Judentum in Afrika

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Die Bezeichnung Afrikanische Juden hat eine Vielzahl von Bedeutungen:

  • Verstreut lebende afrikanische Gruppen, die kein Teil der historischen internationalen jüdischen Gemeinschaft gewesen sind, aber die Zugehörigkeit zur Nachkommenschaft des alten Israel oder auf andere Weise zum Judentum behaupten und jüdische Bräuche oder Ähnliches im Zusammenhang mit dem Judentum pflegen. Allein die äthiopischen Beta Israel werden von der internationalen jüdischen Gemeinschaft als Juden anerkannt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Alte jüdische Gemeinden

Zu den alten Gemeinschaften afrikanischer Juden zählen zum einen die sephardischen und Mizrahi Juden Nordafrikas, sowie Gruppen von Schwarzafrikanern, speziell die Lemba aus Malawi, Simbabwe und der südafrikanischen Region Venda, die die Nachkommenschaft König Salomos, sowie die äthiopischen Beta Israel, die die Herkunft vom Stamm Dan (Bibel) behaupten, wenn dabei auch die Historizität umstritten ist. Die Igbos, eine maghrebinische (westafrikanische) jüdische Gemeinde Nigerias, behaupten ebenso die Herkunft von jemenitischen, marokkanischen und ostafrikanischen jüdischen Gemeinden.

[Bearbeiten] Nordafrika

Von den lange Zeit ansässigen jüdischen Gemeinden in Marokko, Tunesien und den spanischen Städten Ceuta und Melilla, sowie der starken jüdischen Gemeinde in Djerba, Tunesien, sind nur noch Reste verblieben. Wie in der übrigen arabischen Welt sind die meisten seit Ausrufung des Staates Israel ausgewandert, zumeist nach Israel, Frankreich oder Spanien.

[Bearbeiten] Äthiopien

Hauptartikel: Beta Israel

Die äthiopischen Beta Israel wurden 1975 von der israelischen Regierung als „amtliche“ Juden anerkannt und viele von ihnen wurden in der Regierungszeit Menachem Begins per Luftbrücke nach Israel transportiert; diese spektakuläre Einwanderungsaktion wird im 21. Jahrhundert fortgesetzt. Begin hatte einen vom israelischen sephardischen Oberrabbiner ( Rishon LeTzion ) Ovadja Josef autorisierten Entscheid erhalten, diese seien Nachkommen der 10 verlorenen Stämme, vermutlich von Stamm Dan, wie rabbinische Bemerkungen diese Angelegenheit seit Jahrhunderten andeuteten; historische und genetische Beweise jedoch legen einen anderen Ursprung nahe. Rabbi Yosef verfügte eine pro forma Konversion zum Judentum aller Beta Israel nach ihrer Ankunft im Staat Israel und eine Unterwerfungserklärung unter die Lebensweise der Halacha, bzw. Lehre und Praxis des orthodoxen rabbinischen Judentums. Zahlreiche rabbinische Behörden sehen die Konversion zum Judentum,. nicht pro forma sondern als real an.

Die Praxis der Beta Israel unterscheidet sich in bestimmten Bereichen erheblich von denen anderer Formen des Judentums,da in Äthiopien die Beta Israel Gemeinde zumeist in Unkenntnis des Talmud gelebt hatte.

Sie besaßen jedoch ihr eigenes mündlich tradiertes Gesetz, das zuweilen dem der Karäer ähnelte. Jedoch interpretierten ihre Ältesten oder die Priesterkaste, die sog. „kessim“ oder „qessotch“, das biblische Gesetz des Tanach in einer nicht vollständig abweichenden Weise von dem, was andere rabbinisch- jüdischen Gemeinden in anderen Teilen der Welt praktizierten. In diesem Sinn verfolgen die Beta Israel eine dem Talmud ähnliche Tradition, obgleich sie zuweilen im Gegensatz zu Lehre und Praxis anderer jüdischer Gemeinden weltweit steht. Heute sind sie eine Gemeinde im Fluss und haben mit vielen kessim das „normative“ Judentum übernommen, während andere Traditionalisten auf der Beibehaltung ihrer eigenen und eindeutigen Form des Judentums bestehen, wie sie in Äthiopien und in Eritrea geübt wird.

Die nach Israel eingewanderte äthiopische jüdische Jugend, passte sich zum einen der in Israel herrschenden Form des orthodoxen Judentums an, während sich andere am weltlichen Lebensstil in Israel orientierten.

Die Beta Israel feierten weder Purim noch Chanukka, da sie sich historisch bereits vom Zentrum des Judentums entfernt hatten, bevor diese Festtage aufkamen. Heute halten sich die meisten Mitglieder der israelischen Beta Israel Gemeinde an diese Feiertage.

[Bearbeiten] Juden des Bilad el Sudan (Westafrika)

Der in Palermo lebende Geograph al-Idrisi schreibt 1154 in Bezug auf das Gebiet des westlichen Nigerbogens, dass es dort die Städte Malal (Mali) und Do gab, die vier Tagereisen von einander entfernt lagen. Die Einwohner der beiden Städte seien Juden aber sie seien von Ignoranz und Unglauben befallen. Auch die Einwohner des geheimnisvollen Landes Qamnuriya, dessen Lage der des Ghana-Reiches entsprach, sollten Juden gewesen sein aber ihre Religion sei so verworren, dass sie letztendlich an gar nichts glaubten. Der zeitgleich mit al-Idrisi schreibendende andalusische Geograph al-Zuhri bestätigt die Richtigkeit dieser Nachrichten mit folgender Information: „Die Einwohner von Amima (Mema) bekennen sich zum Judentum. Man erreicht ihr Land über Gao und Wargla. Sie sind die ärmsten der Schwarzen. Sie lesen die Tora.“ Dieses sind die einzigen zeitgenössischen Angaben arabischer Autoren zu jüdischen Gemeinde in Westafrika. Andere Hinweise können indirekt aus späteren Traditionen erschlossen werden.

Nach den arabischen Aufzeichnungen des Tarikh el-Fettash (17. Jahrhundert) und Tarikh el Soudan (17. Jahrhundert) bestanden einige jüdische Gemeinden als Teile Ghanas, Malis und der neueren Songhay Reiche. Eine solche Gemeinde wurde von einer Gruppe ägyptischer Juden gegründet, die über die Sahelzone durch den Tschad nach Mali reiste. Das Manuskript C des Tarikh el-Fettash beschreibt eine Bani Israel genannte Gemeinde, die 1402 in Tendirma bestand, 333 Brunnen besaß und sieben Prinzen sowie ein Heer hatte.

Anderen Quellen zufolge wurden weitere jüdische Gemeinden der Region durch Wanderungsströme aus Marokko, Ägypten, Portugal und evtl. aus Gojjam, Äthiopien gegründet. Von einigen Gemeinden heißt es, sie bestünden aus einer Gruppe bestimmter Berberjuden wie die Gruppe von Kal Tamasheq alias Iddao Ishaak, der von Nordafrika nach Westafrika Handelsreisen unternahm, sowie jenen, die den islamischen Invasionen in Nordafrika entgingen.

[Bearbeiten] Lemba

Hauptartikel: Lemba

Die Lemba (Lembaa ) sind eine südafrikanische Volksgruppe. Obgleich sie die Bantusprache wie ihre Nachbarn sprechen, pflegen sie spezifische religiöse Praktiken, die denen des Judentums ähnlich sind, sowie Wandererbräuche, die auf einen Ursprung im Nahen Osten oder in Nordafrika deuten.

Interkulturelle Ehen mit Nicht-Lemba sind tabu, so dass es, besonders für männliche Nicht-Lemba schwer ist, Teil des Stammes zu werden. Das Vorhandensein einer nichtproportionalen Zahl bestimmter Ketten auf dem Y-Chromosom, deutet auf eine genetische Verwandtschaft über den Aaron des Y-Chromosoms mit den Kohanim oder Priestern, einer eindeutigen israelitischen Untergruppe. Über diesen Y Chromosomen Marker verfügen über 50% der Männer in Israel, während etwa 85% der Lemba-Männer den Cohen Model Marker aufwiesen.

Während es sicher ist, dass die Lemba Nachkommen der israelitischen Stämmen sind, haben sie das Judentum Jahrhunderte lang nicht praktiziert. Obgleich eine beträchtliche Mehrheit der Lemba keinen Widerspruch sehen, ihr hebräisches Erbe gleichzeitig mit der Ausübung des Christentums oder des Islam zu proklamieren, gab es später eine Bewegung in Richtung des Mainstream-Judentum, und organisierte Maßnahmen, die sie unterstützten, Vollmitglieder der weltweiten jüdischen Gemeinschaft zu werden.

[Bearbeiten] Ibo-Juden

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Hauptartikel: Ibo

Die Igbo (Ibo) von Nigeria sind der jüdische Teil des Igbovolkes (Ibo), einer ethnischen Gruppe, die als Nachfahren nordafrikanischer oder ägyptischer Hebräer[1] oder späterer israelitischer Wanderungsbewegungen in Westafrika gelten. Mündlich tradierten Legenden der Igbo zufolge begann diese Migration vor ca. 1.500 Jahren.

Nach der Igboüberlieferung der Eri, Nri und Ozubulu Familien, werden als ethnische Gruppen der Igbo israelitischer Herkunft folgende 3 Abstammungstypen unterschieden:

  • Benei Gath: (Gad), Die Igbo behaupten die Abstammung von Gath ben-Ya `aqov, dem 8. Sohn des Patriarchen Jakob. Diese Gruppe bezieht ihre Herkunft auf Gaths Sohn Eri ben-Gath. Zu dieser Linie gehören die Clane der Aguleri, Umuleri, Oreri, Enugwu Ikwu, Ogbunike, Awkuzu, Nteje und Igbariam.
  • Benei Zevulun: Nach der Igboüberlieferung vom Stamm Sebulon herkommend, dem 5. Sohn Jakobs. Zu diesen Gruppen zählen die Ubulu Okiti, Ubulu Ukwu Clane im Delta Staat, die in Ubulu Ihejiofor siedelten. Nach mündlicher Tradition soll der Nachkomme des Stammes Sebulon namens Zevulunu, auf Anraten eines bestimmten Leviten eine vom Stamm Juda kommende Oji Frau heiraten, und aus dieser Verbindung solle Ozubulu ben-Zebulunu hervorgehen. Ozubulu soll dann weitere 4 Söhne gezeugt haben, die in anderen Regionen siedelten. Diese Söhne waren: Amakwa, aus dem ein Clan in Neni, Anambra Staat hervorging, und Egbema, von dem der Egbema Ugwuta Clan im Imo Staat und der Ohaji Egbema Clan im Fluss-Staat hervorgingen.
  • Benei Menashe: Völker, von denen die Igbo vermuten, sie seien Nachkommen des Stammes Manasse, dem Enkel des Jakob durch seinen 11. Sohn Joseph. Nach der Torah erhob Jakob auf Menasheh und seinen Bruder Ephrayim Anspruch als seine eigenen Söhne. Man spekuliert, dies sei die Linie der Igbos der Amichi, Ichi, Nnewi-Ichi Clane.

Mündliche Legenden der Igbo weisen darauf hin, dass bestimmte Nri Familien levitische Nachkommen (Levit ein Priester) nordafrikanischer Einwanderer sein könnten. Die Legende meldet weiter, die Vorfahren der Igbo entstammten israelitischen Familienclans, die das Nordreich Israel vor und während der assyrischen und babylonischen Belagerungen verlassen hätten. Dieses würde die gegenwärtigen mündliche Traditionen der betreffenden Stämme erklären.

Die Godians und Ibrim genannten Gruppen, behielten einen großen Teil der hebräischen Traditionen der Igbo bei. Isoliert vom Rest der nigerianischen Gesellschaft pflegten sie die jüdischen Traditionen, die bei der Mehrheit der Gemeinden inzwischen verloren gegangen waren. Bestimmte nigerianische Gemeinden mit jüdischer Praxis haben die Unterstützung einzelner in Nigeria arbeitender Israelis und amerikanischer Juden erfahren, darüber hinaus von Organisationen wie Kulanu[2] und African American Jewish communities in America. Zwei Synagogen in Nigeria wurden von außerhalb Nigerias lebenden Juden gegründet und von den Igbos in Nigeria genutzt.

Mangels einer offiziellen Zählung in der Region ist nicht bekannt, wie viele nigerianische Igbos sich selbst Israeliten oder Juden bezeichnen. Z.Z. gibt es 26 Synagogen verschiedener Größe, schätzungsweise von 30.000 Igbos üben irgendeine Form des Judentums aus.

[Bearbeiten] Bnai Ephraim

Die Bnai Ephraim unterscheiden sich von anderen nigerianischen israelitischen Gruppen dadurch, dass sie anstelle der Igbo unter dem Volk der Yoruba leben. Die nigerianischen Bnai Ephraim („Kinder von Ephraim“) zählten 1930 ungefähr 2000 Personen in 400 Familien in 20 kleinen Dörfern im Ondo Distrikt in Südwestnigeria. Nach ihren Überlieferungen gelangten sie im 16. Jahrhundert nach der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 über Marokko nach Nigeria. Ihre Sprache ist eine Mischung des marokkanischen Arabisch mit Yoruba, jedoch mit aramäischen Elementen, wie ima für „Mutter.“ In ihren Ansichten und den meisten Bräuchen unterscheiden sie sich nicht nennenswert nicht von ihren Yorubanachbarn, aber die Yoruba nennen sie Emo Yo Quaim - die „merkwürdigen Leute.“ Sie selbst nennen sich Bnai Ephraim und bewahren Kopien von Teilen der Torah in ihren Schreinen auf - anders als andere afrikanisch- israelitische Gemeinde in Nigeria, wie die Igbo, die eine Form der althebräischen Lebensart ohne Torah praktizierte. Die Bnai Ephraim sind die einzige abgesonderte Volksgruppe bei den Yoruba.

[Bearbeiten] Kamerun

Es gibt Vermutungen, dass das Judentum zu einem bestimmten Zeitpunkt über ägyptische Kaufleute nach Kamerun kam. Quellen zufolge haben diese Gemeinden Bräuche wie die Trennung von Milch- und Fleischprodukten beachtet sowie Tefillin getragen. Auch wird behauptet, Juden wanderten im Zuge der islamischen Eroberungen Nordafrikas auf ihrer Flucht nach Süden in Kamerun ein.

Die Behauptung einer jüdischen Präsenz in Kamerun stammt von Rabbi Yisrael Oriel. Rabbi Oriel, früher Bodol Ngimbus-Ngimbus, wurde im Ba-Saa Stamm geboren. Das Wort Ba-Saa sei hebräisch für „auf der Reise“ und bedeute Segen. Rabbi Oriel behauptet die levitische Nachkommenschaft von Mose. Angeblich unternahm Rabbi Oriel 1988 die Alija und wurde vom Sephardischen Oberrabbiner zum Rabbiner ordiniert und zum Rabbiner der nigerianischen Juden ernannt.

Rabbi Oriel behauptet, 1920 hätten 400.000 „Israeliten“ in Kamerun gelebt. Aber um 1962 hätte sich die Zahl wegen der Konversion zu christlichen und islamischen Missionaren auf 167.000 verringert. Gleichwohl ließ er zu, dass diese Stämme als nicht halachisch abgelehnt wurden, obgleich er ihren jüdischen Status gemäß den mittelalterlichen rabbinischen Quellen hätte prüfen können. [3]

[Bearbeiten] Die Tutsi von Ruanda, Uganda und Burundi

Zahlreiche Mitglieder der ostafrikanischen Tutsistämme gelten als Nachkommen der alten Hebräer. Berichten zufolge wanderten die Vorfahren der Tutsi aus dem ehemaligen Südkuschitischen Reich aus, in das Gebiet des heutigen Ruanda und Burundi. Hebräische Bräuche über die mündliche Überlieferung des Gesetzes aufbewahrt, bis Ende des 19. Jahrhunderts mit der Ankunft von Missionaren und ein großer Teil der Bevölkerung zum Katholizismus bekehrt wurde. Gleichwohl gibt es heute Bemühungen, zu den alten hebräische Bräuchen zurückzukehren, die zugunsten des Christentums aufgegeben worden waren. Man nimmt an, der Name der Tutsi Heimat „Havila“ stamme vom Hebräischen, und bis vor kurzem trug die Flagge Burundis drei rote Davidssterne, ein weltweit verbreitetes Symbol des Judentums. Man nimmt eine genetische Verwandtschaft der Tutsi mit den Hima an, eine zweifellos physisch ähnlichen, kleine regierende Elite in Südwestuganda, die als Nachfahren eines alten Herrschergeschlechts gelten, den Chwezi, die man im Besitz mystischer Mächte glaubte und die als „Halbgötter“ angesehen wurden. [4]

[Bearbeiten] Kanaanäisch-israelitische Gesellschaften Westafrikas

Die spärlichen Berichte der arabischen Geographen zum mittelalterlichen Westafrika erwähnen jüdische Gemeinden lediglich für den Westen des Bilad al-Sudan im Bereich des heutigen Mali. Für das viel direkter von der phönikischen Expansion betroffenen Tschadseegebiet fehlen derartige Informationen. Hier lassen nur verschiedene innere Überlieferungen auf bedeutende israelitischen Einflüsse schließen, deren Datierung auf die Gründungszeit der betroffenen Staaten und damit in die phönikisch-karthagische Zeit zurückführt.

[Bearbeiten] Das Reich Kanem

Für das Reich Kanem östlich des Tschadsees belegt die Staatschronik, der Diwan, die große Bedeutung, die die Sefuwa-Herrscher des Reiches einer Abstammung aus Israel beimaßen. Danach soll ihr Stammvater Sef ein Nachkomme der 18 namenlich genannten biblischen Patriarchen von Adam bis Abraham gewesen sein. Unter dem Einfluss der postkolonialen Paradigmas der Historiographie Afrikas war man bisher der Ansicht, dass diese Namen aus dem arabischen Schrifttum entlehnt sein müssten. Verschiedene Besonderheiten der überlieferten Patriarchennamen, die als authentisch anzusehen sind, deuten jedoch auf eine innere, vorarabische schriftliche Überlieferung in Hebräisch oder Griechisch. Auch der aus dem Sumerischen abgeleitete mündliche Zweitname der Chronik, Girgam, weist auf eine dem Arabischen vorhergegangene Schrifttradition des Tschadreiches Kanem-Bornu.

Die Schriftquellen der inneren Überlieferung berichten übereinstimmend von der Zerstörung des Mune-Nationalheiligtums durch den radikalislamischen Reformkönig Dunama II. (1203-1242). Obgleich sie fest in der islamischen Tradition stehen, kritisieren sie diese Gewalttat, die die Einheit der politischen Führungsschicht des Reiches vernichtete. Der wichtigste Chronist des Tschadreiches, der Großimam Ibn Furtu, bezeichnet 1578 die 350 Jahre zuvor erfolgte Zerstörung des Mune als monumentalen Fehler mit Konsequenzen, unter denen das Volk bis zu seiner Zeit zu leiden hätte. Bei der Darlegung der Bedeutung des Mune erwähnt er beiläufig, dass es sich um die Bundeslade des israelitischen Königs Saul handelte. Sie habe für die Einwohner des Tschadreiches die gleiche religiöse Bedeutung wie die Sakina (Bundeslade) für den Propheten Muhammad.

Einen weiteren Hinweis auf die Bedeutung des israelitischen Tradition für die Einwohner des Tschdreiches, die heutigen Kanuri, bietet die mündliche Überlieferung, derzufolge die Herrschaft über das Tschadreich auf Bremi, d.h. Abraham, zurückführe. Sef und Dugu, die Stammväter der beiden Führungsklans des Tschadreiches, seien seine Zeitgenossen. Daraus ist zu ersehen, dass nicht nur die herrschende Dynastie der Sefuwa sondern das gesamte Staatswesen von Kanem-Bornu in einer israelitischen Tradition verwurzelt ist. Dennoch war Kanem, wie aus den Beschreibungen der arabischen Geographen hervorgeht, kein rein israelitischer oder gar jüdischer Staat. Das Ineinanderwirken israelitischer und kanaanäischer Elemente machten ihn zu einem Staat der kanaanäisch-israelitischen Tradition.

[Bearbeiten] Die Hausastaaten

Im Gegensatz zum Großreich Kanem-Bornu zeichneten sich die Hausastaaten durch ihre Aufteilung in verschiedene Stadtstaaten aus. Der im Nordwesten gelegene kleine Stadtstaat Daura galt als traditionelles Zentrum dieser Staatenwelt. Hier wird auch die für alle Hausastaaten maßgebliche Bayajidda-Legende überliefert, die als kanaanäisch-israelitische Gründungscharta der Hausastaaten anzusehen ist. Ihr wichtigstes kanaanäisches Element besteht in der Drachentötung. Als ihr zentrales israelitisches Erbe ist die namentlich leicht entstellte Abraham-Sara-Hagar-Erzählung anzusehen, wonach die Staatenwelt des Zentralsudan zur einen Hälfte aus der Nachkommenschaft des älteren Sohnes der Hagar/Bagwariya und zur anderen aus der Nachkommenschaft des legitimeren Sohnes der lokalen Königin, der Sara/Magajiya, hervorgegangen sei.

Man könnte der Ansicht sein, es handle sich bei der Hausatradition um eine oberflächliche Erzählung, die nur zufällige Ähnlichkeiten mit der Abraham-Erzählung des Alten Testaments aufweist. Bemerkenswert ist jedoch, dass in beiden Fällen auf die regionale Völkerwelt Bezug genommen wird: hier die „sieben Hausa-“ und die „sieben Banza-Staaten“, dort die zwölf Stämme Israels und die zwölf Stämme der Araber. Zudem finden wir in beiden Fällen auch innere Vertreter der verpönten Außenseitergruppe: hier die verstreuten Azna-Klans innerhalb der „sieben Hausa“ und dort die verstreuten Leviten innerhalb der Stämme Israels. Die tiefe Verankerung der Hausa- und Azna-Klans innerhalb der Hausastaaten und der Hausagesellschaft legen einen Ursprung in der Gründungszeit dieser Staaten nahe, die gleichfalls in der Periode der phönikischen Expansion anzusetzen ist.

Die einzige Chronik aller Hausa-Staaten, die Kano-Chronik, bestätigt die Verankerung der Hausa-Geschichte in der israelitischen Tradition. Danach war der Gründer des Kano-Staates kein Geringerer als der israelitische König David, der hier den lokalen Namen Bagauda trägt. Weitere Namen der legendären Tradition der Stadt können mit Moses, Joschua und Salomo identifiziert werden. Offensichtlich war den frühen Chronisten daran gelegen, die Geschichte ihrer Stadt parallel zu Jerusalem darzustellen: So wie das Jebusiter-kanaaäische Jerusalem von David und den Israeliten erobert wurde, so wurde auch die lokale, polytheistische Gemeinde von Kano durch den wie ein Muslim auftretenden Bagauda belagert und letztlich von seinem Nachfolger eingenommen.

[Bearbeiten] Die Yoruba-Staaten

Während der Kolonialzeit waren Versuche, die Entstehung der Yoruba-Staaten aus Ägypten oder dem Vorderen Orient zurückzuführen gang und gäbe. Unter dem Druck des postkolonialen Paradigmas wurden diese Versuche allesamt aufgegeben. Erst in letzter Zeit gibt es erneut Bestrebungen, die Verknüpfungen zwischen der Geschichte der Yoruba und der Antiken Welt zu thematisieren. Dabei fallen zunächst die Parallelen zwischen dem Pantheon der Yoruba und derkanaanäisch-phönikischen Götterwelt ins Auge. So erscheint der Hochgott Olodumare durchaus als eine Replik Els, Obatala als ein Pendant Jahwes und Melqarts und Yemoja als Entsprechung der Meeresgottheit Jamm/Tiamat. Diese Vergleiche geben eine generelle Parallelität mit der kanaanäisch-israelitischen Götterwelt zu erkennen, erlauben jedoch keine Schlussfolgerungen über präzise historische Zusammenhänge.

Die in Ile-Ife beheimatete große Schöpfungsmythologie der Yoruba bestätigt die Verwandtschaft mit der kanaanäisch-semitischen Welt. Danach entstand die Erde auf dem Urozean im Zusammenhang mit einem Streit zwischen dem Schöpfergott Obatala und dem Urgott Oduduwa. Der Streit ist noch heute Gegenstand genereller kultdramatischer Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern der verschiedenen Kultgruppen der Stadt im Rahmen des Itapa-Neujahrsfestes. Da die Palastgruppen gleichfalls in diesen Streit involviert sind, muss es sich auch in diesem Fall um Vorstellungen handeln, die bis in die Gründungszeit des Stadtstaates von Ile-Ife zurückreichen.

Die Oraltraditionen des weiter nördlich gelegenen großen Königreichs Oyo der Yoruba ermöglichen eine einigermaßen genaue Datierung der über das phönikisch-punische Nordafrika nach Westafrika gelangten kanaanäisch-israelitischen Staatstradition. Nach einer Anknüpfung an die Götterwelt bezieht sich die Überlieferung zunächst auf den israelitischen Ahnherren Isaak (Ajaka) und dann auf das kurze Interregnum des assyrischen Eroberers Salmanassar III. (858-824 v. Chr.), der als Schango erinnert wird. Weitere Einzelheiten der israelitischen Geschichte wurden bis vor Kurzem in Form einer Schädelverehrung im Palast von Oyo wachgehalten. Dieser Kultus betraf ursprünglich die getöteten Prinzen der Omriden-Dynastie, die der jahwistischen Revolution des Jehu 841 v. Chr. zum Opfer gefallen waren. Nach dieser Interpretation identifizierten sich die frühen Könige von Oyo mit der noch stark kanaanäisch geprägten israelitischen Dynastie der Omriden. Der streng monotheistische Jehu war ihnen zuwider. Die Absetzung ihrer Vorfahren nach Westen und ihre Integration in die phönikische Gesellschaft könnte frühestens in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts und müsste spätestens 721 v. Chr. im Anschluss an die zweite assyrische Eroberung Israels stattgefunden haben. Ihre weitere Geschichte und insbesondere ihre Abwanderung nach Innerafrika ist wiederum nur im Rahmen der phönikisch-karthagischen Expansion zu verstehen.

[Bearbeiten] Mittelalterliche Zuwanderungen

[Bearbeiten] Nordafrika

Der größte Zustrom von Juden nach Afrika erfolgte nach der spanischen Inquisition und der bald danach erfolgten Vertreibung der Juden aus Spanien, Portugal und Sizilien 1492. Viele dieser Sephardischen Juden ließen sich in Nordafrika nieder.

[Bearbeiten] São Tomé und Príncipe

König Manuel I. von Portugal verbannte um 1500. ca. 2.000 jüdische Kinder nach São Tomé und Príncipe Die meisten von ihnen starben, aber Anfang der 1600er „stellte der örtliche Bischof voller Ekel fest, dass noch jüdische Brüche auf der Insel gepflegt wurden und kehrte nach Portugal zurück wegen seiner Verärgerung über sie.“[5] Obgleich das jüdische Brauchtum über die Jahrhunderte verblasste, achten teilweise Menschen in São Tomé und Príncipe ihre Herkunft aus dieser Bevölkerungsgruppe. Ähnlich wurden zahlreiche von portugiesischen Juden nach ihrer Zwangskonversion zum Katholizismus nach Sao Tome verbannt.

[Bearbeiten] Mali

In Mali leben einige tausend Menschen unzweifelhaft jüdischer Herkunft in Timbuktu. Im 14. Jahrhundert wanderten viele Mauren und Juden auf der Flucht vor den Spaniern nach Süden in die Gegend von Timbuktu, damals Teil des Songhaireiches. Unter ihnen war die Kehath (Ka'ti) Familie, Nachkommen des Ismael Jan Kot vom Al-yahudi von Scheida, Marokko. Die Söhne dieser bedeutenden Familie gründeten drei Dörfer bei Timbuktu, die noch heute bestehen – Kirshamba, Haybomo und Kongougara. 1492 kam Askia Muhammed im einst toleranten Gebiet von Timbuktu an die Macht, und stellte die Juden vor die Alternative Konversion zum Islam oder Vertreibung. Das Judentum in Mali wurde verboten, wie im gleichen Jahr im katholischen Spanien. Der Historiker Leo Africanus schrieb 1526: „Der König (Askia) ist ein erklärter Feind der Juden. Er verbietet ihnen, in der Stadt zu wohnen. Wenn er hört, ein Berber-Kaufmann besuche sie oder treibe Handel, beschlagnahmt er seine Waren. “

Die Kehath Familie konvertierte mit den übrigen Nichtmuslimen. Die Cohens, abstammend vom marokkanischen islamisierten jüdischen Händler El-Hadj Abd-Al-Salam Al Kuhin, kamen im 18. Jahrhundert in die Region Timbuktu, die Familie Abana Anfang des 19. Jahrhunderts. Nach Prof. Michel Abitbol im Center for the Research of Moroccan Jewry in Israel reiste Rabbi Mordoche Aby Serour Ende des 19. Jahrhunderts mehrmals als wenig erfolgreicher Straußenfedern- und Elfenbeinhändler nach Timbuktu. Ismael Diadie Haidara, Historiker aus Timbuktu, fand althebräische Texte unter den historischen Aufzeichnungen der Stadt. Bei genealogischen Untersuchen erfuhr er, dass er selbst von marokkanisch-jüdischen Händlern der Abana Familie abstammte. Als er Älteste in den Dörfern seiner Verwandten interviewte, entdeckte er, dass das Bewusstsein der jüdischen Identität der Familie aus Furcht vor Verfolgung als Geheimnis bewahrt blieb. [6]

[Bearbeiten] Aufstrebende moderne Gemeinden

  • Juden von Uganda

Die Abayudaya von Uganda sind eine Gruppe des enthusiastischen Judentums aus vergleichsweise neuer Zeit; der Beginn ihrer Religionsausübung liegt um 1917. [7] * Kenia – eine verhältnismäßig kleine aufstrebende Gemeinde hat sich in Laikipia, Kenia gegründet, und ihren christlichen Glauben gegen das reine Judentum verlassen. Es gibt gegenwärtig schätzungsweise 5.000 Mitglieder. Diese Gruppe unterhält Beziehungen zur Bewegung schwarze Hebräer. Obgleich anfangs christlich-messianisch, sahen sie ein, dass ihr Glaube mit dem Judentum inkompatibel sei; jetzt warten sie darauf, im reinen Judentum unterwiesen zu werden. [8]. Einige jüngere Kinder dieser Gemeinde sind in de Abayudaya Schulen in Uganda geschickt worden, um im Judentum und anderen Themen unterwiesen zu werden. Es gibt auch einige unter den ethnischen Gruppen in Kenia, die behaupten, einer der verlorenen Stämme Israels zu sein. [9]

  • Das Haus von Israel ist eine Gemeinde von Sefwi Wiawso und von Sefwi Sui in Westghana, die die Nachkommenschaft ihrer Sefwi Vorfahren von Juden behauptet, die südwärts zur Elfenbeinküste abwanderten. Die ununterbrochene jüdische Praxis dieser Gemeinde geht jedoch nur auf die frühen 1970er zurück.
  • Simbabwe

Die Juden von Rusape, Simbabwe behaupten eine althebräische Stammesverwandtschaft; demnach seien die meisten Völker der Schwarzafrikaner (besonders die Bantu) tatsächlich althebräischen Ursprungs. Jedoch geht die jüdische Aktivität in der Rusape Gemeinde lediglich auf den Anfang des 20. Jahrhunderts zurück; in diesem Fall auf 1903. Obwohl diese Gemeinde nicht mehr an Jesus als Messias wie die Christen glaubt, glaubt sie, Jesus sei ein Prophet gewesen, da jedoch, alle Menschen der Propheten seien, habe Jesus keinen besonderen Status. Zur Zeit bewegt sich die Gemeinde in Richtung des Mainstream-Judentum. Sie glauben, die Mehrheit der afrikanischen Völker seien Nachkommen der 12 verlorenen Stämme Israels und dass die meisten Afrikaner übten hebräisches Brauchtum.

[Bearbeiten] Moderne Gemeinden europäischer Herkunft

  • Es gibt bedeutende, meist aschkenasische jüdische Gemeinde in Südafrika. Diese Juden kamen zumeist vor dem 2. Weltkrieg aus Litauen, andere haben Wurzeln in Großbritannien, Deutschland und Osteuropa. Zu ihnen zählen die kleinen europäischen jüdischen Gemeinden in Namibia (Südwestafrika), Simbabwe (Südrhodesien), Lesotho (Basutoland), Swasiland, Botswana (Betschuanaland), Zaire (Belgisch-Kongo), Kenia, Malawi (Njassaland), Sambia (Nordrhodesien); die hatten normalerweise Synagogen und sogar offizielle jüdische Schulen in den Hauptstädten dieser Länder gegründet. (Siehe Geschichte der Juden in Südafrika.)
  • Historisch existierte eine jüdische Gemeinde in Maputo, Mosambik, die aber in der Unabhängigkeitszeit fast vollständig verschwand. Die Regierung hat die Synagoge von Maputo der jüdischen Gemeinde offiziell zurückgegeben, aber es gibt nur eine „kleine oder keine jüdische Gemeinde, sie zurückzufordern.“ [10]

[Bearbeiten] Siehe auch

  • Zehn verlorene Stämme
  • Islam und Judentum
  • Judentum und Christentum
  • British Uganda Program, britischer Vorschlag zur Schaffung eines jüdischen Staates in Ostafrika
  • Beta Israel
  • Juden von Nigeria
  • Bnai Ephraim
  • Lemba

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://www.digitalegypt.ucl.ac.uk/writing/hebrew.html
  2. http://www.kulanu.org
  3. http://www.haruth.com/JudenKamerun.htm
  4. http://kulanu.org/tutsi/Juden-Afrika.html
  5. http://www.mindspring.com/~jaypsand/mozambique.htm
  6. http://www.kulanu.org/timbuktu/timbuktu.html
  7. http://www.ugandamission.org/news/Abayudaya.htm
  8. http://www.timesnews.co.ke/16apr06/nwsstory/news5.html
  9. http://www.jewishsf.com/content/2-0-/module/displaystory/story_id/6085/edition_id/113/format/html/displaystory.html
  10. http://www.mindspring.com/~jaypsand/dispersed.htm

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] Allgemein

  • Wars of the Jews: A Military History from Biblical to Modern Times, Hipporcrene Books, New York, 1990, by Monroe Rosenthal and Isaac Mozeson
  • Jewish Communities in Exotic Places, Jason Aronson Inc., Jerusalem, by Ken Blady
  • Jews In Afrika: Old Black African Relations, Fact Paper 19-II, By Samuel Kurinsky
  • Jews in Places You Never Thought of, Ktav Publishing, by Karen Primak
  • Hebrewisms of West Afrika: From Nile to Niger With the Jews, The Dial Press, NY, 1931, by Joseph J. Williams

[Bearbeiten] Nordafrika

  • Jews in Afrika: Part 1 The Berbers and the Jews, by Sam Timinsky (Hebrew History Federation)
  • Tarikh es Soudan, Paris, 1900, by Abderrahman ben-Abdall es-Sadi (trad. O. Houdas)
  • The Jews of Timbuktu, Washington Jewish Week, December 30, 1999, by Rick Gold
  • Les Juifs à Tombouctou, or Jews of Timbuktu, Recueil de sources écrites relatives au commerce juif à Tombouctou au XIXe siècle, Editions Donniya, Bamako, 1999 by Professor Ismael Diadie Haidara

[Bearbeiten] Kanaanäisch-israelitische Gesellschaften Westafrikas

  • Johnson, Samuel: History of the Yorubas, London 1921.
  • Lange, Dierk: Ancient Kingdoms of West Africa, Dettelbach 2004.
  • Levtzion, N. und Th. Hopkins: Corpus of Early Arabic Sources for West African History, Cambridge 1981.

[Bearbeiten] Nigeria

[Bearbeiten] Kapverden und Guinea

  • Jews in Cape Verde and on the Guinea Coast, Paper presented at the University of Massachusetts-Dartmouth, February 11, 1996, by Richard Lobban

[Bearbeiten] Äthiopien

  • Stigma „Gojjam“: The Abbyssianian Pariah Orits, Guihon Books, University of Geneva, 1993, by Muse Tegegne

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Allgemein

[Bearbeiten] Lemba

[Bearbeiten] Nigeria und Uganda

Andere Sprachen