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Militärmusik – Wikipedia

Militärmusik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Begriff Militärmusik umfasst alle Aspekte musikalischer Darbietungen von Soldaten. Neben der oft ausschließlich damit assoziierten Marschmusik umfasst Militärmusik aber auch feierliche Musik mit durchaus auch religiösem Charakter (Choräle), Marschgesänge sowie Unterhaltungs- und Tanzmusik. Auch die Aufführung klassischer Werke aus allen Epochen ist in heutiger Zeit fester Bestandteil der Militärmusik.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Entwicklung der Militärmusik

Landsknechte aus der Zeit des 16. Jahrhunderts, beachte den Pfeifer und den Trommler (2. und 3.v.l.)
Landsknechte aus der Zeit des 16. Jahrhunderts, beachte den Pfeifer und den Trommler (2. und 3.v.l.)
Mehter takımı , Bild von 1839: hinten Mitte davul-Spieler, hinten rechts zurna-Spieler. Der rot gekleidete zurna-Spieler innerhalb des Kreises ist einer der beiden „Kapellmeister“
Mehter takımı , Bild von 1839: hinten Mitte davul-Spieler, hinten rechts zurna-Spieler. Der rot gekleidete zurna-Spieler innerhalb des Kreises ist einer der beiden „Kapellmeister

Entwickelt hat sich die Militärmusik schon in der Frühzeit der Militärgeschichte. Bereits in der Antike waren Blasinstrumente und Trommeln als weithin hörbare Signal- und Nachrichtenübermittler unverzichtbarer Bestandteil der Kriegführung. Im Mittelalter entwickelte sich dann aus der rein für den militärischen Gebrauch entwickelten Signalmusik ein Bestandteil höfischen Zeremoniells (so wurden z. B. Besucher mit Fanfarenrufen begrüßt, aus denen Rang und Stand erkannt werden konnte).

Etwa ab dem 16. Jahrhundert begann man dann, zwei Hauptgruppen von Militärmusikern zu unterscheiden: Trommler und Pfeifer (das sogenannte „Spiel“) als Musiker der Fußtruppen und die besser gestellten Pauker und Trompeter als Musiker der Kavallerie. Die europäische Militärmusik gewann dann durch den Kontakt mit den Osmanen (Türken) in den Kriegen des 16. und 17. Jahrhunderts (Belagerung von Wien 1683) einen wichtigen Aspekt hinzu. Neuartige Instrumente wie der Schellenbaum und neue Formen der musikalischen Darbietung (Janitscharenmusik) prägten das heute bekannte Bild der Militärmusik. Auch der Dreißigjährige Krieg bedeutete einen wesentlichen Entwicklungsschritt, da hier die militärische Marschmusik als Erkennungszeichen einzelner Verbände und zur Anfeuerung der Soldaten im Kampf erstmals voll zur Geltung kam. Diese neue Funktion der Militärmusik hängt mit der Einführung von Exerzieren und Waffendrill zusammen.

Im 19. Jahrhundert wurde die Militärmusik nochmals weiterentwickelt, vor allem wurden die Besetzungen der Militärorchester, die Professionalisierung der Musiker und die Ausweitung des Repertoires vorangetrieben. Viele Militärkapellen konnten im Ballsaal oder in kleineren Räumen auch als Streichorchester auftreten. Es wurde üblich, dass Violinisten auch Saxophon spielten. So machten die Militärkapellen den Tanzkapellen zunehmend Konkurrenz. Während Johann Strauß Sohn seit Mitte des 19. Jahrhunderts noch ganz unabhängig von der Militärmusik agierte, begann Franz Lehár am Ende des 19. Jahrhunderts seine Laufbahn in der Militärmusik

In heutiger Zeit ist die Militärmusik neben ihrer klassischen Rolle zur Untermalung militärischen Zeremoniells auch wesentlicher Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit moderner Streitkräfte. Konzerte und Tourneen im In- und Ausland mit vielfältigem Repertoire (s. o.) belegen die Vielfältigkeit der Musiker. So treten Musikkorps nicht mehr nur als Blasorchester in Marschformation, sondern auch in sinfonischer oder Big Band-Besetzung auf.

[Bearbeiten] Militärische Marschmusik

Diese traditionelle Domäne der Militärmusik dient heute vor allem als Element der Traditionspflege zur Erhaltung der Musikkultur des Marsches (in Deutschland und Österreich besonders ausgeprägt). Allgemein verfügt jeder Verband einer Armee über einen sog. Traditionsmarsch, der meist aufgrund seiner Entstehungsgeschichte oder seines Titels die Geschichte des Verbandes symbolisiert. In modernen Armeen sind diese Grenzen aber fließend, oft werden heute Märsche wahllos als Traditionsmärsche an neu aufgestellte Truppenteile vergeben.

Man unterscheidet vor allem:

Seit dem späten 19. Jahrhundert findet zunehmend ein internationaler Austausch von Marschkompositionen statt. So wurden z. B. deutsche Märsche unter neuem Titel in Großbritannien und den USA populär. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist Hermann Ludwig Blankenburgs Marsch Abschied der Gladiatoren, der unter dem Titel Farewell of the Gladiators zu den bekanntesten Militärmärschen in Großbritannien zählt. Entsprechend beeinflussten auch die Europa-Tourneen des amerikanischen Marschkönigs John Philip Sousa zu Beginn des 20. Jahrhunderts europäische Komponisten (Julius Fučík: Uncle-Teddy-Marsch). Auch für einige von Sousas Werken wurden offizielle deutsche Übersetzungen gefunden (Stars and Stripes forever wurde zu Unter dem Sternenbanner).

Die bis zum Ersten Weltkrieg noch geläufige Differenzierung bei Infanteriemärschen zwischen Avancier-, Defilier- und Sturmmärschen, die sich im Tempo unterschieden, ist heute durch die Angleichung aller Tempi an eine allgemeine Marschgeschwindigkeit hinfällig geworden.

Wichtiger Bestandteil der militärischen Marschmusik sind auch die sog. Spielmannszüge, die aus kleinen Trommeln und Querpfeifen (Piccoloflöten) bestehen (vgl. oben „Spil“). Ihre rhythmische Führung obliegt nicht dem Dirigenten des Musikkorps, sondern einem sog. Tambourmajor mit seinem charakteristischen Tambourstab. Insbesondere bei Auftritten bei militärischen Anlässen (Großer Zapfenstreich, Vorbeimärsche) werden solche Spielmannszüge an das marschierende Musikkorps angeschlossen. Sie können aber auch auf sich allein gestellt eingesetzt werden. Ihre Aufgabe liegt neben der rhythmischen Untermalung des Musikkorps v. a. im Schlagen des sog. Generalmarsches. Dieser nur von den Trommlern intonierte Marsch dient beim Marschieren ohne „klingendes Spiel“ (d. h. bei schweigendem Musikkorps) als Takthilfe für die Truppe. Die Generalmärsche sind in vielen Ländern unterschiedlich, in Europa besonders charakteristisch sind der deutsche, der österreichische und der französische Generalmarsch. Den Übergang vom Generalmarsch zum klingenden Spiel (in Deutschland mit dem sog. Lockmarsch verbunden) ordnet der Dirigent des Musikkorps durch Zeichen mit dem Taktstock an.

[Bearbeiten] Militärmusik außerhalb der Marschmusik

[Bearbeiten] Feierliche/Religiöse Musik

Neben der Marschmusik gehört vor allem das Aufführen feierlicher, getragener Musikstücke zum festen Bestandteil militärischen Zeremoniells (z. B. bei Gelöbnissen oder beim Großen Zapfenstreich). Dabei handelt es sich v. a. um oft mit religiösen Texten unterlegte Choräle aus Zeiten, in denen das morgend- bzw. abendliche Gebet der Soldaten noch zum regulären Dienstbetrieb gehörte. Heute wird das Spielen dieser Stücke nicht mehr als Aufforderung, sondern nur noch als Gelegenheit zum Gebet für alle Konfessionen betrachtet. Dieser Punkt ist oft ein Grund für die Forderungen linker Gruppierungen, solche Art Musik aus dem militärischen Zeremoniell zu entfernen, da sie als Beeinflussung der Glaubensfreiheit missverstanden wird. In der Tradition deutscher Militärmusik erhalten haben sich vor allem drei Werke aus dieser Gattung:

[Bearbeiten] Marschgesang

Lieder, die auch ohne instrumentale Begleitung von (meist marschierenden) Soldaten gesungen werden, nennt man Marschgesänge oder auch Marschlieder. Bei den Singmelodien handelt es sich dabei oft um die Trios bekannter Militärmärsche, es entstand aber auch eine Vielzahl eigenständiger Melodien. In Deutschland bekannte Marschlieder sind z. B.:

Sinn und Zweck dieser Gesänge war es, den Soldaten durch die musikalische Ablenkung das Marschieren zu erleichtern, wenn kein Musikkorps diese Aufgabe übernehmen konnte (z. B. im Fronteinsatz oder bei längeren Manövern außerhalb der Heimatgarnisonen). In modernen, vollmotorisierten Streitkräften, in denen Fußmärsche kaum noch eine Rolle spielen, werden Marschgesänge vor allem während der Formalausbildung verwendet, um durch den Marschtakt den Rekruten das Einüben des Gleichschritts zu erleichtern. Heutzutage besonders populär sind die Marschgesänge der amerikanischen Streitkräfte, vor allem die des United States Marine Corps und der 82nd Airborne Division.

[Bearbeiten] Unterhaltungsmusik

Hans von Bülow als Leiter eines Militärorchesters während einer USA-Tournee im 19. Jahrhundert
Hans von Bülow als Leiter eines Militärorchesters während einer USA-Tournee im 19. Jahrhundert

Ohne moderne Medien zur Verbreitung von Unterhaltungsmusik gehörten die Auftritte von Militärmusiken in Gaststätten, Parks oder an anderen öffentlichen Plätzen bis weit in die 1930er Jahre zu den einzigen Möglichkeiten, bei denen auch einfache Leute Zugang zu qualitativ gut gespielter Musik aus allen Stilrichtungen finden konnten. Neben Tanzmusik wie Walzer oder Polkas gehörten dann auch Schlager und klassische Werke zum Repertoire der Kapellen. Musikhistorisch interessant ist dabei, dass über die Besetzungen der Militärkapellen und ihrer jeweils entsprechenden Partituren auch zivile Musikgruppen beeinflusst wurden. Die Verbreitung von Instrumenten wie Sousaphon oder Saxophon sind solchen Phänomenen zuzuschreiben.

Heutzutage ist diese Art von Auftritten kaum mehr von breitem Interesse, wenngleich sich Musikkorps zunehmend bemühen, moderne Unterhaltungsmusik in ihr Repertoire aufzunehmen, sofern dies durch die heute im Musikgeschäft weit verbreitete Musikschöpfung durch Computertechnik nicht von vornherein unmöglich ist.

[Bearbeiten] Militärmusik international

Aufgrund der gleichen militärischen Notwendigkeiten (siehe Entwicklung der Militärmusik) entstanden im Laufe der Zeit in allen Armeen der Welt Militärmusiken, die sich aber natürlich aufgrund unterschiedlicher kultureller und historischer Gegebenheiten teils erheblich voneinander unterscheiden.

In der Militärmusik Europas waren bzw. sind insbesondere die preußische (deutsche), österreichische und russische von großer Bedeutung. Diese Staaten entwickelten eine besondere Vielfalt an Stücken, die speziell für Militärorchester komponiert wurden, eine Vielfalt, die heute weltweit unerreicht ist. Aufgrund der Tatsache, dass auch klassische Komponisten Werke für Militärmusik verfassten oder Einfluss auf Militärmusiker nahmen, stehen diese Schöpfungen auch von ihrer musikalischen Qualität meist sehr hoch.

Ebenfalls bedeutend ist die Militärmusik Frankreichs und Englands. In Frankreich fand die Militärmusik (aufgrund der frühen Zentralisierung des Landes und des Aufbaus einer stehenden Armee ab 1650) schnell zu einer straffen Organisation und entwickelte sich etwa zeitgleich mit der unten geschilderten Besetzung der preußischen Musiken weiter. Französische Militärmusik hat sich einen sehr harten, fanfarenmäßigen Stil erhalten, der durch die Besonderheit des französischen Generalmarsches noch unterstrichen wird, bis heute erhalten. In England spielte von jeher die klassische Musik in der Militärmusik eine bedeutende Rolle, meist wurden fachferne Stücke einfach übernommen und für die Besetzungen der Militärmusik umgeschrieben. Insbesondere die Werke Georg Friedrich Händels spielen bis heute eine sehr bedeutende Rolle. Ihr Stil ist bis heute eher weich und melodisch gehalten.

Über die Kolonialreiche Englands und Frankreichs haben sich diese beiden Stile über einen großen Teil der Welt verbreitet und bilden in den betreffenden Staaten - wenngleich mittlerweile unabhängig – noch immer die Grundlage der musikalischen Tradition. So gründet sich die Militärmusik der USA bis heute auf den Traditionen der Briten (die Musikkorps kennen noch heute den abgesetzten langsamen Paradeschritt der britischen Regimenter). Der US-Marschkönig John Philip Sousa ließ dann um 1900 die Militärmusik der USA einen eigenen Stil finden, seine einzigartigen Werke bilden bis heute das Grundgerüst der dortigen Musik.

Einen eigenen militärmusikalischen Kulturraum bilden die asiatischen Staaten, die nicht durch Kolonialmächte beeinflusst wurden. Hier haben sich asiatische Klänge und der Marschrhythmus zu verhältnismäßig einfachen, aber durchaus aussagekräftigen Werken vereinigt.

In Südamerika entwickelte sich im Laufe der Jahre eine starke Tendenz zur Übernahme europäischer Märsche, insbesondere aus dem deutschen Kulturraum. So gehören beispielsweise der Radetzkymarsch oder Preußens Gloria zu den bei Paraden oft gehörten Stücken. Daneben existiert aber auch ein Spektrum eigener Werke, von landestypischen und kolonialspanischen bzw. -portugiesischen Harmonien beeinflusst.

In Afrika hat sich neben dem oben erwähnten „Kolonialeffekt“ oft eine bedeutsame Anlehnung an einheimische Musiktraditionen entwickelt. So verwenden z. B. nordafrikanische Musikkorps Besetzungen mit Instrumenten (Schalmeyen), die dem arabisch-türkischen Kulturraum entstammen, auf dem ihre Kultur fußt. Auch traditionelle afrikanische Musik findet zunehmend Eingang in die Militärmusik, die so lebendig erhalten wird.

[Bearbeiten] Militärmusik in Deutschland

Als grundlegendes Werk zur Auflistung aller deutschen Militärmärsche dient die (preußische) Armeemarschsammlung, die später durch die Heeresmusiksammlung ergänzt bzw. erweitert worden ist.

In der Bundeswehr gibt es derzeit 18 Musikkorps. Davon sind vier „Musikkorps mit besonderem Aufgabenbereich“:

Musikalisch begabte Wehrpflichtige können auf Dauer ihres Grundwehrdienstes zu einem Musikkorps zugelassen werden. Dazu spielen sie vor Beginn der Wehrdienstzeit bei einem Musikkorps ihrer Wahl vor. Sie können Ihren Dienst als Soldat auf Zeit oder als freiwillig Längerdienende verlängern.

Unteroffiziere werden als Orchestermusiker mit einer Verpflichtungszeit von mindestens vier Jahren eingesetzt. Diese Laufbahn läuft allerdings aufgrund der Umstrukturierung im Musikdienst der Bundeswehr aus, da in den Musikkorps keine Planstellen mehr zur Verfügung stehen. Feldwebel erhalten bei einer Verpflichtungszeit von mindestens 12 Jahren die Möglichkeit, ein Vordiplom an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf zu erwerben. Offiziere sind ausgebildete Diplom-Kapellmeister und müssen sich für mindestens 15 Jahre verpflichten. Sie sind Chefs der Musikkorps, Einheitsführer und Disziplinarvorgesetzte der ihnen unterstellten Soldaten. Unteroffiziere, Feldwebel und Offiziere werden für alle Teilstreikräfte übergreifend beim Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr in Hilden ausgebildet. Seit 1991 stehen alle Laufbahnen auch Frauen offen und der Anteil der weiblichen Militärmusiker steigt bis heute beständig an.

Aufgrund der sehr guten Ausbildung der Musiker haben die deutschen Musikkorps ein sehr hohes Niveau. Die Militärmusik Deutschlands genießt auch international einen hervorragenden Ruf.

Eine ausführlichere Aufzählung von Werken der deutschen Militärmusik findet sich unter Kategorie:Militärmusik (Bundeswehr) sowie in der Liste deutscher Militärmärsche.

Besonders verdient um die Bewahrung der deutschen Militärmusik hat sich die „Deutsche Gesellschaft für Militärmusik e.V.“. Sie hat sich die Bewahrung von Militärmusik als lebendiges musikalisches und kulturgeschichtliches Phänomen zur Aufgabe gemacht. So verfügt sie über zwei reichhaltige Archive (in Neustadt an der Aisch sowie in Ingolstadt) mit Noten, Tonträgern und Textdokumenten. Daneben wird in Bergisch Gladbach das umfangreiche Bildarchiv geführ. Darüber hinaus lässt sie auch alte, unbekannte Militärmäsche neu arrangieren und von Musikkorps einspielen. In jedem Quartal erscheint die Mitglieder-Zeitschrift „Mit Klingendem Spiel“, in der die neusten Erkenntnisse und Ereignisse rund um die Militärmusk vorgestellt werden.

[Bearbeiten] Militärmusikfestivals in Deutschland

Mittlerweile bereits traditionell finden in Deutschland jährlich drei große internationale Militärmusikfestivals statt, an denen neben Musikkorps der Bundeswehr eine große Zahl von ausländischen Militärmusiken teilnehmen. Zum Programm dieser Festivals gehört nach den Einzelauftritten der Korps vor allem ein Finale mit den vereinigten Kapellen aller Teilnehmer, wobei Spielstärken von bis zu 800 Musikern erreicht werden. Diese Festivals sind:

  • Internationales Berliner Militärmusikfest ( immer am 1. Wochenende im November )
  • Musikschau der Nationen in Bremen (Ende Januar)
  • Militärmusikfestival in Köln (Anfang November)

Des weiteren findet alle zwei Jahre in Garmisch-Partenkirchen ein Internationales Militärmusikfestival statt.

[Bearbeiten] Geschichte der Besetzung der Militärmusiken in Deutschland

Die Grundlagen der heutigen Besetzung der Musikkorps sind preußisch-brandenburgischen Ursprungs: Um 1670 bestand eine etatmäßige Gruppe von Militärmusikern aus 3 Schalmeyen und 1 Fagott, bildete also einen sehr kleinen Klangkörper mit reinen Holzblasinstrumenten. Bis 1815 stieg die Stärke auf rund 15 Mann an, an Instrumenten kamen die damals noch ventillosen Trompeten und Posaunen sowie Klarinetten hinzu. In dieser Zeit dann, unter der Regierung Friedrich Wilhelms III., der sich um die Neuorganisation der Militärmusik verdient machte, wurde die Musikerzahl sprunghaft auf 26 erhöht. Neu war jetzt vor allem die Verstärkung der einzelnen Stimmen (so gab es jetzt z. B. sechs statt bisher zwei B-Klarinetten) sowie der Ausbau der Rhythmusbegleitung um große Trommel, Becken und Triangel. Neben der Entwicklung der Ventile für Blechblasinstrumente (um 1830) kam dann an Neuem ab ca. 1860 die Basstuba dazu, und die Triangel wurde ab dieser Zeit durch das melodischere Glockenspiel ersetzt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erreichte die Sollstärke eines Infanteriemusikkorps etatmäßig 37 Mann.

Mit der Gründung der neuen Teilstreitkraft Luftwaffe 1935 wurden auch Luftwaffenmusikkorps aufgestellt; diese Entscheidung war nicht unumstritten, da einer derart technisierten und den überlieferten militärischen Traditionen nicht verbundene Waffengattung eine eigene Militärmusik nicht ohne Weiteres zugestanden wurde. Der Initiator der Luftwaffenmusik, Hans Felix Husadel, setzte jedoch in seiner Klanggestaltung und durch seine kompositorische Arbeit schnell neue Maßstäbe. Er führte das in Frankreich entwickelte Saxophon in seine Besetzungen ein und verstärkt den eher weich-melodischen Klang der Hörner und Klarinetten.

Nach der Gründung der Bundeswehr 1955 wurde auch der Militärmusikdienst neu geschaffen. Friedrich Deisenroth, sein erster Leiter, verknüpfte Altes mit Neuem, er kombinierte die alte klassische Infanteriebesetzung mit den neuen Klangarten, die Husadel entwickelt hatte. Musikkorps der Bundeswehr, egal welcher Teilstreitkraft zugehörig, sind in ihrer Zusammensetzung heute gleichgestellt. Jedes Musikkorps Verfügt über 48 Feldwebel- und 2 Offiziersplanstellen.

[Bearbeiten] Besetzungsüberblick eines Musikkorps:

  • Hohes Register:

Piccoloflöte, Querflöte, Es-Klarinette, Klarinette, Oboe, Englisch Horn, Altsaxophon, Trompete, Flügelhorn

  • Hochbässe und Tenorregister:

Posaune, Tenorsaxophon, Tenorhorn, Baritonhorn, Altklarinette, Bassklarinette, Fagott, Waldhorn

  • Tiefbässe:

Tuba, Baritonsaxophon, Bassklarinette

  • Schlag- und Rhytmusinstrumente:

Schlagzeug, Percussion, Pauke, Große Trommel, Becken, (evtl.) Streichbass / E-Bass, Glockenspiel, Marimbaphon, Lyra (Glockenspiel), Schellenbaum

[Bearbeiten] Besetzungsunterschiede nach Verwendung

(am Beispiel des Gebirgsmusikkorps der Bundeswehr:)

  • Sinfonisches Blasorchester:

3 Flöten, 1 Oboe, 1 Fagott, 7 Klarinetten, 3 Saxophone, 4 Hörner, 2 Flügelhörner, 4 Trompeten, 3 Posaunen, 5 Tenorhörner, 6 Tuben, 4 Schlagzeug/Percussion

  • Big Band:

4 Trompeten, 5 Saxophone, 3 Posaunen, 5 Rhythmus/Percussion

  • Kammermusik (Holz):

je 1 Fagott, Waldhorn, Klarinette, Flöte, Oboe

1 Gitarre, 1 Kontrabass, 2 Zithern

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Bernhard Höfele: Die deutsche Militärmusik. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte. Luthe, Köln 1999, ISBN 3-00-004884-7
  • Hermann Schmidt: Marschregister der Preußischen Armeemarschsammlung. 3. Auflage. Waldmann, Niederstetten (Württemberg) 1999, ISBN 3-932040-89-9
  • Field Music. Technical Manual. War Department, Washington D. C. 1940 (Digitalisat) – Bestimmungen der US-Armee zur Militärmusik im Zweiten Weltkrieg

[Bearbeiten] Weblinks


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