dreigeschossigen Dachbekrönung verziert. Größere Pläne Philipp Ludwigs II., etwa die Anlage zu einem Renaissanceschloss mit rechteckigem Grundriss zu verändern, wurden nicht verwirklicht. Sein früher Tod und der anschließend einsetzende Dreißigjährige Krieg verhinderten das.

[Bearbeiten] Barock

Auch die Umbaumaßnahmen des Barock führten zu keiner einheitlichen Anlage. Vielmehr bildeten die Flügel des Schlosses ein unregelmäßiges Ensemble. Graf Philipp Reinhard von Hanau-Münzenberg (* 1664; † 1712) begann damit, das Residenzschloss im Stil des Barock umzugestalten. Da er 1701 auch den Grundstein für das später nach ihm benannte Schloss Philippsruhe legte, waren die Baumaßnahmen am Stadtschloss eher zurückhaltend. Zuerst entstand 1685 bis 1691 im südlichen, zur Stadt hin gelegenen Schlosshof ein weiterer Kanzleibau, eines der wenigen Gebäude der Anlage, die sich bis heute erhalten haben. Im Nordflügel des Schlosses, dem bisherigen Kanzleigebäude, wurden Wohnräume eingerichtet. Auf einer Fläche neben dem Schloss, die bis dahin als Garten genutzt wurde, ließ Graf Philipp Reinhard einen Marstall errichten, eine Baumaßnahme, die erst unter seinem Bruder und Nachfolger, Graf Johann Reinhard (* 1665; † 1736), 1713 vollendet wurde. Architekt war Julius Ludwig Rothweil, der auch die Pläne für Schloss Philipsruhe entworfen hatte. Die Brücke über den Schlossgraben musste aufgrund des Baus des Marstalls verlegt und durch eine neue ersetzt werden.

Graf Johann Reinhard, der letzte Graf aus dem Haus Hanau, ließ den Nordflügel des Schlosses in östlicher Richtung verlängern. Außerdem erhielt der Fürstenbau ein repräsentatives Portal mit je einem Säulenpaar zu beiden Seiten und einem darüber liegenden Balkon. 1723 bis 1728 ließ Graf Johann Reinhard den Schlossgraben verfüllen und östlich des Marstalls eine neue Remise errichten, die später, unter der Regentschaft von Landgräfin Maria von Hessen-Kassel (1722-1772), Regentin der Grafschaft Hanau-Münzenberg von 1760-1764, zum Friedrichsbau umgebaut wurde. Dieser Gebäudetrakt lag in etwa dort, wo heute die Karl-Rehbein-Schule steht. Ebenfalls Landgräfin Maria ließ 1766 den Schlossgarten anlegen.

Lithographie „Das alte Schloß in Hanau während des Abbruchs“ (C.W. Woerishoffer 1829)
Lithographie „Das alte Schloß in Hanau während des Abbruchs“ (C.W. Woerishoffer 1829)

1732 wurde das Regierungsgebäude nach Süden verlängert und bekam, ebenso wie der Fürstenbau, ein Mansarddach. Ebenfalls unter Landgräfin Maria entstand das Witwenpalais, das später als Finanzhof des Schlosses und bis 1945 als Hochbauamt genutzt wurde. Mit diesen Neubauten hatte das Hanauer Stadtschloss Ende des 18. Jahrhunderts seine größte Ausdehnung erreicht. Nach dem Tod des letzten Grafen aus dem Haus Hanau war die Grafschaft Hanau-Münzenberg mit ihrer Hauptstadt Hanau an die Landgrafschaft und das spätere Kurfürstentum Hessen gefallen. Das Schloss fungierte hin und wieder als Nebenresidenz von Mitgliedern der landgräflichen, später kurfürstlichen Familie.

Während der Episode des Großherzogtums Frankfurt, zu dem Hanau für einige wenige Jahre gehörte, war das Stadtschloss von Hanau Tagungsort der einzigen Sitzung der Landstände des Großherzogtums.

[Bearbeiten] 19. und 20. Jahrhundert

Blick vom Schlossplatz auf den Fürstenbau. Links das Kanzleigebäude, rechts der Marstall.Lithographie G. Frank (um 1870)
Blick vom Schlossplatz auf den Fürstenbau. Links das Kanzleigebäude, rechts der Marstall.Lithographie G. Frank (um 1870)
Gleiche Blickrichtung (2008): Links der Kanzleibau (heute Stadtbibliothek), in der Mitte CPH, rechts der Marstall (heute Stadthalle).
Gleiche Blickrichtung (2008): Links der Kanzleibau (heute Stadtbibliothek), in der Mitte CPH, rechts der Marstall (heute Stadthalle).

1829/30 wurde der mittelalterliche Teil der Anlage, die ursprüngliche Burg, unter Kurfürst Wilhelm II. abgerissen, um mehr Platz für den Schlossgarten und eine Remise zu schaffen. Die mittelalterlichen Teile entsprachen in keiner Weise mehr den Nutzungsvorstellungen des 19. Jahrhunderts und der historische Aspekt der Anlage zählte für Wilhelm II. nicht.

1866 ging das Kurfürstentum Hessen nach dem an der Seite Österreichs verlorenen Krieg unter und das Schloss wurde von den nunmehr regierenden Preußen staatlicherseits nicht mehr als Residenz benötigt. 1890 kaufte die Stadt Hanau das Schloss. Im Fürstenbau und im Friedrichsbau entstanden Wohnungen und Büros. Im Fürstenbau befand sich ab 1927 auch die Dienstwohnung des Oberbürgermeisters. In das ehemalige Kanzleigebäude zog das Museum der Wetterauischen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde ein. Außerdem befand sich im Stadtschloss zeitweise eine Postfiliale, die Handelskammer, eine Musikakademie, eine pharmazeutische Fabrik, das Standesamt und ab 1942 das Museum des Hanauer Geschichtsvereins[1].

1928 wurde der Marstall zur Stadthalle umgebaut. Die markanteste bauliche Veränderung an der Außenfassade bestand in einem Sandsteingiebel, der als neuer Haupteingang an der zum Schlossplatz gelegenen Schmalseite des Gebäudes vorgeblendet wurde. Die Stadthalle konnte für Veranstaltungen, Konzerte, Theatervorstellungen, Ausstellungen, Tagungen, Lichtbilder- und Filmvorführungen genutzt werden. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten inszenierten diese dort am 28. März 1933 die erste gleichgeschaltete Stadtverordnetenversammlung als nationalsozialistische Kundgebung im großen Saal. Während des Zweiten Weltkrieges diente die Stadthalle als Lazarett.

Am 6. Januar 1945 wurden das Stadtschloss und die Stadthalle bei einem Bombenangriff durch die Royal Air Force sowie bei einem weiteren Angriff am 19. März 1945 mit anschließendem Feuersturm zerstört. Dabei verbrannte auch ein Teil der im Museum des Geschichtsvereins ausgestellten Sammlung. Nach dem Krieg wurden ausschließlich die Stadthalle und das Kanzleigebäude wieder aufgebaut. Die Stadthalle wurde am 16.Dezember 1950 wieder eröffnet. Das Stadtschloss, von dem die Außenwände immerhin erhalten waren, wurde, wie einige andere stark beschädigte, wichtige historische Gebäude in der Hanauer Innenstadt, etwa das barocken Zeughaus, das barocke Stadttheater am Freiheitsplatz sowie das Edelsheimschen Palais, aber abgerissen, obwohl es warnende Stimmen, etwa von Seiten des Geschichtsvereins, gab, den Fürsten- und Friedrichsbau zu erhalten. Offizielle Begründung waren Ängste, dass sich angesichts des knappen Wohnraums Leute in den ausgebrannten Ruinen wohnlich niederlassen könnten. Doch standen von den Schlossgebäuden nur mehr die Außenmauern. Tatsächlich dürfte aber die Abneigung der damaligen Kommunalverwaltung gegen die als nutzlos klassifizierten Reste einer Vergangenheit, mit der man sich nicht mehr identifizierte, und die völlig entgegengesetzten Zielvorstellungen damaliger Architektur eine Triebfeder gewesen sein. [2] Sehr bald baute die Stadt dort „moderne“ und funktionale Gebäude wie die Karl Rehbein-Schule und den später wieder abgerissenen Bürgerhaus-Anbau an der Stadthalle.

In den Jahren 2001 bis 2003 wurde die Stadthalle grundsätzlich erneuert, in ein neues Kongresszentrum (Congress Park Hanau) einbezogen und an ihrer Südseite mit einem modernen Vorbau versehen, der, obwohl weitestgehend aus Glas gestaltet, die historischen Fassade und das reich verzierte barocke Sandsteinportal des südlichen Tores weitgehend verdeckt. Gleichwohl handelt es sich bei der Stadthalle um ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz.

[Bearbeiten] Gebäude

Blick im inneren Schlosshof nach Westen. Federzeichnung J.C. Stawitz 1829.
Blick im inneren Schlosshof nach Westen. Federzeichnung J.C. Stawitz 1829.

[Bearbeiten] Mittelalterliche Burg

Die ursprüngliche Wasserburg bestand vermutlich aus den typischen Gebäuden einer Burggründung dieser Zeit: Wehrmauer und Graben, zugbrückengeschütztes Tor, Palas und Bergfried. Um den markanten, sechseckigen Bergfried der Hanauer Burg sollten sich die meisten Gebäude der Kernburg auch später anordnen. Von der Bauform ähnliche Residenzen sind die ebenfalls aus mittelalterlichen Anlagen hervorgegangenen Schlösser Babenhausen, Büdingen und Erbach. Da die Anlage aus einer kleinen Wasserburg hervorgegangen ist, wurden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Umbauten vorgenommen, bei denen die Innenhöfe fast vollständig überbaut wurden. Der enge Raum in den Innenhöfen der Burg wird auf zahlreichen Stichen deutlich. Zeichnungen der Innenhöfe, die kurz vor dem Abbruch 1829 entstanden, zeigen mindestens zwei enge Tordurchfahrten in der Kernburg[3].

[Bearbeiten] Bergfried

Der markanteste Teil der mittelalterlichen Burganlage bestand in dem Bergfried (auch Heidenturm genannt) auf sechseckigem Grundriss im Innenhof. Bei dem Turm handelte es sich um das lange Zeit höchste Gebäude der Stadt und das Kernstück der mittelalterlichen Anlage. Die frühesten Stadtansichten um 1600 zeigen ihn bereits mit einer dreigeschossigen Bekrönung und Kuppeldächern, die er bei einem Umbau 1605 durch Graf Philipp Ludwig II. erhielt. Über die frühere Form der Turmspitze kann nur spekuliert werden. Aufgrund der Höhe und Grundfläche könnte es ein Butterfassturm gewesen sein. Ansichten aus dem inneren Schlosshof zeigen, dass er nach dem Umbau vom Anfang des 17. Jahrhunderts ein Mauerwerk aus Bossenquadern sowie im unteren Teil Bauschmuck in Form von muschelbekrönten Nischen besaß. In späterer Zeit trug der Turm eine Turmuhr. Beim Abriss 1829 gab es Versuche, wenigstens den Turm zu erhalten, eine Petition der Hanauer Bürgerschaft hatte aber keinen Erfolg. Die Turmuhr wurde transloziert und am Ende des 19 Jahrhunderts im Turm der Johanneskirche eingebaut.

Ansicht der Schlosskapelle während des Abbruchs. Skizze von J.E. Ruhl 1828.
Ansicht der Schlosskapelle während des Abbruchs. Skizze von J.E. Ruhl 1828.

[Bearbeiten] Archivturm

Im Osten der Kernburg befand sich der zweitgrößte Turm (auch Taubenturm), der die Burg zur Feldseite hin verstärkte. Er dürfte neben dem Bergfried der älteste Teil der Burg gewesen sein und verband die in stumpfem Winkel aufeinander zulaufenden Wohngebäude der Burg an der Nordostseite. Der Hanauer Archivar Johann Adam Bernhard vermerkt, dass er daran die Jahreszahl 1375 gefunden habe. Spätere Stiche zeigen ihn mit steilem Satteldach und einem kleinen Erker (Abortschacht?). Der Name Archivturm belegt, dass im Turmgewölbe wohl längere Zeit das gräfliche Archiv lagerte, möglicherweise in der Zeit vor der Errichtung des neuen Kanzleibaus.

[Bearbeiten] Martinskapelle

Die Existenz einer Schlosskapelle erschließt sich hauptsächlich aus schriftlichen Quellen. Ob sie bereits mit Gründung der Burg im 12. Jahrhundert gebaut wurde, ist unklar, denn erst 1344 wird in der Burg ein Martinsaltar erwähnt, 1399 eine Martinskapelle. Sie lag wohl östlich des Eingangs zum Innenhof in Nachbarschaft zum späteren Erkerbau. Die einzige Abbildung besteht in einer Farbzeichnung des Hofbaumeisters Julius Eugen Ruhl. Darauf ist der teilweise abgebrochene Innenraum der Kapelle (1829) zu sehen. Balkenlöcher in der Wand lassen vermuten, dass eine Empore existierte. Der noch nicht abgerissene Teil der Decke enthält ein spätgotisches Netzgewölbe, das nach unten von Wappen von Hanau und der Pfalz abgeschlossen wird, es stammt also aus der Zeit Philipps III. (1526-1561) und seiner Gemahlin Helena von Pfalz-Simmern. Die am Boden stehenden Konsolsteine tragen das Ahnenwappen Helenes sowie das Wappen der Adriana von Nassau-Dillenburg, Gemahlin Philipps des Jüngeren (1449-1500). Die im Bild sichtbaren Teile der Kapelle dürften insgesamt aus dieser Zeit stammen.

Bei Übernahme der Regierung in der reformierten Grafschaft Hanau-Münzenberg durch den lutherischen Grafen Friedrich Casimir von Lichtenberg 1642 war die Martinskapelle zunächst der einzige Ort in der Grafschaft, an dem zunächst dem neuen Landesherrn von seinen reformierten Untertanen der lutherische Gottesdienst gestattet wurde. Dies wurde in einem Vertrag zwischen Landesherr und reformierter Elite der Neustadt Hanau festgeschrieben und ermöglichte es Friedrich Casimir überhaupt erst, die Regierung in Hanau anzutreten. Erst 1658 konnte die lutherische Johanneskirche – mit erheblicher Hilfe des lutherischen Auslands – errichtet werden.

[Bearbeiten] Erkerbau

Ansicht des Erkerbaus während des Abbruchs. Am rechten Flügel wurde anscheinend schon mit dem Abbruch begonnen. Federzeichnung J.C. Stawitz 1829.
Ansicht des Erkerbaus während des Abbruchs. Am rechten Flügel wurde anscheinend schon mit dem Abbruch begonnen. Federzeichnung J.C. Stawitz 1829.

Der sogenannte Erkerbau (fertiggestellt 1610) ersetzte unter Graf Philipp Ludwig II. das bisherige innere Burgtor. Der innere Graben wurde zuvor (wohl schon 1528) eingeebnet. Der Erkerbau stand damit an der Stelle des früheren Vorhofs und der Hofstube. Der Bauplan ist im Hessischen Staatsarchiv Marburg erhalten. Der Graf wünschte, dass „mit der zeit übers thor ein erker gemacht werden (soll), so breit als das thor ist.“ Eine Federzeichnung des Architekten Johann Caspar Stawitz zeigt den Erkerbau aus der Durchfahrt durch den vorgelagerten Fürstenbau während des Abbruchs 1829/30. Darauf ist ein zweiflügeliges, dreigeschossiges Gebäude zu erkennen, in dem sich mittig die Hofeinfahrt in den Innenhof des Schlosses befand. Über dem Tor befindet sich ein breiter, zweigeschossiger Erker, der die beiden in stumpfem Winkel aufeinander zulaufenden Flügel verbindet. Das Dach wird rechts und links des Erkers durch Zwerchhäuser betont. An den Zwerchhäusern und den Übergängen des Gebäudes befindet sich Rollwerkschmuck.

[Bearbeiten] Wohngebäude

Die einzelnen Wohngebäude der mittelalterlichen Burganlage sind schwer zu identifizieren. Das liegt zum einen an den zahlreichen Umbauten, die dazu führten, dass die Innenhöfe der Kernburg im Laufe der Zeit immer enger wurden. Zum anderen gibt es wenige Ansichten des hinteren (nordöstlichen) Schlossbereichs. Die zahlreichen Umbauten belegen, dass mit dem Machtzuwachs der Hanauer Grafen auch ein zunehmender Raumbedarf verbunden war und die Anlage nur selten den Vorstellungen ihrer Bewohner entsprach.

[Bearbeiten] Vorburg

Blick im inneren Schlosshof nach Süden. Skizze von J.E. Ruhl 1829
Blick im inneren Schlosshof nach Süden. Skizze von J.E. Ruhl 1829

Die Lage der Vorburg festzustellen, ist wegen der zahlreichen Umbauten der Schlossanlage nicht einfach. Außerhalb der Kernburg mit den zwei Innenhöfen scheint zunächst der Bereich direkt südlich diese Funktionen erfüllt haben. Nach Errichtung der neuen Stadtbefestigung 1528 kam ein weiterer Vorhof im Südwesten hinzu. Mit den späteren Erweiterungen unter Philipp Ludwig II. griff das Schloss in die nördlichen Bereiche der Altstadt hinüber. Die Chronik des Johann Adam Bernhard erwähnt neben der alten Kanzlei ein Brau- und ein Badhaus. Vor dem Kanzleigebäude befand sich von 1829-1886 ein Wachtgebäude, das auf einer Lithographie um das Jahr 1870 zu sehen ist. Außerdem ließen sich hier seit dem Mittelalter schon die niederadeligen Burgmannen nieder. Darunter sind zahlreiche bekannte Namen, was Rückschlüsse auf die Bedeutung der Hanauer Grafen in der Wetterau zulässt: von Breidenbach, Bellersheim, Carben, Dorfelden, Riedesel, Hulzhofen, Heusenstamm, Spechte von Bubenheim, Hadersdorf, Kronberg, Buches und Reifenberg.

Der Fürstenbau vom Schlosspark aus. Lithographie R. Geissler, um 1880
Der Fürstenbau vom Schlosspark aus. Lithographie R. Geissler, um 1880

[Bearbeiten] Fürstenbau

1713, noch während der Bauzeit des gräflichen Schlosses Philippsruhe in Kesselstadt, ließ Graf Johann Reinhard III. ein langgezogenes Wohn- und Schlossgebäude an Stelle der alten Vorburg errichten. Ein Kellergebäude im Osten wurde dabei in den Fürstenbau integriert und auf die Höhe von drei Geschossen angepasst, ebenso entstand im Westen der Anlage ein kleiner Risalit, weil dort ein quer stehendes Gebäude der Vorburg integriert wurde. Das dreigeschossige Gebäude stieß im stumpfen Winkel auf das alte Kellergebäude. Verbindend war das dort zentral im Gebäude liegende Eingangstor, bis 1830 auch Durchfahrt zu den älteren Teilen des Schlosses. Schmucklisenen aus Bossenquadern betonten die kleinen Mittelrisaliten. Auf der Parkseite standen neben dem Portal zwei Säulen, zur Stadtseite hin vier, darüber ein Balkon. Der Fürstenbau bildete nach Abriss der mittelalterlichen Schlossgebäude den Abschluss des Schlossplatzes mit seinen historischen Bauten zum Schlosspark. Nach der Zerstörung 1945 wurde aus diesem Grund versucht, wenigstens dieses Gebäude zu erhalten. Die Stadt ließ die Ruine aber 1956 abtragen.

Ansicht des Marstalls von Südwesten (2008). Blick auf den einzigen Gebäudeteil, an den keine modernen Anbauten angesetzt wurden.
Ansicht des Marstalls von Südwesten (2008). Blick auf den einzigen Gebäudeteil, an den keine modernen Anbauten angesetzt wurden.

[Bearbeiten] Friedrichsbau

Portal des Kanzleibaus
Portal des Kanzleibaus
Heutige Ansicht des Wasserturms von Norden.
Heutige Ansicht des Wasserturms von Norden.

Der Friedrichsbau, fertiggestellt 1763 unter der Vormundschaftsregierung der Landgräfin Maria, befand sich östlich des Marstalls und bildete eine U-förmige Fortsetzung des Fürstenbaus nach Süden. An seiner Stelle hatte zuvor eine Remise gestanden. Das Gebäude war nur zweigeschossig, besaß aber ein hohes Mansarddach. Fotos zeigen Bruchsteinmauerwerk aus Basalt ähnlich dem Fürstenbau und der Kanzlei. Auch hier waren die Türen und Fenster in Sandstein gearbeitet. Insgesamt waren die Gebäude des Stadtschlosses eher schlicht. Der Friedrichsbau war wie zuvor die Remise nicht unterkellert. Beim Ausschachten für den Neubau der Karl-Rehbein-Schule im Juni 1956 wurde unter dem Friedrichsbau ein hölzerner Pfahlrost entdeckt. In der Baugrube selbst gab es Wassereinbrüche. Offensichtlich war dieser Teil des Schlosses auf einem zugeschütteten Altarm der Kinzig erbaut worden. Das Holz hatte deshalb aufgrund von Feuchtbodenerhaltung die Jahrhunderte überdauert.

[Bearbeiten] Marstall

Ehemalige barocke Reithalle (1711/13), nach einem Entwurf von Julius Ludwig Rothweil, wurde 1928 zu einer Veranstaltungshalle („Stadthalle“) umgebaut und dabei der Stirnseite zum Schlossplatz ein neues Sandsteinportal mit Hanauer Wappen im Stil der Zeit vorgeblendet. Nach dem Abbruch der Kriegsruine des Fürstenbaus wurde nördlich ein funktionaler Anbau angegliedert, der 2001 aufgrund von Astbestbelastungen dem neuen Congress Park Hanau (seit 2003), einem Kongress- und Veranstaltungszentrum, weichen musste. In diesen Bau wurde auch der Marstall einbezogen, dabei erneut umgestaltet und mit einem modernen Begleitbau versehen. An die östliche Schmalseite wurde ein Bühnengebäude angebaut, sodass die historischen Fassaden heute alle mit modernen Gebäudeteilen verkleidet sind. Dadurch nur noch schwer erkennbar ist das Portal an der Südseite des Marstalls aus rötlichem Sandstein, auf dessen Pilaster diverse Reitutensilien angebracht sind. Über dem Tor befindet sich das Hanau-Lichtenberger Wappen[4].

[Bearbeiten] Stadtbibliothek

Das ehemalige Kanzleigebäude wurde 1685–1691 errichtet. Architekt war Johann Philipp Dreyeicher. Es wird seit dem 19. Jahrhundert kulturell genutzt. Heute beherbergt es die Stadtbibliothek mit landeskundlicher Abteilung Hanau-Hessen, das Stadtarchiv Hanau, sowie die Wetterauische Gesellschaft für die gesamte Naturkunde. Das Gebäude besteht aus dunklen Basalt-Bruchsteinen. Fenster- und Türlaibungen sind aus rotem Mainsandstein gearbeitet. Doch war das Gebäude anscheinend in früherer Zeit verputzt, wie alte Ansichten zeigen. Der Kanzleibau trug zuerst ein einfaches Satteldach und wurde erst während des Baus des Marstalls mit einem Mansarddach gedeckt. Heute trägt er wieder ein Satteldach. Über dem Eingang befindet sich das Doppelwappen von Graf Philipp Reinhard und seiner Frau, Pfalzgräfin Magdalena Claudia von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler (* 1668; † 1704), darüber die Jahreszahl 1691 (Fertigstellung des Gebäudes).

[Bearbeiten] Wasserturm

Der Wasserturm ist der letzte erhaltene Befestigungsturm der Umwehrung von Schloss und Stadt Hanau. Er war das Verbindungsstück zwischen Burg, Vorburg und Stadtbefestigung und erhielt seinen Namen von der Lage im Wasser des Schloss- und Stadtgrabens. Der Wasserturm wurde bereits 1338 genannt. Bis 1829 diente er teilweise als Militärgefängnis, seit 1962 sind in ihm Teile des Stadtarchivs untergebracht. An seiner Ostseite ist im Mauerwerk der Querschnitt der ehemaligen Stadtmauer und ihres Wehrgangs noch abzulesen. Die heutige Bedachung entstammt wohl der Barockzeit.

[Bearbeiten] Fruchtspeicher

Der ehemalige gräfliche Fruchtspeicher befindet sich im Hof hinter dem Kanzleigebäude (sogenannter Fronhof). Er wurde wahrscheinlich gegen Ende des 17. Jahrhundert errichtet. Seit 1872 befand sich darin die Gendarmerie. Während der NS-Diktatur war hier ein Polizeigefängnis, Ausgangsort für die Verschleppung und spätere Ermordung Vieler.

[Bearbeiten] Fundstücke

Fundstücke aus archäologischen Ausgrabungen im Bereich des Stadtschlosses im Historischen Museum Hanau
Fundstücke aus archäologischen Ausgrabungen im Bereich des Stadtschlosses im Historischen Museum Hanau

Die beiden Zerstörungen des Schlosses 1829 und 1945 haben nur wenige Zeugnisse des Schlosses hinterlassen. Dies hängt in erster Linie mit den 1945 zerstörten Sammlungen des Hanauer Geschichtsvereins zusammen, die auch viele noch erhaltene Architekturteile betraf. Im Historischen Museum Hanau sind vier eiserne, reich verzierte Ofenkacheln und eine verzierte Eisentür aus dem Stadtschloss ausgestellt. Ferner zeigt eine Vitrine Fundstücke aus archäologischen Grabungen im Bereich des Burggrabens.

[Bearbeiten] Anmerkungen

  1. K. L. Krauskopf 1994, Abb. 59-61 – Bilder der damaligen Sammlung.
  2. Die Diskussion der damaligen Zeit ist ausführlich dokumentiert in K.L. Krauskopf 1994, 248-262 (mit weiteren Quellen).
  3. Als Quelle für die hier folgenden Beschreibungen der Gebäude diente der Katalog „675 Jahre Altstadt Hanau.“ (siehe Literaturliste), vor allem die darin enthaltenen alten Ansichten. Seite 209-215, Kat.-Nr. 90-104.
  4. Beschreibungen der erhaltenen Teile des Stadtschlosses sind zu finden in der Denkmaltopographie der Stadt Hanau: Krumm 2006 (siehe Literaturliste).

[Bearbeiten] Literatur

  • 675 Jahre Altstadt Hanau. Festschrift zum Stadtjubiläum und Katalog zur Ausstellung im Historischen Museum der Stadt Hanau am Main, hrsg. vom Hanauer Geschichtsverein e. V., Hanau 1978. ISBN 3-87627-242-4
  • Heinrich Bott: Der Abbruch des alten Schlosses in Hanau und anderes über das Hanauer Stadtschloss. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 3, Hanau 1955-1959, S. 59 – 65.
  • Heinrich Bott: Die Altstadt Hanau. Baugeschichte-Häuserverzeichnis-Bilder. Ein Gedenkbuch zur 650-Jahrfeier der Altstadt Hanau. Hanau 1953.
  • Heinrich Bott: Beiträge zur Baugeschichte des Schlosses in Hanau. In: Hanauer Geschichtsblätter 17. Hanau 1960, S. 49 – 72.
  • Heinrich Bott: Stadt und Festung Hanau. In: Hanauer Geschichtsblätter 20. Hanau1965, S. 61 – 125.
  • K.L. Krauskopf, 150 Jahre Hanauer Geschichtsverein. Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Vereins (Hanau 1994).
  • Carolin Krumm, Kulturdenkmäler in Hessen – Stadt Hanau. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Wiesbaden 2006. ISBN 3-8062-2054-9
  • Frank Lorscheider: Zwischenbericht über die Ausgrabungen im Bereich des Hanauer Stadtschlosses. In: Neues Magazin für Hanauische Geschichte 2002/I, S. 3 – 20.
  • Vom Residenzschloss zum Congress Park. Die (Ver)Wandlungen des Hanauer Schlossplatzes. Hrsg.: Hanauer Baugesellschaft GmbH. Hanau 2003.
  • August Winkler und Jakob Mittelsdorf: Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Hanau. Festschrift zum 300jährigen Jubiläum der Gründung der Neustadt Hanau. Hanau 1897
  • Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage, Hanau 1919. ND 1978. ISBN 3-87627-243-2

[Bearbeiten] Bilder

[Bearbeiten] Links

Commons
 Commons: Stadtschloss Hanau – Bilder, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50.1381° N, 8.91862° O


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